[0001] Die Erfindung betrifft ein System zur Lagerung und zum Transport von Probenmaterial
auf saugfähigem Material.
[0002] Bei Patienten mit Diabetes mellitus ist die Glykierung von Hämoglobin und Serumproteinen
erhöht. Die Erhöhung ist abhängig von der Glukosekonzentration und der Inkubationszeit
des Proteins mit Glukose. Die Glykierung von Serumproteinen, einschließlich Hämoglobin
erfolgt in diesen Fällen nicht enzymatisch, sondern unkatalysiert durch chemische
Reaktion der Glukose mit Aminogruppen der Proteine. Die Fachwelt geht davon aus, daß
die Konzentration eines bestimmten Protein-Glukose-Addukts sowohl die Glukosekonzentration
über eine bestimmte Zeit als auch die Umsatzrate des Proteins widerspiegelt. Glykiertes
Hämoglobin wird als Indikator der mittleren Blutglukosekonzentration während der letzten
zwei bis drei Monate vor Blutabnahme und Untersuchung angesehen. Glykiertes Serumprotein
gibt die Blutglukosekonzentration während einer kürzeren Zeitspanne wieder. Die Bestimmung
von glykiertem Protein, wie glykiertem Hämoglobin (HbA
1c) oder glykiertem Serumprotein hat deshalb eine erhebliche Bedeutung für die langfristige
glycämische Kontrolle von Diabetespatienten.
[0003] Für eine Untersuchung von Blut auf den Gehalt an glykiertem Protein muß die Probe
oft zu einem weiter entfernten Labor transportiert werden. Während dieser Transportzeit
und einer sich eventuell noch anschließenden Wartezeit darf sich der Gehalt an glykiertem
Protein in der Probe möglichst nicht verändern. In Clinical Chemistry
29, 1080 - 1082 (1983) wird über die Untersuchung von Blutproben auf glykiertes Hämoglobin
berichtet, die längere Zeit gelagert wurden. Es ergibt sich hieraus, daß Vollblut
bis zu 21 Tagen bei Raumtemperatur gelagert werden kann, ohne daß sich der HbA
1c-Gehalt wesentlich verändert.
[0004] Der Transport flüssiger Blutproben ist jedoch aufwendig und mit Risiken, wie zum
Beispiel Bruch des Transportgefäßes verbunden. Außerdem ist für die Entnahme von Vollblut
oft eine Venenpunktion notwendig, obwohl für die Untersuchung an sich auch so kleine
Probenmengen ausreichen würden, wie sie bei der Abnahme von Kapillarblut aus der Fingerbeere
erhalten werden. Für den Transport und die Untersuchung kleinerer Probenmengen wurden
deshalb Methoden entwickelt, bei denen Kapillarblut auf Filterpapier aufgegeben und
dort eintrocknen gelassen wird. Das Filterpapier wird anschließend zum Ort der Untersuchung
transportiert. Dort wird aus dem Filterpapier eine Scheibe mit Probe ausgestanzt,
eluiert und das Eluat untersucht. Auf eine solche Methode bezieht sich der Bericht
in Clinical Chemistry
28, 386 - 387 (1982). In diesem Bericht wird festgestellt, daß sich bei der Blutprobenlagerung
auf Filterpapier der Gehalt an glykiertem Protein gegenüber der ursprünglichen Probe
stark verändert. Nach Lagerung von Vollblut auf Filterpapier werden deutlich erhöhte
Meßwerte für glykiertes Protein gefunden.
[0005] In Clinical Chemistry
32, 869 - 871 (1986) wird die Imprägnierung von Filterpapier mit Glukoseoxidase zur
Verhinderung der durch Lagerung von Blut auf Filterpapier verursachten Erhöhung des
Gehaltes an glykierten Hämoglobin beschrieben. Allerdings vermag die Imprägnierung
mit Glukoseoxidase die Zunahme an glykiertem Protein nicht vollständig zu verhindern.
Die falsche Werterhöhung kann durch diese Maßnahme lediglich vermindert werden. Ein
weiterer Nachteil der Imprägnierung mit Glukoseoxidase ist deren eigene Instabilität
während der Lagerung unter üblichen Lagerbedingungen.
