[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Brennstofföle, die Mitteldestillate und Copolymere
aus Ethylen und Estern ungesättigter Carbonsäuren enthalten, und die ein verbessertes
Kaltfließverhalten zeigen.
[0002] Rohöle und durch Destillation von Rohölen gewonnene Mitteldestillate wie Gasöl, Dieselöl
oder Heizöl, enthalten je nach Herkunft der Rohöle unterschiedliche Mengen an n-Paraffinen,
die bei Erniedrigung der Temperatur als plättchenförmige Kristalle auskristallisieren
und teilweise unter Einschluß von Öl agglomerieren. Dadurch kommt es zu einer Verschlechterung
der Fließeigenschaften dieser Öle bzw. Destillate, wodurch beispielsweise bei Gewinnung,
Transport, Lagerung und/oder Einsatz der Mineralöle und Mineralöldestillate Störungen
auftreten können. Bei Mineralölen kann dieses Kristallisationsphänomen beim Transport
durch Rohrleitungen vor allem im Winter zu Ablagerungen an den Rohrwänden, in Einzelfällen,
z.B. bei Stillstand einer Pipeline, sogar zu deren völliger Verstopfung führen. Auch
bei der Lagerung und Weiterverarbeitung der Mineralöle kann die Ausfällung von Paraffinen
Schwierigkeiten verursachen. So kann es im Winter unter Umständen erforderlich sein,
die Mineralöle in beheizten Tanks zu lagern. Bei Mineralöldestillaten können als Folge
der Kristallisation Verstopfung der Filter in Dieselmotoren und Feuerungsanlagen auftreten,
wodurch eine sichere Dosierung der Brennstoffe verhindert wird und gegebenenfalls
eine völlige Unterbrechung der Kraftstoff- bzw. Heizmittelzufuhr eintritt.
[0003] Neben den klassischen Methoden zur Beseitigung der auskristallisierten Paraffine
(thermisch, mechanisch oder mit Lösungsmitteln), die sich lediglich auf die Entfernung
der bereits gebildeten Ausfällungen beziehen, wurden in den letzten Jahren chemische
Additive (sogenannten Fließverbesserer oder Paraffin-Inhibitoren) entwickelt, die
durch physikalisches Zusammenwirken mit den ausfallenden Paraffinkristallen dazu führen,
daß deren Form, Größe und Adhäsionseigenschaften modifiziert werden. Die Additive
wirken dabei als zusätzliche Kristallkeime und kristallisieren teilweise mit den Paraffinen
aus, wodurch eine größere Anzahl von kleineren Paraffinkristallen mit veränderter
Kristallform resultiert. Ein Teil der Wirkung der Additive wird auch durch eine Dispergierung
der Paraffinkristalle erklärt. Die modifizierten Paraffinkristalle neigen weniger
zur Agglomeration, so daß sich die mit diesen Additiven versetzten Öle noch bei Temperaturen
pumpen bzw. verarbeiten lassen, die oft mehr als 20° tiefer liegen als bei nichtadditivierten
Ölen.
[0004] Das Fließ- und Kälteverhalten von Mineralölen und Mineralöldestillaten wird durch
Angabe des Pour-Points (bestimmt nach ISO 3016) und des Cold-Filter-Plugging-Points
(CFPP; bestimmt nach EN 116) beschrieben. Beide Kenngrößen werden in °C gemessen.
[0005] Typische Fließverbesserer für Rohöle und Mitteldestillate sind Copolymerisate des
Ethylens mit Carbonsäureestem des Vinylalkohols. So setzt man nach der DE-A-11 47
799 Erdöldestillat-Treib- bzw. -Brennstoffen mit einem Siedepunkt zwischen etwa 120
und 400°C öllösliche Mischpolymerisate aus Ethylen und Vinylacetat mit einem Molekulargewicht
zwischen etwa 1.000 und 3.000 zu. Bevorzugt werden Mischpolymerisate, die etwa 60
bis 99 Gew.-% Ethylen und etwa 1 bis 40 Gew.-% Vinylacetat enthalten. Sie sind besonders
wirksam, wenn sie durch radikalische Polymerisation in einem inerten Lösungsmittel
bei Temperaturen von etwa 70 bis 130°C und Drücken von 35 bis 2.100 atü hergestellt
wurden (DE-A-19 14 756).
