(19)
(11) EP 0 885 576 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.12.1998  Patentblatt  1998/52

(21) Anmeldenummer: 98110537.2

(22) Anmeldetag:  09.06.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6A47C 1/032
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 20.06.1997 DE 19726160

(71) Anmelder: Uhlenbrock, Johannes
48317 Drensteinfurt (DE)

(72) Erfinder:
  • Uhlenbrock, Johannes
    48317 Drensteinfurt (DE)

(74) Vertreter: Schulze Horn & Partner GbR 
Patent- und Rechtsanwälte, Goldstrasse 50
48147 Münster
48147 Münster (DE)

   


(54) Sitzmöbel, insbesondere Bürodrehstuhl


(57) Die Erfindung betrifft ein Sitzmöbel (1), insbesondere Bürodrehstuhl, mit einem Fuß (2), von dem eine Mittelsäule (22) nach oben verläuft, wobei die Mittelsäule (22) längenvariabel und/oder gefedert sein kann, mit einem am oberen Ende der Mittelsäule (22) fest angebrachten Sitzträger (3), mit einer Sitzplatte (4), die nahe ihrer Vorderkante um eine horizontale Achse (43) verschwenkbar mit dem Sitzträger (3) verbunden und durch eine Federanordnung mit einer nach oben weisenden Kraft vorbelastet ist, und mit einer Rückenlehne (5), die an mindestens einem nach oben verlaufenden Hebel (6) angebracht ist, der unter der Sitzplatte (4) in einem ersten Anlenkpunkt (63) gelenkig mit dem Sitzträger (3) und im Abstand davon in einem zweiten Anlenkpunkt (64) gelenkig mit der Unterseite (42) der Sitzplatte (4) verbunden ist, wobei beide Anlenkpunkte (63, 64) zur Sitzplattenschwenkachse (43) parallele Schwenkachsen aufweisen,
Das Sitzmöbel gemäß Erfindung ist dadurch gekennzeichnet, daß die Länge (L) des Hebels (6) zwischen dem ersten Anlenkpunkt (63) und dem zweiten Anlenkpunkt (64) durch Verschieben des ersten Anlenkpunktes (63) und/oder des zweiten Anlenkpunktes (64) in Richtung des Hebels (6) veränderbar ist.




Beschreibung


[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Sitzmöbel, insbesondere Bürodrehstuhl, mit einem Fuß, von dem eine Mittelsäule nach oben verläuft, wobei die Mittelsäule längenvariabel und/oder gefedert sein kann, mit einem am oberen Ende der Mittelsäule fest angebrachten Sitzträger, mit einer Sitzplatte, die nahe ihrer Vorderkante um eine horizontale Achse verschwenkbar mit dem Sitzträger verbunden und durch eine Federanordnung mit einer nach oben weisenden Kraft vorbelastet ist, und mit einer Rückenlehne, die an mindestens einem nach oben verlaufenden Hebel angebracht ist, der unter der Sitzplatte in einem ersten Anlenkpunkt gelenkig mit dem Sitzträger und im Abstand davon in einem Zweiten Anlenkpunkt gelenkig mit der Unterseite der Sitzplatte verbunden ist, wobei beide Anlenkpunkte zur Sitzplattenschwenkachse parallele Schwenkachsen aufweisen.

[0002] Ein Sitzmöbel der eingangs genannten Art ist aus der US-PS 4 709 962 bekannt. Bei einem derartigen Sitzmöbel dient der die Rückenlehne tragende, an dem Sitzträger und der Sitzplatte angelenkte Hebel dazu, eine gekoppelte Bewegung von Sitzplatte und Rückenlehne herzustellen. Konkret besteht die Kopplung darin, daß sich die Rückenlehne bei einem Verschwenken der Sitzplatte ebenfalls verschwenkt, allerdings um einen anderen Winkel als die Sitzplatte. Das Verhältnis der Schwenkwinkel zueinander ist bei den heute auf dem einschlägigen Markt bekannten Sitzmöbeln auf einen vorab bestimmten Wert im Bereich zwischen etwa 1 : 1,3 und 1 : 2,5 festgelegt. Mit dieser Konstruktion des Sitzmöbels soll insbesondere erreicht werden, daß der Benutzer des Sitzmöbels seine Position zwischen einer aufgerichteten Stellung mit angehobener Sitzplatte und etwa gerade nach hinten weisender Rückenlehne und einer zurückgelehnten Stellung mit hinten abgesenkter Sitzplatte und schräg stehender Rückenlehne einnehmen kann, ohne daß es bei einer Änderung der Sitzposition zu einem unangenehmen Aufwärts- oder Abwärts-schieben der Rückenlehne am Rücken des Benutzers kommt.

