[0001] Die Erfindung betrifft eine Vorrichtung zur Durchführung von Genexpressionsanalysen
nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1, wie sie aus Rosen, B. et al. (1993). Whole
mount in situ hybritisation in the mouse embryo: gene expression in three dimensions.
TIG 9 162- 167, bekannt ist.
[0002] Die Analyse von Genexpressionsmustern mit Hilfe der sogenannten In-Situ-Hybridisierung
(ISH) ist zu einer der wichtigsten Methoden in der modernen Biologie geworden, und
es ist abzusehen, daß diese Technik künftig auch in der Medizin eine bedeutende Rolle
spielen wird. Bei einer ISH werden mit spezifischen, speziell markierten Sonden die
Orte der Genaktivität in ganzen Embryonen, Organen oder Gewebeproben (hier als Probe
bezeichnet) nachgewiesen.
[0003] Diese Technik ist sehr arbeitsintensiv und erstreckt sich über mehrere Tage, da viele
Inkubationen und Waschschritte notwendig sind. Die einzelnen Schritte wurden bisher
in Reagenzröhrchen durchgeführt, und es waren für die verschiedenen Sonden und Proben
jeweils ein eigenes Röhrchen erforderlich. Aus diesem Grund war es nur mit erheblichem
Aufwand möglich, eine große Anzahl von Proben mit vielen verschiedenen Sonden gleichzeitig
zu hybridisieren.
[0004] Bei einer ISH sind eine Reihe von experimentellen Anforderungen zu erfüllen. Zunächst
werden alle Proben in der gleichen Weise für die ISH vorbehandelt. Bei der eigentlichen
ISH ist es dann erforderlich, Gruppen von Proben mit jeweils verschiedenen Sonden
getrennt zu inkubieren. Anschließend werden alle Proben mit den gleichen Puffern gewaschen.
Bei den Waschschritten ist es erforderlich, daß die einzelnen Probengruppen, die mit
verschiedenen Sonden hybridisiert wurden, weiterhin getrennt bleiben.
[0005] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Vorrichtung der e. g. Art zur Verfügung zu stellen,
mit deren Hilfe routinemäßige Abläufe der ISH parallel durchgeführt werden können.
[0006] Gelöst wird diese Aufgabe durch die Merkmale des Patentanspruchs 1. die Unteransprüche
beschreiben vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
[0007] Die erfindungsgemäße Vorrichtung erlaubt, in einem wesentlich vereinfachten Verfahren,
die Hybridisierung vieler Probengruppen mit mehreren verschiedenen Sonden zur gleichen
Zeit durchzuführen. Dies führt zu einer enormen Zeitersparnis, da der Experimentator
nur noch einen Bruchteil der bisherigen Zeit für die einzelnen Prozeduren aufwenden
muß.
[0008] Die Erfindung wird im folgenden anhand eines Ausführungsbeispiels mit Hilfe der Figuren
näher erläutert. Dabei zeigt die Figur 1 den Einsatz und die Figur 2 Gehäuse mit Deckel
der Vorrichtung..
[0009] Die Fig. 1 zeigt den quaderförmigen Einsatz 4 der in diesem Fall beispielsweise sechs
Reaktionskammern enthält. An der Unterseite des Eisatzes 4 ist ein mit dem Boden verklebtes
Kunststoffnetz 7 angedeutet, das die Böden der Reaktionskammern 1 bildet. An der Unterseite
befinden sich auch die Abstandshalter 5.Die Reaktionskammern 1 sind oben mit Gewinden
versehen in die die Verschlüsse 6 eingeschraubt werden können. Die Dichtung zwischen
den Verschlüssen 6 und dem Einsatz 4 erfolgt beispielsweise mit Hilfe von Dichtringen,
hier nicht dargestellt. Die Oberseite des Einsatzes enthält Ausnehmungen 9 zum einsetzen
von Hebegriffen.
