(19)
(11) EP 0 872 509 A1

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
21.10.1998  Patentblatt  1998/43

(21) Anmeldenummer: 98106546.9

(22) Anmeldetag:  09.04.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6C08G 77/442, C08G 77/388, C08G 77/382
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 14.04.1997 DE 19715513

(71) Anmelder: Wacker-Chemie GmbH
81737 München (DE)

(72) Erfinder:
  • Dauth, Jochen, Dr.
    84489 Burghausen (DE)
  • Hierstetter, Thomas, Dr.
    84489 Burghausen (DE)
  • Deubzer, Bernward, Dr.
    84489 Burghausen (DE)
  • Gratzl, Petra
    84577 Tuessling (DE)

(74) Vertreter: Deffner-Lehner, Maria, Dr. et al
Wacker-Chemie GmbH, Zentralabteilung PLM, Hanns-Seidel-Platz 4
81737 München
81737 München (DE)

   


(54) Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen


(57) Beschrieben werden neue Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen mit mindestens einer Einheit der Formel

        AaRbSiXcO4-(a+b+c)/2,     (I)

wobei R gleich oder verschieden ist, einen einwertigen, zweiwertigen oder dreiwertigen nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest bedeutet, X gleich oder verschieden ist, ein Chloratom oder ein Rest der Formel -OR1 ist, wobei R1 ein Wasserstoffatom oder einen Alkylrest, der durch ein Ethersauerstoffatom substituiert sein kann, oder einen Rest der Formel

        -R2-([OCH(CH3)CH2]e[OCH2CH2]f[O(CH2)4]gOR3)y     (II)

bedeutet, wobei R2 einen zweiwertigen oder dreiwertigen, nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest bedeutet, der durch eine oder mehrere Gruppen der Formeln

        -(C=O)-O-, -(C=O)-NR3-, -NR3-, -O-, -S-

substituiert ist,

R3 ein Wasserstoffatom oder R1 ist oder einen Rest der Formel

        -(C=O)-R1

bedeutet,

e, f und g jeweils eine ganze Zahl von 0 - 200 sind, mit der Maßgabe, daß die Summe

ist und y 1 oder 2 bedeutet,

a
0, 1 oder 2
b
0, 1, 2 oder 3
c
0, 1, 2 oder 3 und die Summe

ist
und

A ein Rest ist, der eine Oligo- oder Polyisobutylengruppe aufweist, mit der Maßgabe, daß pro Molekül mindestens ein Rest der Formel A vorliegt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung betrifft Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen, ein Verfahren zu ihrer Herstellung, ein Verfahren zu ihrer Equilibrierung und Verfahren zur Beschichtung, wobei diese Verbindungen verwendet werden.

[0002] Vielfältig bekannt sind Formulierungen mit den Komponenten Polyorganosiloxane und Polyisobutylen. Beispiele hierzu sind die US 3855174 (Commissariat Energie Atomique, 17.12.74) und die US 4725648 (Toshiba Silicone, 16.02.88).

[0003] Aufgabe der Erfindung ist es neue Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen bereitzustellen, die in einem einfachen Verfahren unter Verwendung leicht zugänglicher Ausgangsstoffe hergestellt werden können, hydrophob und Detergenzien beständig sind und deren Strukturen gezielt aufgebaut werden können. Dabei sollte kein Übergangsmetallkatalysator, z.B. für eine Hydrosilylierungsreaktion, verwendet werden. Die erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen sollen auch hydrophil, reaktiv bzw. vernetzbar ausgestattet werden können sowie insbesondere hervorragende Eigenschaften als Poliermittel haben. Die Aufgabe wird durch die Erfindung gelöst.

[0004] Gegenstand der Erfindung sind Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen mit mindestens einer Einheit der Formel

        AaRbSiXcO4-(a+b+c)/2,     (I)

wobei R gleich oder verschieden ist, einen einwertigen, zweiwertigen oder dreiwertigen nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest mit vorzugsweise 1 bis 3600 Kohlenstoffatom(en) je Rest bedeutet, X gleich oder verschieden ist, ein Chloratom oder ein Rest der Formel -OR1 ist, wobei R1 ein Wasserstoffatom oder einen Alkylrest mit vorzugsweise 1 bis 8 Kohlenstoffatom(en) je Rest, der durch ein Ethersauerstoffatom substituiert sein kann, oder einen Rest der Formel

