[0001] Die Erfindung betrifft eine Pinzette, insbesondere eine Kosmetikpinzette, mit zwei
in Längsrichtung sich erstreckenden Pinzettenschenkeln, die durch eine gemeinsame
Verbindungsstelle miteinander verbunden sind.
[0002] Pinzetten für unterschiedliche Anwendungen, wie z.B. in der Kosmetik, der Medizin
bzw. Chirurgie oder der Technik bzw. Elektronik, sind in vielen unterschiedlichen
Formen bekannt. In der Kosmetik haben insbesondere zwei Pinzettentypen Verbreitung
gefunden, nämlich die sogenannten Spitzpinzetten und die sogenannten Backen- bzw.
Schrägbackenpinzetten, auch "Slant"-Pinzetten genannt.
[0003] Bei den Spitzpinzetten bildet das funktionale Ende, d.h. dasjenige Ende, dass bei
Betätigung der Pinzette zum Erfassen eines Objektes geschlossen wird, eine im typischen
Fall gleichförmig konvergierende Spitze. Im Unterschied hierzu haben Backenpinzetten
am funktionalen Ende je eine mit einer Greifkante versehene Backe, die bei Betätigung,
d.h. dem Schliessen der Pinzette, z.B. durch Zusammendrücken oder Verschwenken der
Schenkel, einen sich zunehmend schliessenden Spalt bilden; zwischen den Innenflächen
der Backen entsteht beim Schliessen der Pinzette ein flächiger Kontakt, d.h. eine
gemeinsame Greiffläche. Bei Schrägbackenpinzetten verlaufen die Greifkanten schräg
zur Längsachse der Pinzette, typisch in einem Winkel von etwa 60°.
[0004] Ein allgemeiner Vorteil von Spitzpinzetten ist deren praktisch punktförmig definiertes
funktionales Ende und eine dementsprechend präzise Funktionsführung; der allgemeine
Nachteil besteht darin, dass das spitze funktionale Ende bei höheren Schliessdrücken
bleibend verformt werden kann und die beiden endseitigen Schenkelspitzen, die das
funktionale Ende der Pinzette bilden, dann permanent divergieren, d.h. die Pinzette
nicht mehr "greift".
[0005] Backenpinzetten unterliegen diesem Nachteil der Spitzpinzetten nicht oder in erheblich
vermindertem Masse; die Greiffläche am funktionalen Ende kann ein dazwischen eingeklemmtes
Haar sicher festhalten, und auch ein starker Schliessdruck führt normalerweise nicht
zu einer bleibenden, sondern allenfalls zu einer sich elastisch rückstellenden Verformung
des funktionalen Pinzetten-Endes.
[0006] Aus DE G 85 31 382 ist eine Pinzette mit einer Spitze und einem im wesentlichen dreieckigen
Greifstück bekannt, wobei die beiden von der Spitze der Pinzette ausgehenden Seiten
des dreieckigen Greifstücks mit der Pinzettenachse einen unterschiedlichen Winkel
einschliessen. Eine solche Pinzette stellt an sich eine Kombination einer Spitzpinzette
mit einer Schrägbackenpinzette dar, hat aber den Nachteil, dass die Schliesskraft
der Schrägbacken oft nicht immer ausreicht, um einen mit den Schrägbacken ergriffenen
Gegenstand ausreichend fest zu halten.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, eine Pinzette der eben beschriebenen Art zu bieten,
welche die Vorteile der Spitzpinzetten mit den Vorteilen von Backenpinzetten vereinigt
und eine verbesserte Greifwirkung aufweist.
[0008] Dies wird erfindungsgemäss durch eine Pinzette gemäss Anspruch 1 erreicht. Bevorzugte
Aus führungsformen der erfindungsgemässen Pinzette- haben die Merkmale der Ansprüche
2 - 10.
[0009] In den Zeichnungen sind zwei Ausführungsbeispiele einer erfindungsgemässen Pinzette
dargestellt. Es zeigen:
- Fig.1A
- die perspektivische Ansicht einer ersten Ausführungsform der erfindungsgemässen Pinzette,
- Fig.1B
- die Seitenansicht der Pinzette von Fig.1A,
- Fig.1C
- die Draufsicht der in Fig.1A dargestellten Pinzette,
- Fig.2A
- die Draufsicht auf eine zweite Ausführungsform einer erfindungsgemässen Pinzette in
geöffneter Stellung,
- Fig.2B
- die Draufsicht auf die in Fig.2A dargestellte Pinzette in geschlossener Stellung,
- Fig.3
- die vergrösserte perspektivische und halbschematische Ansicht der Stirnfläche am funktionalen
Ende einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemässen Pinzette,
- Fig.4
- die schematische Draufsicht auf die von den Backen gebildete Stirnfläche einer bevorzugten
erfindungsgemässen Pinzette in dem Zustand, in welchem die Pinzettenschenkel nur so
weit zusammengeführt sind, dass sich zunächst nur die spitzen Enden der Backen berühren,
und
- Fig.5
- die schematische Draufsicht auf den Konvergenzbereich einer bevorzugten Ausführungsform
der erfindungsgemässen Pinzette.
