[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Regenerieren von verbrauchten
Verzinnungslösungen.
[0002] Die außenstromlose Verzinnung von Kupferwerkstücken mittels einer wäßrigen Verzinnungslösung
ist ein gängiges Verfahren in der Oberflächenbeschichtungstechnik. Es findet beispielsweise
bei der Innenverzinnung von Kupferrohren oder der Verzinnung von Platinen für integrierte
Schaltkreise Anwendung.
[0003] Die Verzinnungslösung enthält wäßrig gelöste Zinnionen, welche aufgrund einer chemischen
Reduktion mittels eines geeigneten Reduktionsmittels auf dem Kupfer abgeschieden werden.
Hierbei findet an der Oberfläche der Kupferwerkstücke ein Austausch zwischen den Metallen
statt, der durch einen in der Verzinnungslösung enthaltenen Komplexbildner ermöglicht
wird. Als Reduktionsmittel wird vor allem Hypophosphit eingesetzt, als Komplexbildner
findet meist Thioharnstoff Anwendung.
[0004] Durch die Herabsetzung des Redoxpotentials von Kupfer in der komplexgebundenen Form,
geht Kupfer in Lösung und Zinn scheidet sich auf der Oberfläche des Kupferwerkstücks
ab. Da bei chemischen Reaktionen keine freien Elektronen auftreten, ist die Oxidation
eines Reaktionspartners stets von der Reduktion eines anderen begleitet.
[0005] Mit dem Prozeß der außenstromlosen Verzinnung ist folglich eine Anreicherung von
Kupfer und eine Abreicherung von Zinn in der Verzinnungslösung verbunden. Im konventionellen
Betrieb muß daher Zinn und Komplexbildner nachdosiert werden, bis eine Kupfergrenzkonzentration
erreicht ist, bei der die Lösung unbrauchbar ist und ausgetauscht werden muß. Desweiteren
muß von Zeit zu Zeit Reduktionsmittel nachdosiert werden, da sich dieses verbraucht,
wenn nach dem Erreichen einer vollständigen Zinnschicht noch weiteres Metall abgeschieden
werden soll.
[0006] Die verbrauchte Verzinnungslösung enthält dann Zinn- und Kupferionen, freien und
an die Kupferionen gebundenen Komplexbildner, verbrauchtes und unverbrauchtes Reduktionsmittel
und gegebenenfalls weitere Bestandteile oder prozeßtechnisch bedingte Verunreinigungen.
[0007] Zur Regenerierung eines galvanischen Verzinnungselektrolyten wird durch die DE 27
42 718 A1 vorgeschlagen, zuerst die Zinnionen mittels Elektrolyse zu entfernen und
dann im Anschluß die Fremdmetallionen in einem Kationenaustauscher zu entfernen.
[0008] Durch die DE 43 10 366 C1 zählt ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Regenerieren
von wäßrigen, außenstromlos arbeitenden Beschichtungslösungen zur Metallbeschichtung
mittels Metallionen und eines Reduktionsmittels zum Stand der Technik. Hierbei wird
eine Kombination eines Ionenaustauscher-Prozesses mit den Elektrodenreaktionen der
Elektrolyse vorgenommen.
[0009] Der Vorgang findet in einer mindestens vierkammerigen Elektrolysezelle statt. Es
wird eine elektrolytische Regeneration erreicht durch Reduktion von im Prozeß entstehendem
Orthophosphit in einer Kathodenkammer zu Hypophosphit und durch elektrodialytische
Bereitstellung von gegenionenfreien Nachschärfchemikalien.
[0010] Eine elektrolytische Regeneration von außenstromlos arbeitenden Verzinnungslösungen
konnte bislang nicht erfolgreich praktiziert werden, da bereits die thermodynamischen
Potentiale des komplexgebundenen Kupfers und des Zinns gegen eine Kupferabscheidung
sprechen.
[0011] Hier setzt die vorliegende Erfindung ein, deren Aufgabe es ist, ein Verfahren und
eine Vorrichtung aufzuzeigen, welche es ermöglichen, die sich anreichernde Störkomponente
Kupfer durch kathodische Abscheidung abzutrennen und gleichzeitig die sich verbrauchende
Komponente Zinn nachzuliefern, so daß hierdurch die Nutzungsdauer bzw. Standzeit von
außenstromlos arbeitenden Verzinnungslösungen für Kupferwerkstücke deutlich verlängert
werden kann.
