[0001] Die Erfindung betrifft einen Reaktorkopf für einen monolithischen Gleich- oder Gegenstromreaktor.
[0002] Gleich- oder Gegenstromreaktoren werden in der nicht vorveröffentlichten europäischen
Patentanmeldung EP 0 752 390 A1 beschrieben.
[0003] Ein Gleich- oder Gegenstromreaktor hat die Form eines Zylinders von beliebiger Querschnittsfläche
und wird von parallelen Strömungskanälen durchzogen, die die beiden Stirnflächen des
Reaktors miteinander verbinden. Eine solche Vorrichtung wird gewöhnlich als Wabenkörper
bezeichnet. Sie kann aus Metall oder Keramik gefertigt sein. Die Strömungskanäle können
dreieckige, quadratische, rechteckige, sechseckige oder andere Querschnittsformen
aufweisen. Die Anzahl der Strömungskanäle, bezogen auf die Querschnittsfläche, wird
als Zelldichte bezeichnet.
[0004] In der EP 0 752 390 A1 wird ein solcher Wabenkörper für die Herstellung von Blausäure
durch Umsetzung von Methan und Ammoniak in Gegenwart eines geeigneten Katalysators
beschrieben. Die Umsetzung von Methan und Ammoniak ist eine endotherme Reaktion und
wird bei Temperaturen von 1000 bis 1350°C durchgeführt.
[0005] Gemäß der EP 96108385.4 werden die Strömungskanäle des Wabenkörpers in Heiz- und
Reaktionskanäle unterteilt. Heiz- und Reaktionskanäle sind in einem komplementären
Muster über den Querschnitt des Wabenkörpers verteilt. Das Verteilungsmuster der Kanäle
kann im Prinzip beliebig gewählt werden. Bewährt hat sich jedoch eine abwechselnd
lagen- oder reihenweise Anordnung von Heiz- und Reaktionskanälen.
[0006] Das Reaktionsgemisch aus Methan und Ammoniak wird durch die Reaktionskanäle geleitet.
Im Gleich- oder Gegenstrom dazu wird ein Brenngas/Luft-Gemisch durch die Heizkanäle
geführt und in den Kanälen zur Verbrennung gebracht. Durch die direkte Nachbarschaft
von Heiz- und Reaktionskanälen wird die bei der Verbrennung freigesetzte Wärme mit
hohem Wirkungsgrad auf die Reaktanden übertragen. Zur Durchführung der katalytischen
Umsetzung sind die Innenwände der Reaktionskanäle mit einem Katalysator für die katalytische
Umsetzung beschichtet.
[0007] Die Verbrennung in den Heizkanälen wird durch in die Kanäle eingeführte Heizdrähte
gezündet. Die Zündung der Verbrennung in den Heizkanälen kann jedoch auch katalytisch
vorgenommen werden. Hierzu werden die Innenwandflächen der Heizkanäle mit einem Katalysator
für die katalytische Verbrennung beschichtet.
[0008] Ein wesentliches Problem des vorgestellten Reaktorkonzeptes stellt die Einspeisung
der Reaktionsgase als auch der Verbrennungsgase in die jeweils zugeordneten Kanäle
dar. Eine Möglichkeit der Einspeisung offenbart die US 4,271,110 für den Fall eines
wabenförmigen indirekten Wärmetauschers. Unter der Voraussetzung, daß Heiz- und Reaktionskanäle
abwechselnd in Lagen beziehungsweise Reihen angeordnet sind kann die Zu- und Abfuhr
der Gase gemäß der US-Patentschrift wie folgt vorgenommen werden:
[0009] Das Brenngas/Luft-Gemisch wird einer Stirnfläche des Reaktors mit Hilfe eines auf
die Stirnfläche aufgesetzten kegelförmigen Stutzens zugeführt. Das Reaktionsgemisch
wird in entsprechender Weise der zweiten Stirnfläche zugeführt. Die Strömungskanäle
sind auf der der jeweiligen Einspeisungs-Stirnfläche gegenüberliegenden Stirnfläche
in axialer Richtung verschlossen, um eine Vermischung der beiden Gaströmungen zu verhindern.
