[0001] Die Erfindung betrifft Suspensionen zur lösemittelfreien Herstellung von siliconharzgebundenen
Papieren auf Schichtsilicatbasis.
[0002] Siliconharzgebundene Papiere auf Schichtsilikatbasis sind wichtige Zwischenprodukte
für die Herstellung von Formkörpern, die ihre Anwendung zum Beispiel als Isolatoren
in der Elektrotechnik finden. Insbesondere kommen derartige Formkörper als Isolatoren
dort zum Einsatz, wo eine starke Erwärmung beim Gebrauch des elektrischen Gerätes
auftritt, z.B. bei Toastern, elektrischen Heiz- und Lötgeräten sowie Haarfönen.
[0003] Für die Herstellung dieser siliconharzgebundenen Papiere sind Lösemittelverfahren
oder Suspensionsverfahren bekannt (A. Tomanek: Silicone & Technik, S. 145; C. Hauser
Verlag München 1990).
[0004] Beim Lösemittelverfahren wird ein separat, beispielsweise nach DD 292 944, hergestelltes
Papier aus Schichtsilikaten, z. B. aus Glimmer, mit einer Lösung eines Siliconharzes
getrankt und getrocknet. Das so hergestellte siliconharzgebundene Papier kann dann
als Prepreg auf die gewünschte Art und Weise verarbeitet werden. Der Nachteil dieses
zweistufigen Verfahrens besteht vor allem darin, dass in der zweiten Stufe das Tränken
des Papiers mit einer Lösung eines Siliconharzes in einem organischen, meist aromatischen
Lösemittel erfolgt und damit die bei der nachfolgenden Trocknung entstehenden Lösemitteldämpfe
mit hohem technischen Aufwand aufgearbeitet werden müssen. Um die Beständigkeit des
Glimmers gegenüber den eingesetzten Lösemitteln zu erhöhen, beschreibt BE 758 263
die Hydrophobierung des Glimmers mittels Silanen oder Silanolen. Da diese Papiere
jedoch für die spätere Anwendung eine noch ungenügende mechanische Festigkeit aufweisen,
müssen sie im Anschluß mit Lösungen von Harzen, z. B. Epoxidharzen, in organischen
Lösemitteln weiter verfestigt zu werden.
[0005] Einstufige Prozesse, die Papierbildung und Bindung des Papieres in einem Schritt
ermöglichen, sind ebenfalls bekannt (DE 11 26 467). Bei diesem Verfahren erfolgt die
Papierbildung in Gegenwart einer Siliconharzlösung. Bei der Trocknung der Papiere
entsteht aber ebenfalls lösemittelhaltige Abluft, außerdem wird das Abwasser mit Lösemittel
belastet.
[0006] Diese ökologischen Probleme werden durch das Suspensionsverfahren weitgehend gelöst.
Dieses Verfahren ist unter anderem in DE 44 26 213 beschrieben. Es wird dabei eine
Pulpe aus Siliconfestharzpulver, Schichtsilikaten (meist blättchenförmiger Glimmer),
Wasser und gegebenenfalls weiteren Zusätzen hergestellt. Diese Pulpe wird mit geeigneten
bekannten Verfahren zu Papieren verarbeitet, welche nach der Trocknung als Prepregs
zur Herstellung von mechanisch stabilen Platten aus harzgebundenen Schichtsilikatmaterial,
sogenannten Micanitplatten, verwendet werden können. Nachteilig bei diesem Verfahren
ist, daß die elektrischen und mechanischen Kennwerte (z. B. die Zugfestigkeit, die
Biegefestigkeit und die Wasseraufnahme) der so hergestellten Micanitplatten bzw. der
daraus hergestellten Formkörpern oder Isoliermaterialien schlechter sind als bei denjenigen
Micanitplatten, welche aus nach dem Lösemittelverfahren gefertigten siliconharzgebunden
Papieren hergestellt wurden. Ein weiter Mangel der nach bekannten Suspensionsverfahren
hergestellten Papieren besteht darin, daß es bei der Verarbeitung der Platten zu Formkörpern,
beispielsweise durch Stanzen, Sägen und Fräsen, zu einer starken Staubentwicklung
kommt.
