(19)
(11) EP 0 861 693 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
02.09.1998  Patentblatt  1998/36

(21) Anmeldenummer: 97122875.4

(22) Anmeldetag:  24.12.1997
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B05C 5/02
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV RO SI

(30) Priorität: 29.01.1997 DE 19703211

(71) Anmelder: Voith Sulzer Papiermaschinen GmbH
89509 Heidenheim (DE)

(72) Erfinder:
  • Kaufmann, Bernd
    89518 Heidenheim (DE)
  • Madrazak, Zygmunt
    89522 Heidenheim (DE)

   


(54) Verfahren und Vorrichtung zum direkten oder indirekten einseitigen oder zweiseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums auf eine laufende Materialbahn


(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum direkten oder indirekten einseitigen oder zweiseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums (2) auf eine vorzugsweise gespleißte (6) laufende Materialbahn (4), insbesondere aus Papier oder Karton, wobei die Vorrichtung mit wenigstens einer Auftragseinrichtung (8) ausgestattet ist, die das Auftragsmedium (2) an einem vorbestimmten Auftragsort (A) auf die Materialbahn (4) aufträgt, und des weiteren mindestens eine Auftrags-Unterbrechungseinrichtung (14, 16, 18) umfaßt, die den Auftrag des Auftragsmediums (2) an dem Auftragsort (A) oder an einer bezogen auf die Laufrichtung der Materialbahn (4) vor dem Auftragsort (A) befindlichen Unterbrechungsstelle kurzzeitig unterbricht, während oder bevor der Materialbahnspleiß (6) den Auftragsort (A) passiert.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum direkten oder indirekten einseitigen oder zweiseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums auf eine vorzugsweise gespleißte laufende Materialbahn, insbesondere aus Papier oder Karton.

[0002] Gattungsgemäße Verfahren und Vorrichtungen werden im Rahmen von sogenannten Streichanlagen eingesetzt, um eine mit einer hohen Geschwindigkeit von bis zu zirka 2000 m/min laufende Materialbahn, die beispielsweise aus Papier, Karton oder einem Textilwerkstoff besteht und eine Bahnbreite von bis zu etwa 8 Metern aufweist, ein- oder beidseitig mit einer oder mehreren Schichten eines Auftragmediums, beispielsweise Farbe, Stärke, Imprägnierflüssigkeit oder dergleichen, zu versehen.

[0003] Beim sogenannten direkten Auftrag wird das in der Regel unter Druck stehende flüssige oder pastöse Auftragsmedium von einer Auftragseinrichtung bzw. einem Auftragswerk direkt auf die Oberfläche der laufenden Materialbahn aufgetragen, die während des Auftrags auf einer umlaufenden Gegenfläche, beispielsweise einem Endlosband oder einer Gegenwalze, gestützt wird. Beim indirekten Auftrag des Mediums wird das flüssige oder pastöse Auftragsmedium hingegen zunächst auf eine Trägerfläche, z.B. die Oberfläche einer als Auftragwalze ausgestalteten Walze, aufgebracht, um von dort in einem Walzenspalt, durch den die Materialbahn hindurchläuft, von der Auftragwalze auf die Materialbahn übertragen zu werden.

[0004] Da eine Streichanlage, sobald sie einmal eingerichtet ist, üblicherweise sowohl aus wirtschaftlichen als auch technischen Gründen in einem Non-Stop-Betrieb arbeitet, ist es erforderlich eine zur Neige gehende zu beschichtende Materialbahn, die nur in begrenzter Länge auf Rollen oder dergleichen bereitgestellt werden kann, im laufenden Betrieb der Anlage unterbrechungsfrei mit der Materialbahn einer neuen, unverbrauchten Materialbahnrolle zu verbinden und so gewissermaßen eine Materialbahn "endloser" Länge zu schaffen. Dieses Verbinden von zwei Materialbahnen wird mittels allgemein bekannter Spleißverfahren und Spleißvorrichtungen ausgeführt. Es hat sich indes gezeigt, daß die Materialbahnspleiße einer laufenden Materialbahn insbesondere beim Passieren der Auftragseinrichtung bzw. des Auftragwerks oftmals reißen, was zu einer unerwünschten Betriebsunterbrechnung, zu Ausschuß und zu einer nicht unerheblichen Beeinträchtigung der Produktivität und Rentabilität der Streichanlage führt. Es ist folglich erstrebenswert, die Abrißzahlen bei den Spleißdurchläufen zu minimieren.

[0005] Aus der DE 195 00 402 A1 ist eine Vorrichtung zum Begießen einer an einer Begußstelle vorbeigeführten Bahn mit einer Gießlösung nach dem sogenannten Vorhangprinzip bekannt. Gemäß diesem Vorhangprinzip wird die Gießlösung zwischen zwei seitlichen Vorhanghaltern allein durch Einwirkung der Schwerkraft als freifallender und aus mehreren Schichten bestehender Flüssigkeitsvorhang auf die um eine Gießwalze geführte Bahn gegossen, die mit einer relativ geringen Geschwindigkeit von ca. 300 m/min läuft. Die Bahnbreite wird in der DE 195 00 402 A1 mit etwa 1400 mm angegeben. Die Vorrichtung umfaßt Mittel, mit denen der Gießvorhang bei Bedarf abgefangen werden kann, so daß dieser nicht mehr auf die vorbeigeführte Bahn trifft. Als solches Mittel wird ein sogenanntes "Start-Stop-Blech" eingesetzt, das zur Unterbrechung des Begießvorgangs derart in den Gießvorhang geschoben wird, so daß die Gießlösung vollständig von dem Start-Stop-Blech aufgefangen und in einen Behälter geleitet wird. Zur Wiederaufnahme des Begießvorgangs wird das Start-Stop-Blech aus dem Gießvorhang entfernt und die Gießlösung trifft erneut auf die an der Begußstelle vorbeigeführte Bahn. Die in der DE 195 00 402 A1 offenbarte Vorrichtung sowie das zugehörige Gießverfahren nach dem besagten Vorhangprinzip wird üblicherweise zur Herstellung von Negativfilmen verwendet.

[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde ein gattungsgemäßes Verfahren derart weiterzubilden, daß die nachteiligen Abreißerscheinungen insbesondere von Materialbahnspleißen gegenüber dem bekannten Stand der Technik möglichst weitgehend reduziert werden. Eine weitere Aufgabe ist es, eine geeignete Vorrichtung zur Durchführung dieses Verfahrens zu schaffen.

