[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung einer Anode für Röntgenröhren
bestehend aus einem Grundkörper und einem von diesem unterschiedlichen Röntgenstrahlung
emittierenden Belag.
[0002] Zur Erzeugung von Röntgenstrahlung werden solche Materialien eingesetzt, die bei
Beaufschlagung durch einen fokussierten Elektronenstrahl Röntgenstrahlen emittieren.
Die hochschmelzenden Metalle Wolfram und Molybdän und deren Legierungen sind beispielsweise
derartige Materialien, die je nach gewünschter Art der Röntgenstrahlung eingesetzt
werden.
[0003] In der medizinischen Diagnostik werden vielfach Drehanoden für Röntgenröhren in Form
von axialsymmetrischen Ronden zur Erzeugung von Röntgenstrahlung eingesetzt. In den
meisten Fällen wird dabei nur ein Teil der Oberfläche in Form einer ringförmigen Bahn,
der sogenannten Brennbahn, im unmittelbar vom Elektronenstrahl beaufschlagten Bereich
aus dem Röntgenstrahlen erzeugenden Material als vergleichsweise dünner Belag ausgeführt,
während der Grundkörper der Drehanode aus anderen hochschmelzenden Materialien besteht.
[0004] Für das Einsatzverhalten des Brennbahnbelages im Röhrenbetrieb sind seine spezifischen
Werkstoffeigenschaften wie Gefüge, Wärmeleitung, Wärmedehnung, mechanische Eigenschaften
sowie die Dichte des Belages maßgebend. Da eine verbleibende Restporosität die Wärmeleitung,
die Ermüdungsrißfestigkeit sowie das Ausgasverhalten in der Röntgenröhre nachteilig
beeinflußt, sind möglichst hohe Dichtewerte für den Brennbahnbelag anzustreben. Eine
verminderte Ermüdungsrißfestigkeit äußert sich vor allem in einer mit Dauer des Einsatzes
stärker zunehmenden Aufrauhung der Brennbahn und einer damit verbundenen verminderten
Röntgendosisausbeute.
[0005] Der Brennbahnbelag wird bis heute überwiegend mittels pulvermetallurgischer Verfahren
durch Pressen, Sintern und Schmieden hergestellt. Bei metallischen Werkstoffen für
den Grundkörper wird er vorzugsweise in einem Arbeitsgang mit dem Grundkörper durch
Schichtung der Pulvergemische hergestellt, womit Dichtewerte von 96 % bis 98 % der
theoretischen Dichte als Standard erreicht werden. Ein derartiges Herstellungsverfahren
für den Brennbahnbelag ist kostengünstig, führt jedoch zu Eigenschaften, die insbesondere
hinsichtlich seines Ermüdungsrißverhaltens noch nicht optimal sind.
[0006] Insbesondere dort, wo Graphit als Material für den Grundkörper eingesetzt wird und
die Verbindung des Grundkörpers mit einem unabhängig pulvermetallurgisch hergestellten
Brennbahnbelag schwierig ist, wird der Brennbahnbelag auch durch Abscheidung mittels
bekannter Beschichtungsverfahren vorzugsweise durch chemische Dampfabscheidung bzw.
auch durch physikalische Dampfabscheidung aufgebracht. Mit diesen Verfahren werden
zwar Dichten von nahezu 100 % der theoretischen Dichte für den Brennbahnbelag erreicht,
aufgrund der wesentlich höheren Herstellungskosten sind diese Herstellungsverfahren
im wesentlichen jedoch auf die Herstellung von Drehanoden mit Graphitkörper beschränkt
geblieben und konnten das pulvermetallurgische Herstellungsverfahren des Brennbahnbelages
nicht ablösen.
