[0001] Die Erfindung betrifft Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen,
ein Verfahren zu ihrer Herstellung, ein Verfahren zu ihrer Equilibrierung und Verfahren
zur Beschichtung, wobei diese Verbindungen verwendet werden.
[0002] Vielfältig bekannt sind Formulierungen mit den Komponenten Polyorganosiloxane und
Polyisobutylen. Beispiele hierzu sind die US 3855174 (Commissariat Energie Atomique,
17.12.74) und die US 4725648 (Toshiba Silicone, 16.02.88).
[0003] Aufgabe der Erfindung ist es neue Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen
bereitzustellen, die in einem einfachen Verfahren unter Verwendung leicht zugänglicher
Ausgangsstoffe hergestellt werden können, hydrophob und Detergenzien beständig sind
und deren Strukturen gezielt aufgebaut werden können. Dabei sollte kein Übergangsmetallkatalysator,
z.B. für eine Hydrosilylierungsreaktion, verwendet werden. Die erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen
sollen auch hydrophil, reaktiv bzw. vernetzbar ausgestattet werden können sowie insbesondere
hervorragende Eigenschaften als Poliermittel haben. Die Aufgabe wird durch die Erfindung
gelöst.
[0004] Gegenstand der Erfindung sind Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen
mit mindestens einer Einheit der Formel
A
aR
bSiX
cO
4-(a+b+c)/2, (I)
wobei R gleich oder verschieden ist, einen einwertigen, zweiwertigen oder dreiwertigen
nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest mit vorzugsweise 1
bis 3600 Kohlenstoffatom(en) je Rest bedeutet, X gleich oder verschieden ist, ein
Chloratom oder ein Rest der Formel -OR1 ist, wobei R1 ein Wasserstoffatom oder einen Alkylrest mit vorzugsweise 1 bis 8 Kohlenstoffatom(en)
je Rest, der durch ein Ethersauerstoffatom substituiert sein kann, oder einen Rest
der Formel
-R2([OCH(CH3)CH2]e[OCH2CH2]f[O(CH2)4]gOR3)y (II)
bedeutet, wobei die Reste ([OCH(CH3)CH2]e [OCH2CH2]f und [O(CH2)4]g in beliebiger Reihenfolge, gemischt vorkommen können,
wobei R2 einen zweiwertigen oder dreiwertigen, nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest
vorzugsweise mit 2 bis 50 Kohlenstoffatom(en) je Rest bedeutet, der durch eine oder
mehrere Gruppen der Formeln
-(C=O)-O-, -(C=O)-NR3-, -NR3-, -O-, -S-
substituiert ist, wobei - (C=O) -O-, -NR3- und -O- besonders bevorzugt ist,
R3 ein Wasserstoffatom oder R1 ist oder einen Rest der Formel - (C=O) -R1 bedeutet,
e, f und g jeweils eine ganze Zahl von vorzugsweise 0 - 200, bevorzugt 1- 50 und besonders
bevorzugt 5 - 30 sind, mit der Maßgabe, daß die Summe

ist und y 1 oder 2 bedeutet,
- a
- 0, 1 oder 2
- b
- 0, 1, 2 oder 3
- c
- 0, 1, 2 oder 3 und die Summe

ist,
wobei bevorzugte Beispiele für Formel (II):
L= -CH2-CH2-(OCH2CH2)100-200-OCH3
-CH(-CH3)-CH2-(OCH2CH2)9-13-OCH3
-CH(-CH3)-CH2-(OCH2CH(-CH3)8-10-OCH2CH2OCH3
-CH2-CH2-(O(CH2)4)15-17-OH sind,
z Null oder eine Zahl zwischen 1 und 20 ist und
A ein Rest ist, der eine Oligo- oder Polyisobutylengruppe aufweist, mit der Maßgabe,
daß pro Molekül mindestens ein Rest der Formel A vorliegt.