[0006] Andere als Fließverbesserer eingesetzte Polymerisate enthalten neben Ethylen und
Vinylacetat z.B. Hexen-1 (vgl. EP-A-0 184 083), Diisobutylen (vgl. EP-A-0 203 554)
oder ein Isoolefin der Formel

wobei R und R' gleich oder verschieden sind und Wasserstoff oder C
1-C
4-Alkylreste bedeuten (EP-A-0 099 646). Auch Mischpolymerisate aus Ethylen, Alkencarbonsäureester
und/oder Vinylester und Vinylketon werden als Stockpunkterniedriger und zur Verbesserung
des Fließverhaltens von Rohölen und Mitteldestillaten der Rohöle verwendet (EP-A-0
111 888).
[0007] Daneben werden auch Copolymere auf der Basis von α,β-ungesättigten Verbindungen und
Maleinsäureanhydrid als Fließverbesserer verwendet. DE-196 45 603 beschreibt Copolymere
aus 60 bis 99 mol-% von Ethylen abgeleiteten Struktureinheiten und 1 bis 40 mol-%
aus Struktureinheiten, die sich von der Maleinsäure, ihrem Anhydrid oder dessen Imiden
ableiten.
[0008] DE-1 162 630 offenbart Copolymerisate aus Ethylen und Vinylestern von geradkettigen
Fettsäuren mit 4 bis 18 Kohlenstoffatomen als stockpunkterniedrigendes Additiv für
Destillatbrennstoffe mittlerer Siedelage wie Hiezöl oder Dieselöl.
[0009] EP-A-0 217 602 offenbart Ethylen-Copolymere mit C
1- bis C
18-Alkylresten tragenden Vinylestern als Fließverbesserer für Mineralöldestillate mit
Siedebereichen (90 - 20) % von unter 100°C.
[0010] EP-A-0 493 769 offenbart Terpolymere, die aus Ethylen, Vinylacetat und Neononan-
bzw. Neodecansäurevinylester hergestellt werden, sowie ihre Verwendung als Additive
für Mineralöldestillate.
[0011] EP-A-0 746 598 offenbart Copolymerisate von Ethylen und Di-Alkylfumaraten in Mischung
mit Mineralölen, die einen Cloud Point von unterhalb -10°C aufweisen.
[0012] Die Wirksamkeit der bekannten Zusatzstoffe zur Verbesserung der Eigenschaften von
Mineralölfraktionen ist u.a. abhängig von der Herkunft des Mineralöls, aus dem sie
gewonnen wurden und damit insbesondere von dessen Zusammensetzung. Additive, die zur
Einstellung bestimmter Eigenschaftswerte von Fraktionen eines Rohöls hervorragend
geeignet sind, können daher bei Destillaten von Rohölen anderen Ursprungs zu völlig
unbefriedigenden Ergebnissen führen.
[0013] Im Zuge des gestiegenen Umweltbewußtseins werden neuerdings Kraftstoffe hergestellt,
die bei ihrer Verbrennung geringere Umweltbelastungen verursachen. Entsprechende Dieselkraftstoffe
zeichnen sich durch einen sehr geringen Schwefelgehalt von weniger als 500 ppm und
insbesondere weniger als 100 ppm, einen niedrigen Aromatengehalt und eine niedrige
Dichte von weniger als 0,86, insbesondere weniger als 0,84 g/ml aus. Sie lassen sich
mit herkömmlichen Fließverbesserern nicht oder nur ungenügend additivieren. Probleme
bereiten dabei vor allem die für den Einsatz unter arktischen Bedingungen hergestellten
Winterqualitäten von Dieselkraftstoffen mit ihren extremen Kälteeigenschaften, wie
z.B. einem Cloud Point kleiner -8°C und insbesondere kleiner -15°C, sehr engen Destillationsschnitten
mit Siedebereichen von 20 bis 90 Vol.-% kleiner 120°C, insbesondere kleiner 100°C
und teilweise auch kleiner 80°C, und einem Destillationsvolumen von 95 Vol-% bei Temperaturen
unter 360°C, insbesondere unter 350°C und speziell unter 330°C. Die Kälteeigenschaften
solcher Destillate können derzeit nur über die Zugabe von leichter siedenden, paraffinarmen
Komponenten, wie z.B. Kerosin, zufriedenstellend verbessert werden.