[0007] Die erstgenannte Aufgabe wird gelöst durch ein erfindungsgemäßes Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 1.

[0008] Gemäß diesem Verfahren zum direkten einseitigen oder zweiseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragmediums auf eine vorzugsweise gespleißte laufende Materialbahn, insbesondere aus Papier oder Karton, mittels wenigstens einer Auftragseinrichtung, die das Auftragsmedium an einem vorbestimmten Auftragsort direkt auf die Materialbahn aufträgt, wird der direkte Auftrag des Auftragsmediums an dem Auftragsort kurzzeitig unterbrochen, während der Materialbahnspleiß den Auftragsort passiert. Dies bedeutet, daß ein gespleißter Materialbahnabschnitt, der die Auftragseinrichtung passiert, während dieser Zeit nicht in Kontakt mit dem Auftragsmedium kommt, ergo unbeschichtet und trocken bleibt. Auf die je nach Anwendungsfall zu wählende Unterbrechungsdauer wird nachfolgend noch detaillierter eingegangen.

[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren führt gegenüber dem bekannten Stand der Technik zu einer beträchtlichen Reduzierung der Abrißzahlen der die Auftragseinrichtung passierenden Materialbahnspleiße und damit auch zu einer Verringerung der mit einem Materialbahnspleißversagen verbundenen Betriebsunterbrechnungen und des Materialausschusses. Die Betriebskosten einer nach dem erfindungsgemäßen Verfahren arbeitenden Streichanlage werden somit gesenkt und die Produktivität und Rentabilität wird erheblich verbessert.

[0010] Gemäß einem vorteilhaften Ausgestaltungsmerkmal der Erfindung beginnt die Unterbrechung des Auftrags vorzugsweise dann, wenn der Materialbahnspleiß am Auftragsort eintrifft, oder unmittelbar bevor der Materialbahnspleiß am Auftragsort eintrifft. Im ersten Fall beginnt die Unterbrechung des Auftrags des Auftragmediums also direkt am Spleißanfang der auf den Auftragsort zulaufenden Materialbahn, während im zweiten Fall die Unterbrechung noch vor dem Spleißanfang beginnt.

[0011] Im Rahmen einer bevorzugten Ausführungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens gilt für die Zeitdauer Tu des Unterbrechens des direkten Auftrags des Auftragsmediums:

wobei LS die Länge des Materialbahnspleisses in Laufrichtung der Materialbahn und vM die Bahngeschwindigkeit der laufenden Materialbahn ist. Aus der Interpretation der Formel (1) in Zusammenschau mit dem weiter oben geschilderten Zeitpunkt des Unterbrechungsbeginns ist es ersichtlich, daß die Unterbrechungsdauer so gewählt ist, daß der gesamte gespleißte Materialbahnabschnitt oder zusätzlich auch noch ein vor und hinter dem gespleißten Materialbahnabschnitt befindlicher Bereich der Materialbahn unbeschichtet und trocken bleibt.

[0012] Die Erfindung ist selbstverständlich nicht auf diese besonders bevorzugten Verfahrensschritte beschränkt. Für bestimmte Anwendungsfälle kann es ebenso ausreichend sein, den Zeitpunkt des Unterbrechungsbeginns und die Unterbrechungsdauer so zu wählen, daß lediglich ein wesentlicher Teil eines gespleißten Materialbahnabschnitts unbeschichtet und trocken bleibt, um den gewünschten positiven Effekt des erfindungsgemäßen direkten Verfahrens zu erzielen.

[0013] Die erstgenannte Aufgabe wird ferner gelöst durch ein erfindungsgemäßes Verfahren mit den Merkmalen des Anspruchs 4.

[0014] Gemäß diesem Verfahren zum indirekten einseitigen oder zweiseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums auf eine vorzugsweise gespleißte und mit einer Bahngeschwindigkeit vM laufende Materialbahn, insbesondere aus Papier oder Karton, mittels wenigstens einer Auftragseinrichtung, die das Auftragsmedium indirekt über wenigstens eine mit dem Auftragsmedium zu beaufschlagende und mit einer Geschwindigkeit vT laufende Trägerfläche an einem vorbestimmten Auftragsort auf die Materialbahn aufträgt, wird, bevor der Materialbahnspleiß den Auftragsort passiert, der indirekte Auftrag des Auftragsmediums an dem Auftragsort kurzzeitig unterbrochen, und zwar durch kurzzeitiges Unterbrechen der Beaufschlagung der Trägerfläche mit dem Auftragsmedium an einer bezogen auf die Laufrichtung des Auftragmediums oder der Materialbahn vor dem Auftragsort befindlichen Unterbrechungsstelle. Unter der Laufrichtung des Auftragmediums ist hier diejenige Richtung zu verstehen, in der das bereits auf die Trägerfläche, zum Beispiel eine Auftragswalze, aufgetragene Auftragsmedium zum eigentlichen Auftragsort, an dem die Übertragung des Mediums von der Trägerfläche auf die Materialbahn erfolgt, transportiert wird. Bei Verwendung der zuvor genannten Auftragswalze beispielsweise wird demnach zu einem geeigneten Zeitpunkt und für eine bestimmte geeignete Zeitdauer der Auftrag des Mediums auf die Auftragswalze unterbrochen, so daß diese folglich eine Zeitlang unbeschichtet bleibt und auch kein Auftragsmedium zu dem Auftragsort transportieren und dort auf die laufende Materialbahn übertragen kann.

[0015] In diesem Zusammenhang ist anzumerken, daß es hierbei je nach verwendeter Auftragseinrichtung erforderlich sein kann gleichzeitig mit der Unterbrechung der Zufuhr von frischen Auftragmedium auf die Auftragswalze auch noch möglicherweise an der Walze anhaftende Auftragsmediumreste zu entfernen, so daß der den indirekten Auftragsort passierende gespleißte Materialbahnabschnitt entweder vollständig oder zumindest im wesentlichen trocken und unbeschichtet bleibt. Es ist ersichtlich, daß zum Erreichen genau dieses Effektes insbesondere der Zeitpunkt des Beginns und die Dauer der Unterbrechung der Auftragsmediumzufuhr auf die Auftragswalze sehr exakt auf eine momentane Position und die jeweilige Bahngeschwindigkeit des auf den indirekten Auftragsort zulaufenden Materialbahnspleisses abzustimmen ist. Zu diesem Detail wird nachfolgend noch ausführlicher Stellung genommen.