[0007] Es war daher die Aufgabe der Erfindung, siliconharzgebundene Papiere auf Schichtsilikatbasis
herzustellen, welche als Prepregs zu Micanitplatten mit verbesserten mechanischen
und elektrischen Eigenschaften verarbeitet werden können, wobei bei der Herstellung
keine organischen Lösemittel verwendet werden und die Staubentwicklung bei der Verarbeitung
minimiert wird.
[0008] Diese Aufgabe wird durch die Erfindung gelöst.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist eine Suspension zur lösemittelfreien Herstellung von
siliconharzgebundenen Papieren auf Schichtsilicatbasis, welche aus
(a) 100 Gew.-Teilen eines Schichtsilikates,
(b) 100 bis 10.000 Gew.-Teilen Wasser,
(c) 0.1 bis 5 Gew.-Teilen mindestens eines Silans der allgemeinen Formel
(R'O)aSiR4-a (I),
worin R substituierte oder unsubstituierte Kohlenwasserstoffreste mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen
und R' C1-10-Alkyl, Aryl, Alkylaryl oder Wasserstoff bedeuten und a einen Wert zwischen 1 und
3 annimmt, und/oder dessen partiellen Hydrolysates,
(d) 1 bis 50 Gew.-Teilen eines pulverförmigen Siliconharzes der allgemeinen Formel
(R'O)bSiRcO(4-b-c)/2 (II),
wobei R und R' die oben angegebene Bedeutung aufweisen, b einen Wert zwischen 0 und
0,5 und c einen Wert zwischen 0,7 und 1,3 annimmt, mit der Maßgabe, daß je Gew.-Teil
der Verbindung (I) mindestens 5 Gew.-Teile des Siliconharzes (II) verwendet werden,
(e) 0,01 bis 20 Gew.-Teilen einer die Hydrolyse und/oder Kondensation der Verbindungen
der allgemeinen Formel (I) und /oder (II) katalysierenden Verbindung sowie
(f) gegebenenfalls weiteren bekannten Zusätzen besteht.
[0010] Aus der erfindungsgemäßen Suspension wird durch bekannte Verfahren ein Papier hergestellt
und getrocknet. Überraschenderweise wird durch die Herstellung der Suspension quasi
in einer Stufe und aufgrund geringer Silanzusätze bei der Mischung des Glimmers mit
dem Wasser erreicht, daß die daraus hergestellten Papiere nach der Verarbeitung zu
Micanitplatten Werkstoffe ergeben, die sogar den nach dem ökologisch nachteiligen
Lösemittelverfahren hergestellten überlegen sind.
[0011] Als Schichtsilikate kommen vorzugsweise natürliche und/oder synthetische Glimmer
zum Einsatz. Beispiele für natürliche Glimmer sind helle (kalium- u. aluminiumreiche)
Glimmer wie Muskowit und dunkle (eisenreiche) Glimmer wie Biotit. Aber auch glimmerähnliche
Mineralien z.B. aus marinen Tonen wie Illit, sowie künstlich hergestellte Glimmer
können im Rahmen des erfindungsgemäßen Verfahrens verwendet werden. Die Glimmer können
sowohl nach einem thermischen Verfahren (Aufblähen mit Carbonaten) als auch durch
Naßmahlung vorbereitet sein. Die Schichtsilikatpartikel haben vorzugsweise eine Dicke
kleiner 0,5 mm und einen mittleren Durchmesser von 0,1 bis 10 mm. Die Naßmahlung des
Glimmers kann während der Herstellung der erfindungsgemäßen Suspension in Gegenwart
der Verbindung der Formel (I) erfolgen, was eine weitere Vereinfachung des Verfahrens
durch die simultane Durchführung mehrerer, herkömmlicherweise getrennt erfolgender
Schritte, bedeutet.
[0012] R kann jeder bekannte Kohlenwasserstoffrest mit bis zu 10 Kohlenstoffatomen sein.
