[0001] Die Erfindung betrifft die Verwendung von macrocyclischen Lactonen als Riechstoffe.
[0002] Moschus ist bekanntlich selten und teuer. Deshalb sind Duftstoffe mit moschusähnlichem
Geruch, die besser zugänglich sind, begehrte Komponenten für die Duftstoffindustrie.
15-Pentadecanolid der Formel

ist Bestandteil des Angelicawurzelöls und besitzt einen zarten moschusartigen Geruch
und die Fähigkeit, als Fixativ zu wirken. Man hat sich deswegen schon intensiv mit
der Herstellung solcher makrocyclischen Lactone befaßt. Die heute wichtigsten Synthesen
gehen von 13-Oxabicyclo[10.4.0]hexadec-1(12)en aus, das z.B. durch radikalische Addition
von Allylalkohol an Cyclododecanon und säurekatalysierte Dehydratisierung des resultierenden
2-(γ-Hydroxypropyl)-cyclododecanons hergestellt werden kann (DE-AS 21 36 496).
[0003] Nach einem anderen Verfahren addiert man Wasserstoffperoxid oder Alkylperoxid an
13-Oxabicyclo[10.4.0]hexadec-1(12)en in Gegenwart von Schwefelsäure. Thermische oder
UV-initiierte Spaltung des entstandenen 12-Hydroperoxy-13-oxabicyclo[10.4.0]hexadecans
(III) führt zu 15-Pentadecanolid (I) und zu 15-Pentadecenoliden, die zu I hydriert
werden können (DE-AS 2 026 056).
[0004] Gemäß dem russischen Urheberschein 1 133 274 wird das 12-Oxo-15-pentadecanolid in
Gegenwart von Raney-Nickel zum 12-Hydroxy-15-pentadecanolid reduziert, dieses anschließend
beispielsweise in Gegenwart von Phosphorsäure zu den entsprechenden 15-Pentadec-11-
und -12-enoliden dehydratisiert und diese Produkte in Gegenwart eines Nickelkatalysators
zu I hydriert.
[0005] Überraschenderweise wurde nun festgestellt, daß sowohl Tetradecenolide, deren C=C-Doppelbindungen
in 11- oder 12-Position stehen, als auch die entsprechend gesättigten Verbindungen
wertvolle organoleptische Eigenschaften besitzen.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist also die Verwendung von Verbindungen der Formeln

worin
- R
- für Wasserstoff oder Methyl steht und die gestrichelten Linien eine zusätzliche Bindung
in 11- oder 12-Position bedeuten,
als Riechstoffe.
[0007] Lactone II und damit auch III können auf verschiedenen Wegen hergestellt werden.
So gelingt ihre Herstellung durch Metathesereaktion an Nickel-Katalysatoren (S. Inoue
et al; Nippon Kagaku Kaishi (1985), 425), durch Claisen-Umlagerung (D. W. Knight et
al., J. Chem. Soc., Perkin Trans. I (1986), 161; R. L. Funk et al. Tetrahedron 42
(1986), 2831) und thermische oder photochemische Fragmentierung von Peroxiden (DE-OS
20 26 056) oder anderen Derivaten (DE-OS 41 15 182).
[0008] Besonders vorteilhaft gelingt die Herstellung der Lactone II bzw. III, wenn man das
leicht herstellbare 12-Hydroperoxy-13-oxabicyclo[10.3.0]pentadecan bzw. 12-Hydroperoxy-14-methyl-oxabicyclo[10.30]pentadecan
unter Zusatz von Kupfer-(II)- und Eisen-(II)-salzen in Anlehnung an ein von S. L.
Schreiber et al. (J. Amer. Chem. Soc. 102 (1980), 6163) zur Synthese von Recifeiolide
angegebenes Verfahren fragmentiert.
[0009] Sowohl für die ungesättigten als auch für die gesättigten Lactone sind die hervorragenden
olfaktorischen Eigenschaften bisher nicht erkannt worden. Zwar wird Lacton III (R=H)
in der Literatur mit einem sandelartigen Geruch beschrieben (Helv. Chim. Acta
78, 440 (1995)), aber die von uns hergestellte Ware besitzt einen ausgesprochen weichen,
lang anhaftenden Moschus- und Nitromoschus-Charakter. Unser Befund gilt im gleichen
Maß auch für die isomeren Verbindungen der Lactone II.
[0010] Die erfindungsgemäß zu verwendenden makrocyclischen Lactone sind im einzelnen:
cis-Tetradecen-(11)-olid-(14,1)
trans-Tetradecen-(11)-olid-(14,1)
cis-Tetradecen-(12)-olid-(14,1)
trans-Tetradecen-(12)-olid-(14,1)
cis-14-Methyl-tetradecen-(11)-olid-(14,1)
trans-14-Methyl-tetradecen-(11)-olid-(14,1)
cis-14-Methyl-tetradecen-(12)-olid-(14,1)
trans-14-Methyl-tetradecen-(12)-olid-(14,1)
Tetradecanolid-(14,1)
14-Methyl-tetradecanolid-(14,1).
[0011] Die aufgezählten Riechstoffe können einzeln wie auch im Gemisch wegen ihrer hervorragenden
olfaktorischen Eigenschaften in einer breiten Palette von Riechstoffkompositionen
verwendet werden. Es hat sich gezeigt, daß durch geschicktes Mischen dieser Verbindungen
mit anderen Ingredienzien Riechstoffnoten verstärkt werden können. Ein weiteres wichtiges
Charakteristikum dieser Verbindungen ist ihre Eignung, beim Mischen mit anderen Ingredienzien
"Abrundung" und "Intensität des Anfangsgeruches" von Riechstoffkompositionen zu bewirken.
"Abrundung" bezieht sich auf eine Eigenschaft einer Riechstoffkomposition, die sich
darin äußert, daß beim Zusammengeben der einzelnen Komponenten ein harmonischer Geruchseindruck
entsteht und keine der einzelnen Riechstoffkomponenten aus dem Bouquet der Komposition
herausragt. Der Begriff "Intensität des Anfangsgeruchs" bezieht sich auf den ersten
Eindruck, den eine Riechstoffkomposition erweckt, also auf die Charakterisierung des
Anfangsgeruchs. Bekanntlich ist es eine der wesentlichen Aufgaben der Kompositionsarbeit,
"Abrundung" und "Intensität des Anfangsgeruchs" besonders ausgewogen zu gestalten.
Die Lactone II und III gestatten die Formulierung neuartiger interessanter Kompositionen.
Mengen von 8-15 Gew.-% Lacton, bezogen auf Komposition, sind bevorzugt.
[0012] Außer in der Feinparfümerie können derartige Kompositionen zur Parfümierung von Kosmetika
wie Cremes, Lotionen, Aerosolen, Toilettenseifen, technischen Artikeln, Waschmitteln,
Weichspülern, Desinfektionsmitteln und Textilbehandlungsmitteln dienen. Für diesen
Zweck sind 1-5 Gew.-%, bezogen auf zu parfümierendes Substrat, bevorzugt.
Beispiele
1. Herstellung des Hydroperoxids
[0013]

