[0001] Die Erfindung betrifft ein Giessverfahren sowie eine Giessform, insbesondere eine
Sandform, zum Herstellen von metallischen Giesslingen gemäss dem Oberbegriff des jeweiligen
unabhängigen Anspruchs.
[0002] Bei Giessverfahren zur Herstellung metallischer Giesslinge wird ein Giessgut, beispielsweise
Gusseisen, speziell eine Grauguss-Legierung, im flüssigen Zustand in eine Giessform,
beispielsweise eine in einer Formgrube modellierte Sandform oder eine Kokille, eingebracht,
wo es durch Wärmeabgabe an die Giessform erstarrt. Bei der Erstarrung laufen komplexe
chemische und physikalische Vorgänge ab. Insbesondere der räumliche und zeitliche
Erstarrungsverlauf des Giessguts hat einen entscheidenden Einfluss auf das sich entwickelnde
Gefüge und damit die mechanischen Eigenschaften des Giesslings.
[0003] Nach erfolgter Erstarrung muss der Giessling noch bis zum Erreichen einer sogenannten
Auspacktemperatur, die z. B. für Grauguss-Legierungen üblicherweise unter 300°C gewählt
wird, in der Giessform abkühlen, bevor er entformt werden kann. Auch der räumliche
und zeitliche Abkühlverlauf des Giessguts hat einen wesentlichen Einfluss auf die
mechanischen Eigenschaften beispielsweise die Eigenspannungen des Giesslings. Da das
Giessgut die Giessform zunehmend aufheizt, nimmt die Abkühlrate des Giessguts mit
zunehmender Verweilzeit in der Giessform ab und kann beispielsweise vor dem Erreichen
der Auspacktemperatur auf Werte von unter 1°C pro Stunde absinken. Dadurch ist die
Abkühlzeit des Giessguts gegenüber der Erstarrungszeit vergleichsweise lang. Für grossvolumige
Giesslinge wie z. B. Motorengehäuse von Grossdieselmotoren resultieren häufig Abkühlzeiten
von mehreren Wochen. Da in Giessereien aus Platzgründen nur einige wenige Formgruben
zur Verfügung stehen, in denen solche grossvolumigen Giesslinge herstellbar sind,
stellen die langen Abkühlzeiten einen wesentlichen beschränkenden Faktor für die erzielbare
Produktionskapazität dar und sind daher unter wirtschaftlichen Aspekten nachteilig.
[0004] Ein weiterer Nachteil bekannter Giessverfahren liegt darin, dass häufig, vor allem
bei Giesslingen grosser Masse, der Erstarrungsverlauf im Giessgut, insbesondere die
Erstarrungszeit, unter metallurgischen Aspekten nicht optimal ist, so dass sich ein
Gefüge ausbildet, welches nicht die gewünschten Eigenschaften aufweist. Deshalb muss
das Gefüge des Giesslings, nachdem dieser entformt ist, durch zeit- und kostenintensive
thermische Nachbehandlung, wie beispielsweise Umwandlungsglühen oder Normalisierungsglühen,
verändert werden.
[0005] Ferner haben heute bekannte Giessverfahren den Nachteil, dass der Abkühlverlauf des
Giessguts häufig zu erheblichen und problematischen Eigenspannungen, insbesondere
Zugspannungen, im Innern des Giesslings führt. Dieses Problem ist besonders ausgeprägt
bei Giesslingen, die eine komplexe Struktur aufweisen, wie beispielsweise Motorengehäuse
für Grossdieselmotoren. Solche Motorengehäuse (siehe z. B. Fig. 1) weisen zahlreiche
Ausnehmungen, innere Hohlräume unterschiedlichster Abmessungen und Trennwände mit
sehr verschiedenen Wandstärken auf. Insbesondere bei solch komplexen Giesslingen können
Eigenspannungen sehr leicht zu Dimensionsänderungen oder Rissen führen, so dass eine
sehr zeit- und kostenintensive thermische Nachbehandlung, beispielsweise ein Spannungsarmglühen,
unabdingbar ist, um eine vertretbare Qualität des Giesslings zu gewährleisten.
[0006] Ausgehend von diesem Stand der Technik ist es daher eine Aufgabe der Erfindung, ein
Giessverfahren und eine Giessform zur Herstellung metallischer Giesslinge bereitzustellen,
welche die genannten Nachteile nicht aufweisen. Das Giessverfahren und die Giessform
sollen eine möglichst wirtschaftliche Herstellung metallischer Giesslinge erlauben.
Insbesondere sollen sie es ermöglichen, speziell bei Giesslingen grosser Masse, die
Abkühlzeiten deutlich zu reduzieren. Ferner soll es durch das Giessverfahren bzw.
die Giessform möglich sein, auch komplex strukturierte Giesslinge wie Motorengehäuse
für Grossdieselmotoren herzustellen, bei denen auf eine aufwendige thermische Nachbearbeitung
verzichtet werden kann, ohne dass dabei Qualitätseinbussen in Kauf genommen werden
müssen.
[0007] Die diese Aufgaben in verfahrenstechnischer und apparativer Hinsicht lösenden Gegenstände
der Erfindung sind durch die Merkmale des jeweiligen unabhängigen Anspruchs gekennzeichnet.
Das erfindungsgemässe Giessverfahren zum Herstellen von metallischen Giesslingen aus
einem Giessgut, bei welchem das Giessgut im flüssigen Zustand in eine Giessform, insbesondere
eine Sandform, eingebracht wird und das Giessgut in der Giessform erstarrt und abkühlt,
ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass das Giessgut in der Giessform mit einem
Kühlsystem gesteuert gekühlt wird. Durch die gesteuerte Kühlung lässt sich der räumliche
und zeitliche Erstarrungsverlauf und/oder Abkühlverlauf im Giessgut aktiv und gezielt
kontrollieren. Hierdurch lässt sich insbesondere die Abkühlzeit, die das Giessgut
benötigt, um seine Auspacktemperatur zu erreichen, erheblich verkürzen. Somit steht
z. B. die Formgrube, in welcher sich die Giessform befindet, wesentlich schneller
für neue Giessvorgänge zur Verfügung, so dass eine deutliche Steigerung der Produktionskapazität
bei gleichbleibendem Platzbedarf ermöglicht wird.
