(57) Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gasabschreckung metallischer Werkstücke
nach einer Wärmebehandlung in einem Wärmebehandlungsofen, wobei die Gasabschreckung
entweder im Ofen selbst oder einer gasdichten Kammer durchgeführt wird und wobei als
Kühlgas Helium, Wasserstoff, Gemische aus Helium und Wasserstoff oder Gemische aus
diesen mit zusätzlich bis zu 30 % Inertgas zur Anwendung kommen. Gekennzeichnet ist
das Verfahren insbesondere dadurch, daß ein Kühlgasdruck p im Ofen oder der Abschreckkammer
von mehr als 4 MPa (40 bar) eingestellt wird. Bevorzugt werden hierbei Drucke zwischen
4 und 5,5 Mpa eingestellt und zudem relativ hohe Kühlgasgeschwindigkeiten angewandt.
[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gasabschreckung metallischer Werkstücke
nach einer Wärmebehandlung in einem Wärmebehandlungsofen, wobei die Gasabschreckung
entweder im Ofen selbst oder einer gasdichten Kammer durchgeführt wird und wobei als
Kühlgas Helium, Wasserstoff, Gemische aus Helium und Wasserstoff oder Gemische aus
diesen mit zusätzlich bis zu 30 % Inertgas zur Anwendung kommen und dabei die Kühlgasgeschwindigkeit
v so eingestellt wird, daß das Produkt aus Kühlgasdruck p und Kühlgasgeschwindigkeit
v einen Wert zwischen 10 und 240 MPa m/sec und mehr animmt.
[0002] Gasabschreckverfahren, wie sie oben beschrieben sind und die mit Drücken bis zu 40
bar arbeiten, sind aus der EP 0 313 888 B1 bekannt. Diese Verfahren liefern bereits
weitgehend befriedigende Abkühlgeschwindigkeiten des metallischen Behandlungsgutes,
es gibt jedoch Anwendungsfälle - z.B. bei niedrig legierten Stählen - in denen eine
noch weitergehende Abkühleistung wünschenswert wäre. Andererseits jedoch, erscheint
die Möglichkeit, die Abkühlleistung über Druck- und/oder Gasgeschwindigkeitseinstellungen
weiter zu steigern als kaum mehr möglich, da mit den vorgenannten Verfahren bereits
Druckbereiche in Anwendung sind, die ohnehin schon sehr hoch liegen und die zudem,
hinsichtlich der Anlagentechnik und der Motorleistung der notwendigen Gasumwälzventilatoren,
anspruchsvolle Ausführungen erfordern. Dies stellt die Ausgangslage und die Aufgabenstellung
vorliegender Erfindung dar.
[0003] Der Wunsch nach weiter erhöhten Abkühlgeschwindigkeiten wird erfindungsgemäß dadurch
gelöst, daß ein Kühlgasdruck p im Ofen oder der Abschreckkammer von mehr als 4 MPa
(40 bar) vorgesehen wird. Vorzugsweise wird ein Kühlgasdruck p im Ofen oder der Abschreckkammer
von mehr als 4 MPa und bis zu 5,5 MPa eingestellt.
[0004] Es hat sich in überraschender Weise gezeigt, daß mit der Erfindung eine weitere Steigerung
der Abkühlgeschwindigkeit im Bereich von 5 bis 20 % erzielt werden kann. Der Erfindung
steht entgegen, daß mit den vorgeschlagenen Druckbereichen in Größenordnungen vorgedrungen
wird, die bei der anlagentechnischen Realisierung in der Regel ein aufwendigeres Vorgehen
verlangen. Hierbei können jedoch Vorschläge, wie sie die EP 0 495 151 B1 anbietet,
zur Anwendung kommen, d.h. daß mindestens Teilbereiche der Abschreckkammer oder des
Ofens mit geschlossenen Zwischenvolumina versehen werden, und diese mit einem Inertgas
gespült werden. Undichtigkeiten werden so durch Gasanalyse leicht detektierbar und
Abschreckgas gelangt nicht unmittelbar in die Umgebung. Dies ist insbesondere dann
vorteilhaft, wenn als Abschreckgas Wasserstoff verwendet wird.
