[0001] Die Erfindung betrifft einen Bauteil, Werkzeugkörper oder dergleichen aus einem verschleißfesten,
schmelzmetallurgisch hergestellten Werkstoff mit einem Mikrogefüge bestehend aus einer
metallischen Matrix und in dieser eingelagert Körner bzw. Partikel aus zumindest einer
metallischen Verbindung und zwar aus Karbid und/oder Nitrid und/oder Karbonitrid und/oder
Borid und/oder Oxid. Weiters umfaßt die Erfindung ein Verfahren zur schmelzmetallurgischen
Herstellung eines Werkstoffes für auf Verschleiß beanspruchte Bauteile, Werkzeugkörper
und dergleichen, dessen Mikrogefüge eine metallische Matrix und in diese eingelagerte
Körner bzw. Partikel aus zumindest einer metallischen Verbindung aufweist. Die Erfindung
bezieht sich auch auf eine Vorrichtung zur Herstellung von Bauteilen, Werkzeugkörpern
und dergleichen mit hohen Anteilen von metallischen Verbindungen in einer metallischen
Matrix des Werkstoffes sowie einer Verwendung der Vorrichtung zur Herstellung von
Walzen.
[0002] Metallische Verbindungen , das sind Verbindungen zwischen mindestens einem metallischen
und zumindest einem nichtmetallischen Element, besitzen zumeist eine große Härte,
gegebenenfalls über 2000 HV sowie einen hohen Schmelzpunkt, gegebenenfalls über 3000
°C und können deshalb mit steigenden Anteilen in einer Matrix die Verschleißfestigkeit
des derart aufgebauten Werkstoffes verbessern. Sintertechnisch sind höchste Gehalte
an Verbindungen, den sogenannten Hartstoffen, im Material einstellbar. Die unter Einsatz
derartiger Hartstoffpulver gefertigten Sinterkörper, die vorteilhaft als Schneidplättchen
als Verschleißteile mit höchsten Beanspruchungen und dergleichen Werkzeugkomponenten
Verwendung finden, sind jedoch in ihren Abmessungen begrenzt, bedingen eine aufwendige
Herstellung und besitzen hohe Materialsprödigkeit.
[0003] Verbindungen von metallischen mit nichtmetallischen Elementen in einer metallischen
Matrix können auch einerseits schmelzmetallurgisch durch Ausscheidung aus einer Schmelze
gebildet werden, wenn beim Legieren und/oder Abkühlen und Erstarren einer legierten
Metallschmelze in dieser das Löslichkeitsprodukt von zwei zueinander affinen Elementen
einen für diese charakteristischen Wert überschreitet und sogenannte primär ausgeschiedene
metallische Verbindungen entstehen, die eingelagert werden und letztlich wiederum
die Verschleißfestigkeit des Werkstoffes verbessern. Andererseits sind durch Wärmebehandlungsvorgänge
feine Ausscheidungen von Verbindungen erstellbar, welche jedoch vorwiegend eine Erhöhung
der Matrixhärte bewirken.
[0004] Die wichtigsten Werkstoffe mit hoher Schneidhaltigkeit sowie Verschleißfestigkeit
stellen die ledeburitischen Stähle, insbesondere die Schnellarbeitsstähle dar. Bauteile
oder Schneid- und Umformwerkzeuge aus diesen Stählen, in welchen gefügemäßig in einer
metallischen Matrix mit hoher Härte Karbide bzw. Karbidkörner in einem Ausmaß von
mindestens 5 Vol.-% und üblicherweise weniger als 25 Vol.-% vorliegen, sind seit langem
in Verwendung und bilden in diesem Sektor den Stand der Technik. Beispielsweise werden
Schnellstahllegierungen mit üblichen Zusammensetzungen zumeist schmelzmetallurgisch
hergestellt und beinhalten neben Kohlenstoff mit Konzentrationen bis ca. 1,5 Gew.-%,
die für ein Erreichen der gewünschten Materialeigenschaften wichtigen karbidbildenden
metallischen Elemente Chrom, Molybdän und/oder Wolfram sowie Vanadin, gegebenenfalls
in geringen Mengen Titan und/oder Niob und in manchen Fällen zur Verbesserung der
Matrixzähigkeit Kobalt.
[0005] Bei einer Erstellung des Schnellstahl - Werkstoffes sind die Konzentration der jeweiligen
metallischen Legierungselemente und die des Kohlenstoffes in der Schmelze hinsichtlich
deren Aktivität und Affinität zueinander genau abzustimmen, um einerseits zur Steigerung
der Verschleißfestigkeit einen möglichst hohen Karbidanteil bei geringer Karbidkorngröße
im erstarrten Teil oder Vormaterial zu erreichen und um andererseits mit diesem hohen
Karbidanteil noch eine ausreichende Warmumformbarkeit des Material sicher zu stellen.
