[0001] Die Erfindung betrifft ein korrosionsinhibierendes Material, das ein oder mehrere
Korrosionsinhibitoren enthält.
[0002] Es ist bekannt, daß Korrosionsinhibitoren, die in Pulverform unter Normalbedingungen
zur Sublimation neigen und über die Gasphase an zu schützende Metalloberflächen gelangen
können, zum temporären Korrosionsschutz von Metallgegenständen innerhalb von geschlossenen
Räumen, z.B. in Verpackungen oder Schaukästen, eingesetzt werden. Üblicherweise werden
diese sog. Dampfphaseninhibitoren
(vapour phase inhibitors, VPI) oder flüchtigen Korrosionsinhibitoren
(volatile corrosion inhibitors, VCI) als Pulver, abgepackt in Beuteln aus einem Material, welches für die dampfförmigen
VPI's durchlässig ist, eingesetzt.
[0003] Varianten dieser Art sind z.B. aus H. H. Uhlig "Korrosion und Korrosionsschutz",
Akademie-Verlag Berlin, 1970, S. 247 ff., oder I.L. Rozenfeld "Korrosionsinhibitoren"
(russ.), Izt-vo Chimija, Moskva 1977, S. 316 ff, bekannt. Sie besitzen den Nachteil,
daß die Freisetzung der VPI's undefiniert erfolgt und eine homogene Verteilung über
den Gasraum nicht gewährleistet werden kann. Weitere Nachteile sind die Gefahr, daß
die VPI-enthaltenen Beutel mechanisch zerstört werden und zu einer unerwünschten Verunreinigung
des verpackten Gutes führen sowie die Probleme, die sich aus der ungleichmäßigen Verteilung
der Beutel in großdimensionierten Lagerräumen und Großcontainern ergeben.
[0004] Die Behebung dieser Nachteile ist bereits auf vielfältige Art versucht worden. So
wird im US 3 836 077 vorgeschlagen, die VPI-Mischung in Form gepreßter Pellets einzusetzen
und dabei entweder auf ein gasdurchlässiges Behältermaterial gänzlich zu verzichten
oder die Pellets eingelagert in mit entsprechenden Aussparungen versehenen Schaumstoffen
zum Einsatz zu bringen. In den Patenten US 3 967 926; US 5 332 525 und US 5 393 457
wird dagegen vorgeschlagen, die VPI's mit einem chemisch inerten Pulver bzw. einem
Trockenmittel wie Silicagel oder Zeolith zu mischen und in mechanisch stabileren,
luftdurchlässigen Kunststoff-Folien oder Kapseln anstelle der früher verwendeten Beutel
aus Naturprodukten (Baumwolle, Leinen, etc) zum Einsatz zu bringen. Dabei soll das
inerte Trägermaterial aufgrund seiner strukturbedingten Porosität zur kontinuierlichen
Sublimation der dazwischen verteilten VPI-Komponenten beitragen und gleichzeitig einer
Agglomeration der feindispersen VPI-Komponenten zu größeren Mischpartikeln (z.B. Bildung
von Klumpen mit verkrusteter Oberfläche infolge Wasseraufnahme) entgegenwirken. Die
Verwendung von Trockenmitteln hat jedoch gewöhnlich das Gegenteil des gewünschten
Effektes zur Folge und führt nach Wasseraufnahme zur bevorzugten Verklumpung. Außerdem
haben die mechanisch stabileren Behältermaterialien für die VPI's eine geringere Durchlässigkeit
als die Naturprodukte, so daß ihre Emissionsrate sinkt. Darum bedarf es zur Einstellung
der für den Korrosionsschutz erforderlichen VPI-Konzentration einer größeren Zahl
von VPI-Reservoiren als bei der Verwendung von Behältnissen aus Naturprodukten. Mit
diesem Nachteil wird der temporäre Korrosionsschutz vor allem in großdimensionierten
Innenräumen weiter erschwert und verteuert.
[0005] Damit im Rahmen automatisierter Verpackungstechnologien der aufwendige Schritt der
gleichmäßigen Verteilung von VPI-Reservoiren in Innenräumen von Verpackungen entfallen
kann, ist schon vielfach versucht worden, die VPI's in geeigneter Weise direkt auf
dem Verpackungsmittel zu fixieren. Naturgemäß dominierten dabei zunächst Versuche
mit Pappen und Packpapieren. Um zu gewährleisten, daß die aufgebrachten VPI's gerichtet
in den Innenraum von Verpackungen emittieren, werden die VPI-Komponenten gewöhnlich
nur auf eine Seite aufgebracht, während die später als Außenfront angeordnete andere
Seite mit einem Schutzlack versehen wird, der seinerseits wasserabweisend ist und
auch als Dampfsperre für die auf der Rückseite vorhandenen VPI fungieren kann (vgl.
z.B.: H.H. Uhlig, siehe oben). Als Problem erwies sich bis in die Gegenwart die dimensions-
und mengenstabile Fixierung der VPI auf der Oberfläche von Pappe oder Packpapier.
Werden die VPI innerhalb eines organischen Beschichtungsstoffes aufgebracht, dann
können eine Vielzahl von Stoffen, die als VPI wirksam sind, nicht angewendet werden,
da sie mit dem Bindemittel des Beschichtungsstoffes chemische Reaktionen eingehen,
wodurch sie in die entstehende polymere Matrix fest eingebunden werden und nicht mehr
zur Sublimation befähigt sind. Diese Nachteil zeigen z.B. VPI's , die in polymere
Bindemittel auf Basis Acrylat-, Alkyd-, Epoxid- oder Phenolharz eingebettet wurden.