[0005] Bevorzugt ist A ein Rest der Formel
- R
2-[(-C(CH
3)
2-CH
2)
n-R
4]
y (III),
oder
-R
2-[(-CH
2-C(CH
3)
2-)
n-R
4]
y (III')
wobei R2 die oben angegebene Bedeutung hat, R4 ein Wasserstoffatom, ein Kohlenwasserstoffrest, oder ein Rest der Formeln -(C=O)-R1, -O-R1, -O-(C=O)-R1 ist und n eine Zahl von 1 bis 500 ist, y 1 oder 2 ist, mit der Maßgabe, daß pro Molekül
mindestens ein Rest der Formel A vorliegt.
[0006] Gegenstand der Erfindung ist weiterhin ein Verfahren zur Herstellung von Oligo- oder
Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen, dadurch gekennzeichnet,
daß Organosiliciumverbindung mit mindestens einer Einheiten der Formel
E
aR
bSiX
cO
4-(a+b+c)/2, (IV)
wobei R, X, a, b und c die oben dafür angegebene Bedeutung haben und E ein Rest der
Formeln
-R2-(NR1-CH2-CH2)d-NR12, -R2-SH, - R2-(Z-(C=O)-(C-R5)=CH2)y ist,
wobei R2 und R1 die dafür angegebene Bedeutung haben, Z ein Rest der Formeln -O- oder NR3, d O oder eine ganze Zahl von 1 bis 8, y 1 oder 2 ist und R5 ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe ist, mit der Maßgabe, daß pro Molekül
mindestens eine Einheit der Formel E enthalten ist, mit Oligo- oder Polyisobutylen
der Formel
H2N-Rh6-(CH2-C(CH3)2)n-R4, HS-Rh6-(CH2-C(CH3)2)n-R4 (V)
H2N-Rh6-(- C(CH3)2-CH2-)-nR4, HS-Rh6-(-C(CH3)2-CH2-)n-R4
H2C=(C-R5)-(C=O)-Z-Rh6-(-C(CH3)2-CH2-)n-R4
H2C=(C-R5)-(C=O)-Z-Rh6-(CH2-C(CH3)2-)n-R4
wobei R4 die oben angegebene Bedeutung hat; n = eine Zahl von 1 bis 500, R5, Z und n die oben dafür angegebene Bedeutung haben, R6 ein substituierter oder nicht substituierter Kohlenwasserstoffrest mit 1 - 8 Kohlenstoffatomen,
der durch eine Gruppe der Formel -(C=O)- unterbrochen sein kann und h 0 oder 1 bedeutet,
in Substanz, Lösung oder Emulsion umgesetzt werden.
[0007] Beispiele für Reste R sind Alkylreste, wie der Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-,
1-n-Butyl-, 2-n-Butyl-, iso-Butyl-, tert. -Butyl-, n-Pentyl-, iso-Pentyl-, neo-Pentyl,
tert. Pentylrest; Hexylreste, wie der n-Hexylrest; Heptylreste, wie der n-Heptylrest;
Octylreste, wie der n-Octylrest und iso-Octylreste, wie der 2,2,4-Trimethylpentylrest;
Nonylreste, wie der n-Nonylrest; Decylreste, wie der n-Decylrest; Dodecylreste, wie
der n-Dodecylrest; Octadecylreste, wie der n-Octadecylrest; Cycloalkylreste, wie der
Cyclopentyl-, Cyclohexyl-, Cycloheptylrest und Methylcyclohexylreste; Arylreste, wie
der Phenyl-, Naphthyl-, Anthryl- und Phenanthrylrest; Alkarylreste, wie o-, m-, p-Tolylreste;
Xylylreste und Ethylphenylreste; und Aralkylreste, wie der Benzylrest, Phenylethylrest.
Bevorzugt sind der Methylrest, der n-Octylrest, der n-Dodecylrest und der n-Octadecylrest.
[0008] Beispiele für halogenierte Reste R sind Halogenalkylreste, wie der 3,3,3-Trifluor-n-propylrest,
der 2,2,2,2',2',2'-Hexafluorisopropylrest, der Heptafluorisopropylrest und Halogenarylreste,
wie der o-, m- und p-Chlorphenylrest.
