[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Herstellen
eines Effektgarnes aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn, welches Abschnitte
unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung aufweist.
[0002] Zum Stand der Technik zählt es bereits (JP-Hei-6-17337), aus mindestens einem endlosen,
synthetischen, thermoplastischen Filament bestehendes Garn absichtlich mit zufällig
oder regelmäßig verteilten Dickstellen zu versehen. Hierzu wird gemäß einer Ausführungsform
dieser bekannten Konstruktion das Filamentgarn um eine Rolle herumgeschlungen, welche
über mehrere Federn an einem Halteelement angeordnet ist. Im Zusammenwirken mit der
vom Filamentgarn umschlungenen Rolle und den Federn wird dem Filamentgarn in bestimmten
Abständen jeweils eine Dickstelle kraftschlüssig aufgegeben.
[0003] Weiterer Stand der Technik ist, in Chemiefasern Abschnitte mit unterschiedlichen
Schmelztemperaturen dadurch zu erzeugen, daß sie bei unter Wärmeeinwirkung erfolgendem
Recken in Abschnitten ihrer Länge nicht erwärmt werden (DE 38 41 525 A1). Zu diesem
Zweck sind Reckwalzen mit Nuten versehen, in deren Bereich die Filamente dann nicht
erwärmt werden. Es wird hierbei der Zweck verfolgt, Filamentgarne miteinander verschmelzen
zu können. Ein optischer Effekt von Dick-/Dünnstellen ist nicht beabsichtigt und auch
nicht erreichbar.
[0004] Neben dem vorgenannten Stand der Technik wurde außerdem bereits vorgeschlagen, daß
das Recken in mindestens zwei Reckfeldern mit unterschiedlichem Reckverhältnis erfolgt,
wobei die Aufteilung des Gesamtreckverhältnisses auf die beiden Reckfelder kurzzeitig
verändert wird (DE 195 29 315.0-26).
[0005] Eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens weist ein durch ein Eingangslieferwerk
und ein Ausgangslieferwerk begrenztes Reckfeld auf, wobei dazwischen eine dem Filamentgarn
im Reckfeld Wärme zuführende Vorrichtung angeordnet ist (DE 196 26 032). Diese wärmezuführende
Vorrichtung kann als mindestens eine über eine Drehachse angetriebene Scheibe mit
mindestens einem Bereich verminderten Radius in bezug auf die Drehachse ausgebildet
sein.
[0006] Die in der vorgenannten Weise im Filament verbliebenen Dickstellen weisen meist eine
gewisse Regelmäßigkeit, insbesondere in ihrer Anordnung entlang des Filamentgarns,
auf, d.h. daß ihre gegenseitigen Abstände gleich sind oder sich in einem gewissen
Zyklus wiederholen.
[0007] Dies kann in einem aus derartigen Filamentgarnen hergestellten Flächengebilde, wie
Geweben, Gewirken oder Gestricken, zu unerwünschten Moiré-Effekten führen. Aber auch
die Länge der Dickstelle selbst kann gleich, oder sich in einem Zyklus wiederholend,
ausgebildet sein.
[0008] Weiterhin haben derartige Dickstellen den Nachteil, daß ihre Licht- und Alterungsbeständigkeit
geringer ist als diejenigen von voll ausgereckten Filamentgarnen. Dies kann bei bestimmten
Artikeln, welche aus derartigen Garnen hergestellt sind, unzulässig sein.
[0009] Der Erfindung liegt entsprechend die Aufgabe zugrunde, die vorgenannten Nachteile
zu vermeiden, insbesondere auf einfache Weise Filamentgarne herzustellen, welche durch
unterschiedliches Recken bewirkte Effekte aufweisen und weitestgehend licht- und alterungsbeständig
sind.
[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch Nachrecken des nicht voll ausgereckte
Abschnitte aufweisenden Filamentgarns mit einem Reckgrad, durch welchen die nicht
voll ausgereckten Abschnitte zumindest annähernd voll ausgereckt werden. Es hat sich
damit überraschend gezeigt, daß einerseits Effektgarne mit deutlichen dicken oder
dünnen Abschnitten erzeugt werden können, welche in einem Flächengebilde, wie beispielsweise
Gewebe oder Gewirk/Gestrick, erkennbar sind und beispielsweise Leinen- oder Wildseidencharakter
erreichen. Andererseits sind durch die Erfindung auch Filamentgarne erzeugbar, bei
denen der Dickenunterschied zwischen den Abschnitten unterschiedlicher Dicke so gering
ist, daß er im Flächengebilde nicht in Erscheinung tritt. Flächengebilde mit derartigen
Garnen zeigen aber nach dem Anfärben sehr deutliche Farbeffekte, welche auf unterschiedlicher
Orientierung oder unterschieldicher Kristallinität in den unterschiedlicher Reckung
unterworfenen Abschnitten beruhen.
[0011] Die durch das volle Ausrecken oder Überrecken entstehenden Dünnstellen sind mit dem
bloßen Auge kaum von bereits vorher voll ausgereckten Abschnitten zu unterscheiden.