[0006] Ähnliches ergibt sich aus einem Artikel in Diabetes Care
10, 352 - 355 (1987). Dort wird berichtet, daß die Behandlung von Filterpapier mit Glukoseoxidase
oder auch mit Ethanol eine falsche Werterhöhung für glykiertes Hämoglobin bei Lagerung
von Blut auf Filterpapier nicht zufriedenstellend verhindern kann.
[0007] Neben der mangelhaften Stabilität der Probe ist ein weiterer Nachteil der im Stand
der Technik beschriebenen Methoden zum Transport und zur Lagerung von Probenmaterialien
darin zu sehen, daß die flüssige Probe vor dem endgültigen Verpacken vollständig gerocknet
werden muß. Dazu muß das Filterpapier typischerweise 10 bis 60 min an der Luft getrocknet
werden. Unvollständig getrocknete Proben können zu nicht reproduzierbaren Testresultaten
führen oder beispielsweise die Versandverpackung kontaminieren.
[0008] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand deshalb darin, die Nachteile des Standes
der Technik zu beseitigen. Insbesondere sollte der Gehalt an glykiertem Protein in
einer Probe bei Lagerung auf einem saugfähigen Material stabilisiert werden. Nach
Lagerung glykierten Proteins auf einem saugfähigen Material sollte für das glykierte
Protein ein Wert gefunden werden, wie er nach der Probenahme und vor Lagerung bestand.
Desweiteren sollte die Handhabung der Probenmaterial enthaltenden Träger vereinfacht
und sicherer gemacht werden.
[0009] Diese Aufgabe wird durch den in den Patentansprüchen näher charakterisierten Gegenstand
gelöst.
[0010] Gegenstand der Erfindung ist ein System zum Lagern und Transportieren von Probenmaterial.
Das System besteht aus einem saugfähigen Material zur Absorption flüssiger Probe,
einem verschließbaren Behältnis, in dem das Material gelagert und transportiert werden
kann, und einem feuchtigkeitsabsorbierenden Medium.
[0011] Wesentlich für das erfindungsgemäße System ist, daß in dem System selbst keine Testreagenzien
enthalten sind. Insbesondere enthält das saugfähige Material, welches der Absorption
des Probenmaterial dient, keine Testreagenzien.
[0012] Testreagenzien sind in diesem Zusammenhang solche Reagenzien oder Stoffe, die üblicherweise
in analytischen Testelementen, wie kolorimetrischen Teststreifen oder elektrochemischen
Sensoren und Biosensoren, enthalten sind und dem Nachweis eines Zielanalyten dienen.
Anders ausgedrückt handelt es sich bei Testreagenzien um Stoffe, die mit dem Zielanalyten
eine Wechselwirkung eingehen, die dessen Nachweis direkt oder indirekt, das heißt
gegebenenfalls erst nach Zusatz weiterer Reagenzien, erlaubt. Beispielsweise seien
genannt Enzyme, Coenzyme, Farbstoffe, Mediatoren, pH- und Redoxindikatoren, immunologische
Nachweisreagenzien wie Antikörper oder Antigene, Ionophore, Komplexbildner und dergleichen
mehr.
[0013] Nicht zu Testreagenzien sollen Reagenzien oder Stoffe zählen, die nicht direkt dem
Nachweis eines Zielanalyten dienen. Derartige Substanzen dürfen mit dem Zielanalyten
in der Probe keine Wechselwirkung eingehen, die dessen Nachweis erlaubt. Beispiele
hierfür sind Stabilisatoren, worunter auch Enzymsubstrate und Coenzyme verstanden
werden, die überwiegend zur Stabilisierung des Analyten dienen, Puffersubstanzen,
Spreitmittel und andere übliche, dem Fachmann geläufige Substanzen.
[0014] Das erfindungsgemäße System ist zum Transportieren und Lagern von zu analysierendem
Probenmaterial, insbesondere flüssigen Proben, vor allem Körperflüssigkeiten wie Blut,
Plasma, Serum, Urin, Speichel etc. geeignet. Besonders bevorzugt wird das erfindungsgemäße
Element zum Transportieren und Lagern von Blutproben eingesetzt.
[0015] Als saugfähige Materialien für das erfindungsgemäße System haben sich Papiere, Filterpapiere,
Vliese, Gewebe, Gewirke und Membranen, die gegebenenfalls auf einem zusätzlichen inerten
Träger, wie sie dem Fachmann bekannt sind, befestigt sind, als geeignet erwiesen.