[0006] Aus der US-3 929 471 ist beispielsweise ein Schnellstahl mit hohem Verschleißwiderstand
bekannt, welcher ein Gefüge aus einer Eisenmatrix mit eingelagerten primären Vanadin-Niob-
Mischkarbiden aufweist. Eine Vanadin-Niob-Mischkarbidform wird gewählt, weil sich
dadurch diese metallische Verbindung mit gleicher Dichte, wie diese die Schmelze besitzt,
ausbildet.
[0007] Zur weiteren Erhöhung des Verschleißwiderstandes von Bauteilen, insbesondere von
Sendzimir-Arbeitswalzen, wurde gemäß der US-3 929 518 vorgeschlagen, bei Vanadin-
und Niobgehalten von bis 12,0 % bzw. bis 10,0 % hohe Kohlenstoffgehalte von bis 6,3
% im Stahl vorzusehen, um neben einem hohen Vanadin-Niob - Mischkarbidanteil größere
Mengen an Zementit, also Eisenkarbid, in der Matrix zu erhalten. Dabei kann auch zur
Erhöhung der Festigkeit und Härte das Matrixmetall mit den für Schnellstahl üblichen
Elementen legiert sein.
[0008] Um geringe Karbidkorngrößen im Matrixmetall eines Werkstoffes sicherzustellen, wurde
schon angeregt (US-4 717 537), eine Vorlegierung mit hohem Karbidanteil herzustellen
und diese Vorlegierung der Schmelze, die für die Herstellung des Bauteiles verwendet
wird, zuzusetzen.
[0009] Aus der Wo-94/11541 ist ein weiterer Weg zur Herstellung von karbidhaltigen Werkstoffen
bekannt geworden, wobei feste Karbidteilchen in eine Schmelze eingebracht und dieses
Gemisch erstarren gelassen wird. Vorzugsweise weisen der homogenen Verteilung wegen
die legierten Karbidteilchen die gleiche Dichte wie die Schmelze auf und sind, um
die Benetzbarkeit in dieser zu verbessern, oberflächenbeschichtet.
[0010] Eine Herstellung von Werkzeugkörpern, deren Zentral-und Oberflächenbereich unterschiedliche
Eigenschaften aufweisen sollen, zum Beispiel Kaltwalzen, soll gemäß US 4 484 959 derart
vorgenommen werden, daß auf einen niedrig legierten Baustahlkern eine Hartschicht
aus Schnellstahl, vorzugsweise mit den Legierungselementen Kohlenstoff, Chrom und
Wolfram oder Chrom und Wolfram, aufgebracht wird, wobei eine pulvermetallurgische
Aufbringung durch Schweißen, insbesondere mit Plasmalichtbogen oder Laserbrenner,
erfolgt.
[0011] Weiters ist eine Verbundwalze aus der DE-A- 4 019 845 bekannt, welche eine vorzugsweise
durch einen Elektroschlacke-Aufschweißprozeß erstellte äußere Lage bzw. Arbeitslage
mit Druckspannungen aufweist.
[0012] Alle Bauteile, Werkzeugkörper oder dergleichen Anlagen- sowie Maschinenkomponenten
aus einem verschleißfesten, schmelzmetallurgisch hergestellten Werkstoff mit eingelagerten
Körnern oder Partikeln aus zumindest einer metallischen Verbindung haben die Nachteile
gemeinsam, daß einerseits in den auf Verschleiß beanspruchten Bereichen die Konzentration
von Hartstoffteilchen in der Matrix aus Herstellungsgründen begrenzt ist und andererseits
dem unterschiedlichen mechanischen Anforderungsprofil an den Bauteil nicht im ausreichenden
Maße entsprochen werden kann. Dies ist auch dadurch begründet, daß getrachtet wird,
legierungstechnisch die Dichte der Verbindung an die Dichte des Matrixmetalles anzugleichen
bzw. anzupassen, um durchwegs eine homogene Verteilung der Verbindungen im Werkstoff
einzustellen. Für Bauteile und Werkzeugkörper kann diese homogene Struktur im Hinblick
auf deren örtliche Beanspruchung oft wenig zielführend sein. Beispielsweise soll eine
Walze oder ein Rohr in den oberflächlich auf Verschleiß beanspruchten Bereichen eine
hohe Konzentration von Hartstoffteilchen im Werkstoff aufweisen, wogegen in den die
Biege- oder Torsionsspannungen aufnehmenden Segmenten der Anteil an Hartstoffpartikeln
gering zu halten ist.