[0014] Problematisch für das Ansprechverhalten von Fließverbesserern an diesen Ölen ist
die durch enge Destillationsschnitte und niedrige Siedeenden verursachte Zusammensetzung:
Diese Öle haben eine Paraffinverteilung mit Maximum bei etwa C
12 bis C
14 und enthalten nur unwesentliche Mengen der aus herkömmlichen Qualitäten auskristallisierenden
n-Paraffine mit Kohlenwasserstoffketten länger als C
18. Die Cloud-Points und CFPP-Werte liegen speziell bei den Winterqualitäten so niedrig,
daß herkömmliche Fließverbesserer nicht ansprechen und die Kälteeigenschaften durch
Verdünnen mit Kerosin eingestellt werden müssen.
[0015] Es bestand daher die Aufgabe, neue Brennstofföle mit einer gegenüber dem Stand der
Technik verbesserten Fließfähigkeit in der Kälte zu entwickeln.
[0016] Überraschenderweise wurde gefunden, daß Hauptkettenpolymere aus Ethylen, die Seitenketten
mit mehr als 5 Kohlenstoffatomen tragen, geeignet sind, den CFPP auch in den oben
beschriebenen Mitteldestillaten abzusenken. Ethylen/Vinylacetat-Copolymere mit entsprechenden
Comonomergehalten sind dagegen in Kohlenwasserstoffen praktisch unlöslich.
[0017] Gegenstand der Erfindung sind Brennstofföle, enthaltend
A) ein Mineralöl mit einem Cloud Point von weniger als -8°C, einem Siedebereich (90-20
%) von weniger als 120°C und einer Differenz zwischen CFPP und PP von weniger als
10°C, und
B) ein oder mehrere Copolymere, enthaltend bivalente Struktureinheiten der Formel
B1)
-CH2-CH2- (1)
und eine oder mehrere der bivalenten Struktureinheiten B2)
B2)
-CH2-CR1R2- (2)
worin R
1 Wasserstoff oder Methyl und R
2 COOR
3, OR
3 oder OCOR
3 bedeuten, wobei R
3 für einen Alkylrest mit mindestens 4 und höchstens 30 Kohlenstoffatomen steht, oder
daß Komponente B2) eine von der Maleinsäure abgeleitete bivalente Struktureinheit
der Formel (2a) ist

[0018] Der Schwefelgehalt der unter A) genannten Mineralöle beträgt vorzugsweise weniger
als 500, insbesondere weniger als 300 ppm, speziell weniger als 100 ppm. Ihr Cloud
Point liegt vorzugsweise unter -15°C. Die Siedebereiche (90-20 %) der Destillationsschnitte
betragen vorzugsweise weniger als 100°C, insbesondere weniger als 80°C. Bevorzugt
ist die Verwendung von Mineralölen mit einem 95 %-Destillationspunkt von unter 360°C,
insbesondere unter 350°C, speziell unter 330°C.
[0019] Vorzugsweise bedeutet R
1 Wasserstoff. R
3 steht vorzugsweise für einen linearen oder verzweigten C
5-C
24-Alkylrest, besonders bevorzugt für einen linearen oder verzweigten C
8-C
18-Alkylrest. In einer weiteren, besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung
bedeutet R einen Neoalkylrest mit 7 bis 11 Kohlenstoffatomen, insbesondere einen Neoalkylrest
mit 8, 9 oder 10 Kohlenstoffatomen. Die Neoalkylsäuren, von denen sich die oben genannten
Neoalkylreste ableiten lassen, werden durch die Formel (3) beschrieben:

R

und R


sind lineare Alkylreste mit zusammen vorzugsweise 5 bis 9, insbesondere 6, 7 oder
8 Kohlenstoffatomen. Der zur Copolymerisation verwendete Vinylester hat demzufolge
die Formel (4):

Weitere geeignete Comonomere sind solche, die sich von der Acrylsäure ableiten lassen:

Bevorzugte Reste R
3 sind beispielsweise Butyl, tert.-Butyl, Pentyl, neo-Pentyl, Octyl, 2-Ethylhexyl,
Decyl, Dodecyl, Tetradecyl, Hexadecyl, Octadecyl und Behenyl.
