[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Regelung der Temperatur in thermischen Abfallbehandlunganlagen
mit den Merkmalen des Oberbegriffes des Anspruches 1 und eine Abfallbehandlunganlage
mit den Merkmalen des Oberbegriffes des Anspruches 3.
[0002] In derartigen thermischen Abfallbeseitigungsanlagen werden die Abfallstoffe durch
Pyrolyse, Verschwelung oder Verbrennung umgesetzt. Die Umsetzungsprodukte sind zum
einen Teil gasförmig und zum anderen Teil fest. Zur Erreichung einer möglichst vollständigen
Umsetzung ist die Einhaltung bestimmter Reaktionstemperaturen erforderlich. Die Wärme
zur Aufheizung des zu beseitigenden Abfallstromes von der Eintrittstemperatur bis
zur Reaktionstemperatur und für die Zersetzungreaktion stammt überwiegend aus dem
zu beseitigenden Abfallstrom selbst. Auf die Zufuhr von Hilfsenergien kann in der
Regel verzichtet werden.
[0003] In ungünstigen Betriebsphasen kann aufgrund der Beschaffenheit des zu beseitigenden
Abfallstroms die Freisetzung von Reaktionswärme geringer sein, als zur Aufrechterhaltung
der erforderlichen Reaktionstemperatur erforderlich ist. In diesen in der Praxis zuweilen
auftretenden ungünstigen Betriebszuständen muß Fremdenergie zugeführt werden. Die
Zufuhr von Fremdenergie erfolgt dabei z.B. durch den Einsatz eines oder mehrerer sogenannter
Stützbrenner. Dabei handelt es sich um eine Vorrichtung, der ein fester Brennstoff
z. B. Kohle, brennbare Flüssigkeiten wie Heizöl oder brennbare Gase wie Erdgas, zugeführt
werden. In der Regel führen diese Stützbrenner auch den zur Verbrennung des Brennstoffs
erforderlichen Sauerstoff, meist in Form von Verbrennungsluft zu. Die Luftzufuhr kann
dabei auch mit einem Luftüberschuß erfolgen, der die Umsetzung des zu beseitigen Abfallstromes
begünstigt. Derartige Stützfeuerungen erfordern den Einsatz von verhältnismäßig teuren
fossilen Brennstoffen.
[0004] Der zu beseitigende Abfallstrom ist hinsichtlich seiner Struktur ausgesprochen heterogen.
Die Zusammensetzung insbesondere der Gehalt an brennbaren Stoffen und an Wasser und
damit auch der Heizwert des zu beseitigenden Abfallstroms schwankt. Es ist bekannt,
durch geeignete Verfahrenstechniken aus Abfall heizwertreiche Fraktionen abzusondern
und zu Granalien zu verarbeiten.
[0005] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die gattungsgemäße thermische Abfallbeseitigung
so zu gestalten, daß außerhalb von An- und Abfahrvorgängen auf primäre Energieträger
verzichtet werden kann.
[0006] Diese Aufgabe wird bei einem gattungsgemäßen Verfahren erfindungsgemäß durch die
kennzeichenden Merkmale des Anspruches 1 gelöst. Eine Vorrichtung zur Durchführung
des Verfahrens ist in dem Anspruch 3 angegeben. Vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung
sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0007] Durch die Erfindung wird der thermischen Abfallbehandlung für die im Bedarfsfalle
notwendige Stützfeuerung ein kostengünstiger Brennstoff zur Verfügung gestellt, der
außerdem einen Beitrag zur Schonung der Ressourcen fossiler Brennstoffe leistet.
[0008] Ein Ausführungsbeispiel der Erfindung ist in der Zeichnung dargestellt und wird im
folgenden näher erläutert. Es zeigen:
- Fig. 1
- das Schema eines Verfahrens zur thermischen Abfallbeseitigung,
- Fig. 2
- den Verbrennungsraum einer thermischen Abfallbeseitigungsanlage und
- Fig. 3
- den Schnitt durch eine Muffel zum Eintragen des Brennstoffes.
[0009] In einem Reaktionsraum 1 werden Abfallstoffe unter Zusatz von Verbrennungsluft umgesetzt.