[0013] Um dem verschiedenartigen Anforderungsprofil Rechnung zu tragen, aber auch aus wirtschaftlichen
Gründen werden in besonderen Verformungsanlagen Verbundwalzen eingesetzt. Eine Herstellung
derartiger Walzen erfolgt zumeist mittels eines Schleudergießverfahrens oder eines
Verbundgießverfahrens.
[0014] Aus verfahrenstechnischen bzw. Herstellgründen ist eine hohe, bestimmte Werte überschreitende
Konzentration von Körnern bzw. Partikeln aus metallischen Verbindungen in Metallschmelzen
nachteilig. Einerseits ist die Gießbarkeit der Schmelze mit steigendem Festpartikelanteil
beeinträchtigt, wodurch Herstellungsprobleme für das Vormaterial oder die Bauteile
entstehen, andererseits können, des sinkenden Löslichkeitsproduktes wegen, beim Abkühlen
auf Erstarrungstemperatur die primär ausgeschiedenen metallischen Verbindungen oder
Verbindungsteile weiter wachsen oder aneinander ankristallisieren, was zu Inhomogenitäten
bzw. zu Stellen besonderer Sprödigkeit im Material führt.
[0015] Hier will die Erfindung Abhilfe schaffen und stellt sich die Aufgabe, die Nachteile
des gattungsgemäßen Standes der Technik zu beseitigen und verbesserte Bauteile, Werkzeugkörper
und dergleichen sowie ein vorteilhaftes Verfahren mit einer Vorrichtung zu deren Herstellung
anzugeben.
[0016] Diese Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß zumindest in dem (den) auf
Verschleiß beanspruchten Bereich(en) des Teiles oder Körpers der Werkstoff bzw. dessen
Gefüge anteilsmäßig zumindest zu 10 Vol.-%, vorzugsweise zumindest zu 15 Vol.-%, insbesondere
zu über 22 Vol.-% durch eine oder mehrere Verbindung(en), deren metallischer Teil
aus mindestens einem Element aus den Gruppen IV A und V A des Periodensystems besteht,
gebildet ist und die Verbindung(en) im Vergleich mit der Matrix eine unterschiedliche
Dichte aufweist (aufweisen).
[0017] Die durch die Erfindung erzielten Vorteile sind im wesentlichen darin zu sehen, daß
die metallischen Elemente aus den Gruppen IV A und V A des Periodensystems mit Nichtmetallen
harte und hochschmelzende Verbindungen bilden können, welche bei Gehalten über 10
Vol.-% die Verschleißfestigkeit eines Werkstoffes sprunghaft erhöhen. Diese Metalle
haben weiters eine hohe Affinität gegenüber Kohlenstoff, Stickstoff, Bor und Sauerstoff,
so daß deren Verbindungen auch in einer Schmelze bzw. Matrix, welche eine niedrige
Konzentration obiger nichtmetallischer Elemente aufweist, hohe Beständigkeit besitzen.
Dadurch kann die Matrixzusammensetzung weitgehend unabhängig gewählt und den übrigen
Anforderungen an das Teil angepaßt werden. Besonders wichtig ist dabei, daß die Metallkomponente
der Verbindung aus mehreren Elementen legierungstechnisch gebildet werden kann und
dadurch die Dichte der Verbindungen einstellbar ist. Auch die Konfiguration der Teilchen
ist legierungstechnisch, wie gefunden wurde, über deren Atomstruktur beeinflußbar,
wodurch die Packung der Partikel in der Matrix und damit die mechanischen Eigenschaften
des Werkstoffes verbessert werden können.
[0018] Besonders vorteilhaft ist, wenn der Dichteunterschied zwischen Verbindung(en) und
Matrix mindestens 21 kg/m
3, vorzugsweise mindestens 61 kg/m
3, insbesondere mindestens 101 kg/m
3 beträgt, weil dadurch gute Verschleißeigenschaften in den Arbeitszonen des Teiles
mit hoher Homogenität erreichbar sind. Dabei ist es weiters günstig, wenn der Anteil
an Körnern bzw. Partikeln der Verbindung(en) im Bereich der Verschleißbeanspruchung
des Bauteiles erhöht ist.
