[0001] Die Erfindung betrifft eine mechanische Austragshilfe für Schüttgutbunker mit obeliskförmigem
Auslauf, dessen trapezförmigen paarweise deckungsgleichen Seitenwände, von denen die
mittlere Seitenlänge des einen Seitenwändepaares größer als, vorzugsweise wenigstens
doppelt so groß wie diejenige des anderen Seitenwändepaares (Stirnseiten) ist, eine
Auslauföffnung in Form eines Längsschlitzes umschließen.
[0002] Beim Bunkern von Schüttgütern treten u. a. folgende Probleme auf:
- Brückenbildung, d. h. ein stabiles Gewölbe bringt den Schüttgutfluß zum Erliegen,
- Schachtbildung, d. h. nur das Schüttgut, das sich zentral über der Auslauföffnung
befindet, fließt aus.
[0003] Der Schüttgutbunker ist so auszuführen, daß sich beim Entleeren ein sogenannter Massenfluß
einstellt, bei dem die gesamte Füllung in Bewegung ist, sobald Schüttgut über die
Auslauföffnung abgezogen wird. Damit dies eintritt, müssen die Bunkerwände entsprechend
glatt und steil sein. Sind der innere Reibungswinkel und der Wandreibungswinkel bekannt,
kann aus bekannten Diagrammen die richtige Neigung des Auslaufs gegen die Vertikale
ermittelt werden, die Massenfluß garantiert. Brückenbildung über der Auslauföffnung
ist möglich, wenn die dort herrschende Schüttgutfestigkeit größer als die Spannung
ist, die im Auflager einer stabilen Brücke aufgrund des Gewichts der Brücke und der
Brückenbelastung herrscht. Bei stationärem Bunkerbetrieb lassen sich für alle Bunkerbereiche
und insbesondere für den Auslauftrichter, in dem die Gefahr der Brückenbildung besteht,
die Spannungen im Schüttgut berechnen. Diese Spannungen entsprechen jeweils Schüttgutdichten,
denen ihrerseits Schüttgutfestigkeiten zuzuordnen sind. Damit sind die Verläufe von
Auflagerspannung und Schüttgutfestigkeit bekannt. Im Auslauftrichter nehmen beide
in Richtung zum Auslauf hin ab. Die Auflagerspannung nimmt stärker ab, so daß es zum
Schnittpunkt beider Verläufe kommen kann. Unterhalb dieses Schnittpunkts (kritischer
Querschnitt) reicht die Schüttgutfestigkeit aus, um eine stabile Brücke zu bilden.
[0004] Zur Vermeidung von Brückenbildungen müssen im Bereich zwischen kritischem Querschnitt
und Auslauföffnung des Auslauftrichters Austragshilfen angeordnet sein, die eine Schüttgutbewegung
erzwingen. Oberhalb des kritischen Querschnitts ist ein ungehinderter Schwerkraftfluß
gewährleistet. Bekannt sind mechanisch arbeitende Austragshilfen, beispielsweise in
Form von Stocherlöchern, die an den Wänden des Bunkers angebracht sind. Treten Störungen
im Schüttgutfluß auf, können Schüttgutbrücken durch Einführung langer Lanzen zerstört
werden. Diese Lösung ist ebenso wie der Einsatz von Hämmern oder Klopfeinrichtungen,
mit denen von außen an die Bunkerwände geschlagen wird, unbefriedigend; denn im allgemeinen
kennt man nicht die Stelle der Störung, und zusätzlich entsteht eine erhebliche Lärmbelästigung.
Wirkungsvoller ist der Einsatz von Rührwerken wie einem Drehbalkenrührer, bei dem
auf einem rotierenden Kegel über ein Gelenk ein sich mit seinem anderen Ende auf der
Bunkerwand abstützender Rohrbalken befestigt ist. Beim Flügelrührer ist nahe an der
Auslauföffnung eine horizontale oder vertikale Welle angeordnet, die Rührflügel trägt.