[0003] Ein weiteres einschlägiges Sitzmöbel ist aus der DE 43 12 113 C1 bekannt. Diese Schrift beschreibt ein Sitzmöbel mit einem im vorderen Bereich um eine horizontale Schwenkachse schwenkbaren, in der Neigung veränderbaren Sitz und einer in Abhängigkeit von der Neigungsänderung des Sitzes zwangsweise in der Neigung überproportional veränderbaren Rückenlehne. Dabei ist der Sitz mit Schwenkhebeln gelenkig verbunden, deren eine Enden die Rückenlehne tragen und deren andere Enden am Lagerbock des Stuhlgestells drehbar gelagert sind. Die Schwenkhebel sind im Abstand vom hinteren Ende des Sitzes am Sitz angelenkt und die am Lagerbock drehbar gelagerten Abschnitte der Schwenkhebel stehen zu den sich an die Anlenkachse des Sitzes anschließenden Abschnitten der Schwenkhebel in einem zur Standfläche hin stumpfen Winkel. Weiter ist eine Rückstellfeder zur selbsttätigen Rückstellung der Sitzfläche und der Rückenlehne von der Ruhe- in die Arbeitsposition bei Gewichtsentlastung vorgesehen. Um das Sitzmöbel an eine große Bandbreite von Benutzergewichten anpassen zu können, ist bei diesem Sitzmöbel vorgesehen, daß die Schwenkachse der Schwenkhebel gegenüber dem Lagerbock verschiebbar ist und daß die Rückstellfeder zwischen dem Lagerbock und den am Lagerbock drehbar gelagerten Abschnitten der Schwenkhebel angeordnet und in ihrer Einbaulage gegenüber den Schwenklagern derart veränderbar einstellbar ist, daß das von der Federkraft ausgeübte Drehmoment um die Schwenkachsen veränderbar ist. Eine Beeinflussung des Verhältnisses zwischen dem Schwenkwinkel des Sitzes und dem Schwenkwinkel der Rückenlehne ist allerdings auch bei diesem Sitzmöbel nicht vorgesehen.

[0004] Aus der DE 44 39 290 A1 ist eine Synchronverstelleinrichtung für Bürostühle, Sitzmöbel und dergleichen bekannt, bestehend aus einem Sitzteil, einem Rückenteil mit einer an einem Rückenträger befestigten oder in diesen integrierten Rückenlehne und einem ortsfesten Trägergestell, an welchem das Sitzteil angelenkt ist, wobei der Rückenträger mit dem Sitzteil und dem Trägergestell verbunden ist und das Sitzteil bei einer Vergrößerung der Rückenneigung eine Schwenkbewegung durchführt. Um die Anzahl der Anlenkpunkte und die Zahl der zusätzlichen Verbindungsteile niedrig zu halten und um den Aufwand bei der Fertigung einer solchen Synchronverstelleinrichtung zu senken, ist hier vorgesehen, daß der Rückenträger unmittelbar sowohl mit dem Sitzteil als auch mit dem Trägergestell schwenkbar verbunden ist. In einer Ausführung dieser Verstelleinrichtung wird bei wenigstens einer der Schwenkverbindungen eine Kulissenführung für die Drehachse zur Überlagerung einer Verschiebungsbewegung mit der Drehbewegung um die Schwenkachse vorgesehen. Hierdurch ist der Verlauf der Synchronbewegungen des Sitzteils und des Rückenteils mit der entsprechenden Führung in der Kulisse beeinflußbar. Als nachteilig wird bei dieser Synchronverstelleinrichtung angesehen, daß der Verlauf der Synchronbewegungen des Sitzteils und des Rückenteils durch die Form der Kulisse festgelegt ist und durch den Benutzer des Sitzmöbels nicht mehr beeinflußt werden kann. Außerdem ist bei dem als Ausführungsbeispiel beschriebenen Sitzmöbel eine Synchronverstellung in der Weise vorgesehen, daß bei einem Verschwenken der Rückenlehne nach hinten die Sitzplatte an ihrem hinteren Ende angehoben wird und daß umgekehrt bei einem Verschwenken der Rückenlehne nach vorn die Sitzplatte hinten abgesenkt wird. Diese Art der Synchronverstellung wird nicht mehr als ergonomisch günstig angesehen.