[0016] Auch dieses erfindungsgemäße indirekte Verfahren bietet die bereits weiter oben im Zusammenhang mit dem erfindungsgemäßen direkten Auftragsverfahren im Detail erläuterten Vorteile.

[0017] Ein vorteilhaftes Ausgestaltungsmerkmal des erfindungsgemäßen indirekten Verfahrens sieht vor, daß die Unterbrechung der Beaufschlagung an einer vom Auftragsort um die Strecke Y3 beabstandeten Unterbrechungsstelle SU an der mit der Geschwindigkeit vT laufenden Trägerfläche zu einem Zeitpunkt T3 beginnt, bei dem sich der mit der Bahngeschwindigkeit vM auf den Auftragsort zubewegende Materialbahnspleiß, d.h. konkret dessen Anfang, in einem Abstand X3 zum Auftragsort befindet, wobei gilt:



[0018] Aus der Interpretation der Formel (2) ist ersichtlich, daß der Zeitpunkt der Unterbrechung der Beaufschlagung der Trägerfläche mit dem Auftragsmedium so gewählt ist, daß die gleichzeitig mit der Materialbahn und deren Materialbahnspleiß zum indirekten Auftragsort laufende Trägerfläche (unmittelbar) vor oder direkt am Beginn des auf den Auftragsort zulaufenden bzw. sich momentan direkt am Auftragsort befindenden Anfangs des Materialbahnspleisses kein weiteres Auftragsmedium mehr auf die Materialbahn und damit den Materialbahnspleiß überträgt.

[0019] Einer weiteren vorteilhaften Ausführungsform des erfindungsgemäßen indirekten Verfahrens zufolge gilt für die Zeitdauer Tu des Unterbrechens der Beaufschlagung der Trägerfläche mit dem Auftragsmedium:



[0020] Hierbei ist LS die Länge des Materialbahnspleisses in Laufrichtung der Materialbahn und vM die Bahngeschwindigkeit der laufenden Materialbahn. Wie aus der Formel (3) in Zusammenschau mit dem durch die weiter oben genannte Formel (2) definierten Zeitpunkt des Unterbrechungsbeginns hervorgeht, ist die Unterbrechungsdauer so gewählt ist, daß der gesamte gespleißte Materialbahnabschnitt oder zusätzlich auch noch ein vor und hinter dem gespleißten Materialbahnabschnitt befindlicher Bereich der Materialbahn vollständig oder im wesentlichen unbeschichtet und trocken bleibt.

[0021] Die oben genannte Aufgabe wird des weiteren gelöst durch eine erfindungsgemäße Vorrichtung mit den Merkmalen des Anspruchs 7.

[0022] Diese Vorrichtung zum direkten oder indirekten einseitigen oder zweiseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums auf eine vorzugsweise gespleißte laufende Materialbahn, insbesondere aus Papier oder Karton, mit wenigstens einer Auftragseinrichtung, die das Auftragsmedium an einem vorbestimmten Auftragsort auf die Materialbahn aufträgt, umfaßt mindestens eine Auftrags-Unterbrechungseinrichtung, die den Auftrag des Auftragsmediums an dem Auftragsort oder an einer bezogen auf die Laufrichtung der Materialbahn vor dem Auftragsort befindlichen Unterbrechungsstelle kurzzeitig unterbricht, während oder bevor der Materialbahnspleiß den Auftragsort passiert.

[0023] Diese Vorrichtung eignet sich zur Durchführung der erfindungsgemäßen Verfahren gemäß den Ansprüchen 1 und 4 und bietet ebenfalls die bereits eingehend im Zusammenhang mit den beiden erfindungsgemäßen Verfahren erläuterten Vorteile.

[0024] In einer bevorzugten Ausführungsvariante der erfindungsgemäßen Vorrichtung umfaßt die Auftragseinrichtung wenigstens eine Düse beziehungsweise Freistrahldüse, aus der das Auftragsmedium in einem durch die Umgebungsatmosphäre verlaufenden freien Strahl austritt, sowie wenigstens eine der Freistrahldüse gegenüberliegende und von dem Freistrahl zu beaufschlagende Gegenfläche, wobei die Auftrags-Unterbrechungseinrichtung mindestens eine Unterbrecherfläche aufweist, die zur kurzzeitigen Unterbrechung des Freistrahls in einer den Freistrahl kreuzenden Richtung in oder durch den Freistrahl beziehungsweise den durch diesen gebildeten "Auftragsmedium-Vorhang" hindurch bewegbar ist. Unter einer Gegenfläche ist im Sinne der Erfindung entweder eine Trägerfläche, z.B. eine Auftragswalze (indirekter Auftrag), oder die Materialbahn selbst (direkter Auftrag) zu verstehen. Die Unterbrecherfläche gewährleistet auf vorteilhafte Weise eine Unterbrechung des mittels der Auftragseinrichtung erzeugten direkten oder indirekten Auftrags, ohne daß es dabei erforderlich ist den Betrieb der Auftragseinrichtung selbst und damit den Ausstoß des Auftragmediums aus der Freistrahldüse zu unterbrechen. Der Einsatz der Unterbrecherfläche kann vorteilhafterweise sowohl in Verbindung mit dem oben genannten erfindungsgemäßen direkten als auch indirekten Verfahren zur Anwendung kommen. Des weiteren können die meisten bekannten Düsenauftragseinrichtungen einfach und ohne größeren Aufwand mit einer mit der Unterbrecherfläche ausgestatteten Auftrags-Unterbrechungseinrichtung nachgerüstet werden.

[0025] Es hat sich als konstruktiv und funktionell besonders günstig herausgestellt, die Unterbrecherfläche in wenigstens einer bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung translatorisch und/oder rotatorisch beweglich anzuordnen. In diesem Zusammenhang ist es auch zweckmäßig, daß die erfindungsgemäße Vorrichtung wenigstens eine geeignete Antriebseinrichtung zum translatorischen und/oder rotatorischen Bewegen der Unterbrecherfläche umfaßt.