[0006] Als Alternative werden die VPI's in einem organischen Lösungsmittel gelöst und damit
das Verpackungsmittel getränkt. Verfahren dieser Art mit verschiedenen Wirkstoffen
und Lösungsmitteln sind z.B. in JP 61-227188, JP 62-063686, JP 63-028888, JP 63-183182,
JP 63-210285 und US 3 887 481 beschrieben. Es erwies sich aber übereinstimmend als
nachteilig, daß die VPI's nach dem Verdampfen des Lösungsmittels innerhalb der Poren
des betreffenden Substrates in Form feiner Kristalle vorliegen, die nur geringfügig
am Verpackungsmaterial haften. Dadurch besteht die Gefahr des Abspreitens und Herausrieselns
dieser Wirkstoffe vom bzw. aus dem Verpackungsmittel, so daß nicht abgesichert werden
kann, daß die so vorbehandelten Pappen und Papiere zum Zeitpunkt ihrer Anwendung für
den Korrosionsschutz überhaupt die erforderliche spezifische Oberflächenkonzentration
an VPI besitzen.
[0007] Um diesen Nachteil zumindest in seinem Ausmaß einzugrenzen, wird in DE 9210805 vorgeschlagen,
nur eine Lage der Wellpappenstruktur als Träger und Depot für die sublimierbaren Korrosionsinhibitoren
vorzubereiten und beidseitig mit mindestens einer weiteren porösen Lage so zu überdecken,
daß sich das VPI-Depot im Inneren der Pappe befindet. Da dadurch aber die Abgabe der
VPI's in den Innenraum der Verpackung verschlechtert ist, wird in JP 4 083 943 vorgeschlagen,
anstelle Wellpappe oder Papier einen Polyurethanschaumstoff zu verwenden, der eine
wesentlich höhere Porosität hat und daher weit größere Mengen an VPI in sich aufnehmen
kann. Es ist aber auch hier der Nachteil zu verzeichnen, daß die VPI's in den Poren
des Schaumstoffes nach dem Verdampfen des Lösungsmittels kristallin und wenig haftend
vorliegen, so daß bei mechanischer Beanspruchung des Verpackungsmittels die VPI's
leicht und unkontrolliert herausrieseln können.
[0008] JP 58-063732 und US 4 275 835 beschreiben daher Verfahren, in denen die VPI's Bestandteile
des geschäumten Polymers sind. Dafür ist es notwendig, daß die kristallinen VPI's
in einer der Ausgangskomponenten dispergiert werden. Dieses ist trotz eines hohen
technischen und energetischen Aufwandes nur unvollkommen möglich, da VPI's gewöhnlich
anderen Stoffklassen angehören und dadurch die Stabilität der Dispergate gering ist.
Erschwerend kommt hinzu, daß die modernen VPI's selbst aus mehreren Stoffen mit unterschiedlichen
chemischen Eigenschaften bestehen. Sofern diese sich überhaupt gemeinsam mit den Komponenten
für Schaumstoffe dispergieren lassen, haben solche Dispersionen zumeist ein sehr breites
Korngrößenspektrum, geringe Stabilität und problematische Verarbeitbarkeit.
[0009] DD 295 668 beschreibt ein Verfahren zur Herstellung von VPI enthaltenden Polyurethansystemen,
bei denen die VPI's zunächst in einem mehrfunktionellen Alkohol der Molmasse 500 bis
1000 g/Mol gelöst und anschließend in das Polyol eingebracht werden, bevor nach Zusatz
von Polyisocyanat, Katalysator, Stabilisator und Treibmittel das Polyurethan erzeugt
wird. Dieses Verfahren ist jedoch nur auf VPI's beschränkt, die in solchen Alkoholen
in der für den Korrosionsschutz erforderlichen Konzentration löslich sind und dann
als Bestandteil der Polyolkomponente den Prozeß der Schaumbildung nicht beeinträchtigen.
Es ist daher nicht geeignet, um die komplexen Anforderungen zu erfüllen, die heute
an den temporären Korrosionsschutz von Eisen- und Nichteisenmetallen sowie von Mehrmetallkombinationen
gestellt werden, zumal es praktisch alle anorganischen Wirkstoffe von der Anwendung
ausschließt.
[0010] Um die genannten Nachteile zu beseitigen und VPI-emittierende Verpackungsmittel bereitzustellen,
die sich in modernen Verpackungs-, Lagerungs- und Transporttechnologien anwenden lassen,
wird in der US 4 124 549, US 4 290 912, US 5 209 869, EP 0 639 657 und DE-OS 3 545
473 vorgeschlagen, die VPI's während des Extrudierens von Folien aus Polyolefinen
einzubringen, so daß ein mechanisch stabiles polymeres Verpackungsmaterial vorliegt,
aus dem die VPI's emittiert werden. EP 0 662 527, DE-OS 4 040 586, DE-OS 3 518 625
und US 5 139 700 schlagen verfeinernd vor, eine derart VPI-haltige Folie auf Basis
Polyethylen oder Polypropylen nur im Rahmen von laminierten Mehrschichtmaterialien
einzusetzen. Dabei soll eine nach außen gerichtete Schichtlage aus Al-Folie oder einer
dichtvernetzten Polymerschicht bestehen, die gegenüber den aus der VPI-haltigen Lage
emittierten Wirkstoffen als Dampfsperre fungiert und den gerichteten Transport der
VPI in den Innenraum der Verpackung veranlaßt. Die Herstellung inhibitorhaltiger Polymerfolien
durch Extrusion einer Mischung, die zur Sublimation neigende Stoffe enthält, ist naturgemäß
mit einer Reihe von Schwierigkeiten verbunden: (a) die hohe Flüchtigkeit der VPI's
bei Temperaturen, bei denen der Extrusionsprozeß vorgenommen wird, führt zu bedeutenden
Verlusten dieser Stoffe sowie zum Ausschäumen der Folie, zur Verletzung ihrer Geschlossenheit
und damit zur unkontrollierten Verminderung ihrer Festigkeits- und Schutzeigenschaften,
(b) es besteht die Möglichkeit der thermischen Zersetzung der Korrosionsinhibitoren
und unerwünschter thermochemischer Reaktionen mit der Polymermatrix. Daraus resultiert
als entscheidender Nachteil, daß es auf diesem Weg kaum gelingt, ein Verpackungsmaterial
mit einheitlichen Oberflächeneigenschaften reproduzierbar herzustellen.