[0005] Als nachteilig wird bei all diesen aus dem Stand der Technik bekannten Sitzmöbel angesehen, daß aufgrund des festgelegten Verhältnisses zwischen den Schwenkwinkeln von Sitzplatte und Rückenlehne immer nur ein Kompromiß zwischen den verschiedenen Bedürfnissen unterschiedlicher Benutzer, die insbesondere aufgrund unterschiedlicher anatomischer Verhältnisse auftreten, erzielt werden kann. Das Verhältnis der Schwenkwinkel von Sitzplatte und Rückenlehne wird in allen Fällen schon bei der Herstellung des Sitzmöbels festgelegt und ist dann nicht mehr durch den Benutzer veränderbar.

[0006] Es stellt sich deshalb die Aufgabe, ein Sitzmöbel der eingangs genannten Art zu schaffen, das die aufgeführten Nachteile vermeidet und das insbesondere eine gezielte Veränderung des Verhältnisses der Schwenkwinkel von Sitzplatte und Rückenlehne durch den Sitzmöbelbenutzer erlaubt, damit das Sitzmöbel besser an die unterschiedlichen Komfortbedürfnisse und anatomischen Verhältnisse verschiedener Benutzer anpaßbar ist.

[0007] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt erfindungsgemäß durch ein Sitzmöbel der eingangs genannten Art, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die Länge des Hebels zwischen dem ersten Anlenkpunkt und dem zweiten Anlenkpunkt durch Verschieben des ersten Anlenkpunktes und/oder des zweiten Anlenkpunktes in Richtung des Hebels veränderbar ist.

[0008] Da die Länge des Hebels zwischen dem ersten und dem zweiten Anlenkpunkt bestimmend für das Verhältnis der Schwenkwinkel von Sitzplatte und Rückenlehne ist, wird auf diese Weise die vorteilhafte Möglichkeit einer Beeinflussung des Schwenkwinkelverhältnisses geschaffen. Zweckmäßig werden für das Verschieben des ersten und/oder zweiten Anlenkpunktes solche technischen Mittel verwendet, daß das Verschieben durch den Benutzer des Sitzmöbels vorgenommen werden kann. Auf diese Weise kann jeder Benutzer des Sitzmöbels ein ihm angenehmes und angepaßtes Verhältnis der Schwenkwinkel von Sitzplatte und Rückenlehne wählen und festlegen. In der Regel dürfte es ausreichen, wenn entweder der erste oder der zweite Anlenkpunkt verschiebbar ist; falls eine besonders große Variationsbreite des Schwenkwinkelverhältnisses erforderlich ist, kann es auch zweckmäßig sein, beide Anlenkpunkte verschiebbar zu machen.

[0009] Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Sitzmöbels, bei denen der erste Anlenkpunkt verschiebbar ist, sind in den Ansprüchen 2 bis 5 angegeben.

[0010] In den Ansprüchen 6 bis 8 sind Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Sitzmöbels beschrieben, bei denen der zweite Anlenkpunkt verschiebbar ist.