Der Schubstangenrührer besteht aus einer mehrfach gekröpften Welle, an der leiterartige
Stangen hängen, die sich bei Umlauf der Welle auf und ab bewegen. Der Aufwand für
solche Rührwerke ist erheblich, so daß in aller Regel auf den Einbau verzichtet wird.
Schließlich kann eine ungenaue Bedienung der Rührwerke zu einer unerwünschten Verfestigung
des Schüttgutes führen.
[0005] Beim Einsatz von pneumatischen Austragshilfen ist zwischen einer direkten Luftzuführung
über Luftlanzen oder poröse Platten und einer indirekten Luftzuführung über im Bunker
angeordnete Kissen, sogenannte Pulsatoren, zu unterscheiden. Durch die direkte Luftzuführung
gelangt Luftfeuchtigkeit in den Bunker, beziehungsweise es wird der Wassertaupunkt
des Trägergases unterschritten. Dies führt zu einem Verkleben des Schüttgutes, so
daß die Luft vorher erwärmt werden muß. Solche Maßnahmen erfordern einen zusätzlichen
Aufwand, insbesondere entstehen dadurch hohe Energiekosten. Die Pulsatoren bestehen
aus einer hochelastischen Weichgummimembran, die mit Flanschen auf einer Grundplatte
befestigt ist. Die an kritischen, empirisch zu ermittelnden Stellen der Bunkerwand
eingebauten Pulsatoren werden mit Druckluft aufgeblasen, so daß Schüttgutbrücken zerstört
und eine Schüttgutbewegung über den ganzen Querschnitt erreicht wird. Die Luft wird
periodisch mit Frequenzen von 0,5 bis 10/min zugeführt und strömt automatisch aus.
Der Einsatz von Pulsatoren erfordert die Einrichtung eines besonderen Drucklufterzeugers
verbunden mit einer aufwendigen Steuerung. Darüber hinaus gestaltet sich der Einbau
der Pulsatoren schwierig.
[0006] Bekannt ist auch der Einsatz von elektrisch, pneumatisch oder mechanisch angetriebenen
Bunkerrüttlern, die außen an der Bunkerwand angeflanscht sind; sie können aber auch
zur Vibration von Stäben oder Metallbändern dienen, die von oben in das Schüttgut
hineinhängen. An Ketten im Bunker bewegliche Vibrationsroste werden über eine horizontale
Zuführung, die flexibel mit der Bunkerwand verbunden ist, in Vibration versetzt. Bunkerrüttler
lassen sich leicht montieren und kommen mit dem Schüttgut nicht in Berührung. Der
Nachteil besteht jedoch in der Gefahr einer unerwünschten Verdichtung des Schüttgutes.
Oft reicht die Tiefenwirkung der Vibration nicht aus, so daß sich zusätzliche Maßnahmen,
wie eine Teilfluidisierung des Schüttgutes, nicht vermeiden lassen. Darüber hinaus
wird durch den Betrieb von Bunkerrüttlern die Bunkerkonstruktion belastet. Gegebenenfalls
sind zusätzlich aufwendige Lärmschutzmaßnahmen vorzusehen.
[0007] Bei vergleichsweise großen Haftkräften zwischen Schüttgut und Bunkerwänden sowie
im Schüttgut selbst, wie diese beispielsweise bei staubförmigem Schüttgut mit einer
Partikelgröße von 0,5 bis 1000 µm auftreten, ergeben sich Zustände, die zu unregelmäßigem
Massenfluß durch Brücken- und Schachtbildung im Auslauftrichter führen. Dieser Effekt
wird noch verstärkt, wenn die Staubpartikel durch Feuchtigkeit miteinander beziehungsweise
mit den Bunkerwänden verkleben. Um in solchen Fällen das Blockieren der Auslauföffnung
des Auslauftrichters zu vermeiden, ist in aller Regel eine Kombination von mehreren
Austragshilfen, insbesondere die direkte Zufuhr von trockener, auf eine Temperatur
von 130 bis 230°C erwärmter Luft, erforderlich. Solche Maßnahmen erfordern einen zusätzlichen
Energieaufwand, wobei erhebliche Wärmeverluste an den Bunkerwänden auftreten. Derartige
Maßnahmen sind insbesondere dann notwendig, wenn ein Elektrofilter, in dem Staub aus
Abgasen abgeschieden wird, mit Unterdruck arbeitet und durch das Einziehen von Luft
wegen bestehender Undichtigkeiten über die Auslauföffnung des Bunkers der Säuretaupunkt
unterschritten und damit die staubförmigen Partikel befeuchtet werden.