[0010] Die Fig. 2 zeigt den Behälter 2 der eine quaderförmige Ausnehmung zur Aufnahme des
Einsatzes 4 hat. Der obere Rand des Behälters 2 enthält eine Nut 10 zur Aufnahme eines
Dichtrings, hier nicht dargestellt. An der Oberseite des Behälters sind an den Schmalseiten
zwei Ausleger angeklebt, die Gewindebohrungen zur Befestigung des Deckels 3 tragen.
Der Deckel 3 enthält ebenfalls Gewindebohrungen zur Aufnahme von hinterdrehten Rändelschrauben
zum dichten Verschluß von Behälter 2 und Deckel 3.
[0011] Statt der Quaderform können für Behälter 2, Deckel 3 und Einsatz 4 auch andere Formen
wie z. B. eine Kreisscheibe verwendet werden.
[0012] Die Proben werden für die ISH in einzelne Reaktionskammern 1 eines Einsatzes 4 gelegt.
Da die Reaktionskammern 1 auf der Unterseite mit einem Netz 7 verschlossen sind, verbleiben
die Proben in den Reaktionskammern 1, können aber alle mit derselben Lösung behandelt
werden. Zur Inkubation der Proben mit den Lösungen wird der gesamte Einsatz 4 in einen
Behälter 2 eingeführt, welche die entsprechende Lösung enhält. Zum Wechseln der Lösungen
kann der gesamte Block 4 in ein zweiten Behälter 2 mit der neuen Lösung überführt
werden, oder die Lösung im Behälter 2 ausgetauscht werden. Der Einsatz 4 kann dabei
zwischenzeitlich auf die sterile Innenseite des Deckels 3 abgestellt werden. Auf diese
Weise werden alle Proben in der gleichen Weise behandelt, die einzelnen Probengruppen
bleiben aber getrennt.
[0013] Eine Trennung von Probengruppen (nach ihrer Herkunft und Hybridisierung mit unterschiedlichen
Sonden) ist bei einer ISH besonders wichtig. So sollen z. B. Proben von Wildtyp-Embryonen
(oder -Geweben) und von Mutanten-Embyonen (oder -Geweben) auf Unterschiede in der
Genaktivität hin untersucht werden. Im Verlauf der ISH-Prozedur müssen natürlich die
Wildtyp- und Mutanten-Embryonen (-Gewebe) stets getrennt bleiben, um anschließend
Unterschiede zwischen beiden Gruppen festzustellen.
[0014] Innerhalb einer Gruppe (Wildtyp bzw. Mutante) können weitere Sub-Gruppen gebildet
werden: Z. B. eine Gruppe von Wildtyp-Embryonen, die Embryonen aus drei verschiedenen
Entwicklungsstadien enthält, die alle mit einer Gensonde A hybridisiert werden. Eine
zweite Gruppe könnte aus Embryonen der gleichen Entwicklungsstufen bestehen, die aber
mit der Gensonde B zu hybridisieren sind.
[0015] Aus diesem Grund ist es deshalb für den Experimentator extrem wichtig, gleich zu
Beginn des ISH-Experimentes, Probengruppen zusammenstellen zu können, die im weiteren
Verlauf der Analyse getrennt bleiben. Trotzdem bleibt die Notwendigkeit, alle Probengruppen
auf die gleiche Weise zu behandeln, damit konstante Bedingungen (für Wildtyp und Mutanten-Embyonen
und -Gewebe) geschaffen werden.
[0016] Die Vorrichtung erfüllt beide Erfordernisse und erlaubt gleichzeitig eine wesentlich
einfachere und schnellere Handhabung. Da die einzelnen Schritte schneller abgewickelt
werden können, bedeutet dies für den Experimentator eine enorme Zeitersparnis.
[0017] Bei dem bisherigen Arbeitsablauf mußten z.B. bei der Vorbereitung und den anschließenden
Hybridisierungs- und Waschschritten von 10 Probengruppen, alle 10 Gruppen in 10 verschiedene,
mit Schraubdeckeln verschlossene, Röhrchen überführt und getrennt behandelt werden.