Die Ausspeisung der Gasströme wird über die Seitenflächen des Reaktors vorgenommen.
Hierzu sind ausgehend von einer Seitenfläche Öffnungen in den Reaktor eingearbeitet,
die alle Kanäle einer Lage miteinander verbinden. Durch Aufsetzen eines Gasstutzens
auf die Seitenfläche des Reaktors können die aus den einzelnen Lagen austretenden
Gasströme zusammengefaßt werden.
[0010] Diese Lösung des Gaszuführungsproblems ist wegen ihrer geringen Flexibilität unbefriedigend,
da sie nur auf Reaktoren mit lagenweise angeordneten Heiz- und Reaktionskanälen angewendet
werden kann. Außerdem hat sich gezeigt, daß die Verbrennung in den Kanälen eine unbefriedigende
Stabilität aufweist.
[0011] Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher, eine Vorrichtung anzugeben, mit
der Heiz- und Reaktionsgase in die entsprechenden Kanäle von Gleich- oder Gegenstromreaktoren
eingeführt werden können, auch wenn Heiz- und Reaktionskanäle in einem beliebigen
Muster über den Querschnitt des Reaktors angeordnet sind.
[0012] Diese Aufgabe wird gelost durch einen Reaktorkopf zur Ein- und Ausspeisung zweier
durch parallele Strömungskanäle eines monolithischen Gleich- oder Gegenstromreaktors
strömender fluider Medien I und II, wobei der Reaktor die Form eines Zylinders der
Länge L hat und die parallelen Strömungskanäle die beiden Stirnflächen des Reaktors
miteinander verbinden und Medium I durch einen ersten Satz der Strömungskanäle (7)
und Medium II durch einen zweiten Satz der Strömungskanäle (9) strömt. Der erfindungsgemäße
Reaktorkopf weist zwei übereinanderangeordnete Kammern (1,2 bzw. 1'2') mit einer gemeinsamen
Trennwand auf. Die Kammer (1 bzw. 1') liegt mit einer der gemeinsamen Trennwand gegenüberliegenden
Außenwand (3 bzw. 3') auf einer Stirnfläche des Reaktors (4) gasdicht auf. Es sind
Führungsrohre (8,6 bzw 8'6') vorgesehen, die in die Strömungskanäle des Reaktors (4)
bis maximal zur Hälfte der Länge L des Reaktors eingeführt sind, wobei die Führungsrohre
(6 bzw. 6') des ersten Satzes der Strömungskanäle (7) in Kammer (1 bzw. 1') enden
und die Führungsrohre (8 bzw. 8') des zweiten Satzes der Strömungskanäle (9) durch
die Kammer (1 bzw. 1') und die gemeinsame Trennwand hindurchgeführt sind und in der
Kammer (2 bzw 2')enden. Die Kammer (1,2 bzw 1'2') weist ferner Anschlußleitungen (10,11
bzw. 10'11') für die Zu- und Abfuhr des Mediums I und des Mediums II auf.
[0013] Der erfindungsgemäße Reaktorkopf kann allgemein für die Einspeisung zweier fluider
Medien in ihnen zugeordnete Strömungskanäle eines monolithischen Wabenkörpers verwendet
werden. Den beiden Fluiden Medien sind im Wabenkörper zwei Sätze von Strömungskanälen
zugeordnet, die in einem beliebigen Muster über den Querschnitt des Wabenkörpers angeordnet
sein können. Eine Beschränkung auf eine lagenweise Anordnung der Kanäle entfällt.
Für die Einspeisung beider Medien werden zwei Reaktorköpfe benötigt, die auf die gegenüberliegenden
Stirnflächen des Reaktors dicht aufgesetzt werden.