Der Effekt im Flächengebilde wird im wesentlichen durch unterschiedliche Farbaufnahme
der einen anderen Orientierungsgrad oder andere Kristallinität aufweisenden nachgereckten,
kaum erkennbar dünneren Abschnitte erzeugt.
[0012] Es hat sich ergeben, daß beim Herstellen eines Effektgarns bereits ein Nachrecken
genügt, um ein Effektgarn mit alterungsbeständigen, insbesondere lichtbeständigen
Effektabschnitten herzustellen.
[0013] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung können die Abschnitte unterschiedlicher Dicke
und/oder Orientierung durch unvollständiges Recken des nicht voll orientierten Filamentgarns,
durch wiederholtes Unterbrechen des Reckvorganges oder durch Erhöhen des Widerstandes
gegen das Recken erzeugt werden.
[0014] Eine Vorrichtung zum Herstellen eines Effektgarnes aus einem endlosen, synthetischen
Filamentgarn, welches Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung aufweist,
besitzt ein Reckfeld zum Erzeugen der vorgenannten Abschnitte, wobei an dieses Reckfeld
ein Nachreckfeld anschließt zum zumindest Nachrecken der im Reckfeld erzeugten Abschnitte.
[0015] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung kann an das Nachreckfeld eine Set-Zone anschließen,
in welcher die im Nachreckfeld bewirkte Orientierung der Moleküle des Filamentgarns
unter Wärmeeinwirkung fixiert wird, so daß sich diese Orientierung beispielsweise
durch die Wärmeeinwirkung bei einem Kochen (oder Färben in warmer Flotte oder warmen
Waschen), nicht mehr wesentlich verändern und nicht zu einem Schrumpfen des Garns
oder des Flächengebildes führen kann.
[0016] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen
näher beschrieben. In der Zeichnung zeigen:
- Fig. 1 bis 5
- verschiedene Ausführungsmoglichkeiten einer Vorrichtung zum Herstellen eines Effektgarns
aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn in schematischer Seitenansicht;
- Fig. 6
- ein Länge-/Masse-Diagramm eines im Reckfeld erzeugten Filaments mit Dickstellen und
- Fig. 7
- ein Länge-/Masse-Diagramm des im Nachreckfeld gereckten Filamentgarns.
[0017] In Fig. 1 durchläuft ein endloses, synthetisches Filamentgarn 1 ein Walzenpaar 2
mit einer abgeflachten Walze 2.1 und gelangt zu einem Reckfeld I, welches durch eine
nachgeordnete Galette 3 sowie das Walzenpaar 2 definiert ist. In diesem Reckfeld I
werden Dickstellen erzeugt. Das Reckverhältnis beträgt beispielsweise 1 : 1,45. Anschließend
wird das nicht voll ausgereckte Abschnitte aufweisende Filamentgarn 1' einem Nachreckfeld
II zugeführt, welches durch die Galette 3 und eine im Abstand davon angeordnete Galette
4 definiert ist. Hier erfolgt ein Recken im Verhältnis beispielsweise 1 : 1,10. In
diesem Nachreckfeld werden die nicht voll ausgereckten Abschnitte zumindest annähernd
voll ausgereckt. Es ergibt sich damit ein Effektgarn 1''.
[0018] Bei der Ausführungsform nach Fig. 2 wird statt des Walzenpaares 2 eine Galette 20
eingesetzt, welche im Abstand einer Galette 30 vorgeordnet ist. Es ergibt sich ein
Reckfeld I, in welchem sich eine wärmezuführende Vorrichtung 5 befinden kann, welche
beispielsweise als mindestens eine über eine Drehachse angetriebene, beheizte Scheibe
mit mindestens einem Bereich verminderten Radius in bezug auf die Drehachse ausgebildet
ist.
[0019] Das Nachreckfeld II wird durch die Galette 30 sowie eine nachgeordnete Galette 40
gebildet, so daß auch bei der Vorrichtung nach Fig. 2 wiederum nicht voll ausgereckte
Abschnitte des Filamentgarns 1' annähernd voll ausgereckt werden und sich ein Effektgarn
1'' ergibt.
[0020] Bei der Ausführungsform nach Fig. 3 finden analog der Ausführungsform nach Fig. 2
wiederum drei Galetten 20, 30 und 40 Anwendung, woraus sich das Reckfeld I und das
Nachreckfeld II ergibt. Die Dickstellen bleiben hier durch unvollständiges Recken
der Filamentgarne-Vorlage in Reckfeld I zurück.
[0021] Bei der Vorrichtung gemäß Fig. 4 wird dem Reckfeld I ein Vorreckfeld I.1 vorgeordnet,
d.h. vor der Galette 20 befindet sich im Abstand eine Galette 20.1. In diesem Vorreckfeld
I.1 erfolgt ein unvollständiges Recken des Filamentgarns 1 beispielsweise im Verhältnis
1 : 1,10. Im Reckfeld I kann sich wiederum analog der Ausführungsform nach Fig. 2
eine wärmezuführende Vorrichtung 5 befinden. Hier erfolgt ein Erhöhen der Zufälligkeit
der nicht voll ausgereckten Abschnitte. Das Reckverhältnis kann beispielsweise 1 :
1,45 betragen.
