[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Registrierung Von Unfallereignissen, insbesondere
zur Anwendung in einem in einem Fahrzeug angeordneten Datenregistriergerät, das als
Unfalldatenspeicher ausgebildet ist oder die Funktion eines Unfalldatenspeichers beinhaltet.
[0002] Der Zweck eines Unfalldatenspeichers besteht darin, unfallbezogene Daten zu registrieren
und dadurch für eine spätere Auswertung bereitzustellen, damit ein Unfallhergang rekonstruierbar
wird. Daten, die zu derselben Unfallsituation gehören und damit in einem zeitlichen
Zusammenhang stehen, charakterisieren ein Unfallereignis, im folgenden kurz Ereignis
genannt. Der Begriff des Unfalls ist hierbei weit auszulegen, weil ein Unfallereignis
auch Daten von Situationen einschließen soll, die auf eine materialschädigende Fahrweise
schließen lassen. Ein Unfall im Sinne dieser Erfindung ist daher jede Situation, die
im normalen Bewegungsablauf des Fahrzeugs in potentiell schädigender Weise plötzlich
auftritt und diesen gegebenenfalls unterbricht.
[0003] Ein Unfalldatenspeicher erfaßt fahrdynamische Signale und binäre Statussignale, die
beide im folgenden der Einfachheit halber unter dem Begriff

Daten" subsumiert werden. Zu den fahrdynamischen Daten zählen die Beschleunigungen
des Fahrzeugs in Richtung von dessen Längsachse und Querachse sowie gegebenenfalls
von dessen Hochachse. Des weiteren können aus den Beschleunigungen abgeleitete Größen
wie der Geschwindigkeitsübertrag, der Ruck, die Leistung oder die Powerrate hinzukommen.
Die momentane Fahrzeuggeschwindigkeit wird oft unabhängig von den Beschleunigungen
aus dem Signal eines Impulsgebers, der eine Radumdrehung erfaßt, ermittelt. Statussignale
geben Auskunft über den Betriebszustand diverser Einrichtungen des Fahrzeugs, ob beispielsweise
die Bremse, der Warnblinker oder andere Einrichtungen betätigt worden sind.
[0004] Die im Unfalldatenspeicher zu registrierenden Daten werden im Fahrzeug an geeigneten
Stellen erfaßt und dem Unfalldatenspeicher zugeleitet. Jede Datenzuleitung wird im
folgenden als ein Datenkanal bezeichnet. Ein Unfalldatenspeicher verfügt üblicherweise
über eine Vielzahl von Datenkanälen, über die ihm Daten aus verschiedenen Datenquellen
zufließen. Die einzelnen Datenkanäle werden von der Steuereinheit des Unfalldatenspeichers,
die in der Regel als Mikroprozessor oder Mikrocontroller ausgebildet ist, in einem
praxisgerecht angepaßten zeitlichen Takt abgefragt, wobei die Taktraten für die einzelnen
Datenkanäle durchaus voneinander verschieden sein können. Fahrdynamische Daten werden
in der Regel in einem schnelleren Takt - und damit häufiger - in die Speichermittel
des Unfalldatenspeichers eingelesen als Statussignale.
[0005] Herkömmliche Unfalldatenspeicher, wie zum Beispiel in der Schrift EP 0118 818 B1
beschrieben, bewerten allein eingehende fahrdynamische Daten nur im Hinblick auf starre,
zuvor festgelegte Grenzwerte. Werden diese überschritten, bewertet der Unfalldatenspeicher
das durch die erfaßten Daten charakterisierte Ereignis als Unfall. Daraufhin werden
alle zu diesem Ereignis gehörenden Daten derart in einen eigens dafür vorgesehenen
Speicherbereich geschrieben, daß diese Daten in ihrer Gesamtheit unverändert bis zu
ihrer Auswertung erhalten bleiben. Damit wird gerade bei der Anforderung des Marktes,
daß ein Unfalldatenspeicher in der Lage sein muß, mehrere Unfallereignisse aufzuzeichnen,
eine verhältnismäßig große Datenmenge festgehalten, für die im Unfalldatenspeicher
erhebliche Speichermittel bereitzustellen sind. Das ist jedoch teuer und für die Zweckerfüllung
eines Unfalldatenspeichers von nur geringer Effektivität. Weil eine differenziertere
Bewertung und Speicherung der Daten nicht erfolgt, ergibt sich auch der Nachteil,
daß ein solcher Unfalldatenspeicher die unterschiedlichen, durch die fahrzeugabhängigen
Einsatzbedingungen gegebenen Anforderungen nicht praxisgerecht erfüllen kann, denn
bislang muß jeder herkömmliche Unfalldatenspeicher nach seinem Einbau in ein Fahrzeug
seiner jeweiligen Betriebsumgebung individuell angepaßt werden.