[0009] Besonders bevorzugte Reste R sind:
-(CH2)3-SH,
-(CH2)3-NH2,
-(CH2)3-NH-CH2-CH2-NH2,
-(CH2)3-NH3+ Y-, wobei Y Cl-, HSO-3, HCOO-, CH3COO- bedeutet,
-(CH2)3-NH3+(Y-)-CH2-CH2-NH3+(Y-),
- (CH2) 3-NH- (C=O) -CH3
- (CH2) 3-N- ( (C=O) -CH3) -CH2-CH2-NH- (C=O) -CH3

[0010] Beispiele für Alkylreste R
1 sind Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-, 1-n-Butyl-, 2-n-Butyl-, iso-Butyl-,
tert. -Butylreste. Bevorzugt sind der Methyl- und Ethylrest. Beispiele für Alkylreste
R
1, die durch ein Ethersauerstoffatom substituiert sind, sind der Methoxyethyl- und
Ethoxyethylrest.
[0011] Bevorzugt ist der Rest R
1, ein Wasserstoffatom, eine Methyl-, Ethyl-, Butyl- oder Cyclohexylgruppe.
[0012] Beispiele für Reste R
2 sind substituierte Alkylreste der Formeln
-(CH
2)
3-[(C
6H
3)-(OCH
3)]-O-(C=O)-CH
2-CH
2-NH-,
-(CH
2)
3-O-(C=O)-CH
2-CH
2-NH-,
-(CH
2)
6-O-(C=O)-CH
2-CH
2-NH-,
-CH=CH-CH
2- (-O-CH
2-CH
2)
2 -O- (C=O) -CH
2-CH
2-NH-
-(CH
2)
3-O-CH
2-CH(-OH)-CH
2-O-(C=O)-CH
2-CH
2-NH-
-(CH
2)
3-O-CH
2-CH(-CH
2-OH)-O-(C=O)-CH
2-CH
2-NH-
-(CH
2)
3-O-CH
2-CH(-CH
2-O-(C=O)-CH
2-CH
2-NH-)-O-(C=O)-CH
2-CH
2-NH-
-(CH
2)
3-NH-CH
2-CH
2-(C=O)-O-
- (CH
2)
3-NH-CH
2-CH
2-NH-CH
2-CH
2-(C=O)-O-

[0013] Bevorzugt ist n 1 bis 100, besonders bevorzugt 5 bis 50. Bevorzugt ist z 0 bis 15,
besonders bevorzugt 1 bis 10.
[0014] Bevorzugte Reste für R
2 sind solche der Formel

[0015] Bevorzugt ist der Rest R
3, ein Wasserstoffatom, eine Methyl- oder Butylgruppe.
[0016] Bevorzugt als Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen
sind solche der Formel
A
gR
3-gSiO(SiR
2O)
o(SiRAO)
mSiR
3-gA
g (VI)
wobei A und R die oben dafür angegebene Bedeutung haben, g 0,1 oder 2, m und o 0 oder
eine ganze Zahl von 1 bis 1000 ist, mit der Maßgabe, daß mindestens ein Rest A terminal
oder seitenständig je Molekül enthalten ist. Die Reste (SiR2O)o und (SiRAO)m können in beliebiger Reihenfolge, gemischt vorkommen.
[0017] Die erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen besitzen vorzugsweise ein durchschnittliches
Molekulargewicht von 500 bis 1 000 000 g/mol, bevorzugt 5 000 bis 150 000 g/mol und
vorzugsweise eine Viskosität von 10 bis 1 000 000 mm
2·s-1 bei 25°C, bevorzugt 20 bis 100 000 mm
2·s-1 bei 25°C.
[0018] Die erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen können auch wachsartig oder fest
sein.
[0019] Vorzugsweise sind die bei den erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Organosiliciumverbindungen
solche der Formel
E
gR
3-gSiO(SiR
2O)
o(SiREO)
mSiR
3-gE
g (VII)
wobei R, E, g, o und m die oben dafür angegebene Bedeutung haben und wobei (SiR2O)o und (SiREO)m in beliebiger Reihenfolge, gemischt vorkommen können.
[0020] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können aus der Literatur bekannte Verbindungen,
die Michaelreaktion ähnliche Reaktionen katalysieren, eingesetzt werden.