        -R2([OCH(CH3)CH2]e[OCH2CH2]f[O(CH2)4]gOR3)y     (II)

bedeutet, wobei die Reste ([OCH(CH3)CH2]e [OCH2CH2]f und [O(CH2)4]g in beliebiger Reihenfolge, gemischt vorkommen können,

wobei R2 einen zweiwertigen oder dreiwertigen, nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest vorzugsweise mit 2 bis 50 Kohlenstoffatom(en) je Rest bedeutet, der durch eine oder mehrere Gruppen der Formeln

        -(C=O)-O-, -(C=O)-NR3-, -NR3-, -O-, -S-

substituiert ist, wobei - (C=O) -O-, -NR3- und -O- besonders bevorzugt ist,

R3 ein Wasserstoffatom oder R1 ist oder einen Rest der Formel - (C=O) -R1 bedeutet,

e, f und g jeweils eine ganze Zahl von vorzugsweise 0 - 200, bevorzugt 1- 50 und besonders bevorzugt 5 - 30 sind, mit der Maßgabe, daß die Summe

ist und y 1 oder 2 bedeutet,

a
0, 1 oder 2
b
0, 1, 2 oder 3
c
0, 1, 2 oder 3 und die Summe

ist,
wobei bevorzugte Beispiele für Formel (II):

L= -CH2-CH2-(OCH2CH2)100-200-OCH3

-CH(-CH3)-CH2-(OCH2CH2)9-13-OCH3

-CH(-CH3)-CH2-(OCH2CH(-CH3)8-10-OCH2CH2OCH3

-CH2-CH2-(O(CH2)4)15-17-OH sind,

z Null oder eine Zahl zwischen 1 und 20 ist und

A ein Rest ist, der eine Oligo- oder Polyisobutylengruppe aufweist, mit der Maßgabe, daß pro Molekül mindestens ein Rest der Formel A vorliegt.



[0005] Bevorzugt ist A ein Rest der Formel

        - R2-[(-C(CH3)2-CH2)n-R4]y     (III),

oder

        -R2-[(-CH2-C(CH3)2-)n-R4]y     (III')

wobei R2 die oben angegebene Bedeutung hat, R4 ein Wasserstoffatom, ein Kohlenwasserstoffrest, oder ein Rest der Formeln -(C=O)-R1, -O-R1, -O-(C=O)-R1 ist und n eine Zahl von 1 bis 500 ist, y 1 oder 2 ist, mit der Maßgabe, daß pro Molekül mindestens ein Rest der Formel A vorliegt.



[0006] Gegenstand der Erfindung ist weiterhin ein Verfahren zur Herstellung von Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen, dadurch gekennzeichnet, daß Organosiliciumverbindung mit mindestens einer Einheiten der Formel

        EaRbSiXcO4-(a+b+c)/2,     (IV)

wobei R, X, a, b und c die oben dafür angegebene Bedeutung haben und E ein Rest der Formeln

        -R2-(NR1-CH2-CH2)d-NR12, -R2-SH, - R2-(Z-(C=O)-(C-R5)=CH2)y ist,

wobei R2 und R1 die dafür angegebene Bedeutung haben, Z ein Rest der Formeln -O- oder NR3, d O oder eine ganze Zahl von 1 bis 8, y 1 oder 2 ist und R5 ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe ist, mit der Maßgabe, daß pro Molekül mindestens eine Einheit der Formel E enthalten ist, mit Oligo- oder Polyisobutylen der Formel

        H2N-Rh6-(CH2-C(CH3)2)n-R4, HS-Rh6-(CH2-C(CH3)2)n-R4     (V)



        H2N-Rh6-(- C(CH3)2-CH2-)-nR4, HS-Rh6-(-C(CH3)2-CH2-)n-R4



        H2C=(C-R5)-(C=O)-Z-Rh6-(-C(CH3)2-CH2-)n-R4



        H2C=(C-R5)-(C=O)-Z-Rh6-(CH2-C(CH3)2-)n-R4

wobei R4 die oben angegebene Bedeutung hat; n = eine Zahl von 1 bis 500, R5, Z und n die oben dafür angegebene Bedeutung haben, R6 ein substituierter oder nicht substituierter Kohlenwasserstoffrest mit 1 - 8 Kohlenstoffatomen, der durch eine Gruppe der Formel -(C=O)- unterbrochen sein kann und h 0 oder 1 bedeutet, in Substanz, Lösung oder Emulsion umgesetzt werden.



