(19)
(11) EP 0 866 303 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.09.1998  Patentblatt  1998/39

(21) Anmeldenummer: 98810168.9

(22) Anmeldetag:  02.03.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6F41C 23/10
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 20.03.1997 DE 19711730

(71) Anmelder: SIG Arms International AG
8212 Neuhausen am Rheinfall (CH)

(72) Erfinder:
  • Förster,Theobald
    79798 Jestetten (DE)
  • Schmidt, Joachim
    8400 Winterthur (CH)

(74) Vertreter: Münch, Otto et al
Isler & Pedrazzini AG, Patentanwälte, Postfach 6940
8023 Zürich
8023 Zürich (CH)

   


(54) Handgriff für eine Schusswaffe


(57) Der Handgriff besteht aus einem Griffkörper (2) und einer darauf von unten lösbar aufgesteckten und eingerasteten, U-förmigen Griffschale (3) mit einer Rückwand (4) und zwei Seitenwänden (5). Im montierten Zustand ist die Schale (3) spielfrei mit dem Körper (2) formschlüssig verbunden. Durch Austausch der Schale (3) gegen eine andere mit andern Aussenabmessungen und/oder anderer Oberfläche oder aus einem andern Material ist die Schusswaffe optimal an die individuellen Bedürfnisse der Schützen anpassbar.




Beschreibung


[0001] Aus der DE-A-195 05 829 ist ein Pistolengriff bekannt, an dessen Rückseite ein austauschbares Rückenteil befestigt ist. Die Befestigung erfolgt durch Einstecken einer Nase am oberen Ende des Rückenteils in eine Ausnehmung des Griffs und Durchstecken eines Stiftes durch fluchtende Bohrungen in überlappenden Stegen am unteren Ende. Durch Austausch des Rückenteils gegen ein anderes kann der Pistolengriff der Hand des Schützen angepasst werden.

[0002] Ein weiterer Handgriff an einer Pistole ist in der US-A-4 936 036 beschrieben. Er besteht aus einem Griffkörper und einer lösbar auf den Griffkörper aufgesteckten, im Querschnitt annähernd U-förmigen Griffschale mit einer Rückwand und zwei daran einstückig angeformten Seitenwänden. Die Griffschale wird von hinten aufgesteckt und mit einem Querstift gesichert. Diese Befestigungsart hat den Nachteil, dass sie nicht spielfrei ist.

[0003] In der DE-A-30 00 017 ist ein weiterer Handgriff mit einem Griffkörper beschrieben, der annähernd U-förmig ist und von hinten auf den Griffkörper aufgesteckt und festgeschraubt wird.

[0004] In der US-A-4 199 887 ist ein Revolvergriff beschrieben mit einem Griffkörper und einer Griffschale. Die Schale hat zwei Seitenwände und einen diese verbindenden Boden. Die Schale wird von unten auf den Griffkörper aufgesteckt und mittels einer Schraube, die durch den Boden greift, befestigt. Die Schraube wird in ein Joch eingeschraubt. Damit das Joch zum Einschrauben der Schraube ausgerichtet wird, wird das Joch in bogenförmigen Nuten in den Seitenwänden geführt.

[0005] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Pistolengriff anzugeben, der eine vielseitige individuelle Anpassung an die Hand des Schützen ermöglicht und bei der die Griffschale spielfrei mit dem Griffkörper verbunden ist. Diese Aufgabe wird durch die Merkmalskombination des Anspruchs 1 gelöst.

[0006] Nachfolgend wird ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand der Zeichnungen erläutert. Darin zeigt:
Figur 1
Eine perspektivische Ansicht eines Teils eines Pistolengehäuses,
Figur 2 und 3
perspektivische Ansichten einer Griffschale, und
Figur 4
einen Querschnitt durch den unteren Teil des Pistolengriffs.


[0007] Die in den Zeichnungen dargestellten Teile der Pistole umfassen ein unteres Gehäuse 1 mit einem einstückig angeformten Griffkörper 2 und eine Griffschale 3. Beide Teile sind aus Kunststoff spritzgegossen, die Griffschale 3 vorzugsweise im Zweikomponentenverfahren, indem der Grundkörper 29 aus thermoplastischem Kunststoff und ein Griffelement 30 aus einem Elastomer besteht. Das Griffelement 30 erstreckt sich auf der Aussenseite benachbart den vorderen Längsrändern der Seitenwände 5 und über einen sattelförmigen Bereich im oberen Teil der Rückwand 4. Das Griffelement 30 ist gegenüber dem Grundkörper 29 erhaben.

[0008] Die Griffschale 3 ist im Querschnitt U-förmig und hat eine Rückwand 4 und zwei angeformte Seitenwände 5. Der Körper 2 hat beidseitig eine gegenüber seiner Längsrichtung um 3° nach vorn oben geneigte schwalbenschwanzförmige Leiste 11, in welche eine entsprechende Schwalbenschwanz-Nut 31 der Schale 3 eingreift. Die Schale 3 wird also von unten auf den Körper 2 aufgeschoben. Dabei nähern sich in Längsrichtung des Körpers 2 verlaufende Anschlagflächen 12, 13, 32, 33 des Körpers 2 und der Schale 3 an, bis sie sich in der fertig montierten Stellung berühren. Damit ist die Schale 3 spielfrei formschlüssig mit dem Körper 2 verbunden.