[0008] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, eine mechanische Austragshilfe für
Schüttgutbunker mit obeliskförmigem Auslauftrichter mit rechteckigem Querschnitt (Trogbunker)
bereitzustellen, die gewährleistet, daß gebunkertes feinkörniges, insbesondere staubförmiges
Schüttgut im ungehinderten Schwerkraftfluß (Massenfluß) aus der Auslauföffnung austreten
kann.
[0009] Die Lösung dieser Aufgabe erfolgt dadurch, daß im Bereich zwischen dem kritischen
Querschnitt und der Auslauföffnung auf den Innenseiten des Seitenwändepaares mit der
größeren mittleren Seitenlänge ein horizontal verschiebbarer Blechstreifen gelagert
ist.
[0010] Im Rahmen der Ausgestaltung der Erfindung ist die mittlere Länge des Blechstreifens
kleiner, vorzugsweise um 5 bis 50 % kleiner als die untere Länge der Seitenwände.
[0011] Quer zur Längsrichtung des Blechstreifens sind auf diesem versteifende Metallprofile
angebracht, die zusätzlich als Schaber wirken.
[0012] Eine vorzugsweise Ausbildung der Austragshilfe ist darin zu sehen, daß die Blechstreifen
mittels eines durch eine Nockenwelle bewegten Schubgelenkgetriebes verschiebbar sind.
Es ist selbstverständlich auch möglich, die Blechstreifen mittels Hand über ein Hebelgestänge
zu bedienen.
[0013] Die beste Wirkung der Blechstreifen wird dann erreicht, wenn die Bewegung der Blechstreifen
einander entgegengesetzt erfolgt.
[0014] Zweckmäßigerweise wird die Bewegung der Blechstreifen diskontinuierlich in bestimmten
Zeitabständen durchgeführt.
[0015] Die Erfindung ist in den Zeichnungen beispielhaft dargestellt und wird nachstehend
näher erläutert. Es zeigen
- Fig. 1
- einen Schnitt durch die senkrecht zur Schlitzrichtung des Auslaufs stehende Mittelebene
mehrerer unter einem Elektrofilter angeordneter Staubbunker.
- Fig. 2
- einen Langsschnitt durch die die Schlitzrichtung einschließende senkrechte Ebene.
- Fig. 3
- eine vergrößerte Darstellung des Details X der Fig. 1.
- Fig. 4
- eine vergrößerte Darstellung des Details Y der Fig. 2.
[0016] Die Energieerzeugung aus festen fossilen Brennstoffen führt u. a. zu großen Emissionen
von Stäuben, die aus dem Abgasstrom durch das schematisch dargestellte Elektrofilter
(1) abgeschieden werden. Die Stäube, die eine Partikelgröße von 3 bis 80 µm besitzen,
sammeln sich in den unter dem Elektrofilter (1) angeordneten Staubbunkern (2) mit
konvergierenden Wänden. Die Staubbunker (2) besitzen die Form eines auf dem Kopf stehenden
Obelisks mit rechteckiger Grundfläche, dessen paarweise deckungsgleichen Seitenwände
(3, 4; 5, 6) eine Auslauföffnung (7) in Form eines Längsschlitzes umschließen. Die
mittlere Seitenlänge des einen Seitenwändepaares (3, 4) ist etwa viermal so lang wie
diejenige des anderen Seitenwändepaares (5, 6). Auf den Innenseiten des einen Seitenwändepaares
(3, 4) ist im Bereich zwischen dem kritischen Querschnitt des Staubsammelbunkers (2)
und dessen Auslauföffnung (7) jeweils ein horizontal verschiebbarer Blechstreifen
(8, 9) angeordnet, der in unteren und oberen mit den Seitenwänden (3, 4) fest verbundenen
Führungen (10, 11) verschiebbar gelagert ist. Die Blechstreifen (8, 9) sind durch
auf ihrer Innenseite senkrecht zur Längsrichtung befestigte Profileisen (12) versteift.
