[0001] Die Erfindung ist auf ein Verfahren zum Wickeln oder Windungslegen von Stabstahl
oder Draht in Windungen gerichtet, wobei das Walzgut aus der Walzhitze in einem Korb
gehaspelt oder mit Hilfe eines Windungslegers in Form von Windungen auf ein Fördermittel
abgelegt und am Ende dieses Fördermittels über einen Dorn zu einem Bund gesammelt
wird, dabei abkühlt und nach dem Wickelprozess oder der Bundbildung weiter gekühlt
wird.
[0002] Bei bekannten Verfahren, bei denen Draht bzw. Stabstahl nach dem Walzen in einem
Korb (z. B. Garrett-Haspel) gehaspelt oder mit Hilfe eines Windungslegers in Form
von Windungen auf Transportrollen oder -ketten abgelegt und am Ende dieser Transport-
bzw. Fördereinrichtung über einen Dorn zu einem Bund gesammelt wird, erfolgt der Wickelvorgang
bzw. das Legen in Windungen bei Temperaturen zwischen 800 und 1000 °C.
[0003] So wird in der EP-A-0 058 324 eine Vorrichtung zum geregelten Kühlen von Walzdraht
aus der Walzhitze beschrieben, bestehend aus einer Mehrzahl von Modulen auf einem
Grundrahmen, wodurch die Vorrichtung unterschiedlichen Kühlbedingungen angepasst werden
kann. Der erste Teil, in dem gekühlt wird, ist so kurz gehalten, dass das Legen der
Windungen schon bei etwa 850 °C erfolgen kann. Dies geschieht durch einen Windungsleger,
der den Draht in Windungen in Schraubenform formt und diese auf dem nachfolgenden
Förderer im zweiten Teil der Kühlvorrichtung ablegt. Auf diesem Förderer findet dann
die weitere Kühlung mit Hilfe von Luftgebläsen statt.
[0004] Nachteilig bei diesen bekannten Verfahren ist, dass es nur mit großem Aufwand möglich
ist, das Walzgut möglichst schnell und gleichmäßig über die gesamten Windungen abzukühlen,
um ein feinkörniges, ziehfähiges Material zu erzielen. Da die Windungen am Rand der
Fördermittel jedoch wesentlich dichter aneinander liegen als in der Mitte, ist es
nur bedingt und mit großem technischen Aufwand (z. B. durch Leitbleche, Wobbeleinrichtungen
etc.) möglich, dieses Ziel zu erreichen.
[0005] Noch schwieriger ist es beim Haspeln, beispielsweise mit dem sogenannten Garrett-Haspel
(Drehkorbhaspel), wie er in der AT 393806 B beschrieben wird, bei dem der Draht bzw.
Stabstahl direkt zu einem Bund gewickelt wird, eine gezielte und gleichmäßige Abkühlung
über die gesamte Walzgutlänge vorzunehmen. Die Wicklungsdichte innerhalb des Bundes
ist je nach der Haspelausführung mehr oder weniger ungleichmäßig und unterliegt stochastischen
Gesetzen. Das bedeutet, dass die Abkühlbedingungen für die einzelnen Windungen innerhalb
des Bundes nicht regelbar sind, und damit das Walzgut
- eine inhomogene Spannungsverteilung über die Halzgutlänge aufweist,
- zur Ausprägung von Grobkorn neigt, das jedoch nicht gleichmäßig ist und damit
- einer Intensivkühlung erst ausgesetzt werden kann, wenn sicher gestellt ist, dass
der gesamte Bund gefügemäßig umgewandelt ist, da sonst die Gefahr der Bildung von
Härtegefüge besteht. Dies macht lange Transportwege und Transportzeiten erforderlich.
[0006] Es ist Aufgabe der Erfindung, ein Verfahren zum Wickeln oder Windungslegen von Stabstahl
oder Draht zu schaffen, mit dem die geschilderten Nachteile durch ungleichmäßige Abkühlung
vermieden bzw. minimiert werden.