[0008] Vorzugsweise wird dem Giessgut in der Giessform in wenigstens einem vorgebbaren räumlichen
Bereich gezielt und gesteuert Wärme entzogen. Somit kann beispielsweise die Erstarrung
des Giessguts durch gezielten Wärmeentzug gesteuert werden. Durch diese Massnahme
ist es z. B. möglich, wenigstens einen räumlichen Bereich des Giessguts sehr schnell
zum Erstarren zu bringen. Dies hat den Vorteil, dass das sich ausbildende Gefüge des
erstarrenden Giessguts bereichsweise beeinflussbar ist. So können z. B. in vorgebbaren
Bereichen des Giessguts durch die gezielte gesteuerte und rasche Erstarrung grosse
Härtewerte erreicht werden, ohne dass dafür eine thermische Nachbehandlung wie beispielsweise
Umwandlungsglühen vonnöten ist.
[0009] Ferner ist es bei dem erfindungsgemässen Giessverfahren bevorzugt, dem Giessgut in
der Giessform in mehreren vorgebbaren räumlichen Bereichen gezielt und gesteuert Wärme
zu entziehen, wobei die den verschiedenen räumlichen Bereichen entzogenen Wärmemengen
im wesentlichen unabhängig voneinander regelbar sind. Dies hat insbesondere den Vorteil,
dass der räumliche Verlauf der Erstarrung und/oder der Abkühlung aktiv und kontrolliert
beeinflussbar ist. Somit lassen sich die mechanischen Eigenschaften des Giesslings
bereits bei der Herstellung kontrolliert beeinflussen.
[0010] Der Wärmeentzug erfolgt vorteilhafterweise mittels eines strömenden Fluids und besonders
bevorzugt mittels Luft, weil Luft ein kostengünstiges, unproblematisch zu handhabendes
und ungefährliches Kühlmedium ist.
[0011] Bei einer bevorzugten Verfahrensführung wird mittels Temperatursensoren an unterschiedlichen
Stellen des Giessguts die jeweilige lokale Temperatur kontinuierlich erfasst und das
daraus bestimmbare Temperaturprofil zur Steuerung des Kühlens herangezogen. Somit
lässt sich das räumliche Temperaturprofil ständig überwachen und durch die gesteuerte
Kühlung aktiv beeinflussen.
[0012] Dabei ist es insbesondere beim Abkühlen des Giessguts vorteilhaft, wenn der Temperaturgradient
über das Giessgut minimiert wird. Dadurch lassen sich nämlich, speziell auch bei komplex
strukturierten Giesslingen wie Gehäusen von Grossdieselmotoren, Zugspannungen im Giessling
zumindest drastisch reduzieren, so dass auf eine thermische Nachbehandlung wie Spannungsarmglühen
verzichtet werden kann, ohne dafür Qualitätseinbussen in Kauf nehmen zu müssen. Es
ist sogar möglich, im Innern des Giesslings Druckspannungen zu erzeugen.
[0013] Die erfindungsgemässe Giessform, insbesondere Sandform, zum Herstellen von metallischen
Giesslingen aus einem flüssigen Giessgut, welches in der Giessform erstarrt und abkühlt,
ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass ein Kühlsystem zum gesteuerten Kühlen
des Giessguts vorgesehen ist. Dadurch ist die erfindungsgemasse Giessform zur Durchführung
des erfindungsgemässen Giessverfahrens geeignet.
[0014] Vorzugsweise umfasst das Kühlsystem mindestens ein Rohrsystem für einen fluiden Wärmeträger,
insbesondere Luft, durch welches dem Giessgut in wenigstens einem vorgebbaren räumlichen
Bereich gezielt und gesteuert Wärme entziehbar ist. Diese konstruktiv einfache Massnahme
ermöglicht es, den räumlichen und zeitlichen Erstarrungs- und/oder Abkühlverlauf in
dem Giessgut kontrolliert zu beeinflussen.
[0015] Vorzugsweise wird ein direkter Kontakt zwischen dem Giessgut und dem Rohrsystem vermieden,
um eine Schädigung des Rohrsystems zu vermeiden. Das Rohrsystem kann beispielsweise
in oder zwischen den Sandkernen der Sandform verlaufen. Das Kühlsystem umfasst bei
einer bevorzugten Variante ferner ein Übertragungsmedium, welches das Rohrsystem thermisch
mit dem Giessgut koppelt. Dieses Übertragungsmedium kann in der einfachsten Ausführung
Sand bzw. ein Sandkern sein. Um einen besseren Wärmekontakt zu erzielen, kann das
Übertragungsmedium aber auch ein besser wärmeleitendes Material, z. B. Grafit, enthalten.
Beispielsweise kann das Rohrsystem teilweise auf oder in Grafitplatten verlaufen,
die in direktem körperlichen Kontakt mit dem Giessgut stehen.
[0016] Vorzugsweise umfasst das Kühlsystem mindestens zwei Rohrsysteme für einen fluiden
Wärmeträger, insbesondere Luft, durch welche dem Giessgut in mehreren vorgebbaren
räumlichen Bereichen gezielt und gesteuert Wärme entziehbar ist, wobei die mittels
der unterschiedlichen Rohrsysteme entzogenen Wärmemengen im wesentlichen unabhängig
voneinander regelbar sind. Durch diese Massnahme ist es möglich, insbesondere den
räumlichen Verlauf der Erstarrung und/oder der Abkühlung im Giessgut aktiv zu beeinflussen.
Somit lässt sich je nach Giessling bzw. je nach seinen gewünschten Eigenschaften der
jeweils unter metallurgischen Aspekten günstigste Verlauf der Erstarrung und/oder
der Abkühlung realisieren.
[0017] Insbesondere ist es günstig, eine Regelung vorzusehen, welche die entzogenen Wärmemengen
so steuert, dass der Temperaturgradient über das Giessgut minimal ist. Dadurch lassen
sich Zugspannungen im Giessling deutlich reduzieren oder sogar Druckspannungen erzeugen
ohne die Notwedigkeit thermischer Nachbehandlungen wie z. B. Spannungsarmglühen.