[0011] Unabhängig davon, ob der erste Anlenkpunkt oder der zweite Anlenkpunkt verschiebbar ist oder ob beide Anlenkpunkte verschiebbar sind, kann die Rückenlehne entweder starr am oberen, freien Ende des Hebels angebracht sein oder um eine zur Sitzplattenschwenkachse parallele Achse pendelnd am oberen, freien Ende des Hebels angelenkt sein.

[0012] Im folgenden werden zwei Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Sitzmöbels anhand einer Zeichnung erläutert. Die Figuren der Zeichnung zeigen:
Figur 1a
ein Sitzmöbel in einer ersten Ausführung mit einem ersten Schwenkwinkelverhältnis zwischen Sitzplatte und Rückenlehne, in zwei unterschiedlichen Verschwenkungszuständen, in schematischer Seitenansicht,
Figur 1b
das Sitzmöbel aus Figur 1a, mit einem geänderten Schwenkwinkelverhältnis, in gleicher Darstellungsweise wie Figur 1a,
Figur 2a
das Sitzmöbel in einer zweiten Ausführung, mit einem ersten Schwenkwinkelverhältnis zwischen Sitzplatte und Rückenlehne, ebenfalls in schematischer Seitenansicht,
Figur 2b
das Sitzmöbel aus Figur 2a, nun mit einem zweiten Schwenkwinkelverhältnis, und
Figur 2c
das Sitzmöbel aus Figur 2a, nun mit einem dritten Schwenkwinkelverhältnis.


[0013] Gemäß Figur 1a umfaßt das dargestellte Ausführungsbeispiel eines Sitzmöbels 1, hier ein Bürodrehstuhl, einen Fuß 2, einen mit dem Fuß 2 verbundenen Sitzträger 3, eine verschwenkbar an dem Sitzträger 3 angelenkte Sitzplatte 4 und eine Rückenlehne 5.

[0014] Der Fuß 2 umfaßt mehrere, im allgemeinen fünf Arme 20, die an ihrem äußeren Ende jeweils eine Laufrolle 21 tragen. Zum Fuß 2 gehört weiterhin eine Mittelsäule 22, die sich zentral nach oben erstreckt und die längenveränderbar und/oder gefedert sein kann. Der Fuß 2 ist insgesamt von bekannter Bauweise und deshalb in der Zeichnung lediglich in punktierten Linien dargestellt.

[0015] Der Sitzträger 3 ist mit seinem einen Ende 32 mit dem oberen Ende der Mittelsäule 22 fest verbunden, wobei ein Abheben des Sitzträgers 3 nach oben von der Mittelsäule 22 ausgeschlossen ist, jedoch eine Drehung des Sitzträgers 3 um die Mittelsäule 22 möglich bleibt.

[0016] Der Sitzträger 3 weist in seinem Verlauf schräg nach oben, wobei sein äußeres Ende 34 die Verbindung zur Sitzplatte 4 mittels einer Schwenkachse 43, die in Horizontalrichtung parallel zur Vorderkante der Sitzplatte 4 verläuft, herstellt. Die Schwenkachse 43 ist bevorzugt durch ein entsprechendes Gelenk realisiert; alternativ kann die Schwenkachse 43 auch durch Verwendung eines flexiblen Werkstoffes verwirklicht sein, der eine entsprechende Schwenkbewegung der Sitzplatte 4 relativ zu seinem Sitzträger 3 erlaubt. Zwischen dem Sitzträger 3 und der Sitzplatte 4 ist, was in der Zeichnung nicht dargestellt ist, wie an sich bekannt, ein Federelement vorgesehen, das die Sitzplatte 4 mit einer nach oben weisenden Kraft vorbelastet. Bei Verwendung des flexiblen Werkstoffes kann dieser bei ausreichender Elastizität auch selbst die Federkraft aufbringen.

