[0001] Die Erfindung bezieht sich aufein System zur Endphasenführung für autonome Lenkflugkörper,
die nach dem "Lock-After-Launch"-Prinzip arbeiten, gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1.
[0002] Beim bisherigen Stand der Technik erfolgt beim Einsatz von autonomen Lenkflugkörpern
(LFK) die Zielauffassung oder die Zielzuweisung erst nach dem Start, jedoch besteht
hier beim Abschuß das erhebliche Risiko, überhaupt ein Ziel zu finden, dies dann zu
erfassen und dann dem Zielsuchkopf zuzuweisen. Aus diesem Grunde werden in der Regel
bei solchen Missionen mehrere LFK gleichzeitig und gegen mehrere Ziele eingesetzt.
[0003] Die Erfolgsrate ist jedoch auch in diesen Fällen erheblich geringer als beispielsweise
bei kommandogelenkten oder voreingewiesenen LFK. Darüber hinaus stellt der Zielsuchkopf,
der in der Regel ein in mehreren Spektralbereichen empfindlicher Sensor ist, der das
Ziel aufrelativ große Entfernung entdecken, von Nichtzielen unterscheiden und letztlich
verfolgen können muß, ein sehr hochwertiges und teueres Gerät dar.
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein System der vorgenannten
Art zu schaffen, das nicht nur in der Effizienz wesentlich optimiert ist, sondern
auch in seiner Wirtschaftlichkeit.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die im Anspruch 1 aufgeführten Maßnahmen gelöst. In den
Unteransprüchen sind Ausgestaltungen und Weiterbildungen angegeben und in der nachfolgenden
Beschreibung werden Ausführungsbeispiele erläutert und ein Ausführungsbeispiel in
den Figuren der Zeichnung skizziert. Es zeigen:
- Fig. 1
- ein Scenenbild der Funktionsweise eines Ausführungsbeispiel der vorgeschlagenen Einrichtung
im Einsatz,
- Fig. 2
- ein Blockschaltbild eines Ausführungsbeispiels von einem akustischen Sensor,
- Fig. 3
- eine perspektivische Darstellung eines Ausführungsbeispiels gemäß Fig. 1.
[0006] Der allgemeine Erfindungsgedanke sieht vor, daß die Entdeckungs- und Diskriminierungsaufgabe
von einem einfachen, billigen Sensor - der im Nahbereich arbeitet - durchgeführt werden
kann, wobei dieser Sensor sich auch an das Zielobjekt anheftet und dadurch dessen
Position und Bewegungsrichtung markiert, sowie eine Kommunikationsverbindung zum LFK
aufbaut, die die Lenkung des LFK ins Ziel gewährleistet.
[0007] Ein bevorzugtes Ausführungsbeispiel - das in Fig. 1 skizziert ist - setzt sich aus
folgenden Komponenten zusammen:
a) Einem Sensor 1, der im Nahbereich, d. h. innerhalb des letalen Radius des zur Zielbekämpfung
eingesetzten LFK (5), ein Ziel aufgrund der dort vorhandenen eindeutigen Signaturen
identifiziert. Bekanntlich sind im unmittelbaren oder nahen Bereich von militärischen
Zielen spezielle Signaturen vorhanden, wie beispielsweise dessen Magnetfeld oder dessen
Wärmesignatur vom Antrieb oder der Abgasanlage, insbesonders jedoch die akustische
Signatur, wobei alle Signaturen relativ einfach zu detektieren und eindeutig dem Zieltyp
zuzuordnen sind. Diese Signaturen können einzeln benutzt, oder miteinander kombiniert
werden. Da es sich um marktgängige Einzelsensoren für den Nahbereich handelt wird
dadurch die Wirtschaftlichkeit des Systems erheblich optimiert.
b) Die nächste Komponente des Systems bildet ein Markierungssender 2, welcher nach
Identifizierung eines Zieles durch den Sensor 1 ein Funksignal so lange ausstrahlt
als der Sensor die Zielsignaturen eindeutig wahrnimmt. Bevorzugt soll dieses Signal
von der Gegenseite schwer zu entdecken und zu stören sein. Da dieser Sender nur eine
begrenzte Zeit betriebsfähig sein muß - von der Zielentdeckung bis zum Ende des Bekämpfungsvorganges
- reicht eine Batterie zur Stromversorgung aus. Das Funksignal wird rundum über eine
einfache Antennenanordnung ausgestrahlt, wobei die Reichweite größer oder gleich der
Flugstrecke des LFK (5) ist, die dieser nach der Zielauffassung mindestens zurücklegen
muß, um das Ziel sicher zu treffen, also in der Endlenkphase.
