[0001] Die Erfindung betrifft ein als Verbundgewebe ausgebildetes Papiermaschinensieb mit
den Merkmalen des Oberbegriffs des Anspruches 1.
[0002] Im modernen Papiermaschinenbau hat sich in den letzten Jahren der sogenannte Gap-
oder Spaltformer im Blattbildungsbereich eindeutig durchgesetzt. In diesem Typ der
Papiermaschine wird im Blattbildungsbereich der aus dem Stoffauflauf austretende Strahl
der Papierfasersuspension in den Spalt zwischen Zwei zusammenlaufenden Sieben gepumpt
und auf kürzester Strecke entwässert. Aufgabe der Siebe und Entwässerungselemente
der Siebpartie ist es, auf einer Entwässerungsstrecke die zwischen 0,5 und maximal
5 m die durch den Stoffauflauf definierte Formation des Papierblattes störungsfrei
einzufrieren und den Trockengehalt des Papierblattes von ca. 0,5% auf Werte um die
15% zu steigern.
[0003] Aufgrund der extrem kurzen Entwässerungsstrecke ist für ein Entwässerungssieb an
diesen Siebpositionen eine hohe Offenheit notwendig, die den ungehinderten Druchtritt
des Wassers sicherstellt, um den Ansprüchen dieser Position gerecht zu werden. Gleichzeitig
wird eine feinmaschige ebene Sieboberfläche notwendig, damit keine Markierung auftritt
und eine hohe Faserretention sichergestellt wird. Der mit einem Überdruck von mehreren
Bar austretende Stoffstrahl erfordert ein Sieb mit höchster Längs- und Querstabilität
zur Erzeugung einer homogenen Papierbahn. Die hohen Maschinengeschwindigkeiten bis
zu 2000 m/min in Verbindung mit den Siebumlenkungen über den Walzen in der Siebpartie
verlangen ein Siebgewebe mit geringer Wasserspeicherkapazität, damit das durch die
Zentrifugalkräfte aus dem Sieb herausgeschleuderte Wasser, welches zu einem die Produktion
störenden Wassernebel formiert, auf ein Minimum beschränkt wird.
[0004] Diese Anforderungen an die Siebbespannung können mit den bekannten Gewebetypen nur
unvollständig erfüllt werden. Aus der DE 33 05 713 C1 ist beispielsweise ein Papiermaschinensieb
der eingangs genannten Art bekannt, bei dem das Obergewebe und das Untergewebe durch
Bindekett- und Bindeschußfäden miteinander verbunden sind. Dieses bekannte Papiermaschinensieb
kann zwar die geforderten Stabilitätskriterien erfüllen, jedoch reichen seine Entwässerungseigenschaften
nicht aus.
[0005] Der Erfindung liegt daher die Aufgabe zugrunde, ein Papiermaschinensieb der eingangs
genannten Art zu verbessern. Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß gelöst durch ein Papiermaschinensieb
mit den Merkmalen des Anspruches 1. Vorteilhafte Ausgestaltungen sind Gegenstand der
Unteransprüche.
[0006] Der Gegenstand der Erfindung kombiniert in idealer Weise die Eigenschaften eines
einlagigen Siebes, welches sehr gute Entwässerungseigenschaften zeigt, mit einem mehrlagigen
Sieb, das die geforderten Stabilitätskriterien erfüllt, auf der Basis eines Verbundgewebes.
Unter den bekannten Siebgewebekonstruktionen bilden die Verbundgewebe unter dem Aspekt,
daß man die Siebe gleicher Längs- und Querfadenzahl mit vergleichbaren Fadendurchmessern
vergleicht, die Klasse von Geweben, die höchste Längs- und Querstabilität aufweisen.
