[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines flächigen
Schleifmittels gemäß dem Oberbegriff des Anspruches 1. In ihrem Grundaufbau bestehen
alle flächigen Schleifmittel aus einem bahnförmigen
[0002] Träger mit darauf aufgebrachter Bindemittelschicht und den darin eingebetteten Schleifkörnern,
wobei den Bindemitteln die Aufgabe zukommt, die Schleifkörner auf dem bahnförmigen
Träger zu verankern und gegen ein Herausbrechen zu sichern. Entscheidend ist dabei,
daß die Schleifkörner nicht zu gering aus dem Bindemittel herausragen. Ein zu tief
in diese Bindemittelschicht eingesunkenes Schleifkorn beeinträchtigt die Funktionsfähigkeit
des Schleifmittels.
[0003] Um eine optimale Schleifwirkung beim Gebrauch des Schleifmittels zu erreichen, ist
es erforderlich, daß eine Optimierung zwischen der frei aus dem Bindemittel herausragenden
Schleifkornspitze einerseits und der Verankerung des Schleifkornes auf dem Bahnförmiger
Träger andererseits gefunden wird.
[0004] Dies wird vor allem bei Feinschleifmitteln dadurch erreicht, daß dem Bindemittel
ein Lösemittel beigegeben wird, das bei einer Trocknung nach dem Auftragen der Mischung
verdunstet, so daß der Bindemittelpegel unter das Niveau der Schleifkörner sinkt.
[0005] Zwar ist schon versucht worden, eine lösemittelfreie Mischung in einem Einstufenauftrag
auf dem bahnförmiger Träger aufzubringen und durch Strahlenpolymerisation auszuhärten,
was zweifellos - da emissionsfrei - erhebliche ökologische Vorteile mit sich bringt,
jedoch ist die Schleifleistung eines auf diese Weise hergestellten Schleifmittels
weit unter dem üblichen Niveau herkömmlich hergestellter Produkte, da die Trocken-
gleich der Naßschichtdichte ist, so daß nur wenige Schleifkörner über das Niveau der
Bindemittelschicht hinausragen.
[0006] Aus der US 47 35 632 ist es bekannt, dem strahlenvernetzbaren Bindemittel geringe
Mengen eines organischen Lösemittels zuzusetzen, das vor der Strahlenvernetzung ausgetrieben
wird. Allerdings verliert dieses Herstellungsverfahren seinen durch die Strahlenpolymerisation
bedingten umweltrelevanten Vorteil durch den Einsatz des Lösemittels.
[0007] Ein weiteres Verfahren ist aus der US 5 578 343 bekannt. Dabei besteht die Funktionsschicht
jedoch aus zwei separat aufzubringenden Schichten, wobei zunächst das Bindemittel
aufgebracht und mittels UV-Strahlung vorvernetzt wird, während das Schleifmittel mit
einer zweiten phenolischen Schicht auf der Bindemittelschicht verankert und beide
Schichten anschließend gemeinsam thermisch nachvernetzt werden.
[0008] Ein ähnliches Verfahren ist in der US 5 571 297 beschrieben. Nachteilig auch hier,
daß eine thermische Nachhärtung nötig ist, die die Herstellung des Schleifmittels
sowohl hinsichtlich des Fertigungsablaufs als auch des Energieverbrauchs verteuert.
[0009] Aus der US 5 551 960 ist ein Verfahren entnehmbar, bei dem ein strahlenpolymerisierbares
und lösemittelfreies Bindemittel zusammen mit den Schleifkörnern in einem Arbeitsgang
auf den bahnförmiger Träger aufgetragen wird. Da aber auch hier zu wenig Schleifkörner
über die Bindemitteloberfläche hinausragen, wird die Oberfläche entweder durch ein
siebdruckähnliches Auftragsverfahren im flüssigen Zustand aufgerauht oder es wird
das bereits beschriebene, von den thermischen Verfahren her bekannte Zweistufen-Verfahren
angewandt.
[0010] In diesem Fall sind entweder besonders hohe Investitionskosten erforderlich, da je
zwei Härtungsanlagen eingesetzt werden müssen, oder es ist ein unwirtschaftlicher,
produktivitätsmindernder zweiter Durchgang durch dieselbe Behandlungseinheit nötig,
um das Endprodukt fertigzustellen.
[0011] Der vorliegenden Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren der gattungsgemäßen
Art so zu entwickeln, daß eine einfache, kostengünstige, im wesentlichen emissionsfreie
Herstellung bei gleichzeitiger Optimierung der abrasiven Oberfläche hinsichtlich ihrer
Schleifleistung möglich ist.