[0006] Es ist die Aufgabe der vorliegenden Erfindung, ein Verfahren zur Registrietung von
Unfallereignissen dahingehend zu verbessern, daß es sich in seiner Empfindlichkeitseinstellung
den Einsatzverhältnissen des Unfalldatenspeichers anpaßt, wobei es bei der Datenspeicherung
insbesondere die Daten derjenigen Ereignisse mit der größten Relevanz im Hinblick
auf ein Unfallgeschehen berücksichtigt.
[0007] Die Aufgabe wird durch die Merkmale des ersten Anspruchs gelöst. Die abhängigen Ansprüche
zeigen vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der gefundenen Lösung.
[0008] Die Lösung ist gekennzeichnet durch ein Verfahren, das jedes Ereignis mit einem Gewichtungsfaktor
bewertet und sodann bewertungsgesteuert abgespeichert. Vorteilhafterweise erfolgt
sodann eine Abwertung nicht mehr relevanter Ereignisse anhand festgelegter Kriterien,
wie es in den Ansprüchen 8 bis 12 aufgezeigt ist.
[0009] Im einzelnen wird dabei wie folgt vorgegangen: Wie bereits beschrieben, werden von
der Steuereinheit des Unfalldatenspeichers die Daten aller anliegenden Datenkanäle
zyklisch abgefragt. Ergeben sich bei den Bewegungsdaten, insbesondere bei den Beschleunigungsdaten
signifikante Veränderungen von einer zur nächsten Meßwerterfassung, werden diese und
auch andere bezüglich einer Unfallsituation besonders aussagefähige Daten ab dem Eintritt
dieser Veränderung für einen vorgegebenen Zeitraum Δt einer genauen Prüfung unterzogen.
Dieser Zeitraum Δt liegt im Bereich von Sekunden, vorzugsweise zwischen 1 und 20 Sekunden.
Zusätzlich zur Beobachtung des Verlaufs der Beschleunigungsdaten kann zum Beispiel
geprüft werden, ob die Bremse oder der Warnblinker betätigt worden sind oder ob das
Fahrzeug zum Stillstand gekommen ist. Diese Prüfung führt dazu, daß ein Ereignis,
das durch die in diesem Zeitraum Δt erfaßten Daten charakterisiert ist, durch eine
Gesamtschau der erfaßten Daten bewertet wird. Die Bewertung erfolgt dadurch, daß dieses
Ereignis auf der Grundlage der in diesem Zeitraum Δt erfaßten Daten mit einem Gewichtungsfaktor
versehen wird. Der dem Ereignis zugeordnete Gewichtungsfaktor besteht dabei aus einer
Zahl µ, deren Wert zwischen null und eins liegt. Eins bedeutet, daß ein Ereignis größter
Wichtigkeit vorliegt, null hingegen ein geringfügiges bzw. ein unwichtiges Ereignis.