[0007] Beispiele für Reste R sind Alkylreste, wie der Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-, 1-n-Butyl-, 2-n-Butyl-, iso-Butyl-, tert. -Butyl-, n-Pentyl-, iso-Pentyl-, neo-Pentyl, tert. Pentylrest; Hexylreste, wie der n-Hexylrest; Heptylreste, wie der n-Heptylrest; Octylreste, wie der n-Octylrest und iso-Octylreste, wie der 2,2,4-Trimethylpentylrest; Nonylreste, wie der n-Nonylrest; Decylreste, wie der n-Decylrest; Dodecylreste, wie der n-Dodecylrest; Octadecylreste, wie der n-Octadecylrest; Cycloalkylreste, wie der Cyclopentyl-, Cyclohexyl-, Cycloheptylrest und Methylcyclohexylreste; Arylreste, wie der Phenyl-, Naphthyl-, Anthryl- und Phenanthrylrest; Alkarylreste, wie o-, m-, p-Tolylreste; Xylylreste und Ethylphenylreste; und Aralkylreste, wie der Benzylrest, Phenylethylrest. Bevorzugt sind der Methylrest, der n-Octylrest, der n-Dodecylrest und der n-Octadecylrest.

[0008] Beispiele für halogenierte Reste R sind Halogenalkylreste, wie der 3,3,3-Trifluor-n-propylrest, der 2,2,2,2',2',2'-Hexafluorisopropylrest, der Heptafluorisopropylrest und Halogenarylreste, wie der o-, m- und p-Chlorphenylrest.

[0009] Besonders bevorzugte Reste R sind:

-(CH2)3-SH,

-(CH2)3-NH2,

-(CH2)3-NH-CH2-CH2-NH2,

-(CH2)3-NH3+ Y-, wobei Y Cl-, HSO-3, HCOO-, CH3COO- bedeutet,

-(CH2)3-NH3+(Y-)-CH2-CH2-NH3+(Y-),

- (CH2) 3-NH- (C=O) -CH3

- (CH2) 3-N- ( (C=O) -CH3) -CH2-CH2-NH- (C=O) -CH3



[0010] Beispiele für Alkylreste R1 sind Methyl-, Ethyl-, n-Propyl-, iso-Propyl-, 1-n-Butyl-, 2-n-Butyl-, iso-Butyl-, tert. -Butylreste. Bevorzugt sind der Methyl- und Ethylrest. Beispiele für Alkylreste R1, die durch ein Ethersauerstoffatom substituiert sind, sind der Methoxyethyl- und Ethoxyethylrest.

[0011] Bevorzugt ist der Rest R1, ein Wasserstoffatom, eine Methyl-, Ethyl-, Butyl- oder Cyclohexylgruppe.

[0012] Beispiele für Reste R2 sind substituierte Alkylreste der Formeln

        -(CH2)3-[(C6H3)-(OCH3)]-O-(C=O)-CH2-CH2-NH-,



        -(CH2)3-O-(C=O)-CH2-CH2-NH-,



        -(CH2)6-O-(C=O)-CH2-CH2-NH-,



        -CH=CH-CH2- (-O-CH2-CH2)2 -O- (C=O) -CH2-CH2-NH-



        -(CH2)3-O-CH2-CH(-OH)-CH2-O-(C=O)-CH2-CH2-NH-



        -(CH2)3-O-CH2-CH(-CH2-OH)-O-(C=O)-CH2-CH2-NH-



        -(CH2)3-O-CH2-CH(-CH2-O-(C=O)-CH2-CH2-NH-)-O-(C=O)-CH2-CH2-NH-





        -(CH2)3-NH-CH2-CH2-(C=O)-O-



        - (CH2)3-NH-CH2-CH2-NH-CH2-CH2-(C=O)-O-





[0013] Bevorzugt ist n 1 bis 100, besonders bevorzugt 5 bis 50. Bevorzugt ist z 0 bis 15, besonders bevorzugt 1 bis 10.

[0014] Bevorzugte Reste für R2 sind solche der Formel



[0015] Bevorzugt ist der Rest R3, ein Wasserstoffatom, eine Methyl- oder Butylgruppe.

