[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Herstellung
einer Siebdruckform gemäß dem Oberbegriff von Anspruch 1 und Anspruch 12.
[0002] Für den Flachsiebdruck werden ebene Siebdruckformen verwendet, die einen Schablonenträger
aus einem feinen Kunststoff- oder Metallgewebe aufweisen, welcher auf einen rechteckigen
Siebdruckrahmen aufgespannt ist. Für den Rotationssiebdruck kommt eine zylindrische
Druckform zur Anwendung, bei der sich der Schablonenträger als zylindrischer Mantel
zwischen zwei Endringen erstreckt.
[0003] Um ein bestimmtes Druckbild zu erreichen, werden Teile des Schablonenträgers mittels
eines Schablonenmaterials farbundurchlässig gemacht. Die farbundurchlässigen Bereiche
bilden dann die Siebdruckschablone. Für die Herstellung der Siebdruckschablone wird
auf dem Schablonenträger zunächst ganzflächig flüssiges lichtsensitives Schablonenmaterial
- meist in Form einer Emulsion - aufgebracht. Das Schablonenmaterial ist wasserlöslich,
kann jedoch lichtgehärtet und damit am Schablonenträger fixiert werden.
[0004] Nach dem Trocknen wird das Schablonenmaterial über ein Diapositiv belichtet. Das
Diapositiv ist so gestaltet, daß eine Belichtung und damit eine Lichthärtung in den
Bereichen, die farbdurchlässig sein sollen, vermieden wird. In diesen Bereichen bleibt
das Schablonenmaterial wasserlöslich. In einem nachfolgenden Entwicklungsprozeß wird
der Schablonenträger an den unbelichteten Bereichen freigelegt, d.h. das Schablonenmaterial
herausgewaschen, während die belichteten Bereiche an dem Schablonenträger fixiert
bleiben. Gegebenenfalls kann sich noch eine Härtung anschließen.
[0005] Zur Vereinfachung der Schablonenherstellung ist in der EP-A-0 492 351 ein Verfahren
offenbart, bei dem das unbelichtete Schablonenmaterial an den Stellen, an denen es
nicht am Schablonenträger fixiert werden soll, mit einer lichtundurchlässigen Sperrschicht
abgedeckt wird. Dies geschieht in einem besonders ausgebildeten Tintenstrahldrucker,
welcher eine Aufnahme für die Siebdruckform und einen Strahldruckkopf aufweist, der
computergesteuert über die Siebdruckform verfahren wird. Dabei wird auf das Schablonenmaterial
eine wasserlösliche Tinte aufgespritzt.
[0006] Die Verwendung von wasserlöslichen Tinten in Vorrichtungen gemäß der EP-A- 0 492
351 kann jedoch zu einer Siebdruckform führen, auf der die Darstellung nicht scharf,
sondern verwaschen ist, da die Tinte zum Teil in das Material, auf das sie mit dem
Tintenstrahldruckkopf gespritzt wird, eindringt. Da die Tinte sehr niedrigviskos ist,
entstehen Spritzer auf dem Sieb, die ebenfalls zu unscharfen Kopien führen können.
Eine weitere Ursache für das Entstehen von Kopien, die weniger scharf als die Ausgangsdarstellungen
sind, liegt in den z.T. hohen Lösungsmittelbestandteilen dieser Tinten. Bei der Verdunstung
dieser Lösungsmittel schrumpft die auf der Emulsion bzw. die auf dem Tintenaufnahmematerial
der Emulsion aufgebrachte Tinte, wodurch ebenfalls Unschärfen und verwaschen erscheinende
Darstellungen entstehen.
[0007] Die oben geschilderten Nachteile können nur zum Teil dadurch vermieden werden, daß
ein Tintenaufnahmemittel verwendet wird, welches auf die Emulsionsschicht der Siebdruckform
als Flüssigfilm oder Pulverbeschichtung aufgetragen werden kann oder als Bestandteil
der Emulsionsschicht oder der Tinte selbst zum Einsatz kommt. Die Verwendung von Adsorptionsmittel,
Benetzungsmittel oder Tenside als Tintenaufnahmemittel soll dabei ein Einsickern der
Tinte in die Emulsionsschicht vermeiden. Solche Tintenaufnahmemittel können jedoch
nicht die anderen geschilderten Nachteile der wasserlöslichen Tinten vermeiden.