Die Zuordnungskriterien für die Zahl µ zu einem Ereignis können beispielsweise in
einer Auswertung des Vorhandenseins, der Intensität, der Dauer und dem Zeitverhalten
von Daten bestimmter Datenkanäle bestehen. Die gewichtende Bewertung festgestellter
Ereignisse in der vorbeschriebenen Weise ist der erste Schritt in dem erfindungsgemäß
vorgeschlagenen Verfahren. Der zweite Schritt umfaßt die Vorgehensweise bei der Abspeicherung
der bewerteten Ereignisse, die jetzt nachfolgend beschrieben wird.
[0010] Die zu einem bestimmten Ereignis gehörenden Daten werden in einem zum Unfalldatenspeicher
gehörenden Ereignisspeicher abgespeichert. Zu diesen Daten kommen üblicherweise noch
Daten hinzu, die unmittelbar vor oder nach dem Ereigniszeitraum Δt erfaßt wurden.
Denn die Aufzeichnung von Daten aus dem Vor- und Nachereigniszeitraum verbessert die
Rekonstruierbarkeit des Unfallereignisses. Es hat sich als praxisgerecht und zweckdienlich
erwiesen, Daten eines zusammenhängenden Zeitraums von etwa 30 bis 60 Sekunden aufzuzeichnen,
wenn vom Unfalldatenspeicher eine Fahrsituation als potentielles Unfallereignis erkannt
wurde.
[0011] Der Ereignisspeicher ist so ausgelegt, daß dessen Speicherkapazität für eine bestimmte
Anzahl n von Ereignissen ausreicht. Zum Beispiel mag er Platz für n = 10 Ereignisse
bieten. Wenn die Steuereinheit des Unfalldatenspeichers ein aktuelles Ereignis mit
dem Gewichtungsfaktor µ
0 feststellt, wird der Ereignisspeicher auf freien Speicherplatz durchsucht. Falls
ausreichend freier Speicherplatz zur Verfügung steht, wird das aktuelle Ereignis mit
seinen zugehörigen Daten dort abgespeichert. Wenn kein freier Speicherplatz vorhanden
ist, wird von allen im Ereignisspeicher gespeicherten Ereignissen dasjenige Ereignis
mit dem geringwertigsten Gewichtungsfaktor µ = µ
min ermittelt. Nun folgt ein Vergleich des Gewichtungsfaktors µ des aktuellen Ereignisses
mit dem geringwertigsten Gewichtungsfaktors µ
min eines bereits gespeicherten Ereignisses. Falls der Gewichtungsfaktor µ des aktuellen
Ereignisses mindestens ebenso groß ist wie der Gewichtungsfaktor des geringwertigsten
bereits abgespeicherten Ereignisses, also µ
min ≤ µ
0 ist, werden die Daten des Ereignisses mit dem Gewichtungsfaktor µ
min von den Daten des aktuellen Ereignisses mit dem Gewichtungsfaktor µ
0 überschrieben. Wenn hingegen der Gewichtungsfaktor µ des aktuellen Ereignisses kleiner
ist als der Gewichtungsfaktor µ
min des geringwertigsten bereits gespeicherten Ereignisses, das heißt µ
0 < µ
min, werden dessen Daten im Ereignisspeicher nicht abgespeichert.
[0012] Damit die Daten eines Ereignisses mit zu keinem Gewichtungsfaktor im Vergleich zu
den im Ereignisspeicher bereits abgespeicherten Ereignissen oder auch die Daten eines
im Ereignisspeicher gespeicherten Ereignisses, das jetzt aber überschrieben werden
soll, nicht vollständig verloren gehen, kann im Zusammenwirken mit dem Unfalldatenspeicher
ein Statistikspeicher vorgesehen werden, in dem ein reduzierter Satz der Daten, die
sonst von Verlust bedroht wären, gespeichert wird. Bedarfsweise können auch Ereignisse,
die nach ihrer Abwertung aus dem Ereignisspeicher herausfallen, vom Statistikspeicher
übernommen werden. Programmtechnisch einfacher ist es, grundsätzlich von jedem erfaßten,
aufgrund von signifikanten Meßwertveränderungen erkannten Ereignis ungeachtet seiner
Gewichtung einen reduzierten Datensatz in den Statistikspeicher aufzunehmen, und zwar
noch bevor entschieden wird, ob und in welcher Weise das Ereignis in den Ereignisspeicher
aufgenommen wird. Bei dieser letztgenannten Vorgehensweise entfällt der Datentransfer
vom Ereignisspeicher zum Statistikspeicher.
