(19)
(11) EP 0 854 010 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
22.07.1998  Patentblatt  1998/30

(21) Anmeldenummer: 98100131.6

(22) Anmeldetag:  07.01.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B24B 53/007, B24B 9/14, B24B 53/095
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 16.01.1997 DE 19701287

(71) Anmelder: Wernicke & Co. GmbH
40231 Düsseldorf (DE)

(72) Erfinder:
  • Gottschald, Lutz Dr.-Ing.
    40670 Meerbusch (DE)

(74) Vertreter: Rehders, Jochen, Dipl.-Ing. 
Stresemannstrasse 28
40210 Düsseldorf
40210 Düsseldorf (DE)

   


(54) Verfahren zum Erhöhen der Gebrauchsdauer von Schleifscheiben


(57) Verfahren zum Erhöhen der Gebrauchsdauer von Schleifscheiben zum Schleifen des Randes von Brillengläsern aus einer Kernscheibe, vorzugsweise aus Kunststoff und einem Ring aus Sintermetall mit eingebetteten Diamantpartikeln, bei dem die Schleifoberfläche zumindest von Zeit von Zeit durch einen unter hohem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahl beaufschlagt und dadurch gereinigt und scharf gehalten wird.


Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Erhöhen der Gebrauchsdauer von Schleifscheiben zum Schleifen des Randes von Brillengläsern aus einer Kernscheibe, vorzugsweise aus Kunststoff und einem Ring aus Sintermetall mit eingebetteten Diamantpartikeln.

[0002] Eine derartige Schleifscheibe ist in dem deutschen Gebrauchsmuster 72 02 327 beschrieben. Die Kernscheibe aus Kunststoff ist mittels einer Nabenbohrung an einer Schleifspindel befestigt. Auf diese Kernscheibe ist ein Ring aufgebracht, der aus Sinterbronze besteht, in die feine Diamantpartikel eingebettet sind. Mit derartigen Schleifscheiben lassen sich die Ränder von Brillengläsern aus Silikatglas und aus Kunststoff formschleifen, um sie in ein ausgewähltes Brillengestell einzupassen. In der Regel ist eine derartige Schleifscheibe noch mit einer Facettennut versehen, um an das formgeschliffene Brillenglas eine Dachfacette anzuschleifen, mittels derer das Brillenglas in einer Facettennut des Brillengestells gehalten wird.

[0003] Diese bekannten Schleifscheiben mit einem Ring aus Sintermetall und eingebetteten Diamantpartikeln sind zwar verhältnismäßig kostspielig, weisen jedoch eine hohe Lebensdauer auf, vorausgesetzt der Ring aus Sintermetall und die Kernscheibe aus Kunststoff werden aus geeigneten Materialien hergestellt und einer strengen Qualitätskontrolle unterzogen. Durch das Schleifen von Brillengläsern nutzt sich die Schleifscheibe ungleichmäßig ab, läßt sich jedoch durch Abrichten und Egalisieren wieder brauchbar machen, bis der Ring aus Sintermetall so dünn geworden ist, daß eine weitere Benutzung nicht mehr möglich ist.

[0004] Dieses Abrichten ist nach dem Schleifen von etwa 5.000 Brillengläsern aus Silikatglas erforderlich. Hierdurch wird die Schleifscheibe zwar wieder egalisiert, jedoch muß dazu so viel Schleifmittel von der Schleifscheibenoberfläche abgetragen werden, daß die Lebensdauer insgesamt beschränkt ist. Um diesem Nachteil abzuhelfen, ist in der US-Patentschrift 4 233 784 ein Schleifverfahren vorgeschlagen, mit dem sich angeblich 25.000 oder mehr Brillengläsern aus Silikatglas schleifen lassen. Zu diesem Zweck wird die Schleifscheibe vor dem Schleifvorgang abgetastet und das Brillenglas wird auf einen Bereich der Schleifscheibe aufgesetzt, der gegenüber benachbarten Bereichen höher ist, so daß durch das Schleifen eines Brillenglases stets die höheren Bereiche abgenutzt werden und insgesamt eine längere Benutzungsdauer erreichbar ist, ohne daß die Schleifscheibe abgerichtet werden muß. Die hierfür verwendete Steuerung verteuert nicht unerheblich die Schleifmaschine.

[0005] Aus der deutschen Offenlegungsschrift 1 502 438 ist eine Schleifvorrichtung bekannt, bei der durch Zufuhr eines Spülmittels die Teilchen, die in der Oberfläche eingebettet sind, freigegeben werden und aus der Oberfläche herausgespült werden. Dabei wird das Spülmittel zwischen den Oberflächen der Scheibe und der Prallplatte immer wieder umgelenkt und soll dadurch zum wiederholten Male in dichte Berührung mit der Oberfläche der Scheibe gelangen, so daß diese Oberfläche ausreichend gekühlt wird und der gesammelte Abrieb freigegeben wird.

[0006] Der Erfindung liegt das Problem zugrunde, die Gebrauchsdauer von Schleifscheiben der eingangs erwähnten Art zu erhöhen, indem ein häufiges Abrichten vermieden wird, ohne dabei die Schleifvorrichtung mit teueren, zusätzlichen Einrichtungen ausstatten zu müssen.

[0007] Ausgehend von dieser Problemstellung wird bei einem Verfahren der eingangs erwähnten Art vorgeschlagen, daß erfindungsgemäß die Schleifoberfläche zumindest von Zeit zu Zeit durch einen unter hohem Druck von mindestens 25 bar stehenden Flüssigkeitsstrahl beaufschlagt und dadurch gereinigt und scharf gehalten wird.

