[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Anordnung zur abhörsicheren Eingabe
von PIN-Codes bei der Anwendung von spracherkennenden Eingabemedien.
[0002] Bekannte technische Lösungen basieren alle direkt (z. B. Geldautomaten) oder indirekt
(z. B. Fernabfrage eines Anrufbeantworters) auf der Benutzung von numerischen Tastaturen.
Dem Sicherheitsaspekt wird Rechnung getragen, indem während der Eingabe der PIN ein
Sichtschutz um das Eingabemedium gewährleistet wird. Dieses Verfahren wird als ausreichend
betrachtet, um die unbefugte Benutzung der PIN durch andere Personen zu verhindern.
[0003] Problematischer ist die Eingabe von PIN

s im direkten sprachlichen Dialog. Eine solche Situation ist gegeben, wenn telefonische
Orders an einen Operator (z. B. Bankangestellte) oder Spracherkenner verfügt werden
sollen. In solchen Fällen ist nicht immer eine geschützte Sphäre zu gewährleisten,
so daß unbefugte Personen die Eingabe der PIN akustisch verfolgen können. Um die Geheimhaltung
auch in diesen Fällen gewährleisten zu können, muß die PIN-Eingabe verschlüsselt erfolgen.
Dabei kann davon ausgegangen werden, daß die Aufforderung (Kommandoweg) zur PIN-Eingabe
durch die Benutzung nutzerbezogener Hörer, z. B. Telefonhörer oder Sprechgeschirr,
nichtöffentlich stattfindet, während die Eingabe per Sprache durch den Nutzer (Eingabeweg)
öffentlich bleibt.
[0004] Eine bekannte Lösung, mit der die Geheimhaltung der Sprach-Eingabe der PIN über einen
öffentlichen Kommandoweg gewährleistet werden soll, beruht auf dem Verlesen der Ziffern
von 0 bis 9 in aufsteigender Reihenfolge. Diese Ziffern werden dem Nutzer über den
nichtöffentlichen Kommandoweg zur Auswahl angeboten. Tritt die entsprechende Ziffer
der einzugebenden PIN auf, so spricht der Nutzer das unspezifische Wort "HALT", womit
die geheime Ziffer gekennzeichnet wird. Auf diese Weise kann eine mehrstellige PIN
durch wiederholte Anwendung dieses Verfahrens eingegeben werden. Nachteilig an diesem
Verfahren ist, daß bei ungünstiger Wahl der PIN die Eingabeprozedur recht langwierig
sein kann. Zum Beispiel würde die Eingabe der PIN "9999" länger als 2 Minuten in Anspruch
nehmen, wenn das Vorlesen einer Ziffer inklusive Pause nur 3 Sekunden dauern würde.
Ein weiterer Nachteil besteht in der eingeschränkten Sicherheit, denn mit einiger
Übung kann aus dem Zeitpunkt, wenn das "HALT" gesprochen wird, auf die Ziffer rückgeschlossen
werden.
[0005] Die Erfindung verfolgt das Ziel, eine abhörsicherere Lösung zur Eingabe von PIN-Codes
per Sprache zu schaffen, die sicherer und schneller als die bekannten Lösungen ist.