Bevorzugt werden als saugfähige Materialien faserige Materialien eingesetzt, obwohl
grundsätzlich auch nicht-faserige Materialien, wie beispielsweise Membranen, einsetzbar
sind. Bevorzugte faserige saugfähige Materialien sind Vliese, Gewebe oder Gewirke.
Vliese sind ganz besonders bevorzugt. Die faserigen Materialien können Glas-, Zellulose-,
Polyesterfasern aber auch Viskose und Polyvinylalkohol enthalten. Vliesmaterialien,
enthaltend schmelzbare Copolyesterfasern neben Glasfasern, Polyesterfasern, Polyamidfasern,
Zellulosefasern oder Zellulosederivatefasern, wie sie in der europäischen Patentanmeldung
0 571 941 beschrieben sind, können ebenfalls vorteilhaft in dem erfindungsgemäßen
Element eingesetzt werden.
[0016] Je nach dem zu analysierenden Analyt muß sichergestellt werden, daß dieser nach Aufgabe
und Eintrocknen des Probenmaterials auf das saugfähige Material anschließend wieder
reproduzierbar eluiert werden kann. Hierfür kann der Fachmann einfache Elutionsversuche
durchführen, um sich Gewißheit zu verschaffen.
[0017] Die Saugfähigkeit kann nach DIN 53106 bestimmt werden. Hierzu werden Proben von 200
+/- 1 mm Länge und 15 +/- 0,1 mm Breite lotrecht mit ihrem unteren Ende 25 mm in destilliertem
Wasser eingetaucht und der Weg den das Wasser in 10 Minuten zurücklegt in mm gemessen.
[0018] Wie unterschiedliche Saugfähigkeiten bei Materialien gleicher Bestandteile eingestellt
werden können, ist dem Fachmann bekannt. Beispielsweise können bei der Herstellung
von Vliesen Fasern unterschiedlicher Dicke verwendet werden. Je dicker die eingesetzten
Fasern sind, desto geringer ist die Saugfähigkeit. Ein weiterer Weg ist die Variation
der Dichte von Vliesen. Durch eine Erhöhung der Dichte wird die Saugfähigkeit reduziert.
[0019] Bei der Verwendung von Geweben haben Gewebe mit feineren Fasern eine größere Saugfähigkeit
als Gewebe mit gröberen Fasern. Aber auch über unterschiedliche Arten der Verzwirnung
der Fäden kann die Saugfähigkeit gesteuert werden. Ebenso können über die Webarten
Unterschiede in der Saugfähigkeit erzielt werden. Weitere Variationsmöglichkeiten
der Saugfähigkeit können durch die Verwendung von unterschiedlichen Fasermischungen
erreicht werden. So wird zum Beispiel durch den Zusatz von hydrophoben Fasern die
Saugfähigkeit verringert.
[0020] Als inertes Trägermaterial für die erfindungsgemäß einsetzbaren saugfähigen Materialien
kommen insbesondere steife Werkstoffe in Frage, wie beispielsweise Kunststoffolien,
Karton, beschichtetes Papier usw.
[0021] Auf dem inerten Trägermaterial ist das saugfähige Material so befestigt, daß die
Flüssigkeitsaufnahme durch die saugfähigen Materialien nicht beeinträchtigt wird.
Dies ist durch Verwendung eines doppelseitig klebenden Bandes oder beispielsweise
auch durch die Verwendung von Schmelzkleber möglich.
[0022] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung sind auf einem inerten
Trägermaterial zwei Schichten saugfähigen Materials so sich berührend nebeneinander
angeordnet, daß ein Flüssigkeitsübertritt von der ersten in die zweite Schicht möglich
ist, wenn die erste Schicht mit Flüssigkeit gefüllt ist. Die Saugfähigkeit des Matrixmaterials
der ersten Schicht soll gleich groß oder größer sein als die der zweiten benachbarten
Schicht. Dadurch wird vermieden, daß störende Saugeffekte ausgebildet werden, wenn
Probenmaterial auf die erste Schicht aufgebracht wird.