[0018] Da keine zeit- und kostenintensiven thermischen Nachbehandlungen vonnöten sind, ist
das erfindungsgemässe Giessverfahren bzw. die erfindungsgemässe Giessform besonders
wirtschaftlich.
[0019] Weitere vorteilhafte Massnahmen und bevorzugte Ausgestaltungen ergeben sich aus den
abhängigen Ansprüchen.
[0020] Im folgenden wird die Erfindung sowohl in Bezug auf die verfahrenstechnischen als
auch in Bezug auf die apparativen Aspekte anhand der Zeichnung und anhand von Ausführungsbeispielen
näher erläutert. In der schematischen nicht massstäblichen Zeichnung zeigen:
- Fig. 1
- eine Darstellung eines Motorengehäuses in einer Formgrube zur Verdeutlichung eines
ersten Ausführungsbeispiels der Erfindung,
- Fig. 2
- eine Seitenansicht eines Rohrsystems zum Wärmeentzug aus dem Kurbelraum des Motorengehäuses
aus Fig. 1,
- Fig. 3
- eine Aufsicht auf das Rohrsystem aus der Blickrichtung III-III in Fig. 2,
- Fig. 4
- eine Darsteluung eines Rohrsystems zur Bodenkühlung des Motorengehäuses aus Fig. 1,
- Fig. 5-9
- schematische Darstellungen verschiedener Varianten für die Wärmeübertragung zwischen
Giessgut und Wärmeträger,
- Fig. 10
- eine Darstellung eines Exzenterrads zur Verdeutlichung eines zweiten Ausführungsbeispiels
der Erfindung,
- Fig. 11
- einen Querschnitt durch das Exzenterrad entlang der Schnittlinie XI-XI in Fig. 10,
- Fig. 12
- eine Aufsicht auf eine Kühlerplatte, und
- Fig. 13
- einen massiven Block mit einer dünnen Bohrung zur Verdeutlichung eines dritten Ausführungsbeispiels
der Erfindung.
[0021] Das erfindungsgemässe Giessverfahren bzw. die erfindungsgemässe Giessform zum Herstellen
von metallischen Giesslingen ist insbesondere dadurch gekennzeichnet, dass das Giessgut
in der Giessform gesteuert gekühlt wird bzw. dass ein Kühlsystem zum gesteuerten Kühlen
des Giessguts vorgesehen ist. Mit dem Begriff "gesteuertes Kühlen" ist dabei gemeint,
dass - im Unterschied zum passiven Erstarren bzw. Abkühlen lassen - dem Giessgut bzw.
der Giessform aktiv Wärme entzogen wird und die entzogene Wärmemenge dabei kontrolliert
beeinflussbar ist.
[0022] Bei dem im folgenden beschriebenen Ausführungsbeispielen wird als Giessgut beispielsweise
Gusseisen und speziell eine Grauguss-Legierung verwendet.
[0023] Ein erstes Ausführungsbeispiel der Erfindung bezieht sich auf die Herstellung von
Motorengehäuse für Grossdieselmotoren, wie sie beispielsweise im Schiffsbau verwendet
werden. Solche Motorengehäuse, die typischerweise äusserst komplex strukturiert sind,
das heisst viele Hohlräume und Ausnehmungen sowie eine grosse Anzahl von Trennwänden
unterschiedlicher Dicke aufweisen, werden üblicherweise in Sandformen gegossen, die
entsprechend der gewünschten Gestalt des herzustellenden Giesslings, gegebenenfalls
unter Berücksichigung einer Bearbeitungszugabe, modelliert werden.
[0024] Fig. 1 zeigt in einer teilweise schematischen Darstellung ein Motorengehäuse 1 in
einer Formgrube 2, die als Dauerform, also für den Mehrfach-Gebrauch, ausgelegt ist.
Das Motorengehäuse 1 umfasst einen Kurbelraum 11 sowie einen Zylinderraum 12, in welchem
zwei Zylinder 122 erkennbar sind. Üblicherweise umfasst das Motorengehäuse 1 mehrere,
beispielsweise zehn oder zwölf Zylinder 122, die paarweise hintereinander angeordnet
sind. Auf die weiteren Details des in Fig. 1 dargestellten Motorengehäuses 1 wird
hier nicht näher eingegangen, weil diese zum einen nicht wesentlich für das Verständnis
der Erfindung und zum anderen hinreichend bekannt sind.
[0025] Zur Herstellung des Motorengehäuses 1 wird zunächst in an sich bekannter Weise die
Gestalt des Motorengehäuses 1 in der Fcrmgrube 2, die beispielsweise aus Zementsand
besteht, aus mehreren Sandkernen modelliert. Ein solcher Sandkern wird aus mit einem
Bindemittel versetztem Quarzsand bzw. einem anderen, sandähnlichen Mineralstoff z.
B. durch chemische oder thermische Aushärtung erstellt. Die einzelnen Sandkerne, die
normalerweise nur für den Einmalgebrauch ausgelegt sind, werden in der Formgrube derart
zusammgefügt bzw. kombiniert, dass die zwischen ihnen entstehenden Hohlräume in ihrer
Gesamtheit im wesentlichen der Form des herzustellenden Giesslings für das Motorengehäuse
1 entsprechen. Gemäss der Darstellung in Fig. 1 sind im wesentlichen alle Hohlräume
und Ausnehmungen des herzustellenden Motorengehäuses 1 sowie der Raum zwischen dem
Motorengehäuse 1 und dem Boden 21 bzw. der inneren Wand 22 der Formgrube 2 durch entsprechend
geformte Sandkerne besetzt. Aus Gründen der besseren Übersichtlichkeit ist in Fig.
1 auf eine explizite Darstellung der Sandkerne verzichtet und dafür das Motorengehäuse
1 dargestellt, das durch die Gesamtheit der Hohlräume zwischen und in den Sandkernen
geformt wird.