[0007] Die gestellte Aufgabe wird gelöst mit den kennzeichnenden Maßnahmen des Anspruchs
1 bei einem Verfahren zum Wickeln oder Windungslegen von Stabstahl oder Draht, wobei
Stabstahl oder Draht aus der Walzhitze in einem Korb gehaspelt oder mit Hilfe eines
Windungslegers in Form von Windungen auf ein Fördermittel abgelegt und am Ende dieses
Fördermittels über einen Dorn zu einem Bund gesammelt wird, dabei abkühlt und nach
dem Wickelprozess bzw. der Bundbildung weiter gekühlt wird, dadurch, dass die Kühlung
des Stabstahls oder Drahts (Walzgut) aus der Walzhitze vor dem Wickeln oder Legen
in Windungen bis in den Umwandlungsbereich geführt wird, die durch die Ar
3- bzw. Ar
1-Linie des der abzukühlenden Stahlsorte entsprechenden ZTU-Schaubildes (Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Schaubild)
gekennzeichnet ist, wodurch sichergestellt ist, dass das Walzgut sich unmittelbar
nach dieser Kühlung je nach Stahlsorte vor, während oder nach dem Wickelprozess bzw.
der Bundbildung gleichmäßig über seine gesamte Länge und seinem gesamten Querschnitt
nahezu isothermisch aus der Austenitphase in die Ferrit- bzw. Perlit-Phase und bei
Bedarf in die Bainitphase umwandelt.
[0008] Durch die erfindungsgemäße Maßnahme, einen wesentlichen Teil der Kühlung vor das
Wickeln bzw. Windungslegen zu verlagern, wobei die Kühlung bis in den Umwandlungsbereich
der Ar
3- bzw. Ar
1-Linie geführt wird, so dass das Wickeln bzw. Legen in Windungen erst bei einer Temperatur
von ca. 650 °C erfolgt, wird erreicht, dass die Umwandlung in die Ferrit- bzw. Perlit-Phase
und bei Bedarf in die Bainitphase definiert bereits vor oder während des Wickelns
bzw. Legen in Windungen oder unmittelbar danach erfolgt. Und von der weiteren Kühlung,
die beim Wickeln bzw. Legen in Windungen zwangsläufig stattfindet, gefügemäßig nicht
mehr beeinflusst wird, so dass auch die Lage und die Packungsdichte einzelner Windungen
keine Rolle mehr spielt.
[0009] Da die Umwandlung nach dem Verfahren der Erfindung nahezu isotherm und gleichmäßig
über die gesamte Walzgutlänge erfolgt, wird ein gleichmäßiges, feinkörniges und spannungsarmes
Gefüge mit optimalen Festigkeitseigenschaften erzeugt.
[0010] Von Vorteil ist beim Wickeln bzw. Legen in Windungen bei der mit 650 °C niedrigen
Temperatur darüber hinaus, dass die Gefahr von Oberflächenbeschädigungen durch die
abgesenkte Wickel- bzw. Legetemperatur verringert wird. Das zu erwartende Ansteigen
des Verformungswiderstandes infolge der Absenkung der Wickel- bzw. Legetemperatur
von ca. 800 bis 1000 °C auf ca. 650 °C findet beim Verfahren gemäß der Erfindung nicht
oder nur in geringem Maße statt, wenn die Umwandlung schon vollständig abgeschlossen
ist. Denn der Verformungswiderstand des kubisch-raumzentrierten Ferritkristalls ist
deutlich niedriger als der des kubisch-flächenzentrierten Austenitkristalls.
[0011] Falls die Umwandlung erst gemäß der Erfindung während oder nach dem Wickeln bzw.
Windungslegen erfolgt, ist zwar mit einer größenordnungsmäßig höheren Wickelarbeit
von ca. 30 % zu rechnen. Doch dieser geringfügige Energiemehraufwand wird durch das
Einsparen von Wärmenachbehandlungen und Transporteinrichtungen mehr als kompensiert.
[0012] Um die Umwandlung unmittelbar nach dem Wickeln oder Legen in Windungen erfolgen zu
lassen, was sich je nach Stahlsorte als notwendig erweisen kann, wird das Walzgut
gemäß der Erfindung mit Hilfe von Abdeckplatten bzw. Warmhaltehauben an einer weiteren
Abkühlung gehindert, so dass dann die Umwandlung nahezu isothermisch erfolgt.
[0013] Nach einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird die Kühlung, die
bis in den Umwandlungsbereich führt, in einer regelbaren Kühlstrecke, vorzugsweise
einer Wasserkühlstrecke, so geregelt und gesteuert, dass die Oberfläche des Walzgutes
nicht unterkühlt und in den Bereich der Martensitbildung (MS-Linie) gelangt, um unerwünschte
Härteflecken auf der Walzgutoberfläche zu vermeiden.