[0008] In der gattungsbildenden EP-A-0 733 951 ist ein Verfahren offenbart, bei dem als
lichtundurchlässige Sperrschicht anstelle einer Tinte ein Thermowachs, speziell ein
mit Leim vermischtes Thermowachs, verwendet wird. Zum Aufbringen dieses Wachses dient
ein Strahldrucker mit einer Aufnahme für die Siebdruckform, wobei der Strahldrucker
eine Heizeinrichtung zur Verflüssigung des Thermowachses aufweist. Der Thermowachs
wird durch die Heizeinrichtung verflüssigt und verfestigt sich unmittelbar nach dem
Auftreffen auf das Schablonenmaterial wieder. Es treten somit keine Spritzer auf,
die das Kopieren beeinträchtigen könnten. Im Vergleich zu Tinten geht das Thermowachs
auch zunächst keine Wechselwirkungen mit dem Schablonenmaterial ein. Da Wachse regelmäßig
keine oder nur geringe Anteile an flüchtigen Lösungsmittel aufweisen, entsteht auch
nicht der bei Tinten auftretende Schrumpfeffekt.
[0009] Für das Verfahren nach der EP-A-0 733 951 sind Thermowachse verwendet worden, wie
sie in der US-A-5 053 079 beschrieben sind. Diese - wie auch die Thermowachse gemäß
der US-A-5 354 368 sind wasserunlöslich. Dies hat den Vorteil, daß sie eine hohe Lager-
und Dimensionsstabilität haben. Gleichzeitig machen sie jedoch Schwierigkeiten bei
der Entwicklung, d. h. beim Ablösen der Sperrschicht. Die Siebe müssen vorher eingeweicht
werden. Außerdem kann nur von der Druckformoberseite her entwickelt werden. Beides
führt zu langen Entwicklungszeiten. Es wurden auch Verstopfungen der Abflußrohre beobachtet.
Insgesamt hat sich das Verfahren für das Arbeiten auf automatischen Entwicklungsmaschinen
als nicht geeignet erwiesen.
[0010] Der Erfindung liegt somit die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren bereitzustellen, mit
dem sich eine Siebdruckform herstellen läßt, die scharfkantige und dimensionsgetreue
Druckbilder zu erzeugen in der Lage ist, und das sich aufgrund seiner einfachen Handhabung
und schnellen Entwicklungszeit auch auf automatischen Entwicklungsmaschinen einsetzen
läßt. Eine weitere Aufgabe besteht darin, eine hierfür geeignete Vorrichtung zu konzipieren.
[0011] Die erste Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß ein wasserlösliches Thermowachs
verwendet wird, welches zweckmäßigerweise mindestens ein Bindemittel mit neutralisationsfähigen,
funktionellen Gruppen, ein Neutralisationsmittel, einen Emulgator und einen wasserlöslichen
Weichmacher umfaßt. Eine solche Zusammensetzung gewährleistet eine Auflösbarkeit mit
Wasser unter Bewahrung der sonstigen vorteilhaften Eigenschaften der Verwendung eines
Thermowachses. Dabei ist der Begriff

Thermowachs" weit zu ziehen. Darunter sind solche Zusammensetzungen zu verstehen,
die ein wachsartiges Verhalten zeigen, also bei Umgebungstemperatur fest sind, jedoch
bei erhöhten Temperaturen schmelzen und wenig oberhalb der Schmelztemperatur verhältnismäßig
niedrigviskos und nicht-fadenziehend sind.
