(19)
(11) EP 0 886 121 A2

(12) EUROPÄISCHE PATENTANMELDUNG

(43) Veröffentlichungstag:
23.12.1998  Patentblatt  1998/52

(21) Anmeldenummer: 98110660.2

(22) Anmeldetag:  10.06.1998
(51) Internationale Patentklassifikation (IPC)6F42B 12/20, F42B 12/62
(84) Benannte Vertragsstaaten:
AT BE CH CY DE DK ES FI FR GB GR IE IT LI LU MC NL PT SE
Benannte Erstreckungsstaaten:
AL LT LV MK RO SI

(30) Priorität: 13.06.1997 DE 29710228 U

(71) Anmelder: Diehl Stiftung & Co.
90478 Nürnberg (DE)

(72) Erfinder:
  • Schildknecht, Manfred, Dr.
    90542 Eckental/Eckenhaid (DE)
  • Rieger, Gerald
    90408 Nürnberg (DE)
  • Rudolf, Karl
    86529 Schrobenhausen (DE)
  • Bock, Erich
    90471 Nürnberg (DE)

   


(54) Geschoss für Rohrwaffen


(57) Ein Mörsergeschoß 1 weist eine nahezu vollständig in Sprengstoff gelagerte Durchschlagsgranate 6 mit einem Zünder 12 auf. Aufgrund eines Sensors 16 ist das Mörsergeschoß 1 in Mehrfachfunktion verwendbar, wie Bodenaufschlag, Zündung in Bodenabstand, Zündung mit mittlerer Verzögerung bei Aufschlag bzw. mit langer Verzögerung. Je nach Einsatzart werden von dem Mörsergeschoß 1 entweder weitreichende Splitter oder eine Penetrationswirkung bewirkt.




Beschreibung


[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Geschoß für Rohrwaffen nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.

[0002] Aufgabe der Erfindung ist es ein Geschoß für Rohrwaffen vorzuschlagen, das zur Bekämpfung von leichtgepanzerten Fahrzeugen sowie von Infanterie geeignet ist.

[0003] Die Erfindung löst diese Aufgabe entsprechend den kennzeichnenden Merkmalen des Anspruchs 1. Vorteilhafte Weiterbildungen der Erfindung sind den Unteransprüchen zu entnehmen.

[0004] Das erfindungsgemäße Geschoß weist eine relativ steil ansteigende, ballistische Flugbahn auf und kommt erst in ihrem relativ steil abfallenden Flugbahnteil zum Einsatz, entweder durch Annäherungsfunktion oder durch Aufschlagsfunktion. Dadurch ist das erfindungsgemäße Geschoß für den Ortskampf, die Bekämpfung von Schützenpanzern, Fahrzeugansammlungen sowie gedeckter Geschützstellungen geeignet. Bei der Bekämpfung von Gebäuden ist das erfindungsgemäße Geschoß in der Lage, Betondecken zu durchschlagen und im Gebäudeinnenraum zur Wirkung zu kommen.

[0005] Ausführungsbeispiele der Erfindung sind in der Zeichnung dargestellt. Es zeigt:
Fig. 1
ein Mörsergeschoß im Längsschnitt und
Fig. 2
ein Artilleriegeschoß, ebenfalls im Längsschnitt.


[0006] Das in Fig. 1 dargestellte Mörsergeschoß 1 besteht im wesentlichen aus einem Leitwerk 2, einem Zünder 3 mit Sensor 16, einer Energieversorgung 17, einer Sprengladung 4 sowie einer Durchschlagsgranate 6.

[0007] Die Durchschlagsgranate 6 ist in einem Geschoßboden 7 gelagert und durchsetzt nahezu den gesamten nutzbaren Innenraum 8 des Mörsergeschosses 1.

[0008] Die Durchschlagsgranate 6 ist auf dem größten Teil ihrer Länge 9 von der Sprengladung 4 und einem zweifachen Splittermantel 5 umgeben.

[0009] Eine vordere, ringförmige Abstützung 10 der Durchschlagsgranate 6 ist ebenfalls splitterbildend ausgebildet.