In der oben beschriebenen besonders bevorzugten Ausführungsform müssen die Schichten
des saugfähigen Materials auf dem inerten Träger so befestigt sein, daß die erste
Schicht nach Aufbringen und Eintrocknen flüssigen Probenmaterials vollständig von
der zweiten Schicht abgetrennt werden kann. Dies ist insbesondere dann möglich, wenn
die erste Schicht nur relativ lose oder nur punktuell befestigt ist.
[0023] Weiterhin müssen in der oben beschriebenen besonders bevorzugten Ausführungsform
die beiden Schichten des saugfähigen Materials so nebeneinander sich berührend auf
dem Trägermaterial angeordnet sein, daß ein Flüssigkeitsübertritt von der ersten Schicht
in die zweite Schicht möglich ist, wenn die erste Schicht mit Flüssigkeit gefüllt
ist. Dies ist dann möglich, wenn zumindest eine Kantenberührung der beiden Schichten
vorliegt. Noch besser ist jedoch eine leichte Überlappung der beiden Schichten vorgesehen.
Besonders bevorzugt sind die Schichten dann so angeordnet, daß die zweite Schicht
die erste Schicht leicht überlappt.
[0024] Für die oben beschriebene besonders bevorzugte Ausführungsform muß die Größe der
Schichten des saugfähigen Materials so gewählt werden, daß die erste Schicht, die
später auch als Auswerteschicht verwendet wird, mit der Proberflüssigkeit vollständig
gefüllt werden kann. Überschüssige Probenflüssigkeit wird dann von der zweiten Schicht
aufgenommen. Welche Probenmengen ausreichend sind zur Bestimmung eines bestimmten
Analyten hängt von der Art des zu bestimmenden Analyten ab. In der Regel reichen jedoch
5-20 µl, meistens 10 µl Probe aus. Dieses Volumen muß von der ersten Matrixschicht
aufgenommen und später wieder eluiert werden können. Zur Sicherheit sollte die zweite
Matrixschicht, die die Funktion einer Saugschicht darstellt, ein größeres Volumen
aufnehmen können. Saugvolumen von 10-50 µl, bevorzugt 10-30 µl, besonders bevorzugt
20 µl reichen hierzu in der Regel aus. Zweckmäßigerweise sollten die üblichen Abmessungen
der Schichten des saugfähigen Materials so beschaffen sein, daß das Saugvolumen der
beiden Schichten zusammengenommen mindestens 30 µl, besser mindestens 50 µl beträgt.
Über eine solche Dimensionierung wird gewährleistet, daß sowohl mit kleinen als auch
mit großen Flüssigkeitstropfen auf die erste Matrixschicht verschiedener erfindungsgemäßer
Elemente die gleiche Menge an Probe aufgebracht wird. Die kleinere erste Schicht hat
zur Erreichung eines ausreichenden Saugvolumens in der Regel eine Fläche von 3x3 bis
8x8 mm.
[0025] Durch die vorbeschriebene, besonders bevorzugte Anordnung der Schichten des saugfähigen
Materials wird eine homogene Verteilung flüssigen Probenmaterials in der ersten Schicht
erreicht. Dadurch, daß die erste Schicht vollständig mit flüssigem Probenmaterial
gefüllt werden soll, können sich innerhalb dieser Schicht keine Konzentrationsgradienten
des Analyten ausbilden, die in den Randzonen der Elemente des Standes der Technik
sonst immer zu beobachten waren. Konzentrationsbedingte Meßunterschiede bei der Bestimmung
von Analyten werden so vermieden.
[0026] Um bei der oben beschriebenen besonders bevorzugten Ausführungsform eine Trennung
der ersten von der zweiten Schicht saugfähigen Materials sicherzustellen, sind verschiedene
Anordnungen der Schichten auf dem Trägermaterial denkbar. Ganz besonders bevorzugte
Ausführungsformen für auf einem Träger befestigte saugfähige Materialien sind in Figuren
1 und 2 dargestellt.
