[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung von Preßlingen aus Hartmetall,
Keramik, Sintermetall oder dergleichen nach dem Oberbegriff des Patentanspruchs 1.
[0002] Es ist bekannt, Formteile aus Hartmetall, Keramik, Sintermetall oder dergleichen
mit Hilfe von Pressen herzustellen. Das pulver- bzw. granulatförmige Material ist
so bereitzustellen, daß bei einem angewandten Preßdruck der Preßling eine homogene
Struktur bekommt und sich sintern läßt. Eine übliche Formgebung ist das sogenannte
Direktpressen in entsprechend ausgeführten Preßformen oder Matrizen, denen Preßstempel
zugeordnet sind. Entsprechend dem jeweiligen Preßdruck ergibt sich beim Preßling eine
unterschiedliche Dichte. Preßlinge mit geringerer Dichte schwinden jedoch beim Sintern
stärker als Preßlinge mit höherer Dichte. Durch unterschiedlich einstellbare Preßwege
für Ober- und Unterstempel wird versucht, Dichteabweichungen zu minimieren. Gleichwohl
können unterschiedliche Dichten in der Praxis durch unterschiedliche Preßkräfte entstehen,
die wiederum bei gleicher Höhe der Preßlinge, z.B. durch Füllschwankungen, bis zu
einigen Prozenten hervorgerufen werden. Bei der Herstellung von Preßlingen für z.B.
Hartmetallschneidplatten sind zusätzlich auch die Kriterien Eintauchtiefe des Oberstempels
bis zum Beginn des Schneidenfreiwinkels in der Matrize einzuhalten, um eine scharfe
Schneidkante zu erhalten. Ferner ist die Gesamthöhe des Preßlings präzise einzuhalten.
[0003] Um eine möglichst gleichmäßige Dichte z.B. innerhalb einer Charge zu erreichen, ist
bekannt, die Preßkraft zu messen und anschließend eine Korrektur über die Füllung
für die nachfolgenden Preßlinge vorzunehmen (DE 42 09 767 C1).
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zur Herstellung von Preßlingen
aus Hartmetall, Keramik, Sintermetall oder dergleichen anzugeben, bei dem eine Korrektur
an dem Preßling bereits während des Preßvorgangs vorgenommen werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird durch die Merkmale des Patentanspruchs 1 gelöst.
[0006] Eine Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist in Anspruch
2 angegeben.
[0007] Bei der Erfindung sind mindestens zwei Positionssensoren vorgesehen, nämlich für
den mindestens einen Preßstempel und den mindestens einen weiteren Preßstempel bzw.
einem Abschnitt des Preßstempels, welche ihre Meßwerte jeweils auf einen Steuerrechner
geben. Darüber hinaus ist dem Preßstempel bzw. einem Abschnitt des Preßstempels ein
Kraftsensor zugeordnet. Auch seine Werte werden in den Steuerrechner gegeben.
[0008] Die Positionssensoren sollen sicherstellen, daß z.B. bei einem Ober- und einem Unterstempel
diese eine vorgegebene Position in der Matrize anfahren, um die vorgegebene Geometrie
des Preßlings zu erzeugen und seine Abmessungen einzuhalten. Aufgrund unterschiedlicher
Befüllung können sich jedoch Dichteschwankungen ergeben, die vermieden werden müssen.
Daher sieht die Erfindung einen weiteren Preßstempel bzw. einen Preßstempelabschnitt
vor, der vom Steuerrechner betätigt wird, wenn während des jeweiligen Preßvorgangs
eine Abweichung vom gewünschten Dichtewert ermittelt wird.
[0009] Zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens wird daher für jede Preßlingsform
bzw. das Ausgangsmaterial ein spezifisches Kraft-Weg-Diagramm durch Preßversuche ermittelt.
Während der Kompressionsphase messen die Sensoren Werte für die jeweilige Kraft und
den jeweiligen Weg, die in den Steuerrechner gegeben werden, der daraus eine Kraft-Weg-Kurve
ermittelt und zwischenspeichert. Durch eine Reihe von Versuchen läßt sich der optimale
Kraft-Weg-Verlauf ermitteln, der dann als Sollkurve im Steuerrechner endgültig abgelegt
wird. Es versteht sich, daß nachträgliche Veränderungen am Kurvenverlauf jederzeit
im Rechner möglich sind.