[0012] Diese Aufgabe wird durch ein Verfahren gelöst, das die Merkmale des Anspruches 1
aufweist.
[0013] Überraschend hat sich gezeigt, daß man die emissionsfreie Strahlenhärtung zur Herstellung
vor allem von Feinschleifmitteln nutzen kann, ohne daß die Schleifleistung des Schleifmittels
einerseits wegen einer Maskierung der Schleifkörner durch das Bindemittel und andererseits
die Verankerung der Schleifkörner im Bindemittel durch Schattenbildung auf der Schleifkornrückseite
und dadurch behinderte Aushärtung des Bindemittels beeinträchtigt wird. Dabei war
zu erwarten, daß gerade bei einer Aushärtung der Mischung mittels UV-Licht oder Elektronenstrahlen
eine Schattenbildung unterhalb der Schleifkörner eintreten würde, d.h. daß aufgrund
der Absorption durch die Schleifkörner die UV- oder Elektronen-Strahlung die Bereiche
unterhalb der Schleifkörner nicht erreichen würde.
[0014] Es ist davon auszugehen, daß sowohl bei einer Strahlenhärtung mittels Elektronenstrahlen
als auch bei einer solchen mittels UV-Strahlen eine ausreichende Aushärtung des Bindemittels
erfolgt, so daß eine feste Verankerung der Schleifkörner im Bindemittel gegeben ist.
[0015] Die verwendete Mischung wird in den meisten Fällen durchaus eine applizierbare Viskosität
besitzen, weil das in der Lieferform des Bindemittels angelieferte Wasser nicht verdunsten
konnte.
[0016] Andernfalls wird der Mischung vor dem Auftragen zur Viskositätseinstellung Wasser
zugegeben.
[0017] Bei einer Aushärtung des Bindemittels mittels UV-Strahlung ist, wie sich gezeigt
hat, die Streuung der UV-Strahlen an den Schleifkörnern so groß, daß das Bindemittel
auch an der von der UV-Lichtquelle abgewandten Schleifkornseite genügend aushärtet
und das Schleifkorn fest an dem bahnförmiger Träger fixiert. Auch bei mikroskopischer
Untersuchung konnten keine herausgebrochenen Schleifkörner beobachtet werden.
[0018] Sollte jedoch eine sich negativ auf die Verankerung der Schleifkörner auswirkende
Schattenwirkung vor allem beim Einsatz höherer Korngrößen oder UV-Strahlung absorbierender
Schleifkörner befürchtet werden, so kann in Erweiterung zur einseitigen UV-Bestrahlung
eine weitere UV-Bestrahlung durch eine UV-durchlässige Polyesterfolie, die dann den
bahnförmigen Träger bildet, von der Rückseite her durchgeführt werden.
[0019] Eine bevorzugte Vorgehensweise zur Herstellung des erfindungsgemäßen Schleifmittels
wird im folgenden beispielhaft beschrieben.
[0020] Es wird eine Dispersion aus einem Bindemittel, einem UV-Initiator, einem Schleifmittel
und Wasser hergestellt. Als Bindemittel eignen sich z.B. wasserlösliche oder verdünnbare
acrylische Präpolymere oder Emulsionen von Oligomeren bzw. ungesättigten acrylischen
Monomeren, wie z.B. ungesättigte Polyester und Polyesteracrylate sowie Epoxy- und
Urethan-Acrylate, wie sie beispielsweise in "Strahlenhärtung", Peter G. Garatt, Vincentz-Verlag
Hannover, 1996, beschrieben werden. Andere Beispiele sind wasserlösliche aliphatische
Urethan-Acrylate oder ein wasserlösliches Polyesteracrylat.
[0021] Als UV-Initiatoren eigenen sich alle in wässrigen Systemen einsetzbare Initiatoren.
[0022] Als Schleifmittel kann Aluminium-, Silizium-, Chrom- oder Eisenoxid, Bornitrit, Silizium-Karbid
oder Diamant eingesetzt werden. Wasser dient dabei zur Steuerung der Viskosität der
herzustellenden Beschichtungsmasse.
