(19)
(11) EP 0 837 166 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.04.1998  Patentblatt  1998/17

(21) Anmeldenummer: 97116760.6

(22) Anmeldetag:  26.09.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6D02J 1/22
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE

(30) Priorität: 02.10.1996 DE 19640836

(71) Anmelder: Zinser Textilmaschinen GmbH
D-73058 Ebersbach/Fils (DE)

(72) Erfinder:
  • König, Günter
    73066 Uhingen (DE)

   


(54) Verfahren und Vorrichtung zum Herstellen eines Effektgarnes aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn


(57) Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Herstellen eines Effektgarns 1'' aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn 1, welches Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung aufweist. Es wird ein Nachrecken des nicht voll ausgereckte Abschnitte aufweisenden Filamentgarns 1' mit einem Reckgrad durchgeführt, durch welchen die nicht voll ausgereckten Abschnitte zumindest annähernd voll ausgereckt werden. Hierzu schließt an das Reckfeld I ein Nachreckfeld II an zum zumindest Nachrecken der im Reckfeld I erzeugten Abschnitte.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Herstellen eines Effektgarnes aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn, welches Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung aufweist.

[0002] Zum Stand der Technik zählt es bereits (JP-Hei-6-17337), aus mindestens einem endlosen, synthetischen, thermoplastischen Filament bestehendes Garn absichtlich mit zufällig oder regelmäßig verteilten Dickstellen zu versehen. Hierzu wird gemäß einer Ausführungsform dieser bekannten Konstruktion das Filamentgarn um eine Rolle herumgeschlungen, welche über mehrere Federn an einem Halteelement angeordnet ist. Im Zusammenwirken mit der vom Filamentgarn umschlungenen Rolle und den Federn wird dem Filamentgarn in bestimmten Abständen jeweils eine Dickstelle kraftschlüssig aufgegeben.

[0003] Weiterer Stand der Technik ist, in Chemiefasern Abschnitte mit unterschiedlichen Schmelztemperaturen dadurch zu erzeugen, daß sie bei unter Wärmeeinwirkung erfolgendem Recken in Abschnitten ihrer Länge nicht erwärmt werden (DE 38 41 525 A1). Zu diesem Zweck sind Reckwalzen mit Nuten versehen, in deren Bereich die Filamente dann nicht erwärmt werden. Es wird hierbei der Zweck verfolgt, Filamentgarne miteinander verschmelzen zu können. Ein optischer Effekt von Dick-/Dünnstellen ist nicht beabsichtigt und auch nicht erreichbar.

[0004] Neben dem vorgenannten Stand der Technik wurde außerdem bereits vorgeschlagen, daß das Recken in mindestens zwei Reckfeldern mit unterschiedlichem Reckverhältnis erfolgt, wobei die Aufteilung des Gesamtreckverhältnisses auf die beiden Reckfelder kurzzeitig verändert wird (DE 195 29 315.0-26).

[0005] Eine Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens weist ein durch ein Eingangslieferwerk und ein Ausgangslieferwerk begrenztes Reckfeld auf, wobei dazwischen eine dem Filamentgarn im Reckfeld Wärme zuführende Vorrichtung angeordnet ist (DE 196 26 032). Diese wärmezuführende Vorrichtung kann als mindestens eine über eine Drehachse angetriebene Scheibe mit mindestens einem Bereich verminderten Radius in bezug auf die Drehachse ausgebildet sein.

[0006] Die in der vorgenannten Weise im Filament verbliebenen Dickstellen weisen meist eine gewisse Regelmäßigkeit, insbesondere in ihrer Anordnung entlang des Filamentgarns, auf, d.h. daß ihre gegenseitigen Abstände gleich sind oder sich in einem gewissen Zyklus wiederholen.

[0007] Dies kann in einem aus derartigen Filamentgarnen hergestellten Flächengebilde, wie Geweben, Gewirken oder Gestricken, zu unerwünschten Moiré-Effekten führen. Aber auch die Länge der Dickstelle selbst kann gleich, oder sich in einem Zyklus wiederholend, ausgebildet sein.