Das schließt u.a. folgende Reste ein: n-Alkylreste, wie z. B. Ethyl, Hexyl, Cyclohexyl;
iso-Alkylreste, wie Isoprop-yl- und Isoamylreste; Alkylreste mit tertären Kohlenstoffatomen
wie tert-Butyl und tert-Pentyl: aromatische Kohlenwasserstoffreste mit mehr als 6
Kohlenstoffatomen, wie z. B. Phenyl-, Naphthyl-, Anthrylreste; Alkylarylreste bei
denen das Silicium entweder an einen aromatischen Kohlenstoff wie z. B. bei Tolylresten,
oder an einem aliphatischen Kohlenstoff, wie z. B. bei Benzylresten, gebunden ist;
Reste mit olefinischen Doppelbindungen, wie z. B. Vinyl-, Allyl- und Norbornylreste,
sowie substituierte Kohlenwasserstoffreste, wie z. B. Trifluorpropyl-, Cyanoethyl-,
Aminopropyl-, Alkoxyaryl-, Alkoxyalkyl- und Halogenarylreste. Als Reste R' in Formel
(1) sind Methyl-, Ethyl-, Propyl- und Butylreste bevorzugt. R' kann auch Wasserstoff
bedeuten, derartige Verbindungen entstehen z. B. als Intermediate bei der Hydrolyse
von Alkoxysilanen und können stabilisiert werden, d .h. die im Allgemeinen sehr schnell
ablaufende Silanolkondensation kann zumindest partiell inhibiert werden.
[0013] Beispiele für Verbindungen der Formel (I) sind: Methyltrimethoxysilan, Methyltriethoxyilan,
Ethyltrimethoxysilan, Ethyltriethoxysilan, Propyltrimethoxysilan, n- oder iso-Butyltriethoxysilan,
Octyltrimethoxysilan, Octyltriethoxysilan, Dimethyldiethoxysilan, Dimethyldimethoxysilan,
Trimethylmethoxysilan, Triphenylmethoxysilan, Triphenylethoxysilan, N-Aminoethyl-3-aminopropyltrimethoxysilan,
3-Aminopropyltrimethoxysilan, 3-Aminopropyltriethoxysilan, N-Aminoethyl-3-aminopropylmethyldimethoxysilan,
3-Glycidyloxypropylimethyldiethoxysilan,3-Glycidyloxypropyltrimethoxysilan Methacryloxypropyltrimethoxysilan,
3-Ureidopropyltriethoxysilan, 3-Mercaptopropylmethyldimethoxysilan und Cyanopropyltrimethoxysilan.
[0014] Das Siliconharz der allgemeinen Formel (II) weist als bevorzugte Reste R Methyl-,
Ethyl- und Phenylreste auf. Als Reste R' in Formel (II) sind Methyl-, Ethyl-, Propyl-
und Butylreste bevorzugt. Der Anteil an hydrolysierbaren Gruppen (OR') im Siliconharz,
wobei R' Wasserstoff oder Alkyl bedeutet, beträgt üblicherweise 0,1 bis 15 Gew.-%.
Derartige Produkte der allgemeinen Formel (II) sind bekannt und werden nach bekannten
Verfahren hergestellt, beispielsweise durch Hydrolyse und Kondensation von Alkyltrialkoxysilanen,
Alkyltrihalosilanen, Dialkyldialkoxysilanen und/oder Dialkyldihalosilanen. Der molare
Anteil von Monoalkylsilanen bei der Synthese der Siliconharze liegt bevorzugt oberhalb
80 Mol-% Die gewichtsmittlere Molmasse der Siliconharze liegt bevorzugt in einem Bereich
von 2.000 bis 50.000 g/mol (GPC bezogen auf Polystyrol). Besonders wesentlich für
die Eignung im erfindungsgemäßen Verfahren ist die Glasübergangstemperatur des verwendeten
Siliconharzes, die bevorzugt oberhalb der Verarbeitungstemperatur liegt. Besonders
bevorzugt sind Siliconharze mit einer Glasübergangstemperatur größer 40°C.