[0011] Aufgabe der Erfindung ist es, ein verbessertes Material zur mechanisch und chemisch
stabilen Fixierung von flüchtigen Korrosionsinhibitoren auf festen Oberflächen und
ein korrosionsschützendes Verpackungsmaterial anzugeben. Das fixierende Material soll
insbesondere unabhängig von den physikalischchemischen Eigenschaften der Wirkstoffe
und der Art des Oberfläche universal und technologisch einfach anwendbar sein und
die Nachteile der oben beschriebenen Verfahren beseitigen. Aufgabe der Erfindung ist
es ferner, ein Verfahren zu Herstellung eines solchen Materials anzugeben.
[0012] Diese Aufgaben werden mit einem korrosionsinhibierenden Kompositmaterial, einem Verpackungsmaterial
und einem Verfahren mit den Merkmalen von Anspruch 1, 7 bzw. 10 gelöst. Vorteilhafte
Ausführungsformen der Erfindung ergeben sich aus den Unteransprüchen.
[0013] Überraschenderweise konnte die Aufgabe erfindungsgemäß insbesondere dadurch gelöst
werden, daß bekannte Korrosionsinhibitoren in diffusionshemmende Metalloxidgele (vorzugsweise
in Schichtform) eingebettet werden, wobei die anorganische Matrix durch organische
Polymere so modifiziert werden kann, daß synergistische Effekte bezüglich Immobilisierung
und Schichtqualität resultieren. Durch die Wahl der Zusammensetzung des Metalloxidgels
und die Herstellungstechnologie läßt sich die Porosität der gebildeten Komposite so
verändern, daß eine stabile Freisetzung des Korrosionsinhibitors in die Gasphase über
einen langen Zeitraum erfolgt.
[0014] Das korrosionsinhibierende Kompositmaterial wird zur Herstellung von korrosionsschützenden
Verpackungsmaterialien, zur Beschichtung von metallischen und metallisierten Gegenständen
sowie zum Korrosionschutz in geschlossenen Räumen verwendet.
[0015] Gegenstand der Erfindung ist ein korrosionsinhibierendes Material, bestehend aus
einem Komposit, das ein Metalloxidgel, ggf. modifiziert durch ein organisches Polymer,
und ein oder mehrere Korrosionsinhibitoren enthält, ein Verfahren zu dessen Herstellung,
bzw. die Verwendung eines korrosionsinhibierendes Kompositmaterials zur Herstellung
von korrosionsschützenden Verpackungsmaterialien, zur Beschichtung von metallischen
und metallisierten Gegenständen sowie zum Korrosionschutz in geschlossenen Räumen
[0016] Als Matrixkomponente können Metalloxidgele wie Si0
2, Al
20
3, Ti0
2, Zr0
2 oder ZnO oder deren Gemische verwendet werden, die man durch einen Sol-Gel-Prozeß,
z.B. durch Hydrolyse der entsprechenden Metall-alkoxide zu den entsprechenden Metalloxidsolen
und anschließende Gelbildung durch Neutralisation, Erwärmen oder Aufkonzentrierung,
erhält, vgl. J.C.Brinker, G.W.Scherer, "Sol-Gel Science", Academic Press, London 1990.
Die Bildung der Metalloxid-Sole erfolgt durch sauer oder basisch katalysierte Hydrolyse
der entsprechenden Metallalkoxide in Wasser oder einem beliebigen, mit Wasser mischbaren
organischen Lösungsmittel (in der Regel Ethanol):

(Me = Metall z.B. Si, Al, Ti, Zr, Zn, R = organischer Rest, z.B. Alkyl, Acyl)
[0017] Die Metalloxid-Sole stellen wasserklare, stabile Lösungen dar mit einem Metalloxid-Gehalt
zwischen 3...20 %. Die Metalloxid-Partikel liegen in nanokristalliner sphärischer
Form (d rd. 2...5 nm) vor. Das Lösungsmittel ist beliebig wählbar. Die Metalloxid-Sole
zeigen u.a. folgende Besonderheiten:
1. Die Sole gelieren bei pH-Änderung oder Temperaturerhöhung zu wasserklaren Gelen,
die beim Trocknen poröse Pulver ergeben

2. Die Sole gelieren beim Beschichten beliebiger Folien oder Formkörper und bilden
transparente Filme (oder klare Filme).
3. Man kann in den Solen unterschiedliche Wirkstoffe lösen und nach Gelierung wirksam
und homogen in das Metalloxid-Gerüst einbetten. Es entstehen sog. Metalloxid-Wirkstoff-Komposite
(als Pulver oder Film). Der Wirkstoff ist wie eine feste Lösung molekular-homogen
oder molekular-dispers in der Metalloxid-Matrix verteilt.
[0018] Der Wirkstoffanteil im Metalloxid beträgt rund 1 bis 15 Gew.-%, vorzugsweise rund
1 bis 5 Gew.-%, in Bezug auf das Gewicht des Metalloxid im Sol (Feststoffanteile)
bzw. im Gel.
[0019] Für die Modifizierung der Schichteigenschaften kann der Hydrolyseprozeß (1) der Metallalkoxide
in Gegenwart zugemischter Alkyl-trialkoxysilane R-Si(OR')
3 durchgeführt werden, wodurch modifizierte Metalloxidgele gebildet werden, die bezogen
auf 1 Gewichtsanteil Metalloxidgel 0 bis 1 Gewichtsanteilen R-Si0
n enthalten. R ist ein organischer Alkylrest, der Amino-, Hydroxy- oder Alkoxygruppen
enthalten kann, R' ist ein Alkylrest , vorrangig mit 1-4 Kohlenstoffatomen und n ist
< 2 . Durch diese Form der Modifizierung können die mechanischen Eigenschaften der
Schicht verbessert und die Schichtporosität variiert werden.
