[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft ein Sitzmöbel, insbesondere Bürodrehstuhl, mit
einem Fuß, von dem eine Mittelsäule nach oben verläuft, wobei die Mittelsäule längenvariabel
und/oder gefedert sein kann, mit einem am oberen Ende der Mittelsäule fest angebrachten
Sitzträger, mit einer Sitzplatte, die nahe ihrer Vorderkante um eine horizontale Achse
verschwenkbar mit dem Sitzträger verbunden und durch eine Federanordnung mit einer
nach oben weisenden Kraft vorbelastet ist, und mit einer Rückenlehne, die an mindestens
einem nach oben verlaufenden Hebel angebracht ist, der unter der Sitzplatte in einem
ersten Anlenkpunkt gelenkig mit dem Sitzträger und im Abstand davon in einem Zweiten
Anlenkpunkt gelenkig mit der Unterseite der Sitzplatte verbunden ist, wobei beide
Anlenkpunkte zur Sitzplattenschwenkachse parallele Schwenkachsen aufweisen.
[0002] Ein Sitzmöbel der eingangs genannten Art ist aus der US-PS 4 709 962 bekannt. Bei
einem derartigen Sitzmöbel dient der die Rückenlehne tragende, an dem Sitzträger und
der Sitzplatte angelenkte Hebel dazu, eine gekoppelte Bewegung von Sitzplatte und
Rückenlehne herzustellen. Konkret besteht die Kopplung darin, daß sich die Rückenlehne
bei einem Verschwenken der Sitzplatte ebenfalls verschwenkt, allerdings um einen anderen
Winkel als die Sitzplatte. Das Verhältnis der Schwenkwinkel zueinander ist bei den
heute auf dem einschlägigen Markt bekannten Sitzmöbeln auf einen vorab bestimmten
Wert im Bereich zwischen etwa 1 : 1,3 und 1 : 2,5 festgelegt. Mit dieser Konstruktion
des Sitzmöbels soll insbesondere erreicht werden, daß der Benutzer des Sitzmöbels
seine Position zwischen einer aufgerichteten Stellung mit angehobener Sitzplatte und
etwa gerade nach hinten weisender Rückenlehne und einer zurückgelehnten Stellung mit
hinten abgesenkter Sitzplatte und schräg stehender Rückenlehne einnehmen kann, ohne
daß es bei einer Änderung der Sitzposition zu einem unangenehmen Aufwärts- oder Abwärts-schieben
der Rückenlehne am Rücken des Benutzers kommt.
[0003] Ein weiteres einschlägiges Sitzmöbel ist aus der DE 43 12 113 C1 bekannt. Diese Schrift
beschreibt ein Sitzmöbel mit einem im vorderen Bereich um eine horizontale Schwenkachse
schwenkbaren, in der Neigung veränderbaren Sitz und einer in Abhängigkeit von der
Neigungsänderung des Sitzes zwangsweise in der Neigung überproportional veränderbaren
Rückenlehne. Dabei ist der Sitz mit Schwenkhebeln gelenkig verbunden, deren eine Enden
die Rückenlehne tragen und deren andere Enden am Lagerbock des Stuhlgestells drehbar
gelagert sind. Die Schwenkhebel sind im Abstand vom hinteren Ende des Sitzes am Sitz
angelenkt und die am Lagerbock drehbar gelagerten Abschnitte der Schwenkhebel stehen
zu den sich an die Anlenkachse des Sitzes anschließenden Abschnitten der Schwenkhebel
in einem zur Standfläche hin stumpfen Winkel. Weiter ist eine Rückstellfeder zur selbsttätigen
Rückstellung der Sitzfläche und der Rückenlehne von der Ruhe- in die Arbeitsposition
bei Gewichtsentlastung vorgesehen. Um das Sitzmöbel an eine große Bandbreite von Benutzergewichten
anpassen zu können, ist bei diesem Sitzmöbel vorgesehen, daß die Schwenkachse der
Schwenkhebel gegenüber dem Lagerbock verschiebbar ist und daß die Rückstellfeder zwischen
dem Lagerbock und den am Lagerbock drehbar gelagerten Abschnitten der Schwenkhebel
angeordnet und in ihrer Einbaulage gegenüber den Schwenklagern derart veränderbar
einstellbar ist, daß das von der Federkraft ausgeübte Drehmoment um die Schwenkachsen
veränderbar ist. Eine Beeinflussung des Verhältnisses zwischen dem Schwenkwinkel des
Sitzes und dem Schwenkwinkel der Rückenlehne ist allerdings auch bei diesem Sitzmöbel
nicht vorgesehen.