[0008] Die Erfindung geht von der Erkenntnis aus, daß die Schärfe der Schleifoberfläche von Diamantschleifscheiben dadurch nachläßt, daß sich die Poren mit Schleifabrieb zusetzen. Wegen der nachlassenden Schärfe der Schleifoberfläche muß entweder der Schleifdruck oder die Schleifdauer erhöht werden, um ein gegebenes Brillenglas formzuschleifen. Dieser erhöhte Anpreßdruck oder die erhöhte Schleifdauer steigern jedoch die Abnutzung der Schleifoberfläche, die dazu noch ungleichmäßig ist, so daß die Schleifscheibe abgerichtet und egalisiert werden muß, was zwangsläufig zu einem zusätzlichen Verschleiß und damit zu einer Verminderung der Lebensdauer führt. Diese Nachteile werden mit dem erfindungsgemäßen Verfahren vermieden, da durch das Reinigen mittels des unter hohem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahls die Schleifoberfläche länger scharf bleibt, der Schleifdruck oder die Schleifdauer nicht erhöht werden muß, so daß sie sich weniger ungleichmäßig abnutzt und daher auch weniger häufig abgerichtet und egalisiert werden muß.

[0009] Vorzugsweise kann der Druck der Flüssigkeit mehr als 100 bar betragen.

[0010] Es kann die beim Schleifen eingesetzte Kühlflüssigkeit zum Reinigen und Scharfhalten der Schleiffläche verwendet werden, die ungefiltert sein kann, so daß der in der Kühlflüssigkeit enthaltene Schleifabrieb und die ebenfalls abgeriebenen Diamantpartikel eine intensive Reinigung und damit ein Scharfhalten der Schleifoberfläche bewirken.

[0011] Vorzugsweise kann die Beaufschlagung mit dem unter hohem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahl während der Schleifbearbeitung erfolgen, so daß für das Reinigen und Scharfhalten der Schleifoberfläche kein zusätzlicher Zeitaufwand erforderlich ist.

[0012] Die Beaufschlagung mit dem unter hohem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahl kann während der Schleifbearbeitung dauernd erfolgen und der Kühlmittelzufuhr dienen, so daß keine weitere Kühlmittelzufuhr erforderlich ist. Da das Kühlmittel bei der Beaufschlagung der Schleifoberfläche unter hohem Druck stark zerstäubt wird, ist allerdings eine gut abgedichtete Schleifkammer erforderlich. Vorzugsweise kann jedoch der Druck des Flüssigkeitsstrahls nur zum Reinigen und Scharfhalten von Zeit zu Zeit so hoch eingestellt sein, daß die erfindungsgemäß gewollte Wirkung erzielt wird, und kann während des Schleifvorgangs, wenn die Flüssigkeit auch der Kühlmittelzufuhr dient, auf einen niedrigeren Druck herabgesetzt werden, um den Energieverbrauch herabzusetzen und ein dauerndes starkes Zerstäuben des Kühlmittels während des Schleifvorgangs zu vermeiden.

[0013] Wenn die Schleifoberfläche trotz der Reinigung und des Scharfhaltens durch den unter hohem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahl ungleichmäßig abgenutzt und nicht mehr genügend scharf ist, kann ein Abrichten in üblicher Weise mittels eines Abrichtsteins oder einer drehbaren, ggf. angetriebenen Abrichtscheibe erfolgen, wobei erfindungsgemäß während des Abrichtvorgangs eine Beaufschlagung mit dem unter hohem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahl erfolgt, um das Abrichten zu unterstützen.

[0014] Das Abrichtwerkzeug kann in bekannter Weise aus Diamant, Korund oder Stahl bestehen und auch dazu dienen, eine ggf. vorhandene Facettennut wieder in Form zu bringen.


Ansprüche

1. Verfahren zum Erhöhen der Gebrauchsdauer von Schleifscheiben zum Schleifen des Randes von Brillengläsern aus einer Kernscheibe, vorzugsweise aus Kunststoff und einem Ring aus Sintermetall mit eingebetteten Diamantpartikeln, bei dem die Schleifoberfläche zumindest von Zeit zu Zeit durch einen unter hohem Druck von mindestens 25 bar stehenden Flüssigkeitsstrahl beaufschlagt und dadurch gereinigt und scharf gehalten wird.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Flüssigkeitsdruck mehr als 100 bar beträgt.
 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, gekennzeichnet durch die Verwendung der beim Schleifen eingesetzten Kühlflüssigkeit zum Reinigen und Scharfhalten der Schleifoberfläche.
 
4. Verfahren nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch die Verwendung der ungefilterten Kühlflüssigkeit.
 
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Beaufschlagung mit dem unter hohem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahl während der Schleifbearbeitung erfolgt.
 
6. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß Beaufschlagung mit dem unter hohem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahl auch der Kühlmittelzufuhr dient.
 
7. Verfahren nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Beaufschlagung während des Schleifarbeitsgangs mit einem niedrigen Druck des Kühlmittels erfolgt und der Druck von Zeit zu Zeit zum Reinigen und Scharfhalten erhöht wird.
 
8. Verfahren nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß von Zeit zu Zeit ein Abrichten der Schleifscheibe mittels eines Abrichtsteins oder einer drehbaren, ggf. angetriebenen Abrichtscheibe durchgeführt wird und während des Abrichtvorgangs eine Beaufschlagung mit dem unter hohem Druck stehenden Flüssigkeitsstrahl erfolgt.
 





Recherchenbericht