[0007] Dadurch, daß obere Kettfäden die Bindefäden bilden, erhält das Papiermaschinensieb
Eigenschaften in Bezug auf die Entwässerung, wie sie sonst nur bei einlagigen Sieben
auftreten. Während die bekannten Bindefäden im Siebvolumen offene Räume füllen und
damit den schnellen Abfluß des Wassers aus der Papierbahn stören, stehen nunmehr durch
die erfindungsgemäße Ausbildung diese offenen Räume für eine schnelle Entwässerung
zur Verfügung. Da die bekannten Bindefäden zur Vermeidung von Störungen im Obergewebe
wesentlich dünner als die anderen Fäden ausgeführt sind, wird ferner durch die erfindungsgemäße
Ausbildung mit in der Regel dickeren oberen Kettfäden die Festigkeit der Verbindung
zwischen dem Obergewebe und dem Untergewebe verbessert. Eine Delaminierung der Gewebe
aufgrund der hohen Biegewechselbelastungen des Siebes beim Umlauf in der Papiermaschine
wird dadurch ausgeschlossen. Schließlich vereinfacht sich durch den Wegfall der gesonderten
Bindefäden auch der Herstellungsprozeß, und zwar sowohl beim Rüsten der Webmaschine
als auch bei Weben.
[0008] Zur Vermeidung von Störungen der Entwässerungscharakteristik des Obergewebes ist
es von Vorteil, wenn die Anzahl der oberen Kettfäden und der unteren Kettfäden übereinstimmt,
während die Anzahl der oberen Schußfäden doppelt so groß ist wie die Anzahl der unteren
Schußfäden. Es sind aber auch andere Fadendichten in den Gewebelagen und Webrichtungen
möglich. Eine weitere vorteilhafte Maßnahme zur Vermeidung von Störungen der Entwässerungscharakteristik
und der Glattheit des Obergewebes ist es, den oberen Kettfaden an denjenigen Stellen
an das Untergewebe anzubinden, an denen er auf der Unterseite des Obergewebes flottierend
geführt wird.
[0009] Ein vorteilhaftes Abriebverhalten und damit eine längere Lebensdauer des Siebes bei
gleichzeitiger Glattheit des Obergewebes und Stabilität des Untergewebes ergibt sich,
wenn die Durchmesser der Fäden des Untergewebes größer sind als die Durchmesser der
korrespondierenden Fäden des Obergewebes. Es sind aber auch alle Kombinationen anderer
Durchmesserverhältnisse möglich. Ein vorteilhafter Schutz der oberen Kettfäden bei
gleichzeitiger Erhöhung der Festigkeit der Verbindung ergibt sich, wenn die unteren
Kettfäden paarweise geführt sind, und die oberen Kettfäden an den Abbindungspunkten
zwischen die paarweise geführten unteren Kettfäden eingeklemmt sind.
[0010] Im folgenden ist die Erfindung anhand eines in der Zeichnung dargestellten Ausführungsbeispiels
näher erläutert. Es zeigen
- Fig. 1
- einen Schnitt durch das Ausführungsbeispiel in Kettrichtung,
- Fig. 2
- einen Ausschnitt der Oberseite des Ausführungsbeispiels,
- Fig. 3
- einen Ausschnitt der Unterseite des Ausführungsbeispiels.
[0011] Ein als Verbundgewebe ausgebildetes Papiermaschinensieb besteht aus einem Obergewebe
1 und einem Untergewebe 2. Das Obergewebe 1 weist mehrere obere Kettfäden 3 in Längsrichtung
des Papiermaschinensiebes sowie mehrere obere Schußfäden 5 in Querrichtung des Papiermaschinensiebes
auf. Die Kettfäden 3 flottieren über mehrere, vorzugsweise drei Schußfäden 5 hinweg.
Das Untergewebe 2 besteht aus mehreren in Siebquerrichtung verlaufenden unteren Schußfäden
6 sowie mehreren in Sieblängsrichtung verlaufenden unteren Kettfäden 8. Die Anzahl
der oberen Kettfäden 3 entspricht der Anzahl der unteren Kettfäden 8, während doppelt
soviele obere Schußfäden 5 wie untere Schußfäden 6 vorhanden sind. Die oberen Schußfäden
5 sind von geringerem Durchmesser als die unteren Schußfäden 6.