[0023] In Anlehnung an herkömmliche und bekannte wässrig gelöste Haut- und Knochenleime
als Bindemittel bei der Herstellung von nicht wasserfesten Schleifmaterialien kann
auch strahlenvernetzbare Gelatine eingesetzt werden. Diese ist, im Gegensatz zu herkömmlichen
Haut- und Knochenleimen, nach der Strahlenvernetzung auch in kochendem Wasser nicht
löslich. An einem konkreten Beispiel wird die Vorgehensweise erläutert:
Beispiel 1
Zusammensetzung:
[0024]
| Typ |
Gew.TI. |
| Polyesteracrylat, wasserverdünnbar |
50 |
| Alpha-Hydroxy-Keton |
3 |
| UV-Initiator |
2 |
| Aluminiumoxid |
55 |
[0025] 50 Gewichtsteile des wasseremulgierbaren Polyesteracrylates werden mit 2 Gewichtsteilen
Benzophenon und 3 Gewichtsteilen eines UV-Initiators in einer Mischvorrichtung (z.B.
einem Propeller-Rührgefäß) gemischt. In einem nächsten Arbeitsgang werden 50 Gewichtsteile
eines Schleifmittels hinzugeführt und verrührt (z.B. Aluminiumoxid einer mittleren
Korngröße d=3 µm,. In einem dritten Arbeitsgang wird die Mischung zwecks inniger Benetzung
der Schleifkörner mit dem Bindemittel in einem Drei-Walzen-Stuhl verrieben. In Abhängigkeit
von der Walzengeometrie, der entstehenden Reibungswärme und der freien Oberfläche
der Substanzmenge wird kontinuierlich in geringen Mengen Wasser hinzugeführt, um eine
verreibbare Konsistenz aufrecht zu erhalten. Die entstehende homogene pastöse Masse
wird in einem weiteren Arbeitsschritt durch Verdünnung mit Wasser auf eine, dem jeweiligen
Auftragsaggregat angepaßte applizierbare Viskosität gebracht. Bei Verwendung z.B.
eines 50 µm-Drahtrakels wird Wasser zugegeben, bis eine Viskosität von ca 1.500 mPas
erreicht ist, womit eine Naßschichtdicke von ca. 30 µm erzielt wird.
[0026] Als Substrat diente in diesem erfindungsgemäßen Beispiel eine 80 µm-Polyesterfolie,
wie sie auch für die z.T. handelsüblichen Feinschleiffolien bzw. Microfinishing-Filmen
zum Einsatz kommen. Vor dem Beschichten wird das Substrat zwecks Haftverbesserung
einer üblichen Korona-Vorbehandlung unterzogen.
[0027] Nach dem Auftragen der Schicht wird das Wasser in einem Heißluftrockner bis 90 °C
in 15 Sekunden ausgetrieben. Danach wird das Bindemittel in einem UV-Trockenkanal
bei einer Leistung von 80 W/cm unter UV-Licht mit einer Wellenlänge von 250-440 nm
aus einer Hg-Dampflampe bei einer Geschwindigkeit von 10 m/min ausgehärtet. Die auf
diese Weise hergestellten Feinschleiffolien wurden mit einem handelsüblichen Produkt
der gleichen Körnung als Vergleich in einem Rasterelektronenmikroskop auf ihre Oberflächenstruktur,
mit einem Gitterschnittgerät nach DIN 53151, im 180°-Knicktest auf ihre Schichthaftung
und mit einem Abriebtestgerät auf ihre Wirksamkeit geprüft und die Rauhtiefen der
geschliffenen Oberflächen mit einem Rauhigkeitstestgerät gemessen. Die Ergebnisse
sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.
Prüfergebnisse Beispiel 1
[0028]
| Messung |
Ergebnisse |
| |
Vergleich |
Erfindungsgemäßes Muster |
| visuelle Beurteilung Rasterelektronenmikros kop, Vergr. 100 x |
gleichmäßige Kornverteilung 10-30 % Bindemittelanteil an der Oberfläche, gute Benetzung |
ähnlich Vergleich |
| Haftung nach Gitterschnitt-Test (DIN 53151) |
Schnittränder glatt, kein Schichtabplatzen: Stufe 0 |
Schnittränder glatt, kein Schichtabplatzen: Stufe 0 |
| 180° Knicktest |
kein Schichtabplatzen |
kein Schichtabplatzen |
| Abriebleistung im Taber Abraser nach 200 Umdrehungen bei 500 g Belastung auf Aluminumblech |
650 mg |
630 mg |
| Rauhtiefen Ra des geschliffenen Bleches nach 200 Umdrehungen |
0,32 µm |
0,27 µm |
[0029] Als Vergleich diente eine handelsübliche Feinschleiffolie. Die Rauhtiefe wurde mit
einem mechanischen Tastschnittgerät gemessen. Das erfindungsgemäß hergestellte Muster
erzielte bei gleicher Gebrauchstüchtigkeit eine etwas verbesserte Polierwirung bei
leicht verringerter Abriebleistung.
