[0001] Die Erfindung betrifft einen Träger aus Brettschichtholz, mit einem Obergurt und
einem Untergurt, wobei die Gurte an ihren Enden (Knotenpunkten) miteinander und in
ihrem Mittelbereich über einige Streben verbunden sind. Derartige Träger, die auch
als "aufgelöste Systemträger" bezeichnet werden, kommen vorwiegend als Dachträger
in den verschiedensten Formen insbesondere für Hallendächer zur Anwendung.
[0002] Zur Verbindung der beiden Gurte eines Systemträgers an ihren Knotenpunkten sowie
sonstiger fachwerksähnlicher Knoten werden bisher im allgemeinen Stabdübel und Schlitzbleche
eingesetzt. Diese Technik hat sich seit Jahrzehnten bewährt und ist weitestgehend
ausgereift. Zur Herstellung dieser Verbindung werden die Brettschichtholzgurte oder
-stäbe stirnseitig einfach oder mehrfach geschlitzt. Die Bohrungen für die Stabdübel
zur Fixierung der Schlitzbleche werden über die Seitenfläche im Winkel von 90° zur
Schlitzung ausgeführt. Das Ergebnis ist eine leistungsfähige und bis auf die Stabdübelquerschnitte
unsichtbare Verbindung aus Holz und Stahl. Allerdings ist diese Verbindung zum Teil
aufgrund der Anforderungen an die Bohrungsgenauigkeit sowie aufgrund des hohen Stahlgewichts
und des logistischen Aufwands für die Stahlteilbeschaffung (mit zum Teil nicht unerheblichen
Lieferzeiten) mit Nachteilen behaftet. In den letzten Jahren gab es zwar Bemühungen
um das gleichzeitige Durchbohren von Holz und Stahl und es sind mittlerweile auch
einige derartige Systeme bekannt. Auch wenn man hier das Problem der erforderlichen
hohen Bohrgenauigkeit gelöst hat, so sind diese Systeme doch in bezug auf Geschwindigkeit,
Zerspanung und Standzeit eher problematisch.
[0003] Aufgabe der Erfindung ist, diese Nachteile des Standes der Technik zu beheben und
einen aufgelösten Systemträger zu schaffen, der sich dank einer besonderen Knotenverbindungstechnik
werkseitig kostengünstig und schnell aus vorfertigbaren Einzelteilen zusammensetzen
läßt. Zudem soll die Erfindung neue gestalterische bzw. architektonische Akzente ermöglichen.
[0004] Diese Aufgabe wird mit einem Träger der eingangs genannten Art gelöst, bei dem erfindungsgemäß
die beiden Gurte an ihren Knotenpunkten über jeweils beidseitig auf die beiden Gurtenden
aufgeleimte Knotenplatten aus Holzwerkstoff miteinander verbunden sind.
[0005] Der Einsatz von Knotenplatten, u. zw. aus Baufurniersperrholz, ist zwar bereits bei
Wandverbandsknoten bekannt, jedoch werden dort die Knotenplatten genagelt. Diese Verbindung
ist nur für Sekundärtragwerke, z.B. eine Fachwerkwand zur Aussteifung zwischen zwei
Stützen, einsetzbar und kann lediglich Kräfte von etwa 20 kN aufnehmen. Dagegen handelt
es sich beim Erfindungsgegenstand um ein Primärtragwerk, bei dem die Knotenplatten
aufgeleimt sind. Eine derartige Verbindung kann Kräfte von bis zu 500 kN aufnehmen.
[0006] Es ist auch bereits bekannt, ein Baufurniersperrholz zur Verstärkung eines Keilzinkenstoßes,
welcher die eigentliche tragende Verbindung darstellt, mit Nagelpreßleimung seitlich
aufzuleimen. Dagegen nimmt beim Erfindungsgegenstand die Leimfuge alle Lasten auf
und die Knotenplatten stellen die tragenden Verbindungselemente dar. Die Gurte des
erfindungsgemäßen Trägers stoßen stumpf aufeinander.
[0007] Weiters ist es bekannt, zur Verstärkung rechtwinkeliger Ausklinkungen bei Biegeträgern
mit Rechteckquerschnitt aus Nadelholz seitlich Buchenlaschen aufzuleimen. Diese Laschen
dienen jedoch nicht einer Verbindung sondern ausschließlich der Verstärkung des Trägers
im Ausklinkungsbereich.
[0008] Schließlich ist es auch noch bekannt, den Auflagebereich von Brettschichtholzträgern
durch seitlich aufgeleimte Baufurniersperrholzplatten zu verstärken, um die Zusammendrückung
des Trägers über der Auflagerfläche zu verringern. Auch dieser Anwendungsfall für
seitlich aufgeleimte Platten aus Holzwerkstoff hat nichts mit einer Verbindung zweier
Tragwerkselemente zu tun.
[0009] Durch den erfindungsgemäßen Einsatz von aufgeleimten Knotenplatten zur Verbindung
der Gurte eines Systemträgers an den Knotenpunkten enffällt die Beschaffung der bislang
benötigten Stahlteile (Stabdübel, Schlitzblech), das Schlitzen der Gurte sowie das
aufwendige Bohren. Es entfallen je Träger Stahlteile mit einem Gesamtgewicht von 250
bis 400 kg, je nach Tragweite und Größe des Trägers. Die Knotenplatten lassen sich
aus großformatigen Holzwerkstoffplatten mit einfachen Zerspanungswerkzeugen herausschneiden.
Die durch Leimung hergestellte Verbindung ist als schlupflose Verbindung einer mechanischen
Verbindung überlegen.