[0012] Die Wasserlöslichkeit des Thermowachses erleichtert die Entfernung der Sperrschicht
und auch des Thermowachses selbst wesentlich. Die Entwicklungszeit kann drastisch
reduziert werden, so daß sich das Verfahren vor allem für den Einsatz auf automatischen
Entwicklungsmaschinen eignet. Die Entwicklung kann von beiden Seiten der Siebdruckform
und ohne die Verwendung von Chemikalien erfolgen. Letzteres ist aus Umweltgründen
von Vorteil. Dabei wurde überraschenderweise festgestellt, daß Lager- und Dimensionsstabilität
für den Einsatz im Siebdruck völlig ausreichend sind, die insoweit vorhandenen Befürchtungen
also unbegründet waren.
[0013] Das Bindemittel als ein zweckmäßiger Bestandteil des Thermowachses in dem vorliegenden
Verfahren nach der Erfindung kann aus der Gruppe ausgewählt werden, die Polyesterharze,
Naturharze, Naturöle, Wachse und Carbonsäuren mit 12 bis 26 Kohlenstoffatomen umfaßt.
Diese Komponenten der Gruppe von Bindemitteln müssen das Kriterium erfüllen, daß die
Neutralisationsfähigkeit ihrer funktionellen Gruppen, also z.B. Säuregruppen, gewährleistet
ist. Die Säurezahl, die der Bestimmung des Gehaltes an freien organischen Säuren in
Fetten und Ölen und in Lösungen dient und welche die Anzahl der mg KOH angibt, die
zur Neutralisation von 1 g Probe verbraucht wird, liegt nach einer Ausgestaltung der
Erfindung bei 40 bis 300.
[0014] Als Neutralisationsmittel kann jedes Mittel in Frage kommen, welches zur Neutralisation
der obigen Bindemittel in der Lage ist, wobei solche Mittel insbesondere aus der Gruppe
ausgewählt werden können, die primäre, sekundäre und tertiäre Amine, KOH, NaOH, Ammoniak
und Natriumcarbonat umfaßt.
[0015] Das Thermowachs nach der Erfindung umfaßt vorteilhafterweise ferner mindestens einen
Emulgator, der nach einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung z.B. ein Fettsäuresulfonat,
ein anionisches Fettalkoholsulfonat, einen Polyglycolether oder Ricinusöl darstellen
kann.
[0016] Der in dem Thermowachs vorzugsweise vorliegende wasserlösliche Weichmacher kann ein
Polyglycol, Phosphorsäureester oder Glycerin sein.
[0017] Neben den oben genannten Komponenten, nämlich Bindemittel mit neutralisationsfähigen,
funktionellen Gruppen, Neutralisationsmittel, Emulgator und einen wasserlöslichen
Weichmacher, kann das Thermowachs in dem Verfahren nach der Erfindung weitere Bestandteile
aufweisen. Gemäß einer Ausgestaltung der Erfindung umfaßt das Thermowachs ein Temperaturschutzmittel,
z.B ein phenolisches Antioxidants, und/oder ein Lichtschutzmittel, z.B. Benzophenonderivate,
Benzotriazolderivate, Zimtsäurederivate, Radikalfänger vom HALS-Typ oder Titandioxid.
Diese Mittel schützen den Thermowachs vor hoher Temperatur- und/oder Lichteinwirkung,
indem auftretende Radikale eliminiert und Strahlungsenergien absorbiert und umgewandelt
werden. Je nach gewünschter Einfärbung können weitere Bestandteile des Thermowachses
Farbstoffe oder Pigmente sein.
[0018] Im folgenden werden Zusammensetzungen für wasserlösliche Thermowachse angegeben,
mit denen sich innerhalb der angegebenen Mengenbereiche für die einzelnen Komponenten
Siebdruckschablonen herstellen lassen, die scharfe und deutliche Darstellung ermöglichen,
zu guten Druckergebnissen führen, sich gut mit den Düsen eines Strahldruckers aufspritzen
und mittels Wasser zusammen mit dem durch den Thermowachs abgedeckten Schablonenmaterial
einfach entfernen lassen.