[0015] Als die Hydrolyse und/oder die Kondensation der Verbindungen der allgemeinen Formel
(I) und/oder (II) katalysierende Verbindung werden bevorzugt metallorganische Verbindungen
eingesetzt, üblicherweise Verbindungen der allgemeinen Formel
R
1gMR
2(w-g)-(z*h)L
h (III),
wobei R
1 gleiche oder verschiedene, substituierte und/oder unsubstituierte Carboxylreste mit
1 bis 30 Kohlenstoffatomen und/oder gleiche oder verschiedene, substituierte und/oder
unsubstituierte Alkoxyreste mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen sowie R
2 gleiche oder verschiedene, substituierte und/oder unsubstituierte Kohlenwasserstoffreste
mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen darstellen, M ein Metall der 2., 3. oder 4. Haupt-
oder 2. bis 8. Nebengruppe des Periodensystems ist, L gleiche oder verschiedene Chelatliganden
mit z Bindungen zum Metall M darstellt, w die Koordinationszahl von M ist, g einen
Wert zwischen 1 und w sowie h Werte zwischen 0 und 3 annehmen, und/oder deren partielle
Hydrolysate eingesetzt werden. Als Metall M ist Zinn, Zink, Aluminium, Zirkonium,
Eisen, Titan oder Hafnium bevorzugt. Beispiele für solche Verbindungen sind Aluminiumseifen
von Carbonsäuren mit 4 bis 18 Kohlenstoffatomen wie Aluminiumhexanoat, Aluminiumheptanoat,
Aluminiumoctanoat, Aluminiumethylhexanoat oder Aluminiumstearat, Aluminiumoleat, Aluminiumricinolat,
Mischungen dieser Aluminiumseifen, gemischte Aluminiumseifen und Aluminiumseifen,
die noch Reste von an Aluminium gebundenen Sauerstoff, z. B. als Hydroxylgruppe, enthalten,
polymere Organotitanester oder -chelate, polymere Organozirkonester oder -chelate,
polymere Organohafniumester oder -chelate (erhältlich durch partielle Hydrolyse von
z. B. Tetramethyltitanat, Tetraethyltitanat, Tetrapropyltitanat, Tetraisopropyltitanat,
Tetrabutyltitanat, Tetraisobutyltitanat, Kresyltitanat, Octylenglycoltitanat, Diisobutylbisacetylacetatotitanat,
Triethanolamintitanat, Diisopropylbisacetylacetatotitanat), Titanchelate, die Zitronesäure
als Chelatligand enthalten, den analogen Zirkonium oder Hafniumverbindungen oder Mischungen
dieser Verbindungen, Metallacetylacetonate, wie Aluminiuacetylacetonat, Eisenacetylacetonat,
Zinkacetylacetonat, Calciumacetylacetonat, Nickelacetylacetonat, Titanacetylacetonat,
Zirkoniumacetylacetonat und Hafniumacetylacetonat.
[0016] Eine Kombination bzw. eine Modifizieiung der metallorganischen Verbindung mit Silanen,
die polare Gruppierungen enthalten, ergibt für die Herstellung von siliconharzgebundenen
Papiere auf Schichtsilicatbasis besonders vorteilhafte Katalysatoren. So können beispielsweise
metallorganische Verbindungen der allgemeinen Formel (III) mit einer siliciumorganischen
Verbindung der allgemeinen Formel
R
3aSiX
(4-a) (IV),
wobei R
3 gleiche oder verschiedene, substituierte und/oder unsubstituierte Kohlenwasserstoffreste
mit 1 bis 10 Kohlenstoffatomen mit der Maßgabe bedeutet, daß mindestens ein Rest R
3 je Verbindung (II) eine polare Gruppierung enthält, X ein hydrolysierbarer Rest,
ausgewählt aus Alkoxy-, Alkenoxy-, Acetoxy,- Amino-, Amido-, Aminoxy,- Oximo-, und/oder
Halogengruppen und a eine ganze Zahl zwischen 1 und 3 ist, und/oder deren partiellen
Hydrolysate eingesetzt werden. Mindestens ein Rest R
3 sollte eine Gruppierung mit einem basischen Stickstoff, beispielsweise eine R
42N[YN(R
4)]
nY-Gruppierung darstellen, wobei R
4 gleiche oder verschiedene, substituierte und/oder unsubstituierte Reste mit 1 bis
10 Kohlenstoffatomen oder Wasserstoff, Y gleiche oder verschiedene, substituierte
und/oder unsubstituierte, zweiwertige Kohlenwasserstoffreste mit 2 bis 6 Kohlenstoffatomen
darstellt und n einen Wert zwischen 1 und 4 annimmt, in Gegenwart von Wasser silanisiert
werden.