[0007] Als etwas kostengünstigeres Beschichtungsverfahren mit einer Reihe von prozeßtechnischen
Vorteilen zeichnet sich das konventionelle Plasmaspritzen aus. Das gilt insbesondere
wenn das Verfahren unter kontrollierter Atmosphäre, d.h. unter Unterdruck oder unter
Schutzgasatmosphäre zur Anwendung kommt. Beim konventionellen Plasmaspritzen wird
das Material für den Brennbahnbelag als Pulver in einen durch eine DC-Bogenentladung
erzeugten Plasmastrahl radial eingebracht, im Plasmastrahl erschmolzen und die erschmolzenen
Tröpfchen auf dem Grundkörper abgeschieden. Hohe Auftragsleistung pro Zeiteinheit,
über einen weiten Bereich einstellbare Beschichtungstemperatur, sowie die Vermeidung
problematisch zu entsorgender chemischer Verbindungen sind beispielsweise wichtige
Vorteile dieses Verfahrens. Beim konventionellen Plasmaspritzverfahren konnten jedoch
trotz intensiver weltweiter Entwicklungsanstrengungen in den letzten Jahren nur Brennbahnbeläge
mit einer maximalen Dichte von 93 % der theoretischen Dichte erzielt werden, was zu
unbefriedigenden Ergebnissen hinsichtlich des Ermüdungsriß- und Ausgasverhaltens beim
Einsatz derartig beschichteter Drehanoden geführt hat. Die bekannten thermischen Nachbehandlungsverfahren,
durch die theoretisch noch eine Erhöhung der Dichte erreicht werden kann, sind in
der Praxis nur begrenzt wirksam oder auch aufgrund der Auswirkungen auf das Material
des Grundkörpers bzw. auf das Verbundverhalten nur beschränkt anwendbar. Das gilt
insbesondere bei Verwendung von Graphit als Material für den Grundkörper, so daß es
unter diesen eingeschränkten Bedingungen wiederum zu keiner ausreichenden Nachverdichtung
und vollständigen Entgasung des Brennbahnbelages kommt. Aufgrund dieser Nachteile
sind Drehanoden, bei denen der Brennbahnbelag mit Plasmaspritzen aufgebracht wurde,
bisher nicht in größerem Umfang zum Einsatz gekommen.
[0008] In den letzten Jahren wurde eine neue Variante des Plasmaspritzens, das sogenannte
Induktive Vakuum-Plasmaspritzen entwickelt. Der Unterschied dieses speziellen Plasmaspritzverfahrens
zum konventionellen Plasmaspritzverfahren liegt darin, daß das Plasma durch induktive
Aufheizung erzeugt wird, wodurch das Spritzpulver auf einfache Weise bereits vor der
Ausbildung des Plasmastrahles axial eingebracht werden kann. Dadurch und durch die
infolge der induktiven Aufheizung geringere Expansionsgeschwindigkeit des Plasmas
verweilen die Pulverpartikel wesentlich länger im Plasmastrahl. Dadurch verbessert
sich die Energieübertragung vom Plasma auf die einzelnen Teilchen des Spritzpulvers,
so daß auch größere Pulverteilchen vollständig über ihre Schmelztemperatur erhitzt
werden und als voll erschmolzene Tröpfchen abgeschieden werden können. Damit ist das
Induktive Vakuum-Plasmaspritzverfahren im Vergleich zum konventionellen Plasmaspritzverfahren
für die Verwendung kostengünstigerer Spritzpulver mit einer breiteren Partikelgrößenverteilung
geeignet.
Eine Anwendung des Induktiven Plasmaspritzens für die Herstellung von Röntgenstrahlung
emittierenden Belägen bei Anoden für Röntgenröhren ist bisher aufgrund der Erfahrungen
vom konventionellen Plasmaspritzen hinsichtlich der unbefriedigenden Ergebnisse des
Ermüdungsverhaltens nicht erfolgt.
[0009] Die Aufgabe der Erfindung ist es daher, ein Verfahren zur Herstellung von Anoden
für Röntgenröhren zu schaffen, durch das die kostengünstige Herstellung des Röntgenstrahlung
emittierenden Belages ermöglicht wird, wobei der Belag hinsichtlich seines Einsatzverhaltens,
insbesondere seiner Ermüdungsrißfestigkeit, dem bis heute üblichen Standard zumindest
voll entspricht oder diesen sogar übertrifft.
Erfindungsgemäß wird dies dadurch erreicht, daß der Röntgenstrahlung emittierende
Belag durch Induktives Plasmaspritzen aufgebracht wird.