[0022] Die entstehenden Filamentgarne weisen einen sehr hohen Kochschrumpf auf. Um diesen
auf ein brauchbares Maß zurückzuführen, ist bei der Ausführungsform nach Fig. 5 dem
Nachreckfeld II, welches durch die im Abstand voneinander liegenden Galetten 30 und
40 definiert ist, eine Set-Zone III nachgeordnet. In der Set-Zone III befindet sich
eine Heizplatte 10, durch welche die im Nachreckfeld II bewirkte Orientierung der
Moleküle des Filamentgarns unter Wärmeeinwirkung fixiert wird, so daß sich diese Orientierung,
beispielsweise durch die Wärmeeinwirkung bei einem Kochen oder Färben in warmer Flotte
oder warmen Waschen, nur mehr geringfügig verändern und zu einem Schrumpfen des Garnes
oder des Flächengebildes führen kann.
[0023] Das Set-Verhältnis kann beispielsweise 1 : 0,9 betragen. Die erzeugten Filamentgarne
haben dann beispielsweise einen Kochschrumpf von etwa 8 bis 3 %, eine Dehnung von
ca. 25 % und eine Festigkeit von etwa 3,6 g/dtex. Anstelle einer Heizplatte 10 in
der Set-Zone III kann auch eine der beiden die Set-Zone begrenzenden Galette 40 oder
40.1 beheizt ausgebildet sein.
[0024] In Fig. 6 ist ein Länge-/Masse-Diagramm eines im Reckfeld I erzeugten Filamentgarns
1' mit den Dickstellen 14 dargestellt, wobei die Abszisse die Länge, die Ordinate
die Masse im Querschnitt eines Filaments wiedergibt. Die Dickstellen sind durch eine
Zunahme der Masse um das Maß h über deren Mittelwert und durch eine Länge b gekennzeichnet.
Diese Dickstellen definieren die nicht voll ausgereckten Abschnitte des Filamentgarns
1'.
[0025] Fig. 7 zeigt ein Länge-/Masse-Diagramm des im Nachreckfeld II gereckten Filamentgarns,
bei welchem die Dickstellen 14 in Dünnstellen 14' umgekehrt sind - da das Filamentgarn
gereckt ist, haben sich die Dünnstellen 14' etwas auf den Betrag b' verlängert. Statt
der Massenzunahme h liegt nunmehr eine Dünnstelle 14' mit einer Massenabnahme um das
Maß n vor. Es ergibt sich damit ein Effektgarn 1''.
[0026] Die Reckverhältnisse in den verschiedenen Reckzonen I.1, I und II können unterschiedlich
sein. Die vorgenannten Reckverhältnisse beziehen sich beispielsweise auf ein POY-Vorlage-Filament,
welches bei vollem Ausrecken zum Erreichen einer Restdehnung von 30 % eine Reckung
von insgesamt 1 : 1,62 erfordern würde.
[0027] POY-Vorlage-Filamente mit geringerer Vororientierung oder Endprodukte mit geringerer
Restdehnung erfordern höhere Reckfaktoren. Anstelle der Reckfaktoren in den einzelnen
Reckfeldern kann auch der Prozentsatz der Reckung in den verschiedenen Reckfeldern,
bezogen auf den Gesamtreckbedarf, angegeben werden. Zum Ausrecken der Dickstellen
14 in Dünnstellen 14' ist in jedem Fall durch eine der vorgenannten Vorrichtungen
ein Überrecken erforderlich, wobei das beim Ausrecken verbleibende Reckverhältnis
des als Vorlage-Filament dienenden POY überschritten werden muß.
1. Verfahren zum Herstellen eines Effektgarnes (1'') aus einem endlosen, synthetischen
Filamentgarn (1), welches Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung
aufweist, gekennzeichnet durch
Nachrecken des nicht voll ausgereckte Abschnitte aufweisenden Filamentgarns (1') mit
einem Reckgrad, durch welchen die nicht voll ausgereckten Abschnitte zumindest annähernd
voll ausgereckt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung durch unvollständiges
Recken des nicht voll orientierten Filamentgarns (1'), durch wiederholtes Unterbrechen
des Reckvorganges oder durch Erhöhen des Widerstandes gegen das Recken erzeugt werden.
3. Vorrichtung zum Herstellen eines Effektgarnes aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn,
welches Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung aufweist, mit einem
Reckfeld zum Erzeugen der Abschnitte,
dadurch gekennzeichnet,
daß an das Reckfeld (I) ein Nachreckfeld (II) anschließt zum zumindest Nachrecken
der im Reckfeld (I) erzeugten Abschnitte.
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Reckfeld (I) ein Vorreckfeld (I.1) vorgeordnet ist.
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß an das Nachreckfeld (II) eine Set-Zone (III) anschließt.
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Set-Zone (III) eine Heizplatte (10) angeordnet ist.
7. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine von zwei die Set-Zone (III) begrenzenden Galetten (40, 40.1) beheizbar ausgebildet
ist.