[0001] Die Erfindung betrifft eine Turbinen-Laufradscheibe mit von der Scheibenstirnseite
ausgehenden Kühlluftkanälen, die in den Scheibennuten, in welche luftgekühlte Turbinenschaufeln
eingesetzt sind, münden. Zum technischen Umfeld wird beispielshalber auf die DE 29
47 521 A1 und die DE 34 44 586 A1 verwiesen.
[0002] Bei Verwendung gekühlter Turbinenschaufeln, insbesondere in Gasturbinen, hat sich
die Kühlluftzufuhr über Kanäle in den Turbinen-Laufradscheiben grundsätzlich bewährt.
Auch kann auf diese Weise einer zweiten Turbinen-Laufradscheibe, die einer ersten
Laufradscheibe nachgeordnet ist, Kühlluft zugeführt werden, indem ein Teil des in
die Scheibennuten der ersten Laufradscheibe gelangenden Kühlluftstromes über diese
Scheibennuten quasi nach hinten in den Zwischenraum zwischen der ersten und zweiten
Laufradscheibe abgeführt wird. Hierzu können in den sog. Schließplatten, welche die
in die Scheibennuten eingesetzten Schaufeln sichern, entsprechende Durchtrittsöffnungen
vorgesehen sein.
[0003] Es kann problematisch sein, einen ausreichend großen Kühlluftstrom in die jeweilige
Scheibennut zu fördern, insbesondere wenn ein Teil dieses Kühlluftstromes auch noch
für die Kühlung einer nachfolgenden Turbinen-Laufradscheibe verwendet werden soll.
Ein im Nutengrund der Scheibennut mündender Kühlluftkanal kann nämlich hinsichtlich
seiner Querschnittsfläche nicht beliebig groß gestaltet werden, da sich in diesem
Mündungsbereich die räumlichen Felder der einzelnen Spannungskonzentrationen für die
Umfangsspannungen überlagern und örtlich stark überhöhte Spannungsamplituden hervorrufen
können, was im Hinblick auf die Betriebs-Dauerfestigkeit unerwünscht ist.
[0004] Eine Abhilfemaßnahme für diese geschilderte Problematik aufzuzeigen, ist Aufgabe
der vorliegenden Erfindung. Die Lösung dieser Aufgabe ist dadurch gekennzeichnet,
daß in jeder Scheibennut zumindest zwei jeweils von der gleichen Scheibenstirnseite
ausgehende Kühlluftkanäle münden. Vorteilhafte Aus- und Weiterbildungen sind Inhalt
der Unteransprüche.
[0005] Zur näheren Erläuterung der Erfindung wird auf die beigefügten Prinzipskizzen verwiesen,
wobei in Fig. 1 ein Teil-Längsschnitt und in Fig. 2 eine Teil-Ansicht eines bevorzugten
Ausführungsbeispiels einer erfindungsgemäßen Turbinen-Laufradscheibe gezeigt ist.
Fig. 3 dient der Erläuterung der physikalischen Zusammenhänge und zeigt in einem Diagramm
die Spannungskonzentration (aufgetragen auf der Ordinate) als Funktion des auf der
Abszisse aufgetragenen dimensionslosen Lochabstandes P/D bei einer Reihenanordnung
von Löchern mit dem Durchmesser D, die um das Maß P voneinander beabstandet sind.
[0006] In den Fig. 1, 2 ist mit der Bezugsziffer 1 eine Laufradscheibe insbesondere einer
Gasturbine bezeichnet, die an ihrem Außenumfang wie üblich eine Vielzahl von jeweils
ein Tannenbaumprofil aufweisenden Scheibennuten 2 besitzt, in welche jeweils eine
Turbinenschaufel 3 eingesetzt ist. Jede Turbinenschaufel 3 ist luftgekühlt, d. h.
in jeder Turbinenschaufel 3 sind nicht dargestellte Kühlluftkanäle vorgesehen, in
welche von der Scheibennut 2 aus ein Kühlluftstrom eintreten kann.
