(19)
(11) EP 0 845 431 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
03.06.1998  Patentblatt  1998/23

(21) Anmeldenummer: 97120321.1

(22) Anmeldetag:  20.11.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B65H 31/32
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 28.11.1996 DE 19649341

(71) Anmelder: MAN Roland Druckmaschinen AG
63075 Offenbach (DE)

(72) Erfinder:
  • Müller, Joachim
    64589 Eppertshausen (DE)
  • Lang, Erich
    63791 Karlstein (DE)
  • Laumann, Harwin
    63128 Dietzenbach (DE)

(74) Vertreter: Stahl, Dietmar 
MAN Roland Druckmaschinen AG, Abteilung FTB/S, Postfach 101264
63012 Offenbach
63012 Offenbach (DE)

   


(54) Verfahren und Non-Stop-Auslegervorrichtung für eine bogenverarbeitende Druckmaschine


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Non-Stop-Auslegervorrichtung für eine bogenverarbeitende Druckmaschine. Aufgabe der Erfindung ist es, eine Lösung zu schaffen, die ein gleichmäßiges Einschieben einer Hilfsstapelunterlage gestattet und das mögliche Deformieren von Bogen dabei vermeidet.
Gelöst wird das dadurch, daß im Bereich der Vorderkante des Hauptstapels (5) unterhalb von Führungen (15) für eine Hilfsstapelunterlage (12) wenigstens ein Niederhalter (17) angeordnet ist, der auf den obersten Bogen (16) des Hauptstapels (5) eingeschwenkt wird.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Non-Stop-Auslegervorrichtung für eine bogenverarbeitende Druckmaschine nach dem Oberbegriff der Patentansprüche 1 und 4.

[0002] Ein Verfahren und eine Vorrichtung dieser Art ist aus DE 43 17 357 C1 sowie der DE 44 05 586 C1 bekannt. Danach besitzt eine Auslegervorrichtung vordere und hintere Bogenanschläge zur Ausrichtung der abzulegenden Bogen sowie eine entgegen der Bogenlaufrichtung einschiebbare Hilfsstapelunterlage, z.B. einen Rechen oder ein Brett, zum Auffangen von Bogen beim Stapelwechsel. Dabei erfolgt beim Einschieben der Hilfsstapelunterlage eine Trennung von Haupt- und Hilfsstapel. Diese Non-Stop-Auslegervorrichtung hat sich bewährt, jedoch ist festzustellen, daß beim Einschieben der Hilfsstapelunterlage, z.B. abhängig vom Bogenformat und/oder Flächengewicht des Bedruckstoffes sowie der Maschinengeschwindigkeit, im Auslegerstapel zwischen den einzelnen Bogen eingeschlossene Luftpolster vorliegen. Dies führt zu Störungen bei der exakten Stapelbildung, da die Bogen nicht plan liegen und vorwiegend im mittleren Bereich des Auslegerstapels durch das Luftpolster erhöht sind. Beim Einschieben der Hilfsstapelunterlage können die oberen Bogen des Hauptstapels in Richtung Bogenaufgang (entgegen der Bogenlaufrichtung) mitgerissen werden oder werden deformiert. Dabei kann Makulatur entstehen.

[0003] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Verfahren und eine Non-Stop-Auslegervorrichtung für eine bogenverarbeitende Druckmaschine zu schaffen, die die genannten Nachteile vermeidet, die insbesondere ein gleichmäßiges Einschieben der Hilfsstapelunterlage gestattet und das Verschieben und Deformieren von Bogen vermeidet.

[0004] Gelöst wird die Aufgabe nach den Ausbildungsmerkmalen der Patentansprüche 1 und 4. Weiterbildungen ergeben sich aus den Unteransprüchen.

[0005] Erfindungsgemäß wird beim Einschieben einer Hilfsstapelunterlage der oberste Bogen des Hauptstapels im Bereich seiner Vorderkante mit den benachbarten, darunter liegenden Bogen des Hauptstapels lagefixiert. Die Lagefixierung erfolgt dabei bevorzugt durch einen horizontalen Reibschluß an den Vorderkanten (Greiferrand) der benachbarten oberen Bogen im Hauptstapel, der durch einen von oben auf den obersten Bogen annähernd vertikal einwirkenden Kraft- und/oder Formschluß erzielt wird. Dabei kann der Formschluß sich auf mehrere Bogen erstrecken.