[0010] Derartig hergestellte Beläge zeigen im Einsatz eine Ermüdungsrißfestigkeit und damit
ein Aufrauhungsverhalten, das jenes von Belägen, die mit konventionellen Plasmaspritzverfahren
hergestellt wurden und sogar jenes von pulvermetallurgisch hergestellten Belägen deutlich
übertrifft. Dieses Ergebnis ist für den Fachmann in diesem Ausmaß völlig überraschend,
vor allem weil die Dichtewerte der erfindungsgemäß hergestellten Beläge bestenfalls
an die Dichtewerte pulvermetallurgisch hergestellter Beläge heranreichen, in der Regel
jedoch sogar darunter liegen. Die Ursachen für diese unerwartete Verbesserung der
Ermüdungsrißfestigkeit sind auch aus der Fülle der werkstoffkundlichen Befunde an
erfindungsgemäß hergestellten Drehanoden in verschiedenen Zuständen (unmittelbar nach
der Beschichtung, nach Wärmebehandlungen, nach Röhrentests) nicht eindeutig erklärbar.
Eine mögliche Erklärung könnte dahingehen, daß beim induktiven Vakuumplasmaspritzen,
insbesondere unter Anwendung der Verfahrensparameter, die für die Abscheidung der
für den Brennbahnbelag geeigneten hochschmelzenden Metalle notwendig sind, spezielle
kristalline Gefüge erzielt werden, die sich deutlich von den lamellenartigen Erstarrungsgefügen
unterscheiden, die üblicherweise mit konventionellen Plasmaspritzverfahren, insbesondere
mit dem intensiv untersuchten Vakuumplasmaspritzverfahren erzielt werden.
[0011] Von Vorteil ist es, wenn der Röntgenstrahlung emittierende Belag durch mehrmaliges
Überlagern einzelner Spritzschichten mit einer Gesamtdicke zwischen 0,4 mm und 0,7
mm aufgebracht wird. In der Regel wird hierzu ein 20 - 50 maliges Überlagern einzelner
Lagen der Spritzschicht empfehlenswert sein.
[0012] Eine besonders günstige Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens wird erreicht,
wenn vor dem Aufbringen des Röntgenstrahlung emittierenden Belages im Bereich dieses
Belages in den Grundkörper der Anode eine Ausnehmung von etwas mehr als der Tiefe
der gewünschten Belagstärke eingearbeitet wird. Auf diese Weise kann die Oberfläche
des Belages durch einfaches Überschleifen auf eine Ebene mit der angrenzenden Oberfläche
des Anodengrundkörpers gebracht werden.
[0013] Weiters ist es für das erfindungsgemäße Verfahren vorteilhaft, wenn die Abscheidung
unter einer induktiv eingekoppelten Leistung zwischen 50 kW und 100 kW und unter einer
Förderrate des Spritzpulvers zwischen 10 g/min und 50 g/min erfolgt. Unter diesen
Bedingungen ergibt sich eine totale Durchschmelzung und ausreichende Überhitzung der
Schmelztröpfchen.
[0014] Desweiteren hat sich eine im Vergleich zu üblicherweise für das konventionelle Plasmaspritzen
geltenden Parametern vergleichsweise niedrige Relativgeschwindigkeit, mit der der
Plasmastrahl die zu beschichtende Oberfläche überstreicht, als vorteilhaft erwiesen.
Diese wird vorteilhaft so gewählt, daß sich im Bereich des Auftreffpunktes der Kernzone
des Plasmas maximale Temperaturen von 1.400°C bis 2.400°C einstellen. Der zu beschichtende
Grundkörper selbst wird hierfür vorteilhafterweise auf eine Vortemperatur von 1.000°C
bis 1.500°C erwärmt.
[0015] Bei einer weiteren vorteilhaften Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens zur Herstellung
von Drehanoden wird der Plasmastrahl und der Grundkörper der Drehanode derart gegeneinander
bewegt, daß der zentrale Auftreffpunkt des Plasmapartikelstromes auf der Anodenoberfläche
und die zur Drehanodenachse konzentrische Zentrumslinie des aktiven Brennbahnbereiches
zumindest näherungsweise zusammenfallen, wobei der Partikelstrom des Plasmastrahles
so eingestellt wird, daß der innerhalb des aktiven Brennbahnbereiches auftreffende
Partikelstrom des Plasmastrahles nur jenen Bereich umfaßt, der innerhalb der Halbwertsbreite
der gaußförmigen Partikelverteilung des erzeugten vollständigen Plasmastrahles liegt.