[0021] Beispiele sind Eisessig, Zinn(IV)chlorid, Natriummethylat und Alkaliamide, die in
Mengen von 0,1 bis 2 Gew.% des Gesamtgewichts der Ausgangsstoffe eingesetzt werden.
[0022] Des weiteren können Radikalinitiatoren bei der Umsetzung von Mercaptanen, wie Azoverbindungen
und/oder Peroxoverbindungen zwischen 0,1 - 5 Gew.-% als Katalysatoren zugesetzt werden.
[0023] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden pro Mol des Restes E der Organosiliciumverbindung
(IV) vorzugsweise 0,001 - 10 Mol Verbindung der Formel (V), bevorzugt 0,01 - 3 Mol
und besonders bevorzugt 0,1 - 2 Mol verwendet.
[0024] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können nicht umgesetzte Reste E der Organosiliciumverbindung
(IV) weiter mit alkoxylierten Aminen oder Acrylaten zur Hydrophilierung der erfindungsgemäßen
Organosiliciumverbindungen umgesetzt werden.
[0025] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können organische Lösungsmittel und Wasser oder
Mischungen aus beiden mit verwendet werden. Beispiele für organische Lösungsmittel
sind Toluol, Xylol, Tetrahydrofuran (THF), n-Butylacetat, Isopropanol und Dimethoxyethan.
[0026] Vorzugsweise wird mit verwendetes organisches Lösungsmittel nach der Reaktion entfernt.
[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise beim Druck der umgebenden Atmosphäre,
also etwa bei 1020 hPa (abs.) durchgeführt. Sie können aber auch bei höheren oder
niedrigeren Drücken durchgeführt werden. Ferner wird das erfindungsgemäße Verfahren
vorzugsweise bei einer Temperatur von 25 °C bis 150 °C, bevorzugt 25 °C bis 120 °C,
besonders bevorzugt 25 °C bis 100 °C, durchgeführt.
[0028] Die Umsetzung von acrylierten Organosiliciumverbindungen mit monoaminiertem Polyisobutylen
ist bevorzugt.
[0029] Wird das monoaminierte Oligo- oder Polyisobutylen unterstöchiometrisch auf die (Meth)acrylatgruppen
eingesetzt, können die erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen über die verbleibenden
(Meth)acrylatgruppen radikalisch oder über eine Hydrosilylierung vernetzt werden.
[0030] Verbleibende Amingruppen können nach der Umsetzung acyliert oder neutralisiert werden.
[0031] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen Oligo- oder Polyisobutylengruppen
aufweisenden Organopolysiloxane können mit Organopolysiloxanen, ausgewählt aus der
Gruppe bestehend aus linearen, endständigen Triorganosiloxygruppen aufweisenden Organopolysiloxanen,
linearen, endständige Hydroxylgruppen aufweisenden Organopolysiloxanen, cyclischen
Organopolysiloxanen und Mischpolymerisaten aus Diorganosiloxan- und Monoorganosiloxaneinheiten,
equilibriert werden.
[0032] Vorzugsweise werden als lineare, endständige Triorganosiloxy-gruppen aufweisende
Organopolysiloxane solche der Formel
R
3SiO(SiR
2O)
rSiR
3,
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat und r 0 oder eine ganze Zahl im Wert
von 1 bis 1500 ist, als lineare, endständige Hydroxylgruppen aufweisende Organopolysiloxane
solche der Formel
HO(SiR2O)sH,
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat und s eine ganze Zahl im Wert von
1 bis 1500 ist, als cyclische Organopolysiloxane solche der Formel
(R2SiO)t,
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat und t eine ganze Zahl von 3 bis 12
ist, und als Mischpolymerisate solche aus Einheiten der Formel
R2SiO und RSiO3/2,
wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat, eingesetzt.
[0033] Die Mengenverhältnisse der bei der gegebenenfalls durchgeführten Equilibrierung eingesetzten
Organopolysiloxane und Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organopolysiloxane
werden lediglich durch den gewünschten Anteil der Oligo- oder Polyisobutylengruppen
in den bei der gegebenenfalls durchgeführten Equilibrierung erzeugten Organopolysiloxanen
und durch die gewünschte mittlere Kettenlänge bestimmt.