[0019] Um bei hoher Verschleißfestigkeit gute mechanische Eigenschaften in der beanspruchten
Zone des Teiles oder Werkzeuges zu erreichen, kann es von Vorteil sein, wenn der mittlere
Durchmesser der Körner bzw. Partikel der Verbindung(en) in der Matrix geringer als
200 µm, vorzugsweise geringer als 50 µm, insbesondere unter 20 µm, ist.
[0020] Wenn die Matrix durch eine Eisenbasislegierung gebildet ist, können, legierungstechnisch
weitgehend unabhängig von den metallischen Verbindungen, bevorzugte Voraussetzungen
für ein thermisches Vergüten des Teiles geschaffen werden. Somit sind auch hohe Matrixhärten
erreichbar, was den Einsatzbereich von erfindungsgemäßen Teilen wesentlich erweitert.
[0021] Wenn die Matrix aus einer Nickelbasis oder Kobaltbasis gebildet ist, sind besondere
Korrosionsvorteile und hohe Warmfestigkeitswerte des Werkstoffes erreichbar.
[0022] Die verfahrenstechnische Aufgabe der Erfindung wird dadurch gelöst, daß in eine Metallschmelze
Körner bzw. Partikel aus mindestens einer Verbindung, deren metallischer Teil aus
mindestens einem Element aus den Gruppen IV A und V A des Periodensystems besteht
und im Vergleich mit der Schmelze eine unterschiedliche Dichte besitzt, eingebracht
oder in dieser durch Reaktion gebildet und gegebenenfalls in Teilbereichen konzentriert
werden, mit anteilsmäßig zumindest 10 Vol.-% mindestens einer Verbindung, worauf die
Schmelze erstarren gelassen wird. Die dadurch erreichten Vorteile sind im wesentlichen
darin begründet, daß feine eigenständige Körner eingebracht oder gebildet und gegebenenfalls
auf Grund des Dichteunterschiedes in der Schmelze ungleich verteilt werden, ohne daß
der hohen Affinität dieser Metalle zu Kohlenstoff, Stickstoff, Bor und Sauerstoff
wegen, zum Beispiel durch eine Abkühlung von hohen Temperaturen, infolge der sinkenden
Löslichkeit grobe Partikel, welche letztlich die mechanischen Eigenschaften des Werkstoffes
nachteilig beeinflussen können, entstehen.
[0023] Besonders günstig für die Gebrauchseigenschaften des Erzeugnisses ist dabei, wenn
eine örtliche Konzentration der Körner bzw. Partikel der metallischen Verbindung(en)
in der Schmelze in den auf Verschleiß beanspruchten Bereichen der Teile bzw. Körper
durch den Unterschied in deren Dichte bzw. durch eine Schwerkraftsteigerung bewirkt
wird.
[0024] Dadurch ist die Möglichkeit geschaffen, in einem, aus einer Schmelze erstarrten Gegenstand
nur in Bereichen mit hauptsächlich abrasiver Belastung hohe Hartstoffanteile einzustellen,
wohingegen im restlichen Gegenstandsvolumen eine äußerst niedrige Verbindungskonzentraten
in der Matrix gegeben ist und der Übergang keinerlei Bruchgefahr darstellt.
[0025] Dabei hat es sich als besonders günstig herausgestellt, wenn legierungstechnisch
die Dichte der Körner bzw. Partikel im Hinblick auf die Dichte der die Matrix bildenden
Schmelze derart eingestellt wird, daß diese durch die Wirkung der Schwerkraft oder
Zentrifugalbeschleunigung in jenen Bereichen des Bauteiles oder Werkzeugkörpers konzentriert
werden, welche letztlich insbesondere auf Verschleiß beansprucht sind.
[0026] Wenn, wie weiters vorteilhaft vorgesehen, eine Konzentration der Teilchen bzw. Partikel
in der Schmelze durch eine Zentrifugalbeschleunigung erfolgt, sind auf besonders einfache
Weise hohe Anteile an Hartstoffpartikel in der Matrix erreichbar. Auch bei geringen
Dichteunterschieden von Schmelze und Hartstoffteilchen kann durch eine technisch leicht
zu bewerkstelligende hohe Zentrifugalbeschleunigung eine rasche Teilchenbewegung bewirkt
werden. Eine möglichst rasche Teilchenanreicherung gegebenenfalls mit gegenseitiger
Abstützung derselben ist im Hinblick auf den Erstarrungsfortschritt der Restschmelze
wichtig.