Eine besonders gesteigerte Kühlleistung wird ferner dann erhalten, wenn relativ hohe
Kühlgasgeschwindigkeiten eingestellt werden. Dies ist erfindungsgemäß dann der Fall,
wenn die Kühlgasgeschwindigkeit v so eingestellt wird, daß das Produkt aus Kühlgasdruck
p und Kühlgasgeschwindigkeit v einen Wert zwischen 80 und 660 MPa m/sec, vorzugsweise
zwischen 110 und 300 MPa m/sec, animmt.
[0005] In allgemeinen ist in Verbindung mit vorliegender Erfindung auch darauf hinzuweisen,
daß bei einem Abschreckprozeß für die erzielten Werkstoffeigenschaften entsprechend
dem materialspezifischen ZTU-Schaubild die ersten Sekunden der Abkühlung entscheidend
sind. Gemäß der Erfindung findet dies besondere Berücksichtigung, da eine hohe Abkühlgeschwindigkeit
durch die angegebenen Maßnahmen, erhöhter Druck und Strömungsgeschwindigkeit, besonders
begünstigt wird. Es ist ferner in Verbindung mit der Gasabschreckung bekannt, daß
die Umwälzung von verdichteten Standardgasen wie Stickstoff und Argon in der Regel
sehr hohe Ventilatorleistungen - 150 kW und mehr - erfordert und diese mit steigendem
Druck weiter zunehmen. Versuche haben aber gezeigt, daß bei entsprechender Gasauswahl
bzw. entsprechender Gasmixtur - wie in der Erfindung beschrieben - nur noch eine geringe
Energiezufuhr pro Drucksteigerung bei gleicher Umlaufgeschwindigkeit erforderlich
ist. Diese physikalische Erscheinung begünstigt das Betreiben von Abschreckeinrichtungen
über 4 MPa.
[0006] Vorteilhaft wird die Erfindung ferner in einer Variante in der Weise ausgeführt,
daß die Begasung des Ofens bzw. der Kühlkammer mittels eines oder mehrerer sog. Düsenstöcke
mit direkt auf die Werkstücke gerichteter Strömung erfolgt. Die dabei ohne zusätzliche
Energiezufuhr erzeugten Strömungsgeschwindigkeiten von 100 m/s und mehr führen in
der so wichtigen Anfangsphase zu einer ganz besonders effektiven Abkühlung. In einer
Variante können auch anfänglich hohe Gasströmgeschwindigkeiten in späteren Phasen
der Abkühlung, z.B. inder zweiten Hälfte der Abkühlungszeit, reduziert werden.
[0007] Eine weitere vorteilhafte Variante der Erfindung besteht darin, daß alternativ oder
zusätzlich -neben üblichen Inertgasen im Bereich der Wärmebehandlung wie Stickstoff
und Argon - Inertgase mit höherer Energieaufnahmefähigkeit wie Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff
oder Wasserdampf zum Abschreckgas geringer Dichte hinzugemischt werden, wobei der
30 %-Anteil der Inertgase im Abschreckgas nicht überschritten wird. Besonders bevorzugt
wird hierzu Kohlendioxid angewandt.
[0008] Durch die Zumischung von Inertgasen mit höherer Energieaufnahmefähigkeit wird die
Abkühlgeschwindigkeit von Werkstückchargen unter Umständen weiter erhöht. Dies beruht
darauf, daß die angesprochenen Gase eine höhere Wärmekapazität als z.B. Helium, Wasserstoff
und auch Stickstoff besitzten, und diese somit in einem "Transportvorgang" größere
Mengen an Wärme abführen können. Dem entgegen steht jedoch die Erhöhung der Dichte
des Abschreckgases und damit die Erhöhung der erforderlichen Ventilatorleistung. Daher
ergibt sich bei relativ niedrigen Zumischungen ein optimales Ergebnis.
