[0001] Die Erfindung betrifft ein Reinigungsmittel zum Reinigen von Silberoberflächen in
einer wässerigen Lösung in einem offenen Behälter.
[0002] Für die Reinigung von Silbergegenständen, beispielsweise Silberbestecken stehen im
Haushalt verschiedene Mittel zur Verfügung, die auf ganz unterschiedlichen Wirkungemechanismen
basieren. Zum einen gibt es elektrolyrisch wirkende Systeme, bei denen ein unedles
Metall wie beispielsweise eine Aluminiumfolie oder auch eine Aluminiumplatte in eine
Elektrolyt enthaltende Lösung gelegt wird. Als Elektrolyt werden beispielsweise Natriumchlorid,
Natriumcarbonat oder auch saure Verbindungen wie beispielsweise Citronensäure verwendet.
Im Prinzip ist eine Vielzahl Verschiedenster Elektrolyse denkbar. Wichtig ist, daß
die Leitfähigkeit der wäßrigen Lösung erhöht wurde. Das zu reinigende Silberteil wird
in die Elektrolytlösung gegeben und in Kontakt mit dem unedlen Metall gebracht. Hierdurch
bildet sich ein Lokalelement aus und die auf dem Silber vorhandenen Anlauffarben,
meistens bestehend aus Silbersulfid und Silberoxid, werden auf elektrochemischen Wege
zu elementarem Silber reduziert und somit das Silber gereinigt.
[0003] Der Nachteil dieser bekannten Verfahren ist die relativ geringe Reinigungsgeschwindigkeit,
wodurch der Anwender regelmäßig veranlagt wird das Besteck längere Zeit in dem elektrolytischen
Reinigungsbad aufzubewahren, wodurch auch die auf dem Silber vorhandenen gewünschten
Anlauffarben in Form eines Zierdekors mit entfernt werden. Dieser Vorgang ist aus
Sicht des Anwenders neben der langen Zeitdauer sehr unerwünscht. Das Verfahren arbeitet
im übrigen nicht immer ausreichend zuverlässig und schnell genug, was vom Anwender
als ausgesprochen lästig gefunden wird.
[0004] Weiterhin gibt es sogenannte Silberputzmittel, die im wesentlichen aus Abrasivstoffen
gemischt mit Verdickungsmitteln und weiteren Hilfsstoffen wie beispielsweise Parfümölen
oder auch Wachsen und Wachsemulsionen bestehen. Diese Reinigungsmittel sind in der
Anwendung sehr mühselig, da jedes einzelne Silberteil mit ihnen mechanisch abgerieben
werden muß, was eine - verursacht durch den schwarzen Silberabrieb - sehr unangenehme,
schmutzige Angelegenheit ist und außerdem dazu führt, daß unnötigerweise von der Silberoberfläche
Silber abgetragen wird. Außerdem ist es bei diesem Verfahren notwendig die Silberteile
anschließend noch einmal gründlich nachzuwaschen, um Putzmittelrückstände von der
Silberoberfläche zu entfernen. Dies ist insbesondere auch bei Eßbesteck wichtig.
[0005] Eine dritte Gruppe von Reinigungsmitteln arbeitet schließlich mit organischen und
anorganischen Säuren und Thioharnstoff als Reduktionsmittel. Diese Bäder entfernen
zwar teilweise sehr schnell die Verunreinigung von Silberoberflächen und wirken auch
nicht abrasiv wie Silberpolierpasten, sind jedoch aufgrund des Säuregehaltes und des
damit verbundenen niedrigen pH-Wertes von in der Regel pH 2 bis unter 1 und des Gehaltes
an Thioharnstoff für den Gebrauch in Privathaushalt nicht ungefährlich, da insbesondere
Thioharnstoff eine Substanz ist, die gesundheitsschädigende Wirkungen haben kann.
[0006] Ein weitere Nachteil dieser Bäder besteht darin, daß jeweils nur einzelne, oder zumindest
sehr wenige Besteckteile, und diese meistenteils noch nicht einmal vollständig in
das Bad eingetaucht werden können, wodurch insbesondere die Reinigung von größeren
Bestecksätzen auf einmal oder größeren Silbergegenständen eine sehr zeitraubende Angelegenheit
werden kann. Überdies ist die Entsorgung derartiger Bäder nicht unproblematisch. Des
weiteren tritt bei der Reinigung von Silber mit diesen Bädern in Folge des sehr niedrigen
pH-Wertes eine Schwefelwasserstoffentwicklung auf, die zu einer unangenehmen Geruchsbelästigung
führt.
[0007] Der Erfindung liegt also die Aufgabe zugrunde ein geeignetes Tauchbad zu entwickeln,
das auf Silber nicht abrasiv wirkt, eine sehr hohe Reaktionsgeschwindigkeit hat, aus
möglichst wenig toxischen Bestandteilen aufgebaut ist, sich leicht entsorgen läßt
und einfach anzuwenden ist. Es sollte außerdem eine Anwendungsart möglich sein, bei
der schwarze Zierdekore nicht abgetragen werden. Das Verfahren sollte außerdem nicht
nur die sehr schnelle Reinigung einzelner kleinerer Silberteile ermöglichen, sondern
auch für die Reinigung großer Mengen von massivsilbernen und versilberten Gegenständen,
wie beispielsweise größeren Bestecksätzen, aber auch einzelner größerer Gegenstände
wie beispielsweise Kerzenleuchtern geeignet sein.