Dazu mußte jedes Röhrchen einzeln aufgeschraubt, die Lösung vorsichtig entfernt, die
neue Lösung hinzugefügt und das Röhrchen wieder verschlossen werden. Diese Schritte
sind nun derart vereinfacht, daß der gesamte Einsatz in einen Behälter mit neuer Lösung
überführt wird, bzw. die Lösung in dem Behälter ausgetauscht wird.
[0018] Für die eigentliche ISH wird nun zu jeder Probengruppe (die sich in verschiedenen
Reaktionskammern 1 befinden) eine jeweils andere Sonde hinzugegeben. Dabei dürften
die Lösungen aus verschiedenen Reaktionskammern nicht miteinander vermischt werden.
Zu diesem Zweck werden die oberen Öffnungen der Reaktionskammern 1 mit Verschlüssen
6 hermetisch abgedichtet, der gesamte Einsatz 4 umgedreht und umgekehrt in den Behälter
2 gesetzt. Damit befinden sich nun die mit dem Netz 7 verschlossenen Seiten der Reaktionskammern
1 oben, und zu den einzelnen Gruppen von Proben kann nun jeweils die gewünschte Sonde
hinzugefügt werden, ohne daß Sonden in einer Reaktionskammer sich mit Sonden in anderen
Kammern 1 vermischen.
[0019] Anschließend erfolgt die eigentliche Hybridisierung der Proben mit der Sonde bei
hoher Temparatur. Hierbei ist es wichtig, daß keine Flüssigkeit verdampft und es so
zu einer Konzentrierung von Salzen in der Hybridisierungslösung kommt. Dieses Problem
ist bei derart gelöst, daß der Behälter 2, in dem sich der Einsatz 4 mit den Reaktionskammern
1 befindet, mit einem Verschluß abgedichtet wird. Möglich sind hier neben Rändelschrauben
auch Filmschaniere, Schrauben und Klemmen mit Federbügeln oder Spannverschlüsse, die
über Federdruck arbeiten. Dadurch ensteht in dem gesamten Behälter (einschließlich
der Reaktionskammern) ein gasgesättigter Raum.
[0020] Die Hybridisierung erfolgt in Formaldehyd enthaltender Lösung und bei hohen Temperaturen.
Dies stellt besondere Anforderungen an die verwendeten Materialien und Klebstoffe.
Zur Konstruktion wurde deshalb Plexiglas verwendet, und ein spezieller Klebstoff entwickelt
und verwendet, der den erforderlichen Ansprüchen genügt. Die verwendeten Materialien
müssen Temperaturen von 70°C standhalten und physiologisch unbedenklich sein. Neben
Plexiglas ist hier auch die Verwendung von Edelstahl oder Teflon möglich.
[0021] Die Herstellung der ISH-Sonden ist verhältnismäßig teuer, und die Volumina der Waschlösungen
sollten nur so groß sein, wie es für den entsprechenden Versuch erforderlich ist.
Deshalb ist es notwendig, daß bei der Hybridisierung nicht zu große Volumina eingesezt
wird. Vorrichtung ist so konstruiert, daß die gleiche Menge an Hybidisierungslösung
einsetzbar ist, wie dies zuvor mit einzelnen Reagenzgefäßen erforderlich war. Dies
wird dadurch erreicht, daß der Durchmesser der Bohrungen (Reaktionskammern 1) dem
der üblicherweise verwendeten Reagenzgefäßen von 12mm entspricht.
[0022] Je nach Bedarf kann die Konstruktion aber so variiert werden, daß für größere Proben
der Durchmesser vergrößert, bzw. für kleineren Proben verringert wird. Die Vorrichtung
kann je nach Bedarf in verschiedenen Größen angefertigt werden. Hierzu wurden Apparaturen
mit 6, 12 oder 24 Reaktionskammern als Prototypen getestet. Beim Einsatz in Screening-Prozessen
sind auch Größen mit mehr Reaktionskammern möglich. Bei Verwendung zur individuellen
Hybridisierung können auch Einsätze mit lediglich 2 Reaktionskammern verwendet werden.