[0014] In einem 2-Ltr.-Dreihalskolben werden 880 g Essigsäure vorgelegt und bei 0°C 154
g des Enolethers
V zugegeben. Man dosiert dann innerhalb von 30 min eine Mischung aus 147 g 30-proz.
Perhydrol und 36 g halbkonz. Schwefelsäure, rührt bei der angegebenen Temperatur noch
15 min nach und filtriert das ausgefallene Produkt ab. Es wird mit 250 ml 50-proz.
Essigsäure sowie mit 5 x 400 ml Wasser neutralgewaschen. Man suspendiert das weiße
Kristallisat in 500 g Methyl-t.-butylether (MTBE), trennt die sich absetzende Wasserphase
ab und erhält 150 g des Hydroperoxids
IV.
2. Herstellung des Cyclotetradecenolids
[0015]

[0016] In einem 6-Ltr.-Dreihalskolben wird eine Lösung von 114 g Kupfer-(II)-acetat in 2.250
g Wasser vorgelegt und unter Rühren eine Suspension von 150 g von
IV in 500 g (MTBE) zugegeben. Man dosiert dann bei RT innerhalb von 15 min eine Lösung
von 172 g Eisen-(II)-sulfat in 760 g Wasser, rührt noch 30 min nach Zugabe und stellt
mit 550 g 2 N Salzsäure auf pH 1. Anschließend wird das Produkt mit 3 x 1.500 g MTBE
extrahiert, die org. Phase mit Bicarbonat neutral gewaschen und destilliert, wonach
107 g des Cyclotetradecenolids
IIa als Isomerengemisch vorliegen.
3. Herstellung des Cyclotetradecanolids
[0017]

[0018] 52 g des ungesättigten Lactons
IIa werden in isopropanolischer Lösung unter Zusatz von Pd/C Katalysator bei 40°C hydriert.
Nach Abfiltrieren des Katalysators entfernt man das Lösungsmittel, destilliert den
verbleibenden Rückstand und erhält 42 g des Cyclotetradecanolids
IIIa.
4. Präparation eines Parfümöls
[0019]
| Ingredienzien |
Menge in g |
| Bergamottöl |
100 |
| Vertocitral |
2 |
| Hexenylsalicylat, cis-3 |
13 |
| Profarnesol |
10 |
| Isoananat |
5 |
| Hexähydroiraldein |
25 |
| Hedion |
200 |
| Indol |
5 |
| Linalool |
150 |
| Mandarinenöl, ital. |
50 |
| Octalacton, gamma |
5 |
| Phenoxanol |
50 |
| Rosaphen |
100 |
| Boisanol |
100 |
| Sandolen |
30 |
| Cumarin |
10 |
| Vanillin |
10 |
| Verbindung IIIa |
135 |
| Summe |
1.000 |
[0020] Durch Zugabe von 8-15 % der Substanz
IIIa erhält diese süß-orientalische Komposition eine verstärkte Fondnote durch einen Moschuseindruck,
der am besten mit Nitromoschus zu charakterisieren ist.