[0017] Bezogen auf die Menge an Schichtsilicat beträgt der bevorzugte Zusatz an katalytisch
wirkender Verbindung 0,01 bis 20 Gew.-%, wobei 0,1 bis 2 Gew.-% besonders bevorzugt
sind.
[0018] Weitere bekannte Zusätze, welche der Suspension beigemischt werden können sind Netzmittel,
Verdicker oder Füllstoffe, wie z. B. hochdisperse Kieselsäure, Bentone, Polyacrylate,
Celluloseether oder natürliche Hydrokolloide.
[0019] Als Netzmittel werden beispielweise oberflächenaktive Verbindungen, z. B. anionische,
kationische und nichtionische Tenside, eingesetzt. Bevorzugt sind wasserlösliche nichtionische
Tenside wie z. B. ethoxylierte Isotridecylalkohole, ethoxylierte Fettalkohole, ethoxylierte
natürliche Fette und etoxylierte natürliche Fette. Weiterhin können Tenside mit Ethylenoxid-
und Propylenoxideinheiten verwendet werden. Besonders bevorzugt ist die Zugabe von
Polyether-Polysiloxanen.
[0020] Die Herstellung der erfindungsgemäßen Suspension kann auf beliebige Weise erfolgen.
So ist es vorteilhaft, zuerst Schichtsilicat, Wasser und siliciumorganische Verbindung
der allgemeinen Formel (I) mindestens eine Minute zu vermischen und anschließend Siliconharz
einzumischen. Das Schichtsilicat kann dabei in nassgemahlenem Zustand oder in Form
von Stücken vorliegen. Die katalysierende Verbindung wird vorteilhafterweise gemeinsam
mit Schichtsilicat, Wasser und siliciumorganische Verbindung der allgemeinen Formel
(I) vermischt. Es ist jedoch auch möglich, den Katalysator gemeinsam mit dem Siliconharz
einzumischen. Gemeinsam mit dem Schichtsilicat und Wasser und/oder der Verbindung
der allgemeine Formel (I) und/oder dem Siliconharz können Verfahrensschritt weitere
bekannte Zusätze, beispielsweise die oben angeführten, zugesetzt werden. Netzmittel
werden vorzugsweise mit dem Siliconharzes eingemischt.
[0021] Die Zeit des Vermischens ist nicht kritisch, jedoch muß ein inniger Kontakt zwischen
den eingesetzten Verbindungen und den Partikeln des Schichtsilikates möglich sein.
Deshalb beträgt die Mischzeit bevorzugt eine Minute bis drei Stunden bei Temperaturen
zwischen 20 und 25°C, wobei höhere Temperaturen möglich sind. Ein längerwährendes
Vermischen bringt in der Regel keinen Vorteil. Beim Vermischen kann das Schichtsilikat
z. B. durch Einwirkung von Scherkräften, zerkleinert werden. Falls der Zusatz des
Katalysators gemeinsam mit Schichtsilicat, Wasser und siliciiumorganischer Verbindung
erfolgt ist, kann dessen Menge für die gesamte Suspension ausreichend sein. Es ist
aber auch möglich, den Katalysator in zwei Portionen, jeweils mit dem Silan und dem
Siliconharz zuzusetzen. Nach Zugabe aller Bestandteile wird die Suspension nochmals
bis zur Homogenität vermischt, vorzugsweise innerhalb eines Zeitraumes zwischen 1
Minute und 3 Stunden, wobei eine Mischzeit von 3 bis 20 min meist ausreichend ist.
[0022] Aus der erhaltenen, sogenanten Pulpe wird nach bekannten Verfahren ein Papier hergestellt.