[0010] Die in den Fig.1A-C dargestellte Pinzette 1 besitzt in an sich üblicher Weise zwei
metallische Pinzettenschenkel 11,12, die meist aus bandförmigem Halbzeug hergestellt
und im Verbindungsbereich 18 fest miteinander verbunden sind, z.B. durch Pressschweissung.
Am funktionalen Ende 16 ist jeder Schenkel 11,12 mit einer Backe 110,120 versehen,
und jede dieser Backen besitzt eine längliche Kante 111,121 und ein spitzes Ende 112,122.
Die Backen 110,120 können durch die Ausnehmungen 171,172 abgesetzt sein, um der Pinzette
1 eine insgesamt schlanke Form zu verleihen. Das mit einem durchbrochen gezeichneten
Kreis angedeutete funktionale Ende 16 ist weiter unten im Zusammenhang mit Fig. 3
näher erläutert.
[0011] Die in den Fig.2A und B dargestellte Pinzette 2 ist eine scherenartig ausgebildete
Backenpinzette, deren beide Schenkel 21,22 durch eine gemeinsame Anlenkung 281, beispielsweise
eine Schraube oder Niete, nach Art einer Schere beweglich miteinander verbunden sind.
Am funktionalen Ende 26 (Fig. 2B) der Pinzette 2, das wiederum durch einen durchbrochen
gezeichneten Kreis hervorgehoben und im Zusammenhang mit Fig. 3 eingehender erläutert
ist, trägt jeder Schenkel 21,22 eine Backe 210,220, die ähnlich wie die Backen 110,120
der in Fig. 1 dargestellten Pinzette 1 ausgebildet sind. Das dem funktionalen Ende
26 der Pinzette 2 entgegengesetzte Betätigungsende 29 (Fig. 2B) ist nach Art der Griffe
einer Schere in Form von Ösen 291, 292 ausgebildet, die wie dargestellt offen oder
geschlossen ausgebildet sein können. Die Schenkel 22,21 der Pinzette 2 sind gemäss
einer bevorzugten Ausführungsform aus Halbzeug mit annähernd halbrundem Querschnitt
hergestellt.
[0012] Das zum Erreichen der Aufgabe der Erfindung als primär wesentlich angesehene gemeinsame
Merkmal der beiden in den Figuren 1 A-B und 2 A-B dargestellten Pinzettentypen 1,
2 besteht darin, dass die am funktionalen Ende 16,26 beider Pinzetten angeordneten
Backen 110,120;210,220 eine annähernd keilförmige koplanare Fläche bilden, wie dies
in der halbschematischen perspektivischen Ansicht von Fig. 3 und 4 dargestellt ist.
Diese praktisch koplanare und annähernd keilförmige Fläche 30,40 wird ihrerseits von
den annähernd keilförmigen Stirnflächen 301,301; 401,401 der Pinzettenschenkel 11,12;21,22;31,32;41,42
gebildet, wenn diese Pinzettenschenkel gegeneinander bewegt werden. Die so beim Schliessen
der Pinzette entstehende, annähernd keilförmige und praktisch koplanare zweiteilige
Fläche 30,40 muss erfindungsgemäss eine bestimmte Mindestkeilung oder Konvergenz aufweisen,
wie in Fig.4 durch die Dimensionsparameter H und B angedeutet.
[0013] Es ist zu bemerken, dass der Ausdruck "annähernd keilförmig" keine Beschränkung auf
eine geometrisch dreieckige Form bedeutet, sondern allgemein zu einer Spitze konvergierende
Formen mit mehr oder weniger gerundeten, z.B. konkaven oder konvexen Seitenflächen
umfassen soll.