[0020] Die erfindungsgemäßen Brennstoffölzusammensetzungen enthalten vorzugsweise Copolymere,
in denen die Comonomere B1) mit 85 bis 97 mol-% und die Comonomere B2) mit 3 bis 15
mol-% enthalten sind. Besonders bevorzugt sind 4 bis 10 mol-% B2) und 90 bis 96 mol-%
B1).
[0021] Die unter B) genannten Copolymere sind durch die üblichen Copolymerisationsverfahren
wie beispielsweise Suspensionspolymerisation, Lösungsmittelpolymerisation, Gasphasenpolymerisation
oder Hochdruckmassepolymerisation herstellbar. Bevorzugt ist dabei die Hochdruckmassepolymerisation
bei Drucken von vorzugsweise 50 bis 400, insbesondere 100 bis 300 MPa und Temperaturen
von vorzugsweise 50 bis 300, insbesondere 100 bis 250°C. Die Reaktion der Monomeren
wird durch Radikale bildende Initiatoren (Radikalkettenstarter) eingeleitet. Zu dieser
Substanzklasse gehören z.B. Sauerstoff, Hydroperoxide, Peroxide und Azoverbindungen
wie Cumolhydroperoxid, t-Butylhydroperoxid, Dilauroylperoxid, Dibenzoylperoxid, Bis(2-ethylhexyl)peroxidcarbonat,
t-Butylperpivalat, t-Butylpermaleinat, t-Butylperbenzoat, Dicumylperoxid, t-Butylcumylperoxid,
Di-(t-butyl)peroxid, 2,2'-Azo-bis(2-methylpropanonitril), 2,2'-Azo-bis(2-methylbutyronitril).
Die Initiatoren werden einzeln oder als Gemisch aus zwei oder mehr Substanzen in Mengen
von 0,001 bis 20 Gew.-%, vorzugsweise 0,01 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Monomerengemisch,
eingesetzt.
[0022] Vorzugsweise haben die unter B) genannten Copolymere Schmelzviskositäten bei 140°C
von 20 bis 10.000 mPas, insbesondere von 30 bis 5000 mPas, speziell von 50 bis 2000
mPas. Die gewünschte Schmelzviskosität dieser Copolymerisate wird bei gegebener Zusammensetzung
des Monomerengemisches durch Variation der Reaktionsparameter Druck und Temperatur
und gegebenenfalls durch Zusatz von Moderatoren eingestellt. Als Moderatoren haben
sich Wasserstoff, gesättigte oder ungesättigte Kohlenwasserstoff, z.B. Propan, Aldehyde,
z.B. Propionaldehyd, n-Butyraldehyd oder Isobutyraldehyd, Ketone, z.B. Aceton, Methylethylketon,
Methylisobutylketon, Cyclohexanon oder Alkohole, z.B. Butanol, bewährt. In Abhängigkeit
von der angestrebten Viskosität werden die Moderatoren in Mengen bis zu 20 Gew.-%,
vorzugsweise 0,05 bis 10 Gew.-%, bezogen auf das Monomerengemisch, angewandt.
[0023] Die unter B) genannten Copolymere können bis zu 4 Gew.-% Vinylacetat oder bis zu
5 Gew.-% weiterer Comonomere enthalten. Solche Comonomere können beispielsweise Vinylester,
Vinylether, Acrylsäurealkylester, Methacrylsäurealkylester oder höhere Olefine mit
mindestens 5 Kohlenstoffatomen sein. Bevorzugt als höhere Olefine sind Hexen, 4-Methylpenten,
Octen oder Diisobutylen.
