[0001] Die Erfindung betrifft eine Walzenmaschine mit mindestens einem Walzenspalt, der
durch eine Walze und eine Gegenwalze gebildet ist, wobei die Walze eine elastische
Schicht am Umfang eines Walzenkörpers aufweist, und eine Walze für eine derartige
Walzenmaschine.
[0002] Derartige Walzenmaschinen sind allgemein bekannt. Sie können als Kalander oder als
Glättwerke ausgebildet sein. Bei Kalandern gibt es sogenannte "weiche" Nips oder Walzenspalte,
die durch eine weiche Walze mit elastischer Oberfläche und eine harte Walze gebildet
werden. Bei Glättwerken bilden zwei harte Walzen einen Nip. Kalander werden beispielsweise
bei der Papierherstellung eingesetzt, um eine von einer Papiermaschine produzierte
Bahn aus Rohpapier zu verdichten und vor allem, um die Oberflächenqualität der Papierbahn
zu verbessern. Auch die Behandlung anderer Materialbahnen ist möglich, beispielsweise
von Karton oder von Folien aus Metall oder Kunststoff.
[0003] So zeigt DE 195 06 301 A1 einen Kalander mit einer "harten" und einer "weichen" Walze,
wobei die weiche Walze einen zweischichtigen Kunststoff-Bezug mit einer Gesamtstärke
von etwa 13 mm aufweist. Die innere Schicht hat eine höhere Elastizität und eine geringere
Härte als die äußere Schicht.
[0004] Solche Kalander gibt es beispielsweise als Superkalander, bei denen eine Vielzahl
von Walzen übereinander angeordnet sind und eine entsprechend große Anzahl von Walzenspalten
oder Nips bilden. Die Walzen, die hier auch als "weiche Walzen" bezeichnet werden,
bestehen hierbei vielfach aus Stapeln von Papier- oder Baumwollgewebescheiben, die
auf eine Achse aufgesteckt sind und dann unter hohem Druck zusammengepreßt werden.
[0005] In jüngerer Zeit sind von der Anmelderin andere Kalander nach dem "Janus-Concept"
vertrieben worden, bei denen man dazu übergegangen ist, die sogenannten weichen Walzen
mit Kunststoffbezügen zu versehen. Der Walzenkörper kann hierbei entweder als Walzenmantel
ausgebildet sein, wenn es sich um eine durchbiegungsgesteuerte Walze handelt, oder
er kann als massiver Kern ausgebildet sein.
[0006] Die eingangs genannten Walzenmaschinen können auch als sogenannte Softkalander ausgebildet
sein. Hierbei arbeiten in der Regel nur zwei bis drei Walzen gegeneinander. Als Walzenbelag
werden in Soft-Kalandern fast ausschließlich Kunststoffbeläge eingesetzt, deren Dicke
etwas größer als 1 cm ist. Da man eine gewisse Abdrehreserve wünscht, haben die Walzenbeläge
anfangs eine Dicke von etwa 12,5 mm. Sie können im Laufe der Zeit auf eine Stärke
von etwa 8,5 mm abgedreht werden. Diese Kunststoffbeläge sind, damit sie die Druckspannungen
im Walzenspalt überhaupt aushalten können, mit Fasern oder anderen Füllstoffen verstärkt.
Diese Verstärkungsstoffe erhöhen den Elastizitätsmodul und bilden eine gewisse natürliche
Grenze für die erreichbare Oberflächenglätte der Walzen.
[0007] Man ist bisher davon ausgegangen, daß sich bei Verwendung einer weichen Walze der
Walzenspalt irrt Betrieb verbreitert, weil sich der elastische Walzenbelag aufgrund
seiner Elastizität abflachen kann oder er sogar von der Gegenwalze etwas eingemuldet
wird. Mit der grö-ßeren Nipbreite sinkt dann die Druckspannung bei gleichbleibender
Streckenlast. Mit dieser Annahme hat man zu erklären versucht, daß sich bei der Materialbahnbehandlung
in einem "weichen" Walzenspalt, der durch eine weiche Walze und harte Gegenwalze gebildet
wird, andere Ergebnisse einstellen als in einem "harten" Walzenspalt, wie er beispielsweise
in einem Glättwerk vorkommt und bei dem zwei harte Walzen gegeneinander arbeiten.
Dort nimmt man eine annähernd linienförmige Walzenberührung an und damit eine sehr
schmale Nipbreite, so daß im Walzenspalt entsprechend hohe Druckspannungen anzunehmen
sind.