[0016] Bevorzugt als Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen sind solche der Formel

        AgR3-gSiO(SiR2O)o(SiRAO)mSiR3-gAg     (VI)

wobei A und R die oben dafür angegebene Bedeutung haben, g 0,1 oder 2, m und o 0 oder eine ganze Zahl von 1 bis 1000 ist, mit der Maßgabe, daß mindestens ein Rest A terminal oder seitenständig je Molekül enthalten ist. Die Reste (SiR2O)o und (SiRAO)m können in beliebiger Reihenfolge, gemischt vorkommen.



[0017] Die erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen besitzen vorzugsweise ein durchschnittliches Molekulargewicht von 500 bis 1 000 000 g/mol, bevorzugt 5 000 bis 150 000 g/mol und vorzugsweise eine Viskosität von 10 bis 1 000 000 mm2·s-1 bei 25°C, bevorzugt 20 bis 100 000 mm2·s-1 bei 25°C.

[0018] Die erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen können auch wachsartig oder fest sein.

[0019] Vorzugsweise sind die bei den erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Organosiliciumverbindungen solche der Formel

        EgR3-gSiO(SiR2O)o(SiREO)mSiR3-gEg     (VII)

wobei R, E, g, o und m die oben dafür angegebene Bedeutung haben und wobei (SiR2O)o und (SiREO)m in beliebiger Reihenfolge, gemischt vorkommen können.



[0020] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können aus der Literatur bekannte Verbindungen, die Michaelreaktion ähnliche Reaktionen katalysieren, eingesetzt werden.

[0021] Beispiele sind Eisessig, Zinn(IV)chlorid, Natriummethylat und Alkaliamide, die in Mengen von 0,1 bis 2 Gew.% des Gesamtgewichts der Ausgangsstoffe eingesetzt werden.

[0022] Des weiteren können Radikalinitiatoren bei der Umsetzung von Mercaptanen, wie Azoverbindungen und/oder Peroxoverbindungen zwischen 0,1 - 5 Gew.-% als Katalysatoren zugesetzt werden.

[0023] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren werden pro Mol des Restes E der Organosiliciumverbindung (IV) vorzugsweise 0,001 - 10 Mol Verbindung der Formel (V), bevorzugt 0,01 - 3 Mol und besonders bevorzugt 0,1 - 2 Mol verwendet.

[0024] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können nicht umgesetzte Reste E der Organosiliciumverbindung (IV) weiter mit alkoxylierten Aminen oder Acrylaten zur Hydrophilierung der erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen umgesetzt werden.

[0025] Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren können organische Lösungsmittel und Wasser oder Mischungen aus beiden mit verwendet werden. Beispiele für organische Lösungsmittel sind Toluol, Xylol, Tetrahydrofuran (THF), n-Butylacetat, Isopropanol und Dimethoxyethan.

[0026] Vorzugsweise wird mit verwendetes organisches Lösungsmittel nach der Reaktion entfernt.

[0027] Das erfindungsgemäße Verfahren wird vorzugsweise beim Druck der umgebenden Atmosphäre, also etwa bei 1020 hPa (abs.) durchgeführt. Sie können aber auch bei höheren oder niedrigeren Drücken durchgeführt werden. Ferner wird das erfindungsgemäße Verfahren vorzugsweise bei einer Temperatur von 25 °C bis 150 °C, bevorzugt 25 °C bis 120 °C, besonders bevorzugt 25 °C bis 100 °C, durchgeführt.

[0028] Die Umsetzung von acrylierten Organosiliciumverbindungen mit monoaminiertem Polyisobutylen ist bevorzugt.

[0029] Wird das monoaminierte Oligo- oder Polyisobutylen unterstöchiometrisch auf die (Meth)acrylatgruppen eingesetzt, können die erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen über die verbleibenden (Meth)acrylatgruppen radikalisch oder über eine Hydrosilylierung vernetzt werden.

[0030] Verbleibende Amingruppen können nach der Umsetzung acyliert oder neutralisiert werden.

[0031] Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organopolysiloxane können mit Organopolysiloxanen, ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus linearen, endständigen Triorganosiloxygruppen aufweisenden Organopolysiloxanen, linearen, endständige Hydroxylgruppen aufweisenden Organopolysiloxanen, cyclischen Organopolysiloxanen und Mischpolymerisaten aus Diorganosiloxan- und Monoorganosiloxaneinheiten, equilibriert werden.