[0013] Der Statistikspeicher ist dabei so ausgelegt, daß er eine im Vergleich zum Ereignisspeicher
größere Anzahl m von Ereignissen registrieren kann, wobei zum Beispiel m = 100 betragen
kann. Seine Fähigkeit zur Speicherung einer größeren Anzahl von Ereignissen resultiert
auch daraus, daß die Datenmenge je Ereignis reduziert wird. So kann die Datenaufzeichnung
je Ereignis auf einige wenige Informationen beschränkt werden, zum Beispiel auf die
Uhrzeit des Eintritts des Ereignisses, den dazugehörigen km-Stand des Fahrzeugs sowie
dessen Geschwindigkeit und auf den ursprünglichen Gewichtungsfaktor µ des Ereignisses.
[0014] Wie bereits erwähnt, kann der Statistikspeicher auch so eingesetzt werden, daß grundsätzlich
von jedem festgestellten Ereignis ein in seinem Umfang reduzierter Datensatz dort
abgelegt wird, und zwar unabhängig davon, wie dieses Ereignis im Ereignisspeicher
behandelt wird. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, daß eine Übertragung von Daten
aus dem Ereignisspeicher in den Statistikspeicher zu keinem Zeitpunkt erforderlich
ist. Außerdem liegen dann die Datensätze im Statistikspeicher immer in chronoligischer
Reihenfolge vor, was ihre Auswertung vereinfacht.
[0015] Der weiterer, vorteilhafter Schritt der vorgeschlagenen Lösung besteht in einer Abwertung
der Ereignisse im Ereignisspeicher. Die im Ereignisspeicher gespeicherten Ereignisse
werden dabei fortlaufend auf ihre Relevanz geprüft. Diese Prüfung kann durch eine
Auswertung von Datenkanälen erfolgen, die für eine Gewichtung der Wertigkeit der Ereignisse
als relevant angesehen werden. Insbesondere kann die Relevanz eines Ereignisses durch
Auswertung der Länge der Fahrstrecke s seit Eintreten des Ereignisses beurteilt werden
oder durch Auswertung der Verweildauer ΔT der einzelnen Ereignisse im Ereignisspeicher.
Natürlich können die genannten Abhängigkeiten auch zusammen berücksichtigt werden,
wobei überdies auch jeweils der ursprüngliche Gewichtungsfaktor µ des Ereignisses
berücksichtigt werden kann. Welche Abhängigkeiten zweckmäßig sind, kann nach praktischen
Erwägungen festgelegt werden, wobei die im Unfalldatenspeicher zur Verfügung stehende
Rechnerleistung sicher mit entscheidend sein wird.
[0016] Beim genannten Vorgehen wird davon ausgegangen, daß mit zunehmender gefahrener Wegstrecke
nach Eintreten des Ereignisses dessen Relevanz nach Überschreiten einer Mindeststrecke
s
min immer weiter abnimmt. Nach Überschreiten dieser Mindeststrecke s
min kann die Abwertung des Gewichtungsfaktors µ bis zu einer Strecke s
max kontinuierlich, vorzugsweise linear bis auf µ = 0 erfolgen. Des weiteren können die
Parameter s
min und s
max bedarfsweise als eine Funktion des ursprünglichen Gewichtungsfaktors gewählt werden.
Entsprechend kann eine Abwertung der Ereignisse auch anhand ihrer Verweildauer ΔT
im Ereignisspeicher erfolgen, wobei der ursprüngliche Gewichtungsfaktor µ nach Überschreiten
einer Mindestverweildauer ΔT
min bis zu einer Verweildauer ΔT
max kontinuierlich, vorzugsweise linear bis auf µ = 0 herabgesetzt wird. Mit Mitteln
der Fuzzy Logik kann dann die Gesamtabwertung aus allen Parametern der herangezogenen
Abwertungskriterien berechnet und zur Anwendung gebracht werden.