Üblicherweise wird dabei die Pulpe auf ein Sieb gegeben und nach Absaugen des Wassers
innerhalb von ca. 5 bis 30 min bei Temperaturen von 105 bis 150 °C getrocknet. Durch
die Anwendung von vermindertem Druck kann die Trockentemperatur gesenkt und/oder die
Trocknung beschleunigt werden. Der Restfeuchtegehalt der Papiere ist kleiner 2 Gew.-%,
vorzugsweise kleiner 0,5 Gew.-%.
[0023] Die aus der erfindungsgemäßen Suspension hergestellten siliconharzgebundenen Papiere
auf Schichtsilikatbasis haben eine Schichtdicke von 0,01 bis 5mm, vorzugsweise von
0,04 bis 1,5mm und können nach bekannten Verfahren als Prepregs zur Herstellung von
Micanitplatten, insbesondere für die Anwendung als Elektroisolierstoffe verwendet
werden. Die Verarbeitung dazu erfolgt z. B. durch Verpressen der Prepregs bei Temperaturen
von150 bis 300 °C und einem Druck von 0,2 bis 5 MPa über einen Zeitraum von 0,5 bis
10 Stunden. Dabei ist eine Kombination mit weiteren verstärkenden Materialien, wie
z. B. Glas- und Mineralfasern möglich. Weiterhin kann auch die Kombination mit anderen
Bindemitteln, wie z. B. Phenol- und Polyesterharzen, bei der Verarbeitung der aus
der erfindungsgemäßen Suspension erhaltenen siliconharzgebundenen Papiere auf Schichtsilikatbasis
erfolgen.
[0024] Durch die Anwendung der erfindungsgemäßen Suspension gelingt es, ohne die Emmission
von Lösemitteln, auf ökologisch vorteilhafte Weise siliconharzgebundene Papiere auf
der Basis von Schichtsilikaten herzustellen, die als Prepregs zu Formteilen mit verbesserten
mechanischen Eigenschaften hergestellt werden können, wobei die Staubentwicklung bei
der Verarbeitung minimiert wird. Dabei ist es überraschend, daß die Kombination von
polymeren Siliconharzen mit den monomeren und/oder oligomeren siliciumorganischen
Verbindungen einen synergistischen Effekt bezüglich der mechanischen Eigenschaften
der hergestellten Micanitplatten bewirkt.
Ausführungsbeispiele
Beispiel 1
[0025] In 410 g Wasser wurden 37,5 g Glimmerschuppen (Muskovit durchschnittlicher Durchmesser
4-5 mm) und 0,25 g Methyltriethoxysilan bei 25°C während 30 min verrührt. Anschließend
wurden 5 g eines Siliconharzes, das im wesentlichen der Formel CH
3SiO
3/2 entsprach und eine Glasübergangstemperatur von 52 °C aufwies, zugegeben und gemeinsam
mit 0,3 g von mit N-Aminoethyl-3-aminopropyl-trimethoxysilan silanisierten Aluminiumoctoat
15 min intensiv gerührt. In einem diskontinuierlich arbeitenden Papierblattbildner
wurden aus der Pulpe Papiere (Prepregs) mit einer Schichtdicke von 0,2 mm hergestellt.
Durch zweistündiges Verpressen der Prepregs bei 200 °C und 3 MPa wurden Micanitplatten
hergestellt.
Beispiel 2
[0026] In 400 g Wasser wurden 42 g Glimmerschuppen (analog Beispiel 1), 0,3 g silanisiertes
Aluminiumoctoat und 0,35 g Propyltrimethoxysilan und 5 g eines Siliconharzes, das
im wesentlichen der Formel CH
3SiO
3/2 entsprach und eine Glasübergangstemperatur von 48 °C aufwies 30 min intensiv gerührt.
In einem diskontinuierlich arbeitenden Papierblattbildner wurden aus der Pulpe Papiere
(Prepregs) mit einer Schichtdicke von 0,5 mm hergestellt. Durch zweistündiges Verpressen
der Prepregs bei 200 °C und 3 MPa wurden Micanitplatten hergestellt.