[0008] Weiterhin haben derartige Dickstellen den Nachteil, daß ihre Licht- und Alterungsbeständigkeit geringer ist als diejenigen von voll ausgereckten Filamentgarnen. Dies kann bei bestimmten Artikeln, welche aus derartigen Garnen hergestellt sind, unzulässig sein.

[0009] Der Erfindung liegt entsprechend die Aufgabe zugrunde, die vorgenannten Nachteile zu vermeiden, insbesondere auf einfache Weise Filamentgarne herzustellen, welche durch unterschiedliches Recken bewirkte Effekte aufweisen und weitestgehend licht- und alterungsbeständig sind.

[0010] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch Nachrecken des nicht voll ausgereckte Abschnitte aufweisenden Filamentgarns mit einem Reckgrad, durch welchen die nicht voll ausgereckten Abschnitte zumindest annähernd voll ausgereckt werden. Es hat sich damit überraschend gezeigt, daß einerseits Effektgarne mit deutlichen dicken oder dünnen Abschnitten erzeugt werden können, welche in einem Flächengebilde, wie beispielsweise Gewebe oder Gewirk/Gestrick, erkennbar sind und beispielsweise Leinen- oder Wildseidencharakter erreichen. Andererseits sind durch die Erfindung auch Filamentgarne erzeugbar, bei denen der Dickenunterschied zwischen den Abschnitten unterschiedlicher Dicke so gering ist, daß er im Flächengebilde nicht in Erscheinung tritt. Flächengebilde mit derartigen Garnen zeigen aber nach dem Anfärben sehr deutliche Farbeffekte, welche auf unterschiedlicher Orientierung oder unterschieldicher Kristallinität in den unterschiedlicher Reckung unterworfenen Abschnitten beruhen.

[0011] Die durch das volle Ausrecken oder Überrecken entstehenden Dünnstellen sind mit dem bloßen Auge kaum von bereits vorher voll ausgereckten Abschnitten zu unterscheiden. Der Effekt im Flächengebilde wird im wesentlichen durch unterschiedliche Farbaufnahme der einen anderen Orientierungsgrad oder andere Kristallinität aufweisenden nachgereckten, kaum erkennbar dünneren Abschnitte erzeugt.

[0012] Es hat sich ergeben, daß beim Herstellen eines Effektgarns bereits ein Nachrecken genügt, um ein Effektgarn mit alterungsbeständigen, insbesondere lichtbeständigen Effektabschnitten herzustellen.

[0013] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung können die Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung durch unvollständiges Recken des nicht voll orientierten Filamentgarns, durch wiederholtes Unterbrechen des Reckvorganges oder durch Erhöhen des Widerstandes gegen das Recken erzeugt werden.

[0014] Eine Vorrichtung zum Herstellen eines Effektgarnes aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn, welches Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung aufweist, besitzt ein Reckfeld zum Erzeugen der vorgenannten Abschnitte, wobei an dieses Reckfeld ein Nachreckfeld anschließt zum zumindest Nachrecken der im Reckfeld erzeugten Abschnitte.

[0015] In weiterer Ausgestaltung der Erfindung kann an das Nachreckfeld eine Set-Zone anschließen, in welcher die im Nachreckfeld bewirkte Orientierung der Moleküle des Filamentgarns unter Wärmeeinwirkung fixiert wird, so daß sich diese Orientierung beispielsweise durch die Wärmeeinwirkung bei einem Kochen (oder Färben in warmer Flotte oder warmen Waschen), nicht mehr wesentlich verändern und nicht zu einem Schrumpfen des Garns oder des Flächengebildes führen kann.

[0016] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispielen näher beschrieben. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1 bis 5
verschiedene Ausführungsmoglichkeiten einer Vorrichtung zum Herstellen eines Effektgarns aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn in schematischer Seitenansicht;
Fig. 6
ein Länge-/Masse-Diagramm eines im Reckfeld erzeugten Filaments mit Dickstellen und
Fig. 7
ein Länge-/Masse-Diagramm des im Nachreckfeld gereckten Filamentgarns.