[0026] Nachdem dieserart die Sandform erstellt ist, wird das flüssige Giessgut, üblicherweise
eine Gusseisenlegierung, in die Sandform eingefüllt und fliesst in die Hohlräume,
wo es erstarrt und abkühlt, wodurch das dargestellte Motorengehäuse 1 entsteht.
[0027] Erfindungsgemäss ist ein Kühlsystem zum gesteuerten Kühlen des Giessguts vorgesehen.
Bei dem in Fig. 1 illustrierten Ausführungsbeispiel umfasst das Kühlsystem mehrere
Rohrsysteme, die einen Kurbelraumkühler 3 (siehe Fig. 2 und Fig. 3) sowie einen Bodenkühler
4 (siehe Fig. 4) bilden. Durch die Rohrsysteme wird ein fluider Wärmeträger bewegt,
der dem Giessgut bzw. der Giessform Wärme entzieht. Vorzugsweise wird als Wärmeträger
Luft verwendet, weil diese Medium einfach in der Handhabung, ungefährlich, kostengünstig
und effizient, auch bei den üblicherweise hohen Temperaturen des Giessguts, ist. Die
Luft kann beispielsweise mittels eines Ventilators oder eines Gebläses durch die Rohrsysteme
bewegt werden. Die dem Giessgut entzogenen Wärmemenge lässt sich über die Durchflussmenge
an Luft bezogen auf die Zeit in einfacher Weise durch Ventile, Drosselklappen oder
sonstige Dosiervorrichtungen steuern. So lässt sich beispielsweise durch Erhöhung
der Strömungsgeschwindigkeit der Luft bzw. durch Druckerhöhung der eingespeisten Luft
die Kühlleistung des Kühlsystems erhöhen. In der Praxis hat es sich bewährt, Druckluft
von bis zu einigen bar in die Rohrsysteme einzuspeisen. Die Steuerung der in den einzelnen
Rohrsystemen strömenden Luftmengen kann sowohl eingangsseitig als auch ausgangsseitig
der Rohrsysteme erfolgen. Aus praktischen Gründen erfolgt die Steuerung jedoch vorzugsweise
ausgangsseitig.
[0028] Bei dem ersten Ausführungsbeispiel sind zwei im wesentlichen unabhängige Rohrsysteme
vorgesehen, nämlich der Kurbelraumkühler 3 und der Bodenkühler 4. Dadurch ist es möglich,
dem Giessgut in verschiedenen räumlichen Bereichen gezielt und gesteuert Wärme zu
entziehen, wobei die den verschiedenen Bereichen entzogenen Wärmemengen im wesentlichen
unabhängig voneinander regelbar sind. Durch diesen lokalen Wärmeentzug ist es möglich,
das Temperaturprofil, also die Temperaturverteilung im Giessgut, kontrolliert zu beeinflussen.
Durch die Platzierung und die Form des Rohrsystems bzw. den Verlauf der Rohre des
Rohrsystems in der Giessform lassen sich die räumlichen Bereiche, in denen dem Giessgut
durch die Rohrsysteme Wärme entzogen wird, vorgeben. Die explizite Ausgestaltung und
Plazierung der Rohrsysteme richtet sich je nach der Geometrie des Giesslings und dem
konkreten Anwendungsfall.
[0029] Bei dem ersten Ausführungsbeispiel dient der Kurbelraumkühler 3 dazu, dem Giessgut
im Grenzbereich zwischen dem Kurbelraum 11 und dem Zylinderraum 12, also dort wo es
aufgrund der Geometrie des Giesslings zu einem Wärmestau kommen kann, lokal Wärme
zu entziehen. Der Bodenkühler 4 dient dem Wärmeentzug aus dem Bodenbereich des Motorengehäuses
1.
[0030] Ferner sind Temperatursensoren 5a, 5b, 5c, beispielsweise im Giessgut eingegossenen
Thermoelemente, vorgesehen, mit denen jeweils die lokale Temperatur des Giessguts
an unterschiedlichen Stellen kontinuierlich erfasst wird. Bei dem ersten Ausführungsbeispiel
ist ein erster Temperatursensor 5a im Bodenbereich, ein zweiter Temperatursensor 5b
im Zentrum des Grenzbereichs zwischen Zylinder- 12 und Kurbelraum 11 und ein dritter
Temperatursensor 5c im Flanschbereich des Motorengehäuses 1 vorgesehen. Aus den Messwerten
der drei Temperatursensoren 5a, 5b, 5c lässt sich das momentane Temperaturprofil im
Giessgut bestimmen. Die Temperatursensoren 5a, 5b, 5c übermitteln ihre Messwerte beispielsweise
an eine Regelung 6, mittels derer die Luftmengen in den Rohrsystemen steuerbar ist.
Mittels der Regelung 6 wird die Durchflussmenge an Luft in den einzelnen Rohrsystemen
beispielsweise über eine entsprechende Ansteuerung von nicht dargestellten Drosselvorrichtungen
derart gesteuert, dass, je nach aktuellem Temperaturprofil im Giessling, dem ein oder
anderen räumlichen Bereich des Giesslings eine grössere oder kleinere Wärmemenge pro
Zeit entzogen wird. Kommt es beispielsweise im Bereich des zweiten Temperatursensors
5b zu einem Wärmestau, erkennbar an einer grossen Differenz zwischen den von dem zweiten
Temperatursensor 5b und dem dritten Temperatursensor 5c gemessenen Temperaturen, so
wird über die Regelung 6 die Kühlleistung des Kurbelraumkühlers 3 durch Vergrösserung
der Durchflussrate an Luft erhöht, sodass sich diese beiden Temperaturen einander
annähern.
[0031] Das den Kurbelraumkühler 3 bildende Rohrsystem ist in Fig. 2 in einer Seitenansicht
dargestellt und in Fig. 3 in einer Aufsicht aus der Blickrichtung III-III in Fig.
