[0001] Die Erfindung bezieht sich auf ein Ausdehnungsgefäß gemäß dem Oberbegriff des Anspruchs
1 sowie auf eine hydraulische Anlage mit Ausdehnungsgefäß. Die Erfindung kann beispielsweise
bei hydraulischen Anlagen für Schienenfahrzeuge verwendet werden, die sowohl der Flüssigkeitskühlung
von Stromrichtern, Fahrmotoren und Transformatoren als auch der Beheizung von Fahrgasträumen
dienen.
[0002] Bei Schienenfahrzeugen ist es allgemein bekannt, die in Stromrichtern, Fahrmotoren
und Transformatoren (nachfolgend auch als Wärmeerzeuger bezeichnet) entstehende Verlustwärme
über eine geeignete Kühlflüssigkeit aufzunehmen, einem Rückkühler (nachfolgend auch
als erster Wärmeverbraucher bezeichnet) zuzuleiten und dort an die Außenatmosphäre
abzuführen. Dabei dient ein Ausdehnungsgefäß mit einer Entlüftungseinrichtung zur
Aufnahme der während der Erwärmung der Kühlflüssigkeit sich zwangsläufig einstellenden
Volumenvergrößerung des Kühlmittels und zur Entlüftung.
[0003] Soll die erwärmte Kühlflüssigkeit während des Winterbetriebes und in Übergangszeiten
zur Beheizung des Schienenfahrzeuges herangezogen werden, sind zusätzliche Einrichtungen
erforderlich, um die gewünschten Kühlflüssigkeitsströme zum Rückkühler und zur Heizungseinrichtung
(nachfolgend auch als zweiter Wärmeverbraucher bezeichnet) einzustellen, d. h. es
sind zusätzliche Einrichtungen notwendig, mit deren Hilfe bei Heizungsbetrieb zumindest
ein Teil der aufgeheizten Kühlflüssigkeit aus dem Kühlkreislauf ausgekoppelt und über
die Heizungseinrichtung umgeleitet wird. Problematisch ist dabei neben dem zusätzlichen
Raumbedarf auch die Entlüftung dieser zusätzlichen Einrichtungen. Vielfach ist es
üblich, die sich in den zusätzlichen Einrichtungen ansammelnde Luft über manuell betätigbare
Entlüftungsventile abzulassen.
[0004] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Ausdehnungsgefäß der eingangs genannten
Art anzugeben, das zusätzlich zu seinen Funktionen des Volumenausgleiches und des
Entlüftens zur Führung und Aufteilung von Kühlflüssigkeitsströmen von mindestens einem
Wärmeerzeuger zu mindestens zwei Wärmeverbrauchern geeignet ist. Des weiteren soll
eine hydraulische Anlage mit einem solchen Ausdehnungsgefäß angegeben werden, die
eine übersichtliche Anlagenverrohrung aufweist und einfach entlüftet werden kann.
[0005] Diese Aufgabe wird bezüglich des Ausdehnungsgefäßes in Verbindung mit den Merkmalen
des Oberbegriffes erfindungsgemäß durch die im Kennzeichen des Anspruchs 1 angegebenen
Merkmale gelöst.
[0006] Diese Aufgabe wird bezüglich der hydraulischen Anlage erfindungsgemäß durch die im
Kennzeichen des Anspruchs 4 angegebenen Merkmale gelöst.
[0007] Die mit der Erfindung erzielbaren Vorteile bestehen insbesondere darin, daß bislang
separat anzuordnende Geräte zur Verteilung und Abzweigung von Kühlflüssigkeitsströmen
- beispielsweise zu einem Rückkühler und zu einer Heizungseinrichtung - entbehrlich
sind. Dies hat eine Gewichtsreduktion, eine Raumbedarfsreduktion und eine Kostenreduktion
zur Folge. Insbesondere werden für das Befüllen und Entlüften der hydraulischen Anlage
die Handhabung vereinfacht und die erforderliche Zeitdauer verkürzt. Handventile zum
manuellen Entlüften sind nicht erforderlich, somit entfällt vorteilhaft auch die Notwendigkeit,
derartige Handventile in gewissen Zeitabständen zu öffnen, um abgeschiedene Luft abzulassen.