[0014] Nach erfolgter Umwandlung in die gewünschte Phasen ferrit-Perlit oder Bainit und
unmittelbar nach dem Wickelprozess bzw. der Bundbildung wird das Walzgut gemäß der
Erfindung einer forcierten Kühlung bis auf Bindetemperatur unterworfen und anschließend
der Bindestation zugeführt. Dies ist deshalb möglich, da durch die bereits erfolgte
vollständige Umwandlung in die gewünschten Phasen durch eine forcierte Kühlung keine
unerwünschten Gefügeänderungen oder inhomogene Spannungsverteilungen zu befürchten
sind.
[0015] Bisher übliche Transport- bzw. Fördereinrichtungen wie Bundtransportbänder, Hakenbahnen
oder ähnliche Einrichtungen, die dem Zweck einer schonenden Kühlung dienen, können
somit weitgehend entfallen.
[0016] An zwei Ausführungsbeispielen sowie in Zeichnungsfiguren werden nachfolgend die Vorteile
des Verfahrens der Erfindung näher erläutert.
[0017] Es zeigen:
- Fig. 1
- ein ZTU-Schaubild (kontinuierlich) für ein Ausführungsbeispiel nach dem Stand der
Technik,
- Fig. 2
- ein ZTU-Schaubild (isothermisch) für ein Ausführungsbeispiel gemäß der Erfindung,
- Fig. 3
- schematische Darstellung eines Teils einer Walzanlage mit einem Garrett-Haspel,
- Fig. 4
- schematische Darstellung eines Teils einer Walzanlage mit einem Windungsleger,
- Fig. 5
- ein Kf-Temperatur-Schaubild für einen legierten Werkzeugstahl (Werkstoff: 100 Cr 6, mittlere
Umformgeschwindigkeit φm=0,1/s, Kurvenschar φ=0,1 - 0,7),
- Fig. 6
- ein Kf-Temperatur-Schaubild für einen unlegierten Baustahl (Werkstoff: C15, mittlere Umformgeschwindigkeit
φm=0,1/s, Kurvenschar φ=0,1 - 0,7).
Beispiel 1: Garrett-Haspel
[0018] a) Wickeln mit dem Garrett-Haspel bei 850 °C entsprechend dem Stand der Technik,
Material Ck 45 (chemische Zusammensetzung in Gew.%: C = 0,44; Si = 0,22; Mn = 0,66;
P = 0,022; S = 0,029; Cr = 0,15; V = 0,02)
[0019] Untersucht wurde der Abkühlverlauf bis zum Umwandlungsbereich der Ar
3- bzw. der Ar
1-Linie an drei verschiedenen Windungen.
[0020] Die Figur 1 zeigt ein kontinuierliches Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Schaubild nach
dem Stand der Technik für Stahl Ck 45. Bestimmungsverfahren: Dilatometrisch und metallographisch
an Proben von 4,5 mm Durchmesser und 15 mm Länge; thermische Analyse (Gasabschreckung)
an Plättchen von 4 mm Durchmesser und 0,5 bzw. 1,0 mm Dicke. Der Abkühlverlauf der
drei untersuchten Windungen a
1, a
2 und a
3 wurde gestrichelt eingezeichnet. Es bedeuten:
- a1-
- Erste Windung (Kontakt mit kaltem Wickelboden) Bei einer Abkühldauer (von 850 auf
630 °C) von 90 Sekunden betrug die erreichte Festigkeit 825 N/mm2.
- a2-
- Außenwindung bei halber Bundhöhe Bei einer Abkühldauer (von 850 auf 630 °C) von 200
Sekunden betrug die erreichte Festigkeit 765 N/mm2.
- a3-
- Innenwindung bei halber Bundhöhe Bei einer Abkühldauer (von 850 auf 630 °C) von 20
Minuten betrug die erreichte Festigkeit 695 N/mm2.
[0021] Es kann der Schluss gezogen werden, dass über die gesamte Walzgutlänge mit Festigkeitsschwankungen
in dieser Größenordnung zu rechnen ist.
b) Wickeln mit dem Garrett-Haspel bei 650 °C nach erfolgter Abkühlung nach dem Verfahren
der Erfindung (Material Ck 45, wie oben). Dieser Abkühlverlauf ist in Fig. 2 (Linie
b) dargestellt.