Dadurch wird erreicht, daß der für den Schichtaufbau weniger günstige Randbereich
des Plasmastrahles weitestgehend auf Bereiche der Anodenoberfläche verlagert wird,
die außerhalb des aktiven Brennbahnbereiches liegen. Unter aktivem Brennbahnbereich
ist der für die Röntgenstrahlungserzeugung unmittelbar vom Elektronenstrahl beaufschlagte
Bereich zu verstehen.
[0016] Desweiteren kann es von Vorteil sein, wenn die Drehanode abschließend einer Glühbehandlung
unterzogen wird. Zweck dieser Glühung ist sowohl eine weitere Verbesserung der Gefügeeigenschaften
durch Diffusionsprozesse als auch ein Entgasen der Anode. Die Art der Glühbehandlung
ist unter anderem abhängig vom Material, aus dem der Grundkörper der Drehanode gefertigt
wurde. Bei einem Grundkörper aus hochschmelzendem Metall wird die Glühbehandlung bei
Temperaturen zwischen 1.200°C und 1.600°C während 1 bis 20 Stunden erfolgen, während
sie bei Drehanoden, bei denen Graphit für den Grundkörper verwendet wurde, in der
Regel bei Temperaturen bis zu 1.300°C während bis zu etwa 10 Stunden durchgeführt
wird. Im Falle eines Graphitgrundkörpers wird die dabei mögliche Bildung von nachteiligen
Karbiden im Grenzbereich durch bekannte Difussionssperrschichten, z.B. Rhenium, vorteilhaft
verzögert.
[0017] Auf besonders vorteilhafte Weise kann das erfindungsgemäße Verfahren angewendet werden,
wenn der Grundkörper der Anode aus Graphit, Molybdän oder einer Molybdänlegierung
und der Röntgenstrahlung emittierende Belag aus einer Wolfram-Rhenium-Legierung besteht.
[0018] Im folgenden wird das erfindungsgemäße Verfahren anhand von Herstellungsbeispielen
sowie anhand von Figuren näher erläutert.
[0019] Es zeigen:
- Figur 1
- die Prinzipskizze einer Variante des erfindungsgemäßen Verfahrens nach den Ansprüchen
3 und 6
- Figur 2
- die graphische Darstellung der Mittelwerte der Brennbahnaufrauhung Ra von erfindungsgemäß
und pulvermetallurgisch hergestellten Brennbahnbelägen von Drehanoden
- Figur 3
- die Schliffaufnahme der Brennbahn einer erfindungsgemäß hergestellten Drehanode im
Schnitt in 200-facher Vergrößerung
- Figur 4
- die Schliffaufnahme der Brennbahn einer Drehanode mit pulvermetallurgisch hergestellten
Brennbahnbelägen im Schnitt in 200-facher Vergrößerung
- Figur 5
- die Schliffaufnahme der Brennbahn einer Drehanode, die durch konventionelles Plasmaspritzen
hergestellt wurde, im Schnitt in 200-facher Vergrößerung
HERSTELLUNGSBEISPIEL 1
[0020] Scheibenförmige Grundkörper für Drehanoden aus TZM, einer Molybdän-Legierung mit
0,5 % Titan, 0,08 % Zirkon, bis zu 0,04 % Kohlenstoff, Rest Molybdän, mit einem Durchmesser
von 120 mm und einem kegelstumpfförmigen Außenbereich mit 20° Offnungswinkel wurden
auf einer mit Rotationsantrieb versehenen Welle montiert und in eine Vakuumkammer
eingebaut. Die Beschichtung der einzelnen Grundkörper erfolgte mittels einer induktiv
beheizten Plasmakanone mit 50 mm Innendurchmesser und einer Leistung von 65 kW mit
Spritzpulver aus einer Wolframlegierung mit 5 % Rheniumanteil in einer Pulverfraktion
zwischen 15 und 63 µm. Das Spritzpulver wurde mit einer Förderrate von 30 g/min axial
mittels Ar-Trägergas eingebracht. Vor Beginn der Pulverinjektion wurden die Grundkörper
auf 1500°C erwärmt. Die Rotationsgeschwindigkeit der Grundkörper betrug 10 U/min.