c) Diese Komponenten a) und b) sind nun in einem Gehäuse 3 zu einer Einheit zusammengefaßt,
die hier als "Marker" 14 bezeichnet wird. Dieser Marker 14 ist nebst einer Antenne
mit einer oder mehreren Haftvorrichtungen 12 versehen, die ihn an das Ziel - beispielsweise
durch Permanentmagneten - mittels einer Beschleunigungsvorrichtung 13 "anheften".
Diese Vorrichtung 13 ist in diversen Ausführungsformen bekannt, so können es zwei
Federsätze oder pyrotechnische Treibsätze sein, die bei positiver Zielidentifizierung
aktiviert werden und die je nach Lage des Markers 14 durch einen Quecksilber-Umschalter
angewählt, von der Triggereinheit ausgelöst und dem Ziel entgegengeschleudert werden.
d) Zur Kommunikation mit dem LFK 5 ist dieser mit einem Peilempfänger 4 ausgerüstet,
der auf die Sendefrequenz und das Modulationsverfahren des Markierungssenders 2 abgestimmt
ist. Die Antennenanordnung ist hier dergestalt, daß die Quelle des empfangenen Signals
angepeilt werden kann. Hierfür sind mehrere Möglichkeiten gegeben, wie beispielsweise
die Anordnung von drei in spitzem Winkel zueinander stehende sogenannte "schielende

Einzelantennen, die eine Peilung der "Quelle" aus dem Vergleich der jeweils empfangenen
Signalamplituden ermöglichen.
e) Letztlich zählt natürlich das LFK-System 5 selbst als Komponente der hier beschriebenen
Endphasenführung, welches den Peilempfänger 4 aufnimmt und so konzipiert ist, daß
ein Ziel innerhalb der durch die Peil- und Lenkgenauigkeit gegebenen Grenzen zu bekämpfen
ist, wobei die Ausgangssignale des von ihm getragenen Peilempfängers 4 zur Zieleinweisung
und zum Zielflug verwendet werden. Der wirksame Radius das LFK-Gefechtskopfes muß
dabei mindestens so groß sein wie der mittlere Treff-Fehler des Systems, wobei sich
dieser Fehler im wesentlichen aus der Peilgenauigkeit des Peilempfängers 4 ableitet.
[0008] Der Funktionsablauf des vorbeschriebenen Systems läuft in der Weise ab, daß in dem
zu sperrenden Gebiet - beispielsweise mit fahrzeug- oder flugzeuggestützen Dispensern
- größere Mengen von Markern 14 ausgelegt bzw. abgeworfen werden. Durchqueren nun
Gefechtsfahrzeuge dieses so gesperrte Gebiet, so überfahren sie bzw. kommen in die
Nähe der ausgelegten Marker 14, die hierbei durch die Signatur (akustisch, thermisch
oder magnetisch) der Fahrzeuge aktiviert werden, sich dann an die Fahrzeuge automatisch
anheften und zu senden beginnen. Wenn die ersten Markersignale am Leitstand des LFK-Systems
empfangen werden, der dafür mit einem eigenen Peilempfänger größerer Empfindlichkeit
ausgerüstet ist, werden die autonomen Lenkflugkörper (5) in relativ grober Ausrichtung
auf das Ziel gestartet. Die Peilempfänger 4 des Flugkörper empfangen die von den Markern
ausgesendeten Peilsignale und geben entsprechende Koordinaten an die Lenkrechner der
LFK (5) und steuern sie ins Ziel.