2. Vorzugsweise ist der Kurbelraumkühler 3 einstückig aus einem Rohr, beispielsweise
einem Stahlrohr hergestellt. Der Kurbelraumkühler 3 hat einen zuführenden Schenkel
31, der in einen gekrümmten, die Form eines fast geschlossenen S aufweisenden Teil
33 übergeht. Das andere Ende des S-förmigen Teils 33 geht in einen abführenden Schenkel
32 über, der im wesentlichen parallel zu dem zuführenden Schenkel 31 verläuft. Der
S-förmige Teil 33 des Kurbelraumkühlers ist so in der Giessform angeordnet, dass er
die in Fig. 1 mit dem Bezugszeichen 30 versehenen Fläche kontaktiert, welche im wesentlichen
die Grenze zwischen dem Kurbelraum 11 und dem Zylinderraum 12 bildet. Der Form dieser
Fläche 30 entsprechend sind die beiden Bogenstücke des S-förmigen Teils 33 relativ
zueinander geneigt, sodass sie in der Seitenansicht gemäss Fig. 2 ein V bilden. Die
beiden Bogenstücke des Teils 33 sind so gekrümmt, dass sie der Wandung der Zylinder
122 folgen. Vorzugsweise sind an dem S-förmigen Teil 33 mehrere gut wärmeleitende
Platten 34, beispielsweise aus Grafit, angebracht, mit denen der Kurbelraumkühler
3 auf der Fläche 30 aufliegt. Dadurch wird ein möglichst homogener und guter Wärmetransport
aus dem Giessgut in den Kurbelraumkühler 3 gewährleistet. Es versteht sich, dass pro
Zylinderpaar jeweils ein solcher Kurbelraumkühler 3 vorgesehen ist. Die zuführenden
und abführenden Schenkel 31, 32 verlaufen jeweils gemäss der Darstellung in Fig. 1
von der Fläche 30 durch den Kurbelraum 11 nach oben. Die zuführenden Schenkel 31 sind
entweder einzeln oder über eine gemeinsame zentrale Leitung, in welche sie einmünden,
mit einem Luftzuführmittel, beispielsweise einem Ventilator oder einem Gebläse, verbunden.
Die abführenden Schenkel 32 werden zur besseren Steuerung und Überwachung vorzugsweise
jeweils einzeln aus der Giessform geführt.
[0032] Das den Bodenkühler 4 bildende Rohrsystem ist in Fig. 4 dargestellt. Der Bodenkühler
4 ist im Boden der Formgrube 2 angeordnet und umfasst eine Hauptleitung 41, die sich
im wesentlichen über die gesamte Breite des Motorengehäuses 1 erstreckt. Von der Hauptleitung
41 zweigen vier jeweils im wesentlichen U-förmige Rohre 42 ab, von denen jeweils nur
ein Schenkel mit der Hauptzuleitung 41 verbunden ist. Durch diese Schenkel strömt
die Luft, wie dies die Pfeile in Fig. 4 andeuten, in die U-förmigen Rohre. Die jeweils
anderen Schenkel der U-förmigen Rohre 42 führen jeweils zu einem Ausgang 43 für die
Abluft. Zur besseren Steuerung und Überwachung werden die Ausgänge 43 einzeln aus
der Giessform geführt. Zwischen den Schenkeln der U-förmigen Rohre 42 sind mehrere
Stahlplatten 44 angeordnet, beispielsweise eingeschweisst, um eine gleichmässige Kühlung
des Bodenbereichs des Motorengehäuses 1 zu erzielen. Zur schnelleren Wärmeübertragung
zwischen dem Giessgut und dem Bodenkühler 4 kann ein Übertragungsmedium, z. B. Grafitplatten
45, vorgesehen sein. Die Grafitplatten 45 sind zwischen den Stahlplatten 44 und dem
Giessgut in oder zwischen den bodennächsten Sandkernen der Giessform angeordnet. Ferner
ist eine Zuführleitung 7 (Fig. 1) vorgesehen, durch welche die Kaltluft auf das Niveau
der Hauptleitung 41 geführt wird und in diese eingespeist wird. Die Rohre des Bodenkühlers
4 können beispielsweise aus Stahl sein.
[0033] Bei dem ersten Ausführungsbeispiel der Erfindung sind es die primären Ziele, die
Abkühlzeit des Motorengehäuses in der Giessform 1 und damit die benötigte Produktionszeit
deutlich zu verkürzen, und die Eigenspannungen im Giessling soweit zu reduziern, dass
auf ein anschliessendes Spannungsarmglühen verzichtet werden kann.
[0034] Das erstgenannte Ziel wird durch den aktiven Wärmeentzug aus dem Giessgut mittels
der durch die Rohrsysteme geleiteten Luft erreicht. Hierdurch wird die Wärme deutlich
schneller abgeführt als beispielsweise beim passiven Abkühlen lassen. Die Praxis zeigt,
dass sich mittels der aktiven gesteuerten Kühlung die Abkühlzeit, also die Zeit die
das Motorengehäuse 1 in der Giessform benötigt, um seine Auspacktemperatur zu erreichen,
im Vergleich zum passiven Abkühlen auf weniger als ein Drittel verkürzen lässt. Dies
bedeutet unter wirtschaftlichen Aspekten einen deutlichen Fortschritt.
[0035] Unter wirtschaftlichen Aspekten ist es ausserdem vorteilhaft, dass die aus den Rohrsystemen
austretende erwärmte Luft zum Trocknen anderer Giessformen verwendet werden kann,
sodass die in der erwärmten Luft enthaltenen Energie nicht ungenutzt bleibt.
[0036] Das zweite Ziel lässt sich erreichen, indem mittels der erfindungsgemässen gesteuerten
Kühlung der Temperaturverlauf im Bereich der Temperatursensoren 5a und 5b an den Temperaturverlauf
im Bereich des Temperatursensors 5c angeglichen wird. Dies bedeutet, dass über die
Regelung der Durchflussmengen an Luft im Kurbelraumkühler 3 und im Bodenkühler 4 der
Temperaturgradient über das Giessgut minimiert wird. Durch den gesteuerten und lokalen
Wärmeentzug aus den unterschiedlichen Bereichen des Giessguts ist es möglich, das
Giessgut sehr homogen, also mit sehr geringen inneren Temperaturunterschieden abzukühlen.