[0007] In jede Scheibennut 2 gelangt dieser Kühlluftstrom über zumindest zwei Kühlluftkanäle
4, die von der Scheibenstirnseite 1a ausgehen - die entsprechende Mündungsöffnung
ist mit der Bezugsziffer 7b bezeichnet - und im Inneren der Scheibe zur jeweiligen
Scheibennut 2 geführt sind, wo sie im Nutengrund 2a münden ( Mündungsöffnung 7a ).
Es liegt auf der Hand, daß über zumindest zwei Kühlluftkanäle 4, die von der gleichen
Scheibenstirnseite 1a ausgehen, und die jeweils eine gewisse Querschnittsfläche Q
besitzen, ein betragsmäßig größerer Kühlluftstrom herangeführt werden kann, als über
einen einzigen Kühlluftkanal 4 mit der gleichen Querschnittsfläche Q, wie dies im
Stand der Technik bekannt und üblich ist. Zwar wäre es grundsätzlich auch möglich,
einen einzigen Kühlluftkanal 4 mit einer dementsprechend größeren Querschnittsfläche
(beispielsweise 2 x Q) vorzusehen, jedoch würde die dementsprechend größere Mündungsöffnung
7a eines derart großen Kühlluftkanales im Nutengrund 2a erhebliche Spannungsspitzen
hervorrufen, die größer sind als die von den Mündungsöffnungen 7a zweier dementsprechend
kleinerer Kühlluftkanäle 4 hervorgerufenen Spannungsspitzen.
[0008] Die entsprechenden physikalisch-theoretischen Zusammenhänge seien kurz anahnd von
Fig. 3 erläutert:
Gezeigt ist zunächst die Aufsicht auf ein Bauteil 10, in welchem eine Reihe von Löchern
11, die jeweils den Durchmesser D besitzen, vorgesehen ist. Die einzelnen Löcher 11
sind dabei um daß Maß P voneinander beabstandet. Die Hauptspannungsrichtung längs
der Reihe von Löchern 11 ist durch den Pfeil 12 dargestellt. Im Diagramm nach Fig.
3 ist nun der Spannungskonzentrationsfaktor auf der Ordinate und auf der Abszisse
der dimensionslose Lochabstand P/D aufgetragen.
[0009] Man erkennt, daß der Spannungskonzentrationsfaktor mit abnehmendem dimensionslosem
Lochabstand P/D ebenfalls geringer wird.
Durch die erfindungsgemäße Aufteilung der Querschnittsfläche Q auf die doppelte Anzahl
von Bohrungen 7a in den Fig. 1,2 reduziert sich der Parameter P/D gemäß Fig. 3 auf
das 0,707-fache seine ursprünglichen Wertes, so daß hierdurch auch der Spannungskonzentrationsfaktor
entsprechend abnimmt.
Zusätzlich kann aus der örtlichen Verlagerung der Spannungsspitzen Nutzen gezogen
werden, da die Orte der relativen Spannungsmaxima der Luftlöcher und der Scheibennuten
in Umfangsrichtung nun nicht mehr zusammenfallen.
Somit kann die sich aus der (potentialtheoretischen) Superpositionierung der einzelnen
Spannungsfelder um Bohrung und Nut ergebende absolute Spitzenspannung in erheblichem
Umfang reduziert werden, was im Hinblick auf die Dauerfestigkeit einer Turbinenlaufscheibe
anzustreben ist.
[0010] Zurückkommend auf die konstruktive Ausführung der Erfindung ergibt sich eine hinsichtlich
der Größe des erzielbaren Kühlluftstromes sowie im Hinblick auf die Schwächung der
Laufradscheibe 1 durch die Kühlluftkanäle 4 günstige Kühlluftkanal-Anordnung, wenn
in jeder Scheibennut 2 die Mündungsöffnungen 7a der beiden Kühlluftkanäle 4 im wesentlichen
in einer gemeinsamen zur Scheibenachse senkrechten Schnittebene nebeneinander liegen.