[0006] Somit ist sichergestellt, daß unabhängig vom Vorhandensein eingeschlossener Luftpolster im oberen Bereich des Hauptstapels der Einschub der Hilfsstapelunterlage störungsfrei erfolgt. Mögliche Makulaturbogen werden vermieden, da der oberste bzw. die oberen Bogen des Hauptstapels in ihrer Lage fixiert sind und bei Einschub einer Hilfsstapelunterlage, z.B. einem Brett oder einem Rechen, diese Bogen nicht in Richtung Bogenaufgang mitgerissen oder deformiert werden können. Die Bedienzeiten für die Trennung von Haupt- und Hilfsstapel durch Einschub der Hilfsstapelunterlage werden weiter verkürzt.

[0007] Die Erfindung soll an einem Ausführungsbeispiel näher erläutert werden. Dabei zeigen:
Fig. 1
eine Non-Stop-Auslegervorrichtung einer Bogendruckmaschine (schematisch),
Fig. 2
eine Darstellung (schematisch) des Vorderkantenbereiches der Non-Stop-Auslegervorrichtung.


[0008] Eine Non-Stop-Auslegervorrichtung 1 besteht im wesentlichen aus einem umlaufenden Kettensystem 4 mit Greifersystemen 3, die in Bogenlaufrichtung 9 die von einem vorgeordneten Druckwerk oder einer Veredelungseinheit kommenden Bogen 2 einem Hauptstapel 5 zuführen. Dabei werden die Bogen 2 an feststehenden Bogenleiteinrichtungen 8 und Format und Druckbild abhängig verstellbaren Bogenleiteinrichtungen 10 vorbei geführt. Die Bogenleiteinrichtungen 8, 10 sind wahlweise mit Blas- oder Saugluft umschaltbar steuerbar. Oberhalb des Hauptstapels 5 ist in einem Feld eine Blaseinrichtung 6 angeordnet, die das Ablegen der ankommenden Bogen 2 auf den Hauptstapel 5 bzw. einen Hilfsstapel 28 unterstützt. Die ankommenden Bogen 2 werden in bekannter Weise von einer Bogenbremse 7 abgebremst und auf dem Hauptstapel 5 gegen Vorderkantenanschläge 11 abgelegt.
Parallel zu den Seitengestellen der Non-Stop-Auslegervorrichtung 1 sind einschwenkbare Führungen 15, z.B. Winkelschienen, zur Aufnahme einer Hilfsstapelunterlage 12 ,z.B. eines Brettes oder Rechens, angeordnet. Zum Zwecke der Entnahme von Probebogen oder zur Bildung des Hilfsstapels 28 sind bekannte, sich über die Bogenbreite erstreckende und wahlweise mit Blas- oder Saugluft beaufschlagbare, vordere Bogenhochhalter 14 angeordnet. Die vorderen Bogenhochhalter 14 sind zur Horizontalen in einem spitzen Winkel in den Bereich von Hauptstapel 5 bzw. Hilfsstapel 28 hineinragend geneigt. Dabei sind die vorderen Bogenhochhalter 14 aus einer Warteposition im Vorderkantenbereich, außerhalb von Haupt-/Hilfsstapel 5, 28, direkt in den Bereich von Haupt- bzw. Hilfsstapel 5, 28 unterhalb der ankommenden Greifersysteme 3 bewegbar und mit den ankommenden Bogen 2 zur Bildung des Hilfsstapels 28 absenkbar.

[0009] Im Bereich der Vorderkante des Hauptstapels 5 sind unterhalb der Führungen 15 über die Formatbreite in Abständen zwei Niederhalter 17 angeordnet. Je nach Anwendungsfall kann auch nur ein Niederhalter 17 Verwendung finden. Bei größeren Formatbreiten sind auch mehrfach angeordnete Niederhalter 17 einsetzbar.