[0032] Vorzugsweise werden als lineare, endständige Triorganosiloxy-gruppen aufweisende Organopolysiloxane solche der Formel

        R3SiO(SiR2O)rSiR3,

wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat und r 0 oder eine ganze Zahl im Wert von 1 bis 1500 ist, als lineare, endständige Hydroxylgruppen aufweisende Organopolysiloxane solche der Formel

        HO(SiR2O)sH,

wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat und s eine ganze Zahl im Wert von 1 bis 1500 ist, als cyclische Organopolysiloxane solche der Formel

        (R2SiO)t,

wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat und t eine ganze Zahl von 3 bis 12 ist, und als Mischpolymerisate solche aus Einheiten der Formel

        R2SiO und RSiO3/2,

wobei R die oben dafür angegebene Bedeutung hat, eingesetzt.



[0033] Die Mengenverhältnisse der bei der gegebenenfalls durchgeführten Equilibrierung eingesetzten Organopolysiloxane und Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organopolysiloxane werden lediglich durch den gewünschten Anteil der Oligo- oder Polyisobutylengruppen in den bei der gegebenenfalls durchgeführten Equilibrierung erzeugten Organopolysiloxanen und durch die gewünschte mittlere Kettenlänge bestimmt.

[0034] Bei der gegebenenfalls durchgeführten Equilibrierung werden saure oder basische Katalysatoren, welche die Equilibrierung fördern, eingesetzt. Beispiele für saure Katalysatoren sind Schwefelsäure, Phosphorsäure, Trifluormethansulfonsäure, Phosphornitridchloride und unter den Reaktionsbedingungen feste, saure Katalysatoren, wie säureaktivierte Bleicherde, saure Zeolithe, sulfonierte Kohle und sulfoniertes Styrol-Divinylbenzol-Mischpolymerisat. Bevorzugt sind Phosphornitridchloride. Phosphornitridchloride werden vorzugsweise in Mengen von 5 bis 1000 Gew.-ppm (= Teile je Million), insbesondere 50 bis 200 Gew.-ppm, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der eingesetzten Organosiliciumverbindungen, verwendet. Beispiele für basische Katalysatoren sind Benzyltrimethylammoniumhydroxid, Tetramethylammoniumhydroxid, Alkalihydroxide, Erdalkalihydroxide in methanolischer Lösung, Phosphoniumhydroxide und Silanolate. Bevorzugt sind Alkalihydroxide, welche in Mengen von 50 bis 10000 Gew.-ppm (Teile je Million), insbesondere 500 bis 2000 ppm, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht der eingesetzten Organosiliciumverbindungen, verwendet werden.

[0035] Die gegebenenfalls durchgeführte Equilibrierung wird vorzugsweise bei 80°C bis 150 °C und beim Druck der umgebenden Atmosphäre, also etwa bei 1020 hPa (abs.), durchgeführt. Falls erwünscht, können aber auch höhere oder niedrigere Drücke angewendet werden. Das Equilibrieren wird vorzugsweise in 5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf das Gesamtgewicht der jeweils eingesetzten Organosiliciumverbindungen, in mit Wasser nicht mischbarem Lösungsmittel, wie Toluol, durchgeführt.

[0036] Vor dem Aufarbeiten des bei dem Equilibrieren erhaltenen Gemisches kann der Katalysator unwirksam gemacht werden.

[0037] Die erfindungsgemäßen Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen zeichnen sich durch ihre einfache Darstellungsweise und die Möglichkeit der gezielten Abstufung der Hydrophobie aus. Werden die monoaminierten Polyisobutylene unterstöchiometrisch auf die Acrylatgruppen eingesetzt, verbleiben im Siliconöl freie Acrylatgruppen, die dann in einem zweiten Schritt mit monoaminierten Polyoxyalkylenen umgesetzt werden können.

[0038] Durch das Verhältnis von Polyisobutylenen zu Polyoxyalkylenen entstehen amphiphile Blockcopolymere mit einer exakt abstufbaren Hydrophilie bzw. Hydrophobie (s. Beispiel 6). Neben der Hydrophobie besitzen die erfindungsgemäßen Copolymere einen guten Weichgriff und eine geringe Vergilbungsneigung. Des weiteren zeichnen sie sich durch eine Detergenzienbeständigkeit aus.