[0020] Eine weitere Modifizierungsmöglichkeit des Metalloxidgels zur Verbesserung der Schichtqualität
besteht darin, daß 1 Gewichtsanteil Metalloxidgel durch 0 bis 1 Gewichtsanteile eines
gelösten oder dispergierten organischen Polymers wie Cellulose-Derivate, Stärke-Derivate,
Polyalkylenglykole oder deren Derivate, Homo- oder Copolymerisate auf Acrylatund Methacrylat-Basis,
Polystyrensulfonsulfonat oder Naturharze, oder Gemische der genannten Polymere, modifiziert
wird. Beispiele für bevorzugte Polymere als Kompositbestandteil sind Polystyrensulfonsäure,
Hydroxypropyl-, Methyl- und Carboxymethylcellulose oder Kolophonium. Der Polymerzusatz
hat zwei Funktionen: (a) durch die Veränderung der Kompositstruktur, ggf. noch unterstützt
durch ionische Gruppen wie im Falle des Polystyrensulfonats, kann man die Freisetzung
des Korrosionsinhibitors verzögern, (b) durch den Polymerzusatz, insbesondere von
löslichen Cellulose-Derivaten, kann man die Viskosität der Sole und damit unter konstanten
Beschichtungsbedingungen die Schichtdicke stark erhöhen. Somit ist man in der Lage,
die absolute Menge des freigesetzten Korrosionsinhibitors in weiten Grenzen zu steuern.
[0021] Als korrosionsinhibierende Stoffe können alle Substanzen, deren Gegenwart die Korrosion
hemmt, beispielsweise substituierte Phenole, Hydrochinon und Chinon-Derivate, Nitrite,
organische Säuren, Salze organischer Säuren, aliphatische oder aromatische Amine,
Amide, Thiazole, Triazole, Imidazole oder deren Gemische eingesetzt werden. Je nach
Löslichkeit, Flüchtigkeit und Molekulargewicht kann ihr Anteil im Komposit 1 bis 50
Gew.-% betragen.
[0022] Das Verfahren zur Herstellung eines korrosionsinhibierenden Kompositmaterials erfolgt
in folgenden Schritten:
(a) Herstellung eines Metalloxidsols, welches Si02, Al203, Ti02, Zr02 oder ZnO oder Gemische der Metalloxide enthält, bzw. durch R-Si0n modifiziert sein kann, durch Hydrolyse der entsprechenden Metallalkoxide in einem
wäßrigen, organischen oder gemischten Lösungsmittel, ggf. unter Zusatz von verdünnter
Mineralsäure, wäßrigem Alkali, Fluorid oder tertiären Aminen als Hydrolysekatalysator.
Als organisches Lösungsmittel wird vorzugsweise Ethanol, Aceton oder Dioxan verwendet.
(b) Wahlweiser Zusatz gelöster oder dispergierter Polymere zur Modifizierung der Schichteigenschaften,
wobei dessen Anteil in Bezug auf das Metalloxid Sol so gewählt wird, daß das resultierende
modifizierte Metalloxid-Sol eine Viskosität von mindestens 5 mPa/20°C aufweist. Der
Polymeranteil liegt typischerweise in einem Bereich von 0.1...20 % Gewichts-% bezogen
auf das Metalloxid.
(c) Lösen des Korrosionsinhibitors in dem ggf. polymermodifizierten Metalloxidsol.
Der Inhibitor kann auch vor oder während der hydrolytischen Bildung der Metalloxidsole
(1) zugemischt werden, wenn er stabil gegenüber den Hydrolysebedingungen (pH- und
Lösungsmittel-Milieu) ist. Für den Einsatz anorganischer Inhibitoren wie Natriumnitrit
ist es aufgrund der begrenzten Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln empfehlenswert,
den Anteil organischer Lösungsmittel im Metalloxidsol gering zu halten, um Ausflockungen
zu vermeiden. Das läßt sich z.B. leicht durch destillative Entfernung des organischen
Lösungsmittels bei gleichzeitiger Zugabe der volumenäquivalenten Menge Wasser erreichen.
Auf diese Weise erhält man hinreichend stabile, rein wäßrige modifizierte Metalloxidsole,
die mit den wasserlöslichen anorganischen Korrosionsinhibitoren homogene Mischungen
ergeben.
(d) Gelieren des inhibitorhaltigen Metalloxidsols durch Erwärmen oder Neutralisieren
zur Herstellung von bulk-Produkten, z.B. zur Herstellung eines pulverförmigen korrosionsinhibierenden
Kompositmaterials, oder durch Beschichten des wirkstoffhaltigen Metalloxidsols auf
einen Träger, beispielsweise auf Papier, Karton, polymere Folien oder Schaumstoffe,
textiles Gewebe oder auf unmittelbar zu schützende metallische oder metallisierte
Gegenstände.
Die Beschichtung kann durch übliche Beschichtungstechniken wie durch Tauchen ("Dip
Coating"), Sprühen ("Spray Coating"), Schleudern ("Spin Coating"), Streichen oder
Begießen erfolgen. Für die Beschichtung von Schaumstoffen ist es günstig, den durchtränkten
Schaumstoff vor der Trocknung durch einen Walzenstuhl laufen zu lassen. Durch den
Walzenabstand kann man die bequem die gewünschte Beladung mit dem korrosionsinhibierenden
Kompositmaterial einregulieren.
(f) Das Entfernen des Lösungsmittels kann durch übliche Trocknungsverfahren wie Luft-,
Vakuum- oder Gefriertrocknung erfolgen. Die Trockenschichtdicken liegen typischerweise
in einem Bereich von 0.08...2 µm.
[0023] Die so erhaltenen korrosionsinhibierenden Kompositmaterialien zeichnen sich durch
eine einfache Herstellbarkeit, gute Langzeitstabilität aufgrund der bekannten chemischen
Inertheit der Matrixkomponente (im einfachsten Fall reines Siliciumdioxid), hervorragende
Schichtbildungseigenschaften und eine effektive Immobilisierung bei hoher korrosionsinhibierenden
Wirkung aus. Weitere Vorteile sind die Eignung praktisch für alle anorganischen und
organischen Stoffklassen, gute Haftung auf unterschiedlichsten Verpackungsmaterialien
und metallischen Gegenständen sowie die Möglichkeit, durch die Rezeptur und Herstellungstechnologie
die Porosität des Kompositmaterials in weiten Grenzen zu steuern.
