(19)
(11) EP 0 869 092 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
07.10.1998  Patentblatt  1998/41

(21) Anmeldenummer: 98810173.9

(22) Anmeldetag:  02.03.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6B65H 15/00, B65H 35/00
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 06.03.1997 CH 531/97

(71) Anmelder: GRAPHA-HOLDING AG
6052 Hergiswil (CH)

(72) Erfinder:
  • Lackner, Joachim
    8800 Tahlwil (CH)
  • Strauss, Marcel
    3604 Thun (CH)

   


(54) Verfahren zur Herstellung von Druckerzeugnissen und Vorrichtung zu dessen Druchführung


(57) Bei diesem Verfahren zur Herstellung von Druckerzeugnissen wie Bücher, Zeitschriften etc. werden Bahnen aus Papier nach einer vorbestimmten Seitenfolge bedruckt und danach quer - oder quer und längs zu Einzelbogen geschnitten, sodass sie auf dem weiteren Förderweg wahlweise hinsichtlich ihrer Lage um 90° gedreht und ein - oder mehrreihig hintereinander über einen gemeinsamen Förderabschnitt der weiteren Verarbeitung zugeführt werden können.
Als Vorrichtung steht eine an eine Druckeinrichtung anschliessende Schneideinrichtung (7) zur Verfügung, die mit einer Weiterverarbeitungseinrichtung (A, A') förderwirksam verbunden ist, wobei zwischen Schneideinrichtung (7) und Weiterverarbeitungseinrichtung (A, A') ein Förderweg am stromabwärts liegenden Ende einen Förderabschnitt (4, 4') aufweist, in den zwei durch eine Weiche (9) getrennte Förderstrecken (5, 6) münden, von denen die eine zur Umlenkung und die andere zum Wenden der Einzelbogen (2, 2') unter gleichzeitiger Aenderung der Förderrichtung ausgebildet ist.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von Druckprodukten wie Bücher, Broschuren oder dgl., durch Bedrukken von Bahnen aus Papier oder Kunststoff nach einer vorbestimmten Seitenfolge eines Druckerzeugnisses sowie Quer- oder Quer- und Längsschneiden der Bahn in Einzelbogen zu deren weiteren Verarbeitung.
Dabei handelt es sich um das Gebiet der Bücher- und Broschurenproduktion im Bereich kleinerer Serien.

[0002] Ein bei einer Auflagegrösse von mehr als etwa 500 Exemplaren unwirtschaftliches digitales Drucksystem für die Verarbeitung von Bogen und das bei einer Auflagegrösse von etwa 2500 Exemplaren und mehr benutzte Offsetdruckverfahren eröffnen dazwischen ein wirtschaftlicheres Produzieren mit einem digitalen Drucksystem ab Bahnen.

[0003] Ein bekanntes digitales Drucksystem der NIPSON Printing Systems GmbH, ausgestellt an der DRUPA'95, das sich für das eingangs beschriebene Verfahren eignet, kann eine Papierbahn mit einer max. Geschwindigkeit von 60m/min. bedrucken, sodass eine Leistung von hundert gebundenen Büchern pro Stunde entstehen kann. Dem Drucksystem ist eine Schneidvorrichtung und eine Bindeeinheit in dieser Reihenfolge nachgeschaltet.
Als weitere Verarbeitungsmöglichkeiten sind das Falzen, Stapeln, Heften ect. bekannt

[0004] Digitale Drucksysteme gehören zu denjenigen Drucksystemen, bei denen nach einer vorbestimmten Seitenfolge Papier bedruckt bzw. verarbeitet wird.

[0005] Das bekannte Verarbeiten einer Bahn von einer Rolle aus Papier gestattet auf ununterbrochenem Verarbeitungsweg jedoch keine formatvariable Produktion. D.h., die bestimmte Formatgrösse eines Endproduktes ist jeweils abhängig von der verwendeten Bahnbreite, bzw. die Bahnbreite muss dem Format des erzeugten Druckerzeugnisses entsprechen.