[0017] Die ersten beiden Verfahrensschritte werden in der schematischen Darstellung der
Figur 1 veranschaulicht. Von allen Ereignissen wird ein im Umfang reduzierter Datensatz in
einem zum Datenregistriergerät gehörenden Statistikspeicher abgelegt. Parallel dazu
wird von der nicht dargestellten Steuereinheit des Unfalldatenspeichers geprüft, ob
dieses Ereignis aufgrund seiner Gewichtung im Ereignisspeicher zur Abspeicherung gelangen
kann und welche Auswirkung die Speicherung dieses Ereignisses auf die Rangfolge der
dort bereits gespeicherten Ereignisse hat. Die
Figur 2 zeigt exemplarisch die Vorgehensweise beim dritten Verfahrensschritt, der die Abwertung
von im Ereignisspeicher gespeicherten Ereignissen betrifft. In Abhängigkeit vom ursprünglichen
Gewichtungsfaktor µ
0 wird hier das Ereignis anhand der seit seinem Eintritt gefahrenen Wegstrecke s, die
hier in km bemessen ist, kontinuierlich auf den Wert µ = 0 abgewertet.
[0018] Das hier beschriebene, schrittweise ablaufende Verfahren zur Registrierung von Unfallereignissen
hat den besonderen Vorteil, daß sich der Unfalldatenspeicher in seiner Empfindlichkeit
adaptiv seinen besonderen Einsatzbedingungen selbsttätig anpaßt. Durch die Abwertung
von im Ereignisspeicher befindlichen Ereignissen und die Zuführung neuer, aktueller
Ereignisse in Verbindung mit dem Überschreiben alter, nicht mehr relevanter Ereignisse
stellt sich im Ereignisspeicher ein sogenanntes Fließgleichgewicht ein, da sich im
Ereignisspeicher nach einer gewissen Zeit eine von den besonderen Einsatzbedingungen
des Fahrzeugs abhängige Bewertung µ
min ohne werksseitige Parametrierung oder manuelle Einstellung am Unfalldatenspeicher
von selbst einstellen wird, weil nur neue Ereignisse mit einem Gewichtungsfaktor von
µ ≥ µ
min zur Abspeicherung gelangen, während Ereignisse mit einem Gewichtungsfaktor µ < µ
min nicht in den Ereignisspeicher aufgenommen werden. Hierdurch erhält der Unfalldatenspeicher
die Fähigkeit, seine Empfindlichkeit seinem speziellen Einsatzgebiet individuell anzupassen,
wodurch seine Verwendbarkeit erheblich verbessert wird. Ein Gewichtungsfaktor vom
Wert µ
min entspricht dabei jeweils der niedrigsten Ansprechschwelle, die für das Fahrzeug,
in dem der Unfalldatenspeicher eingebaut ist, entsprechend seinen Betriebsbedingungen
gerade noch sinnvoll ist. Alle unfallverdächtigen Situationen werden vorsorglich für
eine spätere Auswertung erfaßt, wohingegen Abspeicherungen von Daten geringer Relevanz
die Funktionstüchtigkeit des Unfalldatenspeichers durch eine unnötige Beanspruchung
von Speicherplatz nicht beeinträchtigen.
[0019] Auch werden durch dieses Verfahren zur Registrierung von Unfallereignissen die im
Unfalldatenspeicher implementierten Speichermittel sehr effektiv genutzt. Daten von
geringer Aussagekraft werden entweder gleich ausgesondert oder nur in reduziertem
Umfang gespeichert. Dadurch kann trotz einer verhältnismäßig geringen Gesamtkapazität
der Speichermittel dennoch eine beachtliche Anzahl von Unfallereignissen in guter
Qualität registriert werden. Wenn ein Statistikspeicher realisiert ist, stehen viele
Datensätze über einen längeren Zeitraum zur Verfügung, die gerade beim Einsatz des
Unfalldatenspeichers in Fahrzeugflotten eine gewisse Kontrolle und Überwachung des
Umgangs mit dem Fahrzeug erlauben. Eine auswertende Stelle kann den Daten im Statistikspeicher
wertvolle Hinweise entnehmen, auch wenn die dort abgelegten Datensätze in ihrem Umfang
reduziert sind.