[0024] Um die unter B) genannten Copolymerisate zu erhalten verwendet man Monomerengemische,
die außer Ethylen und gegebenenfalls einem Moderator 1 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise
3 bis 40 Gew.-% Comonomer enthalten. Mit der von der Zusammensetzung des Copolymerisats
abweichenden Zusammensetzung des Monomerengemisches trägt man der unterschiedlichen
Polymerisationsgeschwindigkeit der Monomeren Rechnung. Die Polymerisate fallen als
farblose Schmelzen an, die bei Raumtemperatur zu wachsartigen Feststoffen erstarren.
[0025] Die Hochdruckmassepolymensation wird in bekannten Hochdruckreaktoren, z.B. Autoklaven
oder Rohrreaktoren, diskontinuierlich oder kontinuierlich durchgeführt, besonders
bewährt haben sich Rohrreaktoren. Lösungsmittel wie aliphatische und/oder aromatische
Kohlenwasserstoffe oder Kohlenwasserstoffgemische, Benzol oder Toluol, können im Reaktionsgemisch
enthalten sein. Bevorzugt ist die lösungsmittelfreie Arbeitsweise. In einer bevorzugten
Ausführungsform der Polymerisation wird das Gemisch aus den Monomeren, dem Initiator
und, sofern eingesetzt, dem Moderator, einem Rohrreaktor über den Reaktoreingang sowie
über einen oder mehrere Seitenäste zugeführt. Hierbei können die Monomerenströme unterschiedlich
zusammengesetzt sein (EP-A-0 271 738).
[0026] Die unter B) genannten Copolymerisate werden den unter A) genannten Mineralölen oder
Mineralöldestillaten in Form von Lösungen oder Dispersionen zugesetzt. Diese Lösungen
oder Dispersionen enthalten vorzugsweise 1 bis 90, insbesondere 10 bis 80 Gew.-% der
Copolymerisate. Geeignete Lösungs- oder Dispersionsmittel sind aliphatische und/oder
aromatische Kohlenwasserstoffe oder Kohlenwasserstoffgemische, z.B. Benzinfraktionen,
Kerosin, Decan, Pentadecan, Toluol, Xylol, Ethylbenzol oder kommerzielle Lösungsmittelgemische
wie Solvent Naphtha, ®Shellsol AB, ®Solvesso 150, ®Solvesso 200, ®Exxsol, ®ISOPAR-
und ®Shellsol D-Typen. Die erfindungsgemäßen Brennstofföle enthalten vorzugsweise
0,001 bis 2, insbesondere 0,005 bis 0,5 Gew.-% Copolymerisat, bezogen auf das Destillat.
[0027] Die erfindungsgemäßen Brennstofföle können weitere öllösliche Co-Additive enthalten,
die bereits für sich allein die Kaltfließeigenschaften von Rohölen, Schmierölen oder
Brennölen verbessern. Beispiele solcher Co-Additive sind Vinylacetat enthaltende Copolymerisate
oder Terpolymerisate des Ethylens, polare Verbindungen, die eine Paraffindispergierung
bewirken (Paraffindispergatoren), sowie Kammpolymere.
[0028] Als Paraffindispergatoren haben sich öllösliche polare Verbindungen mit ionischen
oder polaren Gruppen, z.B. Aminsalze und/oder Amide bewährt, die durch Reaktion aliphatischer
oder aromatischer Amine, vorzugsweise langkettiger aliphatischer Amine, mit aliphatischen
oder aromatischen Mono-, Di-, Tri- oder Tetracarbonsäuren oder deren Anhydriden erhalten
werden (vgl. US-4 211 534). Andere Paraffindispergatoren sind Copolymere des Maleinsäureanhydrids
und α,β-ungesättigten Verbindungen, die gegebenenfalls mit primären Monoalkylaminen
und/oder aliphatischen Alkoholen umgesetzt werden können (vgl. EP-A-0 154 177), die
Umsetzungsprodukte von Alkenyl-spirobislactonen mit Aminen (vgl. EP-A-0 413 279) und
nach EP-A-0 606 055, Umsetzungsprodukte von Terpolymerisaten auf Basis α,β-ungesättigter
Dicarbonsäureanhydride, α,β-ungesättigter Verbindungen und Polyoxyalkenylether niederer
ungesättigter Alkohole.