[0008] Die Verwendung eines weichen Walzenspalts oder Nips hat zwar den Vorteil, daß die
Materialbahn beim Behandeln geschont wird. Dies äußert sich beispielsweise dadurch,
daß beim Satinieren einer Papierbahn zwar Erscheinungen wie eine erhöhte Schwarzsatinage
bei Naturpapieren ohne Strich oder erhöhtes Mottling (Speckigkeit) bei gestrichenen
Papieren vermieden werden kann. Die an der weichen Walze anliegende Seite der Papierbahn
wird jedoch vielfach wieder etwas verschlechtert, beispielsweise kann die Glätte abnehmen.
[0009] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die Oberflächenqualität bei der Behandlung
in der Walzenmaschine zu verbessern.
[0010] Diese Aufgabe wird bei einer Walzenmaschine der eingangs genannten Art dadurch gelöst,
daß die elastische Schicht in Radialrichtung sehr dünn ist.
[0011] Damit entfernt man sich von dem bislang verfolgten Ansatz der Nipverbreiterung im
Betrieb. Die Schicht ist so dünn, daß praktisch nur noch die Oberfläche elastisch
ist, eine Verformung der Walzengeometrie, z.B. eine Abflachung oder sogar Einmuldung,
praktisch nicht erfolgt. Man hat nämlich folgende überraschende Erkenntnis gewonnen:
Bei einem Versuch wurde der elastische Kunststoffmantel einer Walze mit einer 120
µm starken Hartchromschicht versehen. Die Hartchromschicht war, wie das bei Chrom
möglich ist, sehr glatt. Man hatte nur erwartet, daß sich die Glätte der Hartchromschicht
in die Papierbahn "einprägt", man also auch auf der Seite der Papierbahn, die an dieser
weichen Walze anliegt, einen entsprechenden Glättezuwachs erreichen kann. Das Satinageergebnis
war überraschend. Es stellte sich zwar - wie erwartet - ein Zuwachs an Glätte auf
der dieser Walze zugewandten Papierseite ein, es ergaben sich aber Erscheinungen,
wie sie ansonsten nur von Glättwerken mit zwei harten Walzen bekannt sind, nämlich
eine erhöhte Schwarzsatinage bei Naturpapieren ohne Strich und erhöhtes Mottling (Speckigkeit)
bei gestrichenen Papieren. Diese Erscheinungen, die man im Glättwerk auf ein Zerquetschen
von Fasern, insbesondere vorstehenden Fasern zurückführt, hätten eigentlich nicht
auftreten dürfen. Die elastische Walze war im Grunde genommen nach wie vor weich genug,
weil auch die 120 µm dicke Chromschicht nicht die nötige Steifigkeit mit sich bringt.
Dementsprechend hätten eigentlich andere, nämlich geringere, Druckspannungen als in
einem harten Walzenspalt auftreten müssen, was aber offensichtlich nicht der Fall
war. Man hat daher diesen Weg wieder verlassen und ist einen anderen Weg gegangen.
Man hat nämlich die Dicke der elastischen Schicht an der Oberfläche der Walze vermindert.
Erstaunlicherweise ergaben sich nun wieder hervorragende Satinageergebnisse bei der
Behandlung einer Papierbahn, obwohl nach den bisherigen Betrachtungsweisen bei der
durch die Verringerung der Dicke der elastischen Schicht bewirkten Vergrößerung der
Druckspannungen im Nip eigentlich das hätte passieren müssen, was bei der Chromschicht
passiert ist. Dies war erstaunlicherweise nicht der Fall. Es ergaben sich gute Glättewerte
und eine entsprechende Verdichtung, ohne daß eine erhöhte Schwarzsatinage oder eine
erhöhte Speckigkeit auftrat. Die bisher verwendeten Walzenbezüge wurden mit "dünn"
bezeichnet und zwar im Gegensatz zu den Papierwalzen, die eine Abdrehreserve in der
Größenordnung von mehreren 10 cm hatten. Auch bei diesen "dünnen" Walzenbezügen des
Standes der Technik ging man aber von einer Verbreiterung der Nips aus, die bei der
erfindungsgemäß nunmehr verwendeten "sehr dünnen" elastischen Schicht nach den bisherigen
Betrachtungsweisen nicht mehr erfolgen kann. Um diese Ergebnisse zu erzielen, sind
daher Dicken der Schicht von deutlich unter 8 mm erforderlich.
