[0001] Die Erfindung betrifft ein Antennensystem für eine Rakete etwa der Gattung, die in
der DE 43 25 218 A1 näher dargestellt ist. Es handelt sich um eine hinsichtlich Reichweite
und Abgabepräzision leistungsgesteigerte Artillerie-Rakete des eingeführten Systems
MLRS/MARS zum Verbringen von Submunitionen. Da der Übergung aus einer ballistischen
Bahn in eine mittels aerodynamischer Hilfsmittel gestreckte Bahn mit der Reichweitensteigerung
an sich zu einer vergrößerten Streuung bei der Ablieferung der Submunitionen führt
ist nach jener gattungsbildenden Vorveröffentlichung vorgesehen, mittels der von Navigationssatelliten
verbreiteten aktuellen Systeminformationen die aktuelle Fluggeschwindigkeit und Flugzeit
zu bestimmen und daraus eine verbesserte Flugweiteninformation abzuleiten oder sogar
aus den Navigationsinformationen unmittelbar fortlaufend die momentan erreichte Position
zu bestimmen, um damit den vorgegebenen Ablieferungspunkt präzise ansteuern zu können.
[0002] Für die Realisierung nachteilig ist bei einem derartigen System, daß die Rakete keine
stabile Lage im Raum einnimmt, in der Regel sogar zum Ausgleich von Abgangsstörungnen
rotiert. Der Satellitenempfänger, der die demodulierten und dekodierten aktuellen
Ortsinformationen als Navigations-Istwerte in den Flugregler einspeist, muß deshalb
außer den Nutzinformationen in größerem Umfange auch Störinformationen verarbeiten,
wie sie insbesondere dann von der Antenne aufgenommen werden, wenn diese nicht über
den Horizont (in Richtung auf Navigationssatelliten) gerichtet ist, sondern von den
Satelliten fort und dann insbesondere Bodenstörungen (Clutter/Jammer) erfaßt. Solche
Unterbrechungen der von den Satelliten zu empfingenden Navigationsinformationen haben
zur Folge, daß die laufende Erfassung der Trägerphase immer wieder unterbrochen wird,
die aber beispielsweise für eine genaue Dopplermessung dem Phasenregelkreises (PLL)
kontinuierlich zur Verfügung stehen müßte. Eine solche Unterbrechung des PLL-Betriebes
hat starke negative Auswirkrungen auf die Präzision der Navigationsmessung an Bord
der Rakete.
[0003] In Erkenntnis dieser Gegebenheiten liegt vorliegender Erfindung deshalb die Aufgabe
zugrunde, für den eingangs beschriebenen Anwendungsfall eine störbefreite kontinuierliche
Navigationsmessung zu eröffnen.
[0004] Diese Aufgabe ist erfindungsgemäß im wesentlichen dadurch gelöst, daß die Rakete
mit einem Antennensystem gemäß dem Hauptanspruch ausgestattett wird.
[0005] Nach dieser Lösung ist gewissermaßen durch gleitende Zusammenfassung von Antennen-Sektoren
eine gegen die Rotation der Rakete rotierende und somit im Ergebnis trotz des rollenden
Trägersystems - ohne den Aufwand einer raumstabilisierten Plattform für ein hemisphärisch
stabilisiertes Antennen-Richtdiagramm - eine raumstabile Antennencharateristik geschaffen,
wodurch bodengestützte Störer nicht mehr in die Auswertung eingehen, weil die Antenne
nun nur noch im wesentlichen aus der oberen Hemisphäre, also insbesondere von Navigationssatelliten
empfangene Informationen verarbeitet. Dafür ist ein Multiplexer nach Art eines gegensinnig
zur Raketenrotation drehenden Abtastschalters realisiert, über den eine Anzahl nebeneinander
gelegener und nicht gerade in Richtung auf die Erde weisender Antennen über einen
Summierverstärker auf den Navigationsempfänger geschaltet werden, so daß dieser nun
die Satelliten-Informationen kontinuierlich und insbesondere nicht mehr durch Bodenstöreinflüsse
unterbrochen aufnimmt.
[0006] Zweckmäßigerweise ist jede der nebeneinander längs der Peripherie der Raketenhülle
angeordneten Höchstfrequenzantennen derart zweiteilig aufgebaut, daß eine größere
metallisierte Fläche angenähert auf die Mittenfrequenz der niedrigeren und eine dementsprechende
kleinere metallisierte Fläche auf die Mittenfrequenz der höheren der beiden frequenzmodulierten
Träger für die Navigationssatelliteninformation abgestimmt ist. Um nicht zu große
Flächen zu benötigen, erfolgt keine Auslegung auf Resonanz, sondern die fehlabgeglichenen
Antennen werden über ein bandbreitenvergrößerndes Koppelnetzwerk zusammengeschaltet,
welches im Zwischenraum zwischen den beiden in Achsrichtung der Rakete distanziert
zueinander benachbarten Antennenflächen auf dem gleichen Dielektrikumssubstrat als
geätzte Leiterbahnenstruktur ausgebildet ist.