[0008] Vorteilhaft ist es auch nicht notwendig, den Primärbehälter des Ausdehnungsgefäßes
zeitlich periodisch unter Überdruck zu setzen, um während des Befüllens der hydraulischen
Anlage möglichst viel Luft aus der Anlage zu pressen.
[0009] Diese Vorteile des einfachen Entlüftens sind nicht nur beim erstmaligen Befüllen
der Anlage und während des Betriebes gegeben, sondern gelten auch beim Austausch defekter
Baukomponenten der Anlage, da bei einem derartigen Austausch vielfach die Kühlflüssigkeit
zumindest teilweise abgelassen werden muß und hierdurch erneut Luft in die Anlage
eindringt.
[0010] Die Erfindung wird nachstehend anhand des in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispieles
erläutert. In der einzigen Figur ist eine Rückkühlanlage für ein Schienenfahrzeug
dargestellt. Das Schienenfahrzeug weist zu kühlende Stromrichter, Fahrmotoren und
Transformatoren auf, die zusammengefaßt in einer zu kühlenden Traktionsanlage 1 dargestellt
sind. Allgemein entspricht die Traktionsanlage 1 einem Wärmeerzeuger. Die Kühlung
erfolgt vorzugsweise über Brauchwasser mit zugesetzten Frostschutzmittel.
[0011] Die erhitzte Kühlflüssigkeit wird mittels einer Umwälzpumpe 3 über eine Rücklaufleitung
2 von der Traktionsanlage 1 zu einem Ausdehnungsgefäß 4 gefördert und gelangt über
einen ersten Eingang 5 in einen Primärbehälter 11 dieses Ausdehnungsgefäßes.
[0012] Im Sommerbetrieb verläßt die erhitzte Kühlflüssigkeit den Primärbehälter 11 über
einen ersten Ausgang 6 und gelangt zum Eingang eines Rückkühlers 7. Im luftgekühlten
Rückkühler 7 wird die Kühlflüssigkeit auf ein von der momentanen Außenlufttemperatur
abhängiges Temperaturniveau abgekühlt. Die abgekühlte Kühlflüssigkeit verläßt den
Ausgang des Rückkühlers 7 und gelangt über ein Dreiwegeventil 8 und eine Vorlaufleitung
9 zur Traktionsanlage 1. Allgemein entspricht der Rückkühler 7 einem ersten Wärmeverbraucher.
[0013] Der weitere Anschluß des Dreiwegeventils 8 ist mit einer Bypaßleitung 10 verbunden,
die an die Leitung zwischen Ausgang 6 und Rückkühler 7 angeschlossen ist. Durch Ansteuerung
des Dreiwegeventils 8 ist es in einer ersten Endstellung möglich, die Kühlflüssigkeit
vom Ausgang 6 über die Bypaßleitung 10, das Dreiwegeventil 8 und die Vorlaufleitung
9 zur Traktionsanlage 1 zu fördern. Diese erste Endstellung wird beispielsweise während
des Anfahrens des Schienenfahrzeuges eingestellt, bei dem eine Kühlung der Kühlflüssigkeit
noch nicht erforderlich ist.
[0014] Durch Ansteuerung des Dreiwegeventils 8 ist es in einer zweiten Endstellung möglich,
die Kühlflüssigkeit vom Ausgang 6 über den Rückkühler 7, das Dreiwegeventil 8 und
die Vorlaufleitung 9 zur Traktionsanlage 1 zu fördern. Durch entsprechende Ansteuerung
des Dreiwegeventils 8 sind auch stufenlos Zwischenstellungen zwischen diesen beiden
Endstellungen einstellbar.
[0015] Im Winterbetrieb gelangt die über den Eingang 5 in den Primärbehälter 11 des Ausdehnungsgefäßes
4 eingeströmte Kühlflüssigkeit zumindest teilweise über einen zweiten Ausgang 20 zu
einer Heizungseinrichtung 21 für die Beheizung des Schienenfahrzeuges. Zur Erläuterung
wird auf den oberen Bereich der Fig. 1 hingewiesen, der eine Sicht auf das Ausdehnungsgefäß
4 zeigt. Der Rücklauf von der Heizungseinrichtung 21 führt zu einem zweiten Eingang
19 des Primärbehälters 11.