Auf diese Weise ist es möglich, die Volumina der verwendeten Lösungen auf ein Minimum
zu begrenzen und Kosten einzusparen. Ferner kann neben der hier verwendeten rechteckigen
auch rotationssymmetrische oder andere Formen verwendet werden.
[0023] Nach der Hybridisierung müssen die Proben gewaschen werden, um nicht spezifisch gebundene
Sonde zu entfernen. Dabei werden wieder alle Proben jeweils mit denselben Waschlösungen
behandelt. Hierfür wird der gesamte Einsatz 4 aus dem Behälter 2 genommen und umgekehrt
(die mit den Netzen 7 verschlossenen Öfnungen nach unten) in einen Behälter mit Waschlösung
gesetzt. Um einen guten Austausch der Waschlösung mit den Proben zu erreichen, kann
der Einsatz 4 mit Behälter 2 auf einen Schüttler gestellt und schwach bewegt werden,
oder von Zeit zu Zeit kurz angehoben und wieder abgesenkt werden. Um Waschlösungen
zu wechseln, wird die Lösung in dem Behälter 2 ausgetauscht oder der gesamte Einsatz
4 in einen Behälter mit neuer Waschlösung überführt.
[0024] Die Vorrichtung ist so konstruiert, daß ein optimaler Austausch zwischen dem zu hybridisierenden
Material und der Umgebung erfolgen kann, ohne daß das Gewebe zerstört wird. Zu diesem
Zweck wurde der Einsatz mit den Reaktionskammern auf kleine Füßchen gesetzt.
[0025] Je nach der Größe der verwendeten Proben können Netze mit verschiedenen Maschengrößen
verwendet werden. Vor allem die Verwendung eines feinmaschigeren Netzes erlaubt so
auch die Verarbeitung kleinerer Gewebestücke, Organe und Embryonen.
[0026] Außerdem kann bei der Konstruktion der Durchmesser der Bohrlöcher den jeweiligen
Anforderungen angepasst werden.
[0027] Die Vorrichtung kann nicht nur für ISH, sondern in der gleichen Weise für Antikörper-Färbungen
an ganzen Embryonen, Organen oder Gewebestücken verwendet werden.
1. Vorrichtung zur Durchführung von Genexpressionsanalysen bestehend aus mindestens zwei
Reaktionskammern, welche auf einer Seite hermetisch verschließbar sind, gekennzeichnet
durch
a) einen Behälter (2) und einen Deckel (3), wobei Deckel (3) und Behälter (2) dicht
verschließbar sind,
b) einen Einsatz (4), welcher die Reaktionskammern (1) enthält, wobei die Reaktionskammern
(1) senkrecht angeordnet an einer Seite offen sind,
c) Böden (7), welche die auf der anderen Seite liegenden Öffnungen der Reaktionskammern
(1) verschließen, wobei die Böden (7) einen ungehinderten Flüssigkeitsaustausch ermöglichen,
und das zu analysierende Material in der Reaktionskammer zurückhalten, und
d) Verschlüsse (6) zur hermetischen Abdichtung, der den Böden gegenüberliegenden Öffnungen
der Reaktionskammern.
2. Vorrichtung nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch Abstandhalter (5) an dem Einsatz
an der Seite der Böden (7).
3. Vorrichtung nach Anspruch 1 oder 2 dadurch gekennzeichnet, daß die Böden (7) durch
ein einziges, alle Öffnungen überdeckendes Element gebildet werden.
4. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 3 gekennzeichnet durch Ausnehmungen (9)
im Einsatz (4) zur Aufnahme von Hebegriffen.
5. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, daß das alle
Öffnungen überdeckende Element ein aufgeklebtes Nylonnetz ist,
6. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 1 bis 5 dadurch gekennzeichnet, daß das Material
des Deckels (3), der Kammer (2) und des Einsatzes (4) aus Plexiglas bestehen.