[0001] Die Erfindung betrifft eine Hochwasserschutzwand mit zumindest einer in den Boden
bzw. ein angepaßtes Fundament eingelassenen, wasserdicht ausgebildeten und nur nach
oben hin offenen Wanne, die ein Schutzwandsegment umschließt, das hydraulisch nach
oben aus der Wanne ausfahrbar bzw. nach unten in die Wanne einfahrbar ist, in voll
ausgefahrenem Zustand mit einem Bodenflansch dichtend an einer unteren Dichtung eines
Wannenabdeckflansches anliegt, der die Oberseite der Wanne bis auf eine Durchtrittsöffnung
für das Schutzwandsegment verschließt, in voll eingefahrenem Zustand mit einem oberen
Deckel die genannte Durchtrittsöffnung bündig abschließt und auf einem Schwimmer ruht,
dessen Außenkontur der Wannen-Innenkontur entspricht, und der an der Innenwandung
der Wanne höhenverschiebbar geführt ist, wobei im Wannenboden unterhalb des Schwimmers
ein steuerbarer Wasserzulauf einer Druckwasserleitung zum Fluten der Wanne und ein
steuerbarer Wasserablauf zur Wannenentleerung vorgesehen und die ausgefahrenen Wandelemente
gegeneinander abgedichtet sind.
[0002] Eine derartige Ausführungsform läßt sich der DE 44 37 098 A1 entnehmen. In dieser
Vorveröffentlichung ist zwar angegeben, daß zwischen den Schutzwandsegmenten Dichtelemente
vorgesehen sein sollen, eine Lösung hierfür ist jedoch nicht angegeben.
[0003] Die DE 40 08 813 A1 offenbart ein Flüssigkeitsschott für Räume mit bodenebenen Mauerdurchbrüchen.
Um die Hallen so ausbilden zu können, daß sie selbst als Auffangbecken für Löschwasser
dienen, wird in dieser Vorveröffentlichung vorgeschlagen, für jeden der Mauerdurchbrüche
eine mindestens den unteren Teil überdeckende Absperrplatte mit einer bodenparallelen
Dichtung vorzusehen, die an beiden Seiten bis in Höhe der Rückhaltung durchgeführt
ist. Vorgesehen ist hierfür eine mechanische Bodendichtung in Form eines Dichtungsschlauches,
der in seiner inaktiven Stellung in einer Bodennut versenkt und zu seiner Aktivierung
nach unten aus der Nut herausgeschwenkt und dichtend gegen den Boden gedrückt wird.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, für eine sich nur temporär einsetzbare
und raumsparend ausgebildete Hochwasserschutzwand eine zuverlässige, dem Wasserdruck
standhaltende Abdichtung zwischen den Schutzwandsegmenten zu entwickeln.
[0005] Ausgehend von der eingangs beschriebenen Hochwasserschutzwand wird diese Aufgabe
erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß daß das Schutzwandsegment auf zumindest einer
seiner beiden Stirnseiten mit einer sich über die Wandhöhe erstreckenden, horizontal
in Wandlängsrichtung ausfahr- bzw. einziehbaren Dichtleiste bestückt ist, die bei
voll ausgefahrenem Schutzwandsegment abdichtend zur Anlage an die Stirnwand eines
in Wandlängsrichtung benachbarten Schutzwandsegmentes gebracht werden kann, wobei
die Steuerung der Dichtleiste über mehrere, über die Wandhöhe verteilt angeordnete,
pneumatisch ansteuerbare Kolben-Zylinder-Einheiten erfolgt, deren Kolbenstange jeweils
durch den U-Steg eines U-Profils geführt ist, das die zumindest eine Stirnseite des
Schutzwandsegmentes bildet und die Dichtleiste in eingezogenem Zustand umschließt.
[0006] Dabei ist es zweckmäßig, wenn der Zylinder des doppelt wirkenden Kolbens mit seinem
einen Ende am U-Steg des U-Profils anliegt und mit diesem Zylinderabschnitt an eine
Druckluftleitung angeschlossen, mit seinem anderen Ende an ein lotrechtes Hohlprofil
angeschlossen und hierüber mit Druckluft beaufschlagbar ist.
[0007] Ferner ist es vorteilhaft, wenn der Schwimmer durch einen Hohlkörper gebildet ist,
der auf seiner Oberseite durch den Bodenflansch des Schutzwandsegmentes abgeschlossen
ist, auf seiner Unterseite eine Öffnung aufweist und mit Luft befüllt ist.