[0004] Aus der DE 44 39 290 A1 ist eine Synchronverstelleinrichtung für Bürostühle, Sitzmöbel
und dergleichen bekannt, bestehend aus einem Sitzteil, einem Rückenteil mit einer
an einem Rückenträger befestigten oder in diesen integrierten Rückenlehne und einem
ortsfesten Trägergestell, an welchem das Sitzteil angelenkt ist, wobei der Rückenträger
mit dem Sitzteil und dem Trägergestell verbunden ist und das Sitzteil bei einer Vergrößerung
der Rückenneigung eine Schwenkbewegung durchführt. Um die Anzahl der Anlenkpunkte
und die Zahl der zusätzlichen Verbindungsteile niedrig zu halten und um den Aufwand
bei der Fertigung einer solchen Synchronverstelleinrichtung zu senken, ist hier vorgesehen,
daß der Rückenträger unmittelbar sowohl mit dem Sitzteil als auch mit dem Trägergestell
schwenkbar verbunden ist. In einer Ausführung dieser Verstelleinrichtung wird bei
wenigstens einer der Schwenkverbindungen eine Kulissenführung für die Drehachse zur
Überlagerung einer Verschiebungsbewegung mit der Drehbewegung um die Schwenkachse
vorgesehen. Hierdurch ist der Verlauf der Synchronbewegungen des Sitzteils und des
Rückenteils mit der entsprechenden Führung in der Kulisse beeinflußbar. Als nachteilig
wird bei dieser Synchronverstelleinrichtung angesehen, daß der Verlauf der Synchronbewegungen
des Sitzteils und des Rückenteils durch die Form der Kulisse festgelegt ist und durch
den Benutzer des Sitzmöbels nicht mehr beeinflußt werden kann. Außerdem ist bei dem
als Ausführungsbeispiel beschriebenen Sitzmöbel eine Synchronverstellung in der Weise
vorgesehen, daß bei einem Verschwenken der Rückenlehne nach hinten die Sitzplatte
an ihrem hinteren Ende angehoben wird und daß umgekehrt bei einem Verschwenken der
Rückenlehne nach vorn die Sitzplatte hinten abgesenkt wird. Diese Art der Synchronverstellung
wird nicht mehr als ergonomisch günstig angesehen.
[0005] Als nachteilig wird bei all diesen aus dem Stand der Technik bekannten Sitzmöbel
angesehen, daß aufgrund des festgelegten Verhältnisses zwischen den Schwenkwinkeln
von Sitzplatte und Rückenlehne immer nur ein Kompromiß zwischen den verschiedenen
Bedürfnissen unterschiedlicher Benutzer, die insbesondere aufgrund unterschiedlicher
anatomischer Verhältnisse auftreten, erzielt werden kann. Das Verhältnis der Schwenkwinkel
von Sitzplatte und Rückenlehne wird in allen Fällen schon bei der Herstellung des
Sitzmöbels festgelegt und ist dann nicht mehr durch den Benutzer veränderbar.
[0006] Es stellt sich deshalb die Aufgabe, ein Sitzmöbel der eingangs genannten Art zu schaffen,
das die aufgeführten Nachteile vermeidet und das insbesondere eine gezielte Veränderung
des Verhältnisses der Schwenkwinkel von Sitzplatte und Rückenlehne durch den Sitzmöbelbenutzer
erlaubt, damit das Sitzmöbel besser an die unterschiedlichen Komfortbedürfnisse und
anatomischen Verhältnisse verschiedener Benutzer anpaßbar ist.
[0007] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt erfindungsgemäß durch ein Sitzmöbel der eingangs
genannten Art, das dadurch gekennzeichnet ist, daß die Länge des Hebels zwischen dem
ersten Anlenkpunkt und dem zweiten Anlenkpunkt durch Verschieben des ersten Anlenkpunktes
und/oder des zweiten Anlenkpunktes in Richtung des Hebels veränderbar ist.