[0016] Die Kühlflüssigkeit verläßt den Primärbehälter 11 wiederum über den Ausgang 6, wo
sich die vorstehend erläuterten weiteren Kühlflüssigkeitsströme anschließen. Vorzugsweise
übernimmt eine separate (nicht dargestellte) Pumpe den Kühlflüssigkeitstransport zwischen
Primärbehälter 11 und Heizungseinrichtung 21. Allgemein entspricht die Heizungseinrichtung
21 einem zweiten Wärmeverbraucher.
[0017] Im Winterbetrieb und insbesondere auch im Übergangsbereich zwischen Sommerund Winterbetrieb
kann sich die über den Eingang 5 einströmende Kühlflüssigkeit auch in zwei Teilströme
zu den Ausgängen 6, 20 aufteilen. Dies wird durch den momentanen Wärmebedarf der Heizungseinrichtung
21 bestimmt, welche beispielsweise über Thermostate die gewünschte Fahrgastraumbeheizung
des Schienenfahrzeuges vornimmt.
[0018] Damit die vorstehend erläuterten Kühlkreisläufe einwandfrei funktionieren, ist es
notwendig, einerseits die Anlage bei der Befüllung mit der Kühlflüssigkeit sorgfältig
zu entlüften und andererseits auch die während des Betriebes abgeschiedene Luft abzulassen.
Um die sich im Rückkühler 7 abscheidende Luft abzuführen, führt eine Entlüftungsleitung
17 von der höchsten Stelle des Rückkühlers 7 in den Primärbehälter 11.
[0019] Eine Ausdehnungsleitung 18 führt von der Rücklaufleitung 2, d. h. von der Saugseite
der Umwälzpumpe 3, in einen Sekundärbehälter 13 des Ausdehnungsgefäßes 4, welcher
in erster Linie zur Aufnahme des bei Ausdehnung der erhitzten Kühlflüssigkeit entstehenden
zusätzlichen Volumens dient. Oberhalb des Kühlflüssigkeitsspieges im Sekundärbehälter
13 bildet sich ein Luftsammelraum 14 aus. Dieser Luftsammelraum 14 wird über ein selbsttätiges
Entlüftungsventil 15 innerhalb gewisser vorgebbarer Druckgrenzen - sowohl Überdruck
als auch Unterdruck werden in gewünschter Weise vorgegeben - mit der Außenatmosphäre
verbunden, so daß eine vollständige Entlüftung in relativ kurzer Zeit und mit sehr
wenig Personaleinsatz möglich ist.
[0020] Innerhalb des Primärbehälters 11 entsteht für die von der Umwälzpumpe geförderte
Kühlflüssigkeit auf Grund des relativ großen Querschnittes ein Bereich mit reduzierter
Fließgeschwindigkeit und es wird den mit der Kühlflüssigkeit transportierten Luftblasen
eine Chance geboten, sich von der Kühlflüssigkeit zu trennen. Diese für eine Phasentrennung
günstigen Bedingungen reduzieren die zum vollständigen Entlüften notwendige Zeitdauer.
Für die rasche Entlüftung ist eine Verbindung 16 zwischen Primärbehälter 11 und Sekundärbehälter
13 wesentlich. Diese Verbindung 16 mündet an der höchsten Stelle des Primärbehälters
11 und des hydraulischen Systems und ist für Luft leicht durchlässig, für die Kühlflüssigkeit
jedoch erschwert durchlässig.
[0021] Auf Grund des Anschlusses der Ausdehnungsleitung 18 an der Saugseite der Umwälzpumpe
3 sowie des Einganges 5 an der Druckseite der Umwälzpumpe liegt der Pumpendruck zwischen
den beiden Behältern 11, 13 des Ausdehnungsgefäßes an. Hierdurch wird über die Verbindung
16 eine Strömung vom Primärbehälter 11 in den Sekundärbehälter 13 und weiter über
die Ausdehnungsleitung 18 und die Pumpe 3 zum Eingang 5 in Gang gesetzt. Diese Strömung
stellt einen automatischen, durch die Umwälzpumpe getriebenen Entlüftungskreislauf
dar, der die im Primärbehälter 11 sich abscheidenden Luftbläschen und insbesondere
auch die über die Entlüftungsleitung 17 in den Primärbehälter 11 einströmenden Luftbläschen
in den Luftsammelraum 14 transportiert.