[0012] Die Lösung des verfahrensmäßigen Teils dieser Aufgabe besteht in den Merkmalen des
Anspruchs 1.
[0013] Die Lösung des gegenständlichen Teils dieser Aufgabe ist in den Merkmalen des Anspruchs
8 zu sehen.
[0014] Vorteilhafte Weiterbildungen des erfindungsgemäßen Verfahrens sind in den abhängigen
Ansprüchen 2 bis 7 charakterisiert. Vorteilhafte Ausgestaltungen der erfindungsgemäßen
Vorrichtung bilden den Gegenstand der abhängigen Ansprüche 9 bis 12.
[0015] Kernpunkt der Erfindung bildet die Maßnahme, verbrauchte Verzinnungslösung in starker
Verdünnung zu regenerieren. Erfindungsgemäß wird eine Kombination von Elektrodenreaktionen
der Elektrolyse mit Transportprozessen in Ionenaustauschermembranen vorgenommen. Hierbei
erfolgt eine Abreicherung von Kupfer durch kathodische Abscheidung aus einer Verdünnung
der Verzinnungslösung und Anreicherung von Zinn durch anodische Auflösung und Transport
durch eine Kationenaustauschermembran.
[0016] Die Erfindung macht sich dabei die Erkenntnis zu eigen, daß bei einer Regenerationslösung,
in der die im Verzinnungsprozeß verwendete Verzinnungslösung stark verdünnt vorliegt,
sich die Abscheideverhältnisse gegenüber der originalkonzentrierten Verzinnungslösung
umkehren und sich bevorzugt Kupfer aus dem thermodynamisch benachteiligten Kupferkomplex
abscheidet. Dadurch kann die Störkomponente Kupfer abgereichert und die für den Prozeß
notwendige Komponente Zinn durch anodische Auflösung nachgeliefert werden.
[0017] Die Regenerationslösung wird einer Elektrolysezelle zugeleitet, welche eine Kathodenkammer
mit eingegliederter Kathode, eine Mittelkammer und eine mit einem Anolyten gefüllte
Anodenkammer mit eingegliederter Anode umfaßt. Die Kathodenkammer ist durch eine Anionenaustauschermembran
von der Mittelkammer getrennt, wohingegen zwischen Anodenkammer und Mittelkammer eine
Kationenaustauschermembran eingegliedert ist. Zwischen Anode und Kathode ist eine
elektrische Potentialdifferenz angelegt.
[0018] In der Elektrolysezelle gelangt die Regenerationslösung zunächst in die Kathodenkammer
und verweilt dort unter Abscheidung von Kupfer an die Kathode. Die Verweilzeit ist
abhängig von der zugeführten Gesamtmetallmenge. Anschließend wird die an Kupfer abgereicherte
Regenerationslösung in die Mittelkammer geleitet, wo eine Zinnanreicherung von aus
dem Anolyten der Anodenkammer durch die Kathodenaustauschermembran durchgetretenen
Zinnionen erfolgt.
[0019] Danach kann die aufbereitete, mit Zinn angereicherte Regenerationslösung aus der
Mittelkammer der Weiterverwendung zugeführt werden.
[0020] Zweckmäßigerweise wird die aufbereitete Regenerationslösung in den Verzinnungsprozeß
zurückgeführt, wo sie auch die dort durch Verdunstung auftretenden Wasserverluste
ausgleicht.
[0021] Gemäß den Merkmalen des Anspruchs 2 besteht die Regenerationslösung aus einer 5 bis
50 %igen Verdünnung der Verzinnungslösung. Als besonders vorteilhaft wird ein Konzentrationsbereich
zwischen 10 bis 15 % angesehen.
[0022] Auch wenn es grundsätzlich möglich ist, die Regenerationslösung durch Abziehen von
Verzinnungslösung aus dem Beschichtungsprozeß und Zumischen einer entsprechend hohen
Menge von Wasser zu erhalten, ist eine besonders vorteilhafte Weiterbildung des erfindungsgemäßen
Verfahrens in den Merkmalen des Anspruchs 3 zu sehen. Danach wird die Regenerationslösung
aus einem Spülprozeß der Kupferwerkstücke gewonnen.