Dabei können die Abfallstoffe einer Pyrolyse, einer Verschwelung oder einer Verbrennung
unterworfen werden. Das entstehende Reaktionsgas wird in einem Abhitzekessel 2 gekühlt
und anschließend einer Weiterverwendung zugeführt.
[0010] Für den Fall, daß die Wärme, die durch die Umsetzung des Abfallstoffes mit der Verbrennungsluft
freigesetzt wird, nicht zur Aufrechterhaltung der Reaktionstemperatur ausreicht, wird
die fehlende Wärme durch eine Stützfeuerung aufgebracht. Als Brennstoff für diese
Stützfeuerung wird ein aus Abfallstoffen gewonnener Substitutbrennstoff in Staub-,
Pulver oder Granulatform eingesetzt.
[0011] Der Substitutbrennstoff wird nach der Anlieferung in einer Aufbereitungseinrichtung
3 zur Einstellung der erwünschten Eigenschaften, wie z. B. die Größenverteilung der
Granalien oder andere mechanisch-verfahrenstechnische Eigenschaften einem Aufbereitungsschritt
z. B. durch Zerkleinerung oder Pelletierung unterworfen. Der so aufbereitete Substitutbrennstoff
wird in einem Bunker 4 zwischengelagert.
[0012] Der Bunker 4 ist mit einem Austragsorgan 5 wie Förderschnecke oder Zellenradschleuse
versehen, das mit einem Zuteiler 6 verbunden ist. Dieser Zuteiler 6 kann als Sendegefäß
einer pneumatischen Förderung ausgeführt sein. Ihm kommt die Funktion zu, den Massenstrom
bzw. Enthalpiestrom des Substitutbrennstoffes einzuhalten. Der Zuteiler 6 ist über
eine Zuführungsleitung 7 mit einer Eintragsvorrichtung 8 verbunden, über die der Substitutbrennstoff
getrennt von den Abfallstoffen pneumatisch in den Reaktionsraum 1 eingebracht wird.
[0013] Die Menge des eingetragenen Substitutbrennstoffes wird über die Feuerleistung des
Reaktionsraumes 1 geregelt. Zu diesem Zweck ist an dem Gasaustritt des Reaktionsraumes
1 ein Temperaturmeßfühler 9 angeordnet. Dieser Temperaturmeßfühler 9 ist über eine
Steuerleitung 10 mit dem Zuteiler 6 verbunden und liefert als Sollwert die Information
zur Festsetzung des Massenstromes. Ein weiterer Meßfühler kann als Thermometer oder
als ein insbesondere bildgebendes Thermographiesystem 11 zur Überwachung der Reaktionsbedingungen
im Reaktionsraum 1 ausgebildet sein. Eine entsprechende Regelung, die auf den Zuteiler
6 einwirkt, bewirkt, daß der Istwert des Massenstromes bzw. des Enthalpiestromes des
Substitutbrennstoffes dem zuvor festgesetzten Sollwert entspricht. In dem Verfahrensschema
nicht eingezeichnet sind die Instrumentierungen, die die relevanten Eigenschaften
des zu beseitigenden Abfallstoffstromes, des in den Reaktionsraum 1 eingebrachten
Verbrennungsluftstromes oder die Eigenschaften des eingesetzten Substitutbrennstoff-Stromes
bestimmen und die ebenfalls auf die Steuerung des Zuteilers 6 einwirken.
[0014] Sofern die Eintragsvorrichtung 8 für den Substitutbrennstoff nicht mit einer eigenen
Zündvorrichtung versehen ist, wird die Dosierung des Substitutbrennstoffes über eine
Steuerung erst dann freigegeben, wenn in dem Reaktionsraum 1 die Bedingungen für eine
Selbstzündung des Substitutbrennstoffes vorliegen.