[0012] Vorzugsweise weist die weiche Walze aufgrund der elastischen Schicht im lokalen Bereich
eine Oberflächenelastizität auf, zeigt im makroskopischen Bereich aber im Hinblick
auf die Elastizität praktisch das gleiche Verhalten wie der Walzenkörper. Die Schicht
wird also so dünn gewählt, daß zwar lokal vorstehende Fasern der Papierbahn in die
Schicht eingedrückt werden können und so ein Zerquetschen oder Beschädigen der Fasern
nicht erfolgt und somit eine erhöhte Schwarzsatinage oder eine erhöhte Speckigkeit
vermieden werden kann. Die Schicht ist aber so dünn, daß sich im Betrieb praktisch
keine andere Oberflächenform der Walze ergibt, als sie bei der Verwendung zweier harter
Walzen auftreten würde. Insbesondere entfällt das bislang immer angenommene Abflachen
der elastischen oder weichen Walze im Nipbereich. Die Nipbreite - jeweils ohne Papier
betrachtet - entspricht dann im wesentlichen der Breite eines harten Walzenspalts,
der durch zwei harte Walzen gebildet wird. Anders ausgedrückt handelt es sich nunmehr
um ein Glättwerk mit zwei harten Walzen, von denen eine an der Oberfläche elastisch
ist.
[0013] Vorzugsweise ist der Walzenkörper aus Stahl oder Guß gebildet. Der Walzenkörper kann,
wie oben gesagt, entweder eine Walzenschale sein, wenn eine durchbiegungsgesteuerte
Walze verwendet wird, oder er kann auch ein massiver Stahl- oder Gußkern sein. In
beiden Fällen ist der Walzenkörper steif genug, so daß er die notwendigen Druckkräfte
aufbringen und aufnehmen kann, ohne nennenswert verformt zu werden. Damit ergeben
sich die gewünschten Verhältnisse.
[0014] Vorzugsweise beträgt die Dicke der elastischen Schicht 4 mm oder weniger, insbesondere
2,3 mm oder weniger. Bei diesen dünnen Schichten kann man erstaunlicherweise sehr
gute oder sogar gegenüber bekannten Kalandern verbesserte Satinageergebnisse erzielen,
d.h. man erhält gute Glanz- und Glättewerte und vermeidet gleichzeitig Schwarzsatinage
und Mottling.
[0015] Mit Vorteil ist die Schicht aus einem Material gebildet, das einen E-Modul von 4.000
N/mm
2 oder weniger aufweist. Je "weicher" das Material ist, d.h. je besser seine Elastizität
ist, desto glatter läßt sich die Oberfläche gestalten und desto weniger Widerstand
setzt die Schicht an der Oberfläche der Walze der Materialbahn lokal entgegen. Da
die Schicht aber dünn genug ist, wird sie durch den Walzenkörper in ausreichendem
Maße unterstützt, so daß die bislang angenommenen Verformungen der weichen Walze hier
nicht zu beobachten sind.
[0016] Hierbei ist die Dicke der Schicht vorzugsweise so gewählt, daß sich im Betrieb die
gleiche Druckspannungsverteilung ergibt wie bei gleicher Streckenlast, gleicher Walzenspaltgeometrie
und einem Elastizitätsmodul eines faserverstärkten herkömmlichen Materials der Schicht
von 6.000 N/mm
2 oder mehr. Die Schichtdicke kann also unter anderem in Abhängigkeit vom Elastizitätsmodul
des Materials verändert werden. Je niedriger der Elastizitätsmodul ist, desto dünner
wird die Schicht. Bei einer dünneren Schicht ist dann der Einfluß der Elastizität
des Materials der Schicht auf die Walzenspaltgeometrie geringer, so daß man wieder
die gewünschte Druckspannungsverteilung erzielen kann.
[0017] Vorzugsweise ist die Dicke der Schicht kleiner als die Entfernung des Schubspannungsmaximums
von der äußeren Oberfläche der Schicht. Man verlegt also das Schubspannungsmaximum,
das sich bei den herkömmlichen elastischen Walzenbezügen innerhalb des Walzenbezugs
befand, in den Walzenkörper hinein, also radial nach innen. Damit werden die Belastungen
des die elastische Schicht bildenden Materials aufgrund von Schubspannungen vermindert.