[0017] Vom hinteren, in der Zeichnung rechten Ende der Sitzplatte 4 erstreckt sich die Rückenlehne 5 nach oben, wobei aber keine direkte Verbindung zwischen der Sitzplatte 4 und der Rückenlehne 5 besteht. Die Rückenlehne 5 ist vielmehr über einen Hebel 6 mit dem übrigen Teil des Sitzmöbels 1 verbunden. Der Hebel 6 ist in zwei Anlenkpunkten 63 und 64 zum einen mit dem Sitzträger und zum anderen mit der Sitzplatte 4 verbunden. Dabei ist der Anlenkpunkt 63 als in einer Führung 36 im Sitzträger 3 verschiebbares und arretierbares Anlenkelement ausgebildet. Der Anlenkpunkt 64 ist dagegen ortsfest an der Unterseite 42 der Sitzplatte 4 angebracht, wobei aber eine Verschiebung des Hebels 6 in seiner Längsrichtung durch den Anlenkpunkt 64 hindurch möglich bleibt. In dem Anlenkpunkt 63 ist das vordere, in der Zeichnung linke Ende 61 des Hebels 6 gegen Bewegungen in Längsrichtung des Hebels 6 festgelegt. Rechts vom zweiten Anlenkpunkt 64 verläuft der Hebel 6 zunächst unterhalb der Sitzplatte 4 nach hinten, d.h. in der Zeichnung nach rechts, und biegt dann nach oben hin ab. An seinem oberen Ende 62 ist der Hebel 6 mit der Rückenlehne 5 verbunden, wobei hierzu im vorliegenden Ausführungsbeispiel die Rückenlehne 5 um eine Achse 56 pendelnd mit dem Hebelende 62 verbunden ist.

[0018] Die Oberseite 41 der Sitzplatte 4 sowie die Vorderseite 51 der Rückenlehne 5 sind in üblicher Art und Weise gepolstert sowie mit einem Überzug, z.B. aus Stoff oder Leder, versehen.

[0019] In Figur 1a ist in durchgezogenen Linien eine Stellung des Sitzmöbels 1 mit angehobener Sitzplatte 4 gezeichnet, in der ein Benutzer des Sitzmöbels 1 eine aufgerichtete Haltung einnimmt. Durch Verlagerung seines Gewichtes kann der Benutzer des Sitzmöbels 1 seine Haltung auf dem Sitzmöbel 1 verändern und die Sitzplatte 4 gegen die Kraft des oben erwähnten Federelementes in eine schräg nach hinten und unten verlaufende Stellung bewegen, die in gestrichelten Linien gezeichnet ist. Der hierfür zur Verfügung stehende Schwenkbereich der Sitzplatte 4 beträgt beim gezeigten Ausführungsbeispiel gemäß Figur 1a und auch in den weiteren Figuren der Zeichnung jeweils 12°.

[0020] Durch die Verbindung der Rückenlehne 5 über den Hebel 6 mit der Sitzplatte 4 und dem Sitzträger 3 wird zum einen eine Übertragung der Kraft des erwähnten Federelementes auch auf die Rückenlehne 5 erreicht und zum anderen eine gekoppelte Bewegung von Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 bewirkt, die im vorliegenden Ausführungsbeispiel gemäß Figur 1a so gestaltet ist, daß die Rückenlehne 5 bei Verschwenkung der Sitzplatte 4 um 12° einen Schwenkwinkel von 21° zurücklegt. Maßgeblich für das Verhältnis zwischen den Schwenkwinkeln von Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 ist die Länge L des Hebelteils 60 zwischen den beiden Anlenkpunkten 63 und 64. Bei dem Zustand gemäß Figur 1a ist der Anlenkpunkt 63 am linken Ende der Führung 36 im Sitzträger 3 festgelegt. Zur Änderung des Schwenkwinkelverhältnisses zwischen Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 kann der Anlenkpunkt 63 in seiner Führung 36 verschoben werden, wobei Figur 1b nun einen Zustand des Sitzmöbels 1 zeigt, bei dem der Anlenkpunkt 63 an das rechte obere Ende der Führung 36 verschoben und dort fixiert ist. Durch diese Verschiebung des Anlenkpunktes 63 verändert sich die Länge L auf ein kleineres Maß. Diese Verkleinerung der Länge L hat zur Folge, daß bei gleicher Verschwenkung der Sitzplatte 4, hier wieder um 12°, die Rückenlehne 5 nun einen größeren Schwenkwinkel zurücklegt, im vorliegenden Beispiel jetzt 28°.