Die Plasmakanone wurde zur konzentrisch zur Drehanodenachse verlaufenden Mittellinie
des Brennbahnbelages seitlich bewegt, und zwar derart, daß die Achse der Plasmakanone
kontinuierlich mit einer Geschwindigkeit von 2 mm/sec diese Mittellinie abwechselnd
auf beide Seiten jeweils bis auf maximal 5 mm überschritten hat. In einem etwa 4 Minuten
dauernden Beschichtungsvorgang wurde auf diese Weise durch ca. 50 übereinander abgeschiedene
Einzelschichten jeweils ein Brennbahnbelag mit etwa 1 mm Gesamtdicke und 25 mm Breite
aufgetragen. Nach Beendigung des Beschichtungsprozesses wurden die auf unter 100°C
abgekühlten Drehanoden aus der Vakuumkammer entnommen und anschließend der Brennbahnbelag
auf eine Stärke von 0,7 mm überschliffen. Abschließend wurden die derart endbearbeiteten
Drehanoden einer Hochvakuumglühung bei einer Temperatur von 1600°C während 90 min
unterzogen.
Für Vergleichszwecke wurden dieselben scheibenförmigen Grundkörper wie sie für die
Anwendung des erfindungsgemäßen Verfahrens verwendet wurden mit einem 0,8 mm starken
Brennbahnbelag aus einer Wolfram-5-Rheniumlegierung auf pulvermetallurgischem Wege
hergestellt. Dazu wurde in einer Matrize eine Schichtung der TZM-Pulvermischung für
den Grundkörper einerseits und der Wolfram-Rhenium-Legierung für den Brennbahnbelag
andererseits hergestellt und gepreßt, der Preßling gesintert und durch Schmieden und
mechanische Bearbeitung die endgültige Form hergestellt. Abschließend wurden die Drehanoden
derselben Hochvakuumglühung wie die erfindungsgemäß hergestellten unterzogen.
[0021] Mit Hilfe der Auftriebsmethode wurde die Dichte der Brennbahnbeläge bestimmt. Die
erfindungsgemäß aufgebrachten Brennbahnbeläge wiesen eine Dichte von 97,2 % der theoretischen
Dichte auf, während die pulvermetallurgisch hergestellten Brennbahnbeläge eine Dichte
von 97,4 % der theoretischen Dichte aufwiesen.
HERSTELLUNGSBEISPIEL 2
[0022] In einem weiteren Herstellungsbeispiel wurde in einen gleichartigen Drehanodengrundkörper
wie nach dem Herstellungsbeispiel 1 im Bereich der Brennbahn eine ringförmige Nut
von 0,8 mm Tiefe eingearbeitet. Danach wurde der Drehanodengrundkörper mit den im
wesentlichen gleichartigen Beschichtungsbedingungen entsprechend dem erfindungsgemäßen
Verfahren nach dem Herstellungsbeispiel 1 beschichtet. Der einzige Unterschied dieser
Beschichtungsvariante lag darin, daß die Plasmakanone bei der Beschichtung nicht seitlich
bewegt sondern stationär festgelegt wurde, und zwar derart, daß die Achse -L- der
Plasmakanone -3- mit der zur Drehanodenachse konzentrischen Zentrumslinie -4- des
Brennbahnbelages -2- zusammenfiel und daß der Plasmastrahl und damit der Partikelstrom
so eingestellt wurde, daß die Halbwertsbreite der Partikelverteilung -HW- mit der
Breite des aktiven Bereiches -B- des Brennbahnbelages -2- übereinstimmte wie es in
Figur 1 skizzenhaft dargestellt ist. Zur besseren Übersicht ist in Figur 1 die momentane
örtliche Verteilung der Partikel im Bereich der Brennbahn nicht direkt am Drehanodengrundkörper
-1- sondern darüber und nicht maßstabgerecht, sondern stark überhöht dargestellt.
Nach der Aufbringung des Brennbahnbelages -2- wurde die Oberfläche der Drehanode bis
auf ein Niveau -S- von 0,7 mm mechanisch abgetragen und damit die endgültige Dicke
und saubere seitliche Abgrenzung des Brennbahnbelages zum Drehanodengrundkörper hergestellt.