[0026] Eine rotatorisch beweglich Anordnung ist besonders einfach dadurch zu realisieren, daß die Unterbrecherfläche an mindestens einem an der Auftragseinrichtung schwenkbar befestigten Schwenkarm fixiert ist. Mittels einer Schwenkbewegung des Schwenkarms kann die Unterbrecherfläche dann in einer den aus der Düse der Auftragseinrichtung austretenden Auftragmediumstrahl kreuzenden Richtung durch den Strahl hindurch bewegt und somit der direkte oder indirekte Auftrag des Auftragmediums in gewünschter Weise unterbrochen werden. Die erforderlichen Abmessungen der Unterbrecherfläche ergeben sich hierbei, in der Regel unter Berücksichtigung der oben genannten Formeln (1) bis (3), aus den gegebenen Vorrichtungs- und Verfahrensparametern und insbesondere aus den Dimensionen des Materialbahnspleisses, der Laufgeschwindigkeit der Materialbahn beziehungsweise der Bahn- oder Rotationsgeschwindigkeit einer Trägerfläche, zum Beispiel einer Auftragswalze, sowie der darauf abzustimmenden Bewegungsgeschwindigkeit der Unterbrechungsfläche.

[0027] Als effektiv und leicht herzustellen haben sich Unterbrecherflächen erwiesen, die im wesentlichen eben oder konkav geformt sind. Die Erfindung ist jedoch nicht ausschließlich auf diese besonderen Ausgestaltungsvarianten beschränkt. Grundsätzlich können auch andere geeignete Formen, wie etwa doppel-konkave, konvexe oder wellenförmige Bauweisen usw., gegebenenfalls zusätzlich mit Aussteifungen oder Rippen und dergleichen, Anwendung finden.

[0028] Anstelle oder zusätzlich zu der oben beschriebenen Unterbrecherfläche kann die Auftrags-Unterbrechungseinrichtung gemäß einer anderen Ausführungsform der Erfindung zudem wenigstens eine der Auftragseinrichtung zugeordnete Auftragsmediumzufuhr-Unterbrechungseinrichtung umfassen, welche es gestattet, die Zufuhr beziehungsweise den Ausstoß des Auftragmediums in geeigneter Weise zu unterbinden und somit die gewünschte kurzzeitige Unterbrechung des direkten oder indirekten Auftrags zu erzielen, während oder bevor der Materialbahnspleiß den Auftragsort passiert. Bei der Unterbrechungseinrichtung handelt es sich beispielsweise um ein der Auftragseinrichtung zugeordnetes und vorzugsweise automatisch zu betätigendes Absperrventil, einen Schieber oder dergleichen, der in einer entsprechenden Zuleitung für das Auftragsmedium vorgesehen sein kann.

[0029] Im Hinblick auf das erfindungsgemäße indirekte Verfahren ist im Rahmen einer anderen bevorzugten Ausgestaltungsvariante der erfindungsgemäßen Vorrichtung vorgesehen, daß die Auftragseinrichtung wenigstens eine mit dem Auftragsmedium zu beaufschlagende laufende Trägerfläche umfaßt, z.B. den Umfang einer Auftragswalze, die das Auftragsmedium zu dem vorbestimmten Auftragsort transportiert und dort auf die laufende Materialbahn überträgt, und die Auftrags-Unterbrechungseinrichtung mit mindestens einem Auftragsmedium-Abstreifelement ausgestattet ist, das bezogen auf die Laufrichtung der Trägerfläche der Auftragseinrichtung nachgeschaltet und dem vorbestimmten Auftragsort vorgeschaltet ist, wobei dieses Auftragsmedium-Abstreifelement zum kurzzeitigen Unterbrechen der Beaufschlagung der Trägerfläche mit dem Auftragsmedium mit der Trägerfläche kontaktierbar ist. Auf diese Art und Weise ist ebenfalls eine gewünschte kurzzeitige Unterbrechung des indirekten Auftrags zu erzielen, während oder bevor der Materialbahnspleiß den Auftragsort passiert. Als Auftragsmedium-Abstreifelemente kommen beispielsweise eine oder mehrere Abstreifklingen, Abstreifstangen, Abstreifrollen oder dergleichen sowie Kombinationen daraus in Betracht.

[0030] Schließlich umfaßt die erfindungsgemäße Vorrichtung als zusätzliches vorteilhaftes Ausgestaltungsmerkmal wenigstens eine Kontrolleinrichtung zum Kontrollieren des genauen Unterbrechungszeitpunkts und/oder der jeweiligen Unterbrechungsdauer. Die Kontrolleinrichtung kann je nach Ausführungsform wiederum geeignete Meß-, Regel- und Datenverarbeitungseinrichtungen aufweisen.

[0031] Es versteht sich, daß das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung nicht nur im Zusammenhang mit den erläuterten Materialbahnspleissen sondern auch sehr vorteilhaft im Hinblick auf eventuell in der Materialbahn vorhandene Fehlerstellen, zum Beispiel Löcher, örtliche Dünnstellen oder ähnliches, eingesetz werden können. Das kurzzeitige Unterbrechen des direkten oder indirekten Auftrags erfolgt dann im wesentlichen analog zu der Unterbrechung bei einem Materialspleiß. Als für die Berechnung der Unterbrechungsdauer maßgeblicher Paramter LS ist hier jedoch statt der Länge des Materialbahnspleisses in Laufrichtung der Materialbahn die Länge der Fehlerstelle oder eines Fehlerstellenbereiches in Laufrichtung der Materialbahn zu setzen.

[0032] Bevorzugte Ausführungsbeispiele der Erfindung mit zusätzlichen Ausgestaltsdetails und weiteren Vorteilen sind nachfolgend unter Bezugnahme auf die beigefügten Zeichnungen näher beschrieben und erläutert. Es zeigt:
Fig. 1
eine schematische Querschnittsdarstellung einer ersten bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung im Bereich einer Auftragseinrichtung, und
Fig. 2
eine schematische Querschnittsdarstellung einer zweiten bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung im Bereich einer Auftragseinrichtung.


[0033] In der nachfolgenden Beschreibung und in den Figuren werden zur Vermeidung von Wiederholungen gleiche Bauteile und Komponenten auch mit gleichen Bezugszeichen gekennzeichnet, sofern keine weitere Differenzierung erforderlich ist.