Der Walzenkörper ist in der Regel in der Lage, das Schubspannungsmaximum ohne größere
Probleme aufzunehmen. Die Belastung der Schicht wird damit klein gehalten. Die Lebensdauer
der Walze wird vergrößert.
[0018] Vorzugsweise weist die mit Bahn errechnete Nipbreite bei einer Streckenlast von 200
N/mm einen Wert auf, der mindestens um den Faktor 3,5 größer ist als die Dicke der
Schicht. In diesem Fall lassen sich zwar die allgemeinen Berechnungsmethoden nach
Hertz nicht mehr anwenden, weil diese nur Gültigkeit haben, solange die Belagdicke
mindestens etwa der Nipbreite entspricht. Es stehen jedoch numerische Verfahren zur
Verfügung, beispielsweise mit Hilfe der Finite-Elemente-Methode, so daß die Ermittlung
dieser Größe möglich ist. Auch auf diese Weise kann festgelegt werden, daß die Belagdicke
klein genug ist, um die gewünschten Wirkungen zu erzielen.
[0019] Vorzugsweise ist die Schicht aus einem unverstärkten Kunststoff gebildet. Ein derartiger
Kunststoff, der keine Verstärkungsfasern oder Verstärkungs-Füllstoffe aufweist, ist
zwar nur in einem geringeren Umfang belastbar. Wenn aber die Schichtdicke klein genug
ist, läßt sich auch mit einem derartigen unverstärkten Kunststoff die gewünschte Belastbarkeit
realisieren. Der große Vorteil eines unverstärkten Kunststoffs liegt aber darin, daß
seine Oberfläche sehr glatt gestaltet werden kann. Dieser Glätte war bislang immer
dadurch eine Grenze gesetzt worden, daß die Fasern oder Füllstoffe, die zur Verstärkung
dienen, auch einen Einfluß auf die Oberflächenrauhigkeit haben. Die Oberflächenrauhigkeit
bewegte sich daher im allgemeinen in der Größenordnung der Größe der Fasern oder Füllstoffe.
Wenn man nun diese zusätzlichen Materialien wegläßt, dann läßt sich die Oberflächenrauhigkeit
oder Glätte ausschließlich auf der Basis des verwendeten Kunststoffmaterials einstellen.
[0020] Hierbei ist besonders bevorzugt, daß die Dicke der Schicht auf einen Wert unterhalb
von 90 % des Werts begrenzt ist, der bei den im Walzenspalt herrschenden Druckspannungen
eine Belastungsgrenze bildet. Die im Walzenspalt herrschenden Druckspannungen sind
bekannt oder können errechnet werden. Der unverstärkte Kunststoff wird ab einer gewissen
Dicke nicht mehr verwendet werden können, weil er im Betrieb von der Walze abplatzt
oder sonstwie beschädigt wird. Diese Grenze läßt sich notfalls durch Versuche herausfinden.
Wenn man nun einen gewissen Abstand von der Grenze einhält und die Kunststoffschicht
dünner macht, dann hat man einerseits ein Maß dafür, wie dick der Kunststoff sein
darf, andererseits hat man eine gewisse Sicherheit, so daß kleinere Störungen noch
nicht zu einer dauerhaften Beschädigung des Kunststoffs führen werden.
[0021] Mit Vorteil besteht die Schicht aus reinem Epoxidharz. Epoxidharz hat einerseits
im unverstärkten Zustand ein relativ niedrigen Elastizitätsmodul. Es läßt sich andererseits
sehr glatt schleifen, so daß man eine hohe Steigerung der Glätte der behandelten Materialbahn
erzielen kann.
[0022] Vorzugsweise besteht die Schicht aus einem spritzfähigen Kunststoff und ist aufgespritzt.
Durch das Aufspritzen erhält man einerseits eine relativ gute Verbindung des Kunststoffs
mit dem Walzenkörper. Andererseits lassen sich dadurch relativ dünne Schichten erzielen,
so daß man einen Walzenbezug erhält, der lokal, also im mikroskopischen Bereich, die
notwendige Elastizität aufweist, global aber, d.h. im makroskopischen Bereich, keine
nennenswerte Nachgiebigkeit zeigt, die zu einer Verformung der Walze führen kann.
