[0001] Die Erfindung betrifft ein Schrägwalzwerk zum Strecken eines auf Umformtemperatur
erwärmten nahtlosen Hohlkörpers gemäß dem Oberbegriff des Patentanspruches 1.
[0002] Ein derartiges Schrägwalzwerk ist aus der DE 195 36 637 C1 bekannt.
[0003] Neben dem Konti-, Stopfen- und Asselwalzverfahren ist das Stoßbankverfahren ein weiteres
Walzverfahren zur Herstellung nahtloser warmgefertigter Rohre. Herstellbar sind mit
diesem Verfahren Luppen im Durchmesser von etwa 90 bis 170 mm mit Wanddicken von etwa
3 - 18 mm bei Luppenlängen bis zu ca. 18 m. Moderne Rohrstoßbankanlagen erzeugen meist
nur ein oder zwei große Luppenabmessungen, bei denen der Innendurchmesser, bedingt
durch den Dornstangendurchmesser, gleich groß ist. Über ein nachgeschaltetes Streckreduzierwalzwerk
werden alle gängigen Rohrabmessungen bis zu einem kleinsten äußeren Durchmesser von
etwa 20 mm hergestellt.
[0004] Als Ausgangsmaterial verwendet man Vierkant-, Achtkant- oder Rundblöcke, gewalzt
oder zunehmend aus Strangguß. Der Block wird nach Erwärmen auf Umformtemperatur in
einem Drehherdofen in die annähernd zylindrische Matrize einer Lochpresse eingesetzt
und durch einen Lochdom in einen dickwandigen Hohlkörper (Flasche) mit Boden umgeformt.
In einem anschließenden Streck-Schrägwalzwerk (Elongator), meist mit drei Walzen ausgerüstet,
wird der Hohlblock über eine Dornstange auf eine 1,5 bis 2-fache Länge gestreckt.
Dabei findet mit der Reduzierung auch zugleich eine Vergleichmäßigung der Wanddicke
statt. In der gleichen Wärme wird der gestreckte Hohlblock (elongierte Hülse) anschließend
auf der Stoßbank über eine Dornstange als Innenwerkzeug unter 10 bis 15-facher Verlängerung
zur Luppe ausgewalzt. Nach dem Streckvorgang durchläuft die auf die Dornstange aufgewalzte
Luppe ein Lösewalzwerk, so daß die Dornstange nachher ausgezogen werden kann. Anschließend
werden durch eine Warmsäge das Bodenstück sowie das Luppenende abgetrennt. In einem
nachgeschalteten Streckreduzierwalzwerk wird die auf Umformtemperatur nachgewärmte
Luppe zum Rohr auf seine Fertigabmessung gewalzt (Stahlrohrhandbuch, 10. Auflage 1986,
Vulkan Verlag, Seiten 137 - 139).
[0005] Das einem Asselwalzwerk sehr ähnliche Streck-Schrägwalzwerk (Elongator) ist üblicherweise
mit drei Walzen ausgestattet, die um einen Transportwinkel zur Walzachse schräggestellt
sind. Die Walzen weisen einen kegelig ausgebildeten Einlauf- und Auslaufteil auf,
wobei zwischen Einlaufteil und dem den kleinsten Walzspalt bildenden Arbeitsabschnitt
der Walze eine Schulter vorgesehen ist. In Richtung des Walzguttransportes gesehen
weist die Schulter einen Abschnitt mit einer konkaven Krümmung und nach einem Wendepunkt
einen Abschnitt mit einer konvexen Krümmung auf. Der letztgenannte Abschnitt ist in
zwei Unterabschnitte unterteilt mit zwei unterschiedlichen Radien. Der Radius des
ersten Unterabschnittes ist kleiner als der des zweiten Unterabschnittes und beide
Radien sind größer als der Radius des konkaven Abschnittes. Alternativ kann der letztgenannte
Abschnitt auch nur einen Radius aufweisen.
[0006] Diese bekannte Schulterausbildung hat den Nachteil, daß an der Schulter hoher Verschleiß
auftritt und es über die gesamte Schulter oft zu Warmrißbildungen kommt. Diese Risse
können so groß werden, daß Walzenbrüche nicht ausgeschlossen sind. Der starke Verschleiß
der Schulter führt zu Oberflächenfehlem auf dem gestreckten Hohlkörper.
[0007] Aufgabe der Erfindung ist es, ein Schrägwalzwerk zum Strecken eines auf Umformtemperatur
erwärmten nahtlosen Hohlkörpers anzugeben, dessen Walzen bei vermindertem Verschleiß
der Schulter eine längere Laufzeit haben und mit denen die Bildung von Oberflächenfehlern
weitgehend vermieden werden kann.
[0008] Diese Aufgabe wird ausgehend vom Oberbegriff mit den im kennzeichnenden Teil des
Patentanspruches 1 angegebenen Merkmalen gelöst.
Vorteilhafte Weiterbildungen sind Bestandteil von Unteransprüchen.