[0021] Bei dem Sitzmöbel 1 gemäß Figur 1a und Figur 1b läßt sich also durch Verschieben des Anlenkpunktes 63 vom einen Ende seiner Führung 36 zu deren anderem Ende das Schwenkwinkelverhältnis zwischen den Schwenkwinkeln von Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 zwischen etwa 1 : 1,75 und 1 : 2,3 verändern. Der Anlenkpunkt 63 ist dabei zweckmäßig durch solche technische Mittel verwirklicht, daß der Benutzer des Sitzmöbels 1 selbst die Verschiebung innerhalb der Führung 36 sowie die Arretierung in der gewünschten Position vornehmen kann. Damit kann der Benutzer des Sitzmöbels 1 dieses an seine Komfortbedürfnisse und anatomischen Verhältnisse optimal anpassen.

[0022] Die Figuren 2a bis 2c zeigen eine Ausführung des Sitzmöbels 1, bei der im Unterschied zu dem vorherigen Beispiel gemäß Figur 1a und Figur 1b nun der zweite Anlenkpunkt 64 in seiner Position veränderbar ist, während der erste Anlenkpunkt 63 ortsfest am Sitzträger 3 liegt.

[0023] Gemäß Figur 2a umfaßt auch dieses Ausführungsbeispiel des Sitzmöbels 1, das wieder ein Bürodrehstuhl ist, einen herkömmlichen Fuß 2, an dessen oberem Ende der Sitzträger 3 mit seinem unteren Ende 32 befestigt ist. Die Sitzplatte 4 ist auch hier wieder um die Schwenkachse 43 gelenkig oder mit gleicher Wirkung flexibel mit dem Sitzträger 3 an dessen freiem Ende 34 verbunden. Hinter der Sitzplatte 4 erstreckt sich wieder die Rückenlehne 5 nach oben.

[0024] Die Verbindung der Rückenlehne 5 mit dem übrigen Teil des Sitzmöbels 1 übernimmt auch hier wieder ein Hebel 6, der unterhalb der Sitzplatte 4 an deren Unterseite 42 verläuft und der hinter der Sitzplatte 4 nach oben hin abgebogen ist und dort an seinem freien Ende 62 die Rückenlehne 5 trägt. Auch hier ist wieder eine pendelnde Verbindung mit einer Achse 56 vorgesehen.

[0025] Um den zweiten Anlenkpunkt 64 verstellbar zu machen, ist bei diesem Sitzmöbel 1 an der Unterseite 42 der Sitzplatte 4 eine Führung 46 vorgesehen, entlang welcher der als Anlenkelement ausgebildete zweite Anlenkpunkt 64 verschiebbar und in gewünschten Stellungen festlegbar ist. Der Hebel 6 verläuft dabei durch den zweiten Anlenkpunkt 64 hindurch, wobei eine Relativbewegung zwischen Hebel 6 und Anlenkpunkt 64 in Hebellängsrichtung möglich bleibt.

[0026] Das vordere Ende 61 des Hebels 6 ist im ersten Anlenkpunkt 61 um eine horizontale Achse, die parallel zur Schwenkachse 43 verläuft, beweglich gelagert, ansonsten aber gegen Bewegungen in andere Richtungen gesichert.