Die mit dieser Beschichtungsvariante hergestellte Drehanode wies gegenüber den nach
dem Herstellungsbeispiel 1 erfindungsgemäß hergestellten Drehanoden eine etwas verbesserte
Dichte von 97,8 % der theoretischen Dichte auf, was einer Absenkung der Restporosität
um mehr als 20 % entspricht.
[0023] Die erfindungsgemäß bzw. nach dem Stand der Technik nach Herstellungsbeispiel 1 hergestellten
Drehanoden wurden in einen Prüfstand für Röntgendrehanoden eingebaut und unter üblichen
Bedingungen mit den folgenden Parametern zvklisch getestet:
| Röhrenspannung |
90 kV |
| Röhrenstrom |
400 mA |
| Schußdauer |
2 sec |
| Pausenzeit |
58 sec |
[0024] Der Test wurde zu festgelegten Zeitpunkten stichprobenartig unterbrochen, um die
bis dahin eingetretene Brennbahnaufrauhung als Maß für die Ermüdungsrißfestigkeit
und die damit verbundene Verringerung der Röntgendosisausbeute zu bestimmen.
[0025] Die jeweiligen Mittelwerte der Rauhtiefen Ra der an jeweils drei Drehanoden pro Variante
ermittelten Daten sind in Figur 2 dargestellt.
[0026] Der wesentlich günstigere Verlauf der Aufrauhung -B- im Falle der erfindungsgemäß
hergestellten Drehanoden ist klar erkennbar. Nach 100 Stunden Testdauer war die mittlere
Rauhtiefe Ra, in Umfangsrichtung gemessen, um 24 % niedriger als der entsprechende
Vergleichswert der Aufrauhung -A- der pulvermetallurgisch hergestellten Vergleichsdrehanoden.
In einer anderen Betrachtungsweise wird die Aufrauhung der erfindungsgemäßen Drehanode,
wie sie bei Testende nach 100 Stunden vorgelegen hat, bei den Vergleichsanoden im
Schnitt bereits nach ca. 20 Stunden Testdauer erreicht. Nach Abschluß des Vergleichstests
wurde von einer erfindungsgemäß beschichteten Drehanode und von einer pulvermetallurgisch
hergestellten Drehanode jeweils ein Schliff hergestellt. Eine Aufnahme dieser Schliffe
in 200-facher Vergrößerung ist in den Figuren 3 und 4 zu sehen.
[0027] Das Gefüge der induktiv plasmagespritzen Brennbahn nach Figur 3 zeigt eine grundsätzlich
andere Morphologie als jene der pulvermetallurgisch hergestellten Brennbahn nach Figur
4. Die beim induktiven Plasmaspritzen auftreffenden Schmelztröpfchen kristallisieren
bei ihrer Erstarrung transkristallin aus, das heißt sie dienen ihrerseits wieder als
Kristallisationsfläche für die nachfolgenden auftreffenden Schmelztröpfchen. Dadurch
wird die einmal vorliegende Wachstumsrichtung der Schicht zumindest über viele Schmelztröpfchen
hinweg weitgehend beibehalten und es bilden sich nicht die üblicherweise beim konventionellen
Plasmaspritzen beobachteten lamellaren Gefügestrukturen mit schlecht gebundenen Korngrenzen
aus wie sie in Figur 5 deutlich am Beispiel eines durch konventionelles Plasmaspritzen
hergestellten Brennbahnbelages einer Drehanode zu erkennen sind. Beim induktiven Plasmaspritzen
sind die ursprünglichen Grenzen zwischen aufeinanderfolgend erstarrten Tröpfchen nur
mehr ansatzweise durch intrakristalline Säume von Mikroporen nachzuweisen, die jedoch
vom darüber hinaus transkristallin weiterkristallisierenden Korn umschlossen werden.
In Summe resultiert daraus das in Figur 3 dargestellte dichte, überwiegend säulige
Gefüge. Die in Wachstumsrichtung verlaufenden Korngrenzen zwischen diesen säuligen
Kristalliten sind gut ausgebildet und frei von Ansammlungen von Mikroporen. Im Gegensatz
dazu liegen die Körner im pulvermetallurgischen Gefüge nach Figur 4 weitgehend isotrop
vor. Die Restporosität tritt hier in Form gröberer Poren deutlich in Erscheinung.