Beispiel 3
[0027] In 400 g Wasser wurden 42 g Glimmerschuppen (analog Beispiel 1), 0,5 g polymeres
Tetrabutyltitanat und 0,1 g Aminopropyltrimethoxysilan und 0,25 g Octyltriethoxysilan
bei 25°C während 30 min verrührt. Anschließend wurden 5 g eines Siliconharzes, das
im wesentlichen der Formel CH
3SiO
3/2 entsprach und eine Glasübergangstemperatur von 52°C aufwies, zugegeben und gemeinsam
mit 0,3 g Aluminiumoctoat und 0,4 g eines wasserlöslichen Polyether-Polysiloxans 15
min intensiv gerührt. In einem diskontinuierlichen Papierblattbildner wurden aus der
Pulpe Papiere (Prepregs) mit einer Schichtdicke von 0,2 mm hergestellt. Durch zweistündiges
Verpressen der Prepregs bei 200 °C und 3 MPa wurden Micanitplatten hergestellt.
Beispiel 4
[0028] In 410 g Wasser wurden 40 g Glimmerschuppen (Biotit, Teilchendurchmesser 1-2 mm)
und 0,2 g Glycidoxypropyltrimethoxysilan, 0,2 g Ethyltrimethoxysilan und 0,3 g Aluminiumoctoat
bei 25°C während 30 min verrührt. Anschließend wurden 5 g eines Siliconharzes, das
im wesentlichen der Formel CH
3SiO
3/2 entsprach und eine Glasübergangstemperatur von 52 °C aufwies, zugegeben und 15 min
intensiv gerührt. In einem diskontinuierlichen Papierblattbildner wurden aus der Pulpe
Papiere (Prepregs) mit einer Schichtdicke von 0,08 mm hergestellt. Durch zweistündiges
Verpressen der Prepregs bei 200 °C und 3 MPa wurden Micanitplatten hergestellt.
Beispiel 5
[0029] in 410 g Wasser wurden 40 g Glimmerschuppen (Biotit, Teilchendurchmesser 1-2 mm)
und 3,6 g einer 20 %igen wäßrigen Lösung eines Hydrolysates aus Propylmethyldimethoxysilan,
Aminopropyltriethoxysilan und Propyltrimethoxysilan im Verhältnis 1:1:2 während 30
min verrührt. Anschließend wurden 5 g eines Siliconharzes, das im wesentlichen der
Formel CH
3SiO
3/2 entsprach und eine Glasübergangstemperatur von 52 °C aufwies und 0,25 g einer Katalysatorpaste
(hergestellt durch inniges Vermischen von 45 g Isopropyl-Methyl-Titanatpolymer (PMTP),
15 g N-Aminoethyl-3-aminopropyl-trimethoxysilan sowie 40 g Wasser), zugegeben und
15 min intensiv gerührt. In einem diskontinuierlichen Papierblattbildner wurden aus
der Pulpe Papiere (Prepregs) mit einer Schichtdicke von 0,08 mm hergestellt. Durch
zweistündiges Verpressen der Prepregs bei 200 °C und 3 MPa wurden Micanitplatten hergestellt.
Beispiel 6 (Vergleich)
[0030] In 410 g Wasser wurden 37,5 g Glimmerschuppen (analog Beispiel 1) und 5 g eines Siliconharzes,
das im wesentlichen der Formel CH
3SiO
3/2 entsprach und eine Glasübergangstemperatur von 52 °C aufwies, zugegeben und gemeinsam
mit 0,3 g Aluminiumoctoat 45 min intensiv gerührt. In einem diskontinuierlichen Papierblattbildner
wurden aus der Pulpe Papiere (Prepregs) mit einer Schichtdicke von 0,2 mm hergestellt.
Durch zweistündiges Verpressen der Prepregs bei 200 °C und 3 MPa wurden Micanitplatten
hergestellt
Beispiel 7 (Vergleich)
[0031] In 410 g Wasser wurden 37,5 g Glimmerschuppen (analog Beispiel 1) und 5 g Glycidoxypropyltrimethoxysilan
45 min intensiv gerührt. In einem diskontinuierlichen Papierblattbildner wurden aus
der Pulpe Papiere (Prepregs) mit einer Schichtdicke von 0,2 mm hergestellt. Durch
zweistündiges Verpressen der Prepregs bei 200 °C und 3 MPa wurden Micanitplatten hergestellt.