[0008] Da die Länge des Hebels zwischen dem ersten und dem zweiten Anlenkpunkt bestimmend
für das Verhältnis der Schwenkwinkel von Sitzplatte und Rückenlehne ist, wird auf
diese Weise die vorteilhafte Möglichkeit einer Beeinflussung des Schwenkwinkelverhältnisses
geschaffen. Zweckmäßig werden für das Verschieben des ersten und/oder zweiten Anlenkpunktes
solche technischen Mittel verwendet, daß das Verschieben durch den Benutzer des Sitzmöbels
vorgenommen werden kann. Auf diese Weise kann jeder Benutzer des Sitzmöbels ein ihm
angenehmes und angepaßtes Verhältnis der Schwenkwinkel von Sitzplatte und Rückenlehne
wählen und festlegen. In der Regel dürfte es ausreichen, wenn entweder der erste oder
der zweite Anlenkpunkt verschiebbar ist; falls eine besonders große Variationsbreite
des Schwenkwinkelverhältnisses erforderlich ist, kann es auch zweckmäßig sein, beide
Anlenkpunkte verschiebbar zu machen.
[0009] Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Sitzmöbels, bei denen der erste Anlenkpunkt
verschiebbar ist, sind in den Ansprüchen 2 bis 5 angegeben.
[0010] In den Ansprüchen 6 bis 8 sind Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Sitzmöbels beschrieben,
bei denen der zweite Anlenkpunkt verschiebbar ist.
[0011] Unabhängig davon, ob der erste Anlenkpunkt oder der zweite Anlenkpunkt verschiebbar
ist oder ob beide Anlenkpunkte verschiebbar sind, kann die Rückenlehne entweder starr
am oberen, freien Ende des Hebels angebracht sein oder um eine zur Sitzplattenschwenkachse
parallele Achse pendelnd am oberen, freien Ende des Hebels angelenkt sein.
[0012] Im folgenden werden zwei Ausführungsbeispiele des erfindungsgemäßen Sitzmöbels anhand
einer Zeichnung erläutert. Die Figuren der Zeichnung zeigen:
- Figur 1a
- ein Sitzmöbel in einer ersten Ausführung mit einem ersten Schwenkwinkelverhältnis
zwischen Sitzplatte und Rückenlehne, in zwei unterschiedlichen Verschwenkungszuständen,
in schematischer Seitenansicht,
- Figur 1b
- das Sitzmöbel aus Figur 1a, mit einem geänderten Schwenkwinkelverhältnis, in gleicher
Darstellungsweise wie Figur 1a,
- Figur 2a
- das Sitzmöbel in einer zweiten Ausführung, mit einem ersten Schwenkwinkelverhältnis
zwischen Sitzplatte und Rückenlehne, ebenfalls in schematischer Seitenansicht,
- Figur 2b
- das Sitzmöbel aus Figur 2a, nun mit einem zweiten Schwenkwinkelverhältnis, und
- Figur 2c
- das Sitzmöbel aus Figur 2a, nun mit einem dritten Schwenkwinkelverhältnis.
[0013] Gemäß Figur 1a umfaßt das dargestellte Ausführungsbeispiel eines Sitzmöbels 1, hier
ein Bürodrehstuhl, einen Fuß 2, einen mit dem Fuß 2 verbundenen Sitzträger 3, eine
verschwenkbar an dem Sitzträger 3 angelenkte Sitzplatte 4 und eine Rückenlehne 5.
[0014] Der Fuß 2 umfaßt mehrere, im allgemeinen fünf Arme 20, die an ihrem äußeren Ende
jeweils eine Laufrolle 21 tragen. Zum Fuß 2 gehört weiterhin eine Mittelsäule 22,
die sich zentral nach oben erstreckt und die längenveränderbar und/oder gefedert sein
kann. Der Fuß 2 ist insgesamt von bekannter Bauweise und deshalb in der Zeichnung
lediglich in punktierten Linien dargestellt.
[0015] Der Sitzträger 3 ist mit seinem einen Ende 32 mit dem oberen Ende der Mittelsäule
22 fest verbunden, wobei ein Abheben des Sitzträgers 3 nach oben von der Mittelsäule
22 ausgeschlossen ist, jedoch eine Drehung des Sitzträgers 3 um die Mittelsäule 22
möglich bleibt.