[0010] Während der Produktion führt nun der Steuerrechner in der Kompressionsphase für jeden
Preßling einen Soll-Istwertvergleich der gemessenen Kraft- und Wegwerte mit der Sollkurve
durch. Bei Abweichungen setzt die Regelung ein und durch Betätigen des weiteren Stempels
oder eines Stempelabschnitts wird der durch den zugeordneten Antrieb aufgebrachte
Kraftanteil vergrößert oder verringert, d.h. der entsprechende Stempelabschnitt wird
relativ zum anderen Stempel bzw. zur Gegenfläche vor- oder zurückgestellt. Auf diese
Weise wird die Dichte des Preßlings optimiert, während die Maßhaltigkeit des Preßlings
durch die Einhaltung der Stempelwege erreicht wird.
[0011] Bei der Vorrichtung zur Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens werden zweckmäßigerweise
entweder der Ober- oder der Unterstempel einer Presse in koaxiale Abschnitte unterteilt,
wobei der Innen- oder der Außenstempel für die Optimierung der Dichte verwendet wird,
je nachdem für welche Fläche des Preßlings es unkritisch ist, welchen Abstand sie
z.B. zur gegenüberliegenden Fläche aufweist. Soll beispielsweise eine Schneidplatte
nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellt werden, wird zweckmäßigerweise der
innere Unterstempel zur Dichteoptimierung eingesetzt, da die äußere Bodenfläche der
Schneidplatte gegenüber der Oberseite der Schneidplatte bzw. der Schneidkante einen
präzisen Abstand einnehmen muß. Diese äußere, z.B. ringförmige Bodenfläche bildet
dann die Sitzfläche beim Einspannen der Schneidplatte. Die innere Fläche, die demgegenüber
den Boden einer entsprechenden Ausnehmung bildet, kann in Grenzen einen beliebigen
Abstand zu den Schneidkanten aufweisen.
[0012] Die Erfindung wird nachfolgend anhand von Zeichnungen näher erläutert.
- Fig. 1
- zeigt schematisch das Werkzeuge einer Presse zur Durchführung des Verfahrens nach
der Erfindung.
- Fig. 2
- zeigt die Bewegung des Werkzeugs nach Fig. 1 während einzelner Phasen.
- Fig. 3
- zeigt ein Kraft-Weg-Diagramm für den oberen oder unteren Preßstempel.
- Fig. 4
- zeigt ein Blockschaltbild zur Steuerung bzw. Regelung der Presse nach Fig. 1.
[0013] In Fig. 1 ist ein Werkzeug 10 einer Presse dargestellt mit einer Matrize 12, einem
Oberstempel 14, einem Unterstempel 16, der sich aus einem äußeren Stempel 18 und einem
koaxial dazu angeordneten inneren Stempel 20 zusammensetzt. Die Stempel 14, 18 und
20 sind von einem separaten Antrieb, beispielsweise einem Hydraulikzylinder, angetrieben
(siehe hierzu später Fig. 4). Im inneren Stempel 20 ist teleskopisch ein Dorn 22 geführt,
der in eine entsprechende z.B. mittige Bohrung 24 des Oberstempels 14 eintaucht.
[0014] In Fig. 1 ist der Endzustand gezeigt, in dem ein Preßling 26 in Form einer Schneidplatte
aus einem pulverförmigen Ausgangsmaterial, beispielsweise Hartmetall, geformt ist.
Die Schneidkante ist bei 28 zu erkennen. Sie wird dadurch gebildet, daß der Oberstempel
14 über eine vorgegebene Strecke (Eintauchtiefe) in die Bohrung der Matrize 12 eintaucht.
Darunter weist die Matrizenbohrung einen konischen Abschnitt auf zur Bildung des Freiwinkels.