[0023] Das durch eine geeignete Spültechnik aufkonzentrierte Spülwasser, das eine Elektrolytkonzentration
von vorzugsweise 10 bis 15 % der Prozeßlösung besitzt, wird dann in die Kathodenkammer
der Elektrolysezelle geleitet.
[0024] Die Verdünnung der Verzinnungslösung, die sich automatisch beim Spülprozeß ergibt
und durch geeignete Spültechniken auf den geforderten Konzentrationsbereich gebracht
wird, ermöglicht die kathodische Abscheidung von Kupfer aus dem Komplex gegenüber
Zinn, und zwar obwohl die thermodynamischen Redoxpotentiale dies nicht erwarten lassen.
[0025] Die in der Regenerationslösung enthaltenen Kupferionen werden kathodisch abgeschieden.
In geringem Maße werden auch die ebenfalls in der Regenerationslösung enthaltenen
Zinnionen kathodisch mit abgeschieden. Die Ionen des Reduktionsmittels können durch
die Ionenaustauschermembranen in die Mittelkammer diffundieren, in der sich die Regenerationslösung
des vorhergehenden Regeneriertakts befindet. Diese ist bereits an Kupfer abgereichert.
[0026] Nach der Kupferanreicherung in der Kathodenkammer wird die Regenerationslösung in
die Mittelkammer überführt, in der die Zinnanreicherung stattfindet.
[0027] Hierbei gelangen Zinnionen, die in der Anodenkammer anodisch aufgelöst werden, durch
Diffusion aus der Anodenkammer durch die Kationenaustauschermembran in die Mittelkammer.
Die Anionen des Reduktionsmittels werden durch die Kationenaustauschermembran an einem
Durchtritt in die Anodenkammer gehindert, so daß sie in der Mittelkammer verbleiben.
[0028] Die Kombination von Elektrodenreaktionen der Elektrolyse mit Transportprozessen in
Ionenaustauschermembranen ermöglicht erfindungsgemäß eine selektive Abscheidung der
Störkomponente Kupfer aus einer Regenerationslösung in Form von verdünnter Verzinnungslösung.
[0029] Im Anschluß an die Zinnanreicherung wird die regenerierte Lösung in den Verzinnungsprozeß
zurückgeführt und frischt die Verzinnungslösung auf. Hierdurch wird die Standzeit
und Nutzungsdauer der Verzinnungslösung deutlich verlängert.
[0030] Als Anolyt, der in einem eigenen Kreislauf geführt wird (Anspruch 4), kommt Schwefelsäure
zur Anwendung, vorzugsweise in einer Konzentration zwischen 3 % und 6 % (Anspruch
5). Hier verläuft eine anodische Auflösung des Zinns ohne Polarisationseffekt mit
nahezu 100 %iger Stromausbeute.
[0031] Alternativ kann als Anolyt auch Tetrafluoroborsäure oder Methansulfonsäure eingesetzt
werden, wie dies Anspruch 6 vorsieht.
[0032] Nach den Merkmalen des Anspruchs 7 liegt die Temperatur in der Elektrolysezelle zwischen
10 °C und 60 °C. Am besten verläuft die kathodische Abreicherung an Kupfer und Anreicherung
an Zinn in einem Temperaturbereich zwischen 30 °C und 40 °C.
[0033] Die Regenerationslösung wird in der Elektrolysezelle bewegt, wie dies Anspruch 9
vorsieht. Dies kann beispielsweise durch das Umpumpen von Kammer zu Kammer erfolgen
oder durch ein Rühren in den Kammern. Hierdurch werden Polarisationseffekte in den
Kammern, insbesondere an den Membranoberflächen, vermieden.
[0034] Zur Gewährleistung optimaler Regenerationsbedingungen kann die Temperatur der Elektrolysezelle
steuerbar sein (Anspruch 10).
[0035] Das erfindungsgemäße Verfahren läßt sich sowohl im kontinuierlichen Taktbetrieb als
auch im Chargenbetrieb durchführen.
[0036] Die Regenerationslösung kann entweder quasi kontinuierlich in zwei Takten durch die
Kathodenkammer bzw. Mittelkammer der dreikammerigen Membranelektrolyse geführt oder
es kann ein Anteil der Verzinnungslösung als Charge verdünnt in der Zelle regeneriert
und anschließend wieder der Verzinnungslösung zugeführt werden.