Beispiel 2
Zusammensetzung:
[0030]
| Typ |
Gew. TI. |
| Acryloligomer, wasserverdünnbar |
50 |
| Alpha-Hydroxy-Keton |
2 |
| Trimethylpropantriacrylat |
3 |
| Aluminiumoxid |
55 |
Prüfergebnisse Beispiel 2
[0031]
| Messung |
Ergebnisse |
| |
Vergleich |
Erfindungsgemäßes Muster |
| visuelle Beurteilung Rasterelektronenmikros kop, Vergr. 100 x |
gleichmäßige Kornverteilung |
wie Vergleich |
| Haftung nach Gitterschnitt-Test (DIN 53151) |
gut; Stufe 0 |
gut; Stufe 0 |
| 180° Knicktest |
kein Abplatzen |
kein Abplatzen |
| Abriebleistung im Taber Abraser nach 200 Umdrehungen bei 500 g Belastung auf Aluminumblech |
640 mg |
660 mg |
| Rauhtiefen Ra des geschliffenen Bleches nach 200 Umdrehungen |
0,33 µm |
0,26 µm |
[0032] Die in Beispiel 2 beschriebene Bindemittel-Schleifmittel-Mischung wurde auf gleiche
Art hergestellt und auf das gleiche Substratmaterial aufgetragen und anschließend
gehärtet, wie es für Beispiel 1 bereits beschrieben wurde.
[0033] Mit beiden Beispielen konnte bewiesen werden, daß bei der Verwendung wasserverdünnbarer
bzw. wasseremulgierbarer strahlenvernetzbarer Bindemittel und unter Einsatz einer
minimalen, von der Geometrie des 3-Walzenstuhls und der in ihm entstehenden Reibungswärme
abhängigen Wassermenge und dem entsprechenden Schleifmittel auf eine besonders umweltfreundliche
- da lösemittelfrei und energiesparend - und wirtschaftliche - Einstufenauftrag statt
der üblichen zweistufigen Produktionsweise - Art und Weise eine gebrauchstüchtige
Feinschleiffolie herzustellen ist.
[0034] Nicht zu erwarten war dabei, daß die Haftung der wässrig verdünnten Schleifkornaufschlämmung
auf dem nicht saugfähigen und stark unpolaren Polyesterfoliensubstrat sowohl im Gitterschnitt-Test
nach DIN 53151 als auch nach dem 180°-Knicktest eine befriedigende Haftung aufwies.
[0035] Die in den beiden Beispielen aufgeführten Bindemittelsysteme stehen beispielhaft
für alle wässrig verdünnbaren bzw. emulgierbaren strahlenvernetzbaren Bindemittel.
Vorzugsweise können dabei im erfindungsgemäßen Sinne folgende Bindemittel Verwendung
finden: wasserlösliche Polyethylenglykol-Diacrylate, wasserdispergierbare Acryloligomere,
wasserverdünnbare alkoxylierte Triacrylate, wasserverdünnbare aliphatische Urethanacrylate,
wasserverdünnbare Polyetheracrylate, wasserverdünnbare ethoxilierte Trimethylpropantriacrylate,
wasserverdünnbare aromatische Urethanacrylate, wasserverdünnbare bzw. wasserdispergierbare
aliphatische Urethanacrylate, wasserverdünnbare aliphatische Epoxiacrlylate.
1. Verfahren zur Herstellung eines flächigen Schleifmittels, bei dem eine Mischung von
Schleifkörnern und einem aushärtbaren Bindemittel auf einen bahnförmigen Träger aufgetragen
wird, dadurch gekennzeichnet, daß ein durch Strahlenpolymerisation aushärtbares, wasserverdünnbares oder wasserdispergierbares
Bindemittel verwendet wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Schleifkorn-Bindemittel-Mischung
vor dem Auftragen zur Viskositätseinstellung Wasser zugegeben wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel der
getrockneten Funktionsschicht durch energiereiche Strahlung vernetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Vernetzung UV-Strahlung
eingesetzt wird.
5. Verfahren nach Anspruch 1 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß zur Vernetzung Elektronenstrahlung
eingesetzt wird.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Mischung auf einem Drei-Walzen-Stuhl
oder einer Kugelmühle unter Zugabe des Bindemittels, der Schleifkörner und des Wassers
hergestellt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die energiereiche Strahlung
sowohl ober- wie auch unterseitig eingebracht wird, wobei als Trägerband eine strahlendurchlässige
Folie eingesetzt wird.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Bindemittel eine strahlenvernetzbare
Gelatine eingesetzt wird.