Die Gesamthöhe des Preßlings 26 ist mit h bezeichnet. Sie wird bestimmt durch die
Eintauchtiefe des Oberstempels 14 und die Eintauchtiefe des äußeren Stempels 18. Um
eine scharfe Schneidkante 28 zu erhalten, ist erforderlich, die Eintauchtiefe des
Oberstempels 14 genau einzuhalten, d.h. der Oberstempel 14 muß exakt bis zum Beginn
des Freiwinkels (Punkt 28) in die Matrize 12 eintauchen.
[0015] In den Figuren 2a bis 2d sind Bewegungsphasen bei der Herstellung des Preßlings 26
dargestellt. In Fig. 2a schließen die Unterstempel 18, 20 die Formhohlung 30 der Matrize
12 an der Unterseite, wobei der Dorn 22 sich bis zur Oberseite der Matrize 12 erstreckt.
Der Oberstempel 14 befindet sich oberhalb der Matrize 12, um das pulverförmige Ausgangsmaterial
in den Formhohlraum 30 einfüllen zu können. Ist dies geschehen, werden Unter- und
Oberstempel aufeinander zu bewegt, wie in Fig. 2b dargestellt. Wie erkennbar, werden
zwei Innen- und Außenstempel 20, 18 gemeinsam bewegt, jedoch nicht synchron, vielmehr
wird der Innenstempel 20 um einen gewissen Betrag weiterbewegt als der Außenstempel
18. Dies ist im Vergleich zu Fig. 2c noch verstärkt, welche in etwa den Zustand wiedergibt,
wie er auch in Fig. 1 gezeigt ist. Der Preßling 26 ist fertiggestellt. In Fig. 2d
ist der Oberstempel 14 wieder in die Ausgangslage zurückgekehrt, und die Unterstempel
18, 20 stoßen den Preßling 26 aus der Matrize 12 aus.
[0016] In Fig. 4 sind die Stempel 14, 18, 20 schematisch dargestellt unter Weglassung der
Matrize 12. Es ist zu erkennen, daß sie verbunden sind mit den Kolben von Hydraulikzylindern
32, 34 bzw. 36 sind. Mit Hilfe eines Sensors 38 bzw. 40 werden die Preßkräfte der
Zylinder 32 und 36 gemessen. Die Ausgangssignale der Sensoren 38, 40 gehen in einen
Steuerrechner 42. Den Stempeln 14, 18 und 20 ist jeweils ein Positionssensor 44, 48
bzw. 46 zugeordnet, deren Ausgangssignale ebenfalls in den Steuerrechner 42 gelangen.
Mit Hilfe der Sensoren 38, 40 werden die von den Stempeln 14, 18 aufgebrachten Kräfte
überwacht. Mit Hilfe der Sensoren 44, 46 und 48 werden die Wege der Stempel 14, 20
und 18 überwacht.
[0017] Aus der Darstellung nach Fig. 2 geht hervor, daß erforderlich ist, daß Oberstempel
14 und äußerer Unterstempel 18 jeweils eine vorgegebene Strecke zurücklegen müssen,
um die Genauigkeit des Preßlings 26 zu gewährleisten. Für die Qualität des Preßlings
26 ist ferner entscheidend, daß er reproduzierbar die gleiche Dichte aufweist. Diese
könnte schwanken mit z.B. nicht gleichmäßigem Schüttvolumen der Charge des Ausgangsmaterials
32. Mit Hilfe geeigneter Preßversuche läßt sich nun für eine vorgegebene Geometrie
eines Preßlings und des gewählten Ausgangsmaterials ein bestimmter Verlauf der Kraft-Weg-Kurve
ermitteln, die für einen bestimmten Preßling optimal ist. Eine derartige Sollkurve
50 ist in Fig. 3 in durchgehender Linie gezeigt. Sie entspricht zum Beispiel dem Kraft-Weg-Verlauf
bezüglich des Oberstempels 14. Eine derartige, vorher durch Versuche ermittelte Sollkurve
50 ist im Steuerrechner 42 abgelegt. Mit Hilfe des Steuerrechners 42 werden nun die
Stempel 14 und 18 so gesteuert, daß sie die jeweilige Eintauchtiefe zurücklegen bis
zum Erreichen einer präzisen Endlage. Durch Vergleich mit der Sollkurve 50 läßt sich
feststellen, ob die Kraft bei der jeweiligen Eintauchtiefe dem entsprechenden Wert
der Sollkurve entspricht. Die Preßkraft ist bekanntlich ein Anzeichen dafür, ob die
gewünschte Dichte des zu pressenden Materials bei der jeweiligen Position des Stempels
erreicht ist. Die Kräfte und damit auch die Abweichungen werden mit dem zugehörigen
Kraftsensor 38 oder 40 gemessen. Sie sind in Fig. 3 gestrichelt bei 52 angedeutet.