[0027] Es können die mechanischen Eigenschaften, insbesondere die Zähigkeit, der hoch auf
Abrasion beanspruchten Bauteil- oder Werkzeugzonen verbessert werden, wenn die Teilchen
der metallischen Verbindung(en) mit einem Korndurchmesser bzw. einer Korngröße von
höchstens 200 µm in die Schmelze eingebracht oder gebildet werden, wobei vorteilhaft
ist, wenn ein Anteil der Verbindungsteilchen in der insbesondere auf Verschleiß beanspruchten
Zone des Körpers oder Bauteiles von mindestens 10 Vol.-%, vorzugsweise von zumindest
15 Vol.-%, insbesondere von mehr als 22 Vol.-% eingestellt wird.
[0028] Eine erfindungsgemäße Vorrichtung zur Herstellung von Bauteilen, Werkzeugkörpern
und dergleichen Anlagekomponenten ist dadurch gekennzeichnet, daß die Kokille(n) mit
einer derartigen Geschwindigkeit rotierbar ist(sind), daß die darinnen befindliche
oder in diese eingebrachte, gegebenenfalls legierte Metallschmelze, enthaltend mindestens
10 Vol.-% Körner oder Teilchen einer Verbindung von Kohlenstoff und/oder Stickstoff
und/oder Kohlenstoff und Stickstoff und/oder Bor und/oder Sauerstoff, mit einem oder
mehreren Elementen aus den Gruppen IV A und V A des Periodensystems mit im Vergleich
mit der Metallschmelze unterschiedlicher Dichte einer derartigen Radialbeschleunigung
aussetzbar sind, daß eine Desintegration und folglich eine Konzentration von Verbindungsteilchen
in den für eine hohe Verschleißbeanspruchung vorgesehenen Bau- oder Werkzeugteilen
erfolgt.
[0029] Durch eine derartige Vorrichtung ist es möglich,die Teilchen der metallischen Verbindung,
wenn diese schwerer sind als die Matrixschmelze, außen, bzw. wenn diese leichter sind,
innen zu konzentrierten. Es kann somit in vorteilhafter Weise der Bauteil oder Werkzeugkörper
an dessen örtliche Verschleißbeanspruchung angepaßt werden.
[0030] Besonders günstig ist die Verwendung der erfindungsgemäßen Vorrichtung sowie des
erfindungsgemäßen Verfahrens für eine Herstellung von Walzenkörpern mit besonders
verschleißfestem Arbeitsbereich. Derartige Walzen mit hoher Hartstoffkonzentration
im Bereich der Ballenoberfläche können vorteilhaft sowohl für ein Verformen von metallischen
Werkstoffen, vorzugsweise bei erhöhter Temperatur, als auch zum Zerkleinern von Gestein
wie lava-, granit-, kalk- oder wertstoffhältigem Gestein eingesetzt werden.
[0031] Verbundwalzen, die vorteilhaft in einer Rotationsvorrichtung nach dem erfindungsgemäßen
Verfahren hergestellt werden, sind nicht nur in ihren Gebrauchseigenschaften wesentlich
verbessert, sondern es besteht auch überragende wirtschaftliche Nutzbarkeit derartig
gefertigter Werkzeugkörper.
[0032] Weiters ist, wie sich zeigte, eine erfindungsgemäße Herstellung eines Rohrkörpers
bzw. Rohres mit verschleißfesten inneren und/oder äußeren Oberflächenbereichen durch
eine Hartstoffanreicherung möglich, wobei derartige Rohre zum Transport oder im Einsatz
bei abrasiven Schlämmen günstig verwendbar sind.
[0033] Im folgenden wird die Erfindung anhand von lediglich jeweils einen Ausführungsweg
darstellende Beispielen erläutert:
[0034] Anhand von Gefügebildern, in welchen die metallischen Verbindungen bzw. Hartstoffpartikel
hell und die metallische Matrix dunkel erscheinen, werden Ergebnisse von Vorversuchen
dargestellt. Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Übergang in einen Bereich mit hoher Konzentration von Verbindungsteilchen
- Fig. 2
- gerundete Metallkarbidteilchen
- Fig. 3
- Größere, primär aus einer Schmelze ausgeschiedene und feinere, sekundär durch eine
Wärmebehandlung ausgeschiedene Karbide in einer metallischen Matrix
Vorversuche
[0035] Einer beruhigten und in Bewegung gehaltenen Eisenschmelze mit 20 Gew.-% Niob wurden
ca. 3 Gew.-% Kohlenstoff zulegiert. Die Schmelze und die in dieser gebildeten Niobkarbid-Verbindungen
wurden einer Beschleunigung von 86-facher Erdbeschleunigung ausgesetzt und erstarren
gelassen.