[0016] Der Sitzträger 3 weist in seinem Verlauf schräg nach oben, wobei sein äußeres Ende
34 die Verbindung zur Sitzplatte 4 mittels einer Schwenkachse 43, die in Horizontalrichtung
parallel zur Vorderkante der Sitzplatte 4 verläuft, herstellt. Die Schwenkachse 43
ist bevorzugt durch ein entsprechendes Gelenk realisiert; alternativ kann die Schwenkachse
43 auch durch Verwendung eines flexiblen Werkstoffes verwirklicht sein, der eine entsprechende
Schwenkbewegung der Sitzplatte 4 relativ zu seinem Sitzträger 3 erlaubt. Zwischen
dem Sitzträger 3 und der Sitzplatte 4 ist, was in der Zeichnung nicht dargestellt
ist, wie an sich bekannt, ein Federelement vorgesehen, das die Sitzplatte 4 mit einer
nach oben weisenden Kraft vorbelastet. Bei Verwendung des flexiblen Werkstoffes kann
dieser bei ausreichender Elastizität auch selbst die Federkraft aufbringen.
[0017] Vom hinteren, in der Zeichnung rechten Ende der Sitzplatte 4 erstreckt sich die Rückenlehne
5 nach oben, wobei aber keine direkte Verbindung zwischen der Sitzplatte 4 und der
Rückenlehne 5 besteht. Die Rückenlehne 5 ist vielmehr über einen Hebel 6 mit dem übrigen
Teil des Sitzmöbels 1 verbunden. Der Hebel 6 ist in zwei Anlenkpunkten 63 und 64 zum
einen mit dem Sitzträger und zum anderen mit der Sitzplatte 4 verbunden. Dabei ist
der Anlenkpunkt 63 als in einer Führung 36 im Sitzträger 3 verschiebbares und arretierbares
Anlenkelement ausgebildet. Der Anlenkpunkt 64 ist dagegen ortsfest an der Unterseite
42 der Sitzplatte 4 angebracht, wobei aber eine Verschiebung des Hebels 6 in seiner
Längsrichtung durch den Anlenkpunkt 64 hindurch möglich bleibt. In dem Anlenkpunkt
63 ist das vordere, in der Zeichnung linke Ende 61 des Hebels 6 gegen Bewegungen in
Längsrichtung des Hebels 6 festgelegt. Rechts vom zweiten Anlenkpunkt 64 verläuft
der Hebel 6 zunächst unterhalb der Sitzplatte 4 nach hinten, d.h. in der Zeichnung
nach rechts, und biegt dann nach oben hin ab. An seinem oberen Ende 62 ist der Hebel
6 mit der Rückenlehne 5 verbunden, wobei hierzu im vorliegenden Ausführungsbeispiel
die Rückenlehne 5 um eine Achse 56 pendelnd mit dem Hebelende 62 verbunden ist.
[0018] Die Oberseite 41 der Sitzplatte 4 sowie die Vorderseite 51 der Rückenlehne 5 sind
in üblicher Art und Weise gepolstert sowie mit einem Überzug, z.B. aus Stoff oder
Leder, versehen.
[0019] In Figur 1a ist in durchgezogenen Linien eine Stellung des Sitzmöbels 1 mit angehobener
Sitzplatte 4 gezeichnet, in der ein Benutzer des Sitzmöbels 1 eine aufgerichtete Haltung
einnimmt. Durch Verlagerung seines Gewichtes kann der Benutzer des Sitzmöbels 1 seine
Haltung auf dem Sitzmöbel 1 verändern und die Sitzplatte 4 gegen die Kraft des oben
erwähnten Federelementes in eine schräg nach hinten und unten verlaufende Stellung
bewegen, die in gestrichelten Linien gezeichnet ist. Der hierfür zur Verfügung stehende
Schwenkbereich der Sitzplatte 4 beträgt beim gezeigten Ausführungsbeispiel gemäß Figur
1a und auch in den weiteren Figuren der Zeichnung jeweils 12°.