[0007] Zusätzliche Alternativen und Weiterbildungen sowie weitere Merkmale und Vorteile
der Erfindung ergeben sich aus den weiteren Ansprüchen und auch unter Berücksichtigung
der Darlegungen in der abschließenden Zusammenfassung, aus nachstehender Beschreibung
eines in der Zeichnung unter Beschränkung auf das Wesentliche abstrahiert und nicht
maßstabsgerecht skizzierten bevorzugten Realisierungsbeispiels zur erfindungsgemäßen
Lösung. In der Zeichnung zeigt:
- Fig. 1
- in abgebrochener perspektivischer Darstellung eine Rakete mit auf ihrer Hülle applizierten,
in Abhängigkeit von der momentanen Roll-Lage einschaltbaren Höchstfrequenz-Antennen
und
- Fig. 2
- in detaillierterer Darstellung eine der in Fig. 1 skizzierten Antennen einschließlich
ihres Anschlusses an einen Navigationsempfänger.
[0008] Bei der Rakete 11 handelt es sich hinsichtlich apparativer Ausstattung und funktionaler
Einsatzmöglichkeiten vorzugsweise um eine solche, wie sie in der gattungsbildenden
DE-OS 43 25 218 näher beschrieben ist. Ihr Flugregler 12 wird aus einem Navigationsempfänger
13 mit aktuellen Positionsdaten 14 gespeist, die aus den Systeminformationen 15 in
zwei gegeneinander versetzten Frequenzbändern 15.1 und 15.2 eines erdumspannenden
Netzes von Navigationssatelliten 16 gewonnen werden.
[0009] Für die Aufnahme dieser Höchstfrequenzenergie, mit welcher der Empfänger 13 gespeist
wird, ist die Hülle 17 der Rakete 11 längs eines umlaufenden Streifens mit einer Anzahl
von Antennen 18 bestückt. Jede Antenne 18 stellt ein schwingfähiges, wenigstens angenähert
auf Resonanz abgestimmtes (also Hochfrequenz abstrahlendes bzw. absorbierendes) System
aus wenigstens einer elektrisch leitenden Fläche 19 auf einem Dielektrikum 20 dar,
etwa eine kaschierte oder gesputterte Metallschicht auf einem Teflon-Träger. Eine
Anzahl derartiger Antennen 18 umgibt die Raketen-Hülle 17 an gegeneinander isolierten,
peripher gegeneinander versetzten Positionen, wie in der Ansicht der Fig. 1 skizziert.
Daraus ergibt sich, daß während des Fluges der Rakete 11 ein Teil der Antennen 18
- mehr oder weniger von der Vertikalen abweichend - gegen den Boden 21 gerichtet ist,
während die an der Hülle 17 diametral gegenüberliegenden Antennen 18 mit ihren Antennencharakteristiken
(Wirkrichtungen) mehr oder weniger exakt auf einen der über dem Horizont erfaßbaren
Satelliten 16 gerichtet ist. Da die Rakete 11 auf ihrer Bahn 22 eine Rotation 23 um
ihre Längsachse 24 vollführt - insbesondere um Abgangsstörungen beim Eintritt in die
ballistische Flugbahn 22 zu kompensieren - , ist die Orientierung der einzelnen Antennen
18 im Raum nicht konstant, sondern jede der Antennen 18 ist abwechselnd in den oberen
Halbraum (zu den Satelliten 16 hin) oder in den unteren Halbraum (zum Boden 21 hin)
gerichtet. Letztere sollen keinen oder wenigstens keinen wesentlichen Beitrag für
die Funktion des Navigationsempfängers 13 liefern, weil sie Satellitensysteminformationen
15 allenfalls über Reflexionserscheinungen aufnehmen könnten, und da sie im übrigen
durch vom Boden 21 ausgehende Rausch- und Störeinflüsse sogar die Auswertung der direkt
von den Satelliten 16 aufgenommenen Navigationsinformationen 15 im Empfänger 13 überlagern
und dadurch stören. Deshalb ist zwischen den Antennen 18 und dem Empfänger 13 ein
lageabhängiger Multiplexer 25 vorgesehen, der nur die Empfangssignale von den einander
benachbarten Antennen 18, die gerade den oberen Halbraum erfassen, über einen Summierverstärker
26 in den Navigationsempfänger 13 einspeist, wie in Fig. 2 symbolisch vereinfacht
dargestellt.