In einem Querschnitt eines Probekörpers war - wie in Fig. 1 dargestellt - eine Konzentration
von Niobkarbiden im Außenbereich des Versuchsringes mit einem Ausmaß von 39 Vol.-%
gegeben, wohingegen der abgegrenzte Innenbereich lediglich geringe Karbidgehalte aufwies.
Weil aus Gründen der Gitterstruktur von Niobkarbid diese scharfkantig und vorzugsweise
in bestimmte Richtungen orientiert gebildet wird, wurde durch Zulegieren von Vanadin
im gegebenen Fall von 1,9 Vol.-% die Konfiguration der Körner in Richtung Kugelform
geändert, was größere Packungsdichten in einer Matrix ermöglicht. Derartig erstellte
Karbidkörner zeigt Fig. 2.
Nach einer Vergütung mittels einer auf eine härtbare Legierung der Matrix abgestimmten
Wärmebehandlung können in dieser neben den primär ausgeschiedenen Karbiden auch feine,
sogenannte sekundäre Karbide ausgebildet sein, wie dies aus Fig. 3 im Bereich einer
Übergangszone der Teilchenkonzentration ersichtlich ist.
Beispiel 1:
[0036] In eine Schmelze in einem Induktionsofen mit einer Zusammensetzung in Gew.-% von
C = 0,95 , Si = 0,50, Mn = 0,80, Al = 0,03, Rest Eisen und Begleitelemente wurde Niobkarbidpulver
mittels einer Lanze unter Verwendung von Argon eingeblasen, wobei eine Temperatur
von 1580°C im wesentlichen konstant gehalten wurde. Die Niobkarbidpulverteilchen hatten
einen mittleren Durchmesser von 60 µm. Nach einem Abgießen des Stahles in eine Pfanne
und einem Einbringen desselben in eine Schleudergußkokille wurde die Schmelze einer
Zentrifugalbeschleunigung von 60 mal der Erdbeschleunigung ausgesetzt und erstarren
gelassen. Eine Untersuchung des Schleudergußrohrs ergab, daß im Bereich der Außenoberfläche
eine Niobkarbidkonzentration von 42 % in einer Stahlmatrix, welche im wesentlichen
die gleichen Legierungsgehalte wie eingangs eingestellt aufwies, vorlag, wobei ein
gleicher mittlerer Karbidkorndurchmesser von 60 µm der Hartstoffpackung gegeben war.
In Richtung zur Innenoberfläche des Rohres war nach der Schicht mit weitgehend gleich
hoher Teilchenkonzentration ein steiler Abfall des Karbidgehaltes in der Matrix festzustellen,
wobei der Bereich des Rohrkörpers an der Innenoberfläche keine wesentlichen Karbidanteile
aufwies.
Beispiel 2:
[0037] Eine Schmelze mit, in Gew.-%, 0,02 C, 0,85 Si, 0,35 Mn, 0,80 Cr, 0,96 % Ni, 2,1 Mo,
12,2 % V wurde in einem Induktionsofen bei einer Temperatur von 1595°C durch übliche
Aufkohlungsmittel auf einen Gesamt-Kohlenstoffgehalt von 2,85 Gew.-% aufgekohlt. Anschließend
erfolgte eine Herstellung von Gußrohren nach dem Schleudergußverfahren mit einer Zentrifugalbeschleunigung
von 95 mal der Erdbeschleunigung. Die Gußrohre, die nach der Herstellung einer Wärmebehandlung
unterworfen wurden, hatten im Bereich der Innenoberfläche eine Konzentration von Vanadinkarbiden
im Ausmaß von 39 Vol.-% in einer zähen Matrix, wobei die Matrix an der Rohraußenoberfläche
im wesentlichen karbidfrei vorlag. Die Rohre wurden für den Abtransport von granulierter
Schlacke in einem Kupferschmelzwerk eingesetzt, wobei deren Haltbarkeit bis zum bodenseitigen
Durchscheuern im Vergleich zu karbidfreien Rohren das Zwölffache betrug.