[0006] Das erfindungsgemäße Verfahren beruht darauf, daß die Ziffern der einzugebenden PIN
reihenfolgerichtig nacheinander in einzelnen in sich geschlossenen Frage-Antwort-Prozeduren
abgefragt werden. Die Abfrageprozedur (Eingabeaufforderung an den Nutzer) erfolgt
über den nichtöffentlichen Kommandoweg. Die Antwortprozedur (Antwort durch den Nutzer)
erfolgt über den öffentlichen Kommandoweg. Durch die Eingabeaufforderung wird der
Nutzer aufgefordert, zu der abgeforderten PIN-Ziffer eine über den nichtöffentlichen
Kommandoweg vorgegebene Manipulationsziffer und eine mit der Manipulationsziffer logisch
verknüpfte Manipulationsanweisung mit der PIN-Ziffer zu verrechnen. Die im Ergebnis
dieser Operation entstehende Pseudo-PIN-Ziffer gibt der Nutzer über den öffentlichen
Eingabeweg per Sprache ein. Die Sicherheit der PIN-Eingabe wird dadurch gewährleistet,
daß ein Zufallsgenerator 8 auf der Kommandoseite sowohl die Manipulationsziffer als
auch die Manipulationsanweisung ständig neu bestimmt. Damit die entsprechend der Manipulationsanweisung
durchzuführende Rechenoperation, die vom Nutzer einzeln zu jeder PIN-Ziffer durchzuführen
und einzugeben ist, nicht zu kompliziert wird, beschränkt sich die Manipulationsanweisung
auf die Addition bzw. die Subtraktion. Die Festlegung der konkreten Manipulationsanweisung
wird durch die Prämisse bestimmt, daß die nach der Manipulationsanweisung zu berechnende
Pseudo-PIN-Ziffer die Zehnerposition nicht überschreitet, und daß bei der Subtraktion
immer die größere Ziffer von der kleineren Ziffer abgezogen wird. Wird eine derart
manipulierte PIN über den öffentlichen Kommandoweg eingegeben, so kann ein unbefugter
Zuhörer in keiner Weise Rückschlüsse auf die wirkliche PIN ziehen. Das Verfahren wird
über eine Anordnung realisiert, bei der die PIN-Abfrage über einen öffentlichen Telefonanschluß
erfolgt. Dieser Telefonanschluß 1 ist im System mit einem Spracherkenner 2 verbunden,
der über eine Sprachausgabe 5 an einem Sprachspeicher 6 anliegt. Die Sprachausgabe
5 ist gleichzeitig über eine Direktverbindung mit dem Telefonanschluß 1 verbunden.
Der Spracherkenner 2 besitzt eine Verbindung zu einem Vergleicher 3. Desweiteren ist
ein Zufallsgenerator 8 über ein Rechenwerk 9 mit dem Vergleicher 3 verbunden. Der
Vergleicher 3 ist mit dem PIN-Speicher 4 und einer Baugruppe Applikation 7 verbunden.
Der PIN-Speicher 4 besitzt eine Querverbindung zum Rechenwerk 9. Eine weitere Querverbindung
besteht zwischen dem Rechenwerk 9, der Sprachausgabe 5 und der Applikation 7. Die
Erfindung wird nachfolgend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert. In Figur
1 ist die dem Verfahren zugrunde liegend Anordnung in Form eines Blockschaltbildes
dargestellt. Die PIN-Abfrage erfolgt über einen öffentlichen Telefonanschluß der in
Fig.1 als Telefonanschluß 1 abgebildet ist. Im PIN-Speicher 4 ist die PIN in numerischer
Form abgespeichert. Bei einer Nutzeridentifikation ist diese PIN durch einen berechtigten
Nutzer zu reproduzieren. Die Prozedur wird gestartet, indem vom Sprachspeicher 6 über
die Sprachausgabe 5 und den öffentlichen Kommandoweg die entsprechenden Sprach-Promts
an den Nutzer ausgegeben werden, die die Aufforderung zur PIN-Eingabe enthalten. Gleichzeitig
wird der Stellenzähler im Rechenwerk 9 auf die erste Stelle rückgesetzt und inkrementiert.
Damit zeigt der Stellenzähler 9 auf die erste Ziffer der gespeicherten PIN. Durch
diesen Vorgang wird im Zufallsgenerator 8 die Erzeugung einer ersten Zufallszahl ausgelöst.
Die Zufallszahl kann beispielsweise auf einen Wert zwischen 0 und 9 begrenzt sein.
Im Rechenwerk 9 wird die erzeugte Zufallszahl mit der ersten Stelle der PIN verglichen.