[0037] Vorzugsweise besteht das Kathodenmaterial aus Kupfer oder Edelstahl (Anspruch 11).
Das Anodenmaterial besteht aus Zinn. Dies ist eine Voraussetzung für die Zinnanreicherung
während des Regenerationsprozesses.
[0038] Da ein Verzinnungsprozeß üblicherweise bei Temperaturen zwischen 70 °C und 80 °C
durchgeführt wird, treten entsprechend hohe Verdunstungsverluste in der Verzinnungslösung
auf. Die zugeführte aufbereitete Regenerationslösung gleicht diese aus. Falls erforderlich,
kann eine bedarfsgerechte prozeßabhängige Korrektur bzw. Einstellung der Regenerationslösung
vorgenommen werden. Auf diese Weise wird durch das erfindungsgemäße Verfahren auch
eine günstigere Wasserkreislaufführung erreicht.
[0039] Gemäß den Merkmalen des Anspruchs 12 können zwei oder mehrere Elektrolysezellen stapelweise
hintereinander (Reihenschaltung) oder parallel nebeneinander (Parallelschaltung) geschaltet
werden. Damit wird eine hohe Kapazität für die Aufbereitung verbrauchter Verzinnungslösungen
bereitgestellt.
[0040] Die Erfindung ist nachstehend durch ein Beispiel und eine Abbildung näher erläutert.
[0041] Das Beispiel betrifft einen Verzinnungselektrolyten zur außenstromlosen Verzinnung
der auf Fluoroboratbasis mit dem Komplexbildner Thioharnstoff und dem Reduktionsmittel
Hypophosphit aufgebaut ist.
[0042] Für das Beispiel gelten die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Daten:
Redoxpotentiale:
[0043]

Stabilitätskonstanten:
[0044]
- Ks (Cu(TH)2+)
- = 2,0 x 1012
- Ks (Cu(TH)3+)
- = 2,0 x 1014
- Ks (Cu(TH)4+)
- = 3,4 x 1015 bzw. 2,4 x 1015
aus [Inorg. Chem., 15, 940, (1976)] und [J. Am. Chem. Soc., 72, 4724, (1950)]
[0045] In der Tabelle sind außer den Reaktionsgleichgewichten für das System aus Zinnionen,
komplexgebundenen Kupferionen und Anionen des Reduktionsmittels auch diejenigen der
chemischen Wasserzersetzung aufgeführt, da diese bei der Membranelektrolyse, insbesondere
bei stark verdünnten Lösungen, mit berücksichtigt werden müssen.
[0046] Es zeigt sich anhand der Daten, daß freies Kupfer, sowohl als Cu(I) als auch als
Cu(II) bevorzugt gegenüber Zinn abgeschieden werden könnte. Da das Kupfer aber ausschließlich
als komplexgebundenes Kupfer vorliegt, erfolgt eine Zinnabscheidung. Dies ist in konzentrierten
Lösungen auch der Fall.
[0047] Die Erfindung führt dazu, daß bei der Regenerationslösung in der Verzinnungslösung
in der angegebenen Verdünnung vorliegt, elektrodenkinetische Effekte (Durchtrittsreaktion,
Austauschstromdichte, Überspannung) eine zunehmend wichtigere Rolle spielen, so daß
trotz der ungünstigen Potentialverhältnisse bevorzugt Kupfer abgeschieden werden kann.
[0048] Der Ablauf des Regenerationsprozesses einer Verzinnungslösung ist in Figur 1 verdeutlicht.
Die für das System wichtigen Reaktionsgleichgewichte, Redoxpotentiale und Komplexstabilitätskonstanten
finden sich in vorstehender Tabelle.
[0049] Mit 1 ist in der Figur 1 eine Anlage zur außenstromlosen Verzinnung von Kupferwerkstücken
mittels einer wäßrigen Verzinnungslösung bezeichnet.
[0050] Im Anschluß an den Verzinnungsprozeß werden die Kupferwerkstücke in einem Spülvorgang
gereinigt. Der Spülvorgang ist mit SP, die Wasserzuführung durch den Pfeil W gekennzeichnet.
Hierbei wird der aus der Verzinnungslösung durch Elektrolytausschleppung ausgeschleppte
Anteil durch das Spülwasser verdünnt. Durch eine entsprechende Spültechnik wird das
Spülwasser auf eine 10 bis 15 %ige Verdünnung der Prozeßlösung konzentriert.