Dort, wo sich die Wärme staut, also beispielsweise im Bereich des Temperatursensors
5b, wird die Kühlleistung des entsprechenden Rohrsystems (Kurbelraumkühler 3) derart
erhöht, dass sich durch den lokalen Wärmeentzug die Temperatur an diejenige im Bereich
des Temperatursensors 5c angleicht. Durch dieses homogene Abkühlen lassen sich die
Eigenspannungen im Giessling drastisch reduzieren. Auch ist es möglich, im Bereich
des Temperatursemnsors 5b so stark zu kühlen, dass hier lokal eine niedrigere Temperatur
herrscht als im Bereich des Temperatursensors 5c und des Temperatursensors 5a. Prinzipiell
ist es damit möglich, im Bereich des Temperatursensors 5b Druckspannungen zu erzeugen.
[0037] Somit lässt sich bei dem ersten Ausführungsbeispiel der Erfindung sowohl der räumliche
Abkühlverlauf (Temperaturprofil) als auch der zeitliche Abkühlverlauf (Abkühlrate)
kontrolliert beeinflussen. Dies bedeutet eine deutliche Erweiterung der giesstechnischen
Möglichkeiten, weil der räumliche und zeitliche Abkühlverlauf des Giessgut unter metallurgischen
Aspekten, je nach Geometrie und gewünschten mechanischen Eigenschaften des herzustellenden
Giesslings, optimierbar ist.
[0038] In den Figuren 5-9 sind schematisch verschiedene Varianten für die Wärmeübertragung
zwischen dem Giessgut 10 und dem Wärmeträger, der bevorzugt Luft ist und der sich
in einer Leitung 8 eines der Rohrsysteme bewegt, dargestellt. Der Wärmeträger Luft
ist jeweils symbolisch durch einen Pfeil dargestellt. Im einfachsten Fall (siehe Fig.
5) verläuft die Leitung 8 im Innern eines Sandkerns 9, so dass der Sand das Übertragungsmedium
bildet, welches das Rohrsystem thermisch mit dem Giessgut koppelt. Auch ist es möglich
(siehe Fig. 6, Fig. 7 und Fig. 9) als Übertragungsmedium ein besser wärmeleitendes
Material, vorzugsweise Grafit 20, zu verwenden. Bei der in Fig. 6 gezeigten Variante
ist die Leitung 8 vollständig von dem Grafit 20 umgeben. Dies kann beispielsweise
realisiert werden, indem die Leitung 8 zumindest über einen Teil ihrer Länge in einen
Grafitkörper eingeformt wird. Bei der in Fig. 7 gezeigten Variante befindet sich zwischen
der Leitung 8 und dem Giessgut 10 ebenfalls Grafit 20 als Übertragungsmedium, aber
die Leitung 8 grenzt auf ihrer dem Giessgut 10 abgewandten Seite an einen Sandkern
9. Zur Realisierung dieser Variante ist es auch möglich, wie in Fig. 9 im Querschnitt
dargestellt, die Leitung 8 einerseits teilweise in einen Sandkern 9 einzubetten und
andererseits in körperlichen Kontakt mit dem Grafit 20, beispielsweise eine Grafitplatte,
zu bringen. Vorzugsweise wird dabei zur besseren Wärmeübertragung, wie in Fig. 9 dargestellt,
der Zwischenraum zwischen dem Grafit 20, der Leitung 8 und dem Sandkern 9 mit einem
formbaren gut wärmeleitenden Medium 22 ausgefüllt. Hierfür geeignet ist beispielsweise
Grafitpulver, Grafitgranulat, oder Grafitpulver bzw. -granulat, das mit einem gut
wärmeleitenden Harz, z. B. Furanbinder, vermischt ist. Bei der in Fig .8 dargestellten
Variante ist die Leitung 8 von einen Eisenkörper 21 umgeben, beispielsweise in den
Eisenkörper 21 eingegossen. Zwischen dem Eisenkörper 21 und dem Giessgut 10 ist wiederum
Grafit 20 vorgesehen.
[0039] Ein zweites Ausführungsbeispiel der Erfindung bezieht sich auf die Herstellung von
grossen Exzenterrädern, die beispielsweise in Grosspressen wie Automobilpressen verwendet
werden. Während das ersten Ausführungsbeispiel in erster Linie demonstriert, wie mittels
der Erfindung der Abkühlvorgang im Giessgut steuerbar ist, verdeutlicht das zweite
Ausführungsbeispiel primär, wie die Erfindung vorteilhaft zur Steuerung des Erstarrungsvorgangs
im Giessgut einsetzbar ist.
[0040] In Fig. 10 ist die Hälfte eines an sich bekannten Exzenterrads 50 dargestellt, das
einen äusseren Zahnkranz 51 aufweist. Zum besseren Verständnis zeigt Fig. 11 noch
einen Querschnitt durch das Exzenterrad 50 entlang der Schnittlinie XI-XI in Fig.
10. Auch solche Exzenterräder 50 werden üblicherweise in entsprechend modellierten
Sandformen gegossen. Aus Gründen der besseren Übersicht ist in den Figuren 10 und
11 auf die Darstellung der Sandform verzichtet worden.
[0041] Solche Exzenterräder 50 müssen üblicherweise speziell am Zahnkranz 51 sehr gute mechanische
Eigenschaften, insbesondere eine sehr grosse Härte, aufweisen, um den Anforderungen
im Betrieb auf Dauer standzuhalten. Dabei soll das Gefüge im Bereich des Zahnkranzes
51 auch frei von Zementitausscheidungen sein. Diese hohen Anforderungen an das Gefüge
sind mit bekannten Giessverfahren nicht realisierbar, sodass das Gefüge des Giesslings
nach der Entformung mittels aufwendiger thermischer Nachbehandlung ( z. B. Normalisierungsglühen
mit Abkühlen an Luft und anschliessendem Spannungsarmglühen) umgeformt werden muss,
um z. B. die gewünschten Härten zu erzielen. Ein grosser Nachteil aufgrund der Bearbeitungskosten
ist dabei, dass das Gefüge des gesamten Exzenterrads 50 durch die thermische Nachbehandlung
umgeformt wird und nicht nur die Bereiche, welche die grosse Härte aufweisen sollen.