[0027] Das erfindungsgemäße Element gemäß Figur 1 trägt Schichten eines saugfähigen Materials
1, 2 an einem Ende eines inerten Trägermaterials 3. Die Schichten sind mittels eines
doppelseitig klebenden Bandes 4 auf dem Trägermaterial 3 befestigt. Die Schichten
1, 2 sind so auf dem Trägermaterial 3 angeordnet, daß sie sich am Ende dieses Trägermaterials
3 befinden. Die erste Schicht des saugfähigen Materials 1, die für den Probenauftrag
vorgesehen ist, liegt dem Ende des Trägermaterials 3 am nächsten. Sie wird leicht
überlappt durch die zweite Schicht des saugfähigen Materials 2, die überschüssige
Flüssigkeit des Probenmaterials aufnimmt, wenn die erste Schicht 1 gefüllt ist. Am
Ende des Trägermaterials 3 unterhalb der ersten Schicht 1 befindet sich eine Aussparung
5 in dem Trägermaterial 3. Diese Aussparung 5 ermöglicht bzw. erleichtert das Greifen
der ersten Schicht 1, beispielsweise mit einer Pinzette, um diese zum Zwecke der Elution
und nachfolgenden Analysenschritte aus dem Element zu entfernen.
[0028] In dem erfindungsgemäßen Element gemäß Figur 2 sind die beiden Schichten saugfähigen
Materials 1, 2 so auf dem inerten Trägermaterial 3 befestigt, daß zwei gegenüberliegende
Enden des Trägermaterials 3 frei und mit den Fingern greifbar sind. Die beiden Schichten
des saugfähigen Materials 1, 2 sind mittels doppelseitig klebendem Band 4, 6 auf dem
Trägermaterial 3 befestigt. Das Trägermaterial 3 besitzt eine Sollbruchstelle 7, die
so angeordnet ist, daß beim Biegen, Brechen oder Reißen das Element dort so in zwei
Teile geteilt werden kann, daß der eine die erste Schicht saugfähigen Materials 1
und der andere die zweite Schicht saugfähigen Materials 2 trägt. Im Falle einer Plastikfolie
als Trägermaterial 3 kann die Sollbruchstelle 7 eine Einkerbung sein. Es kann dort
jedoch auch eine entsprechende Perforierung vorliegen, die es ermöglicht, durch Biegen
des Elementes an dieser Stelle zwei getrennte Teile zu erhalten.
[0029] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform enthält das saugfähige Material des
erfindungsgemäßen Systems Hilfsstoffe, die zum Spreiten der flüssigen Probe geeignet
sind. Solche Hilfsstoffe sind der Fachwelt bekannt und dem Fachmann ist ihre Verwendung
geläufig. Durch das Spreiten der Probe wird eine gleichmäßige, homogene Verteilung
des Probenmaterials auf und in dem saugfähigen Material bewirkt. Bei der Verwendung
beispielsweise von Filterpapier als saugfähigem Material wird durch diese Maßnahme
gewährleistet, daß kleine Proben des Filterpapiers enthaltend das zuvor aufgegebene
Probenmaterial, die zu Elutionszwecken aus dem Filterpapier ausgeschnitten oder ausgestanzt
werden, reproduzierbare Mengen an Probenmaterial enthalten.
[0030] Bei einer weiteren bevorzugten Ausführungsform wird die Probenaufgabezone des saugfähigen
Materials markiert. Die Markierung kann dabei direkt auf oder in dem saugfähigen Material
angebracht oder enthalten sein oder gegebenenfalls auf dem inerten Träger aufgebracht
sein. Dadurch wird dem Anwender das präzise Aufgeben der Probe auf die bevorzugte
Aufgabestelle erleichtert. Diese Maßnahme dient ebenfalls dazu, die Reproduzierbarkeit
der Probenaufgabe zu erhöhen.
[0031] Weiterhin ist bevorzugt, daß Handhabungshinweise für den und/oder die Benutzer des
erfindungsgemäßen Systems in diesem enthalten sind. Besonders bevorzugt sind die Handhabungshinweise
auf dem saugfähigen Material, gegebenenfalls dem inerten Träger oder dem verschließbaren
Behältnis angebracht. Ganz besonders bevorzugt sind die Handhabungshinweise auf dem
saugfähigen Material angebracht.