[0022] Figur 2 zeigt ein isothermisches Zeit-Temperatur-Umwandlungs-Schaubild nach dem Stand
der Technik. Bestimmungsverfahren: Dilatometrisch und metallographisch an Hohlproben
von 4 mm Außendurchmesser, 3,2 mm Innendurchmesser und 30 mm Länge; metallograhisch
an Plättchen von 1,5 mm Dicke. Alle untersuchten Windungen wandelten praktisch nach
den gleichen Bedingungen nahezu isotherm um; wie die gestrichelte Linie "b" in Fig.
2 zeigt. Die erreichte Festigkeit betrug über die gesamte Walzgutlänge 930 N/mm
2. Durch das Verfahren der Erfindung wird also eine gleichmäßige Festigkeit über die
gesamte Walzgutlänge erreicht, die außerdem in ihrem absoluten Betrag auch deutlich
höher liegt als bei den bisher üblichen Verfahren.
[0023] Da davon ausgegangen werden kann, dass nach dem Wickeln das Walzgut über die gesamte
Walzgutlänge umgewandelt ist, kann der Bund unmittelbar nach dem Austragen aus dem
Haspel durch forcierte Luft oder Sprühwasserkühlung auf die Bindetemperatur abgekühlt
werden, so dass auf die üblichen Transporteinrichtungen weitgehend verzichtet werden
kann.
Beispiel 2: Windungsleger mit Stelmor-Band
a) Legen in Windungen nach dem Stand der Technik mit einer Legetemperatur von 800
bis 850 °C
[0024] Bei diesen Legetemperaturen findet die Umwandlung aus der Austenitphase in die Ferrit-
bzw. Perlitphase nach dem Legen auf dem Transportband statt. Aufgrund der Anhäufung
der Drahtwindungen im Seitenbereich des Transportbandes treten hier innerhalb einer
Windung unterschiedliche Abkühlgeschwindigkeiten auf, die zu Schwankungen in der Festigkeit
führen. Damit die üblichen zulässigen Festigkeitsschwankungen von ca. 10 bis 15 N/mm
2 innerhalb einer Drahtwindung nicht überschritten werden, muss ein erheblicher technischer
Aufwand (gelenkte Luftströme, Umlenkkanäle, unterschiedliche Bandgeschwindigkeiten
usw.) betrieben werden.
b) Windungslegen nach Kühlung nach dem Verfahren der Erfindung, Legetemperatur 650
°C
[0025] Wird der Draht vor dem Windungsleger auf ca. 650 °C gekühlt, findet die Umwandlung
aus der Austenitphase in die Ferrit-Perlitphase schon vor bzw. unmittelbar nach dem
Ablegen auf dem Transportband statt, so dass auch hier davon ausgegangen werden kann,
dass Schwankungen vor allem innerhalb einer Windung weitestgehend eliminiert werden
und zusätzlich das Gesamtfestigkeitsniveau angehoben wird.
[0026] Durch die Abkühlung auf 650 °C, wodurch vor dem Wickeln bzw. vor dem Windungslegen
die Umwandlung in die Ferrit- bzw. Perlitphase stattfindet, kann die Tatsache genutzt
werden, dass der Stahl in der Austenitphase mit einem kubisch -flächenzentrierten
Kristallgitter einen deutlich höheren K
f-Wert hat als der gleiche Stahl nach der Umwandlung in der Ferrit- bzw. Perlitphase
mit einem kubisch-raumzentrierten Kristallgitter. Bei der Temperaturabsenkung von
850 °C auf 650 °C ist deshalb ist deshalb nicht mit wesentlich höheren Wickelkräften
zu rechnen, wie aus den Figuren 5 und 6 (K
f-Temperatur-Schaubilder) abgelesen werden kann.
[0027] In den Figuren 3 und 4 ist schematisch das erfindungsgemäße Kühlen für die genannten
Anwendungsbeispiele dargestellt.
[0028] Figur 3 zeigt einen Teil einer Walzanlage mit einem Garrett-Haspel. Aus dem letzten
Walzgerüst (2) austretend gelangt das Walzgut (1) in eine Kühlstrecke (3), in der
das Walzgut (1) entsprechend der Erfindung bis in den gewünschten Umwandlungsbereich
gekühlt wird. Beim abschließenden Wickeln in dem Garrett-Haspel (4) ist dann gemäß
der Erfindung das Walzgut (1) bereits vollständig umgewandelt, oder die vollständige
Umwandlung findet während des Wickelns oder aber unmittelbar nach dem Wickeln in dem
Garrett-Haspel (4) statt, so dass während des Wickelns keine ungleichmäßige Gefügeausbildung
einzelner Windungen zu befürchten ist und nach Abschluss des Wickelvorgangs der erzeugte
Bund komplett umgewandelt ist und außerhalb des Garrett-Haspels forciert gekühlt werden
kann.