[0008] Weitere Merkmale der Erfindung sind Gegenstand der Unteransprüche und werden in Verbindung
mit Vorteilen der Erfindung anhand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert.
[0009] Die erfindungsgemäße Hochwasserschutzwand läßt sich im Bedarfsfall schnell in ihre
Arbeitsstellung verfahren, ist aber während der übrigen Zeit unsichtbar, nimmt also
keinen Platz weg und stellt kein Sichthindernis dar. Der Grundflächenbedarf ist im
Vergleich zu Deich- oder Wallanlagen außerordentlich gering.
[0010] In der Zeichnung ist eine als Beispiel dienende Ausführungsform der Erfindung dargestellt.
Es zeigen:
- Figur 1
- einen lotrechten Schnitt durch die Schmalseite einer sich in abgesenktem Zustand befindlichen
Hochwasserschutzwand;
- Figur 2a/2b
- in vergrößertem Maßstab den oberen Bereich der Figur 1;
- Figur 3
- in vergrößertem Maßstab den unteren Abschnitt der Figur 1;
- Figur 4
- in schematischer Darstellung eine Draufsicht auf das abgesenkte Schutzwandsegment
gemäß Figur 1;
- Figur 5
- im Ausschnitt einen lotrechten Längsschnitt durch die Endbereiche zweier nebeneinander
angeordneter Schutzwandsegmente, die weitgehend aber noch nicht vollständig in ihre
Arbeitsstellung ausgefahren sind;
- Figur 6
- einen Horizontalschnitt durch den linken Stirnbereich eines mit einer Dichtleiste
bestückten Schutzwandsegmentes und
- Figur 7
- in einer Darstellung gemäß Figur 6, aber in verkleinertem Maßstab, die Stirnbereiche
zweier aneinandergrenzender Schutzwandsegmente.
[0011] Gemäß Figur 1 ist eine Wanne 1 in einen Stahlbeton-Grundbaustein 2 eingelassen. Die
Wanne 1 ist nach oben hin offen, im übrigen aber wasserdicht ausgebildet und umschließt
ein Schutzwandsegment 3, das auf einem Schwimmer 4 ruht. Dieser Schwimmer 4 ist durch
einen Hohlkörper gebildet, der auf seiner Oberseite durch einen Bodenflansch 5 des
Schutzwandsegmentes 3 abgeschlossen ist und auf seiner Unterseite eine Öffnung 6 aufweist,
im übrigen aber mit Luft gefüllt ist. Der Bodenflansch 5 entspricht in sei ner Außenkontur
der Innenkontur der Wanne 1 und ist an der Innenwandung dieser Wanne 1 höhenverschiebbar
geführt.
[0012] Ein Wannenabdeckflansch 7 schließt die Oberseite der Wanne 1 bis auf eine Durchtrittsöffnung
8 für das Schutzwandsegment 3 ab. Bei dem in Figur 1 dargestellten voll eingefahrenen
Zustand des Schutzwandsegmentes 3 schließt dieses mit einem oberen Deckel 9 die mit
einer O-Ring-Deckeldichtung 10 versehene Durchtrittsöffnung 8 bündig und abdichtend
ab, so daß die Wanne 1 mit ihren Einbauten gegen Umwelteinflüsse abgedichtet ist.
In voll ausgefahrenem Zustand liegt das Schutzwandsegment 3 mit seinem Bodenflansch
5 dichtend an einer unteren Dichtung 11 des Wannenabdeckflansches 7 an.
[0013] Im Wannenboden 1a sind unterhalb des Schwimmers 4 ein steuerbarer Wasserzulauf 12
einer Druckwasserleitung 13 zum Fluten der Wanne 1 und ein steuerbarer Wasserablauf
14 zur Wannenentleerung vorgesehen. Für die Druckwasserleitung 13 ist in einem über
einen Schachtdeckel 15 verschließbaren Versorgungsschacht 16 ein Absperrhahn 17 vorgesehen.