[0010] Die für die Zündung des Mörsergeschosses 1 wesentlichen Teile, wie Sicherungseinrichtung 11, Zünder 12 sind im Geschoßboden aufschlaggeschützt angeordnet.

[0011] Die beim oder nach dem Aufschlag des Mörsergeschosses 1 nicht mehr benötigten Teile, wie Sensor 16 und Energieversorgung 17 sind ogivenseitig angeordnet.

[0012] Bodenseitig weist die Durchschlagsgranate 6 eine Verbindung zum Geschoßboden 7 auf, die aus einem abscherbaren Gewinde 13 besteht.

[0013] Die als Hauptladung ausgebildete Sprengladung 4 ist zünderlos. Sie umgibt die Durchschlagsgranate 6 nahezu auf ihrer gesamten Länge 9. Ihre Zündung erfolgt sympathetisch durch eine Sprengladung 22 der Durchschlagsgranate 6.

[0014] Die Durchschlagsgranate 6 weist einen massiven Durchschlagskopf 30 und ein rohrförmiges Heckteil 31 zur Aufnahme der Sprengladung 22, des Zünders 12 und der Sicherungseinrichtung 11 auf.

[0015] Der ogivenförmige Durchschlagskopf 30 ist in einer entsprechenden Öffnung 34 eines heckseitig abgewinkelten, als ringförmige Abstützung 10 dienenden Konus 35 form- und/oder kraftschlüssig gelagert. Der Konus 35 ist seinerseitig an der Geschoßhülle 26 form- und/oder kraftschlüssig befestigt.

[0016] Der Konus 35 ist als zweilagiger Splitterkörper 36 ausgebildet.

[0017] Die erste Lage besteht aus verklebten oder verlöteten Schwermetallkörpern 38, die eine selbsttragende Schicht 37 bilden. Auf diese erste bzw. selbsttragende Schicht 37 ist ogivenseitig eine zweite Schicht 39 bestehend aus Konstrukionssplittern 40 fest angeordnet. Die zweite Schicht 39 besteht bspw. aus einer vorgekerbten Wendel oder vorgekerbten Ringen, beide aus Stahl oder Schwermetall.

[0018] Ein aus splitterndem Werkstoff bestehender Splittermantel 25 der Mörsergranate 1 weist innenseitig eine zusätzliche Splittereinlage 27 auf. Diese Splittereinlage 27 besteht ihrerseits aus einer vorgeprägten Splitterhülle 28, wie einer vorgekerbten Splitterwendel oder aus einer Anzahl von nebeneinander angeordneten vorgekerbten, zylindrischen Splitterringen.

[0019] Mit dem Splittermantel 25 ist eine separate Geschoßogive 50 verbunden. Die Geschoßogive besteht aus einem geeigneten Kunststoff, der von den Splittern 38, 40 des Konus 35 widerstandslos bzw. nahezu widerstandslos durchschlagbar ist.

[0020] Nach Fig. 2 weist das als Artilleriegeschoß ausgebildete Drallgeschoß 100 die zu dem Mörsergeschoß 1 entsprechend beschriebenen Elemente und Baugruppen auf.

[0021] Der Zünder 12 weist verschiedene Arbeitsbereiche auf. Es sind damit folgende Funktionen möglich, nämlich Bodenaufschlag, Bodenabstand ca. 1 bis 4 m, Bodenabstand ca. 8 bis 14 m, Aufschlag mit mittlerer Verzögerung und Aufschlag mit langer Verzögerung.

[0022] Das Geschoß 1, 100 erzeugt bei einer Annäherungsfunktion des Zünders 12 viele weitreichende Splitter in wirksamer Größe und definierter Form im Luftraum von 0 bis 2 m über dem Boden.

[0023] Bei Deckungen und Gebäuden wird aufgrund der Aufschlagfunktion des Zünders 12 das Ziel von der Durchschlagsgranate 6 durchschlagen. Diese detoniert hinter oder unter der Erdbunker- oder Gebäudedecke mit Spreng- und Splitterwirkung.