[0006] In der Offsetverarbeitung werden für die Formatvielfalt Falzeinrichtungen eingesetzt, die eine kontinuierliche Verarbeitung bis zum Endprodukt nicht erlauben. Davon ist in erster Linie eine Falzeinrichtung betroffen, die bei der Verarbeitung für unterschiedlich gefalzte Druckprodukte verschiedene Ausgänge erfordert.
Für eine rationelle Verarbeitung ist eine Falzeinrichtung mit mehreren Ausgängen nicht geeignet, weil ein zusätzlicher hoher technischer Aufwand notwendig wäre, um alle verarbeiteten Produkte auf eine gemeinsame Auslage zu führen, um sie von dort weiterverarbeiten zu können.
Diese Ansicht trifft insbesondere für eine On-line-Verarbeitung für nach einer vorbestimmten Seitenfolge bedruckte Bahnen zu.

[0007] Aufgabe der Erfindung ist es deshalb, ein Verfahren der eingangs genannten Art und eine Vorrichtung zu dessen Durchführung zu schaffen, die von den aufgeführten Nachteilen befreit sind und eine On-line-Verarbeitung von Papierbahnen zu variablen Formatgrössen der Druckerzeugnisse gestatten.

[0008] Erfindungsgemäss wird diese Aufgabe dadurch gelöst, dass die aus der Bahn geschnittenen Einzelbogen auf dem weiteren Förderweg wahlweise in ihrer Lage relativ zur Zuführrichtung der Bahn um 90° gedreht und ein- oder mehrreihig hintereinander über einen gemeinsamen Förderabschnitt des weiteren Förderweges der weiteren Verarbeitung zugeführt werden.

[0009] Anschliessend wird die Erfindung unter Bezugnahme auf die Zeichnung, auf die bezüglich aller in der Beschreibung nicht erwähnten Einzelheiten verwiesen wird, anhand mehrerer Ausführungsbeispiele erläutert. In der Zeichnung zeigen:
Fig. 1
eine schematische Darstellung des erfindungsgemässen Verfahren bei der Verarbeitung einer quergeschnittenen Papierbahn in Einzelbogen,
Fig. 2
eine schematische Darstellung einer alternativen Vorgehensweise bei der Verarbeitung einer quergeschnittenen Papierbahn in Einzelbogen,
Fig. 3
eine schematische Darstellung des erfindungsgemässen Verfahrens bei der Verarbeitung einer quer- und längsgeschnittenen Papierbahn,
Fig. 4
eine schematische Darstellung einer alternativen Vorgehensweise bei der Verarbeitung einer quer- und längsgeschnittenen Papierbahn,
Fig. 5
eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemässen Verfahrens nach Fig.1 und
Fig. 6
eine Vorrichtung gemäss Fig. 4 des Verfahrens.


[0010] Die Fig. 1 bis 4 vermitteln die Verarbeitung einer von einer Druckmaschine (nicht ersichtlich) einer erfindungsgemässen Vorrichtung zugeführten festen Bahn 1 aus Papier oder Kunststoff. Die Zuführrichtung der Bahn 1 ist durch Pfeil Z dargestellt und die gestrichelten Linien an der Bahn 1 veranschaulichen die vorgesehenen Schnitte quer oder quer und längs zur Bahn 1 für das Trennen in Einzelbogen.

[0011] In Fig. 1 wird die Bahn 1 vorerst durch Querschneiden in Einzelbogen 2 getrennt. Auf dem weiteren Förderweg in Richtung Weiterverarbeitung A behalten die Einzelbogen 2 ihre Lage bei und werden einreihig hintereinander auf einem gemeinsamen Förderabschnitt 4 des weiteren Förderweges 3 geführt.
Alternativ können die Einzelbogen 2 durch Umlenkung um 90° auf einen von der Zuführrichtung abgewinkelten Förderabschnitt 4' versetzt werden. Der weitere Förderweg 3' weist also einen 90° Winkel auf.

[0012] Fig. 2 zeigt eine Verarbeitungsart, bei der im Unterschied zu Fig. 1 die quer geschnittenen Einzelbogen 2 in ihrer Lage um 90° gedreht und anschliessend hintereinander in einer Reihe weitergefördert werden.