[0010] Die Erfindung erlaubt aufgelöste Systemträger mit sehr eigenwilligen Formen und ermöglicht
auch Einsparungen in der Kubatur des Brettschichtholzes, da Querschnittschwächungen
durch eingebaute Verbindungselemente vermieden werden. Bis auf einige eventuell verwendete
Fixierschrauben oder -nägel handelt es sich bei der erfindungsgemäßen Verbindung um
eine reine Holz - Holz - Verbindung, deren besonderer Vorteil ihre Dauerhaftigkeit
in aggressivem Klima ist. In Hallenbädern mit chlorhaltiger Luft, Biogas-, Klär- oder
Kompostieranlagen ist sie dem korrosionsanfälligen Stahl überlegen.
[0011] In der bevorzugten Ausführungsform der Erfindung bestehen die Knotenplatten aus Furnierschichtholz,
wie es z.B. unter dem Markennamen "KERTO" im Handel ist. Sie können jedoch auch aus
irgendeinem anderen bauaufsichtlich zugelassenen Holzwerkstoff, z.B. aus Baufurniersperrholz
oder Mehrschicht-Massivholzplatten, gefertigt sein.
[0012] Bei Dachträgern mit Kragarm zur Bildung eines Dachüberstandes können gemäß einem
weiteren Merkmal der Erfindung anstelle eines der Gurte des Dachträgers auch die Knotenplatten
zur Bildung des Kragarmes in der für den Dachüberstand gewünschten Länge ausgeführt
sein.
[0013] Nachstehend ist die Erfindung anhand der Zeichnung näher erläutert. In dieser zeigen:
Fig. 1 einen erfindungsgemäßen Dachträger für Tonnendächer in Vorderansicht, Fig.
2 in größerem Maßstab den Dachträger in Stirnansicht und Fig. 3 in größerem Maßstab
eine der zur Bildung des Dachträgers nach den Fig. 1 und 2 verwendeten Knotenplatten
in Schrägansicht.
[0014] Der in den Fig. 1 und 2 gezeigte Dachträger weist einen gebogenen Obergurt 1 und
einen geraden Untergurt 2 aus Brettschichtholz auf, wobei bei dem gebogenen Obergurt
1 die einzelnen Lamellen des Brettschichtholzes liegend angeordnet sind, während die
Lamellen des geraden Untergurts 2 stehen oder liegen können. An den Knotenpunkten
stoßen der Obergurt 1 und der Untergurt 2 stumpf aufeinander und sind erfindungsgemäß
durch jeweils beidseitig auf die beiden Gurtenden aufgeleimte Knotenplatten 3 aus
Holzwerkstoff, vorzugsweise aus Furnierschichtholz, miteinander verbunden. In ihrem
Mittelbereich sind die beiden Gurte 1 und 2 in bekannter Weise durch drei Streben
4,5,6 aus Brettschichtholz verbunden. Die Verbindung der Streben 4,5,6 mit den Gurten
ist nicht Gegenstand der Erfindung und kann mit herkömmlichen Verbindungsmethoden
erfolgen.
[0015] Fig. 3 zeigt eine der zur Verbindung der Gurte 1 und 2 an den Knotenpunkten verwendete
Knotenplatte 3 in Schrägansicht. Es versteht sich, daß je nach Trägerform und Trägerspannweite
die Form und die Stärke der zum Einsatz kommenden Knotenplatten variieren. Bei dem
erfindungsgemäßen Träger muß es sich nicht, wie dargestellt, um einen Dachträger für
Tonnendächer handeln, sondern es kann sich genausogut um einen Dachträger für Satteldächer
oder Pultdächer handeln. Außerdem könnte ein erfindungsgemäßer Träger auch als Brückenträger
zum Einsatz kommen.
[0016] Bei Dachträgern mit Kragarm zur Bildung eines Dachüberstandes können anstelle der
herkömmlichen Verlängerung des Ober- oder Untergurtes 1 bzw. 2 zur Bildung des Kragarmes
auch entsprechend verlängerte Knotenplatten 3 dienen.
[0017] Mit den erfindungsgemäß zur Verbindung der Gurte 1 und 2 an den Knotenpunkten eingesetzten
aufgeleimten Knotenplatten 3 aus Holzwerkstoff wird die Verbindungsmethode unter dem
Motto "Weg vom Schlitzblech" bewußt nach außen verlegt, womit nicht nur die bereits
aufgezeigten technischen und wirtschaftlichen Vorteile erzielt, sondern auch gestalterische
bzw. architektonische Akzente gesetzt werden können. Der Form- und Farbgebung der
Knotenplatten sind nämlich keine Grenzen gesetzt. Mit den herkömmlich verwendeten
Schlitzblechen hat man bislang versucht, die Metallverbindungen aus optischen und
brandschutztechnischen Gründen eher zu verstecken.
1. Träger aus Brettschichtholz, mit einem Obergurt (1) und einem Untergurt (2), wobei
die Gurte (1,2) an ihren Enden (Knotenpunkten) miteinander und in ihrem Mittelbereich
über einige Streben (4,5,6) verbunden sind, dadurch gekennzeichnet, daß die beiden
Gurte (1,2) an ihren Knotenpunkten über jeweils beidseitig auf die beiden Gurtenden
aufgeleimte Knotenplatten (3) aus Holzwerkstoff miteinander verbunden sind.
2. Träger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Knotenplatten (3) aus Furnierschichtholz
bestehen.
3. Träger für Dächer, mit Kragarm zur Bildung eines Dachüberstandes, nach Anspruch 1
oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Knotenplatten (3) zur Bildung des Kragarmes
in der für den Dachüberstand gewünschten Länge ausgeführt sind.