[0014] Die Führungsrohre dienen der sicheren Einspeisung der fluiden Medien in die jeweiligen
Kanäle. Ihre Eintauchlänge in die Kanäle kann je nach Erfordernis in weiten Grenzen
frei gewählt werden. Bei Verwendung des Wabenkörpers als Gegenstromreaktor für endotherme
katalytische Reaktionen kann durch geeignete Wahl der Eintauchlänge gewährleistet
werden, daß kritische Prozesse erst tief im Innern des Reaktors ablaufen und somit
eventuelle Dichtungen zwischen Reaktorkopf und Wabenkörper nicht zerstört werden.
Als weitere Schutzmaßnahme kann der Reaktorkopf durch einen ihn umgebenden Doppelmantel
geschützt werden, durch den eine Kühlflüssigkeit gepumpt wird.
[0015] Die Eintauchlänge der Führungsrohre für die Reaktionsgase wird bevorzugt in den Grenzen
zwischen 0 bis 10% der Länge des Reaktors gewählt. Die Führungsrohre für das Brenngas/Luft-Gemisch
übernehmen zusätzlich die Funktion von Flammhalterrohren und gewährleisten somit eine
stabile Verbrennung. Außerdem kann durch die Eintauchlänge der Ort, an dem die Verbrennung
beginnt, vorbestimmt werden. Der bevorzugte Variationsbereich für die Eintauchlänge
liegt in diesem Fall zwischen 0 und 50% der Länge L des Reaktors.
[0016] Der erfindungsgemäße Reaktorkopf ermöglicht es auch, Meßsonden in einzelne Kanäle
des Reaktors einzuführen. Hierzu muß nur das entsprechende Führungsrohr durch beide
Kammern hindurch nach außen geführt werden. Ein besonderer Vorteil des Reaktorkopfes
ist die Tatsache, daß er die Einkopplung der beiden fluiden Medien in beliebig über
den Reaktorquerschnitt verteilte Kanäle möglich macht.
[0017] Der Reaktorkopf kann aus unterschiedlichen Materialien gefertigt werden. Die tatsächlich
Materialauswahl hängt von der geplanten Anwendung ab. Für die Auswahl bestimmend sind
die zu handhabenden Medien und die während des Betriebs auftretenden Temperaturen
und Drücke. Für die Synthese von Blausäure haben sich Reaktorköpfe aus rostfreiem
Edelstahl bewährt. Die Führungsrohre, insbesondere die Flammhalterrohre, sind besonders
starken thermischen Belastungen ausgesetzt. Neben Flammhalterrohren aus rostfreiem
Edelstahl werden daher bevorzugt auch Flammhalterrohre aus keramischen Materialien
verwendet. Zur schnellen und einfachen Auswechslung thermisch geschädigter Flammhalterrohre
ist es zweckmäßig, die Rohre zweigeteilt mit einer Steckverbindung auszubilden. Die
in den Reaktor eintauchenden Endstücke der Flammhalterrohre können dann erforderlichenfalls
leicht ausgetauscht werden.
[0018] Die Erfindung wird an Hand der beiden Figuren weiter verdeutlicht. Es zeigen
- Figur 1:
- Zeichnung eines erfindungsgemäßen Reaktorkopfes
- Figur 2:
- Anordnung der Heiz- und Reaktionskanäle eines Gegenstromreaktors
[0019] Figur 1 zeigt einen monolithischen Gegenstromreaktor 4 mit an den Stirnflächen aufgesetzten
Reaktorköpfen RK und RK'.
[0020] Das Brenngas/Luft-Gemisch wird der Kammer 2 des Reaktorkopfes RK über den Stutzen
10 zugeführt. Aus der Kammer 2 gelangt das Brenngas/Luft-Gemisch über die Flammhalterrohre
8 in die Heizkanäle 9 des monolithischen Reaktors. Dort wird das Gemisch durch einen
Verbrennungskatalysator, der sich als Beschichtung auf den Innenwänden der Heizkanäle
befindet, katalytisch verbrannt. Die Abgase gelangen über die Führungsrohre 8' in
die Kammer 2' des zweiten Reaktorkopfes RK' und werden über Stutzen 10' nach außen
abgeführt.