[0020] Da bedingt durch das neuartige Speicherkonzept stets die Daten derjenigen Ereignisse
im Vordergrund stehen, die die größte Relevanz im Hinblick auf ein Unfallgeschehen
haben, erhöht sich auch für den Anwender eines erfindungsgemäßen Unfalldatenspeichers
der Nutzen einer Datenauswertung. Denn die Datenmenge ist im Hinblick auf ihre Unfallrelevanz
optimiert.
1. Verfahren zur Registrierung von Unfallereignissen, insbesondere zur Anwendung in einem
als Unfalldatenspeicher ausgebildeten Datenregistriergerät für Fahrzeuge,
a) wobei das Datenregistriergerät fortlaufend Daten aufnimmt,
b) wobei diese Daten sich zusammensetzen aus
• fahrdynamischen Signalen, die durch die Fahrzeugbewegung erzeugt werden, und
• aus binären Statussignalen, die einen Zustand von Fahrzeugaggregaten angeben,
c) und wobei annähernd zeitgleich erfaßte Daten dann ein Unfallereignis bilden, wenn
mehrere Daten in ihrem Signalverlauf eine plötzliche Abweichung von einem normalen
Bewegungsablauf des Fahrzeugs erkennen lassen,
dadurch gekennzeichnet,
d) daß jedes Unfallereignis in Verbindung mit seiner Erkennung dadurch bewertet wird,
daß ihm ein Gewichtungsfaktor zugeordnet wird,
e) daß eine Abspeicherung der zu einem Unfallereignis gehörenden Daten nur dann erfolgt,
wenn der Wert des Gewichtungsfaktors von dem aktuell erfaßten Unfallereignis mindestens
ebenso groß ist wie derjenige von den Gewichtungsfaktoren, die zu bereits registrierten
Unfallereignissen gehören.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Bewertung eines aktuellen
Unfallereignisses erfolgt, indem beim Erkennen eines Unfallereignisses vom Datenregistriergerät
erfaßte und bezüglich einer Unfallsituation relevante Daten für einen vorgegebenen
Zeitraum Δt in ihrem Verlauf beobachtet und bewertet werden und in Abhängigkeit von
dieser Beobachtung und Bewertung dem Unfallereignis, das durch die in diesem Zeitraum
Δt erfaßten Daten gekennzeichnet ist, eine Zahl µ als Gewichtungsfaktor zugeordnet
wird, wobei der Wert dieser Zahl µ je nach dem Verlauf der in dem Zeitraum Δt beobachteten
und zu dem Unfallereignis gehörenden Daten zwischen null und eins liegt, wobei der
Gewichtungsfaktor µ = 1 ein Unfallereignis größter Wichtigkeit und der Gewichtungsfaktor
µ = 0 ein geringfügiges Unfallereignis kennzeichnet.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Zeitraum Δt zur Bewertung
eines Unfallereignisses im Bereich zwischen 1 und 20 Sekunden liegt.
4. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die
zu einem bestimmten Unfallereignis gehörenden Daten gegebenenfalls zusammen mit unmittelbar
vor oder nach dem Zeitraum Δt erfaßten Daten in einem zum Datenregistriergerät gehörenden
Ereignisspeicher abgespeichert werden.