[0034] Bei der gegebenenfalls durchgeführten Equilibrierung werden saure oder basische Katalysatoren,
welche die Equilibrierung fördern, eingesetzt. Beispiele für saure Katalysatoren sind
Schwefelsäure, Phosphorsäure, Trifluormethansulfonsäure, Phosphornitridchloride und
unter den Reaktionsbedingungen feste, saure Katalysatoren, wie säureaktivierte Bleicherde,
saure Zeolithe, sulfonierte Kohle und sulfoniertes Styrol-Divinylbenzol-Mischpolymerisat.
Bevorzugt sind Phosphornitridchloride. Phosphornitridchloride werden vorzugsweise
in Mengen von 5 bis 1000 Gew.-ppm (= Teile je Million), insbesondere 50 bis 200 Gew.-ppm,
jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der eingesetzten Organosiliciumverbindungen,
verwendet. Beispiele für basische Katalysatoren sind Benzyltrimethylammoniumhydroxid,
Tetramethylammoniumhydroxid, Alkalihydroxide, Erdalkalihydroxide in methanolischer
Lösung, Phosphoniumhydroxide und Silanolate. Bevorzugt sind Alkalihydroxide, welche
in Mengen von 50 bis 10000 Gew.-ppm (Teile je Million), insbesondere 500 bis 2000
ppm, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der eingesetzten Organosiliciumverbindungen,
verwendet werden.
[0035] Die gegebenenfalls durchgeführte Equilibrierung wird vorzugsweise bei 80°C bis 150
°C und beim Druck der umgebenden Atmosphäre, also etwa bei 1020 hPa (abs.), durchgeführt.
Falls erwünscht, können aber auch höhere oder niedrigere Drücke angewendet werden.
Das Equilibrieren wird vorzugsweise in 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht
der jeweils eingesetzten Organosiliciumverbindungen, in mit Wasser nicht mischbarem
Lösungsmittel, wie Toluol, durchgeführt.
[0036] Vor dem Aufarbeiten des bei dem Equilibrieren erhaltenen Gemisches kann der Katalysator
unwirksam gemacht werden.
[0037] Die erfindungsgemäßen Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen
zeichnen sich durch ihre einfache Darstellungsweise und die Möglichkeit der gezielten
Abstufung der Hydrophobie aus. Werden die monoaminierten Polyisobutylene unterstöchiometrisch
auf die Acrylatgruppen eingesetzt, verbleiben im Siliconöl freie Acrylatgruppen, die
dann in einem zweiten Schritt mit monoaminierten Polyoxyalkylenen umgesetzt werden
können.
[0038] Durch das Verhältnis von Polyisobutylenen zu Polyoxyalkylenen entstehen amphiphile
Blockcopolymere mit einer exakt abstufbaren Hydrophilie bzw. Hydrophobie (s. Beispiel
6). Neben der Hydrophobie besitzen die erfindungsgemäßen Copolymere einen guten Weichgriff
und eine geringe Vergilbungsneigung. Des weiteren zeichnen sie sich durch eine Detergenzienbeständigkeit
aus.
[0039] Die genannten erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen dienen vorzugsweise der
Behandlung von textilen Flächengebilden, wie z. B. Geweben, Maschenwaren oder Vliesen.
Die Erfindung betrifft ferner Textilfaserpräparation und Lederbehandlung. Weiterhin
finden die erfindungsgemäßen Verbindungen Einsatz in der Kosmetik-, Pflegemittel-,
Polish-, Lack- und Bauindustrie. Ferner dienen sie der Verträglichkeitsvermittlung
von Organosiliciumverbindungen und organischen Kautschuken. Des weiteren dienen die
erfindungsgemäßen Verbindungen als Additive für Haarsprays, als Fadengleitmittel,
Gewebebeschichtungen und Poliermittel, vorzugsweise für Herde.