[0051] Die so hergestellte Regenerationslösung wird einer dreikammerigen Elektrolysezelle
2 zugeleitet. Die Elektrolysezelle umfaßt eine Kathodenkammer 3, eine Mittelkammer
4 und eine Anodenkammer 5.
[0052] In der Kathodenkammer 3 befindet sich eine Kathode 6 aus Kupfer, in der Anodenkammer
5 ist eine Anode 7 aus Zinn angeordnet. Zwischen Anode 7 und Kathode 6 ist eine Potentialdifferenz
angelegt.
[0053] Die Kathodenkammer 3 ist durch eine Anionenaustauschermembran 8 und die Anodenkammer
5 durch eine Kationenaustauschermembran 9 von der Mittelkammer 4 getrennt.
[0054] Die Regenerationslösung wird zunächst in die Kathodenkammer 3 geleitet (Pfeil P1).
Die Störkomponente Kupfer wird dann aus dem Thioharnstoffkomplex bei einer Stromdichte
von 0,4 bis 0,6 A/dm
2 zu über 95 % kathodisch abgeschieden und damit aus dem System entfernt. Gleichzeitig
können Anionen, wie das Tetrafluoroboratanion und das Hypophosphitanion durch die
Anionenaustauschermembran 8 in die Mittelkammer 4 durchtreten.
[0055] Als Nebenreaktionen können eine Mitabscheidung des Zinns von weniger als 35 %, die
Zersetzung von Wasser durch Wasserstoffentwicklung und eine Reduktion von Orthophosphitanteilen
zu Hypophosphit über den entstehenden Wasserstoff eintreten. Insbesondere die Wasserzersetzung
aufgrund der Verdünnung führt zu einer geringeren Stromausbeute (ca. 40 %) bezüglich
der Metallabscheidung.
[0056] Nach einer der abzuscheidenden Metallmenge entsprechenden Verweilzeit wird der Inhalt
der Kathodenkammer 3 in die Mittelkammer 4 umgepumpt (siehe Pfeil P 2). Hier findet
eine Zinnanreicherung durch Zinnionen statt, die aus der Anodenkammer 5 durch die
Kationenaustauschermembran 9 diffundieren. Die Tetrafluoroborat- und Hypophospitionen
können wegen der Kationenaustauschermembran 9 nicht in die Anodenkammer 5 durchtreten.
[0057] Im Anschluß an die Zinnanreicherung kann die regenerierte Lösung in den Verzinnungsprozeß
zurückgeführt werden (Pfeil P3). Hierdurch können auch die im Verzinnungsprozeß auftretenden
Verdunstungsverluste ausgeglichen werden. Die im Verzinnungsprozeß auftretende Verdunstung
ist durch die Pfeile V angedeutet. Falls erforderlich, kann eine Bedarfskorrektur
(Pfeil BK) der aufbereiteten verdünnten Lösung auf die prozeßtechnischen Anforderungen
der Verzinnungslösung vorgenommen werden.
[0058] Die jeweiligen Elektrolytlösungen in den drei Reaktionskammern (Kathodenkammer 3,
Mittelkammer 4, Anodenkammer 5) werden bewegt, damit Polarisationseffekte in den Reaktionskammern
3, 4, 5, insbesondere an den Membranoberflächen, vermieden werden. Die Bewegung in
der Kathodenkammer 3 und in der Mittelkammer 4 ist durch die Pfeile B1 und B2 angedeutet.
Die Bewegung B1, B2 kann beispielsweise durch Rühren erfolgen. Der Anolyt (H
2SO
4) in der Anodenkammer 5 wird in einem eigenen Kreislauf geführt. Dieser ist durch
den Pfeil B3 gekennzeichnet.
[0059] Die Kombination von Elektrodenreaktionen der Elektrolyse mit Transportprozessen in
Ionenaustauschermembranen ermöglicht somit eine selektive Abscheidung der Störkomponente
Kupfer aus einer verdünnten Verzinnungslösung bei gleichzeitiger Anreicherung von
Zinn über anodische Auflösung und Transport der Zinnionen durch die Kationenaustauschermembran.
Die regenerierte Lösung wird in die Verzinnungslösung des Verzinnungsprozesses zurückgeführt.