[0024] Das erfindungsgemäße Material eignet sich darum besonders zur Herstellung von korrosionsschützenden
Verpackungsmaterialien, zur Beschichtung von unmittelbar zu schützenden metallischen
und metallisierten Gegenständen sowie zum Korrosionschutz in geschlossenen Räumen
mittels pulverförmiger korrosionsinhibierender Kompositmaterialien.
Ausführungsbeispiele
1. Herstellung der Metalloxid-Sole
(a) Wäßrig-alkoholisches saures Si02-Sol A
[0025] 50 ml Tetraethoxysilan, 200 ml Ethanol und 100 ml 0,01N Salzsäure werden 20 Std.
bei Raumtemperatur gerührt. Man erhält ein stabiles Si0
2-Sol (4.2 % Feststoffgehalt in 70 % Ethanol, pH ca. 4)
(b) Wäßrig saures Si02-Sol B
[0026] Es werden 200 ml Sol
A mit 140 ml Wasser gemischt. Das Gemisch wird in einer Destillationsapparatur auf
dem siedenden Wasserbad erhitzt und 140 ml Ethanol abdestilliert. Nach Abkühlen erhält
man ein klares Si0
2-Sol mit 4.2 % Feststoffgehalt in Wasser (pH ca. 4).
(c) Wäßrig-dioxanhaltiges saures Si02-Sol C
[0027] 50 ml Tetraethoxysilan, 200 ml Dioxan und 100 ml 0,01N Salzsäure werden 20 Std. bei
Raumtemperatur gerührt. Man erhält ein stabiles Si0
2-Sol (4.2 % Feststoffgehalt in 70 % Dioxan, pH ca. 4)
(d) Wäßrig-alkoholisches alkalisches Si02-Sol D
[0028] 50 ml Tetraethoxysilan, 200 ml Ethanol und 100 ml 0.25 % Ammoniak Lösung werden 20
Std. bei Raumtemperatur gerührt. Man erhält ein stabiles Si0
2-Sol (4.2 % Feststoffgehalt in 70 % Ethanol, pH ca. 9)
(e) Wäßrig-alkoholisches saures Sol E aus Si02/CH3Si01.5
[0029] 35 ml Tetraethoxysilan, 15 ml Trimethoxymethylsilan werden in 200 ml Ethanol und
100 ml 0,01 N Salzsäure 20 Std. bei Raumtemperatur gerührt. Man erhält ein stabiles
modifiziertes Si0
2-Sol (4.2 % Feststoffgehalt in 70 % Ethanol, pH ca. 4)
(f) Alkoholisches Sol F aus Si02-Ti02
[0030] 1 g 1,1,1-Tris-(hydroxymethyl)-propan in 10 ml Ethanol, 10 ml Tetraethoxysilan und
3 ml 3-Glycidyloxypropyl-trimethoxysilan und mit 2.2 g Titantetraisopropylat in 30
ml abs. Ethanol gemischt. Unter Rühren werden bei Raumtemperatur 3 ml 0.01N Salzsäure
in 10 ml Ethanol langsam zugetropft und 10 Std. gerührt. Ca. 12 % Feststoffgehalt
in reinem Ethanol, pH ca. 4.
(g) Alkoholisches polymermodifiziertes Sol G Si02-Ti02
[0031] 100 ml Sol F (Viskosität 4.5 mPa, 20°C) werden mit 0.2 g Klucel H/Aqualon GmbH (Hydroxypropylcellulose)
20 Std. gerührt und durch eine Glasfritte filtriert. Das resultierende Sol G zeigt
eine Viskosität von 48 mPa, 20°C. Bei der Beschichtung einer Stahlplatte durch Tauchbeguß
ergibt eine typische Ziehgeschwindigkeit von 30 cm/min mit Sol
F eine Trockenschichtdicke von 0.63 µm, mit Sol
G 2.82 µm.
(h) Wäßrig alkoholisches Sol H aus Si02-ZnO
[0032] 80 ml Sol F werden mit 20 ml 10% wäßrige Zinkacetat-Lösung 10 Std. gerührt. Stabiles
farbloses Sol, ca. 11.5 % Feststoffgehalt.
2. Herstellung der korrosionsinhibierenden Kompositmaterialien.
[0033] Die in Tab. 1 angegebenen Sole werden mit den gelösten Korrosionsinhibitoren gemischt
und damit (a) unterschiedliche Träger beschichtet bzw. (b) durch Neutralisation mit
2 %iger Amoniaklösung und Erwärmen auf 60°C die Mischung zum Gelieren gebracht. Das
feste Gel wird zur Entfernung des organischen Lösungsmittels an der Luft und anschließend
zur Entfernung der Restfeuchte im Vakuumexsikkator getrocknet.
Tabelle 1
Herstellung der korrosionsinhibierenden Kompositmaterialien |
Nr. |
Sol (100 ml) |
Inhibitor |
Beschichtung |
1 |
A |
20 ml Dicyclohexylammoniumnitrit (5 % in 90 % EtOH) |
Tauchen Papier |
2 |
D |
" |
Tauchen Papier |
3 |
B |
50 ml NaN02 + subst. Phenol 1) (2% in 60 % EtOH) |
Tauchen Papier |
4 |
H |
20 ml Hydrochinon+subst. Phenol2) (2 % in EtOH) |
Tauchen Papier |
5 |
H |
" |
Dip coating, Stahl |
6 |
C |
" |
PUR-Schaum, Tauchen, Walzen |
7 |
F |
50 ml 8-Oxychinolin +subst.Phenol1) (2 % in EtOH) |
Streichen, Papier |
8 |
E |
" |
Streichen, Papier |
9 |
E |
" |
Gelieren, Trocknen Mörsern zum Pulver |
10 |
G |
50 ml Ascorbinsäure+Benzochinon (2 % in EtOH) |
Streichen, Papier |
1) 2.6 Di-tert. butyl-4methylphenol |
2) 2.6 Di-octadecyl-4-methylphenol |
3. Austestung der korrosionsinhibierenden Kompositmaterialien
Probe Nr. 1 (vgl. Tabelle 1)
[0034] Das erfindungsgemäß hergestellte VPI-haltige Papier wurde im Vergleich zu einem als
Referenzsystem dienenden handelsüblichen Korrosionsschutzpapier (R1) nach der in der
Praxis üblichen Methode zur "Prüfung der korrosionsschützenden Wirkung von VPI-Verpackungsmitteln"
(vgl. "Verpackungs-Rundschau" 5/1988, S. 37 ff.) getestet. (R1) enthielt nach chemischer
Analyse die Wirkstoffe Dicyclohexylamin, Na-Nitrit, Na-Salz der Caprylsäure, Harnstoff
und Benzotriazol, wobei die beiden erstgenannten Stoffe etwa im gleichen Anteil wie
das Dicyclohexylammoniumnitrit in dem Papier Nr. 1 vorlagen. Es kamen Prüfkörper aus
unlegiertem Massenstahl St-38 u2 zur Anwendung. Diese wurden vorschriftsgemäß vorbehandelt
und allein oder zusammen mit dem zu prüfenden VPI-Verpackungsmittel in dicht abschließende
Gefäße eingebracht und darin Bedingungen eingestellt, die eine Wasserkondensation
auf der Oberfläche der Prüfkörper zur Folge hatten. Die Schlifffläche der Prüfkörper
wurde bestimmungsgemäß regelmäßig visuell auf die Existenz von Korrosionserscheinungen
untersucht.