[0008] Diese Aufgabenstellung wird gemäß der Erfindung gelöst durch ein Reinigungspulver
für die reduktive Reinigung von Silber, das wenigstens ein reduktives Bleichmittel
und wenigstens eine Substanz als Alkalispender enthält, vorzugsweise in der Zusammensetzung
von ca. 5-90 Gew.-% reduktivem Bleichmittel und 95 bis 10 Gew.-% Alkalispender.
[0009] Man gibt das zu reinigende Silber in eine wäßrige Lösung des erfindungsgemäßen Reingungsmittels
in Form eines Tauchbades, in welches das Silbers vollständig eingetaucht wird, hält
das Silber und über einen im wesentlichen durch den Verfärbungsgrad vorgegebenen Zeitraum
von wenigstens 10 sec. bis zu 10 min. eingetaucht und bedeckt. Die Reinigungslösung,
nachfolgend als Tauchbad bezeichnet, wird dabei hergestellt durch das Auflösen des
pulverigen Reinigungsmittels in der notwendigen Menge Wasser.
[0010] In bevorzugter Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Reinigungsmittels wird eine pulverförmige
Zusammensetzung vorgeschlagen, die zusammengesetzt ist aus
20-50 vorzugsweise 25 Gew.-% reduktivem Bleichmittel
5-75 Gew.-% Alkalispender
0-70 Gew.-% Streckmittel
[0011] Diese Zusammensetzung ist insbesondere bei der Verwendung von Natriumdithionit als
reduzierendem Mittel vorteilhaft, da hierdurch das Gefährdungspotential des Natriumdithionits
vermindert wird. Die Gefahr der Bildung von Schwefeldioxid und Schwefelwasserstoff
bei Kontakt mit Säuren, was im Haushalt immer geschehen kann, ist vermindert. Auch
das toxikologische Potential beim Verschlucken ist bei einem geringen Natriumdithionitgehalt
von max.25 % und einem hohen Gehalt an Alkalispendern ebenfalls erheblich reduziert.
Hierbei ist es vorteilhaft wenn der Anteil an Alkalispendern mindestens 50 der Menge
des Bleichmittels beträgt. Überraschend hat sich hierbei gezeigt, daß trotz des hohen
Schwefelgehaltes von Natriumdithionit die zu reinigenden Silbergegenstände nicht geschwärzt
werden.
[0012] Auch die Schwefeldioxidentwicklung bei Kontakt mit nur kleinen Mengen Wasser so wie
die hierdurch bedingte geringere Wärmeentwicklung und die damit reduzierte Selbstentzündungsgefahr
bietet einen erheblichen Vorteil. Die geringen Anteile von max. 25 % Natriumdithionit
und entsprechend hohem Anteil Alkalispendern ist besonders vorteilhaft. Als Alkalispender
- kann in Ausgestaltung der Erfindung Natriumcarbonat und/oder Hydrogencarbonat verwendet
werden. Bei dem erfindungsgemäßen Reinigungsmittel reichen bereits 0,1 g Natriumdithionit
zusammen mit der vorgesehenen Menge Alkalispender für eine Reinigung aus. In der Praxis
ist es vorteilhaft größere Konzentrationen zu wählen, da das Reduktionsmittel nicht
nur während des Reinigungsvorganges der Silberoberfläche verbraucht wird, sondern
auch durch Luftsauerstoff verbraucht werden kann. Eine praxisgerechte Reinigungslösung
soll daher ca. 1-5 g/1 reines Natriumdithionit enthalten, damit der Abverbrauch durch
Luftsauerstoff praktisch nicht mehr ins Gewicht fällt und außerdem auch sehr große
Mengen, beispielsweise kompletter Satz eines Silberbesteckes mit der gleichen Lösung
gereinigt werden kann.
[0013] Das Reinigungsmittel kann sowohl bei Raumtemperatur, als auch bei Kochtemperatur
des Wassers angewendet werden. Je nach der gewählten Temperatur und des Verschmutzungsgrades
des Silbers bestimmt sich die notwendige Tauchzeit in der Reinigungelösung. Bei stärkeren
Verschmutzungen und Raumtemperatur kann es notwendig sein das Silber für einige Stunden
in der Reinigungslösung zu belassen. Bei normalerweise im Haushalt auftretenden Verschmutzungen
bzw. Intensitäten der Anlauffarben und einer Reinigungslösungstemperatur von ca. 80-100
°C kann bereits eine Tauchzeit von 10 sec. für einen sehr guten Reinigungseffekt ausreichend
sein.