[0020] Durch die Verbindung der Rückenlehne 5 über den Hebel 6 mit der Sitzplatte 4 und
dem Sitzträger 3 wird zum einen eine Übertragung der Kraft des erwähnten Federelementes
auch auf die Rückenlehne 5 erreicht und zum anderen eine gekoppelte Bewegung von Sitzplatte
4 und Rückenlehne 5 bewirkt, die im vorliegenden Ausführungsbeispiel gemäß Figur 1a
so gestaltet ist, daß die Rückenlehne 5 bei Verschwenkung der Sitzplatte 4 um 12°
einen Schwenkwinkel von 21° zurücklegt. Maßgeblich für das Verhältnis zwischen den
Schwenkwinkeln von Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 ist die Länge L des Hebelteils 60
zwischen den beiden Anlenkpunkten 63 und 64. Bei dem Zustand gemäß Figur 1a ist der
Anlenkpunkt 63 am linken Ende der Führung 36 im Sitzträger 3 festgelegt. Zur Änderung
des Schwenkwinkelverhältnisses zwischen Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 kann der Anlenkpunkt
63 in seiner Führung 36 verschoben werden, wobei Figur 1b nun einen Zustand des Sitzmöbels
1 zeigt, bei dem der Anlenkpunkt 63 an das rechte obere Ende der Führung 36 verschoben
und dort fixiert ist. Durch diese Verschiebung des Anlenkpunktes 63 verändert sich
die Länge L auf ein kleineres Maß. Diese Verkleinerung der Länge L hat zur Folge,
daß bei gleicher Verschwenkung der Sitzplatte 4, hier wieder um 12°, die Rückenlehne
5 nun einen größeren Schwenkwinkel zurücklegt, im vorliegenden Beispiel jetzt 28°.
[0021] Bei dem Sitzmöbel 1 gemäß Figur 1a und Figur 1b läßt sich also durch Verschieben
des Anlenkpunktes 63 vom einen Ende seiner Führung 36 zu deren anderem Ende das Schwenkwinkelverhältnis
zwischen den Schwenkwinkeln von Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 zwischen etwa 1 : 1,75
und 1 : 2,3 verändern. Der Anlenkpunkt 63 ist dabei zweckmäßig durch solche technische
Mittel verwirklicht, daß der Benutzer des Sitzmöbels 1 selbst die Verschiebung innerhalb
der Führung 36 sowie die Arretierung in der gewünschten Position vornehmen kann. Damit
kann der Benutzer des Sitzmöbels 1 dieses an seine Komfortbedürfnisse und anatomischen
Verhältnisse optimal anpassen.
[0022] Die Figuren 2a bis 2c zeigen eine Ausführung des Sitzmöbels 1, bei der im Unterschied
zu dem vorherigen Beispiel gemäß Figur 1a und Figur 1b nun der zweite Anlenkpunkt
64 in seiner Position veränderbar ist, während der erste Anlenkpunkt 63 ortsfest am
Sitzträger 3 liegt.
[0023] Gemäß Figur 2a umfaßt auch dieses Ausführungsbeispiel des Sitzmöbels 1, das wieder
ein Bürodrehstuhl ist, einen herkömmlichen Fuß 2, an dessen oberem Ende der Sitzträger
3 mit seinem unteren Ende 32 befestigt ist. Die Sitzplatte 4 ist auch hier wieder
um die Schwenkachse 43 gelenkig oder mit gleicher Wirkung flexibel mit dem Sitzträger
3 an dessen freiem Ende 34 verbunden. Hinter der Sitzplatte 4 erstreckt sich wieder
die Rückenlehne 5 nach oben.
[0024] Die Verbindung der Rückenlehne 5 mit dem übrigen Teil des Sitzmöbels 1 übernimmt
auch hier wieder ein Hebel 6, der unterhalb der Sitzplatte 4 an deren Unterseite 42
verläuft und der hinter der Sitzplatte 4 nach oben hin abgebogen ist und dort an seinem
freien Ende 62 die Rückenlehne 5 trägt. Auch hier ist wieder eine pendelnde Verbindung
mit einer Achse 56 vorgesehen.
[0025] Um den zweiten Anlenkpunkt 64 verstellbar zu machen, ist bei diesem Sitzmöbel 1 an
der Unterseite 42 der Sitzplatte 4 eine Führung 46 vorgesehen, entlang welcher der
als Anlenkelement ausgebildete zweite Anlenkpunkt 64 verschiebbar und in gewünschten
Stellungen festlegbar ist. Der Hebel 6 verläuft dabei durch den zweiten Anlenkpunkt
64 hindurch, wobei eine Relativbewegung zwischen Hebel 6 und Anlenkpunkt 64 in Hebellängsrichtung
möglich bleibt.
[0026] Das vordere Ende 61 des Hebels 6 ist im ersten Anlenkpunkt 61 um eine horizontale
Achse, die parallel zur Schwenkachse 43 verläuft, beweglich gelagert, ansonsten aber
gegen Bewegungen in andere Richtungen gesichert.