[0024] Beim Einsatz gegen Fahrzeuge, wie leichtgepanzerte Fahrzeuge werden aufgrund der Annäherungsfunktion des Zünders 12 in einem Bodenabstand von 10 bis 12 m hauptsächlich mittels des konischen, zweilagigen Splitterkörpers 36 schwere, vorgeformte Splitter mit großer Geschwindigkeit von oben erzeugt. Eine große Splitterwirkung bewirkt der massive Durchschlagskopf 30 der Durchschlagsgranate 6.


Ansprüche

1. Geschoß für Rohrwaffen, wie Drallgeschoß, Mörsergeschoß mit einem Zünder, einer Sprengladung und Splittern,
dadurch gekennzeichnet,

daß eine Durchschlagsgranate (6) im Geschoßboden (7) gelagert und nahezu den gesamten nutzbaren Innenraum (8) des Geschosses (1; 100) durchsetzt,

die Durchschlagsgranate (6) auf dem größten Teil ihrer Länge (9) von der Sprengladung (4) und einem, wenigstens einfachen Splittermantel (5) umgeben ist und

eine vordere, ringförmige Abstützung (10) der Durchschlagsgranate (6) splitterbildend ausgebildet ist.


 
2. Geschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,

daß die für die Zündung des Geschosses (1; 100) wesentlichen Teile, wie Sicherungseinrichtung (11), Zünder (12) im Geschoßboden (7) bzw. Bodenstück (14) aufschlaggeschützt angeordnet sind.


 
3. Geschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,

daß die beim oder nach dem Aufschlag nicht mehr benötigten Teile, wie Sensor (16), Energieversorgung (17) ogivenseitig im Geschoß (1; 100) angeordnet sind.


 
4. Geschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,

daß die Durchschlagsgranate (6) bodenseitig über ein abscherbares Gewinde (13) mit dem Geschoßboden (7) verbunden ist.


 
5. Geschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,

daß die, die Durchschlagsgranate (6) ringförmig umgebende, als Hauptladung ausgebildete Sprengladung (4) zünderlos ist und daher sympathetisch durch eine, mit dem Zünder (12) versehene Sprengladung (22) der Durchschlagsgranate (6) zündbar ist.


 
6. Geschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,

daß ein Splittermantel (25) des Geschosses (1; 100) aus einer homogenen, jedoch splitternden Geschoßhülle (26) und einer innenseitig angeordneten, aus einer vorgepregten Splitterhülle (28) gebildeten Splittereinlage (27) besteht.


 
7. Geschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,

daß die Durchschlagsgranate (6) einen massiven Durchschlagskopf (30) mit einem rohrförmigen, splitterbildenden Heckteil (31) zur Aufnahme der Sprengladung (22) und des Zünders (12) aufweist.


 
8. Geschoß nach Anspruch 7,
dadurch gekennzeichnet,

daß die Durchschlagsgranate (6) mit ihrem ogivenförmigen Durchschlagskopf (30) in einer Öffnung (34) eines Konus (35) form- und/oder kraftschlüssig gelagert ist,

der Konus (35) an der Geschoßhülle (26) befestigt ist,

und der Konus (35) wenigstens als einlagiger Splitterkörper (36) ausgebildet ist.


 
9. Geschoß nach Anspruch 8,
dadurch gekennzeichnet,

daß der Konus (35) aus einer verklebten oder verlöteten, selbsttragenden Schicht (37) aus Schwermetallkörpern (38) und einer darauf angeordneten zweiten Schicht (39), bestehend aus Konstruktionssplittern (40), besteht.


 
10. Geschoß nach Anspruch 1,
dadurch gekennzeichnet,

daß eine separate, mit der Geschoßhülle (26) verbundene, haubenförmigen Geschoßogive (50) aus einem Werkstoff besteht, der von den Splittern (38, 40) des Konus (35) nahezu widerstandsfrei durchschlagbar ist.


 
11. Geschoß nach Anspruch 10,
dadurch gekennzeichnet,

daß in der Geschoßogive (50) ein, auf Zielkriterien ansprechender Sensor (16) mit einer Energieversorgung (17) angeordnet ist.


 




Zeichnung