[0034] Der Fig. 1 ist eine schematische, stark vereinfachte Querschnittsdarstellung einer ersten bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung im Bereich einer Auftragseinrichtung zu entnehmen. Die Vorrichtung nach Fig. 1 ist hierbei als eine Vorrichtung zum direkten einseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums 2 auf eine gespleißte 6 laufende Materialbahn 4, insbesondere aus Papier oder Karton, ausgebildet. Die Auftragseinrichtung, bei der es sich im vorliegenden Fall um ein Freistrahldüsen-Auftragswerk 8 handelt, ist einer rotierenden Stützwalze 10 gegenüberliegend angeordnet, welche die mit dem Auftragsmedium 2 zu beschichtende laufende Materialbahn 4 trägt. Bei dieser Konfiguration entspricht die Umfangsgeschwindigkeit VU der rotierenden Stützwalze 10 der Bahngeschwindigkeit vM der laufenden Materialbahn 4 (

).

[0035] Wie in der Zeichnung zu erkennen, umfaßt das Freistrahldüsen-Auftragswerk 8 eine Düse 12, aus der das flüssige oder pastöse Auftragsmedium 2 in einem durch die Umgebungsatmosphäre verlaufenden freien Strahl, der durch einen Pfeil angedeutet ist, austritt und an einem mit dem Bezugszeichen A gekennzeichneten, vorbestimmten Auftragsort auf die laufende gespleißte 6 Materialbahn 4 appliziert wird. Die Position des Materialbahnspleisses 6 zu einem angenommenen Zeitpunkt T1 ist durch die Lage des Anfangs PA1 und Endes PE1 des Materialbahnspleisses 6 und dessen auf die Laufrichtung der Materialbahn 4 bezogene Länge LS auf dem Umfang der Stützwalze 10 definiert.

[0036] Die Vorrichtung ist des weiteren mit einer Auftrags-Unterbrechungseinrichtung 14 ausgerüstet, welche die Applikation des Auftragsmediums 2 an dem Auftragsort A kurzzeitig unterbricht, während der Materialbahnspleiß 6 den Auftragsort A passiert. Dies wird später noch detaillierter erläutert. Die Auftrags-Unterbrechungseinrichtung 14 umfaßt ein konkav gekrümmtes Unterbrecherblech 16, daß sich im wesentlichen über die gesamte Maschinenbreite der Vorrichtung erstreckt und mit seinen Seitenrändern jeweils an dem freien Ende eines an der Auftragseinrichtung 8 um eine Drehachse D schwenkbar befestigten Schwenkarms 18 fixiert ist. Wie in der Fig. 1 durch einen Pfeil angedeutet, ist das Unterbrecherblech 16 zum kurzzeitigen Unterbrechen des kontinuierlich aus der Düse 12 ausgestoßenen Auftragsmedium-Freistrahls von einer ersten Position, die in durchgehenden Linien dargestellt ist, in einer den Freistrahl kreuzenden Richtung durch den Freistrahl hindurch in eine zweite Position schwenkbar, die in gestrichelten Linien angedeutet ist. Ebenso ist bei Bedarf ein Zurückschwenken des Unterbrecherbleches 16 von der zweiten in die erste Position möglich.

[0037] Die Drehachse D des Schwenkarms 18 des Unterbrecherbleches 16 ist mit einer automatisch zu betätigenden Antriebseinrichtung 20 gekoppelt, welche die besagte Schwenkbewegung des Schwenkarms 18 und des Unterbrecherblechs 16 gestattet. Die Antriebseinrichtung 20 wiederum ist an eine automatische Kontrolleinrichtung 22 zum Kontrollieren des genauen Unterbrechungszeitpunkts und/oder der jeweiligen Unterbrechungsdauer angeschlossen. Die Kontrolleinrichtung 22, die eine Meßeinrichtung 24 mit einem Positionssensor sowie Regel-, Schalt- und Datenverarbeitungseinrichtungen umfaßt, ermöglicht es unter anderem eine genaue Momentanposition des Materialbahnspleisses 6 der laufenden Materialbahn 4 in Bezug auf den Auftragsort A oder einen anderen Bezugspunkt zu ermitteln und in Abhängigkeit sowohl von diesem Parameter als auch anderen zu berücksichtigenden Parametern, nämlich insbesondere den üblicherweise vorbestimmten Dimensionen des Materialbahnspleisses 6 und des Unterbrecherbleches 16 sowie der Bahn- bzw. Laufgeschwindigkeit vM der Materialbahn 4, die Antriebseinrichtung 20 in geeigneter Weise zu aktivieren.

[0038] Folgende Schritte werden nun zum kurzzeitigen Unterbrechen des direkten Auftrags des Auftragsmediums 2 an dem Auftragsort A, während der Materialbahnspleiß 6 den Auftragsort A passiert, durchgeführt. Zu dem Zeitpunkt T1, an dem sich der auf den Auftragsort A zulaufende Materialbahnspleiß 6 in der durch die Punkte PA1 und PE1 repräsentierten momentanen Position in einem Abstand X1 zum Auftragsort A befindet, wird die Antriebseinrichtung 20 mittels der automatischen Kontrolleinrichtung aktiviert und das Unterbrecherblech 16 schwenkt in Richtung des Auftragsortes A zu dem aus der Düse 12 austretenden Freistrahl. Die Schwenkgeschwindigkeit VS des Unterbrecherbleches 16 ist hierbei derart auf die Bahngeschwindigkeit vM der Materialbahn 4 abgestimmt, das der Rand des Unterbrecherbleches 16 in den Freistrahl tritt und diesen unterbricht, kurz bevor der Anfang PA1 des gespleißten Materialbahnabschnittes 6 am eigentlichen Auftragsort A eintrifft. Das bedeutet, daß ab diesem Zeitpunkt kein weiteres Auftragmedium 2 mehr auf den nachfolgenden Materialbahnabschnitt, in dem sich auch der Materialbahnspleiß 6 befindet, gelangt. Die Zeitdauer TU der Unterbrechung des Freistrahls, die sich in diesem konkreten Fall einfach aus der Breite B des Unterbrecherbleches 16 in Laufrichtung der Materialbahn 4 sowie der Schwenkgeschwindigkeit VS des Unterbrecherbleches 16 berechnet (

), ist hierbei so gewählt, daß gilt:



[0039] Daraus ergibt sich, daß, wenn das schwenkende Unterbrecherblech 16 zu einem Zeitpunkt T2 wieder aus dem Freistrahl austritt und das Auftragsmedium 2 erneut auf die laufende Materialbahn 4 gelangt, sowohl der gesamte Materialbahnspleiß 6, der den Auftragsort A vollständig passiert hat und sich an einer durch die Punkte PA2 und PE2 repräsentierten fortgeschrittenen Position befindet, als auch zusätzlich ein vor und hinter dem gespleißten Materialbahnabschnitt 6 befindlicher Bereich der Materialbahn 4 unbeschichtet und trocken geblieben ist.