[0035] Die ohne Anwendung von VPI eingesetzten Blindproben zeigten bereits nach 26 h Immersion
erste Korrosionserscheinungen im Randbereich; die zusammen mit dem R1-Papier exponierten
Prüfkörper wiesen nach ca. 11 d relativ gleichmäßig über die Oberfläche verteilte
Rostpunkte auf. Das erfindungsgemäß hergestellte Papier Nr. 1 gewährleistete auch
nach 21 d vorschriftsgemäßer Belastung noch seine volle Korrosionsschutzwirkung, erkennbar
am einwandfreien Aussehen der entsprechenden Prüfkörper.
Probe Nr. 2 (vgl. Tabelle 1)
[0036] Erfindungsgemäß hergestelltes VPI-haltiges Papier wurde ebenso wie der erfindungsgemäß
beschichtete PUR-Schaumstoff (POLYFORM ET PF 193, Polyform Kunststofftechnik GmbH
Rinteln) auf seine Korrosionsschutzeigenschaften überprüft, indem daraus zugeschnittene
Segmente gemeinsam mit Blechen aus Al 99 bzw. galvanisch verzinktem Stahl (Zn-Auflage
8 µm) in geschlossenen Glasgefäßen über gesättigter Dinatriumhydrogenphosphat-Lösung
gelagert wurden. Letztere stellt im geschlossenen Gasraum bei 25 °C eine rel. Luftfeuchtigkeit
(RH) = 95 % ein. Dabei hatten die Segmente des VPI-Verpackungsmittels die gleiche
geometrische Oberfläche wie die verwendeten Prüfbleche und waren in einem Abstand
von ca. 2 cm zueinander angeordnet. Die Prüfbleche waren unmittelbar vor der Exposition
in der Prüfkammer mit 0,01 M Kochsalzlösung bestrichen worden. In Referenz zu den
erfindungsgemäßen Verpackungsmitteln wurde in gleicher Weise ein für diese Zwecke
handelsübliches VPI-Papier (R2) untersucht, das die Wirkstoffe Di- und Triethanolamin,
die Na-Salze der Capryl- und Benzoesäure sowie Benzotriazol enthielt.
[0037] Während die als Blindproben eingesetzten Al-Bleche bereits nach ca. 40 h die ersten
weißlichen, punktförmigen Ausblühungen zeigten, gewährleistete das System (R2) seine
Schutzfunktion etwa 9 d. Die Versuche mit den erfindungsgemäßen VPI-Verpackungsmitteln
Papier und PUR-Schaum wurden nach 32 d bei völlig einwandfreien Aussehen der Prüfbleche
eingestellt.
[0038] Bei den als Blindproben verwendeten verzinkten Blechen waren erste weißliche Ausscheidungen
in den Randbereichen nach ca. 30 h zu erkennen. Die Verwendung von (R2) zögerte diesen
Effekt auf etwa 12 d hinaus. Die Versuche mit den erfindungsgemäßen VPI-Verpackungsmitteln
werden bereits ca. 40 d verfolgt und zeigen nach keinerlei Veränderungen.
Probe Nr. 3 (vgl. Tabelle 1)
[0039] Platten der Abmessungen (76 x 152 x 5) mm aus Gußeisen GGl 25, die durch Schleifen
mit Papier der Körnung 280 von sichtbaren Verunreinigungen befreit worden waren, wurden
in einem geschlossenen Feuchtraum mit (RH) = 93 % und 40 °C ohne bzw. mit gleichzeitiger
Aufstellung einer Schale, die VPI-abgebendes Pulver enthält, deponiert. Neben dem
erfindungsgemäß hergestellten Komposit Nr. 3 wurde ein handelsübliches Granulat (R3)
untersucht, das nach chemischer Analyse die Wirkstoffe Dicyclohexylammoniummolybdat,
Natriumnitrit und Benzotriazol enthielt.
[0040] Die VPI-haltigen Feststoffe wurden in einer weitflächigen Schale feinverteilt mit
1 g / 100 cm
3 Feuchtraumvolumen zur Anwendung gebracht. In der reinen Feuchtluft waren auf den
Gußeisenplatten schon nach ca. 7 h erste fleckenförmige Rosterscheinungen beobachtbar.
In der mit dem handelsüblichen VPI-Granulat beschickten Kammer wurde der Korrosionsschutz
ca. 62 h aufrecht erhalten. Die Proben, die gemeinsam mit dem erfindungsgemäß hergestellten
VPI-emittierenden Pulver dem Feuchtraumklima ausgesetzt waren, zeigten auch bei Abbruch
der Versuche nach 20 d noch keinen Rostbildung. Dafür ist erfindungsgemäß sowohl die
verwendete neuartige Kombination von Korrosionsinhibitoren als auch die den kontinuierlichen
Austrag in die Gasphase gewährleistende Konstitution des VPI enthaltenden Komposits
verantwortlich zu machen.