[0042] Durch das erfindungsgemässe gesteuerte Kühlen lässt sich nun in dem Bereich, der
eine grosse Härte aufweisen soll, nämlich im Bereich des Zahnkranzes 51, die Erstarrung
durch gezielten Wärmeentzug derart beschleunigen, dass der Zahnkranz 51 ein sehr feines
Gefüge mit kleinen eutektischen Zellen aufweist und vollständig perlitisch ist. Durch
die gesteuerte Kühlung kann somit die gewünschte Härte am Zahnkranz 51 ohne thermische
Nachbehandlung realisiert werden, wobei der Rest des Exzenterrades 50 im wesentlichen
unbeeinflusst bleibt.
[0043] Bei dem zweiten Ausführungsbeispiel umfasst das Kühlsystem mehrere Kühlerplatten
60, die entlang des Umfangs des Exzenterrsads 50 angeordnet sind. Zum besseren Wärmeübertrag
ist zwischen jeder Kühlerplatte 60 und dem Exzenterrad 50 jeweils ein gut wärmeleitendes
Medium, beispielsweise ein Grafitelement 70 angeordnet, wobei jeweils eine Fläche
der Grafitelemente 70 an die Krümmung des Exzenterrades angepasst ist.
[0044] In Fig. 12 ist eine solche Kühlplatte 60 in einer Aufsicht dargestellt. Die Kühlerplatte
60 hat eine im wesentlichen quaderförmige Gestalt und weist ein Rohrsystem auf, das
in diesem Ausführungsbeispiel als eine einstückige Rohrleitung 61 ausgestaltet ist.
Die Rohrleitung 61 führt von einem Einlass 62 für die Kaltluft durch das Innere der
quaderförmigen Kühlerplatte 60 zu einem Auslass 63. Im Innern der Kühlerplatte 60
verläuft die Rohrleitung 61 zunächst parallel dem Umfang der Kühlerplatte 60 folgend,
krümmt sich dann in Richtung des Zentrums der Kühlerplatte 60 und führt in umgekehrter
Richtung wieder zurück zum Auslass 63. Die Strömungsrichtung der Luft ist in den Fign.
11 und 12 durch die Pfeile angedeutet. Die Kühlerplatte 60 kann beispielsweise aus
einem massiven Stahl- oder Eisenquader bestehen, in welchen die Rohrleitung 61 eingegossen
ist.
[0045] Die verschiedenen Kühlerplatten 60 (siehe Fig. 10) können einzeln, in Gruppen oder
gemeinsam, jeweils durch den Einlass 62 mit Luft versorgt werden. Durch Steuerung
der Durchflussmenge an Luft, die pro Zeit durch die Kühlerplatten 60 strömt, lässt
sich die dem Giessgut im Bereich des Zahnkranzes 51 gezielt entzogenen Wärmemenge
steuern. Dadurch lässt sich die Erstarrung des Giessguts lokal in kontrollierter Weise
beschleunigen. Durch entsprechende Plazierung der Kühlerplatten 60 oder ähnlicher
Kühlelemente lässt sich der Bereich des Giesslings vorgehen, in welchem durch gezielten
und gesteuerten Wärmeentzug die Erstarrung beschleunigt werden soll.
[0046] Die Erfindung ermöglicht es somit auch, den räumlichen und zeitlichen Erstarrungsverlauf
im Giessgut kontrolliert zu beeinflussen. Daraus resultiert ebenfalls eine Erweiterung
der giesstechnischen Möglichkeiten, weil eine gezielte, lokale Beeinflussung des sich
bei der Erstarrung ausbildenden Gefüges realisierbar ist.
[0047] Ein drittes Ausführungsbeispiel der Erfindung bezieht sich auf die Herstellung von
Giesslingen, die massive, dicke Partien oder Blöcke aufweisen, in denen vergleichsweise
dünne Bohrungen vorgesehen sind. Fig. 13 zeigt einen Ausschnitt aus einem solchen
Giessling, der einen massiven Block 80 (schraffiert dargestellt) aufweist, in dem
eine vergleichsweise dünne Bohrung 81 vorgesehen ist. Auch der in Fig. 13 im Ausschnitt
gezeigte Giessling wird beispielsweise in einer nicht dargestellten Sandform gegossen.
Zur Realisierung der dünnen Bohrung 81 ist ein Sandkern 90 vorgesehen, der das flüssige
Giessgut von dem Raum der Giessform fernhält, wo der Giessling später die dünne Bohrung
81 aufweisen soll. Es ist ein bekanntes Problem bei konventionellen Giessverfahren,
dass es im Bereich solcher dünnen Bohrungen 81 zu erheblichen Wärmestauungen kommt.
Diese führen häufig dazu, dass sich der Sand des Sandkerns 90 so stark aufheizt, dass
die Penetrationstemperatur des Sands überschritten wird und Giessgut in den Sandkern
90 eindringt. Das daraus entstehende Sand-Gusseisen-Gemisch muss nach der Entformung
des Giesslings mühsam herausgemeisselt werden, was eine sehr zeitintensive und für
das Personal gelenkschädigende Arbeit ist.
[0048] Durch die erfindungsgemässe gesteuerte Kühlung lässt sich auch dieses Problem lösen.
Dazu wird mittels eines Rohrsystems, welches im Innern des Sandkerns 90 verläuft,
und durch welches Luft als Wärmeträger bewegt wird, gezielt demjenigen räumlichen
Bereich des Giesslings Wärme entzogen, der die dünne Bohrung 81 enthält. Somit lässt
sich einerseits die Erstarrung und/oder die Abkühlung des Giessguts im Bereich der
dünnen Bohrung 81 beschleunigen und über eine entsprechende Regelung der Durchflussmenge
an Luft auch steuern. Andererseits kann ein Aufheizen des Sandkerns 90 über seine
Penetrationstemperatur effizient vermieden werden.