Beispiel 3:
[0038] In eine Schmelze mit einer Zusammensetzung von 2,85 % C, 0,45 % Si, 0,53 % Mn, 5,2
% Cr, 3,1 % Mo, 1,8 % W, 4,3 % Co, 0,08 % Al, Rest Eisen und Begleitelemente wurde
mittels eines Drahteinspulverfahrens Ferroniob mit einem Tantalgehalt von 12 Gew.-%
und Ferrovanadin in einem Verhältnis von 100 zu 6 eingebracht. Mit dieser derartig
behandelten Schmelze erfolgte nach dem Schleudergußverfahren die Herstellung der Arbeitszone
einer Verbundwalze für eine Blecherzeugung. Nach einer Bearbeitung und einer Wärmebehandlung
des Walzenkörpers erfolgte eine Untersuchung von vorgesehenen Probenbereichen, wobei
in der oberflächennahen Zone der Walze feine Niob-Tantal-Vanadin-Karbide in homogener
Verteilung in der Matrix vorlagen. Diese, im Vergleich mit der Matrix schwereren,
Mischkarbide waren durch die legierungstechnische Maßnahme gerundet ausgebildet und
bildeten im wesentlichen eine sogenannte Kugelpackung. Mit derartigen Walzen war es
möglich, die Leistung um ein Vielfaches zu steigern.
Beispiel 4:
[0039] Quetschplatten wurden im Sandgußverfahren mit leicht exothermem Formstoff mit einer
Legierung der Arbeitszone von 3,81 % C, 0,40 % Si, 0,82 % Mn, 14,2 % Cr, 0,8 % Mo,
18,2 % Nb + Ta, 1,4 % V, Rest Eisen und Begleitelemente bei Ausrichtung der Arbeitsfläche
nach unten hergestellt, durch Schleifen bearbeitet und thermisch vergütet. Ein praktischer
Einsatz dieser Platten erfolgte sowohl bei einer Zerkleinerung von Lava und Kalkgestein
als auch bei einer Gesteinsaufbereitung im Quarzbergbau. Durch eine homogene und bis
zu 46 Vol.-% und höher reichende Karbidmenge in feiner Konfiguration in einer härtbaren
Matrix im Bereich der Arbeitsfläche konnte die Haltbarkeit derartiger Brecherkomponenten
wesentlich gesteigert werden.
Beispiel 5:
[0040] In einer Nickelbasislegierung vom Typ Hastelloy N erfolgte eine Einbringung von Titan-Vanadin-Karbonitriden.
Aus dieser Legierung wurden für die Nuklearindustrie Schleudergußrohre mit hoher innerer
Verschleißbeanspruchung hergestellt. Eine Erprobung der Rohre, welche im Bereich der
Innenoberfläche hohe Anteile an einer Ti-V-Verbindung aufwiesen und die Feststellung
des wesentlich verminderten Verschleißverhaltens führte, zu einer Erweiterung des
Inspektionszeitraumes um das 3-fache.
[0041] Weitere Untersuchungen an Erzeugnissen mit Karbiden, Nitriden, Boriden und Oxiden
der Elemente aus den Gruppen IV A und V A des Periodensystems zeigten eine vorteilhafte
Wirkung dieser im Vergleich mit der Matrix unterschiedliche Dichte aufweisenden und
daher kompaktierbaren Verbindungen auf das Verschleißverhalten von Bauteilen und Werkzeugkörpern.
1. Bauteil, Werkzeugkörper oder dergleichen aus einem verschleißfesten, schmelzmetallurgisch
hergestellten Werkstoff mit einem Mikrogefüge, bestehend aus einer metallischen Matrix
und in dieser eingelagert Körner bzw. Partikel aus zumindest einer metallischen Verbindung
und zwar aus Karbid und/oder Nitrid und/oder Karbonitrid und/oder Borid und/oder Oxid,
dadurch gekennzeichnet , daß zumindest in dem(den) auf Verschleiß beanspruchten Bereich(en) des Teiles oder
Körpers der Werkstoff bzw. dessen Gefüge anteilsmäßig zumindest zu 10 Vol.-%, vorzugsweise
zumindest zu 15 Vol.-%, insbesondere zu über 22 Vol.-% durch eine oder mehrere Verbindung(en),
deren metallischer Teil aus mindestens einem Element aus den Gruppen IV A und V A
des Periodensystems besteht, gebildet ist und die Verbindung(en) im Vergleich mit
der Matrix eine unterschiedliche Dichte aufweist(aufweisen).
2. Bauteil, Werkzeugkörper oder dergleichen nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Dichteunterschied zwischen Verbindung(en) und Matrix mindestens 21 kg/m3, vorzugweise mindestens 61 kg/m3, insbesondere mindestens 101 kg/m3, beträgt.
3. Bauteil, Werkzeugkörper oder dergleichen nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der mittlere Durchmesser der Körner bzw. Partikel der Verbindung(en) in der
Matrix geringer als 200 µm, vorzugsweise geringer als 50 µm, insbesondere unter 20
µm, ist.
4. Bauteil, Werkzeugkörper oder dergleichen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrix durch eine Eisenbasislegierung gebildet ist.