[0009] Der Kern der Erfindung ist darin zu sehen, daß in Walzguttransportrichtung gesehen
vom Einlaufteil zur Schulter ein flach verlaufender Übergang vorgesehen ist, so daß
die Druckspannungen und die Umformverteilung im Schultereinlauf verändert werden.
Der zweite Effekt, der sich dadurch ergibt, ist ein geringerer Wärmeeintrag in den
Walzenkörper.
[0010] Der Vorteil des allmählichen Übergangs ist eine Verminderung der Anzahl der Walzenwechsel
durch eine längere Standzeit der Walzen. Die Schnitt-Tiefe beim Nachkalibrieren kann
minimiert werden, so daß sich insgesamt eine längere Lebensdauer der Walzen ergibt.
In Konsequenz daraus führt dies zu einer deutlichen Kostensenkung für den Umformprozess.
Ein weiterer Vorteil ist darin zu sehen, daß es mit der vorgeschlagenen Kalibrietung
der Walzen möglich ist, unterschiedliche Wandreduktionen zu realisieren, ohne Walzen
mit verschiedenen Schulterhöhen verwenden zu müssen.
[0011] In der Zeichnung wird anhand einiger Prinzipbilder das erfindungsgemäße Streck-Schrägwalzwerk
näher erläutert. Es zeigen:
- Figur 1
- einen Längsschnitt durch ein erfindungsgemäß ausgebildetes Streck-Schrägwalzwerk einschließlich
eines im Walzprozeß sich befindenden Hohlblockes
- Figur 2
- wie Figur 1, jedoch eine andere Abmessung
- Figur 3
- der Schulterbereich im Detail
- Figur 4
- ein Vergleich des erfindungsgemäß ausgebildeten Schulterbereiches mit bereits bekannten
Ausbildungen
Figur 1 zeigt in einem Längsschnitt ein erfindungsgemäß ausgebildetes Streck-Schrägwalzwerk
einschließlich eines im Walzprozeß sich befindenden Hohlblockes 1.1. In dieser Darstellung
liegen zwei Walzen 2, 3 in der Schnittebene. Da aber üblicherweise mit drei Walzen
gearbeitet wird, die über den Umfang um jeweils 120° versetzt zueinander angeordnet
sind, ist beispielsweise die in Fig. 1 + 2 unten liegende Walze 3 in die Zeichenebene
gedreht worden. Der zu streckende Hohlblock 1.1 weist einen Ausgangsdurchmesser D
0 von beispielsweise 228 mm und eine Ausgangswanddicke s
0 von 54 mm auf. Nach der Streckung weist die Luppe 4 einen reduzierten Durchmesser
D
1 von beispielsweise 192 mm und eine Wanddicke s
1 von 38,5 mm auf. Das mit den Walzen 2, 3 zusammenwirkende Innenwerkzeug 5 weist einen
Durchmesser d
D von beispielsweise 115 mm auf. Der engste Walzspalt, der auch mit Hoher Punkt" (HP)
bezeichnet wird, ist mit einer strichpunktierten Linie 6 gekennzeichnet. Der Abstand
A
K des ersten Kontaktes der Innenoberfläche des einlaufenden Hohlblockes 1.1 mit dem
Innenwerkzeug 5 beträgt hier beispielsweise 56 mm. Alle drei Walzen 2, 3 weisen bekannterweise
einen kegelig ausgebildeten Einlaufteil 7, einen kegelig ausgebildeten Auslaufteil
8 und einen Schulterbereich 9 auf. Die Details des Schulterbereiches 9 sind in Figur
3 beschrieben.
[0012] In Figur 2 ist ebenfalls im Längsschnitt ein erfindungsgemäß ausgebildetes Streck-Schrägwalzwerk
dargestellt, aber mit einer anderen Abmessung des zu streckenden Hohlblockes 1.2.
In diesem Beispiel beträgt der Ausgangsdurchmesser D
0 248 mm und die Ausgangswanddicke s
0 59 mm. Das Innenwerkzeug 5 ist gleich mit einem Durchmesser d
D von 115 mm. Die Streckung ergibt die gleiche Abmessung der Luppe 4 mit einem Durchmesser
D
1 von 192 mm und einer Wanddicke s
1 von 38,5 mm. Der Abstand A
k vom Hohen Punkt ist größer und beträgt 88,8 mm.
[0013] Figur 3 zeigt die Details des erfindungsgemäß ausgebildeten Schulterbereiches 9.