[0032] Die Prüfergebnisse der Beispiele 1-7 sind in Tabelle 1 zusammengestellt.
Tabelle 1
| Prüfergebnisse der hergestellten Micanitplatten |
| Beispiel Nr. |
Wasseraufnahme [%] |
Zugfestigkeit [MPa] |
| 1 |
0,2 |
1,25 |
| 2 |
0,1 |
1,3 |
| 3 |
0,1 |
1,4 |
| 4 |
0,2 |
1,3 |
| 5 |
0,2 |
1,2 |
| 6 (Vergleich) |
1,7 |
0,8 |
| 7 (Vergleich) |
1,0 |
0,2 |
[0033] Die Verbesserung der mechanischen Eigenschaften wurde anhand der Wasseraufnahme nach
24 h Lagerung in demineralisierten Wasser und anhand der Zugfestigkeit der hergestellten
Micanitplatten beurteilt.
[0034] Die mit den erfindungsgemäß hergestellten Papieren produzierten Micanitplatten weisen
deutlich bessere mechanische Festigkeiten (wesentlich geringere Wasseraufnahme und
wesentlich höhere Zugfestigkeit) als die nach dem Stand der Technik hergestellte Produkte
auf.
1. Suspension zur lösemittelfreien Herstellung von siliconharzgebundenen Papieren auf
Schichtsilikatbasis, bestehend aus
(a) 100 Gew.-Teilen eines Schichtsilikates,
(b) 100 bis 10.000 Gew.-Teilen Wasser,
(c) 0,1 bis 5 Gew.-Teilen mindestens eines Silans der allgemeinen Formel
(R'O)aSiR4-a (I),
worin R substituierte oder unsubstituierte Kohlenwasserstoffreste mit 1 bis 20 Kohlenstoffatomen
und R' C1-10-Alkyl, Aryl, Alkylaryl oder Wasserstoff bedeuten und a einen Wert zwischen 1 und
3 annimmt, und/oder dessen partiellen Hydrolysates,
(d) 1 bis 50 Gew.-Teilen eines pulverförmigen Siliconharzes der allgemeinen Formel
(R'O)bSiRcO(4-b-c)/2 (II),
wobei R und R' die oben angegebene Bedeutung aufweisen, b einen Wert zwischen 0 und
0,5 und c einen Wert zwischen 0,7 und 1,3 annimmt, mit der Maßgabe, daß je Gew.-Teil
der Verbindung der allgemeinen Formel (I) mindestens 5 Gew.-Teile des Siliconharzes
der allgemeinen Formel (II) verwendet werden,
(e) 0,01 bis 20 Gew.-Teilen einer die Hydrolyse und/oder Kondensation der Verbindungen
der allgemeinen Formel (I) und/oder (II) katalysierenden Verbindung sowie
(f) gegebenenfalls weiteren bekannten Zusätzen.
2. Suspension nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Schichtsilikat Glimmer
enthalten ist.
3. Suspension nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Verbindung der allgemeinen
Formel (I) Alkyltrialkoxysilane und/oder deren partielle Hydrolysate eingesetzt werden.
4. Suspension nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Verbindung der allgemeinen
Formel (II) Alkylsiliconharze eingesetzt werden.
5. Suspension nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Katalysator eine metallorganische
Verbindung eingesetzt wird.
6. Suspension nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß oberflächenaktive Verbindungen
zugesetzt werden.
7. Herstellung der Suspension nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass zuerst Schichtsilicat,
Wasser und siliciumorganische Verbindung der allgemeinen Formel (I) mindestens eine
Minute vermischt werden und anschließend Siliconharz eingemischt wird.
8. Herstellung der Suspension gemäß Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, dass der Katalysator
gemeinsam mit Schichtsilicat, Wasser und Verbindung der allgemeinen Formel (I) vermischt
wird.