[0017] In Fig. 1 durchläuft ein endloses, synthetisches Filamentgarn 1 ein Walzenpaar 2 mit einer abgeflachten Walze 2.1 und gelangt zu einem Reckfeld I, welches durch eine nachgeordnete Galette 3 sowie das Walzenpaar 2 definiert ist. In diesem Reckfeld I werden Dickstellen erzeugt. Das Reckverhältnis beträgt beispielsweise 1 : 1,45. Anschließend wird das nicht voll ausgereckte Abschnitte aufweisende Filamentgarn 1' einem Nachreckfeld II zugeführt, welches durch die Galette 3 und eine im Abstand davon angeordnete Galette 4 definiert ist. Hier erfolgt ein Recken im Verhältnis beispielsweise 1 : 1,10. In diesem Nachreckfeld werden die nicht voll ausgereckten Abschnitte zumindest annähernd voll ausgereckt. Es ergibt sich damit ein Effektgarn 1''.

[0018] Bei der Ausführungsform nach Fig. 2 wird statt des Walzenpaares 2 eine Galette 20 eingesetzt, welche im Abstand einer Galette 30 vorgeordnet ist. Es ergibt sich ein Reckfeld I, in welchem sich eine wärmezuführende Vorrichtung 5 befinden kann, welche beispielsweise als mindestens eine über eine Drehachse angetriebene, beheizte Scheibe mit mindestens einem Bereich verminderten Radius in bezug auf die Drehachse ausgebildet ist.

[0019] Das Nachreckfeld II wird durch die Galette 30 sowie eine nachgeordnete Galette 40 gebildet, so daß auch bei der Vorrichtung nach Fig. 2 wiederum nicht voll ausgereckte Abschnitte des Filamentgarns 1' annähernd voll ausgereckt werden und sich ein Effektgarn 1'' ergibt.

[0020] Bei der Ausführungsform nach Fig. 3 finden analog der Ausführungsform nach Fig. 2 wiederum drei Galetten 20, 30 und 40 Anwendung, woraus sich das Reckfeld I und das Nachreckfeld II ergibt. Die Dickstellen bleiben hier durch unvollständiges Recken der Filamentgarne-Vorlage in Reckfeld I zurück.

[0021] Bei der Vorrichtung gemäß Fig. 4 wird dem Reckfeld I ein Vorreckfeld I.1 vorgeordnet, d.h. vor der Galette 20 befindet sich im Abstand eine Galette 20.1. In diesem Vorreckfeld I.1 erfolgt ein unvollständiges Recken des Filamentgarns 1 beispielsweise im Verhältnis 1 : 1,10. Im Reckfeld I kann sich wiederum analog der Ausführungsform nach Fig. 2 eine wärmezuführende Vorrichtung 5 befinden. Hier erfolgt ein Erhöhen der Zufälligkeit der nicht voll ausgereckten Abschnitte. Das Reckverhältnis kann beispielsweise 1 : 1,45 betragen.

[0022] Die entstehenden Filamentgarne weisen einen sehr hohen Kochschrumpf auf. Um diesen auf ein brauchbares Maß zurückzuführen, ist bei der Ausführungsform nach Fig. 5 dem Nachreckfeld II, welches durch die im Abstand voneinander liegenden Galetten 30 und 40 definiert ist, eine Set-Zone III nachgeordnet. In der Set-Zone III befindet sich eine Heizplatte 10, durch welche die im Nachreckfeld II bewirkte Orientierung der Moleküle des Filamentgarns unter Wärmeeinwirkung fixiert wird, so daß sich diese Orientierung, beispielsweise durch die Wärmeeinwirkung bei einem Kochen oder Färben in warmer Flotte oder warmen Waschen, nur mehr geringfügig verändern und zu einem Schrumpfen des Garnes oder des Flächengebildes führen kann.

[0023] Das Set-Verhältnis kann beispielsweise 1 : 0,9 betragen. Die erzeugten Filamentgarne haben dann beispielsweise einen Kochschrumpf von etwa 8 bis 3 %, eine Dehnung von ca. 25 % und eine Festigkeit von etwa 3,6 g/dtex. Anstelle einer Heizplatte 10 in der Set-Zone III kann auch eine der beiden die Set-Zone begrenzenden Galette 40 oder 40.1 beheizt ausgebildet sein.