[0049] Bei dem in Fig. 13 dargestellten massiven Block ist das Rohrsystem zur Kühlung als
ein doppel-U-förmiges Rohr 91 ausgestaltet. Die durch das Rohr 91 strömende Luft ist
mittels der Pfeile angedeutet. Ein solches doppel-U-förmiges Rohr 91 lässt sich herstellen,
indem ein zunächst gerades Rohr zu einem U gebogen wird und anschliessend das runde
Ende des U in Richtung des offenen Endes des U gebogen wird.
[0050] Auch wenn die hier beschriebenen Ausführungsbeispiele auf Sandgiessverfahren bzw.
auf Sandgiessformen Bezug nehmen, so ist die Erfindung natürlich nicht auf solche
Beispiele beschränkt. Sie ist ebenfalls für Kokillengiessverfahren bzw. Kokillen (metallische,
meist aus Gusseisen hergestellte Giessformen), geeignet oder für solche Giessverfahren
bzw. -formen, bei denen ein Teil des Giesslings durch Kokillen und ein anderer Teil
durch eine Sandform geformt wird. Bei der Verwendung von Kokillen ist es beispielsweise
möglich, die Rohrsysteme für den Wärmeträger in der Wandung der Kokille vorzusehen.
Beispielsweise können die Rohrsysteme in die Kokille eingegossen sein.
[0051] Das erfindungsgemässe Giessverfahren bzw. die erfindungsgemässe Giessform erlauben
es somit durch die gesteuerte Kühlung den räumlichen und zeitlichen Erstarrungs- und/oder
Abkühlverlauf im Giessgut kontrolliert zu beeinflussen. Hierdurch lassen sich die
Abkühlzeiten insbesondere für Giesslinge grosser Masse deutlich reduzieren. Ferner
können metallische Giesslinge sehr guter Qualität hergestellt werden, ohne dass dafür
aufwendige thermische Nachbearbeitungen, wie beispielsweise Spannungsarmglühen zur
Reduktion von Eigenspannungen oder Normalisierungsglühen zur Gefügeumwandlung vonnöten
sind. Dies bedeutet eine erhebliche Zeit- und Kostenersparnis.
[0052] Die Plazierung und der räumliche Verlauf des Kühlsystems richtet sich nach der Geometrie
des herzustellenden Giesslings und nach dem konkreten Anwendungsfall, das heisst nach
den gewünschten metallurgischen Effekten. Anhand dieser Kriterien werden dann die
räumlichen Bereiche des Giessguts vorgegeben, denen gezielt und gesteuert Wärme entzogen
werden soll.
1. Giessverfahren zum Herstellen von metallischen Giesslingen aus einem Giessgut, bei
welchem das Giessgut im flüssigen Zustand in eine Giessform, insbesondere eine Sandform,
eingebracht wird, und das Giessgut in der Giessform erstarrt und abkühlt, dadurch
gekennzeichnet, dass das Giessgut in der Giessform mit einem Kühlsystem (3,4;60;91)
gesteuert gekühlt wird.
2. Giessverfahren nach Anspruch 1, wobei dem Giessgut in der Giessform in wenigstens
einem vorgebbaren räumlichen Bereich gezielt und gesteuert Wärme entzogen wird.
3. Giessverfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, bei welchem dem Giessgut in
der Giessform in mehreren vorgebbaren räumlichen Bereichen gezielt und gesteuert Wärme
entzogen wird, wobei die den verschiedenen räumlichen Bereichen entzogenen Wärmemengen
im wesentlichen unabhängig voneinander regelbar sind.
4. Giessverfahren nach einem der Ansprüche 2-3, wobei der Wärmeentzug mittels eines strömenden
Fluids, insbesondere Luft, erfolgt.
5. Giessverfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei mittels Temperatursensoren
(5a,5b,5c) an unterschiedlichen Stellen des Giessguts die jeweilige lokale Temperatur
kontinuierlich erfasst wird und das daraus bestimmbare Temperaturprofil zur Steuerung
des Kühlens herangezogen wird.
6. Giessverfahren nach Anspruch 5, wobei der Temperaturgradient über das Giessgut minimiert
wird.
7. Giessverfahren nach einem der vorangehenden Ansprüche, wobei die Erstarrung des Giessguts
durch gezielten Wärmeentzug gesteuert wird.
8. Giessform, insbesondere Sandform, zum Herstellen von metallischen Giesslingen aus
einem flüssigen Giessgut, welches in der Giessform erstarrt und abkühlt, gekennzeichnet
durch ein Kühlsystem (3,4;60;91) zum gesteuerten Kühlen des Giessguts.
9. Giessform nach Anspruch 8, bei welchem das Kühlsystem mindestens ein Rohrsystem (3,4;61;91)
für einen fluiden Wärmeträger, insbesondere Luft, umfasst, durch welches dem Giessgut
in wenigstens einem vorgebbaren räumlichen Bereich gezielt und gesteuert Wärme entziehbar
ist.
10. Giessform nach Anspruch 9, bei welchem das Kühlsystem (3,4;60;91) ein Übertragungsmedium
(9;20;21;22) umfasst, welches das Rohrsystem (3,4;61;91) thermisch mit dem Giessgut
(10) koppelt.
11. Giessform nach Anspruch 10, bei welchem das Übertragungsmedium (20,21,22) Grafit (20)
enthält.
12. Glessform nach einem der Ansprüche 8-11, bei welchem das Kühlsystem (3,4;60;91) mindestens
zwei Rohrsysteme (3,4) für einen fluiden Wärmeträger, insbesondere Luft, umfasst,
durch welche dem Giessgut in mehreren vorgebbaren räumlichen Bereichen gezielt und
gesteuert Wärme entziehbar ist, wobei die mittels der unterschiedlichen Rohrsysteme
(3,4) entzogenen Wärmemengen im wesentlichen unabhängig voneinander regelbar sind.
13. Giessform nach einem der Ansprüche 8-12, bei welchem ferner eine Regelung (6) vorgesehen
ist, welche die entzogenen Wärmemengen so steuert, dass der Temperaturgradient über
das Giessgut minimal ist.