[0009] In vielen Fällen wird sich zur Erfüllung der gestellten Aufgabe ein sogenannter "akustischer
Sensor" als besonders vorteilhalt erweisen, wobei hierzu auf Ausführungsformen des
Standes der Technik zurückgegriffen werden kann und die nur einer relativ geringen
Modifikationsänderung unterworfen werden müssen. In Fig. 2 ist ein Blockschaltbild
für einen solchen Sensor gegeben, der sich aus einem Mikrofon 6, einer Signalverarbeitungseinheit
7, einem Festwertspeicher 8, einem Korrelator 9 und einer Triggereinheit 10 zusammensetzt.
Die Signalverarbeitungseinheit 7 extrahiert aus dem Empfangssignal Merkmale wie das
Frequenzspektum, die Amplitudenverteilung sowie den zeitlichen Verlauf von Betriebsgeräuschen.
In dem Festwertspeicher 8 sind charakteristische Ausprägungen der von der Signalverarbeitungeinheit
7 feststellbaren Merkmale gespeichert. Der Korrelator 9 vergleicht die Auswerteergebnisse
der Signalverarbeitungseinheit und stellt die jeweilige Übereinstimmung fest, während
die Triggereinheit 10 bei gegebener Übereinstimmung den Marker 14 aktiviert. Anzuführen
ist, daß akustische Sensoren der vorbeschriebenen Art sehr klein gebaut werden können,
da alle elektronischen Funktionen der Komponenten 7 bis 10 auf einem integrierten
Schaltkreis vereint werden können und auch das Mikrofon 6 in mikromechanischer Bauweise
hergestellt werden kann.
[0010] Um weitgehend zu vermeiden, daß von den anfliegenden Flugkörpern zwei oder mehr dasselbe
Signal von einem Ziel empfangen, werden beispielsweise von den Markierungssendern
unterschiedliche Codes gesendet und die LFK - rein statistisch - aufunterschiedliche
Codes eingestellt. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit der Doppelbekämpfung erheblich,
ohne jedoch Null zu werden.
[0011] Ferner ist das Absetzen von Submunition oder Bomblets aus dem anfliegenden LFK (z.B.
Artillerierakete Typ MARS oder LARS) zweckmäßig. Der Peilempfänger einer Submunition
wählt den Sendercode als Ziel aus, der mit dem stärksten Pegel einfällt, also in der
Regel das nächstliegende Ziel. Da fernere Ziele von Bomblets ohnehin nicht erreicht
werden können, ist dieses Konzept erfolgreich anwendbar, obwohl auch hier Mehrfachtreffer
vorkommen können.
1. System zur Endphasenführung gelenkter autonomer, weitreichender Lenkflugkörper (LFK),
das zur Zielerkennung und Flugkörperlenkung Zielsignaturen eines Markierstrahlers
verwendet und die Komponenten für die Zielerkennung und die Flugführung voneinander
als Sender am Ziel und Empfänger am Flugkörper getrennt sind, dadurch gekennzeichnet, daß der oder die Signatursensor(en) (1) tragenden Marker (14) in einem zu sperrenden
Gebiet in größeren Mengen ausgelegt oder abgeworfen werden und diese(r) Signatursensor
(1) erst durch die zu bekämpfenden Ziele aktiviert werden, wobei die ersten kontinuierlichen
Funk-Signale des Positionssenders (2) mit seiner Antennenanordunung die Lenkflugkörper
(5) in grober Ausrichtung aufs Ziel starten und die Marker (14) sich gleichzeitig
mittels einer Einrichtung zur Beschleunigung (13) auf das Ziel zu bewegen, sich dort
mittels einer Anheftvorrichtung (12) festsetzen und die Funk-Kommunikation mit dem
Peilempfänger (4) des LFK bis zum Zieleinschlag aufrechterhalten.
2. System nach Anspruch 1 dadurch gekennzeichnet, daß die Marker (14) mit mehreren unterschiedlichen Signatur-Sensoren (1) versehen
sind und die Signaturen derselben einzeln oder miteinander kombiniert verwendet werden.
3. System nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als Sensoren handelsübliche Magnetfeld-, Temperatur-oder Akustiksensoren sind.
4. System nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Antenne des Peilempfängers (4) aus drei in spitzem Winkel zueinander stehenden
Einzelantennen gebildet ist.
5. System nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Anheftvorrichtung (12) Permanentmagnete eingesetzt werden.
6. System nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß als Einrichtung zur Beschleunigung (13) pyrotechnische Treibsätze verwendet werden.