[0013] Fig. 3 stellt eine zugeführte Papierbahn 1 dar, die sowohl quer wie auch längs zur Bildung von Einzelbogen 2 geschnitten wird. Auf diesem Weg durchläuft die Bahn 2 eine nicht gezeigte Schneidvorrichtung, in der Einzelbogen 2a, 2b auf zwei Reihen verteilt geschnitten werden.
Auf dem weiteren Förderweg 3 werden die Einzelbogen 2a, 2b in ihrer Lage belassen und in einer Reihe hintereinander der weiteren Verarbeitung A zugeführt. Dabei werden die Einzelbogen 2a auf der Förderstrecke 5 seitlich verlagert und auf Förderabschnitt 4 der weiteren Verarbeitung zugführt.

[0014] Alternativ dazu können die Einzelbogen 2a, 2b gemäss Fig. 3 um 90° umgelenkt werden, so dass sie sich gemäss Darstellung in Längsformatrichtung hintereinander folgen und dabei einen um 90° von der Zuführrichtung der Bahn 1 abweichenden Förderabschnitt 4' verfolgen.

[0015] In Fig. 4 ist eine Verfahrensweise gezeigt, in der die Einzelbogen 2a, 2b im Unterschied zu Fig. 3 in ihrer Lage zusätzlich gedreht und anschliessend in einer Reihe hintereinander der weiteren Verarbeitung A zugeführt werden.

[0016] Fig. 5 zeigt auszugsweise eine Vorrichtung in der eine bedruckte Papierbahn 1 einer Schneideinrichtung 7 zugeführt wird. Die dargestellte Schneideinrichtung 7 gestattet das Trennen der Papierbahn 1 durch ein quer zur Zuführrichtung letzterer angeordnetes, bewegliches Messer 8. Im Anschluss an die Schneideinrichtung 7 durchlaufen die Einzelbogen 2 eine Weiche 9, durch die sie wahlweise auf Förderstrecke 5 oder 6 geleitet werden. Förderstrecke 5 bezweckt die Beibehaltung der Lage der Einzelbogen 2' und deren Umlenkung auf einem abgewinkelten weiteren Förderweg 3'.
Als Weiterverarbeitungseinrichtung A' ist ein Falzapparat dargestellt. Auf dem Förderweg 3, 3' ist vor der Weiche 9 eine zuschaltbare Ausrichteinrichtung 10 angeordnet, die verstellbar ausgebildet und fallweise einsetzbar resp. ausser Wirkung bringbar ist. Ausrichteinrichtungen sind bekannt und deshalb hier nicht beschrieben. Ebenso kann der Förderabschnitt 4, 4' als Schrägrollentisch zur nachträglichen Ausrichtung der Einzelbogen 2, 2'; 2a, 2b; 2a', 2b' ausgebildet sein. Um Beilagen oder Umschläge 12 zuführen zu können, ist der Vereinigungsstelle der Förderstrecken 5, 6 ein entsprechender Anleger 11 zugeordnet, der Beilagen 12 dem Einzelbogenstrom zuführt.

[0017] In Fig. 6 ist eine Vorrichtung wiederum ohne digitales Drucksystem dargestellt, bei dem im Unterschied zu Fig. 5 die Papierbahn 1 durch die Schneideinrichtung 7 sowohl quer als auch längs geschnitten wird, sodass auf die Breite der Papierbahn 1 verteilt mehrere -hier zwei- Einzelbogen 2a', 2b' entstehen. Für den Längsschnitt ist ein fixes oder angetriebenes Messer 13 vorgesehen. Weiterhin abweichend von Fig. 5 ist die Stellung der Weiche 9, sodass die Einzelbogen 2a', 2b' nebeneinander auf die oben liegende Förderstrecke 6 gelangen. Auf der Förderstrecke 6 werden die Einzelbogen 2a', 2b' durch Wenden unter gleichzeitiger Aenderung der Förderrichtung paarweise gedreht und in eine Reihe sich hintereinander folgend fortbewegt.