[0029] Kammpolymere sind Polymere, bei denen Kohlenwasserstoffreste mit mindestens 8, insbesondere
mindestens 10 Kohlenstoffatomen an einem Polymerrückgrat gebunden sind. Vorzugsweise
handelt es sich um Homopolymeren, deren Alkylseitenketten mindestens 8 und insbesondere
mindestens 10 Kohlenstoffatome enthalten. Bei Copolymeren weisen mindestens 20 %,
bevorzugt mindestens 30 % der Monomeren Seitenketten auf (vgl. Comb-like Polymers
- Structure and Properties; N.A. Platé and V.P. Shibaev, J. Polym. Sci. Macromolecular
Revs. 1974, 8, 117 ff). Beispiele für geeignete Kammpolymere sind z.B. Fumarat/Vinylacetat-Copolymere
(vgl. EP-A- 0 153 176), Copolymere aus einem C
6-C
24-α-Olefin und einem N-C
6- bis C
22-Alkylmaleinsäureimid (vgl. EP-A-0 320 766), ferner veresterte Olefin/Maleinsäureanhydrid-Copolymere,
Polymere und Copolymere von α-Olefinen und veresterte Copolymere von Styrol und Maleinsäureanhydrid.
[0030] Die neuen Brennstofföle können andere Zusatzstoffe enthalten, beispielsweise Entwachsungshilfsmittel,
Korrosionsinhibitoren, Antioxidantien, Lubricity-Additive oder Schlamminhibitoren.
Beispiele
[0031] Es wurden folgende Additive A1 bis A5 hergestellt:
- A1:
- Mit Cocosfettalkylamin imidiertes Ethylen-MSA-Copolymer mit 30 Gew.-% (8 mol-%) MSA.
- A2:
- Ethylen-VeoVa-Copolymer mit 7 mol-% VeoVa 10 und einer V140 von 200 mPas.
- A3:
- Ethylen-VeoVa-Copolymer mit 14 mol-% VeoVa 10 und einer V140 von 270 mPas.
- A4:
- Ethylen-VeoVa-Copolymer mit 7 mol-% VeoVa 11 und einer V140 von 84 mPas.
- A5:
- Copolymerisat aus Ethylen und 8 mol-% Stearylacrylat mit einer V140 = 65 mPas.
- MSA =
- Maleinsäureanhydrid
- VeoVa 10/11 =
- Neodecan-/Neoundecansäurevinylester
- V140 =
- gemäß ISO 3219 mit Platte-Kegel-Meßsystem bei 140°C bestimmte Schmelzviskosität des
Copolymers
Wirksamkeit der Additive
[0032] Tabelle 3 gibt die Wirksamkeit der Additive als Fließverbesserer für Mineralöldestillate
an Hand des CFPP-Tests (Cold Filter Plugging Test nach EN 116) in verschiedenen Destillaten
skandinavischer Raffinerien wieder. Die Additive werden als 50 %ige Lösungen in Solvent
Naphtha eingesetzt. Als Vergleich werden die Wirksamkeit eines handelsüblichen Ethylen-Vinylacetat-Copolymers
(EVA-Copolymer) mit 13,3 mol-% Vinylacetat und einer Schmelzviskosität V
140 von 125 mPas (V1) und eines handelsüblichen Ethylen-Vinylacetat-Neodecansäurevinylester-Terpolymers
mit 16 mol-% Vinylacetat, 1,2 mol-% Neodecansäurevinylester und einer Schmelzviskosität
V
140 von 140 mPas (V2) wiedergegeben.
Tabelle 2
Charakterisierung der Testöle: |
|
Testöl 1 |
Testöl 3 |
Testöl 4 |
Testöl 5 |
Testöl 6 |
Siedebeginn |
195°C |
127°C |
190°C |
192°C |
183°C |
20 % |
226°C |
193°C |
219°C |
218°C |
226°C |
90 % |
280°C |
318°C |
291°C |
288°C |
330°C |
95 % |
300°C |
330°C |
311°C |
306°C |
347°C |
Cloud Point |
-30°C |
-23°C |
-24°C |
-27°C |
-9°C |
CFPP |
-31°C |
-23°C |
-29°C |
-34°C |
-12°C |
Pour Point |
-30°C |
-42°C |
-27°C |
-27°C |
-21°C |
CFPP-PP |
-1°C |
19°C |
-2°C |
-7°C |
9°C |
Dichte (15°) |
0,821 |
0,822 |
0,817 |
0,819 |
0,835 |
[0033] Der CFPP wird nach EN116 bestimmt, der PP nach ISO 3016 mit einem automatischen Gerät
(Herzog MC 852).