[0039] Die genannten erfindungsgemäßen Organosiliciumverbindungen dienen vorzugsweise der Behandlung von textilen Flächengebilden, wie z. B. Geweben, Maschenwaren oder Vliesen. Die Erfindung betrifft ferner Textilfaserpräparation und Lederbehandlung. Weiterhin finden die erfindungsgemäßen Verbindungen Einsatz in der Kosmetik-, Pflegemittel-, Polish-, Lack- und Bauindustrie. Ferner dienen sie der Verträglichkeitsvermittlung von Organosiliciumverbindungen und organischen Kautschuken. Des weiteren dienen die erfindungsgemäßen Verbindungen als Additive für Haarsprays, als Fadengleitmittel, Gewebebeschichtungen und Poliermittel, vorzugsweise für Herde.

Beispiel 1



[0040] 13 g (2,8·10-2 mol C=C) eines Diacrylatgruppen endterminierten Polydimethylsiloxanes der mittleren Kettenlänge 13 mit einer Jodzahl von 54,5 g Jod auf 100 g öl und einer Viskosität von 82 mm2/s bei 25°C werden mit 86,7 g (2,8·10-2 mol NH2) einer 50 Gew.-%igen Lösung eines monoaminierten Polyisobutylens der mittleren Kettenlänge 17 in einem C13-Paraffin (KEROKOM PIBA; Fa. BASF) mit einer Aminzahl von 0,322 mmol Amin/g Lösung zwei Stunden bei 100°C gerührt.
Nach der Filtration wird die Reaktionsmischung im Hochvakuum (1 mbar) bei 120°C bis zur Gewichtskonstanz eingeengt. Man erhält 54,95 g (97,5% d.Th.) (d.Th = der Theorie)) eines klaren, gelben Öles der Viskosität 30 700 mm2/s bei 25°C.

Beispiel 2 40 g (1,89·10-2 mol C=C) eines Diacrylatgruppen endterminierten Polydimethylsiloxanes der mittleren Kettenlänge 100 mit einer Jodzahl von 12 g Jod auf 100 g Öl und einer Viskosität von 421 mm2/s bei 25°C werden mit 58,7g (1,89·10-2 mol NH2) einer 50 Gew.-%igen Lösung eines monoaminierten Polyisobutylens der mittleren Kettenlänge 17 in einem C13-Paraffin (KEROKOM PIBA, Fa. BASF) mit einer Aminzahl von 0,322 mmol Amin/g Lösung und 40 g (0,434 mol) Toluol 4,5 Stunden bei 100°C gerührt. Nach der Filtration wird die Reaktionsmischung im Hochvakuum (1 mbar) bei 120°C bis zur Gewichtskonstanz eingeengt. Man erhält 67,8 g (97,8% d.Th.) eines farblosen, transluzenten Öles der Viskosität 25 000 mm2/s bei 25°C (Erfindung 1).


Beispiel 3



[0041] 40 g (1,56·10-2 mol C=C) eines Polydimethylsiloxanes der mittleren Kettenlänge 180 mit im Durchschnitt acht seitenständigen Acrylatgruppen pro Molekül mit einer Jodzahl von 9,9 g Jod auf 100 g Öl und einer Viskosität von 594 mm2/s bei 25°C werden mit 48,45 g (1,56·10-2 mol NH2) einer 50 Gew.-%igen Lösung eines monoaminierten Polyisobutylens der mittleren Kettenlänge 17 in einem C13-Paraffin (KEROKOM PIBA, Fa. BASF) mit einer Aminzahl von 0,322 mol Amin/g Lösung und 20 g (0,217 mol) Toluol 4 Stunden bei 100°C gerührt.
Nach der Filtration wird die Reaktionsmischung im Hochvakuum (1 mbar) bei 120°C bis zur Gewichtskonstanz eingeengt. Man erhält 62,8 g (97,8% d.Th.) eines farblosen, klaren Öles der Viskosität 38 600 mm2/S bei 25°C.

Beispiel 4



[0042] Beispiel 1 wird, wie oben beschrieben, wiederholt, nur daß statt 86,74 g 43,38 g KEROKOM PIBA (Fa. BASF) eingesetzt werden. Man erhält 30,77 g (87% d.Th.) eines klaren, gelben Öles der Viskosität 4 900 mm2/s bei 25°C
(Copo 1).

Beispiel 5



[0043] 10 g Copo 1 werden mit 3 Gew.-% 2,2'-Azoisobutyronitril versetzt und 4 Stunden bei 100°C temperiert. Man erhält einen vollständig vernetzten, gelben Kautschuk.