[0027] Auch bei diesem Sitzmöbel 1 ergibt sich durch die Verbindung der Rückenlehne 5 über
den Hebel 6 mit der Sitzplatte 4 und dem Sitzträger 3 eine gekoppelte Bewegung von
Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5, wenn die Sitzplatte 4 durch Belastung von einem Benutzer
abgesenkt wird. Maßgeblich für das Schwenkwinkelverhältnis zwischen Sitzplatte 4 und
Rückenlehne 5 ist auch hier wieder die Länge L des Hebelteils 60 zwischen den beiden
Anlenkpunkten 63 und 64. In dem in Figur 2a gezeigten Zustand ist der zweite Anlenkpunkt
64 bzw. das diesen bildende Anlenkelement in seiner Führung 46 annähernd bis zum lehnenseitigen
Anschlag verschoben, wodurch die Länge L annähernd ihren maximal möglichen Wert erhält.
Mit dieser Lage des zweiten Anlenkpunktes 64 ergibt sich bei einem Schwenkwinkel der
Sitzplatte 4 von 12° für die Rückenlehne 5 ein Schwenkwinkel von 16°. Dabei ist die
verschwenkte Stellung von Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5 auch in Figur 2a sowie in
den weiteren Figuren in gestrichelten Linien dargestellt.
[0028] In Figur 2b ist das Sitzmöbel 1 aus Figur 2a mit einer etwa mittigen Positionierung
des zweiten Anlenkpunktes 64 innerhalb seiner Führung 46 gezeigt, wodurch die Länge
L einen mittleren Wert der für die Länge L möglichen Werte einnimmt. In dieser Einstellung
des zweiten Anlenkpunktes 64 ergibt sich im vorliegenden Ausführungsbeispiel bei Verschwenkung
der Sitzplatte 4 um 12° eine damit gekoppelte Verschwenkung der Rückenlehne 5 um 18°.
[0029] Figur 2c schließlich zeigt das Sitzmöbel 1 aus Figur 2a und 2b nun mit einer dritten
Position des zweiten Anlenkpunktes 64, in der dieser soweit wie möglich innerhalb
seiner Führung 46 nach vorne verschoben ist. Die Länge L erreicht hiermit annähernd
ihren minimal möglichen Wert, was dazu führt, daß bei Verschwenkung der Sitzplatte
4 um 12° die Rückenlehne 5 eine Verschwenkung um 22° ausführt.
[0030] Wie die Figuren 2a bis 2c außerdem verdeutlichen, tritt bei der Verschwenkung der
Rückenlehne 5 gleichzeitig eine gewisse Absenkung relativ zur Sitzplatte 4 auf, was
vom Benutzer des Sitzmöbels 1 als besonders angenehm empfunden wird, da hierdurch
Schiebebewegungen der Rückenlehne 5 relativ zum Rücken des Benutzers vermieden werden.
[0031] Auch bei dem Sitzmöbel 1 gemäß Figur 2a bis 2c ist das den zweiten Anlenkpunkt 64
bildende Anlenkelement zusammen mit seiner Führung 46 so ausgebildet, daß ein Benutzer
des Sitzmöbels 1 die Verschiebung und Festlegung des Anlenkpunktes 64 innerhalb der
Führung 46 selbst vornehmen kann. Vorzugsweise ist die Ausbildung dabei so, daß für
die Verstellung kein Werkzeug benötigt wird, sondern daß lediglich ein Handrad oder
ein Hebel betätigt werden muß, wie dies an sich z.B. von der manuellen Höhenverstellung
oder Lehnenverstellung von Sitzmöbeln, insbesondere Bürodrehstühlen, bekannt ist.
[0032] Da die Führung 46 an der Unterseite 42 der Sitzplatte 4 relativ problemlos mit großer
Länge ausgeführt werden kann, ergibt sich ein entsprechend großer Variationsbereich
für die Länge L und damit auch entsprechend großer Variationsbereich für das Schwenkwinkelverhältnis
zwischen Sitzplatte 4 und Rückenlehne 5. Bei dem Beispiel gemäß Figur 2a bis 2c läßt
sich durch Verschieben des Anlenkpunktes 64 das Schwenkwinkelverhältnis zwischen etwa
1 : 1,3 bis 1 : 1,8 variieren. Noch größere Variationsbereiche werden möglich, wenn
der Variationsbereich der Länge L zusätzlich vergrößert wird, entweder durch Verlängerung
der Führungen 36 und/oder 46 oder durch Verwendung von zwei verschiebbaren Anlenkpunkten
63 und 64.