[0015] Wird in dem Reaktionsraum 1 eine Verbrennung der Abfallstoffe durchgeführt, so kann
der Reaktionsraum 1 als Wirbelschichtreaktor, als Drehrohrofen oder als Feuerungsrost
ausgebildet sein. In der Fig. 2 ist eine Müllverbrennungsanlage dargestellt, die einen
aus Rostwalzen 12 gebildeten Walzenrost und einen darüber liegenden Verbrennungsraum
13 aufweist. Der zu beseitigende Abfallstrom erreicht den Verbrennungsraum 13, der
den Reaktionsraum der thermolytischen Umsetzung darstellt, über einen Aufgabetrichter
14 und einen Schubförderer 15. Die Abfallstoffe bilden auf dem Walzenrost ein Bett
16, das durch die Rotation der Rostwalzen 12 durch den Verbrennungsraum 13 hindurch
bewegt wird. Ein Teil der zur Umsetzung erforderlichen Verbrennungsluft wird durch
Unterwindkanäle 17 unterhalb des Walzenrostes dem Verbrennungsraum 13 zugeführt. Die
restliche Verbrennungsluft wird als Sekundärluft dem Verbrennungsraum 13 und/oder
der sich an den Verbrennungsraum 13 anschließende Nachverbrennungszone 18 eingeblasen.
Der Nachverbrennungszone 18 ist ein nicht gezeigter Abhitzekessel nachgeschaltet.
Der zu beseitigende Abfallstrom erreicht nach der vollständigen Umsetzung den Abwurf
19 und wird dort aus dem Verbrennungsraum 13 entfernt.
[0016] Die Eintragsvorrichtung 8 kann aus einer Lanze 20 bestehen, über die der Substitutbrennstoff
pneumatisch in den Verbrennungsraum 13 eingebracht wird. Die Lanze 20, die in der
Fig. 2 nur schematisch dargestellt ist, kann in der Decke 21 des Verbrennungsraumes
13 angebracht sein. In dieser Einbauposition wird der Energieeintrag aus dem Substitutbrennstoff
auf den vorderen Teil des auf dem Walzenrost liegenden Bettes 16 zugeführt. Außer
in der Decke 21 kann die Eintragsvorichtung in der Rückwand 22, oder wie durch die
Linienzüge 8a angedeutet in, den Seitenwänden des Verbrennungsraumes 13 angeordnet
sein.
[0017] Die Lanzen 20 können zur Steigerung ihrer Lebensdauer aus warmfesten Materialien
ausgeführt, mit einer Doppelmantelwasserkühlung versehen oder mit einem Mantelrohr
unter Verwendung sogenannter Schleierluft ausgerüstet sein. Diese Schleierluft kann
die sonst üblicherweise eingesetzte Sekundärluft, ganz oder teilweise ersetzen. Zur
Minderung der Geschwindigkeit des Substitutbrennstoffes bei dem Austritt aus der Lanzenmündung
kann die Lanze 20 mit einem Mundstück versehen werden, welches in der Form eines Diffusors
ausgebildet ist.
[0018] Die Lanze 20 kann mit der Seiten- oder Rückwand 22 oder der Decke 21 des Verbrennungsraumes
13 bündig abschließen oder auch in den Verbrennungsraum 13 hineinragen. Die Richtung
des Austrittsgeschwindigkeitsvektors des Substitutbrennstoffes kann gegenüber der
Normalen der Wand oder der Decke 21 um einen Winkel geneigt sein. Dies ist zweckmäßig,
wenn der mögliche Einbauort von dem Ort räumlich entfernt ist, an dem die Zusatzenergie
durch den Substitutbrennstoff eingebracht wird. Außerdem erlaubt eine gewinkelte Anstellung
der Lanze 20 eine Optimierung des Verfahrens.
[0019] Die zur Steuerung des Zuteilers 6 erforderlichen Informationen zur Temperatur oder
anderer Eigenschaften der Reaktionsbedingungen im Verbrennungsraum 13 werden durch
ein Thermographiesystem 11 oder einen Temperaturfühler 9 in der Nachverbrennungszone
18 gewonnen.