[0032] Das verschließbare Behältnis des erfindungsgemäßen Systems dient der mechanischen
Stabilisierung des Probenmaterial enthaltenden saugfähigen Materials während Lagerung
und Transport. Bevorzugt besteht das verschließbare Behältnis aus einem versteiften,
umbörtelbaren Umschlag, einer umbörtelbaren Tüte, die gegebenenfalls in einen steifen
Umschlag gesteckt werden kann, oder einem mit einem Verschlußstopfen oder Deckel verschließbaren
Röhrchen. Besonders bevorzugt wird ein mit einem Verschlußstopfen oder Deckel verschließbares
Röhrchen verwendet. Bevorzugt besteht das Röhrchen aus einem formstabilen, bruchsicheren
und bezüglich der Probe inerten Material, beispielsweise aus Kuststoffen, Metallen,
Legierungen, Papier oder Pappe, die gegebenenfalls mit Kunststoffen, Metallen und/oder
Legierungen beschichtet sind, Keramik oder Glas. Als besonders bevorzugt hat sich
die Verwendung von Polyethylen, Polypropylen oder Aluminium herausgestellt.
[0033] Neben der mechanischen Stabilisierung sorgt das verschließbare Behältnis in Kombination
mit einem feuchtigkeitsabsorbierenden Medium dafür, daß im Inneren des Behältnisses
in Gegenwart eines feuchtigkeitsabsorbierenden Mediums stets eine niedrigere Luftfeuchte
als in der äußeren Umgebungsatmosphäre herrscht, wobei unter Feuchtigkeit oder Feuchte
bevorzugt Wasser verstanden wird. Bevorzugt wird dazu ein Trockenmittel, wie es dem
Fachmann geläufig ist, eingesetzt. Ganz besonders bevorzugt werden als Trockenmittel
Kieselgele, Zeolithe oder Tonerden, gegebenenfalls auch Kombinationen hiervon, eingesetzt.
[0034] In einer besonders bevorzugten Ausführungsform ist das feuchtigkeitsabsorbierende
Medium fest mit dem verschließbaren Behältnis oder zumindest einem Teil davon verbunden.
Ganz besonders bevorzugt ist ein Trockenmittel in den Deckel oder Stopfen eines Röhrchens
integriert, derart, daß eine Trockenwirkung ausschließlich im Inneren des Röhrchens
stattfindet. Eine derartige besonders bevorzugte Ausführungsform des erfindungsgemäßen
Systems ist in Figur 3 dargestellt. Figur 3 zeigt einen Probenträger 1, der in ein
Röhrchen 2 mit einem dicht schließenden Stopfen 3 enthaltend ein Trockenmittel 4 eingeführt
ist.
[0035] In einer weiteren bevorzugten Ausführungsform enthält das saugfähige Material des
erfindungsgemäßen Systems einen oder mehrere Stabilisatoren für das Probenmaterial.
Es hat sich beispielsweise gezeigt, daß Probenmaterial enthaltend glykiertes Protein,
das sich auf einem saugfähigen Material befindet, sehr gut ohne wesentliche Veränderung
des Gehalts an glykiertem Protein gelagert werden kann, wenn das saugfähige Material
mit Borsäurepuffer, pH größer oder gleich 10,5 imprägniert ist oder wenn das saugfähige
Material ein Übergangsmetallsalz trägt. Die Konzentration des Borsäurepuffers ist
hierbei von eher untergeordneter Bedeutung. Besonders gute Ergebnisse werden erzielt,
wenn der Borsäurepuffer einen pH-Wert größer oder gleich 11 besitzt. Geeignete Pufferkonzentrationen
liegen im Bereich zwischen 300 und 1000 mmol / l, das entspricht etwa 18,6 - 62 g
/ 100 ml. Eine analoge gut stabilisierende Wirkung üben Übergangsmetallsalze, wie
beispielsweise Nickel- oder Kupfersalze aus. Nickelsalze sind besonders bevorzugt.
Wasserlösliche Übergangsmetallsalze werden bevorzugt eingesetzt. Gut geeignet sind
beispielsweise entsprechende Chloride. Um ausreichend stabilisierend wirksam zu sein
haben sich Übergangmetallsalzkonzentrationen auf dem saugfähigen Material von größer
5 g / m
2, besonders bevorzugt größer 10 g / m
2 als geeignet erwisen.