[0021] Der Eduktstrom wird im Gegenstrom zum Brenngas/Luft-Gemisch durch den Reaktor geleitet.
Hierzu wird der Eduktstrom über Stutzen 11' in die Kammer 1' eingeführt und mittels
der Führungsrohre 6' in die Reaktionskanäle 7 des Reaktors eingespeist. Die Reaktionskanäle
sind auf ihren Innenwänden mit einem Katalysator für die gewünschte katalytische Reaktion
beschichtet. Der Katalysator bewirkt die Umsetzung des Eduktstromes in den Produktstrom,
der über die Führungsrohre 6, Kammer 1 und Stutzen 11 ausgeschleust wird.
[0022] Beide Reaktorköpfe sind mit einem Kühlmantel 12 beziehunsweis 12' versehen. Das Kühlwasser
wird über die Stutzen 14, 14' dem Kühlmantel 12, 12' zugeführt und über die Stutzen
13, 13' abgeführt. Die Reaktorköpfe sind mit den Außenwänden 3 beziehungsweise 3'
der Kammern 1 beziehungsweise 1' gasdicht auf die Stirnfläche des Reaktors 4 aufgesetzt.
5 beziehungsweise 5' bezeichnen eine Dichtmasse. Hierbei kann es sich um einen Silikonkleber
handeln, der gegenüber den an den Stirnflächen herrschenden Temperaturen von maximal
200°C beständig ist.
[0023] Figur 2 zeigt einen Querschnitt durch den monolithischen Gegenstromreaktor 4 mit
den lagenweise angeordneten Heizgaskanälen 9 und Reaktionsgaskanälen 7. Der Reaktor
ist aus einer gasdichten Aluminiumoxid-Keramik gefertigt.
1. Reaktorkopf zur Ein- und Ausspeisung zweier durch parallele Strömungskanäle eines
monolithischen Gleich- oder Gegenstromreaktors strömender fluider Medien I und II,
wobei der Reaktor die Form eines Zylinders der Länge L hat und die parallelen Strömungskanäle
die beiden Stirnflächen des Reaktors miteinander verbinden und Medium I durch einen
ersten Satz der Strömungskanäle (7) und Medium II durch einen zweiten Satz der Strömungskanäle
(9) strömt,
dadurch gekennzeichnet
daß der Reaktorkopf zwei übereinanderangeordnete Kammern (1,2 bzw. 1'2') mit einer
gemeinsamen Trennwand aufweist und daß die Kammer (1 bzw. 1') mit einer der gemeinsamen
Trennwand gegenüberliegenden Außenwand (3 bzw. 3') auf einer Stirnfläche des Reaktors
(4) gasdicht aufliegt und Führungsrohre (8,6 bzw 8'6') vorgesehen sind, die in die
Strömungskanäle des Reaktors (4) bis maximal zur Hälfte der Länge L des Reaktors eingeführt
sind, wobei die Führungsrohre (6 bzw. 6') des ersten Satzes der Strömungskanäle (7)
in Kammer (1 bzw. 1') enden und die Führungsrohre (8 bzw. 8') des zweiten Satzes der
Strömungskanäle (9) durch die Kammer (1 bzw. 1') und die gemeinsame Trennwand hindurchgeführt
sind und in der Kammer (2 bzw 2')enden und daß die Kammer (1,2 bzw 1'2') Anschlußleitungen
(10,11 bzw. 10'11') für die Zu- und Abfuhr des Mediums I und des Mediums II aufweisen.
2. Reaktorkopf nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Mantelfläche des Reaktorkopfes (Rk bzw. Rk') als Doppelmantel (12 bzw. 12')
ausgebildet ist, der eine Zu- (14 bzw. 14')und eine Ableitung (13 bzw. 13') für ein
Kühlmedium aufweist.