Die Ermüdung des Brennbahnbelages bei der erfindungsgemäß hergestellten Drehanode
tritt in Form von im wesentlichen senkrecht zur Oberfläche verlaufenden Mikrorissen
in Erscheinung, die sich jedoch im Hinblick auf die Aufrauhung der Oberfläche weniger
schädlich auswirken als jene Risse bei der pulvermetallurgisch hergestellten Drehanode.
Die stärkere Aufrauhung sowie die Destabilisierung des Oberflächengefüges bei der
pulvermetallurgisch hergestellten Drehanode durch Versagen der Korngrenzen ist in
Figur 4 deutlich erkennbar.
[0028] Die Herstellungsbeispiele beschreiben besonders vorteilhafte Varianten eines erfindungsgemäßen
Herstellverfahrens, die Erfindung ist jedoch keinesfalls auf diese beschränkt. So
ist es beispielsweise ebenso denkbar, den Brennbahnbelag nicht durch mehrere übereinandergelegte
Spritzschichten, sondern in einer einzigen Lage aufzutragen.
1. Verfahren zur Herstellung einer Anode für Röntgenröhren, bestehend aus einem Grundkörper
und einem von diesem unterschiedlichen Röntgenstrahlung emittierenden Belag,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Röntgenstrahlung emittierende Belag durch induktives Plasmaspritzen aufgebracht
wird.
2. Verfahren zur Herstellung einer Anode für Röntgenröhren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß der Röntgenstrahlung emittierende Belag durch mehrmaliges Überlagern einzelner
Spritzschichten mit einer Gesamtdicke zwischen 0,4 mm und 0,6 mm aufgebracht wird.
3. Verfahren zur Herstellung einer Anode für Röntgenröhren nach einem der Ansprüche 1
oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß vor dem Aufbringen des Röntgenstrahlung emittierenden
Belages im Bereich dieses Belages eine Ausnehmung mit etwa der Tiefe der gewünschten
Belagsstärke in den Grundkörper eingearbeitet wird.
4. Verfahren zur Herstellung einer Anode für Röntgenröhren nach Anspruch 1 oder 3, dadurch
gekennzeichnet, daß die Abscheidung unter einer induktiv eingekoppelten Leistung zwischen
50 kW und 100 kW und einer Förderrate des Spritzpulvers zwischen 10 g/min und 50 g/min
erfolgt.
5. Verfahren zur Herstellung einer Anode für Röntgenröhren nach einem der Ansprüche 1
bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Anode vor der Aufbringung des Belages auf eine
Temperatur zwischen 1.000°C und 1.500°C vorgewärmt wird und die lokale Abscheidetemperatur
im Bereich des Belages zwischen 1.400°C und 2.400 C beträgt.
6. Verfahren zur Herstellung einer Anode für Röntgenröhren nach einem der Ansprüche 1
bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Plasmastrahl und der Grundkörper derart gegeneinander
bewegt werden, daß der zentrale Auftreffpunkt des Plasmapartikelstromes auf der Anodenoberfläche
und die zur Drehanodenachse konzentrische Zentrumslinie des aktiven Brennbahnbereiches
zumindest näherungsweise zusammenfallen, wobei der Partikelstrom des Plasmastrahles
so eingestellt wird, daß der innerhalb des aktiven Brennbahnbereiches auftreffende
Partikelstrom des Plasmastrahles nur jenen Bereich umfaßt, der innerhalb der Halbwertsbreite
der gaußförmigen Partikelverteilung des erzeugten vollständigen Plasmastrahles liegt.
7. Verfahren zur Herstellung einer Anode für Röntgenröhren nach einem der Ansprüche 1
bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Anode abschließend einer Glühbehandlung unterzogen
wird.
8. Anode für Röntgenröhren, hergestellt nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der Grundkörper aus Graphit, Molybdän oder einer Molybdänlegierung und der Röntgenstrahlung
emittierende Belag aus einer Wolfram-Rhenium-Legierung besteht.