Hierdurch wird die Standzeit bzw. die Nutzungsdauer der Verzinnungslösung deutlich
verlängert.
[0060] Erfindungsgemäß ist es möglich, daß zwei oder mehrere der vorbeschriebenen Elektrolysezellen
2 stapelweise hintereinander (Reihenschaltung) oder parallel nebeneinander (Parallelschaltung)
geschaltet sind. Auf diese Weise wird die jeweils bedarfsgerecht gestaltete Kapazität
für die Aufbereitung von Verzinnungslösungen erreicht.
Bezugszeichenaufstellung
[0061]
1 - Verzinnungsanlage
2 - Elektrolysezelle
3 - Kathodenkammer
4 - Mittelkammer
5 - Anodenkammer
6 - Kathode
7 - Anode
8 - Anionenaustauschermembran
9 - Kationenaustauschermembran
B1 - Pfeil
B2 - Pfeil
B3 - Pfeil
BK - Bedarfskorrektur
P1 - Pfeil
P2 - Pfeil
P3 - Pfeil
SP - Spülvorgang
V - Verdunstung
1. Verfahren zum Regenerieren einer wäßrigen, außenstromlos arbeitenden Verzinnungslösung
für Kupferwerkstücke, welche Zinn- und Kupferionen, freien und an die Kupferionen
gebundenen Komplexbildner sowie verbrauchtes und unverbrauchtes Reduktionsmittel enthält,
dadurch gekennzeichnet, daß eine verdünnte Verzinnungslösung enthaltende Regenerationslösung einer Elektrolysezelle
(2) zugeleitet wird, welche eine Kathodenkammer (3) mit eingegliederter Kathode (6),
eine Mittelkammer (4) und eine mit einem Anolyten gefüllte Anodenkammer (5) mit eingegliederter
Anode (7) umfaßt, wobei zwischen Anode (7) und Kathode (6) eine Potentialdifferenz
angelegt ist und die Kathodenkammer (3) durch eine Anionenaustauschermembran (8) und
die Anodenkammer (5) durch eine Kationenaustauschermembran (9) von der Mittelkammer
(4) getrennt sind, wobei die Regenerationslösung zunächst in die Kathodenkammer (3)
geleitet wird und dort unter Abscheidung von Kupfer an die Kathode (6) verweilt, und
daß nach der Verweilzeit die an Kupfer abgereicherte Regenerationslösung in die Mittelkammer
(4) geleitet wird, wo eine Zinnanreicherung von aus der Anodenkammer (5) durch die
Kationenaustauschermembran (9) durchgetretenen Zinnionen erfolgt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Regenerationslösung zwischen 5 % und 50 %, vorzugsweise 10 % bis 15 % Verzinnungslösung
enthält.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Regenerationslösung aus einem Spülprozeß (SP) der Kupferwerkstücke gewonnen
wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Anolyt in einem Kreislauf (B3) geführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Anolyt eine 3 bis 6 %ige Schwefelsäure verwendet wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß als Anolyt eine Tetrafluoroborsäure oder eine Methansulfonsäure verwendet wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur in der Elektrolysezelle (2) zwischen 10 °C und 60 °C, vorzugsweise
zwischen 30 °C und 40 °C, liegt.
8. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem oder mehreren der Ansprüche
1 bis 7, gekennzeichnet durch eine Elektrolysezelle (2), welche eine Kathodenkammer (3) mit eingegliederter Kathode
(6), eine Mittelkammer (4) und eine Anodenkammer (5) mit eingegliederter Anode (7)
umfaßt, wobei die Kathodenkammer (3) durch eine Anionenaustauschermembran (8) und
die Anodenkammer (5) durch eine Kationenaustauschermembran (9) von der Mittelkammer
(4) getrennt sind und zwischen Anode (7) und Kathode (6) eine Potentialdifferenz anlegbar
ist.
9. Vorrichtung nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Regenerationslösung in der Elektrolysezelle (2) bewegbar ist.
10. Vorrichtung nach Anspruch 8 oder 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur der Elektrolysezelle (2) steuerbar ist.
11. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß die Anode (7) aus Zinn und die Kathode (6) aus Kupfer oder Edelstahl besteht.
12. Vorrichtung nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere Elektrolysezellen hintereinander und/oder parallel geschaltet sind.