Beispiel 1
[0040] 13 g (2,8·10
-2 mol C=C) eines Diacrylatgruppen endterminierten Polydimethylsiloxanes der mittleren
Kettenlänge 13 mit einer Jodzahl von 54,5 g Jod auf 100 g öl und einer Viskosität
von 82 mm
2/s bei 25°C werden mit 86,7 g (2,8·10
-2 mol NH
2) einer 50 Gew.-%igen Lösung eines monoaminierten Polyisobutylens der mittleren Kettenlänge
17 in einem C
13-Paraffin (KEROKOM PIBA; Fa. BASF) mit einer Aminzahl von 0,322 mmol Amin/g Lösung
zwei Stunden bei 100°C gerührt.
Nach der Filtration wird die Reaktionsmischung im Hochvakuum (1 mbar) bei 120°C bis
zur Gewichtskonstanz eingeengt. Man erhält 54,95 g (97,5% d.Th.) (d.Th = der Theorie))
eines klaren, gelben Öles der Viskosität 30 700 mm
2/s bei 25°C.
Beispiel 2 40 g (1,89·10-2 mol C=C) eines Diacrylatgruppen endterminierten Polydimethylsiloxanes der mittleren
Kettenlänge 100 mit einer Jodzahl von 12 g Jod auf 100 g Öl und einer Viskosität von
421 mm2/s bei 25°C werden mit 58,7g (1,89·10-2 mol NH2) einer 50 Gew.-%igen Lösung eines monoaminierten Polyisobutylens der mittleren Kettenlänge
17 in einem C13-Paraffin (KEROKOM PIBA, Fa. BASF) mit einer Aminzahl von 0,322 mmol Amin/g Lösung
und 40 g (0,434 mol) Toluol 4,5 Stunden bei 100°C gerührt. Nach der Filtration wird
die Reaktionsmischung im Hochvakuum (1 mbar) bei 120°C bis zur Gewichtskonstanz eingeengt.
Man erhält 67,8 g (97,8% d.Th.) eines farblosen, transluzenten Öles der Viskosität
25 000 mm2/s bei 25°C (Erfindung 1).
Beispiel 3
[0041] 40 g (1,56·10
-2 mol C=C) eines Polydimethylsiloxanes der mittleren Kettenlänge 180 mit im Durchschnitt
acht seitenständigen Acrylatgruppen pro Molekül mit einer Jodzahl von 9,9 g Jod auf
100 g Öl und einer Viskosität von 594 mm
2/s bei 25°C werden mit 48,45 g (1,56·10
-2 mol NH
2) einer 50 Gew.-%igen Lösung eines monoaminierten Polyisobutylens der mittleren Kettenlänge
17 in einem C
13-Paraffin (KEROKOM PIBA, Fa. BASF) mit einer Aminzahl von 0,322 mol Amin/g Lösung
und 20 g (0,217 mol) Toluol 4 Stunden bei 100°C gerührt.
Nach der Filtration wird die Reaktionsmischung im Hochvakuum (1 mbar) bei 120°C bis
zur Gewichtskonstanz eingeengt. Man erhält 62,8 g (97,8% d.Th.) eines farblosen, klaren
Öles der Viskosität 38 600 mm
2/S bei 25°C.
Beispiel 4
[0042] Beispiel 1 wird, wie oben beschrieben, wiederholt, nur daß statt 86,74 g 43,38 g
KEROKOM PIBA (Fa. BASF) eingesetzt werden. Man erhält 30,77 g (87% d.Th.) eines klaren,
gelben Öles der Viskosität 4 900 mm
2/s bei 25°C
(Copo 1).
Beispiel 5
[0043] 10 g Copo 1 werden mit 3 Gew.-% 2,2'-Azoisobutyronitril versetzt und 4 Stunden bei
100°C temperiert. Man erhält einen vollständig vernetzten, gelben Kautschuk.
Beispiel 6
[0044] 40 g des in Beispiel 2 beschriebenen Polydimethylsiloxanes mit Acrylatgruppen werden
mit 29,37 g (9,46.10
-3 mol NH
2) einer 50 Gew.-%igen Lösung eines monoaminierten Polyisobutylens der mittleren Kettenlänge
17 in einem C
13-Paraffin (KEROKOM PIBA, Fa. BASF) mit einer Aminzahl von 0,322 mmol Amin/g Lösung
und 5,95 g (9,46·10
-3 mol Amin) eines monoaminierten, methylendgestopperten Polyethylenoxides der mittleren
Kettenlänge 13 mit einer Aminzahl von 1,59 mmol Amin/g Oligomer und 20 g (0,217 mol)
Toluol 4 Stunden bei 100°C gerührt.