[0014] Wesentlich ist jedenfalls, dass der Keilungs- oder Konvergenzgrad eine ausreichende
mechanische Verstärkung der Greifkanten bietet, um eine signifikante bleibende Verformung
der Backen auch bei erhöhtem Schliessdruck zu vermeiden. Wie dies erfindungsgemäss
erreicht wird, ist schematisch in Fig. 4 dargestellt: der Keilungs- oder Konvergenzgrad
der annähernd keilförmigen gesamten Stirnfläche 40, die von den beiden zusammengeführten
Teil-Stirnflächen 401,401 der Pinzettenschenkel 41,42 gebildet wird, ist durch die
Verhältniszahl(H:B)charakterisiert, die erfindungsgemäss nicht grösser als etwa 4
sein darf. H ist dabei die "Höhe" der Stirnfläche 40 und B ist die "Breite" oder "Länge"
dieser Basis, die - abgesehen von dem vorzugsweise vorhandenen konvergierenden Spalt
44 - im allgemeinen annähernd von der Dicke der Pinzettenschenkel bestimmt wird. Die
Innenflächen der Pinzettenschenkel können bei maximalem Schliessdruck aneinander liegen
oder aber auch in diesem Zustand zwischen einander einen Spalt bilden, wie z.B. im
Fall der Scherenpinzette von Fig. 2 oder einer Pinzette des in Fig. 1 dargestellten
Typs mit (in der Zeichnung nicht dargestellten) vorspringenden Backen.
[0015] Die Verhältniszahl H:B von höchstens etwa 4 bedeutet eine verhältnismässig starke
Konvergenz der Keilung, die mit wachsendem Verhältniswert H:B abnimmt und mit fallendem
Verhältniswert zunimmt. Der Wert von H:B liegt vorzugsweise im Bereich von etwa 1-4,
noch bevorzugter im Bereich von etwa 2-4; bei zu geringer Konvergenz oder Keilung
der annähernd keilförmigen Stirnfläche 30,40, d.h. einem H:B-Wert von über etwa 4,
besteht die Gefahr einer bleibenden Verformung des funktionalen Endes der Pinzette
bei höheren Schliessdrücken. Ist das Verhältnis kleiner als 1, so führt dies normalerweise
zu einer übermässig schweren oder klobigen Pinzettenform. In absoluten Zahlen und
unter Berücksichtigung der für Pinzetten üblichen Halbzeug-Dicken liegt H und damit
praktisch auch die Länge der Greifkanten 411,421 vorzugsweise im Bereich von etwa
2-5mm.
[0016] Vorzugsweise sind die praktisch in einer gemeinsamen Ebene liegenden Stirnflächen
301, 302; 401, 402 bzw. die zugehörigen Schenkel 31,32;41,42 so angeordnet, dass sie
sich beim Schliessen der Pinzette zuerst an der Spitze 35;45 berühren und zwischen
einander einen zur Spitze hin konvergierenden Spalt 34;44 bilden. Dies bietet die
beste Annäherung an die Wirkung einer Spitzpinzette, wiederum ohne deren Nachteil.
Werden nämlich die Schenkel 31,32;41,42 noch fester zusammengedrückt, so schliesst
sich der Spalt 34;44; eine weitere Druckerhöhung wird von den Backen 310,320 (Fig.3)
ohne signifikante bleibende Verformung aufgenommen, weil der zunehmende Schliessdruck
die Schenkel zu einer elastisch rückstellbaren Torsionsbewegung um die Längsachsen
der Schenkel 31,31;41,42 veranlasst.
[0017] Eine erfindungsgemässe Pinzette mit einem entsprechend der Darstellung der Figuren
3 und 4 ausgestalteten funktionalen Ende mit annähernd keilförmiger Stirnfläche und
dem angegebenen Mindestwert der Konvergenz ermöglicht es, dass man je nach Anstellwinkel
der Pinzette 1,2 zu einer (in den Zeichnungen nicht dargestellten) Oberfläche, auf
der sich ein mit der Pinzette zu greifendes Gebilde befindet, jeweils die Funktionen
und Vorteile einer Schrägbacken- oder einer Spitzpinzette ohne deren Nachteile nutzen
kann.
[0018] Liegen die Greifkanten 111,121; 211,221;311,312;411,412 parallel zur Oberfläche,
so wirkt die Pinzette 1,2 wie eine Schrägbackenpinzette; stehen die Schenkel 11,12;
21,22 annähernd senkrecht zur Oberfläche, so wirkt die Pinzette 1,2 wie eine Spitzpinzette,
die aber bei zunehmendem Schliessdruck nicht in signifikantem Mass bleibend verformt
wird.
[0019] Der zwischen der Längsachse L (nur in den Fig. 1 und 3 dargestellt) und der zweiteiligen
Stirnfläche 30,40 eingeschlossene Winkel α ist allgemein kleiner als 90° und beträgt
vorzugsweise höchstens 45°; gemäss einer besonders bevorzugten Ausführungsform beträgt
α annähernd 30°.