[0036] Das erfindungsgemäße System ist geeignet zum Lagern und Transportieren von zu analysierendem
Probenmaterial. Analyte, die so transportiert und gelagert werden können, schließen
Glukose und glykosiliertes Hämoglobin (HbA
1c) ein. Im wesentlichen kann so jedoch jeder Analyt einer Messung zugeführt werden,
der durch entsprechende Elutionsmittel in Lösung gebracht werden kann und der dann
in dieser Lösung gemessen werden kann. Grundsätzlich sind dies beispielsweise alle
Analyte, die über enzymatische, immunologische und sonstige Testverfahren bestimmt
werden können. Ohne den Kreis der möglichen Analyte beschränken zu wollen, seien an
dieser Stelle auch solche Analyte genannt, die zum Nachweis von Infektionskrankheiten
herangezogen werden, wie beispielsweise Virus-Antikörper oder Virus-Bestandteile für
die Bestimmung von Hepatitis und HIV. Sie enthaltende Proben können so vorteilhaft
zum Analyseort transportiert werden. Die Verwendung eines feuchtigkeitsabsorbierenden
Mediums im erfindungsgemäßen System sorgt für eine sichere Handhabung durch den Endbenutzer,
da der Anwender vor dem Verpacken des Probe enthaltenden saugfähigen Materials nicht
auf eine Trocknung der Probe achten muß. Weiterhin wird eine gute Stabilität des Probenmaterials
gewährleistet.
[0037] Die Erfindung wird im nachfolgenden Beispiel weiter erläutert.
Beispiel 1
Stabilisierung von HbA1c auf einem saugfähigen Material durch ein feuchtigkeitsabsorbierendes Medium
[0038] Auf eine Polyesterfolie 3 der Abmessungen 49 x 6 mm mit einer halbkreisförmigen Ausstanzung
5 von 5 mm an einem kurzseitigen Ende wird mit Hilfe eines doppelseitigen Klebebandes
4 eine erste Schicht 1 saugfähigen Materials, wie in Figur 1 dargestellt, so auf der
Trägerfolie fixiert, daß sie mit einer Breite von 0,5 bis 1 mm auf das Klebeband 4
geklebt wird. Über diese relativ schmale Fixierung wird die spätere Abnehmbarkeit
positiv beeinflußt. Die zweite Schicht 2 saugfähigen Materials wird auf einer Breite
von 5 mm oder mehr verklebt.
[0039] Für die erste Schicht saugfähigen Materials wird ein Vlies, das auf einer Papiermaschine
hergestellt wurde und folgende Daten aufweist, verwendet:
[0040] 80 Teile Polyesterfasern (Faserdurchmesser 1,7 Dtex), 20 Teile Viskose, 20 Teile
Polyvinylalkohol; Flächengewicht 80 g / m
2 ; Saughöhe 102 mm (DIN 53106).
[0041] Dieses Vlies wurde auf die Größe 6 x 6 mm zugeschnitten. Diese Matrix nimmt eine
Flüssigkeitsmenge von ca. 10 µl auf
[0042] Für die zweite Schicht saugfähigen Materials wird ein Vlies eingesetzt, das der ersten
Schicht entspricht.
[0043] Aufso gefertigte Elemente enthaltend ein saugfähiges Material werden jeweils ca.
10 µl EDTA-Blut (Probe 1 bis 3) appliziert und bei Raumtemperatur mindestens 2 Stunden
getrocknet.
- Probe 1
- EDTA-Blut 9,5 % HbA1c
- Probe 2
- EDTA-Blut 4,9 % HbA1c
- Probe 3
- Probe 2 auf 400 mg/dl β-D(+)-Glukose aufgestockt
[0044] Zur Simulation eines Transportes werden die Probenträger bei 20, 35 und 45 ° C für
7 Tage bei einer Feuchte von 90 % +/- 8 % belastet. Ein Teil der Probenträger wird
dabei in einem herkömmlichen Kuvert, ein zweiter Teil in einer verschlossenen, umbörtelbaren
Tüte ohne Trockenmittel, ein dritter Teil in einer verschlossenen, umbörtelbaren Tüte
mit einem Molsieb-Trockenmittelbeutel (Bestellnummer 1602080, Boehringer Mannheim
GmbH, Deutschland), und ein vierter Teil in einem verschlossenen Röhrchen enthaltend
Molekularsieb (Bestellnummer 1775111, Boehringer Mannheim GmbH, Deutschland) als Trockenmittel
aufbewahrt.