Beispiel 6



[0044] 40 g des in Beispiel 2 beschriebenen Polydimethylsiloxanes mit Acrylatgruppen werden mit 29,37 g (9,46.10-3 mol NH2) einer 50 Gew.-%igen Lösung eines monoaminierten Polyisobutylens der mittleren Kettenlänge 17 in einem C13-Paraffin (KEROKOM PIBA, Fa. BASF) mit einer Aminzahl von 0,322 mmol Amin/g Lösung und 5,95 g (9,46·10-3 mol Amin) eines monoaminierten, methylendgestopperten Polyethylenoxides der mittleren Kettenlänge 13 mit einer Aminzahl von 1,59 mmol Amin/g Oligomer und 20 g (0,217 mol) Toluol 4 Stunden bei 100°C gerührt.
Nach der Filtration wird die Reaktionsmischung im Hochvakuum (1 mbar) bei 120°C bis zur Gewichtskonstanz eingeengt. Man erhält 67,8 g (97,8% d.Th.) eines farblosen, transluzenten Öles der Viskosität 2 500 mm2/S bei 25°C.

Beispiel 7:



[0045] Beispiel 1 wird, wie oben beschrieben, wiederholt, nur daß vor der Filtration 3,2 g (3,1·10-2 mol) Essigsäureanhydrid zugegeben werden und die Reaktionszeit um eine Stunde verlängert wird. Nach der Aufarbeitung erhält man 55,3 g (96% d.Th.) eines klaren, bräunlichen Öles der Viskosität 25200 mm2/s bei 25°C.

Beispiel 8:



[0046] Vergleich erfindungsgemäße Organosiliciumverbindung zum Stand der Technik in der Anwendung als Poliermittel.

[0047] Auf eine leicht verschmutzte Dekorglaskeramikplatte mit den Abmessungen 25 cm x 25 cm wurden je 1 g einer 3 Gew.-%eigen Lösung von Erfindung 1 (Beispiel 2) und eines endgestopperten Siliconöles (Vergleich 2) das aus Trimethylsiloxy-, Dimethylsiloxy- und Aminoethylaminopropylmethylsiloxy-Einheiten aufgebaut ist, der Viskosität 1000 mm2/s bei 25°C mit seitenständigen Amingruppen (0,58 mmol Amingruppen/g) in Benzin aufgetragen und gleichmäßig verteilt. Anschließend wurde die Platte mit einem feuchten Haushaltstuch so lange poliert, bis die Oberfläche streifenfrei erscheint.
Beurteilt wurde an dieser Stelle die Reinigungswirkung und die Griffestigkeit des Schutzfilms:
Erfindung 1 Beispiel 2) gut
Vergleich 2 mittel


[0048] Anschließend wurde zur Überprüfung der Schutzwirkung die Oberfläche mit einer ca. 3 mm hohen Schicht Zucker bestreut und bis zur völligen Karamelisierung bzw. Carbonisierung des Zuckers aufgeheizt. Nach dem Erkalten wurde die Haftung des karamelisierten Zuckers, die Leichtigkeit und Vollständigkeit des Ablösens von der Oberfläche sowie die Oberflächenbeschaffenheit in Bezug auf Beschädigungen (Schollenbrüche) beurteilt.
Beurteilungskriterien Ablösen Schollenbrüche
Erfindung 1 (Beispiel 2) gut wenige
Vergleich 2 mittel viele



Ansprüche

1. Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen mit mindestens einer Einheit der Formel

        AaRbSiXcO4-(a+b+c)/2,     (I)

wobei R gleich oder verschieden ist, einen einwertigen, zweiwertigen oder dreiwertigen nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest bedeutet, X gleich oder verschieden ist, ein Chloratom oder ein Rest der Formel -OR1 ist, wobei R1 ein Wasserstoffatom oder einen Alkylrest, der durch ein Ethersauerstoffatom substituiert sein kann, oder einen Rest der Formel

        -R2-([OCH(CH3)CH2]e[OCH2CH2]f[O(CH2)4]gOR3)y     (II)

bedeutet, wobei R2 einen zweiwertigen oder dreiwertigen, nicht substituierten oder substituierten Kohlenwasserstoffrest bedeutet, der durch eine oder mehrere Gruppen der Formeln