Die an dem einen Ende der Blechstreifen (8, 9) angeordneten Anschläge (13) sind jeweils
mit einer durch die Seitenwände (5, 6) mittels einer Stopfbuchse (14) geführten Schub-/Zugstange
(15) verbunden. Oberhalb der Stopfbuchse (14) ist auf der Außenseite der Seitenwände
(5, 6) jeweils ein Gestell-Element (16) befestigt, in dem das obere Ende eines Schwingarms
(17) gelagert ist. Das andere Ende des Schwingarms liegt an einem Exzenternocken (18)
an. Unterhalb der Stoffbuchse (14) befindet sich an der Seitenwand (5) des Staubsammelbunkers
(2) eine Halterung (19), an der das eine Ende einer Zugfeder (20) befestigt ist. Das
andere Ende der Zugfeder (20) ist am Schwingarm (17) angeschlagen. Das aus der Stopfbuchse
(14) nach außen ragende Ende der Schub-/Zugstange (15) ist über eine Stoßstange (21)
mit dem Schwinghebel (17) verbunden.
[0017] Durch die auf einer Nockenwelle (22) befindlichen Exzenternocken (18) wird eine Schub-/Zugbewegung
der Blechstreifen (8, 9) erzeugt, wobei die Bewegung der Blechstreifen (8, 10) in
dem Staubsammelbunker (2) gegenläufig ist. Die Gestaltung der Exzenternocken (18)
bestimmt den Bewegungsablauf; durch die gegenläufige Bewegung der Blechstreifen wird
die in den Auflageflächen beginnende Brückenbildung sofort zerstört.
1. Mechanische Austragshilfe für Schüttgutbunker (1) mit obeliskförmigem Auslauf (2),
dessen trapezförmigen paarweise deckungsgleichen Seitenwände (3, 4; 5, 6), von denen
die mittlere Seitenlänge des einen Seitenwändepaares (3, 4) größer als, vorzugsweise
wenigstens doppelt so groß wie diejenige des anderen Seitenwändepaares (5, 6) (Stirnseiten)
ist, eine Auslauföffnung (7) in Form eines Längsschlitzes umschließen, dadurch gekennzeichnet,
daß im Bereich zwischen dem kritischen Querschnitt des Auslaufs (2) und der Auslauföffnung
(7) auf den Innenseiten des Seitenwändepaares (3, 4) mit der größeren mittleren Seitenlänge
jeweils ein horizontal verschiebbarer Blechstreifen (8, 9) gelagert ist.
2. Mechanische Austragshilfe nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die mittlere
Seitenlänge der Blechstreifen (8, 9) kleiner als die untere Länge der Seitenwände
(3, 4) mit der größeren mittleren Seitenlange ist.
3. Mechanische Austragshilfe nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet,
daß die mittlere Seitenlänge der Blechstreifen (8, 9) 5 bis 50 % kleiner als die untere
Länge der Seitenwände (3, 4) mit der größeren mittleren Seitenlänge ist.
4. Mechanische Austragshilfe nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet,
daß auf den Blechstreifen (8, 9) quer zu ihrer Längsrichtung verlaufende Metallprofile
(12) angebracht sind.
5. Mechanische Austragshilfe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Blechstreifen (8, 9) mittels eines durch eine Nockenwelle (18) bewegten Schubgelenkgetriebes
verschiebbar sind.
6. Mechanische Austragshilfe nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Blechstreifen (8, 9) mittels Hand über ein Hebelgestänge verschiebbar sind.
7. Mechanische Austragshilfe nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die Blechstreifen (8, 9) einander entgegengesetzt verschiebbar sind.