[0045] Nach Entfernung der ersten Schicht saugfähigen Materials wird das Material in 1 ml
Hämolysereagenz für den Tina-quant®-Test von Boehringer Mannheim GmbH (Deutschland)
(Bestellnummer 1 488 457) für 1,5 bis 2,5 h eluiert. Anschließend wird HbA
1c bestimmt nach der immunologischen Bestimmungsmethode von Boehringer Mannheim GmbH
(Deutschland) auf einem Hitachi 717-Gerät von Boehringer Mannheim GmbH mit Reagenz
der Bestellnummer 1 488 414 von Boehringer Mannheim GmbH.
[0046] In Tabelle 1 sind die Meßergebnisse für Elemente zusammengefaßt, bei denen die Lagerung
mit und ohne feuchtigkeitsabsorbierendes Medium durchgeführt wurde.

[0047] Im Ergebnis erkennt man, daß die Lagerung in einem verschlossenen Behältnis, das
ein feuchtigkeitsabsorbierendes Medium enthält, zu einer solchen Stabilisierung des
nicht-enzymatisch glykosylierten Proteins führt, daß auch nach Temperaturbelastung
ausreichend unveränderte Konzentrationswerte vorliegen.
1. System zur Lagerung und zum Transport von Probenmaterial auf saugfähigem Material
dadurch gekennzeichnet, daß in dem System keine Testreagenzien enthalten sind und
es außer dem saugfähigen Material zur Absorption flüssiger Probe ein verschließbares
Behältnis mit einem feuchtigkeitsabsorbierenden Medium umfaßt.
2. System gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das saugfähige Material Hilfsstoffe
zum Spreiten der Probe enthält.
3. System gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das saugfähige Material eine Markierung
der Probenaufgabezone enthält.
4. System gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das saugfähige Material mit Handhabungshinweisen
versehen ist.
5. System gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß es als feuchtigkeitsabsorbierendes
Medium ein Trockenmittel enthält.
6. System gemäß Anspruch 5 dadurch gekennzeichnet, daß es als Trockenmittel Kieselgele,
Zeolithe oder Tonerden oder beliebige Kombinationen hiervon enthält.
7. System gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das verschließbare Behältnis aus
einem mit einem Verschlußstopfen oder Deckel verschließbaren Röhrchen besteht.
8. System gemäß Anspruch 7 dadurch gekennzeichnet, daß der Verschlußstopfen oder Deckel
und das Röhrchen aus einem formstabilen, bruchsicheren und bezüglich der Probe inerten
Material bestehen.
9. System gemäß Anspruch 8 dadurch gekennzeichnet, daß als Material für das Röhrchen
Kunststoffe, Metalle, Legierungen, Papier oder Pappe, gegebenenfalls beschichtet mit
einem der vorgenannten Materialien, Keramik oder Glas verwendet werden.
10. System gemäß Anspruch 9 dadurch gekennzeichnet, daß das Röhrchen aus Polyethylen,
Polypropylen oder Aluminium besteht.
11. System gemaß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das feuchtigkeitsabsorbierende
Medium fest mit dem verschließbaren Behältnis oder einem Teil hiervon verbunden ist.
12. System gemaß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das verschließbare Behältnis ein
umbörtelbarer Umschlag oder eine umbörtelbare Tüte ist.
13. System gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das saugfähige Material auf einem
Träger befestigt ist, der eine erste und eine zweite Schicht saugfähigen Materials
so sich berührend auf einem inerten Träger in einem Flüssigkeitsübertritt ermöglichenden
Kontakt angeordnet enthält, daß Flüssigkeit von der ersten in die zweite Schicht gelangen
kann, wenn die erste Schicht mit Flüssigkeit gefüllt ist und die erste Schicht nach
Aufbringen und Eintrocknen des Probenmaterials vollständig von der zweiten Schicht
getrennt werden kann.
14. System gemäß Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß das saugfähige Material Stabilisatoren
für die Probe enthält.
15. System gemäß Anspruch 14 dadurch gekennzeichnet, daß zum Stabilisieren der Probe das
saugfähige Material mit Borsäurepuffer, pH größer oder gleich 10,5, oder einem Übergangsmetallsalz
imprägniert ist.