Ist die Summe beider Zahlen kleiner als 10, dann wird der Operand der Manipulationsoperation
auf "plus" gesetzt, andernfalls auf "minus". Bei einer Subtraktion wird immer die
kleinere Ziffer von der größeren Ziffer abgezogen. Das Rechenwerk 9 führt die vorgeschlagene
Operation aus und speichert als Resultat die so erzeugte Pseudo-PIN-Ziffer für die
erste Stelle der PIN. Mit der Stellenzahl n, der Zufallszahl x und der Verknüpfung
plus oder minus erzeugt die Sprachausgabeeinrichtung 4 die Aussage:
[0007] "Bitte geben sie die
erste Ziffer Ihrer PIN
plus/minus x ein!"
[0008] Der Nutzer führt nun gedanklich dieses Kommando aus und spricht das Ergebnis in den
Spracherkenner 2. Das Erkennungsergebnis wird ebenfalls gespeichert. Der Vergleicher
3 stellt fest, ob schon alle Ziffern der PIN abgearbeitet sind, wenn nicht, wird die
Prozedur wiederholt, bis alle Stellen der PIN erfaßt worden sind. Im Beispiel hat
die PIN vier Stellen, daher muß der Vergleicher 3 testen, ob die Schleife bereits
viermal durchlaufen wurde. Wurde die Erfassung aller Stellen der PIN beendet, muß
der Vergleich zwischen der durch den Nutzer eingegebenen Pseudo-PIN und der im PIN
Speicher 4 gespeicherten PIN erfolgen. Für den Vergleich wird vorzugsweise die vom
Nutzer eingegebene Pseudo-PIN mit der im Rechenwerk 9 generierten und gespeicherten
Pseudo-PIN verglichen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die vom Nutzer eingegebene
Pseudo-PIN über das Rechenwerk 9 einer Umkehroperation zu unterziehen, in der die
Pseudo-PIN wieder in die der Operation zugrunde liegende PIN umgewandelt wird. Anschließend
wird die so gewonnene PIN mit der im PIN-Speicher gespeicherten PIN verglichen. Stimmen
beide Ziffernfolgen überein, wurde die PIN-Eingabe erfolgreich durchgeführt. Andernfalls
wird der Nutzer über die Sprachausgabe 5 zur erneuten PIN-Eingabe aufgefordert. Diese
Möglichkeit sollte eingeräumt werden, um Irrtümer beim Rechnen oder eine mangelnde
Erkennungssicherheit des Spracherkenners 2 zu berücksichtigen. Der Vergleicher 3 prüft
aber, ob die Zahl der Fehlversuche größer als drei ist. Wenn das der Fall ist, dann
ist anzunehmen, daß der Nutzer nicht im Besitz der richtigen PIN ist. Daher wird die
PIN-Eingabe mit FEHLER abgebrochen. Dieser Sachverhalt wird dem Nutzer über eine entsprechende
Ansage der Sprachausgabe 5 mitgeteilt.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich auch bei einem System verwenden, welches
mehrere PIN' zuläßt, wie es beispielsweise bei einem Banking-System der Fall ist.
Bei einem solchen System muß sich der Nutzer vor Abfrage der PIN mit einem öffentlichen
Schlüssel ausweisen. Das kann beispielsweise die Kontonummer des Nutzers sein. Anhand
des öffentlichen Schlüssels wird im System die PIN des Anrufers, die anhand der Kontonummer
ermittelt wurde, bereitgestellt. Danach erfolgt, wie oben beschrieben, anhand der
PIN und der zu den einzelnen PIN-Ziffern generierten Manipulationsziffern und Manipulationsanweisungen
die Abfrage der Pseudo-PIN.