In bekannter Weise weist der Schulterbereich 9 einen konkav gekrümmten Abschnitt 10
und nach einem Wendepunkt 11 einen konvex gekrümmten Abschnitt auf, der in zwei Unterabschnitte
12.1 und 12.2 unterteilt ist. Der erste konvex gekrümmte Unterabschnitt 12.1 hat einen
Radius R
2, der geringer ist als der Radius R
3 des anschließenden zweiten konvex gekrümmten Unterabschnittes 12.2, wobei beide Radien
R
2, R
3 größer sind als der Radius R
1 des konkav gekrümmten Abschnittes 10. Erfindungsgemäß ist diesem konkav gekrümmten
Abschnitt 10 ein geradliniger Abschnitt 13 vorgeschaltet, der als Tangente in den
konkav gekrümmten Abschnitt 10 und mit einem Knick 14 in den kegelig ausgebildeten
Einlaufteil 7 übergeht. Der Winkel 15 dieses geradlinigen Abschnittes 13 liegt im
Bereich zwischen 6 - 16 Grad, vorzugsweise bei zehn Grad. Im Unterschied zum bekannten
Stand der Technik beträgt der Radius R
1 des konkav gekrümmten Abschnittes 10 weniger als ¼ des Radius R
2 des ersten konvex gekrümmten Unterabschnittes 12.1. Der Kreisbogen bzw. Konstruktionswinkel
16 des konkav gekrümmten Abschnittes 10 ist auch geringer als nach dem bekannten Stand
der Technik und liegt im Bereich zwischen 20 und 35 Grad, vorzugsweise bei 32 Grad.
Die radiale Erstreckung vom Einlaufteil 7 bis zum Auslaufteil 8 wird als Gesamtschulterhöhe
17 gekennzeichnet. Durch den langsam ansteigenden Abschnitt 13 mit Beginn des konkav
gekrümmten Abschnittes 10 ergibt sich bis zum Auslaufteil 8 eine Teilschulterhöhe
18. Korrespondierend dazu wird die Länge der Schulter in eine erste Teilschulterlänge
19 und in eine zweite Teilschulterlänge 20 unterteilt, wobei der Übergang von der
ersten in die zweite Teilschulterlänge 19, 20 sich etwa in der Mitte des konkav gekrümmten
Abschnittes 10 befindet.
[0014] Figur 4 zeigt einen Vergleich des erfindungsgemäß ausgebildeten Schulterbereiches
9 mit bereits bekannten Schultergeometrien. Zur Kenntlichmachung sind die bereits
bekannten Ausbildungen des Schulterbereiches 9 mit Typennummern 1, 2.1, 2.2 und 3
gekennzeichnet. Entscheidend ist, daß erfindungsgemäß der Übergang vom Einlaufteil
7 in den Schulterbereich 9 als geradliniger Abschnitt 13 (Figur 3) ausgebildet ist
und der konkav gekrümmte Abschnitt 10 nur einen kleinen Kreisbogen bzw. Konstruktionswinkel
16 aufweist.
1. Schrägwalzwerk zum Strecken eines auf Umformtemperatur erwärmten nahtlosen Hohlkörpers
mit mindestens zwei gleichsinnig angetriebenen und einen kegelig ausgebildeten Einlauf-
und Auslaufteil aufweisenden Walzen, die um einen Transportwinkel zur Walzachse schräggestellt
sind, sowie einer an einer Haltestange befestigten Dornstange, wobei zwischen dem
Einlaufteil und dem den kleinsten Walzspalt bildenden Arbeitsabschnitt der Walze eine
Schulter vorgesehen ist, die in Richtung des Walzguttransportes gesehen einen Abschnitt
mit einer konkaven Krümmung und nach einem Wendepunkt einen Abschnitt mit einer konvexen
Krümmung aufweist, wobei der letztgenannte Abschnitt aus einem Radius besteht oder
in zwei Unterabschnitte mit zwei unterschiedlichen Radien unterteilt sein kann, wovon
der Radius des ersten Unterabschnittes kleiner ist als der des zweiten Unterabschnittes
und beide Radien größer sind als der Radius des konkaven Abschnittes,
dadurch gekennzeichnet,
daß dem Abschnitt (10) mit konkavem Radius (R1) ein geradliniger Abschnitt (13) vorgeschaltet ist, der einerseits als Tangente in
den Abschnitt (10) mit konkaver Krümmung (R1) und mit einem Übergangsradius in den Einlaufteil (7) übergeht.
2. Schrägwalzwerk nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,
daß der geradlinige Abschnitt (13) einen Winkel (15) zur Horizontalen im Bereich von
6 - 16 Grad aufweist.
3. Schrägwalzwerk nach Anspruch 2,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Winkel (15) zehn Grad beträgt.
4. Schrägwalzwerk nach einem der Ansprüche 1 - 3,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Radius (R1) des konkav gekrümmten Abschnittes (10) weniger als ein Viertel des Radius (R2) des anschließenden ersten Unterabschnittes (12.1) beträgt.
5. Schrägwalzwerk nach Anspruch 4,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kreisbogen (16) bzw. Konstruktionswinkel des konkav gekrümmten Abschnittes
(10) im Bereich zwischen 20 und 35 Grad liegt.
6. Schrägwalzwerk nach Anspruch 5,
dadurch gekennzeichnet,
daß der Kreisbogen (16) bzw. Konstruktionswinkel 32 Grad beträgt.