Probe Nr. 4 (vgl. Tabelle 1)
[0041] Das nach dem erfindungsgemäßen Herstellungsverfahren Nr. 4 bereitstehende Papier
wurde auf seine Eignung zur Bewahrung des Glanzverhaltens von eloxierten Al-Platten
untersucht. Für die Beurteilung des Glanzes wurde das Meßsystem CLOSScomp/OPTRONIK
Berlin eingesetzt. Dieses entnimmt aus der jeweiligen Reflexionskurve des Substrates
die Meßgrößen Maximalwert P / dB (Peakhöhe), maximaler Anstieg A / (dB / Grad) , Halbwertsbreite
HW / Grad der Reflexionskurve und berechnet daraus den visuellen Glanzgrad Gt in %.
[0042] Ein durch erste Korrosionserscheinungen bedingter Glanzverlust repräsentiert sich
in geringeren Werten für P, A und Gt sowie in einer Zunahme von HW.
[0043] Al-Platten mit den Ausgangsdaten P = 46,2 dB, A = 14,9 dB / Grad, HW = 7,6 und Gt
= 77,7 % wurden unverpackt oder umhüllt mit einer Lage VPI-emittierendem Papier in
Kondenswasserwechselklima (KFW) nach DIN 50017 exponiert. Als Referenzsystem diente
ein handelsübliches VPI-Papier, das gemäß chemischer Analyse die Wirkstoffe Monoethanolamin,
Benzoesäure, Na-Benzoat, Harnstoff und Glycerin enthielt (R4).
[0044] Bei den als Blindproben eingesetzten Al-Platten wurde nach einer Exposition von 3
d nur noch Gt = 28,9 % ermittelt. Nach dieser Zeit hatten die mit (R4) verpackten
Platten noch einen Glanzwert von Gt = 74,5 %, die mit den erfindungsgemäß hergestellten
Papier verpackten Platten Gt = 77,0 %. Nach 16 d Exposition hatte sich dieser Wert
im Rahmen des Meßfehlers nicht verändert, während an den in (R4) verpackten Proben
nur noch Gt = 33 % gemessen wurde. Damit wird die Überlegenheit des erfindungsgemäß
behandelten Papiers Nr. 4 für die Zwecke des Korrosionsschutzes dokumentiert.
Probe Nr. 5 (vgl. Tabelle 1)
[0045] Erfindungsgemäß beschichtete Platten aus eloxiertem Al wurden hinsichtlich ihres
Glanzverhaltens ebenfalls mit dem im Beispiel Nr. 4 genannten Meßsystem CLOSScomp
charakterisiert. Gegenüber unbeschichteten Al-Platten lag der visuelle Glanzgrad vor
Versuchsbeginn im Mittel bei Gt = 82 % sogar noch um etwa 5 % höher. Die als Referenzsystem
(R5) mit einem handelsüblichen Alkydharzklarlack im Schleuderverfahren erzeugten Trockenschichtdicken
von ca. 20 µm brachten im Vergleich dazu im Ausgangszustand nur Werte von Gt bei 68
%. Die beschichteten und die unbeschichteten Platten wurden im Klimaschrank gemäß
IEC 68-2-30 zyklisch mit Feuchtluft belastet. Dabei besteht ein 24 h-Zyklus aus folgenden
Etappen: 6 h 25 °C und (RH) = 98 %, 3 h Aufheizphase von 25 auf 55 °C bei (RH) = 95
%, 9 h 55 °C bei (RH) 93 % und 6 h Abkühlphase von 55 auf 25 °C bei (RH) = 98 %. Nach
jedem Zyklus erfolgt eine visuelle Beurteilung des Oberflächenzustandes der Probeplatten.
[0046] Nach 4 Zyklen trat an den unbehandelten Al-Blechen bereits Fleckenbildung auf, die
zu lokal stärker differierenden Gt-Werten um 36 % führte. Bei (R5)-Blechen wurde eine
Erniedrigung der Gt-Werte nach 8 Zyklen festgestellt, zunächst bedingt durch die mit
der Wasseraufnahme verbundene Quellung der organischen Beschichtung. Die Gt-Werte
der erfindungsgemäß beschichteten Al-Platten waren noch nach 30 Zyklen im Rahmen des
Meßfehlers unverändert.
Probe Nr. 6 (vgl. Tabelle 1)
[0047] Polierte Platten aus Cu und Messing Ms63 wurden zwischen erfindungsgemäß beschichteten,
flächenmäßig gleichgroßen Tafeln aus PUR-Schaumstoff geschichtet und in Folien aus
reinem Polyethylen (100 µm) eingeschweißt. Die auf diese Weise verpackten Proben wurden
der zu Nr. 5 beschriebenen Feuchtklimabeanspruchung gemäß IEC 68-2-30 ausgesetzt.
Parallel dazu wurden Prüfkörper der bezeichneten Werkstoffe ohne VPI-emittierendes
Hilfsmittel bzw. gemeinsam mit einem handelsüblichen Folienmaterial als Referenzsystem
(R6) verpackt im Klimaschrank deponiert. (R6) enthielt gemäß chemischer Analyse die
Wirkstoffe Ammoniummolybdat, Triethanolamin und Benzotriazol.
[0048] Die Blindproben zeigten nach 7 Zyklen eine leichte Dunkelfärbung ihrer Oberfläche.
Bei den in (R6) verpackten Prüfkörpern trat eine gleichartige Fleckenbildung am Cu
nach 12 Zyklen und am Ms nach 16 Zyklen auf. Die mit dem erfindungsgemäß hergestellten
VPI-emittierenden Verpackungsmittel deponierten Platten sahen bei Abbruch der Versuche
nach 31 Zyklen noch völlig unverändert aus.