[0022] Im Ausführungsbeispiel dient eine Rohrleitung als Verbindung 16 zwischen beiden Behältern
11, 13, welche einerseits im oberen Bereich des Primärbehälters 11 und andererseits
im unteren Bereich des Sekundärbehälters 13 mündet. Die Rohrleitung ist von relativ
geringem Durchmesser, um den umlaufenden Kühlflüssigkeitsstrom des Entlüftungskreislaufes
möglichst klein zu halten.
[0023] Zur Minimierung des umlaufenden Kühlflüssigkeitsstromes kann der Sekundärbehälter
13 aus zwei Teilbehältern aufgebaut sein, welche über eine teilweise durchlässige
Zwischenwand miteinander verbunden sind. In den ersten Teilbehälter mündet die Verbindung
16 (Rohrleitung) und an den zweiten Teilbehälter ist die Ausdehnungsleitung 18 angeschlossen.
[0024] Im Ausführungsbeispiel ist von einem Wärmeerzeuger und zwei Wärmeverbrauchern die
Rede. Das erfindungsgemäße Ausdehnungsgefäß ist jedoch hierauf nicht beschränkt, sondern
kann auch Anschlüsse für weitere Wärmeerzeuger und Wärmeverbraucher aufweisen, falls
dies bei konkreten Ausführungen notwendig ist.
1. Ausdehnungsgefäß mit einem Primärbehälter (11), einem Sekundärbehälter (13) sowie
einer beide Behälter miteinander verbindenden Verbindung (16), wobei der Primärbehälter
einen Anschluß für eine Entlüftungsleitung (17) und der Sekundärbehälter ein Entlüftungsventil
(15) aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß der Primärbehälter (11) einen ersten Eingang
(5) zum Anschluß eines Wärmeerzeugers (1), einen ersten Ausgang (6) zum Anschluß eines
ersten Wärmeverbrauchers (7), einen zweiten Eingang (19) zum Anschluß eines zweiten
Wärmeverbrauchers (21) sowie einen zweiten Ausgang (20) zum Anschluß des zweiten Wärmeverbrauchers
(21) aufweist und daß der Sekundärbehälter (13) einen Anschluß für eine Ausdehnungsleitung
(18) aufweist.
2. Ausdehnungsgefäß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß als Verbindung (16)
zwischen beiden Behältern (11, 13) eine Rohrleitung dient, welche einerseits im oberen
Bereich des Primärbehälters und andererseits im unteren Bereich des Sekundärbehälters
(13) mündet.
3. Ausdehnungsgefäß nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Sekundärbehälter
(13) aus zwei über eine teilweise durchlässige Zwischenwand miteinander verbundenen
Teilbehältern besteht, wobei die Verbindung (16) im ersten Teilbehälter mündet und
die Ausdehnungsleitung (18) an den zweiten Teilbehälter angeschlossen ist.
4. Hydraulische Anlage mit mindestens einem Wärmeerzeuger (1) und mindestens zwei Wärmeverbrauchern
(7, 21), die über das Ausdehnungsgefäß nach einem der vorstehenden Ansprüche 1 bis
3 hydraulisch miteinander verbunden sind, wobei eine Umwälzpumpe (3) saugseitig mit
dem Wärmeerzeuger (1) und druckseitig mit dem ersten Eingang (5) des Ausdehnungsgefäßes
(4) verbunden und die Ausdehnungsleitung (18) an die Saugseite der Umwälzpumpe angeschlossen
ist.
4. Hydraulische Anlage nach Anspruch 4, gekennzeichnet durch eine Traktionsanlage (1)
eines Schienenfahrzeuges als Wärmeerzeuger, einen Rückkühler (7) als ersten Wärmeverbraucher
und eine Heizungseinrichtung (21) als zweiten Wärmeverbraucher.