[0023] In einer besonders bevorzugten Ausgestaltung reicht es aus, wenn die Schicht als
Lackschicht ausgebildet ist. Damit wird tatsächlich nur auf der Oberfläche der Walze
eine gewisse Elastizität vorgehalten. Lackschichten sind aber im allgemeinen recht
dünn, so daß die Hauptbelastung tatsächlich durch den Walzenkern aufgenommen werden
kann. Je dünner die elastische Schicht ist, desto weniger wird sie im Betrieb gewalkt
und desto weniger Wärme entwickelt sie. Die Temperatur, die durch die Walkarbeit erzeugt
wird, ist dann besser beherrschbar, so daß sich auch das Temperaturverhalten im Walzenspalt
besser steuern läßt. Der Belag, d.h. die elastische Schicht, wird durch höhere Temperaturen
in geringerem Maße beansprucht. In diesem Fall kann man den Kalander auch als Glättwerk
betrachten, d.h. als eine Walzenmaschine mit zwei harten Walzen, die den Nip bilden,
wobei eine der beiden harten Walzen lackiert ist.
[0024] In einer alternativen Ausgestaltung ist die Schicht durch einen Schrumpfschlauch
gebildet. Ein derartiger Schrumpfschlauch wird über den Walzenkörper geschoben und
dann unter Anwendung von Wärme auf den Walzenkörper aufgeschrumpt. Damit läßt sich
relativ schnell die elastische Schicht an der Oberfläche der Walze erzeugen und gleichzeitig
zuverlässig mit dem Walzenkörper verbinden. Ein Auswechseln der elastischen Schicht
ist ebenfalls problemlos möglich. Hierzu muß lediglich der Schrumpfschlauch aufgeschnitten
und entfernt werden. Der Walzenkörper steht dann zur Aufnahme eines neuen Schrumpfschlauches
zur Verfügung, der gegebenenfalls nur noch abgedreht und glatt geschliffen werden
muß.
[0025] Vorzugsweise ist die Oberfläche der Schicht auf einen Rauhigkeitswert Ra von 0,1
µm oder weniger geschliffen. Derartige glatte Oberflächen lassen sich bei den dünnen
Schichten relativ gut erzielen. Da sich die Rauhigkeit der Walze in die Materialbahn
"einprägt" wird die Glätte der Materialbahn umso besser, je glatter die Oberfläche
ist. Bei der Verwendung von Epoxidharz läßt sich sogar eine Rauhigkeit von 0,05 µm
erzielen.
[0026] Die Erfindung wird im folgenden anhand von bevorzugten Ausführungsbeispielen in Verbindung
mit der Zeichnung beschrieben. Hierin zeigen:
- Fig. 1
- eine schematische Ansicht einer Walzenmaschine mit zwei Walzen,
- Fig. 2
- Isolinien der Schubspannung im Vergleich der sehr dünnen elastischen Schicht (a) zu
einer elastischen Schicht mit herkömmlicher Schichtdicke (b)
- Fig. 3
- den Verlauf der Schubspannung im wesentlichen in Radialrichtung und
- Fig. 4
- Gegenüberstellung errechneter Kontaktbreiten.
[0027] Ein in Fig. 1 schematisch dargestellter Kalander 1, der zum Behandeln einer Materialbahn
2, im vorliegenden Fall beispielsweise Papier, verwendet wird, weist zwei Walzen 3,
4 auf, die zwischen sich einen Walzenspalt 5 bilden. Im Betrieb werden die beiden
Walzen 3, 4 mit allgemein bekannten, aber nicht näher dargestellten Mitteln gegeneinander
gepreßt, so daß die Materialbahn 2 im Walzenspalt 5 unter Druck behandelt wird. Diese
Druckbehandlung kann zu einer Verdichtung der Materialbahn führen. Sie wird aber auch
oft eingesetzt, um die Oberflächengüte der Materialbahn 2 zu verbessern.
[0028] Bei dem Walzenspalt 5 handelt es sich um einen sogenannten "weichen" Walzenspalt,
der dadurch gebildet wird, daß die Walze 3 eine elastische Oberfläche 6 aufweist.
Die Oberfläche 6 ist elastisch, weil die Walze 3 an ihrer Umfangsfläche eine sehr
dünne Schicht 7 aus einem elastischen Material aufweist, das auf einen Walzenkörper
8 aufgebracht ist. Bei dem Walzenkörper 8 kann es sich um einen massiven Walzenkern
aus Stahl oder Guß, beispielsweise Hartguß oder Grauguß, handeln. Es kann sich aber
auch, wie dies gestrichelt dargestellt ist, um einen Walzenmantel einer durchbiegungseinstellbaren
Walze handeln, der in seinem Inneren von Druckelementen 9 beaufschlagt wird, die an
einem Träger 10 abgestützt sind.