[0010] Beide Niederhalter 17 sind aus einer etwa vertikalen Warteposition (Strich-Punkt-Darstellung), welche parallel zur Vorderkante des Hauptstapels 5 liegt, in eine Position einschwenkbar, in der jeder Niederhalter 17 auf den obersten Bogen 16 sowie in Folge auf weitere benachbarte Bogen 2 des Hauptstapels 5 im Bereich der Vorderkante einwirkt. Dazu ist auf einer in den Seitengestellen fixierten Achse 20 jeder Niederhalter 17 mittels einer Hohlwelle 24 schwenkbar gelagert. An der Hohlwelle 24 ist eine Lasche 18 befestigt, die in einem Drehgelenk 25 mit einer Betätigungseinrichtung 19, z.B. einem pneumatischen Arbeitszylinder, gekoppelt ist. Der Niederhalter 17 selbst weist ein Drehgelenk 29 auf, das mit einer Koppel 26 mit der Hohlwelle 24 verbunden ist. Weiterhin ist der Niederhalter 17 mit einer Zugfeder 21 in einem Drehgelenk 30 gekoppelt, wobei die Zugfeder 21 im Bereich der Hohlwelle 24, hier im Drehgelenk 25 lagefixiert ist. Es liegt somit ein Koppelgetriebe vor, dessen Getriebeglieder um die Achse 20 schwenkbar sind. Weiterhin ist an der gestellfesten Achse 20 eine Halterung 27 fixiert, die eine dem Niederhalter 17 zugeordnet Rolle 22 trägt. Der Niederhalter 17 weist - der Rolle 22 zugeordnet - eine Steuerkurve 23 auf, so daß die Schwenkbewegung des Niederhalters 17 durch das Kurvengetriebe von Steuerkurve 23 und Rolle 22 in Verbindung mit dem Koppelgetriebe steuerbar ist. Die Zugfeder 21 gewährleistet, daß die Steuerkurve 23 stets kraftschlüssig an der Rolle 22 geführt ist. Das Bewegungsgesetz der Steuerkurve 23 ist derart gebildet, daß der Niederhalter 17 aus der vertikalen Warteposition (Strich-Punkt-Darstellung) in den Bereich von Haupt-/Hilfsstapel 5,28 einschwenkbar und danach in etwa vertikaler Bewegungsrichtung auf den obersten Bogen 16 bewegbar ist. Mit der annähernd vertikalen Bewegung wird ein Schieben des Niederhalters 17 vermieden.

[0011] Der Niederhalter 17 weist eine Spitze auf, die kraftschlüssig auf den obersten Bogen 16 und in Folge auf die benachbarten darunter liegenden Bogen 2 einwirkt und federbelastet ausgebildet ist. Alternativ kann die Spitze auch kurze Nadeln oder ähnliche Ausbildungen aufweisen, die den obersten Bogen 16 sowie die benachbarten darunter liegenden Bogen 2 des Hauptstapels 5 formschlüssig lagefixieren. Alternativ sind die Niederhalter 17 auch synchron durch eine entsprechende getriebetechnische Kopplung von nur einer Betätigungseinrichtung 19 aktivierbar.

[0012] Im Bereich der Stapelhinterkante ist eine Traverse mit fixierten Anschlägen an einer formateinstellbaren Bogenbremse angeordnet. Auf die weitere Ausbildung der Trennvorrichtung für die Hinterkante des Hauptstapels 5 wird auf den in der Beschreibungseinleitung genannten Stand der Technik verwiesen.

[0013] Es ergibt sich folgende Funktionsweise: In an sich bekannter Weise werden die Bogen 2 von den Greifersystemen 3 in Bogenlaufrichtung 9 dem Hauptstapel 5 zugeführt und abgelegt. Der Hauptstapel 5 liegt auf einem Ablegetisch (nicht gezeigt) auf, der entsprechend der wachsenden Stapelhöhe absenkbar ist. Hat der Hauptstapel 5 eine vorher bestimmte Höhe erreicht, wird bei laufendem Fortdruck der Hilfsstapel 28 gebildet. Damit wird der Hauptstapel 5 weiter in Richtung Boden abgesenkt und ist nach dem Einlegen der Hilfsstapelunterlage 12 aus dem Auslegerbereich abtransportierbar.
Zur Bildung des Hilfsstapels 28 werden die von einem Sensor aktivierten vorderen Bogenhochhalter 14 in einem spitzen Winkel zur Horizontalen geneigt direkt unterhalb der umlaufenden Greifersysteme 3 in den Bereich von Haupt-/Hilfsstapel 5, 28 eingefahren. In dieser Position werden die nachfolgenden Bogen 2 im Bereich der Vorderkante gestützt und beginnen den Hilfsstapel 28 zu bilden. Die vorderen Bogenhochhalter 14 sind zur Bildung des Hilfsstapels 28 mit Saugluft beaufschlagbar.
Damit ist der unterste Bogen 2 des Hilfsstapels 28 lagefixiert.
Durch das Einschwenken der vorderen Bogenhochhalter 14 wird bereits ein Spalt geschaffen, in den später die Hilfsstapelunterlage 12 in Einschubrichtung 13 in die Führungen 15 geschoben werden kann. Ein Sensor, z.B. ein Reflexkopf, aktiviert das Absenken des Hilfsstapels 5, so daß der Spalt ein Freiraum wird damit die Hilfsstapelunterlage 12 in Einschubrichtung 13 (entgegen der Bogenlaufrichtung 9) eingeschoben werden kann. Beim Einschieben der Hilfsstapelunterlage 12 wird die Betätigungseinrichtung 19 sensorgesteuert aktiviert, der Niederhalter 17 schwenkt mittels Koppelgetriebe aus seiner Warteposition in den Bereich des Hauptstapels 5 ein und fixiert kraftschlüssig den obersten Bogen 16 des Hauptstapels 5 im Bereich der Vorderkante in vertikaler Richtung mit den benachbarten, darunter liegenden Bogen 2 im Hauptstapel 5. Somit ist die Hilfsstapelunterlage 12 bis zum Hinterkantenanschlag einschiebbar, ohne daR der oberste Bogen 16 oder (darunterliegende) benachbarte Bogen 2 des Hilfsstapels 5 in Richtung Bogenaufgang verschoben werden können. Mögliche eingeschlossene Luftpolster im Hauptstapel 5 wirken sich nicht negativ beim Stapelwechsel aus. Erreicht die Hilfsstapelunterlage 12 ihre Endlage, so werden die vorderen Bogenhochhalter 14 aus dem Bereich des Hilfsstapels 28 zurück bewegt. Dabei wird die Luftversorgung umgesteuert, indem der unterste Bogen des Hilfsstapels 28 durch Blasluft von den vorderen Bogenhochhaltern 14 getrennt wird. Der Niederhalter 17 schwenkt danach in seine Warteposition, zurück. Der Hauptstapel 5 kann abgefahren werden. Der Ablegetisch des Hauptstapels 5 wird an Rollenketten in die obere Ausgangsposition bewegt und übernimmt die Hilfsstapelunterlage 12 mit dem Hilfsstapel 28.