[0009] Anhand eines Ausführungsbeispieles wird die Erfindung nachstehend näher erläutert:
[0010] Es steht eine eigenständig arbeitende Kühlkammer mit für die genannten Drucke geeignet
ausgebildeter Wandstärke und ebenso geeigneten Verschlußelementen zur Verfügung. Diese
ist ferner so gestaltet, daß sie - im Abschreckbetrieb - im wesentlichen den gesamten
Querschnitt erfassend von oben nach unten von Kühlgas durchströmt wird. In die so
ausgebildete Kühlkammer wird dann das Abschreckgut, beispielsweise Kugellageringe
aus einem 100 Cr 6 Stahl, zur Abschreckung eingebracht, wobei darauf zu achten ist,
daß die Werkstücke in einer Dichte und Verteilung angeordnet sind, daß alle Werkstücke
vom Kühlgasstrom erfaßt werden.
[0011] Nach dem druckdichten Verschließen der Kühlkammer wird in dieser der beschriebene
Kühlgasstrom beispielsweise in Gestalt eines Gaskreislaufs hergestellt, wobei sich
dieser erfindungsgemäß auf einem Druckniveau von 4,5 MPa (45 bar) befindet. Ferner
wird eine Kühlgasgeschwindigkeit von ca. 10 m/sec eingestellt. Als Kühlgas kommt Wasserstoffgas
zur Anwendung, das mit einer Temperatur von 20 bis 40 ° C auf die ca. 900 °C heiße
Werkstückcharge einwirkt. Nach einer Kühldauer von ca. 30 sec ist eine Werkstücktemperatur
von unter 100 °C erreicht und somit eine mit Abschreckbädern vergleichbare Abschreckgeschwindigkeit.
[0012] Eine Steigerung der Abkühlgeschindigkeit wird hierbei - sowie generell - erzielt,
wenn die Kühlgasgeschwindigkeit weiter erhöht wird, d.h. wenn Kühlgasgeschwindigkeiten
von etwa 15 m/sec und mehr, gegebenenfalls bis in den Bereich von 100 m/sec, angewandt
werden. Praktisch relevant sind hier vor allem Geschwindigkeiten von 20 bis 75 m/sec.
Damit ist eine Verkürzung der obengenannten Abkühlzeit um weitere 10 bis 15 % möglich.
Auf dem beschriebenen Wege gemäß vorliegender Erfindung sind also besonders hohe Anforderungen
in Verbindung mit der Abschreckung metallischer Werkstücke erfüllbar.
1. Verfahren zur Gasabschreckung metallischer Werkstücke nach einer Wärmebehandlung in
einem Wärmebehandlungsofen, wobei die Gasabschreckung entweder im Ofen selbst oder
einer gasdichten Kammer durchgeführt wird und wobei als Kühlgas Helium, Wasserstoff,
Gemische aus Helium und Wasserstoff oder Gemische aus diesen mit zusätzlich bis zu
30 % Inertgas zur Anwendung kommen und dabei
die Kühlgasgeschwindigkeit v so eingestellt wird, daß das Produkt aus Kühlgasdruck
p und Kühlgasgeschwindigkeit v einen Wert von mehr als 10 MPa m/sec, vorzugsweise
mehr als 40 MPa m/sec animmt, dadurch gekennzeichnet,
daß ein Kühlgasdruck p im Ofen oder der Abschreckkammer von mehr als 4 MPa (40 bar)
eingestellt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß ein Kühlgasdruck p im Ofen oder der Abschreckkammer von mehr als 4 MPa bis 5,5
MPa eingestellt wird.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß mindesten Teilbereiche der Abschreckkammer oder des Ofens mit geschlossenen Zwischenvolumina
versehen werden und diese mit einem Inertgas gespült werden.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß alternativ oder zusätzlich -neben üblichen Inertgasen im Bereich der Wärmebehandlung
wie Stickstoff und Argon- Inertgase mit höherer Energieaufnahmefähigkeit wie Kohlendioxid,
Schwefelwasserstoff oder Wasserdampf zum Abschreckgas geringer Dichte hinzugemischt
werden, wobei der 30 %-Anteil der Inertgase im Abschreckgas nicht überschritten wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Kühlgasgeschwindigkeit v so eingestellt wird, daß das Produkt aus Kühlgasdruck
p und Kühlgasgeschwindigkeit v einen Wert zwischen 80 und 660 MPa m/sec, vorzugsweise
zwischen 110 und 300 MPa m/sec, animmt.