[0029] Die Walze 4 hingegen ist eine harte Walze, d.h. sie ist unnachgiebig ausgebildet
und kann beispielsweise ebenfalls aus Stahl oder Guß bestehen. Zur Verbesserung der
Glätte der Oberfläche kann hier in nicht dargestellter Weise noch eine Hartchromschicht
oder eine andere harte und glatte Schicht aufgebracht sein.
[0030] Die elastische Schicht 7 an der weichen Walze 3 ist hier übertrieben dick dargestellt.
Bei herkömmlichen weichen Walzen betrug die Dicke der Schicht üblicherweise etwa 12,5
mm. Man konnte sie dann noch auf Dicken von etwa 8 mm abdrehen, wenn im Betrieb Beschädigungen
oder Markierungen aufgetreten sind.
[0031] Bei dem neuen Kalander ist die Dicke d der elastischen Schicht 7 wesentlich geringer.
Es handelt sich damit um eine sehr dünne Schicht 7.
[0032] Im vorliegenden Ausführungsbeispiel beträgt die Dicke d = 1,75 mm. Der Elastizitätsmodul
ist E = 3.500 N/mm
2. Es handelt sich um eine Schicht 7 aus Epoxidharz, die auf den Walzenkörper 8 aufgespritzt
ist. Hierbei ist das Epoxidharz frei von Verstärkungsfasern oder anderen verstärkenden
Füllstoffen. Die Oberfläche 6 der Schicht 7 kann daher sehr glatt geschliffen werden.
Damit erhält man auch auf der Seite der Materialbahn 2, die an der weichen Walze 3
anliegt, hervorragende Glanz- und Glättewerte. Dadurch, daß man Verstärkungsfasern
oder -füllstoffe wegläßt, erhält man einen verringerten Elastizitätsmodul. Dieser
beträgt bei herkömmlichen Walzenbezügen größenordnungsmäßig 6.000 bis 8.000 N/mm
2. In einem Vergleichsbeispiel betrug E = 6.900 N/mm
2.
[0033] Dadurch, daß die Dicke d der Schicht 7 sehr klein ist, ist die Oberfläche 6 der Walze
3 zumindest im makroskopischen Bereich kaum noch verformbar. Die Form der Walze wird
daher auch im Betrieb durch die Form des Walzenkörpers 8 bestimmt. Die bekannte größere
Abflachung oder sogar Einmuldung der weichen Walze im Betrieb ist hier mit relativ
großer Sicherheit auszuschließen.
[0034] Trotz der sehr dünnen Schicht 7 ist die Oberfläche 6 der weichen Walze 3 so elastisch,
daß sie eine Verformung im mikroskopischen Bereich zuläßt. Wenn beispielsweise Fasern
aus der Oberfläche einer Papierbahn vorstehen, dann werden sie im Walzenspalt 5 nicht
zerquetscht, was zu den bekannten Erscheinungen der Schwarzsatinage oder Speckigkeit
führen kann, sondern sie können aufgrund der lokalen Elastizität der Oberfläche 6
den Durchlauf durch den Walzenspalt 5 unbeschadet überstehen. Sie werden allenfalls
eingeebnet.
[0035] Die Dicke d der Schicht 7 kann sehr dünn gemacht werden. Es reicht aus, das Material,
beispielsweise Epoxidharz, nach Art eines Lackes aufzutragen, so daß die Dicke d in
der Größenordnung von wenigen Zehntel oder sogar wenigen Hundertstel Millimetern liegt.
Man kann die Schicht 7 beispielsweise auch dadurch erzeugen, daß man die Schicht 7
als Schrumpfschlauch fertigt, dessen Innendurchmesser dem Außendurchmesser des Walzenkörpers
8 angepaßt ist, so daß er auf den unbeschichteten Walzenkörper 8 aufgeschoben werden
kann. Wenn man nun Wärme aufbringt, beispielsweise mit Hilfe von Heißluft, dann schrumpft
der Schlauch und legt sich gleichmäßig an die Oberfläche des Walzenkörpers 8 an. Es
ist dann lediglich erforderlich, die Oberfläche 6 zu glätten.