Probe Nr. 7 (vgl. Tabelle 1)
[0049] Die Korrosionsschutzfunktion des erfindungsgemäß hergestellten VPI-Papiers Nr. 7
wurde auf die gleiche Weise geprüft wie zu Nr. 1 beschrieben. Es resultierte eine
gleichartige Inhibitorwirkung. Das erscheint besonders bemerkenswert. Während es sich
bei dem in Nr. 1 angewandten VPI um das bereits über viele Jahre bekannte und genutzte
Dicyclohexylammoniumnitrit handelt, das auf die beschriebene Weise nur als stabil
funktionierendes Reservoir fixiert wurde, war die Verwendung des 8-Oxychinolins als
VPI erst durch die erfindungsgemäße Fixierung auf Festkörperoberflächen möglich. Dieses
Beispiel belegt, daß mit der erfindungsgemäßen Herstellung korrosionsinhibierender
Kompositmaterialien neben bereits bewährten Wirkstoffen auch Stoffe, die mit den bisherigen
Bearbeitungsverfahren nicht applizierbar waren, als neue VPI eingeführt werden können.
Das wurde auch mit einer Reihe anderer, hier nicht beispielhaft erwähnter Wirkstoffe
schon erfolgreich getestet.
Probe Nr. 8 (vgl. Tabelle 1)
[0050] Lamellen aus Kupfer, die außen stromlos (chemisch) mit einer dünnen Nickelschicht
versehen sind, müssen für Belange der Halbleiterindustrie auch nach längerer Lagerung
an trockener Luft bei Raumtemperatur noch bondfähig bleiben. Durch die Alterung des
auf der Nickeloberfläche vorhandenen Primäroxidfilms im Zusammenwirken mit den dort
noch vorhandenen Resten der chemischen Vernickelung ist das im allgemeinen nicht der
Fall. Mit dem bei Nr. 1 genannten Referenzsystem (R1) gelang keine Hinauszögerung
dieses Alterungsprozesses. Die chemisch vernickelten Lamellen konnten im Mittel nach
5 d Lagerung in diesem VPI-Papier nicht mehr gebondet werden. Wurden die Lamellen
dagegen unmittelbar nach dem Ende der Vernickelung in einen Exsikkator überführt,
dessen Bodenteil mit dem erfindungsgemäß hergestellten Pulver Nr. 8 gefüllt war, dann
blieb die Alterung des Ni-Primäroxidfilms inhibiert und die Lamellen konnten noch
nach 24 d Lagerung gebondet werden.
1. Korrosionsinhibierendes Kompositmaterial, bestehend aus einem Komposit, das ein Metalloxidgel
und ein oder mehrere Korrosionsinhibitoren enthält.
2. Kompositmaterial gemäß Anspruch 1, das als Metalloxidgel Si02, Al203, Ti02, Zr02 oder ZnO oder deren Gemische enthält.
3. Kompositmaterial gemäß Anspruch 1, bei dem als Metalloxidgel 1 Gewichtanteil Si02 mit x Gewichtsanteilen (0 < x < 1) R-Si0n cokondensiert ist, wobei R ein organischer Alkylrest ist, der Amino-, Hydroxy- oder
Alkoxygruppen enthalten kann, und n < 2 ist.
4. Kompositmaterial gemäß Anspruch 1 - 3, bei dem das Metalloxidgel durch ein organisches
Polymer modifiziert ist, wobei 1 Gewichtsanteil Metalloxidgel mit x Gewichtsanteilen
(0 < x < 1) eines organischen Polymers modifiziert ist.
5. Kompositmaterial gemäß Anspruch 4, bei dem als organisches Polymer Cellulose-Derivate,
Stärke-Derivate, Polyalkylenglykole oder deren Derivate, Homo- oder Copolymerisate
auf Acrylat- und Methacrylat-Basis, Polystyrensulfonat, Naturharze oder Gemische der
genannten Polymere verwendet werden.
6. Kompositmaterial gemäß Anspruch 1 bis 5, bei dem als Korrosionsinhibitor beispielsweise
substituierte Phenole, Hydrochinon- und Chinon-Derivate, Nitrite, organische Säuren,
Salze organischer Säuren, aliphatische oder aromatische Amine, Amide, Thiazole, Triazole,
Imidazole oder deren Gemische enthalten sind.
7. Korrosionsschutzmaterial, das ein Kompositmaterial gemäß einem der Ansprüche 1 bis
6 enthält.
8. Korrosionsschutzmaterial gemäß Anspruch 7, das aus einem Verpackungs-Trägermaterial
besteht, das mit dem Komposit beschichtet oder imprägniert ist.
9. Korrosionsschutzmaterial gemäß Anspruch 7, das aus einem festen Füllmaterial besteht,
das das Komposit enthält.
10. Verfahren zur Herstellung eines korrosionsinhibierenden Kompositmaterials, gekennzeichnet
durch folgende Schritte:
(a) Herstellung eines Metalloxidsols, welches Si02, Al203, Ti02, Zr02 oder ZnO oder Gemische der Metalloxide enthält bzw. durch R-Si0n modifiziert sein kann, durch sauer oder basisch katalysierte Hydrolyse der entsprechenden
Metallalkoxide in einem wäßrigen, organischen oder gemischten Lösungsmittel,
(b) Lösen des Korrosionsinhibitors in dem Metalloxidsol,
(c) Gelieren des korrosionsinhibitorhaltigen Metalloxidsols durch Erwärmen und/oder
Neutralisieren oder durch Beschichten auf einen Träger, und
(d) Entfernen des Lösungsmittels.
11. Verfahren gemäß Anspruch 10, wobei dem Metalloxidsol in Schritt (a) oder (b) ein gelöstes
oder dispergiertes Polymer zugesetzt wird.
12. Verfahren gemäß Anspruch 10 oder 11, wobei bei Schritt (c) als Träger Papier, Karton,
polymere Folien oder Schaumstoffe, textile Gewebe oder unmittelbar zu schützende metallische
oder metallisierte Gegenstände verwendet werden.
13. Verwendung eines korrosionsinhibierendes Kompositmaterials gemäß Anspruch 1 bis 6
als Dampfphaseninhibitor; zur Herstellung oder Imprägnierung von korrosionsschützenden
Verpackungsmaterialien; zur Beschichtung von metallischen und metallisierten Gegenständen;
oder zum Korrosionschutz.