Bezugszeishenaufstellung
[0010]
- 1
- Telefonanschluß
- 2
- Spracherkenner
- 3
- Vergleicher
- 4
- PIN-Speicher
- 5
- Sprachausgabe
- 6
- Sprachspeicher
- 7
- Applikation
- 8
- Zufallsgenerator
- 9
- Rechenwerk
1. Verfahren zur abhörsicheren Sprach-Eingabe von PIN-Codes im sprachlichen Dialog, bei
dem der Nutzer seine Berechtigung gegenüber dem System in einer Freigabeprozedur durch
Eingabe einer dem System bekannten PIN nachweist, wobei die Aufforderung zur Eingabe
der PIN an den Nutzer über einen nichtöffentlichen Kommandoweg und die Eingabe der
PIN durch den Nutzer über einen öffentlichen Kommandoweg erfolgt, dadurch gekennzeichnet, daß nach Erkennung des Freigabewunsches des Nutzers für jede Ziffer der PIN eine
nach dem Zufallsprinzip generierte Manipulationsziffer und eine aus der PIN-Ziffer
und der Manipulationsziffer abgeleitete Manipulationsanweisung erzeugt werden, und
daß alle aus PIN-Ziffer und Manipulationsziffer nach der jeweiligen Manipulationsanweisung
berechneten Pseudo-PIN-Ziffern reihenfolgerichtig gespeichert werden, daß die Anfrage
des Nutzers nach der PIN ziffernweise in einzelnen Schritten erfolgt, wobei dem Nutzer
vor der Abfrage über den nichtöffentlichen Kommandoweg zu jeder PIN-Ziffer die nach
dem Zufallsprinzip generierte Manipulationsziffer und die dazugehörige Manipulationsanweisung
übermittelt werden, daß durch den Nutzer zu jeder PIN-Ziffer eine aus PIN-Ziffer und
Manipulationsziffer nach Manipulationsanweisung erstellte Pseudo-PIN-Ziffer als Sprachinformation
über den öffentlichen Kommandoweg eingegeben wird, daß nach Erfassung aller Pseudo-PIN-Ziffern
die gespeicherte Pseudo-PIN mit der durch den Nutzer eingegebenen Pseudo-PIN verglichen
wird, und daß bei Übereinstimmung die Freigabe erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Manipulationsziffer nach
dem Zufallsprinzip aus einem Wertevorrat von 1 bis 9 generiert wird, daß in dem Fall,
daß die Summe aus PIN-Ziffer und Manipulationsziffer kleiner als 10 ist, der Operand
der Manipulationsoperation auf plus gesetzt wird, und daß in dem Fall, daß die Summe
aus PIN-Ziffer und Manipulationsziffer größer als 10 ist, der Operand der Manipulationsziffer
auf Minus gesetzt wird und die größere Ziffer von der kleineren Ziffer abzuziehen
ist, und daß die vorgeschlagene Operation über ein Rechenwerk (9) durchgeführt und
als Pseudo-PIN gespeichert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Nutzer sich bei einem System,
das mehrere PIN zuläßt, vor der Abfrage der PIN mit einem öffentlichen Schlüssel ausweist,
und daß im System anhand des öffentlichen Schlüssels die PIN des Anrufers bereitgestellt
wird, so daß anhand der PIN und der zu den einzelnen PIN-Ziffern generierten Manipulationsziffern
und Manipulationsanweisungen die Anfrage der Pseudo-PIN erfolgen kann.
4. Anordnung zur abhörsicheren Sprach-Eingabe von PIN-Codes im sprachlichen Dialog, dadurch gekennzeichnet, daß der Telefonanschluß (1) über seine Anschlußleitung mit einem Spracherkenner (2)
verbunden ist, daß der Spracherkenner (2) mit einer Sprachausgabe (5) verbunden ist,
an die ein Sprachspeicher (6) angeschaltet ist, daß an den Spracherkenner (2) ein
Vergleicher (3) angeschaltet ist, daß ein Zufallsgenerator (8) über ein Rechenwerk
(9) mit dem Vergleicher (3) verbunden ist, daß am Vergleicher (3) ein PIN-Speicher
(4) angeschlossen ist, daß der Vergleicher (3) mit einer Baugruppe Applikation (7)
verbunden ist, über die das Ergebnis der Abfrage weitergeleitet wird, daß der PIN-Speicher
(4) eine Querverbindung zum Rechenwerk (9) besitzt, daß das Rechenwerk (9) über eine
Querverbindung mit der Sprachausgabe (5) und der Applikation (7) verbunden ist, und
daß die Sprachausgabe (5) eine Querverbindung zum Telefonanschluß (1) besitzt.