Ansprüche

1. Verfahren zur Herstellung von Druckerzeugnissen wie Bücher, Broschuren oder dgl., durch Bedrucken von Bahnen aus Papier nach einer vorbestimmten Seitenfolge eines Druckerzeugnisses sowie Quer- oder Quer- und Längsschneiden der Bahn in Einzelbogen zu deren weiterer Verarbeitung, dadurch gekennzeichnet, dass die aus der Bahn geschnittenen Einzelbogen auf dem weiteren Förderweg wahlweise in ihrer Lage relativ zur Zuführrichtung der Bahn um 90° gedreht und ein- oder mehrreihig hintereinander über einen gemeinsamen Förderabschnitt des weiteren Förderweges der weiteren Verarbeitung zugeführt werden.
 
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass Förderabschnitt des weiteren Förderweges um 90° von der Zuführrichtung der Bahn abweicht.
 
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass das Längsschneiden der Bahn bzw. der Einzelbogen vor, während oder nach dem Querschneiden erfolgt.
 
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, dass die Einzelbogen mehrfach längsgeschnitten werden.
 
5. Verfahren nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, dass die längsgeschnittenen Einzelbogen auf eine Reihe sich hintereinander folgend zusammengeführt werden.
 
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, dass der Förderabschnitt des weiteren Förderweges in eine parallele Falze bildende Falzeinrichtung mündet.
 
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, dass die den Förderabschnitt des weiteren Förderweges verlassenden Einzelbogen seitlich geführt ausgerichtet sind.
 
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 7, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuführung einer Beilage und/oder eines Umschlages nach dem Beschneiden der Bahn in Einzelbogen erfolgt.
 
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuführung der Beilage und/oder des Umschlages während dem Ordnen zum Hintereinanderführen der Einzelbogen oder danach erfolgt.
 
10. Verfahren nach einem der Anprüche 2 bis 9, dadurch gekennzeichnet, dass die Zuführung der Beilage und/oder des Umschlages bei der um 90° ändernden Laufrichtung der Einzelbogen erfolgt.
 
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, dass zur Zuführung der Beilage und/oder des Umschlages eine Lücke zwischen den hintereinandergeführten Einzelbogen gebildet wird.
 
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass das Drehen der Einzelbogen durch Wenden unter gleichzeitiger Aenderung der Förderrichtung erfolgt.
 
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, dass die Abweichung der weiteren Förderrichtung von der Zuführrichtung der Bahn durch Umlenken der Einzelbogen erfolgt.
 
14. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach den Ansprüchen 1 bis 13, bestehend aus einer an eine mit einer Papierbahn (1) beschickbare Druckeinrichtung förderwirksam anschliessenden, wahlweise für Quer- oder Quer- und Längsschnitte ausgebildete Schneideinrichtung (7), die mit einer nachfolgenden Weiterverarbeitungseinrichtung (A, A') mittelbar förderwirksam verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, dass der zwischen Schneideinrichtung (7) und Weiterverarbeitungseinrichtung (A, A') angeordnete weitere Förderweg (3, 3') am stromabwärts liegenden Ende einen Förderabschnitt (4, 4') aufweist, in den zwei durch eine an dem weiteren Förderweg (3, 3') stromaufwärts liegende Weiche (9) gebildeten Förderstrecken (5, 6) münden, von denen die eine zur Umlenkung der Einzelbogen (2,2'; 2a, 2b; 2a', 2b') und die andere zum Wenden der Einzelbogen (2, 2'; 2a,2b; 2a', 2b') unter gleichzeitiger Aenderung der Förderrichtung ausgebildet ist.
 
15. Vorrichtung nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, dass die Förderstrecken (5, 6) übereinander angeordnet sind.
 
16. Vorrichtung nach den Ansprüchen 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, dass der Weiche (9) eine zur Ausrichtung der Einzelbogen (2, 2'; 2a, 2b; 2a', 2b') zuschaltbare Ausrichteinrichtung (10) vorgeschaltet ist.
 
17. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 16, dadurch gekennzeichnet, dass der Förderabschnitt (4, 4') als Schrägrollentisch mit seitlichem Führungsanschlag zur Wiederausrichtung der Einzelbogen (2, 2'; 2a, 2b; 2a', 2b') ausgebildet ist.
 
18. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 14 bis 17, dadurch gekennzeichnet, dass an der stromabwärts angeordneten Vereinigungsstelle der Förderstrecken (5, 6) ein Anleger (11) für Beilagen oder Umschläge (12) vorgesehen ist.
 




Zeichnung
















Recherchenbericht