[0040] Fig. 2 zeigt eine schematische, stark vereinfachte Querschnittsdarstellung einer zweiten bevorzugten Ausführungsform der erfindungsgemäßen Vorrichtung im Bereich einer Auftragseinrichtung. Die Vorrichtung nach Fig. 2 ist als eine Vorrichtung zum indirekten einseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums 2 auf eine gespleißte 6 laufende Materialbahn 4, insbesondere aus Papier oder Karton, ausgebildet. Bei der Auftragseinrichtung handelt es sich in diesem Fall um ein Schöpf-Auftragswerk 26 (sog. Roll Applicator), in dem die von einer rotierenden Stützwalze 10 gestützte Materialbahn 4 mit einer Bahngeschwindigkeit vM durch einen von der Stützwalze 10 und einer rotierenden Auftragswalze 28 gebildeten Walzenspalt läuft. Bei dieser Konfiguration entspricht die Bahngeschwindigkeit vM der laufenden Materialbahn 4 der Umfangsgeschwindigkeit VU der Stützwalze 10. Die mit der Umfangsgeschwindigkeit vT (wobei in diesem Fall gilt VT << vM) drehende Auftragswalze 28 ist teilweise in ein Auftragsmedium-Bad 30 eingetaucht, nimmt dort an Ihrem als Trägerfläche dienenden Umfang 28.2 das aufzutragende flüssige oder pastöse Auftragsmedium 2 auf und transportiert es zum Walzenspalt, in dem das Auftragsmedium 2 am Auftragsort A auf die Materialbahn 4 übertragen wird. Die Position des auf den Auftragsort A zulaufenden Materialbahnspleisses 6 zu einem angenommenen Zeitpunkt T3 sei für die nachfolgenden Erläuterungen wiederum durch die Lage des Anfangs PA3 und Endes PE3 des Materialbahnspleisses 6, dessen auf die Laufrichtung der Materialbahn 4 bezogene Länge LS sowie den Abstand X3 zum Auftragsort A definiert.

[0041] Auch diese Vorrichtung ist mit einer Auftrags-Unterbrechungseinrichtung 14 ausgestattet, die ein am Auftragswerk 26 angeordnetes Auftragsmedium-Abstreifelement 32 in der Art einer Rakelklinge umfaßt. Das Auftragsmedium-Abstreifelement, das nachfolgend als Abstreifklinge 32 bezeichnet wird, erstreckt sich im wesentlichen über die gesamte Maschinenbreite der Vorrichtung. Wie in der Fig. 2 erkennbar, ist die Abstreifklinge 32 an einer Position angeordnet, die bezogen auf die in der Zeichnung durch einen Pfeil angedeutete Laufrichtung der Auftragswalze 28 einem Bereich 30 der Auftragseinrichtung, nämlich dem Auftragsmedium-Bad 30, in dem das auf die Materialbahn 4 zu übertragende Auftragsmedium 2 auf den Umfang 28.2 der Auftragswalze 28 gelangt, nachgeschaltet und dem Auftragsort A im Walzenspalt vorgeschaltet ist.

[0042] Die Abstreifklinge 32 ist zum kurzzeitigen Unterbrechen der Auftragsmedium-Beaufschlagung der als Trägerfläche 28.2 dienenden Umfangsfläche der Auftragswalze 28 mit der Trägerfläche 28.2 kontaktierbar. Das heißt genauer, der der Auftragswalze 28 zugeordnete freie Rand der Abstreifklinge 32 ist mit Hilfe einer auf die Abstreifklinge 32 einwirkenden Andrückeinrichtung 34, die ähnlich wie die Antriebseinrichtung der Ausführungsvariante nach Fig. 1 an eine entsprechende Kontrolleinrichtung 22, 24 angeschlossen ist, an die Trägerfläche 28.2 der Auftragswalze 28 anpreßbar und streift dort an dem Kontaktpunkt SU das zuvor im Auftragsmedium-Bad 30 auf die Auftragswalze 28 gelangte Auftragsmedium 2 von der Trägerfläche 28.2 ab. Da der Weitertransport des Auftragmediums 2 an der Stelle SU, die auf dem Umfang 28.2 der Auftragswalze 28 gemessen um eine Strecke Y3 von dem Auftragsort A beabstandet ist, unterbrochen wird, kann, nachdem der noch eben vor der Unterbrechungsstelle SU befindliche Auftragsmediumanteil auf der Auftragswalze 28 den Walzenspalt durchlaufen hat, folglich kein weiteres Auftragmedium 2 mehr am Auftragsort A auf die laufende Materialbahn 4 übertragen werden.

[0043] Um den auf den Auftragsort A zulaufenden Materialbahnspleiß 6 der Materialbahn 4 ähnlich wie bei dem Ausführungsbeispiel nach Fig. 1 während des Passierens des Auftragortes A unbeschichtet und trocken zu halten, wird nun der indirekte Auftrag des Auftragsmediums 2 an dem Auftragsort A dadurch kurz unterbrochen, daß die Abstreifklinge 32 auf die zuvor erläuterte Art und Weise mittels der Andrückeinrichtung 34 kurzzeitig an der vor dem Auftragsort A befindlichen Unterbrechungsstelle SU an die Trägerfläche 28.2 der Auftragswalze 28 angepreßt wird und so, wie bereits erwähnt, den Weitertransport des Auftragmediums 2 zum Auftragsort A unterbricht, und zwar noch bevor der Materialbahnspleiß 6 am Auftragsort A eintrifft beziehungsweise diesen passiert. Der Zeitpunkt dieses Unterbrechungsbeginns an der Stelle SU ist demzufolge so zu wählen, daß gilt:



[0044] Für die Zeitdauer Tu, während der die Abstreifklinge 32 an der Trägerfläche 28.2, d.h. dem Umfang der Auftragswalze 28, anliegt und so den Weitertransport des Auftragmediums 2 zum Auftragsort A und damit eine Übertragung des Auftragmediums 2 auf die Materialbahn 4 am Auftragsort A unterbricht, gilt:



[0045] Hierbei ist, wie bereits erwähnt, LS die Länge des Materialbahnspleisses 6 in Laufrichtung der Materialbahn und vM die Bahngeschwindigkeit der laufenden Materialbahn 4.