[0036] Wenn die Oberfläche 6 Beschädigungen oder Markierungen zeigt, ist zwar keine Abdrehreserve
mehr vorhanden. Dies ist aber unkritisch. Im Falle eines Schrumpfschlauchs wird der
alte Schrumpfschlauch aufgeschnitten und entfernt und ein neuer aufgebracht. Im Falle
eines Lackes kann die Walze neu lackiert werden, was ebenfalls relativ schnell erfolgen
kann. Auch dann, wenn das Epoxidharz oder ein anderer Kunststoff in einer größeren
Dicke aufgespritzt ist, kann man durch erneutes Aufspritzen relativ schnell wieder
die gewünschte Oberflächenqualität erzeugen.
[0037] Nach oben hin wird die Grenze für die Dicke d der Schicht 7 derzeit bei 4 mm angenommen.
Grundsätzlich gilt, daß mit zunehmender Dicke d auch der Elastizitätsmodul steigen
muß, damit die Schicht 7 die im Walzenspalt 5 herrschenden Druckspannungen aushält.
[0038] Um einen Vergleich zwischen der neuen Konstruktion der weichen Walze 3 mit der sehr
dünnen Schicht 7 und einer herkömmlichen Walze mit einer dickeren Schicht zu ermöglichen,
wurden Berechnungen ausgeführt. Da die Dicke d der Schicht 7 deutlich kleiner ist
als die Kontaktbreite der Materialbahn 2 mit den Walzen 3, 4 ist eine Berechnung nach
Hertz zu stark mit Fehlern behaftet und kommt deswegen hier nicht mehr in Frage. Man
kann aber mit diskreten Verfahren, etwa nach der Methode der Finiten-Elemente, die
Spannungsverteilungen in den Walzen ausrechnen. Diese Berechnungen wurden im vorliegenden
Fall so vorgenommen, wie in der Dissertation Rolf van Haag "Über die Druckspannungsverteilung
und die Papierkompression im Walzenspalt eines Kalanders", Darmstadt, 1993, beschrieben
sind.
[0039] Fig. 2 zeigt nun die Isolinien der Schubspannungen und zwar für die neue Walze 3
in Fig. 2a und für eine herkömmliche Walze mit einer dicken Schicht 7' in Fig. 2b.
Diesen Berechnungen liegen folgende Daten zugrunde:
| |
Erfindung |
herkömmlicher Kalander |
| Durchmesser der harten Walze 4,4' |
459 mm |
459 mm |
| Durchmesser der weichen Walze 3,3' |
415 mm |
415 mm |
| Streckenlast |
200 N/mm |
200 N/mm |
| Papierdicke im Einlauf |
72 µm |
72 µm |
| Dicke der Schicht 7, 7' |
1,75 mm |
12,5 mm |
| Elastizitätsmodul |
3.500 N/mm2 |
6.900 N/mm2 |
[0040] Hieraus ergibt sich, daß die Schubspannungen in beiden Fällen ähnlich aussehen. Es
läßt sich allerdings erkennen, daß bei der sehr dünnen Schicht 7 das Schubspannungsmaximum
außerhalb der Schicht 7 liegt. Es ist nämlich in den Walzenkörper 8 verlagert worden.
Im herkömmlichen Fall lag das Schubspannungsmaximum mitten in der elastischen Schicht
7'. Dies läßt sich deutlicher erkennen in der Darstellung der Fig. 3, wo die Schubspannung
entlang einer Linie A in Fig. 2a aufgetragen ist. Dies ist praktisch die Radialrichtung
der weichen Walze 3. Das Schubspannungsmaximum liegt bei etwa 2,42 mm. Die Dicke d
der Schicht 7 beträgt jedoch nur 1,75 mm. Das Schubspannungsmaximum liegt damit im
Walzenkörper 8, der aus Stahl oder Guß gebildet ist und deswegen ohne weiteres in
der Lage ist, daß Schubspannungsmaximum aufzunehmen.
[0041] Fig. 4 zeigt einen weiteren Vergleich zwischen der neuen Walzen und einer herkömmlichen
Walze mit einer Dicke d von 12,5 mm.
[0042] Die Kurve mit den Quadraten stellt die Druckspannungskurve eines herkömmlichen Belags
mit 12,5 mm Dicke und einem Elastizitätsmodul von 6.900 N/mm
2 bei einer Streckenlast von 200 N/mm dar. Würde man den gleichen Belag in einer Dicke
von 1,75 mm verwenden, ergäbe sich die Kurve mit den Kreisen. In diesem Fall würde
sich die maximale Druckspannung von ca. 54 auf ca. 62 N/mm
2 erhöhen. In diesem Bereich sind aber die Festigkeiten des Belags erreicht bzw. überschritten.