Tritt eine derartige Abweichung auf, wird der innere Stempel 20 über seinen entsprechenden
Zylinder 34 bewegt, und zwar entweder in Richtung des Oberstempels 14 oder von diesem
fort, je nachdem ob eine Krafterhöhung oder Kraftminderung erforderlich ist.
[0018] Es versteht sich, daß je nach Geometrie eines Preßlings auch ein zusätzlicher Preßstempel
vorgesehen werden kann, der z.B. radial zur Bohrung der Matrize 12 geführt ist, um
dort eine gewünschte Verdichtungserhöhung oder -reduzierung vorzunehmen.
[0019] Der Steuerrechner 42 wird über einen Bedienrechner 56 angesteuert, was jedoch für
die beschriebene Funktion der Regelung einer Presse nicht von Bedeutung ist.
1. Verfahren zur Herstellung von Preßlingen aus Hartmetall, Keramik, Sintermetall oder
dergleichen, bei dem ein Teil einer Charge eines pulver- oder granulatförmigen Ausgangsmaterials
in eine Preßform eingefüllt und mit mindestens einem Preßstempel gegen eine Gegenfläche
gepreßt wird, wobei die Kraft und der Weg des Preßstempels gemessen werden, gekennzeichnet
durch folgende Verfahrensschritte:
- Abhängig von der Geometrie des Preßlings und des Ausgangsmaterials wird während
derKompression für einen Preßstempel ein gewünschtes Kraft-Weg-Diagramm (Sollkurve)
ermittelt und gespeichert;
- In einem Rechner werden während der Kompression die gemessenen Werte für den Weg
und die Kraft des Preßstempels mit der Sollkurve verglichen;
- Mittels mindestens eines separat betätigten Abschnitts des Preßstempels oder eines
getrennten Stempels wird der Druck auf das Preßmmaterial während der Kompressionsphase
erhöht oder verringert, sobald eine Abweichung von der Sollkurve ermittelt wird, um
am Ende der Kompressionsphase eine gleiche Dichte jedes Preßlings zu erhalten.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, mit einem Preßwerkzeug
(10), das eine Matrize (12) und mindestens einen Preßstempel (14) auf einer Seite
der Matrize (12) aufweist und mindestens einen Stempel (18) oder eine Gegenfläche
auf der gegenüberliegenden Seite der Matrize zum Verdichten des in die Matrize (12)
eingefüllten Materials (32a), wobei die Preßstempel von einem Preßstempelantrieb (32,
34, 36) antreibbar sind und mindestens ein Preßstempel aus zwei zueinander angeordneten
Stempelabschnitten (18, 20) (innerer und äußerer Stempel) besteht, von denen jeder
einen Antrieb aufweist, einen Positionssensor (44, 46, 48) für jeden Stempel (14,
20, 18) und einem Kraftsensor (38, 40) für mindestens einen Preßstempel (14, 18) und
einem Steuerrechner (42), in dem ein vorgegebenes Kraft-Weg-Diagramm für mindestens
einen Stempel (14) gespeichert ist und in den die Meßwerte der Sensoren (38, 40, 44,
46, 48) eingegeben werden zur Regelung des Antriebs der Preßstempel nach Maßgabe des
Kraft-Weg-Diagramms.
3. Vorrichtung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß bei einem Ober- und Unterstempel
und einer Unterteilung eines Stempels in einen äußeren und einen inneren Stempel dem
inneren Stempel (20) nur ein Positionssensor (46) zugeordnet ist.