[0009] Von der Schale 3 steht eine federnde Zunge 34 mit einer Rastnase 35 in Längsrichtung der Nuten 31 ab. Im montierten Zustand schnappt diese Rastnase 35 am Rand 15 einer Öffnung 14 der Rückwand 16 des Magazinschachtes ein. Zur Demontage kann die Rastnase 35 durch die Öffnung 14 mit einem Finger eingedrückt werden. Um eine Überdehnung der Zunge 34 bei der Demontage zu verhindern, ist hinter dieser in der Griffschale 3 ein Anschlag 36 angeformt.

[0010] Am vorderen Längsrand der Seitenwände 5 steht eine schmale Leiste 37 ab, die im montierten Zustand in eine Nut 17 des Körpers 2 eingreift. Dies verbessert die formschlüssige Verbindung. Im unteren Bereich sind am Körper 2 zwei weitere parallel zu den Leisten 11 verlaufende, im Querschnitt rechteckige, gegen aussen abstehende Leisten 18 an je einem L-förmigen, nach hinten abstehenden Vorsprung 19 angeformt, welche in entsprechende Nuten 38 der Schale 3 eingreifen. Dadurch wird eine sichere Kraftübertragung zwischen Griffkörper 2 und Schale 3 bei den Erschütterungen während der Schussabgabe erreicht.

[0011] Durch die beschriebene Ausbildung wird eine sichere, starre, spielfreie und formschlüssige Verbindung von Schale 3 und Körper 2 erreicht. Vorzugsweise wird ein ganzer Satz unterschiedlicher Schalen 3 mit unterschiedlicher Form bezüglich Breite und Dicke und/oder unterschiedlicher Oberflächenbeschaffenheit und/oder aus unterschiedlichem Material bereitgestellt, damit der Pistolengriff optimal an die individuellen Bedürfnisse der Schützen anpassbar ist. Die Hand des Schützen liegt mit den Fingerkuppen des Mittel-, Ring- und Kleinfingers, der Innenfläche des Daumens, dem Übergang von Daumen und Zeigefinger und den Handkuppen beim Fingeransatz an der elastomeren Grifffläche 30 an. Diese Grifffläche 30 wirkt dämpfend und griffig.

[0012] Die erfindungsgemässe Ausbildung eignet sich nicht nur für Pistolen, sondern auch für Gewehre mit einem Handgriff hinter dem Abzug. Die im Zweikomponenten-Spritzgiessverfahren aus einem thermoplastischen Kunststoff-Grundkörper 29 und einem elastomeren Griffelement 30 hergestellte Griffschale eignet sich auch für andere als die beschriebene Montageart, z.B. für die Montage von hinten. Dasselbe gilt für die Leisten-Nut-Verbindung 37, 17.


Ansprüche

1. Handgriff für eine Schusswaffe, umfassend einen Griffkörper (2) und eine lösbar und austauschbar auf dem Griffkörper (2) aufgesteckte, im Querschnitt annähernd U-förmige Griffschale (3) mit einer Rückwand (4) und zwei daran einstückig angeformten Seitenwänden (5), dadurch gekennzeichnet, dass die Griffschale (3) mit seitlichen Führungen (11, 31) von unten auf den Griffkörper (2) aufgesteckt ist, und dass die Führungen (11, 31) am Griffkörper (2) und an der Griffschale (3) um 1° bis 10° gegenüber zusammenwirkenden Anschlagflächen (12, 13, 32, 33) von Griffschale (2) und Griffkörper (3) geneigt sind.
 
2. Handgriff nach Anspruch 1, wobei die Führungen (11, 31) um etwa 3° gegenüber den Anschlagflächen (12, 13, 32, 33) geneigt sind.
 
3. Handgriff nach Anspruch 1 oder 2, wobei die Führungen (11, 31) als Schwalbenschwanzführungen ausgebildet sind.
 
4. Handgriff nach einem der Ansprüche 1 bis 3, wobei der vordere Rand der Seitenwände (5) eine Leiste (37) verminderter Dicke aufweist, die in je eine Nut (17) im Griffkörper (2) eingeschoben ist.
 
5. Handgriff nach einem der Ansprüche 1 bis 4, wobei der Griffkörper (2) und die Griffschale (3) im unteren Bereich benachbart der Rückwand (4, 16) eine zur ersten Führung (11, 31) parallele zweite Führung (18, 38) aufweisen.
 
6. Handgriff nach einem der Ansprüche 1 bis 5, wobei die Griffschale (3) und der Griffkörper (2) zusammenwirkende Schnappelemente (14, 34) aufweisen, welche im montierten Zustand einrasten und manuell lösbar sind.
 
7. Handgriff nach Anspruch 6, wobei hinter dem federnden Schnappelement (34) ein Anschlag (36) angeordnet ist.
 
8. Handgriff nach einem der Ansprüche 1 bis 7, wobei die Griffschale (3) aus einem Grundkörper (29) aus thermoplastischem Kunststoff und einem angespritzten Griffelement (30) aus einem Elastomer besteht.
 
9. Handgriff nach Anspruch 8, wobei sich das Griffelement (30) auf der Aussenseite des Grundkörpers (29) benachbart den vorderen Längsrändern der Seitenwände (5) und über einen sattelförmigen Bereich im oberen Teil der Rückwand (4) erstreckt, und wobei das Griffelement (30) vorzugsweise gegenüber dem Grundkörper (29) erhaben ist.
 




Zeichnung