[0014] Eine erfindungsgemäße Hochwasserschutzwand wird sich in der Regel aus mehreren der
in Figur 4 in Draufsicht gezeigten, in Längsrichtung aneinandergereihten Einheiten
zusammensetzen. Zur abdichtenden Überbrückung des Spaltes zwischen den benachbarten
Stirnseiten zweier ausgefahrener Schutzwandsegmente weist zumindest eines der beiden
Schutzwandsegmente 3 auf zumindest einer seiner beiden Stirnseiten eine sich über
die Wandhöhe erstreckende, horizontal in Wandlängsrichtung aus fahr- bzw. einziehbare
Dichtleiste 18 auf, die bei voll ausgefahrenem Schutzwandsegment 3 abdichtend zur
Anlage an der Stirnwand des benachbarten Schutzwandsegmentes gebracht werden kann.
[0015] Figur 6 läßt erkennen, daß die mit der Dichtleiste 18 bestückte Stirnseite des Schutzwandsegmentes
3 durch ein nach außen offenes U-Profil 19 gebildet ist, in das die Dichtleiste 18
in eingezogenem Zustand eintaucht. Die Dichtleiste 18 wird von mehreren, über die
Wandhöhe h verteilt angeordneten Kolben-Zylinder-Einheiten 20 beaufschlagt, deren
Kolbenstange 21 jeweils durch den U-Steg des U-Profils 19 geführt und an ihrem freien
Ende mit einer Druckplatte 22 bestückt ist, an der die eigentliche, z.B. aus Vulkolan
bestehende Dichtleiste 18 sitzt. Die Kolbenstangendurchführung durch den genannten
U-Steg ist über einen Zylinderdeckel 23 abgedichtet. Der Zylinder 24 des doppelt wirkenden
Kolbens 25 liegt mit seinem einen Ende an dem genannten U-Steg des U-Profils 19 an
und ist mit diesem Zylinderabschnitt an eine Druckluftleitung 26 angeschlossen, während
das andere Zylinderende an ein lotrechtes Hohlprofil 27 angeschlossen und hierüber
mit Druckluft beaufschlagbar ist.
[0016] Die Druckluftsteuerung der Kolben-Zylinder-Einheiten 20 erfolgt über eine im Wannenabdeckflansch
7 vorgesehene Schnellkupplung 28, über eine im Bodenflansch 5 angeordnete Schnellkupplung
29, ein am Bodenflansch 5 befestigtes Steueraggregat 30 und die durch den Bodenflansch
5 hindurchgeführte, an die Kolben-Zylinder-Einheiten 20 angeschlossene Druckluftleitung
26. Die Druckluftversorgung des Hohlprofils 27 erfolgt über eine Luftversorgungsleitung
31, für die im Versorgungsschacht 16 ein Absperrhahn 32 vorgesehen ist.
[0017] Die Länge der Wanne 1 kann z.B. in der Größenordnung von 6 m und ihre Breite in der
Größenordnung von z.B. 0,64 m liegen. Die Wanne 1 ist an ihrem oberen Rand mit einem
Versteifungsflansch 33 und auf ihrem Außenmantel mit Versteifungsrippen 34 versehen.
[0018] Das Schutzwandsegment 3 kann über seine Hauptlänge durch ein den statischen Anforderungen
angepaßtes Profil gebildet sein, das rund, eckig oder wellig ausgebildet sein kann.
In den Figuren ist hierfür ein Wellenprofil 35 angedeutet.
[0019] Figur 3 läßt erkennen, daß auf der Oberseite des Bodenflansches 5 Führungsstifte
37 vorgesehen, für die auf der Innenseite des Wannenabdeckflansches 7 Führungsnuten
38 vorgesehen sind.
[0020] Die Höhe eines Schutzwandsegmentes 3 und damit die Tiefe der Wanne 1 sind den jeweiligen
Anforderungen anzupassen. Die Ausfahrbewegung des Schutzwandsegmentes 3 erfolgt durch
das Fluten der Wanne 1 von unten und der dadurch erzeugten Auftriebskraft, die durch
die im Hohlkörper des Schwimmers 4 vom Wasser eingeschlossene Luft verstärkt wird.
Mit steigendem Wasserstand fährt das Schutzwandsegment 3 nach oben aus, bis es mit
seinem Bodenflansch 5 dichtend an der Dichtung 11 des Wannenabdeckflansches 7 anliegt.