Liste der verwendeten Handelsbezeichnungen
[0034]
Solvent Naphtha |
aromatische Lösemittelgemische mit Siedebereich 180 bis 210°C |
®Shellsol AB |
®Solvesso 150 |
®Solvesso 200 |
aromatisches Lösemittelgemisch mit Siedebereich 230 bis 287°C |
®Exxsol |
dearomatisierte Lösemittel in verschiedenen Siedebereichen, beispielsweise ®Exxsol
D60: 187 bis 215°C |
®ISOPAR (Exxon) |
isoparaffinische Lösemittelgemische in verschiedenen Siedebereichen, beispielsweise
®ISOPAR L: 190 bis 210°C |
®Shellsol D |
hauptsächlich aliphatische Lösemittelgemische in verschiedenen Siedebereichen |
1. Brennstofföle, enthaltend
A) ein Mineralöl mit einem Cloud Point von weniger als -8°C, einem Siedebereich (90-20
%) von weniger als 120°C und einer Differenz zwischen CFPP und PP von weniger als
10°C, und
B) ein oder mehrere Copolymere, enthaltend bivalente Struktureinheiten der Formel
B1)
-CH2-CH2- (1)
und eine oder mehrere der bivalenten Struktureinheiten B2)
B2)
-CH2-CR1R2- (2)
worin R
1 Wasserstoff oder Methyl und R
2 COOR
3, OR
3 oder OCOR
3 bedeuten, wobei R
3 für einen Alkylrest mit mindestens 4 und höchstens 30 Kohlenstoffatomen steht, oder
daß Komponente B2) eine von der Maleinsäure abgeleitete bivalente Struktureinheit
der Formel (2a) ist
2. Brennstofföle nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß R1 Wasserstoff bedeutet.
3. Brennstofföle nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß R3 C5-C24-Alkyl oder einen Neoalkylrest mit 7 bis 11 Kohlenstoffatomen bedeutet.
4. Brennstofföle nach Anspruch 1 und/oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß R3 C8-C18-Alkyl oder einen Neoalkylrest mit 8, 9 oder 10 Kohlenstoffatomen bedeutet.
5. Brennstofföle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die unter B) genannten Copolymere Schmelzviskositäten bei 140°C von 20 bis 10.000
mPas, insbesondere von 30 bis 5000 mPas, speziell von 50 bis 2000 mPas aufweisen.
6. Brennstofföle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet,
daß die unter B) genannten Copolymere bis zu 3 mol-% Vinylacetat oder bis zu 5 mol-%
weiterer Comonomere enthalten.
7. Brennstofföle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet,
daß die unter B) genannten Copolymere Vinylester, Vinylether, Acrylsäurealkylester,
Methacrylsäurealkylester oder höhere Olefine mit mindestens 5 Kohlenstoffatomen, bevorzugt
Hexen, 4-Methylpenten, Octen oder Diisobutylen, enthalten.
8. Brennstofföle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß die unter A) genannten Mineralöle Schwefelgehalte unter 500, bevorzugt unter 300
ppm, insbesondere unter 100 ppm aufweisen.
9. Brennstofföle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 8, dadurch gekennzeichnet,
daß Mineralöle Cloud Points unterhalb -15°C aufweisen.
10. Brennstofföle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 9, dadurch gekennzeichnet,
daß Mineralöle, Siedebereiche (90-20 %) von weniger als 100°C, insbesondere weniger
als 80°C aufweisen.
11. Brennstofföle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
daß Mineralöle einen 95 %-Destillationspunkt von weniger als 360°C aufweisen.
12. Brennstofföle nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 11, dadurch gekennzeichnet,
daß sie 85 bis 97 mol-% Comonomere B1) und 3 bis 15 mol-% Comonomere B2), vorzugsweise
4 bis 10 mol-% Comonomere B2) enthalten.