[0010] Für diese Antennenselektion wird der Multiplexer 25 von einem Roll-Lagesensor 27
gesteuert, bei dem es sich im Prinzip etwa um ein Pendelpotentiometer oder um einen
gleichwirkenden elektrooptischen Fühler handeln kann. Der bewirkt also, daß die Abtastfunktion
des Multiplexers 25 gegensinnig zur Raketen-Rotation 23 verläuft und somit der Empfänger
13 im wesentlichen nur aus Antennen 18 gespeist wird, die gute Aussicht auf direkten
Kontakt zu einem der hinreichend hoch über dem Horizont stehenden Navigationssatelliten
16 haben.
[0011] Bei der eigeführten GPS-Navigation senden die Satelliten 16 korrelierte Informationen
15 auf zwei Trägerfrequenzen. Im Interesse eines günstigen Antennengewinns bei vertretbaren
Antennenabmessungen, um hinreichend viele Antennen 18 längs des Umfangs der Rakete
11 nebeneinander anordnen zu können, wird zweckmäßigerweise auf eine derart breitbandige
Antennenstruktur, daß beide Trägerfrequenzen davon erfaßt werden könnten, verzichtet.
Statt dessen weist jede Antenne 18 auf einem gemeinsamen Substrat (Dielektrikum 20)
in Richtung der Längsachse 24 der Rakete 11 gegeneinander versetzt zwei rechteckig
berandete Flächen 19.1, 19.2 auf, die kleinere auf die Mittenfrequenz der kürzeren
Wellenlängen (höhere Trägerfrequenz) und die größere auf die Mittenfrequenz der längeren
Wellen (niedrigere Trägerfrequenz) abgestimmt. Die beiden Antennenleistungen werden
über ein ebenfalls als Leitermuster auf dem Dielektrikum 20 ausgebildetes Koppelnetzwerk
29 zusammengefaßt, das jeweils zwischen den beiden Antennenflächen 19.1/19.2 einer
Antenne 18 angeordnet und zugleich als Diplexer ausgelegt ist, also zur Bandbreiten-Vergrößerung
der Antennencharakteristiken in Hinblick auf die Frequenzmodulation der beiden Trägerfrequenzen
für die Satelliten-Systeminformationen 15. Im Verlauf des Diplexer-Leitermusters dieses
Koppelnetzwerkes 29 liegt auch der Koppelpunkt 30 zum Anschluß der Antenne 18 an den
lagegesteuerten Multiplexer 25.
[0012] So ist eine kompakte, insgesamt breitbandige Zweifrequenz-Antenne 18 geschaffen,
die sich über ein begrenztes Bogenstück längs des Umfangs der Raketen-Hülle 17 erstreckt
und somit einen Raumwinkel orthogonal zur Raketen-Längsachse 24 erfaßt, dessen Größe
von der Bogenlänge und der Bogenkrümmung dieser auf die Raketenhülle 17 aufgebrachten
Antenne 18 abhängt, mit Abschaltung dieser Antenne 18 über den Multiplexer 25, wenn
ihre Charakteristik bei der momentanen räumlichen Lage der Rakete 11 gerade nicht
in den oberen Halbraum (von dem Boden 21 fort) ausgerichtet ist.
1. Antennensystem für eine satellitengestützt navigierende Rakete (11),
dadurch gekennzeichnet,
daß längs des Umfanges der Raketen-Hülle (17) mehrere Antennen (18) nebeneinander
angeordnet und über einen roll-lageabhängig fortschaltenden Multiplexer (25) auf einen
Navigationsempfänger (13) geschaltet sind.
2. Antennensystem nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Multiplexer (25) mehrere peripher nebeneinander versetzt angeordnete Antennen
(18) über einen Summierverstärker (26) auf den Navigationsempfänger (13) schaltet.
3. Antennensystem nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Lage-Sensor (27) für die Weiterschaltung des Multiplexers (25) vorgesehen
ist.
4. Antennensystem nach Anspruch 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß ein Schwerkraft-Lagesensor (27) vorgesehen ist.
5. Antennensystem nach einem der vorangehenden Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet,
daß jede Antenne (18) aus zwei elektrisch leitenden Flächen (19.1, 19.2) aufweist,
welche jeweils wenigstens angenähert auf die Mittenfrequenz einer von zwei Satelliten-Trägerfrequenzen
abgestimmt sind.
6. Antennensystem nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß die leitenden Flächen (19.1, 19.2) auf einem gemeinsamen Dielektrikum (20) ausgebildet
sind.
7. Antennensystem nach Anspruch 5 oder 6,
dadurch gekennzeichnet,
daß im Zwischenraum zwischen den beiden Flächen (19.1, 19.2) auf dem Dielektrikum
ein Koppelnetzwerk (29) mit gemeinsamem Koppelpunkt (30) zum Anschluß der Antenne
(18) an den Multiplexer (25) ausgebildet ist.
8. Antennensystem nach einem der Ansprüche 5 bis 7,
dadurch gekennzeichnet,
daß das Koppelnetzwerk (29) zugleich als bandbreitenvergrößernder Diplexer ausgelegt
ist.