Bezugszeichenliste



[0014] 
1
Non-Stop-Auslegervorrichtung
2
Bogen
3
Greifersystem
4
Kettensystem
5
Hauptstapel
6
Blaseinrichtung
7
Bogenbremse
8
Bogenleiteinrichtung
9
Bogenlaufrichtung
10
Bogenleiteinrichtung
11
Vorderkantenanschlag
12
Hilfsstapelunterlage
13
Einschubrichtung
14
vorderer Bogenhochhalter
15
Führung
16
oberster Bogen
17
Niederhalter
18
Lasche
19
Betätigungseinrichtung
20
Achse
21
Zugfeder
22
Rolle
23
Steuerkurve
24
Hohlwelle
25
Drehgelenk
26
Koppel
27
Halterung
28
Hilfsstapel
29
Drehgelenk



Ansprüche

1. Verfahren zum Trennen eines Hilfsstapels von einem Hauptstapel an der Bogenvorderkante in einer Non-Stop-Auslegervorrichtung einer bogenverarbeitenden Druckmaschine,
dadurch gekennzeichnet,
daß beim Einschieben einer Hilfsstapelunterlage der oberste Bogen eines Hauptstapels mit den benachbarten, darunter liegenden Bogen des Hauptstapels im Bereich der Vorderkante lagefixiert wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der oberste Bogen kraftschlüssig zu den benachbarten Bogen lagefixiert wird.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der oberste Bogen formschlüssig zu den benachbarten Bogen lagefixiert wird.
 
4. Non-Stop-Auslegervorrichtung zum Trennen eines Hilfsstapels von einem Hauptstapel einer bogenverarbeitenden Druckmaschine mit Anschlägen und Bogenhochhaltern für die Bogenvorderkante und die Bogenhinterkante, wobei im Bereich der Stapelhinterkante eine Traverse mit fixierten Anschlägen an einer formateinstellbaren Bogenbremseinrichtung angeordnet ist,
dadurch gekennzeichnet,
daß wenigstens ein unterhalb von Führungen (15) für eine Hilfstapelunterlage (12) angeordneter Niederhalter (17) im Bereich der Vorderkante des Hauptstapels (5) auf den obersten Bogen (16) des Hauptstapels (5) einschwenkbar ist.
 
5. Nonstop-Auslegervorrichtung nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß in Seitengestellen eine Achse (20) fixiert ist, auf der eine Hohlwelle (24) angeordnet ist, wobei die Hohlwelle (24) mit einer Zugfeder (21) und einer Koppel (26) mit dem Niederhalter (17) mittels Drehgelenken (29,30) verbunden ist und daß die Lasche (18) mit einer Betätigungseinrichtung (19) über ein Drehgelenk (25) gekoppelt ist sowie der Niederhalter (17) eine Steuerkurve (23) aufweist, die mit einer gestellfesten Rolle (22) ein Kurvengetriebe bildet.
 




Zeichnung