[0020] Das funktionale Ende 16,26 einer erfindungsgemässen Pinzette wird wie in Fig.5 dargestellt
auch durch die Verhältniszahl (SL:D) charakterisiert. SL ist die "Länge" oder Höhe"
des Konvergenzbereichs am funktionalen spitzen Ende 55 der Pinzette; D ist die Gesamtdicke
der Schenkel 51,52. Vorzugsweise ist das Verhältnis (SL:D) höchstens etwa gleich 5
und liegt vorzugsweise im Bereich von etwa 1-5; für viele Zwecke wird ein SL:D-Verhältnis
von etwa 4 bevorzugt.
[0021] Gemäss einer allgemein bevorzugten Ausführungsform bestehen erfindungsgemässe Pinzetten
aus rostfreiem Stahl und sind mindestens im Bereich der Backen-Aussenflächen und im
gesamten Backenbereich durch spangebende Bearbeitung, insbesondere durch Schleifen,
gebildet. Eine Formgebung der Backen durch Pressen wird weniger bevorzugt, weil eine
ausreichend präzise Formgebung bei Verwendung von ausreichend hartem Stahl, wie er
für Schmiedewerkzeuge üblich ist, dann vergleichsweise schwierig zu erreichen ist.
1. Pinzette (1;2), insbesondere Kosmetikpinzette, mit zwei in Längsrichtung sich erstreckenden
Pinzettenschenkeln (11,12;21,22;31,32;41,42), die durch eine gemeinsame Verbindungsstelle
(18;28) miteinander verbunden sind und am funktionalen Ende (16;26;36) der Pinzette
(1;2) je eine Backe (110,120;210,220;310,320;410,420) besitzen, wobei jede Backe eine
längliche Greifkante (111,121;211,221;311, 321;411,421) hat und beide Backen spitze
Enden (112,122; 212,222) aufweisen, derart, dass sie beim Schliessen der Pinzette
eine gemeinsame Spitze(35;45) und eine koplanare, annähernd keilförmige Fläche(30;40)bilden,
welche die Längsrichtung (L) der Pinzette in einem spitzen Winkel schneidet, wobei
das Verhältnis (H:B) der Höhe H zur Basis B der Fläche (30,40)höchstens etwa 4 beträgt,
und wobei das Verhältnis(SL:D) der gegen das spitze Ende (55) konvergierenden Länge
SL der beiden Schenkel (51,52) zur Gesamtdicke D der Schenkel höchstens etwa 5 beträgt.
2. Pinzette (1) nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Schenkel (11,12) der
Pinzette (1) an der Verbindungsstelle (18) fest miteinander verbunden sind.
3. Pinzette (2) nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Schenkel (21,22)
der Pinzette (2) an der Verbindungsstelle (28) nach Art einer Schere beweglich miteinander
verbunden sind und dass die dem funktionalen Ende (26) der Schenkel entgegengesetzten
Enden(29)der Pinzette (2) zu Griff-Ösen (291,292) geformt sind.
4. Pinzette (1;2) nach einem der Ansprüche 1 - 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Backen
(110,120;210,220) gegen die Schenkel (11,12;21,22) abgesetzt sind, z.B. durch Einkerbungen
(17;27; 371,372).
5. Pinzette (1;2) nach einem der Ansprüche 1 - 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Greifkanten
(111,121;211,221;311,321;411,421) eine Länge im Bereich von 4 bis 8 mm haben.
6. Pinzette nach einem der Ansprüche 1 - 5, dadurch gekennzeichnet, dass sich die Stirnflächen
(311,411;321,421) der Backen (310,320) beim Zusammenführen der Pinzettenschenkel (31,41;32,42)
zuerst am spitzen Ende (35;45) berühren und dabei einen in Richtung zum spitzen Ende
sich verjüngenden Spalt (34;44) bilden, der erst bei verstärktem Schliessdruck geschlossen
wird.
7. Pinzette (1;2) nach einem der Ansprüche 1 - 6, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis
(H:B) etwa gleich 3 beträgt.
8. Pinzette (1;2) nach einem der Ansprüche 1 - 7, dadurch gekennzeichnet, dass das Verhältnis
(SL:D) etwa gleich 4 beträgt.
9. Pinzette (1;2) nach einem der Ansprüche 1 - 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Backen
(110,120; 210,220) der Pinzette durch spangebende Bearbeitung gebildet sind.