[0046] Aus den zuvor genannten beiden Formeln (B) und (C) ergibt sich, daß, wenn sich die Abstreifklinge 32 wieder von ihrem Kontakt mit der Trägerfläche 28.2 der Auftragswalze 28 löst und erneut Auftragsmedium 2 auf der Trägerfläche 28.2 zum Auftragsort A transportiert und dort auf die laufenden Materialbahn 4 übertragen wird, sowohl der gesamte Materialbahnspleiß 6, der den Auftragsort A nun vollständig passiert hat und sich zu einem Zeitpunkt T4 an einer durch die Punkte PA4 und PE4 repräsentierten fortgeschrittenen Position befindet, als auch zusätzlich ein vor und hinter dem gespleißten Materialbahnabschnitt 6 befindlicher kleiner Bereich der Materialbahn 4 unbeschichtet und trocken geblieben ist.

[0047] Die Erfindung ist nicht auf die obigen Ausführungsbeispiele, die lediglich der allgemeinen Erläuterung des Grundgedankens der Erfindung dienen, beschränkt. Im Rahmen des Schutzumfangs kann das erfindungsgemäße Verfahren und die erfindungsgemäße Vorrichtung vielmehr auch andere als die oben beschriebenen Ausführungsformen annehmen. Insbesondere die Vorrichtung kann hierbei Merkmale aufweisen, die eine Kombination aus den jeweiligen Einzelmerkmalen der Ansprüche darstellen. So ist es grundsätzlich denkbar andere als die oben beschriebenen Auftragswerke zu verwenden, zum Beispiel Kammerauftragswerke, sogenannte "Speedsizer" (bei denen gilt

) usw., und den Auftragswerken können weitere Funktionseinheiten, wie zum Beispiel Glättungs- oder Rakeleinrichtungen usw. vor- und/oder nachgeschaltet sein. Je nach gewählter Auftragwerkskonfiguration und -dimension sowie des Abstandes des auf den Auftragsort A zulaufenden Materialbahnspleisses zum Auftragsort A ist es im übrigen sowohl bei dem direkten als auch dem indirekten erfindungsgemäßen Verfahren möglich, daß die Stützwalze beziehungsweise die Auftragswalze während der Unterbrechung des direkten bzw. indirekten Auftrags nicht nur, wie in den obigen Beispielen, um einen Teil ihres Umfangs sonder um ein Vielfaches des Umfangs weiterrotiert, d.h. mehrere Umdrehungen ausführt.

[0048] Bezugszeichen in den Ansprüchen, der Beschreibung und den Zeichnungen dienen lediglich dem besseren Verständnis der Erfindung und sollen den Schutzumfang nicht einschränken.

Bezugszeichenliste



[0049] Es bezeichnen:
2
flüssiges oder pastöses Auftragsmedium
4
Materialbahn
6
Materialbahnspleiß
8
Freistrahldüsen-Auftragswerk
10
Stützwalze
12
Düse von 8
14
Auftrags-Unterbrechungseinrichtung
16
Unterbrecherblech
18
Schwenkarm
20
Antriebseinrichtung von 16, 18
22
Kontrolleinrichtung
24
Meßeinrichtung / Positionssensor
26
Schöpf-Auftragswerk
28
Auftragswalze
28.2
Umfang / Trägerfläche von 28
30
Auftragsmedium-Bad
32
Abstreifklinge
34
Andrückeinrichtung
B
Breite von 16
D
Drehpunkt des Schwenkarms 18
LS
Länge des Materialbahnspleisses 6
PA1
Lage des Anfangs von 6 zum Zeitpunkt T1
PA2
Lage des Anfangs von 6 zum Zeitpunkt T2
PA3
Lage des Anfangs von 6 zum Zeitpunkt T3
PA4
Lage des Anfangs von 6 zum Zeitpunkt T4
PE1
Lage des Endes von 6 zum Zeitpunkt T1
PE2
Lage des Endes von 6 zum Zeitpunkt T2
PE3
Lage des Endes von 6 zum Zeitpunkt T3
PE4
Lage des Endes von 6 zum Zeitpunkt T4
SU
Kontaktpunkt zwischen 28.2 und 32 / Unterbrechungsstelle
T1
Zeitpunkt
T2
Zeitpunkt
T3
Zeitpunkt
T4
Zeitpunkt
TU
Zeitdauer / Unterbrechungsdauer
vM
Bahngeschwindigkeit von 4
VS
Schwenkgeschwindigkeit von 16
VT
Umfangsgeschwindigkeit von 28
VU
Umfangsgeschwindigkeit von 10
X1
Abstand von 6 zum Auftragsort A zum Zeitpunkt T1
X3
Abstand von 6 zum Auftragsort A zum Zeitpunkt T3
Y3
Abstand von SU zum Auftragsort A zum Zeitpunkt T3



Ansprüche

1. Verfahren zum direkten einseitigen oder zweiseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums (2) auf eine vorzugsweise gespleißte (6) laufende Materialbahn (4), insbesondere aus Papier oder Karton, mittels wenigstens einer Auftragseinrichtung (8), die das Auftragsmedium (2) an einem vorbestimmten Auftragsort (A) direkt auf die Materialbahn (4) aufträgt,
umfassend folgenden Schritt:

kurzzeitiges Unterbrechen (16) des direkten Auftrags des Auftragsmediums (2) an dem Auftragsort (A), während der Materialbahnspleiß (6) den Auftragsort (A) passiert.


 
2. Verfahren nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Unterbrechung (16) beginnt

- wenn der Materialbahnspleiß (6) am Auftragsort (A) eintrifft,
oder

- unmittelbar bevor der Materialbahnspleiß (6) am Auftragsort (A) eintrifft.