[0043] Beim Einsatz eines Harzes als Belag, dessen Elastizitätsmodul deutlich verringert
ist und nur noch bei 3.500 N/mm
2 liegt, ergeben sich wieder günstigere Verhältnisse. Wie die Kurve mit den Dreiecken
zeigt, werden die Kurven des dicken härteren Belags und des dünnen weichen Belags
fast deckungsgleich.
[0044] Da die dünnen Beläge aus Harz aber viel glatter zu schleifen sind und weniger für
den Belag unter Umständen schädliche Wärme durch Walkarbeit entwickeln, zeigen sich
deutliche Vorteile für das Satinieren. Interessanterweise sind die Nipbreiten in allen
Fällen etwa gleich. Hier wird der Einfluß der Papierbahn deutlich.
[0045] Wenn man einen sehr dünnen Belag verwendet, kann man, wie oben gesagt, auf Verstärkungsfasern
oder -füllstoffe verzichten. Dies hat neben dem Vorteile, daß man eine sehr glatte
Oberfläche 6 mit einer Rauhigkeit von 0,05 µm erzeugen kann, auch den Vorteil, daß
die Handhabung des Kunststoffs beim Auftragen wesentlich einfacher wird. Man spart
Material, was die Fertigungskosten deutlich senkt. Trotz der verminderten Fertigungskosten
kann man beim Satinieren von Papier und anderen Materialbahnen deutliche Qualitätssteigerungen
beobachten.
1. Walzenmaschine mit mindestens einem Walzenspalt, der durch eine Walze und eine Gegenwalze
gebildet ist, wobei die Walze eine elastische Schicht am Umfang eines Walzenkörpers
aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß die elastische Schicht (7) in Radialrichtung
sehr dünn ist.
2. Walzenmaschine nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Walze (3) aufgrund
der elastischen Schicht (7) im lokalen Bereich eine Oberflächenelastizität aufweist,
im makroskopischen Bereich aber im Hinblick auf die Elastizität praktisch das gleiche
Verhalten wie der Walzenkörper (8) zeigt.
3. Walzenmaschine nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Walzenkörper
(8) aus Stahl oder Guß gebildet ist.
4. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke
(d) der elastischen Schicht (7) 4 mm oder weniger, insbesondere 2,3 mm oder weniger,
beträgt.
5. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Schicht
(7) aus einem Material gebildet ist, das einen E-Modul von 4.000 N/mm2 oder weniger aufweist.
6. Walzenmaschine nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke (d) der Schicht
(7) so gewählt ist, daß sich im Betrieb die gleiche Druckspannungsverteilung ergibt,
wie bei gleicher Streckenlast, gleicher Walzenspaltgeometrie und einem Elastizitätsmodul
eines faserverstärkten Materials der Schicht von 6.000 N/mm2 oder mehr.
7. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke
(d) der Schicht kleiner ist als die Entfernung des Schubspannungsmaximums von der
äußeren Oberfläche (6) der Schicht (7).
8. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß die mit
Bahn errechnete Nipbreite bei einer Streckenlast von 200 N/mm einen Wert aufweist,
der mindestens um den Faktor 3,5 größer ist als die Dicke (d) der Schicht (7).
9. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Schicht
(7) aus einem unverstärkten Kunststoff gebildet ist.
10. Walzenmaschine nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Dicke (d) der Schicht
(7) auf einen Wert unterhalb von 90 % des Werts begrenzt ist, der bei den im Walzenspalt
(5) herrschenden Druckspannungen eine Belastungsgrenze bildet.
11. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schicht (7) aus reinem Epoxidharz besteht.
12. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schicht (7) aus einem spritzfähigen Kunststoff und aufgespritzt ist.
13. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schicht (7) als Lackschicht ausgebildet ist.
14. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die
Schicht (7) durch einen Schrumpfschlauch gebildet ist.
15. Walzenmaschine nach einem der Ansprüche 1 bis 14, dadurch gekennzeichnet, daß die
Oberfläche (6) der Schicht (7) auf einen Rauhigkeitswert Ra von 0,1 µm oder weniger
geschliffen ist.
16. Walze für eine Walzenmaschine mit einer elastischen Schicht am Umfang eines Walzenkörpers,
dadurch gekennzeichnet, daß die elastische Schicht (7) in Radialrichtung sehr dünn
ist.