[0020] Die Eintragsvorrichtung 8 für den granulatartigen Substitutbrennstoff kann auch gemäß
Fig. 3 als Muffel 23 ausgebildet sein. Die Muffel 23 weist einen Drallkopf 24 auf,
in den die Lanze 20 eintaucht. Der Drallkopf 24 ist über einen als Diffusor ausgeführten
Kanal 25 mit einer Mischkammer 26 verbunden, die alle in der gleichen Achse angeordnet
sind. Die Mischkammer 26 ist zylindrisch ausgebildet und feuerfest ausgeführt. Sie
erweitert sich zum Austrittsende hin diffusorartig. Dem Drallkopf 24 wird Luft zur
Verdünnung der Volumenkonzentration des Substitutbrennstoffes über eine angeschlossene,
mit einer Absperr- oder Regelklappe 27 versehene Luftleitung 28 zugeführt werden.
Dies erlaubt insbesondere, daß der Substitutbrennstoff über einen Schneckenförderer
dem Drallkopf 24 zugeführt werden kann. Die dem Drallkopf 24 tangential zugeführte
Luft verläßt gemeinsam mit dem Substitutbrennstoff den Drallkopf 24 über den diffusorartigen
Kanal 25. Dadurch wird eine gute Vermischung von Substitutbrennstoff und Luft erreicht
und das Niveau der Geschwindigkeit abgesenkt. In der Mischkammer 26 kann sich das
Substitutbrennstoff-Luftgemisch durch Einwirkung der im Verbrennungsraum 13 herrschenden
Strahlungsbedingungen selbst entzünden. An dem Muffelende sind radial-axiale Bohrungen
29 vorgesehen, durch die Luft über eine weitere, ebenfalls mit einer Absperr- oder
Regelklappe 27 versehene Luftleitung 30 zugegeben wird. Diese Luft tritt als Kühlluftschleier
in Richtung Muffelende aus und schützt die Muffel 23 vor übermäßiger Erhitzung.
1. Verfahren zur Regelung der Temperatur in thermischen Abfallbehandlunganlagen bestehend
aus einem Reaktionsraum (1) und einem nachgeschalteten Abhitzekessel (2) unter Verwendung
einer Zusatzbrennstoffes, dadurch gekennzeichnet, daß als Zusatzbrennstoff ein aus
Abfallstoffen gewonnener Substitutbrennstoff in staubförmiger, pulvriger oder körniger
Form verwendet wird, der getrennt von den Abfallstoffen in den Reaktionsraum (1) nach
Maßgabe der Feuerleistung des Reaktionsraumes (1) und/oder der Temperatur am Austritt
des Reaktionsraumes eingetragen wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Substitutbrennstoff nur
dann eingetragen wird, wenn in dem Reaktionsraum (1) die Bedingungen für eine Selbstentzündung
des Substitutbrennstoffes vorliegen.
3. Abfallbehandlunganlage mit einem Reaktionsraum (1), der mit einer Aufgabevorrichtung
für den Abfallstoff versehen und dem ein Abhitzekessel (2) nachgeschaltet ist, zur
Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine
oder mehrere Lanzen (20) räumlich von der Aufgabevorrichtung getrennt in den Reaktionsraum
(1) münden, daß die Lanze (20) über eine Zuführungsleitung (7) mit einem Zuteiler
(6) für die Bemessung des Substitutbrennstoffes verbunden ist und daß der Zuteiler
(6) über Steuerleitungen mit Meßfühlern zur Bestimmung der Fernerleistung des Reaktionsraumes
(1) und/oder zur Bestimmung der Rauchgastemperatur am Austritt des Reaktionsraumes
(1) verbunden ist.
4. Abfallbehandlungsanlage nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Reaktionsraum
(1) als Verbrennungsraum (13) mit einem Rost ausgebildet ist.
5. Abfallbehandlungsanlage nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß in der
Decke (21) oder in einer oder mehreren der Wände des Reaktionsraumes (1) eine Muffel
(23) angeordnet ist, daß die Muffel (23) einen Drallkopf (24) und eine sich daran
anschließende, zum Verbrennungsraum (13) offene Mischkammer (26) aufweist, daß die
den Substitutbrennstoff führende Lanze (20) axial in den Drallkopf (24) geführt ist,
daß in den Drallkopf (24) tangential eine Luftleitung (28) einmündet und daß in dem
austrittsseitigen Ende der Mischkammer (26) Bohrungen (29) vorgesehen sind, die mit
einer weiteren Luftleitung (30) verbunden sind.