[0024] In Fig. 6 ist ein Länge-/Masse-Diagramm eines im Reckfeld I erzeugten Filamentgarns 1' mit den Dickstellen 14 dargestellt, wobei die Abszisse die Länge, die Ordinate die Masse im Querschnitt eines Filaments wiedergibt. Die Dickstellen sind durch eine Zunahme der Masse um das Maß h über deren Mittelwert und durch eine Länge b gekennzeichnet. Diese Dickstellen definieren die nicht voll ausgereckten Abschnitte des Filamentgarns 1'.

[0025] Fig. 7 zeigt ein Länge-/Masse-Diagramm des im Nachreckfeld II gereckten Filamentgarns, bei welchem die Dickstellen 14 in Dünnstellen 14' umgekehrt sind - da das Filamentgarn gereckt ist, haben sich die Dünnstellen 14' etwas auf den Betrag b' verlängert. Statt der Massenzunahme h liegt nunmehr eine Dünnstelle 14' mit einer Massenabnahme um das Maß n vor. Es ergibt sich damit ein Effektgarn 1''.

[0026] Die Reckverhältnisse in den verschiedenen Reckzonen I.1, I und II können unterschiedlich sein. Die vorgenannten Reckverhältnisse beziehen sich beispielsweise auf ein POY-Vorlage-Filament, welches bei vollem Ausrecken zum Erreichen einer Restdehnung von 30 % eine Reckung von insgesamt 1 : 1,62 erfordern würde.

[0027] POY-Vorlage-Filamente mit geringerer Vororientierung oder Endprodukte mit geringerer Restdehnung erfordern höhere Reckfaktoren. Anstelle der Reckfaktoren in den einzelnen Reckfeldern kann auch der Prozentsatz der Reckung in den verschiedenen Reckfeldern, bezogen auf den Gesamtreckbedarf, angegeben werden. Zum Ausrecken der Dickstellen 14 in Dünnstellen 14' ist in jedem Fall durch eine der vorgenannten Vorrichtungen ein Überrecken erforderlich, wobei das beim Ausrecken verbleibende Reckverhältnis des als Vorlage-Filament dienenden POY überschritten werden muß.


Ansprüche

1. Verfahren zum Herstellen eines Effektgarnes (1'') aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn (1), welches Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung aufweist, gekennzeichnet durch
Nachrecken des nicht voll ausgereckte Abschnitte aufweisenden Filamentgarns (1') mit einem Reckgrad, durch welchen die nicht voll ausgereckten Abschnitte zumindest annähernd voll ausgereckt werden.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung durch unvollständiges Recken des nicht voll orientierten Filamentgarns (1'), durch wiederholtes Unterbrechen des Reckvorganges oder durch Erhöhen des Widerstandes gegen das Recken erzeugt werden.
 
3. Vorrichtung zum Herstellen eines Effektgarnes aus einem endlosen, synthetischen Filamentgarn, welches Abschnitte unterschiedlicher Dicke und/oder Orientierung aufweist, mit einem Reckfeld zum Erzeugen der Abschnitte,
dadurch gekennzeichnet,
daß an das Reckfeld (I) ein Nachreckfeld (II) anschließt zum zumindest Nachrecken der im Reckfeld (I) erzeugten Abschnitte.
 
4. Vorrichtung nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Reckfeld (I) ein Vorreckfeld (I.1) vorgeordnet ist.
 
5. Vorrichtung nach Anspruch 3 oder 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß an das Nachreckfeld (II) eine Set-Zone (III) anschließt.
 
6. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß in der Set-Zone (III) eine Heizplatte (10) angeordnet ist.
 
7. Vorrichtung nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß eine von zwei die Set-Zone (III) begrenzenden Galetten (40, 40.1) beheizbar ausgebildet ist.
 




Zeichnung










Recherchenbericht