 
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß
für die Zeitdauer (Tu) des Unterbrechens (16) des direkten Auftrags des Auftragsmediums () gilt:

wobei

- LS die Länge des Materialbahnspleisses (6) in Laufrichtung der Materialbahn (4), und

- vM die Bahngeschwindigkeit der laufenden Materialbahn (4) ist.


 
4. Verfahren zum indirekten einseitigen oder zweiseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums (2) auf eine vorzugsweise gespleißte (6) und mit einer Bahngeschwindigkeit vM laufende Materialbahn (4), insbesondere aus Papier oder Karton, mittels wenigstens einer Auftragseinrichtung (26), die das Auftragsmedium (2) indirekt über wenigstens eine mit dem Auftragsmedium (2) zu beaufschlagende und mit einer Geschwindigkeit vT laufende Trägerfläche (28.2) an einem vorbestimmten Auftragsort (A) auf die Materialbahn (4) aufträgt, umfassend folgenden Schritt:

kurzzeitiges Unterbrechen des indirekten Auftrags des Auftragsmediums (2) an dem Auftragsort (A) durch kurzzeitiges Unterbrechen (32) der Beaufschlagung der Trägerfläche (28.2) mit dem Auftragsmedium (2) an einer bezogen auf die Laufrichtung des Auftragmediums (2) oder der Materialbahn (4) vor dem Auftragsort (A) befindlichen Unterbrechungsstelle (SU) bevor der Materialbahnspleiß (6) den Auftragsort (A) passiert.


 
5. Verfahren nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Unterbrechung (32) der Beaufschlagung an einer vom Auftragsort (A) um die Strecke Y3 beabstandeten Unterbrechungsstelle (SU) an der mit der Geschwindigkeit vT laufenden Trägerfläche (28.2) zu einem Zeitpunkt T3 beginnt, bei dem sich der mit der Bahngeschwindigkeit vM auf den Auftragsort (A) zubewegende Materialbahnspleiß (6) in einem Abstand X3 zum Auftragsort (A) befindet, wobei gilt:

.
 
6. Verfahren nach Anspruch 4 oder 5,
dadurch gekennzeichnet, daß
für die Zeitdauer (Tu) des Unterbrechens (32) der Beaufschlagung der Trägerfläche (28.2) mit dem Auftragsmedium (2) gilt:

,
wobei

- LS die Länge des Materialbahnspleisses (6) in Laufrichtung der Materialbahn (4), und

- vM die Bahngeschwindigkeit der laufenden Materialbahn (4) ist.


 
7. Vorrichtung zum direkten oder indirekten einseitigen oder zweiseitigen Auftragen eines flüssigen oder pastösen Auftragsmediums (2) auf eine vorzugsweise gespleißte (6) laufende Materialbahn (4), insbesondere aus Papier oder Karton, mit wenigstens einer Auftragseinrichtung (8; 26, 28, 30), die das Auftragsmedium (2) an einem vorbestimmten Auftragsort (A) auf die Materialbahn (4) aufträgt,
umfassend

mindestens eine Auftrags-Unterbrechungseinrichtung (14), die den Auftrag des Auftragsmediums (2) an dem Auftragsort (A) oder an einer bezogen auf die Laufrichtung der Materialbahn (4) vor dem Auftragsort (A) befindlichen Unterbrechungsstelle (SU) kurzzeitig unterbricht, während oder bevor der Materialbahnspleiß (6) den Auftragsort (A) passiert.


 
8. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß

- die Auftragseinrichtung (8) wenigstens eine Freistrahldüse (12) umfaßt, aus der das Auftragsmedium (2) in einem durch die Umgebungsatmosphäre verlaufenden freien Strahl austritt, sowie wenigstens eine der Freistrahldüse (12) gegenüberliegende und von dem Freistrahl zu beaufschlagende Gegenfläche (4), und

- die Auftrags-Unterbrechungseinrichtung (14) mindestens eine Unterbrecherfläche (16) aufweist, die zur kurzzeitigen Unterbrechung des Freistrahls in einer den Freistrahl kreuzenden Richtung in oder durch den Freistrahl hindurch bewegbar (20) ist.


 
9. Vorrichtung nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Unterbrecherfläche (16) translatorisch und/oder rotatorisch beweglich angeordnet ist.
 
10. Vorrichtung nach Anspruch 9,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Unterbrecherfläche (16) an mindestens einem an der Auftragseinrichtung (8) schwenkbar (D) befestigten Schwenkarm (18) fixiert ist.
 
11. Vorrichtung nach Anspruch 9 oder 10,
dadurch gekennzeichnet, daß
diese wenigstens eine Antriebseinrichtung (20) zum translatorischen und/oder rotatorischen Bewegen der Unterbrecherfläche (16) umfaßt.
 
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Unterbrecherfläche (16) im wesentlichen eben oder konkav geformt ist.
 
13. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß
die Auftrags-Unterbrechungseinrichtung (14) wenigstens eine der Auftragseinrichtung (26, 28) zugeordnete Auftragsmediumzufuhr-Unterbrechungseinrichtung (32) umfaßt.
 
14. Vorrichtung nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet, daß

- die Auftragseinrichtung (26, 28, 30) wenigstens eine mit dem Auftragsmedium (2) zu beaufschlagende laufende Trägerfläche (28.2) umfaßt, die das Auftragsmedium (2) an dem vorbestimmten Auftragsort (A) auf die laufende Materialbahn (4) überträgt,
und

- die Auftrags-Unterbrechungseinrichtung (14) mindestens ein Auftragsmedium-Abstreifelement (32) umfaßt, das bezogen auf die Laufrichtung der Trägerfläche (28.2) der Auftragseinrichtung (30) nachgeschaltet und dem vorbestimmten Auftragsort (A) vorgeschaltet ist, und das zum kurzzeitigen Unterbrechen der Beaufschlagung der Trägerfläche (28.2) mit dem Auftragsmedium (2) mit der Trägerfläche (28.2) kontaktierbar ist.


 
15. Vorrichtung nach einem oder mehreren der Ansprüche 7 bis 14,
dadurch gekennzeichnet, daß
diese wenigstens eine Kontrolleinrichtung (22, 24) zum Kontrollieren des Unterbrechungszeitpunkts und/oder der Unterbrechungsdauer (TU) umfaßt.
 




Zeichnung