5. Verfahren nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Ereignisspeicher derart
organisiert ist,
a) daß die Steuereinheit des Datenregistriergerätes ihn zunächst auf freien Speicherplatz
durchsucht, sobald sie ein aktuelles Unfallereignis mit dem Gewichtungsfaktor µ0 feststellt,
b) daß das aktuelle Unfallereignis mit seinen dazugehörigen Daten dort abgespeichert
wird, falls dort ausreichend freier Speicherplatz zur Verfügung steht,
c) daß von allen im Ereignisspeicher gespeicherten Unfallereignissen dasjenige Unfallereignis
mit dem geringwertigsten Gewichtungsfaktor µmin ermittelt wird, wenn kein freier Speicherplatz vorhanden ist,
d) daß der Gewichtungsfaktors µ0 des aktuellen Unfallereignisses mit dem geringwertigsten Gewichtungsfaktor µmin eines bereits gespeicherten Unfallereignisses verglichen wird,
e) daß die Daten des Unfallereignisses mit dem Gewichtungsfaktor µmin von den Daten des aktuellen Unfallereignisses überschrieben werden, falls der Gewichtungsfaktor
µ0 des aktuellen Unfallereignisses mindestens so groß ist wie der geringwertigste Gewichtungsfaktor
µmin eines bereits abgespeicherten Unfallereignisses, also µmin ≤ µ0 ist,
f) daß das aktuelle Unfallereignis mit dem Gewichtungsfaktor µ0 im Ereignisspeicher nicht abgespeichert wird, wenn der Gewichtungsfaktor µ0 des aktuellen Unfallereignisses kleiner ist als der geringwertigste Gewichtungsfaktor
µmin eines bereits gespeicherten Unfallereignisses, also µ0 < µmin ist.
6. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß von
allen erkannten Unfallereignissen ungeachtet ihrer Gewichtungsfaktoren ein in seiner
Datenmenge reduzierter Datensatz in einem zum Datenregistriergerät gehörenden Statistikspeicher
abgelegt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die im Statistikspeicher gespeicherten
Unfallereignisse reduziert werden auf die Information über:
• die Uhrzeit des Eintritts des Unfallereignisses,
• den dazugehörigen km-Stand des Fahrzeugs sowie dessen Geschwindigkeit und
• auf den Gewichtungsfaktor µ, den das Unfallereignis bei seiner Erkennung erhielt.
8. Verfahren nach einem der vorangegangenen Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein
im Ereignisspeicher gespeichertes Unfallereignis fortlaufend auf seine Relevanz geprüft
wird, indem für die Zuordnung des Gewichtungsfaktors relevante und vom Datenregistriergerät
seit dem Eintritt und der Registrierung des Unfallereignisses aufgenommene Daten ausgewertet
werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß für die Beurteilung der Relevanz
eines Unfallereignisses die Länge der Fahrstrecke s seit dem Eintritt des Unfallereignisses
und / oder die Verweildauer ΔT des Unfallereignisses im Ereignisspeicher herangezogen
werden bzw. wird.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß bei der Beurteilung der Relevanz
eines Unfallereignisses anhand der Länge der Fahrstrecke s seit dem Eintritt des Unfallereignisses
der ursprüngliche Gewichtungsfaktor µ nach Überschreiten einer Mindeststrecke smin bis zu einer Strecke smax kontinuierlich bis auf µ = 0 herabgesetz: wird, wobei die Parameter smin und smax bedarfsweise als eine Funktion des ursprünglichen Gewichtungsfaktors wählbar sind.
11. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß bei einer Beurteilung der Relevanz
eines Unfallereignisses anhand der Verweildauer ΔT des Unfallereignisses im Ereignisspeicher
der ursprüngliche Gewichtungsfaktor µ nach Überschreiten einer Mindestverweildauer
ΔTmin bis zu einer Verweildauer ΔTmax kontinuierlich bis auf µ = 0 herabgesetzt wird, wobei die Parameter ΔTmin und ΔTmax bedarfsweise als eine Funktion des ursprünglichen Gewichtungsfaktors wählbar sind.
12. Verfahren nach den Ansprüchen 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet, daß die aus allen
Parametern der herangezogenen Abwertungskriterien gebildete Gesamtabwertung der Unfallereignisse
mit Mitteln der Fuzzy Logik berechnet wird.