Nach der Filtration wird die Reaktionsmischung im Hochvakuum (1 mbar) bei 120°C bis
zur Gewichtskonstanz eingeengt. Man erhält 67,8 g (97,8% d.Th.) eines farblosen, transluzenten
Öles der Viskosität 2 500 mm
2/S bei 25°C.
Beispiel 7:
[0045] Beispiel 1 wird, wie oben beschrieben, wiederholt, nur daß vor der Filtration 3,2
g (3,1·10
-2 mol) Essigsäureanhydrid zugegeben werden und die Reaktionszeit um eine Stunde verlängert
wird. Nach der Aufarbeitung erhält man 55,3 g (96% d.Th.) eines klaren, bräunlichen
Öles der Viskosität 25200 mm
2/s bei 25°C.
Beispiel 8:
[0046] Vergleich erfindungsgemäße Organosiliciumverbindung zum Stand der Technik in der
Anwendung als Poliermittel.
[0047] Auf eine leicht verschmutzte Dekorglaskeramikplatte mit den Abmessungen 25 cm x 25
cm wurden je 1 g einer 3 Gew.-%eigen Lösung von Erfindung 1 (Beispiel 2) und eines
endgestopperten Siliconöles (Vergleich 2) das aus Trimethylsiloxy-, Dimethylsiloxy-
und Aminoethylaminopropylmethylsiloxy-Einheiten aufgebaut ist, der Viskosität 1000
mm
2/s bei 25°C mit seitenständigen Amingruppen (0,58 mmol Amingruppen/g) in Benzin aufgetragen
und gleichmäßig verteilt. Anschließend wurde die Platte mit einem feuchten Haushaltstuch
so lange poliert, bis die Oberfläche streifenfrei erscheint.
Beurteilt wurde an dieser Stelle die Reinigungswirkung und die Griffestigkeit des
Schutzfilms:
| Erfindung 1 Beispiel 2) |
gut |
| Vergleich 2 |
mittel |
[0048] Anschließend wurde zur Überprüfung der Schutzwirkung die Oberfläche mit einer ca.
3 mm hohen Schicht Zucker bestreut und bis zur völligen Karamelisierung bzw. Carbonisierung
des Zuckers aufgeheizt. Nach dem Erkalten wurde die Haftung des karamelisierten Zuckers,
die Leichtigkeit und Vollständigkeit des Ablösens von der Oberfläche sowie die Oberflächenbeschaffenheit
in Bezug auf Beschädigungen (Schollenbrüche) beurteilt.
| Beurteilungskriterien |
Ablösen |
Schollenbrüche |
| Erfindung 1 (Beispiel 2) |
gut |
wenige |
| Vergleich 2 |
mittel |
viele |
1. Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen mit mindestens
einer Einheit der Formel
A
aR
bSiX
cO
4-(a+b+c)/2, (I)
wobei R gleich oder verschieden ist, einen einwertigen, zweiwertigen oder dreiwertigen
nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest bedeutet, X gleich
oder verschieden ist, ein Chloratom oder ein Rest der Formel -OR1 ist, wobei R1 ein Wasserstoffatom oder einen Alkylrest, der durch ein Ethersauerstoffatom substituiert
sein kann, oder einen Rest der Formel
-R2-([OCH(CH3)CH2]e[OCH2CH2]f[O(CH2)4]gOR3)y (II)
bedeutet, wobei R2 einen zweiwertigen oder dreiwertigen, nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest
bedeutet, der durch eine oder mehrere Gruppen der Formeln
-(C=O)-O-, -(C=O)-NR3-, -NR3-, -O-, -S-
substituiert ist,
R3 ein Wasserstoffatom oder R1 ist oder einen Rest der Formel
-(C=O)-R1
bedeutet,
e, f und g jeweils eine ganze Zahl von 0 - 200 sind, mit der Maßgabe, daß die Summe

ist und y 1 oder 2 bedeutet,
a 0, 1 oder 2
b 0, 1, 2 oder 3
c 0, 1, 2 oder 3 und die Summe

ist
und
A ein Rest ist, der eine Oligo- oder Polyisobutylengruppe aufweist, mit der Maßgabe,
daß pro Molekül mindestens ein Rest der Formel A vorliegt.
2. Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen nach Anspruch
1, dadurch gekennzeichnet, daß
A Reste der Formel
-R2- [(-C(CH3)2-CH2)n-R4]y (III),
oder
-R2-[(-CH2-C(CH3)2-)n-R4]y (III')
sind, wobei R2 die oben genannte Bedeutung hat, R4 ein Wasserstoffatom, ein Kohlenwasserstoffrest, oder ein Rest der Formeln -(C=O)-R1, -O-R1, -O-(C=O)-R1 ist und n eine Zahl von 1 bis 500 ist, y die oben genannte Bedeutung hat, mit der
Maßgabe, daß pro Molekül mindestens ein Rest der Formel A vorliegt.
3. Verfahren zur Herstellung von Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen,
dadurch gekennzeichnet, daß Organosiliciumverbindung mit mindestens einer Einheiten
der Formel
E
aR
bSiX
cO
4-(a+b+c)/2, (IV)
wobei R, X, a, b und c die oben dafür angegebene Bedeutung haben und E ein Rest der
Formeln
-R2-(NR1-CH2-CH2)d-NR12, -R2-SH, - R2-(Z-(C=O)-(C-R5)=CH2)y
ist,
wobei R2 und R1 die dafür angegebene Bedeutung haben, Z ein Rest der Formeln -O- oder NR3, d O oder eine ganze Zahl von 1 bis 8, y die oben angegeben Bedeutung hat und R5 ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe ist, mit der Maßgabe, daß pro Molekül
mindestens eine Einheit der Formel E enthalten ist, mit Oligo- oder Polyisobutylen
der Formel
H2N -Rh6-(- C(CH3)2 -CH2-)-nR4, HS-Rh6-(-C(CH3)2- CH2-)-nR4 (V)
H2C=(C-R5)-(C=O)-Z-Rh6-(-C(CH3)2-CH2-)-nR4
H2N-Rh6-(CH2-C(CH3)2)n-R4, HS-Rh6-(CH2-C(CH3)2)n-R4
H2C=(C-R5)-(C=O)-Z-Rh6-(CH2-C(CH3)2-)n-R4
wobei R4, R5, Z und n die oben dafür angegebene Bedeutung haben, R6 einen Kohlenwasserstoffrest bedeutet, der substituiert oder nicht substituiert ist,
der durch eine Gruppe der Formel -(C=O)- unterbrochen sein kann und h 0 oder 1 bedeutet,
in Substanz, Lösung oder Emulsion umgesetzt werden.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Oligo- oder Polyisobutylengruppen
aufweisenden Organosiliciumverbindungen, über verbleibende (Meth)acrylatgruppen radikalisch,
mittels Michael-Addition ähnlichen Reaktionen oder über eine Hydrosilylierungsreaktion
vernetzt werden können.
5. Verfahren zur Equilibrierung der Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen
nach Anspruch 1 oder 2 oder hergestellt nach Anspruch 3 oder Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß sie mit Organopolysiloxanen ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus linearen,
endständigen Triorganosiloxygruppen aufweisenden Organopolysiloxanen, linearen, endständige
Hydroxylgruppen aufweisenden Organopolysiloxanen, cyclischen Organopolysiloxanen und
Mischpolymerisaten aus Diorganosiloxan- und Monoorganosiloxaneinheiten equilibriert
werden.
6. Verfahren zur Beschichtung, dadurch gekennzeichnet, daß die Oligo- oder Polyisobutylengruppen
aufweisenden Organosiliciumverbindungen nach Anspruch 1 oder 2 oder hergestellt nach
Anspruch 3, 4 oder 5 als Beschichtung aufgebracht werden.