        -(C=O)-O-, -(C=O)-NR3-, -NR3-, -O-, -S-

substituiert ist,

R3 ein Wasserstoffatom oder R1 ist oder einen Rest der Formel

        -(C=O)-R1

bedeutet,

e, f und g jeweils eine ganze Zahl von 0 - 200 sind, mit der Maßgabe, daß die Summe

ist und y 1 oder 2 bedeutet,

a   0, 1 oder 2

b   0, 1, 2 oder 3

c   0, 1, 2 oder 3 und die Summe

ist

und

A ein Rest ist, der eine Oligo- oder Polyisobutylengruppe aufweist, mit der Maßgabe, daß pro Molekül mindestens ein Rest der Formel A vorliegt.


 
2. Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisende Organosiliciumverbindungen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß

A Reste der Formel

        -R2- [(-C(CH3)2-CH2)n-R4]y     (III),

oder

        -R2-[(-CH2-C(CH3)2-)n-R4]y     (III')

sind, wobei R2 die oben genannte Bedeutung hat, R4 ein Wasserstoffatom, ein Kohlenwasserstoffrest, oder ein Rest der Formeln -(C=O)-R1, -O-R1, -O-(C=O)-R1 ist und n eine Zahl von 1 bis 500 ist, y die oben genannte Bedeutung hat, mit der Maßgabe, daß pro Molekül mindestens ein Rest der Formel A vorliegt.


 
3. Verfahren zur Herstellung von Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen, dadurch gekennzeichnet, daß Organosiliciumverbindung mit mindestens einer Einheiten der Formel

        EaRbSiXcO4-(a+b+c)/2,     (IV)

wobei R, X, a, b und c die oben dafür angegebene Bedeutung haben und E ein Rest der Formeln

        -R2-(NR1-CH2-CH2)d-NR12, -R2-SH, - R2-(Z-(C=O)-(C-R5)=CH2)y

ist,

wobei R2 und R1 die dafür angegebene Bedeutung haben, Z ein Rest der Formeln -O- oder NR3, d O oder eine ganze Zahl von 1 bis 8, y die oben angegeben Bedeutung hat und R5 ein Wasserstoffatom oder eine Methylgruppe ist, mit der Maßgabe, daß pro Molekül mindestens eine Einheit der Formel E enthalten ist, mit Oligo- oder Polyisobutylen der Formel

        H2N -Rh6-(- C(CH3)2 -CH2-)-nR4, HS-Rh6-(-C(CH3)2- CH2-)-nR4     (V)



        H2C=(C-R5)-(C=O)-Z-Rh6-(-C(CH3)2-CH2-)-nR4



        H2N-Rh6-(CH2-C(CH3)2)n-R4, HS-Rh6-(CH2-C(CH3)2)n-R4



        H2C=(C-R5)-(C=O)-Z-Rh6-(CH2-C(CH3)2-)n-R4

wobei R4, R5, Z und n die oben dafür angegebene Bedeutung haben, R6 einen Kohlenwasserstoffrest bedeutet, der substituiert oder nicht substituiert ist, der durch eine Gruppe der Formel -(C=O)- unterbrochen sein kann und h 0 oder 1 bedeutet, in Substanz, Lösung oder Emulsion umgesetzt werden.


 
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen, über verbleibende (Meth)acrylatgruppen radikalisch, mittels Michael-Addition ähnlichen Reaktionen oder über eine Hydrosilylierungsreaktion vernetzt werden können.
 
5. Verfahren zur Equilibrierung der Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen nach Anspruch 1 oder 2 oder hergestellt nach Anspruch 3 oder Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß sie mit Organopolysiloxanen ausgewählt aus der Gruppe bestehend aus linearen, endständigen Triorganosiloxygruppen aufweisenden Organopolysiloxanen, linearen, endständige Hydroxylgruppen aufweisenden Organopolysiloxanen, cyclischen Organopolysiloxanen und Mischpolymerisaten aus Diorganosiloxan- und Monoorganosiloxaneinheiten equilibriert werden.
 
6. Verfahren zur Beschichtung, dadurch gekennzeichnet, daß die Oligo- oder Polyisobutylengruppen aufweisenden Organosiliciumverbindungen nach Anspruch 1 oder 2 oder hergestellt nach Anspruch 3, 4 oder 5 als Beschichtung aufgebracht werden.
 





Recherchenbericht