[0027] Auch bei diesem Sitzmöbel 1 ergibt sich durch die Verbindung der Rückenlehne 5 über den Hebel 6 mit der Sitzplatte 4 und dem Sitzträger 3 eine gekoppelte Bewegung von Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5, wenn die Sitzplatte 4 durch Belastung von einem Benutzer abgesenkt wird. Maßgeblich für das Schwenkwinkelverhältnis zwischen Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 ist auch hier wieder die Länge L des Hebelteils 60 zwischen den beiden Anlenkpunkten 63 und 64. In dem in Figur 2a gezeigten Zustand ist der zweite Anlenkpunkt 64 bzw. das diesen bildende Anlenkelement in seiner Führung 46 annähernd bis zum lehnenseitigen Anschlag verschoben, wodurch die Länge L annähernd ihren maximal möglichen Wert erhält. Mit dieser Lage des zweiten Anlenkpunktes 64 ergibt sich bei einem Schwenkwinkel der Sitzplatte 4 von 12° für die Rückenlehne 5 ein Schwenkwinkel von 16°. Dabei ist die verschwenkte Stellung von Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 auch in Figur 2a sowie in den weiteren Figuren in gestrichelten Linien dargestellt.

[0028] In Figur 2b ist das Sitzmöbel 1 aus Figur 2a mit einer etwa mittigen Positionierung des zweiten Anlenkpunktes 64 innerhalb seiner Führung 46 gezeigt, wodurch die Länge L einen mittleren Wert der für die Länge L möglichen Werte einnimmt. In dieser Einstellung des zweiten Anlenkpunktes 64 ergibt sich im vorliegenden Ausführungsbeispiel bei Verschwenkung der Sitzplatte 4 um 12° eine damit gekoppelte Verschwenkung der Rückenlehne 5 um 18°.

[0029] Figur 2c schließlich zeigt das Sitzmöbel 1 aus Figur 2a und 2b nun mit einer dritten Position des zweiten Anlenkpunktes 64, in der dieser soweit wie möglich innerhalb seiner Führung 46 nach vorne verschoben ist. Die Länge L erreicht hiermit annähernd ihren minimal möglichen Wert, was dazu führt, daß bei Verschwenkung der Sitzplatte 4 um 12° die Rückenlehne 5 eine Verschwenkung um 22° ausführt.

[0030] Wie die Figuren 2a bis 2c außerdem verdeutlichen, tritt bei der Verschwenkung der Rückenlehne 5 gleichzeitig eine gewisse Absenkung relativ zur Sitzplatte 4 auf, was vom Benutzer des Sitzmöbels 1 als besonders angenehm empfunden wird, da hierdurch Schiebebewegungen der Rückenlehne 5 relativ zum Rücken des Benutzers vermieden werden.

[0031] Auch bei dem Sitzmöbel 1 gemäß Figur 2a bis 2c ist das den zweiten Anlenkpunkt 64 bildende Anlenkelement zusammen mit seiner Führung 46 so ausgebildet, daß ein Benutzer des Sitzmöbels 1 die Verschiebung und Festlegung des Anlenkpunktes 64 innerhalb der Führung 46 selbst vornehmen kann. Vorzugsweise ist die Ausbildung dabei so, daß für die Verstellung kein Werkzeug benötigt wird, sondern daß lediglich ein Handrad oder ein Hebel betätigt werden muß, wie dies an sich z.B. von der manuellen Höhenverstellung oder Lehnenverstellung von Sitzmöbeln, insbesondere Bürodrehstühlen, bekannt ist.

[0032] Da die Führung 46 an der Unterseite 42 der Sitzplatte 4 relativ problemlos mit großer Länge ausgeführt werden kann, ergibt sich ein entsprechend großer Variationsbereich für die Länge L und damit auch entsprechend großer Variationsbereich für das Schwenkwinkelverhältnis zwischen Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5. Bei dem Beispiel gemäß Figur 2a bis 2c läßt sich durch Verschieben des Anlenkpunktes 64 das Schwenkwinkelverhältnis zwischen etwa 1 : 1,3 bis 1 : 1,8 variieren. Noch größere Variationsbereiche werden möglich, wenn der Variationsbereich der Länge L zusätzlich vergrößert wird, entweder durch Verlängerung der Führungen 36 und/oder 46 oder durch Verwendung von zwei verschiebbaren Anlenkpunkten 63 und 64.