Durch anschließende Druckerhöhung in der Wanne 1 läßt sich bei 3 bar Wasserdruck eine
sehr große Haltekraft erzeugen. Nach diesem Druckaufbau werden die Kolben-Zylinder-Einheiten
20 über das Hohlprofil 27 mit Druckluft beaufschlagt, wodurch die Dichtleiste 18 horizontal
verschoben wird, bis sie dichtend an der glatt ausgebildeten Stirnwand des benachbarten,
ebenfalls ausgefahrenen Schutzwandsegmentes anliegt. Beim Aufbau einer Hochwasserschutzwand
kann vorgesehen werden, daß jedes zweite Schutzwandsegment auf seinen beiden Stirnseiten
mit jeweils einer Dichtleiste 18 bestückt ist, so daß jedes zweite Schutzwandsegment
ohne Dichtleisten ausgebildet sein kann. Zum Einfahren der Dichtleiste 18 werden die
Kolben-Zylinder-Einheiten über die Druckluftleitung 26 beaufschlagt. Nach dem vollständigen
Einfahren der Dichtleiste 18 wird die Wanne 1 vollständig entleert, wobei das Schutzwandsegment
3 wieder in die Wanne 1 einfährt.
1. Hochwasserschutzwand mit zumindest einer in den Boden bzw. ein angepaßtes Fundament
(2) eingelassenen, wasserdicht ausgebildeten und nur nach oben hin offenen Wanne (1),
die ein Schutzwandsegment (3) umschließt, das
hydraulisch nach oben aus der Wanne (1) ausfahrbar bzw. nach unten in die Wanne (1)
einfahrbar ist,
in voll ausgefahrenem Zustand mit einem Bodenflansch (5) dichtend an einer unteren
Dichtung (11) eines Wannenabdeckflansches (7) anliegt, der die Oberseite der Wanne
(1) bis auf eine Durchtrittsöffnung (8) für das Schutzwandsegment (3) verschließt,
in voll eingefahrenem Zustand mit einem oberen Deckel (9) die genannte Durchtrittsöffnung
(8) bündig abschließt und auf einem Schwimmer (4) ruht, dessen Außenkontur der Wannen-Innenkontur
entspricht, und der an der Innenwandung der Wanne (1) höhenverschiebbar geführt ist,
wobei im Wannenboden (1a) unterhalb des Schwimmers (4) ein steuerbarer Wasserzulauf
(12) einer Druckwasserleitung (13) zum Fluten der Wanne (1) und ein steuerbarer Wasserablauf
(14) zur Wannenentleerung vorgesehen und die ausgefahrenen Wandelemente gegeneinander
abgedichtet sind,
dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzwandsegment (3) auf zumindest einer seiner beiden Stirnseiten mit einer
sich über die Wandhöhe (h) erstreckenden, horizontal in Wandlängsrichtung ausfahr-
bzw. einziehbaren Dichtleiste (18) bestückt ist, die bei voll ausgefahrenem Schutzwandsegment
(3) abdichtend zur Anlage an die Stirnwand eines in Wandlängsrichtung benachbarten
Schutzwandsegmentes (3) gebracht werden kann, wobei die Steuerung der Dichtleiste
(18) über mehrere, über die Wandhöhe (h) verteilt angeordnete, pneumatisch ansteuerbare
Kolben-Zylinder-Einheiten (20) erfolgt, deren Kolbenstange (21) jeweils durch den
U-Steg eines U-Profils (19) geführt ist, das die zumindest eine Stirnseite des Schutzwandsegmentes
(3) bildet und die Dichtleiste (18) in eingezogenem Zustand umschließt.
2. Hochwasserschutzwand nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schwimmer (4) durch einen Hohlkörper gebildet ist, der auf seiner Oberseite
durch den Bodenflansch (5) des Schutzwandsegmentes (3) abgeschlossen ist, auf seiner
Unterseite eine Öffnung (6) aufweist und mit Luft befüllt ist.
3. Hochwasserschutzwand nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Schutzwandsegment (3) über einen wesentlichen Längenabschnitt durch ein Wandprofil
(35) gebildet ist.
4. Hochwasserschutzwand nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Länge des Schutzwandsegmentes (3) ein Vielfaches ihrer Breite beträgt.
5. Hochwasserschutzwand nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß der Zylinder (24) des doppelt wirkenden Kolbens (25) mit seinem einen Ende am
U-Steg des U-Profils (19) anliegt und mit diesem Zylinderabschnitt an eine Druckluftleitung
(26) angeschlossen, mit seinem anderen Ende an ein lotrechtes Hohlprofil (27) angeschlossen
und hierüber mit Druckluft beaufschlagbar ist.