5. Bauteil, Werkzeugkörper oder dergleichen nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrix durch eine Nickelbasis- oder Kobaltbasislegierung gebildet ist.
6. Verfahren zur schmelzmetallurgischen Herstellung eines Werkstoffes für auf Verschleiß
beanspruchte Bauteile, Werkzeugkörper oder dergleichen, dessen Mikrogefüge eine metallische
Matrix und in diese eingelagerte Körner bzw. Partikel aus zumindest einer metallischen
Verbindung und zwar aus Karbid und/oder Nitrid undloder Karbonitrid und/oder Borid
und/oder Oxid aufweist, dadurch gekennzeichnet, daß in eine Metallschmelze Körner bzw. Partikel aus mindestens eine Verbindung,
deren metallischer Teil aus mindestens einem Element aus den Gruppen IV A und V A
des Periodensystems besteht und im Vergleich mit der Schmelze eine unterschiedliche
Dichte besitzt, eingebracht oder in dieser durch Reaktion gebildet und gegebenenfalls
in Teilbereichen konzentriert werden, worauf die Schmelze mit anteilsmäßig zumindest
10 Vol.-% mindestens einer Verbindung erstarren gelassen wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß eine Konzentration der Körner bzw. Partikel der metallischen Verbindung(en)
in der Schmelze in den auf Verschleiß beanspruchten Bereichen der Teile bzw. Körper
durch den Unterschied in deren Dichte bzw. durch eine Schwerkraftseigerung bewirkt
wird.
8. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 oder 7, dadurch gekennzeichnet, daß legierungstechnisch die Dichte der Körner bzw. Partikel im Hinblick auf die
Dichte der die Matrix bildende Schmelze derart eingestellt wird, daß diese durch die
Wirkung der Schwerkraft oder Beschleunigung in jenen Bereichen des Bauteils oder Werkzeugkörpers
konzentriert werden, welche letztlich insbesondere auf Verschleiß beansprucht sind.
9. Verfahren nach Anspruch 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß eine Konzentration der Teilchen bzw. Partikel in der Schmelze durch eine Zentrifugalbeschleunigung
erfolgt.
10. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 9, dadurch gekennzeichnet, daß die Teilchen der metallischen Verbindung(en) mit einem Komdurchmesser bzw. einer
Korngröße von höchstens 200 µm in die Schmelze eingebracht werden
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 6 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß ein Anteil der Verbindungsteilchen in der insbesondere auf Verschleiß beanspruchten
Zone des Körpers oder Bauteiles von mindestens 10 Vol.-%, vorzugsweise von zumindest
15 Vol.-%, insbesondere von mehr als 22 Vol.-% eingestellt wird.
12. Vorrichtung zur Herstellung von Bauteilen, Werkzeugkörpern und dergleichen Anlagenkomponenten
mit hohem Anteil von metallischen Verbindungen in einer Matrix, insbesondere gemäß
den Ansprüchen 1 bis 5 sowie zur Durchführung des Verfahrens gemäß den Ansprüchen
6 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Kokille(n) mit einer derartigen Geschwindigkeit rotierbar ist(sind), daß
die darinnen befindliche oder in diese eingebrachte, gegebenenfalls legierte Metallschmelze,
enthaltend mindestens 10 Vol.-% Körner oder Teilchen einer Verbindung von Kohlenstoff
und/oder Stickstoff und/oder Kohlenstoff und Stickstoff und/oder Bor und/oder Sauerstoff,
mit einem oder mehreren Elementen aus den Gruppen IV A und V A des Periodensystems
mit im Vergleich mit der Metallschmelze unterschiedlicher Dichte einer derartigen
Radialbeschleunigung aussetzbar sind, daß eine Desintegration und folglich eine Konzentration
von Verbindungsteilchen in den für eine hohe Verschleißbeanspruchung vorgesehenen
Bau oder-Werkzeugteilen erfolgt.
13. Verwendung einer Vorrichtung gemäß Anspruch 12 sowie insbesondere eines Verfahrens
gemäß den Ansprüchen 6 bis 11 zur Herstellung von Walzen. insbesondere von Verbundwalzen,
mit besonders verschleißfestem Arbeitsbereich für ein Verformen von metallischen Werkstoffen
bei Raumtemperatur und vorzugsweise erhöhter Temperatur.
14. Verwendung einer Vorrichtung gemäß Anspruch 12 sowie insbesondere eines Verfahrens
gemäß den Ansprüchen 6 bis 11 zur Herstellung eines Rohrkörpers bzw. eines Rohres
mit verschleißfestem inneren und/oder äußeren Oberflächenbereich.