[0012] Die Oberseite des Obergewebes 1 bildet die Blattbildungsseite des Papiermaschinensiebes,
während die Unterseite des Obergewebes 1 der Oberseite des Untergewebes 2 zugewandt
ist. Die Unterseite des Untergewebes 2 wiederum bildet die Laufseite des Papiermaschinensiebes.
[0013] In jeden zweiten Bereich, in dem der obere Kettfaden 3 auf der Unterseite des Obergewebes
1 flottiert, d.h. auf der Unterseite der oberen Schußfäden 5 flottiert, ist der Kettfaden
3 bis zum Untergewebe 2 geführt und um einen unteren Schußfaden 6 gekröpft. Dadurch
sind das Obergewebe 1 und das Untergewebe 2 miteinander verbunden.
[0014] Die unteren Kettfäden 8 sind paarweise parallel geführt. An den Anbindungspunkten
eines oberen Kettfadens 3 an einen unteren Schußfaden 6 ist je ein Paar von unteren
Kettfäden 8 in gleicher Richtung wie der obere Kettfaden 3 um den unteren Schußfaden
6 gekröpft. Dabei ist der obere Kettfaden 3 zwischen das Paar von unteren Kettfäden
8 eingeklemmt. Insbesondere, wenn der Durchmesser des oberen Kettfadens 3 geringer
ist als der Durchmesser der unteren Kettfäden 8, wird der obere Kettfaden 3 auf diese
Weise optimal gegen den laufseitigen Abrieb abgeschirmt.
[0015] Die oberen Kettfäden 3 sind in Gruppen so angeordnet, daß nur jeder vierte obere
Kettfaden 3 an das Untergewebe 2 anbindet. Ein Teil der Gewebemaschen des Obergewebes
1 wird daher nicht durch die Fäden 6, 8 des Untergewebes 2 bei senkrechter Durchsicht
abgeschattet.
1. Papiermaschinensieb in der Ausbildung als Verbundgewebe, mit einem Obergewebe (1)
aus oberen Kettfäden (3) und oberen Schußfäden (5) und mit einem Untergewebe (2) aus
unteren Kettfäden (8) und unteren Schußfäden (6), bei dem das Obergewebe (1) und das
Untergewebe (2) mittels Bindefäden (3) miteinander verbunden sind, dadurch gekennzeichnet,
daß obere Kettfäden (3) die Bindefäden bilden.
2. Papiermaschinensieb nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die oberen Kettfäden
(3) an untere Schußfäden (6) anbinden.
3. Papiermaschinensieb nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Anzahl
der oberen Kettfäden (3) der Anzahl der unteren Kettfäden (8) entspricht.
4. Papiermaschinensieb nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß
die Anzahl der oberen Schußfäden (5) doppelt so groß ist wie die Anzahl der unteren
Schußfäden (6).
5. Papiermaschinensieb nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß
die oberen Kettfäden (3) von denjenigen Bereichen aus an das Untergewebe (2) anbinden,
in denen sie auf der Unterseite des Obergewebes (1) flottierend geführt sind.
6. Papiermaschinensieb nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
die unteren Kettfäden (8) paarweise geführt sind.
7. Papiermaschinensieb nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß die oberen Kettfäden
(3) an den Anbindungspunkten an das Untergewebe (2) zwischen die paarweise geführten
unteren Kettfäden (8) eingeklemmt sind.
8. Papiermaschinensieb nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß
die oberen Kettfäden (3) einen geringeren Durchmesser als die unteren Kettfäden (8)
aufweisen.
9. Papiermaschinensieb nach einem der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die oberen Schußfäden (5) einen anderen Durchmesser als die unteren Schußfäden (6)
aufweisen.