Beispiel 1 |
|
Gewichtsteile |
dimerisiertes Tallharz |
20 - 60 |
copolymeres Wachs |
5 - 20 |
Aminalkohol |
5 - 20 |
Glycerin |
1 - 10 |
HALS-Radikalfänger |
0,1 - 2 |
Titandioxid |
0,5 - 5 |
Farbstoff |
0,2 - 3 |
Benzophenonderivat |
0,5 - 5 |
Fettalkoholethoxylat |
1 - 5 |
Beispiel 2 |
|
Gewichtsteile |
PE-Wachsoxidat |
20 - 80 |
nichtionisches Tensid (Basis C 10 Oxoalkohol) |
4 - 20 |
KOH |
0,2 - 2 |
Glycolether |
0,5 - 5 |
HALS-Radikalfänger |
0,1 - 2 |
Farbstoff |
0,2 - 3 |
Beispiel 3 |
|
Gewichtsteile |
Stearinsäure |
75,0 |
2-Amino-Methyl-1-Propanol |
13,5 |
Triglycol |
5,0 |
Emulan OC (Fettalkoholethoxylat) |
4,0 |
Duasyn-Schwarz A-RG VP 280 (Metallkomplexfarbstoff) |
2,0 |
Irganox 1010 (Antioxidants auf Phenolbasis) |
0,5 |
1. Verfahren zur Herstellung einer Siebdruckform mit einem Schablonenträger, auf den
fixierbares Schablonenmaterial aufgebracht wird, wonach auf den Teil des Schablonenmaterials,
das nicht fixiert werden soll, eine Sperrschicht aus lichtundurchlässigem Thermowachs
mit Hilfe eines Strahldruckers aufgetragen wird und das nicht mit der Sperrschicht
abgedeckte Schablonenmaterial fixiert und das übrige Schablonenmaterial mit der Sperrschicht
entfernt wird, dadurch gekennzeichnet, daß ein wasserlösliches Thermowachs verwendet
wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Thermowachs mindestens
ein Bindemittel mit neutralisationsfähigen, funktionellen Gruppen, ein Neutralisationsmittel,
einen Emulgator und einen wasserlöslichen Weichmacher umfaßt.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel mindestens
eine Verbindung darstellt, die aus der Gruppe ausgewählt ist, die aus Polyesterharzen,
Naturharzen, Naturölen, Wachsen und Carbonsäuren/-estern mit 12 bis 26 Kohlenstoffatomen
besteht.
4. Verfahren nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Bindemittel eine
Säurezahl von 40 - 300 mg KOH/g aufweist.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Neutralisationsmittel
mindestens eine Verbindung darstellt, die aus der Gruppe ausgewählt ist, die aus primären
Aminen, sekundären Aminen, tertiären Aminen, Kaliumhydroxid, Natriumhydroxid, Ammoniak
und Natriumcarbonat besteht.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Emulgator
mindestens eine Verbindung darstellt, die aus der Gruppe ausgewählt ist, die aus Fettsäuresulfonaten,
anionischen Fettalkoholsulfonaten, Polyglykoether und Rizinusöl besteht.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 2 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der wasserlösliche
Weichmacher mindestens eine Verbindung darstellt, die aus der Gruppe ausgewählt ist,
die aus Polyglycolen, Phosphorsäureester und Glycerin besteht.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß das Thermowachs
ferner ein Temperaturschutzmittel umfaßt.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß das Temperaturschutzmittel
ein phenolisches Antioxidants ist.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß das Thermowachs
ferner ein Lichtschutzmittel umfaßt.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß das Lichtschutzmittel mindestens
eine Verbindung darstellt, die aus der Gruppe ausgewählt ist, die aus Benzophenonderivaten,
Benzotriazolderivaten, Zimtsäurederivaten, Radikalfänger vom Typ HALS und Titandioxid
besteht.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß das Thermowachs
ferner einen oder mehrere Farbstoffe oder Pigmente umfaßt.
13. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach einem der Ansprüche 1 bis 12, mit
einem Strahldrucker mit einer Aufnahme für eine Siebdruckform, mit einem Behältnis
enthaltend ein Thermowachs, das mittels des Strahldruckers aufbringbar ist, und mit
einer Heizeinrichtung zur Verflüssigung des Thermowachses, dadurch gekennzeichnet,
daß das Behältnis ein wasserlösliches Thermowachs nach einem der Ansprüche 1 bis 12
enthält.