[0029] In Figur 4 ist ein Teil einer Walzanlage mit einem Windungsleger (6) dargestellt.
Gemäß der Erfindung wird das Walzgut (1) in der Kühlstrecke (3) vor dem Windungsleger
(6) bis in den gewünschten Umwandlungsbereich gekühlt. Die Umwandlung ist dann beim
Windungslegen entweder vollständig abgeschlossen, oder sie findet nach dem Windungslegen
auf der Transportvorrichtung (7), auf die die Windungen abgelegt werden, oder aber
erst in der Sammelvorrichtung (8) statt. Da durch die erfindungsgemäße Kühlung alle
Windungen nahezu isothermisch umwandeln, kann auch hier der erzeugte Bund (9) nach
seinem Austrag aus der Sammelvorrichtung (8) unverzüglich forciert auf Bindetemperatur
gekühlt werden.
[0030] Das Verfahren der Erfindung ist nicht auf die angeführten Ausführungsbeispiele beschränkt,
sondern generell auf alle Vorrichtungen zum Wickeln oder Windungslegen anwendbar,
wobei hinsichtlich der Art der Kühlung vor dem Wickeln bzw. Windungslegen auch andere
als die genannten Kühlvorrichtungen zur Anwendung gelangen können.
1. Verfahren zum Wickeln oder Windungslegen von Stabstahl oder Draht in Windungen, wobei
das Walzgut aus der Walzhitze in einem Korb gehaspelt oder mit Hilfe eines Windungslegers
in Form von Windungen auf ein Fördermittel abgelegt und am Ende dieses Fördermittels
über einen Dorn zu einem Bund gesammelt wird, dabei abkühlt und nach dem Wickelprozess
oder der Bundbildung weiter gekühlt wird, dadurch gekennzeichnet, dass die Kühlung des Walzgutes aus der Walzhitze vor dem Wickeln oder dem Windungslegen
bis in den Umwandlungsbereich geführt wird, die durch die Ar3- bzw. Ar1-Linie des der abzukühlenden Stahlsorte entsprechenden ZTU-Schaubildes (Zeit-Temperatur-Umwandlung-Schaubild)
gekennzeichnet ist, wodurch sichergestellt ist, dass das Walzgut sich unmittelbar
nach dieser Kühlung je nach Stahlsorte vor, während oder nach dem Wickelprozess bzw.
der Bundbildung gleichmäßig über seine gesamte Länge und seinem gesamten Querschnitt
nahezu isothermisch aus der Austenitphase in die Ferrit- bzw. Perlit-Phase und bei
Bedarf in die Bainitphase umwandelt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass bei den Stahlsorten, die sich erst nach dem Wickeln oder Windungslegen umwandeln,
mit Hilfe von Abdeckplatten bzw. Warmhaltehauben eine weitere Auskühlung unterbunden
wird, so dass die Umwandlung nahezu isotherm verläuft.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass die Kühlung des Walzgutes so durchgeführt wird, dass die Oberfläche des Walzgutes
nicht unterkühlt und in den Bereich der Martensitbildung (MS-Linie) gelangt.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Kühlung des Walzgutes so durchgeführt wird, dass die Umwandlung in die
Ferrit- bzw. Perlit-Phase vor dem nachfolgenden Wickelvorgang vollständig abgeschlossen
ist, da hierdurch der geringere Umformwiderstand der Ferrit- bzw. Perlit-Phase, bedingt
durch das kubisch-raumzentrierte Kristallgitter dieser Phasen, beim Wickelvorgang
genutzt werden kann.
5. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Kühlung des Walzgutes bis in den angestrebten Umwandlungsbereich in einer
regelbaren Kühlstrecke, vorzugsweise in einer Wasserkühlstrecke durchgeführt wird.
6. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass nach der erfolgten vollständigen Umwandlung und nach erfolgtem Wickelprozess
bzw. Bundbildung der Stabstahl bzw. der Draht einer forcierten Kühlung bis auf Bindetemperatur
unterworfen wird.