Dabei ist es vorteilhaft, wenn - wie die Teil-Ansicht auf die Scheibenstirnseite 1a
in Fig. 2 zeigt - für jede Scheibennut 2 die beiden Kühlluftkanäle 4 im wesentlichen
spiegelbildlich zu sowie geneigt gegenüber einer in radialer Richtung von der nicht
gezeigten Scheibenachse zur Mitte der Scheibennut 2 führenden Symmetrieebene 5 vorgesehen
sind. Dabei können die Längsachsen sämtlicher Kühlluftkanäle 4 linear oder beliebig
gebogen verlaufen, ebenso kann der Querschnitt dieser Kühlluftkanäle kreisförmig oder
elliptisch oder sonstwie geeignet geformt sein.
[0011] Wie bereits eingangs erwähnt, kann ein Teil des in die Scheibennuten 2 dieser Laufradscheibe
eingebrachten Kühlluftstromes dazu genutzt werden, eine dieser ersten Laufradscheibe
1 nachgeschaltete zweite Laufradscheibe (nicht gezeigt) mit Kühlluft zu versorgen.
In den die Turbinenschaufeln 3 in der Laufradscheibe 1 fixierenden Schließplatten
6 können im Bereich der Scheibennuten 2 dementsprechende Durchtrittsöffnungen 9 für
einen Teil-Kühlluftstrom vorgesehen sein, die jeweils über einen im Fuß der Turbinenschaufel
vorgesehenen Kanal 9' mit einem sich an den Kühlluftkanal 4 anschließenden, im Schaufelfuß
vorgesehenen Kühlluftkanal 4' verbunden sind.
[0012] Allgemein kann somit durch die hier gezeigte Verdopplung bzw. Vervielfachung der
in einer Scheibennut 2 mündenden Kühlluftkanäle 4 gegenüber dem bekannten Stand der
Technik ein deutlich größerer Kühlluftstrom zum Fuß jeder Turbinenschaufel 3 geführt
werden. Dabei führen die mehreren Mündungsöffnungen 7a der mehreren Kühlluftkanäle
4 zu deutlich geringeren mechanischen Belastungen der Laufradscheibe 1, als dies ein
einziger Kühlluftkanal mit einer dementsprechend großen Querschnittsfläche und somit
einer dementsprechend vergrößerten Mündungsöffnung 7a verursachen würde. Selbstverständlich
sind dabei eine Vielzahl von Abwandlungen insbesondere konstruktiver Art vom gezeigten
Ausführungsbeispiel möglich, ohne den Inhalt der Patentansprüche zu verlassen.
1. Turbinen-Laufradscheibe mit von der Scheibenstirnseite (1a) ausgehenden Kühlluftkanälen
(4), die in den Scheibennuten (2), in welche luftgekühlte Turbinenschaufeln (3) eingesetzt
sind, münden,
dadurch gekennzeichnet, daß in jeder Scheibennut (2) zumindest zwei jeweils von der
gleichen Scheibenstirnseite (1a) ausgehende Kühlluftkanäle (4) münden.
2. Turbinen-Laufradscheibe nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß in jeder Scheibennut (2) die Mündungsöffnungen (7a) zweier
Kühlluftkanäle (4) im wesentlichen in einer gemeinsamen zur Scheibenachse (8) senkrechten
Schnittebene nebeneinander liegen.
3. Turbinen-Laufradscheibe nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß für jede Scheibennut (2) zwei Kühlluftkanäle (4) im wesentlichen
spiegelbildlich zu sowie geneigt gegenüber einer in radialer Richtung von der Scheibenachse
(8) zur Mitte der Scheibennut (2) führenden Symmetrieebene (5) vorgesehen sind.
4. Turbinen-Laufradscheibe nach einem der vorangegangenen Ansprüche,
dadurch gekennzeichnet, daß der über einen der in jeder Scheibennut (2) mündenden
Kühlluftkanäle (4) herangeführte Kühlluftstrom bevorzugt zur Kühlung einer zweiten
dieser Turbinen-Laufradscheibe (1) nachgeordneten Turbinen-Laufradscheibe herangezogen
wird.