[0033] Zur Begrenzung des Herstellungsaufwandes wird bevorzugt ein einzelner Hebel 6 verwendet, der dann zweckmäßig etwa mittig unterhalb der Sitzplatte 4 und hinter der Rückenlehne 5 verläuft. Alternativ kann auch ein Paar von spiegelsymmetrisch links und rechts am Sitzmöbel 1 angeordneten Hebeln verwendet werden, wobei die beiden Hebel 6 dann auch über einen Teil ihrer Länge neben der Sitzplatte 4 oder unmittelbar an deren Randbereich verlaufen können, was die Zugänglichkeit für die Verschiebung der Anlenkpunkte 63 und 64 verbessern kann. Außerdem bietet die unterschiedliche Ausführung und Anordnung des Hebels 6 oder der Hebel 6 vielfältige gestalterische Möglichkeiten für das äußere Erscheinungsbild des Sitzmöbels 1.


Ansprüche

1. Sitzmöbel (1), insbesondere Bürodrehstuhl, mit einem Fuß (2), von dem eine Mittelsäule (22) nach oben verläuft, wobei die Mittelsäule (22) längenvariabel und/oder gefedert sein kann, mit einem am oberen Ende der Mittelsäule (22) fest angebrachten Sitzträger (3), mit einer Sitzplatte (4), die nahe ihrer Vorderkante um eine horizontale Achse (43) verschwenkbar mit dem Sitzträger (3) verbunden und durch eine Federanordnung mit einer nach oben weisenden Kraft vorbelastet ist, und mit einer Rückenlehne (5), die an mindestens einem nach oben verlaufenden Hebel (6) angebracht ist, der unter der Sitzplatte (4) in einem ersten Anlenkpunkt (63) gelenkig mit dem Sitzträger (3) und im Abstand davon in einem zweiten Anlenkpunkt (64) gelenkig mit der Unterseite (42) der Sitzplatte (4) verbunden ist, wobei beide Anlenkpunkte (63, 64) zur Sitzplattenschwenkachse (43) parallele Schwenkachsen aufweisen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge (L) des Hebels (6) zwischen dem ersten Anlenkpunkt (63) und dem zweiten Anlenkpunkt (64) durch Verschieben des ersten Anlenkpunktes (63) und/oder des zweiten Anlenkpunktes (64) in Richtung des Hebels (6) veränderbar ist.
 
2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Anlenkpunkt (63) als in einer Führung (36) im Sitzträger (3) stufenlos oder in mehreren Stufen verschiebbares und arretierbares erstes Anlenkelement ausgeführt ist.
 
3. Sitzmöbel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Anlenkpunkt (64) als ortsfest an der Unterseite (42) der Sitzplatte (4) angebrachtes Schwenklager ausgeführt ist.
 
4. Sitzmöbel nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Hebel (6) in dem ersten Anlenkpunkt (63) relativ zu diesem in seiner Längsrichtung verschieblich geführt ist.
 
5. Sitzmöbel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Hebel (6) in dem ersten Anlenkpunkt (63) gegen Verschiebung in seiner Längsrichtung lösbar arretierbar ist und daß in dem zweiten Anlenkpunkt (64) der Hebel (6) in seiner Längsrichtung verschieblich geführt ist.
 
6. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Anlenkpunkt (64) als in einer Führung (46) an der Unterseite (42) der Sitzplatte (4) stufenlos oder in mehreren Stufen verschiebbares und arretierbares zweites Anlenkelement ausgeführt ist.
 
7. Sitzmöbel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Anlenkpunkt (63) als ortsfest am Sitzträger (3) angebrachtes Schwenklager ausgeführt ist.
 
8. Sitzmöbel nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Hebel (6) in dem zweiten Anlenkpunkt (64) relativ zu diesem in seiner Längsrichtung verschieblich geführt ist und daß in dem ersten Anlenkpunkt (63) das Hebelende (61) axial unverschieblich gehaltert ist.
 
9. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückenlehne (5) starr am oberen, freien Ende (62) des Hebels (6) angebracht ist.
 
10. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückenlehne (5) um eine zur Sitzplattenschwenkachse (43) parallele Achse (56) pendelnd am oberen, freien Ende (62) des Hebels (6) angelenkt ist.
 




Zeichnung