[0033] Zur Begrenzung des Herstellungsaufwandes wird bevorzugt ein einzelner Hebel 6 verwendet,
der dann zweckmäßig etwa mittig unterhalb der Sitzplatte 4 und hinter der Rückenlehne
5 verläuft. Alternativ kann auch ein Paar von spiegelsymmetrisch links und rechts
am Sitzmöbel 1 angeordneten Hebeln verwendet werden, wobei die beiden Hebel 6 dann
auch über einen Teil ihrer Länge neben der Sitzplatte 4 oder unmittelbar an deren
Randbereich verlaufen können, was die Zugänglichkeit für die Verschiebung der Anlenkpunkte
63 und 64 verbessern kann. Außerdem bietet die unterschiedliche Ausführung und Anordnung
des Hebels 6 oder der Hebel 6 vielfältige gestalterische Möglichkeiten für das äußere
Erscheinungsbild des Sitzmöbels 1.
1. Sitzmöbel (1), insbesondere Bürodrehstuhl, mit einem Fuß (2), von dem eine Mittelsäule
(22) nach oben verläuft, wobei die Mittelsäule (22) längenvariabel und/oder gefedert
sein kann, mit einem am oberen Ende der Mittelsäule (22) fest angebrachten Sitzträger
(3), mit einer Sitzplatte (4), die nahe ihrer Vorderkante um eine horizontale Achse
(43) verschwenkbar mit dem Sitzträger (3) verbunden und durch eine Federanordnung
mit einer nach oben weisenden Kraft vorbelastet ist, und mit einer Rückenlehne (5),
die an mindestens einem nach oben verlaufenden Hebel (6) angebracht ist, der unter
der Sitzplatte (4) in einem ersten Anlenkpunkt (63) gelenkig mit dem Sitzträger (3)
und im Abstand davon in einem zweiten Anlenkpunkt (64) gelenkig mit der Unterseite
(42) der Sitzplatte (4) verbunden ist, wobei beide Anlenkpunkte (63, 64) zur Sitzplattenschwenkachse
(43) parallele Schwenkachsen aufweisen,
dadurch gekennzeichnet,
daß die Länge (L) des Hebels (6) zwischen dem ersten Anlenkpunkt (63) und dem zweiten
Anlenkpunkt (64) durch Verschieben des ersten Anlenkpunktes (63) und/oder des zweiten
Anlenkpunktes (64) in Richtung des Hebels (6) veränderbar ist.
2. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Anlenkpunkt (63)
als in einer Führung (36) im Sitzträger (3) stufenlos oder in mehreren Stufen verschiebbares
und arretierbares erstes Anlenkelement ausgeführt ist.
3. Sitzmöbel nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Anlenkpunkt (64)
als ortsfest an der Unterseite (42) der Sitzplatte (4) angebrachtes Schwenklager ausgeführt
ist.
4. Sitzmöbel nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Hebel (6) in dem
ersten Anlenkpunkt (63) relativ zu diesem in seiner Längsrichtung verschieblich geführt
ist.
5. Sitzmöbel nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Hebel (6) in dem ersten
Anlenkpunkt (63) gegen Verschiebung in seiner Längsrichtung lösbar arretierbar ist
und daß in dem zweiten Anlenkpunkt (64) der Hebel (6) in seiner Längsrichtung verschieblich
geführt ist.
6. Sitzmöbel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der zweite Anlenkpunkt (64)
als in einer Führung (46) an der Unterseite (42) der Sitzplatte (4) stufenlos oder
in mehreren Stufen verschiebbares und arretierbares zweites Anlenkelement ausgeführt
ist.
7. Sitzmöbel nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der erste Anlenkpunkt (63)
als ortsfest am Sitzträger (3) angebrachtes Schwenklager ausgeführt ist.
8. Sitzmöbel nach Anspruch 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Hebel (6) in dem
zweiten Anlenkpunkt (64) relativ zu diesem in seiner Längsrichtung verschieblich geführt
ist und daß in dem ersten Anlenkpunkt (63) das Hebelende (61) axial unverschieblich
gehaltert ist.
9. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückenlehne
(5) starr am oberen, freien Ende (62) des Hebels (6) angebracht ist.
10. Sitzmöbel nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß die Rückenlehne
(5) um eine zur Sitzplattenschwenkachse (43) parallele Achse (56) pendelnd am oberen,
freien Ende (62) des Hebels (6) angelenkt ist.