[0014] Besonders vorteilhaft ist ein Einsatz von 1 - 5 g Natriumdithionit pro Liter Reinigungslösung
bei einer Temperatur von ca. 80-100 °C und einer daraus resultierenden Reinigungszeit
von ca. 10-30 sec.
[0015] Für die Reinigungslösung wird als reduktives Bleichmittel bevorzugt Natriumdithionit
eingesetzt. Es können aber auch Sulfoxylsäurederivate, Thioharnstoffdioxid und andere
verwendet werden. Für die Alkalispender kommen Alkalicarbonate und/oder Alkalihydrogencarbonate
und/oder Alkaliphosphate und/oder Alkalihydrogenphosphate und/oder Alkalitetraborate
und/oder Natriumaluminiumsilikate und/oder Alkalisesquicarbonate und/oder Alkalisulfite
in Betracht. Als Streckmittel sind vorgesehen Alkalisulfate und/oder Alkalichloride
und/oder Kohlenhydrate wie beispielsweise Glycose, Saccharose, Sorbit und andere.
Nachstehend werden verschiedene Silberreiniger-Rezepturen angegeben. Die Anteile sind
in Gewichtsprozent angegeben:
Rezeptur I
[0016]
50 % Natriumdithionit
50 % Natriumcarbonat
Rezeptur II
[0017]
50 % Natriumdithionit
25 % Natriumcarbonat
25 % Natriumhydrogencarbonat
Rezeptur III
[0018]
25 % Natriumdithionit
20 % Natriumcarbonat
55 % Natriumhydrogencarbonat
Rezeptur IV
[0019]
25 % Natriumdithionit
20 % Natriumcarbonat
20 % Natriumhydrogencarbonat
35 % Natriumsulfat
Rezeptur V
[0020]
25 % Natriumdithionit
75 % Natriumcarbonat
[0021] Die Rezepturen unterscheiden sich in folgenden Eigenschaften:
Rezeptur I:
[0022] Diese Rezeptur enthält besonders viel Wirkstoff bei einem noch vertretbaren Gefahrenpotential.
Insbesondere neigt diese Rezeptur durch die Vermischung mit 50 % Natriumcarbonat bereits
nicht mehr zur Selbsterhitzung unter normalen Bedingungen.
Rezeptur II:
[0023] Besitzt ebenfalls einen sehr hohen Wirkstoffgehalt, wobei aber die daraus erzeugte
Lösung etwas weniger alkalisch ist als bei Rezeptur I, das Selbstentzündungsverhalten
aber etwa gleich bleibt.
Rezeptur III:
[0024] Diese Rezeptur ist aufgrund des geringeren Natriumdithionitgehaltes wesentlich weniger
gefährlich als die Rezepturen I und II und besitzt außerdem beim Auflösen im Wasser
aufgrund der Pufferungewirkung des Natriumhydrogencarbonates einen deutlich geringeren
pH-Wert, so das diese Rezeptur aufgrund Ihrer Ungefährlichkeit besonders geeignet
für ein Silberreinigungsbad ist.
Rezeptur IV:
[0025] Stellt eine Variation der Rezeptur III dar.
[0026] Die Reinigerrezeptur ist in allgemeiner Rezeptur wie folgt angegeben, Anteile in
Gew.-%:
5-90 % vorzugsweise 25 % reduktives Bleichmittel
95-10 % Alkalispender
0-80 % Streckmittel
0-10 Hilfemittel
[0027] Als Hilfsmittel können beispielsweise Komplexbildner verwendet werden, die dafür
sorgen, daß bei dem hohen pH-Wert in der Reinigungslösung keine Kalk- und Magnesiumsalze
ausfallen. Hierfür kommen beispielsweise die üblichen Komplexbildner wie EDTA oder
NTA in Frage.
1. Reinigungsmittel für die Entfernung von Verunreinigungen auf Silberoberflächen für
die Anwendung im Haushalt, das wenigstens ein reduktives Bleichmittel und wenigstens
eine Substanz als Alkalispender enthält, vorzugsweise in der Zusammensetzung von 5
bis 90 % reduktivem Bleichmittel, 95-10 % Alkalispender (Angaben in Gew.-%).
2. Reinigungsmittel nach Anspruch 1 gekennzeichnet durch die Zusammensetzung von
5-90 % reduktivem Bleichmittel
10-95 % Alkalispender
0-80 % Streckmittel
0-10 % Hilfsmittel
3. Reinigungsmittel nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Anteil an
alkalispendenden Substanzen mind. 50 % der Menge des Reduktionsmittels (Angabe in
Gew.-%) beträgt.
4. Reinigungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 3 dadurch gekennzeichnet, daß als
reduktives Bleichmittel Natriumdithionit enthalten ist.
5. Reinigungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 4 dadurch gekennzeichnet, daß als
Alkalispender Natriumcarbonat und/oder Natriumhydrogencarbonat verwendet wird.
6. Reinigungsmittel nach einem der Ansprüche 1 bis 5 dadurch gekennzeichnet, daß beim
Einsatz in einer wässerigen Lösung diese eine Menge von 0,1 g bis 3 g pro Liter Reduktionsmittel
enthält.