[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Ablagerung und Sicherung von radioaktiven
Stoffen, insbesondere von uran-, radium- und radonhaltigen Erzrückstanden, unter Verwendung
von radioaktiver Strahlung abschirmenden Materialien, die erdbautechnisch verarbeitbar
sind.
[0002] Im Uranbergbau, d.h. bei der Gewinnung der Isotope 238 U (99 ‰) und 235 U (0,7 ‰)
aus Uranoxid (Pechblende) entstehen große Rückstandsmengen in Form von Gestein, Boden
und Schlämmen (pro Tonne Uran bis zu 1000 m
3 Schlamm, im Fall der WISMUT GmbH, wo zwischen 1947 und 1990 220.000 t Uran produziert
wurden), die aufgrund ihrer natürlichen Radioaktivität eine Umweltgefährdung darstellen.
Hierbei handelt es sich vorwiegend um bindige, feinkörnige Boden oder aufgemahlenes,
zerkleinertes Erzgestein, welches schwer entwässert werden kann und für die Ablagerung
geomechanisch stabilisiert werden muß. Darüber hinaus unterliegen in Trokkenzeiten
die Rückstände einer erhöhten Winderosion. Derartige Ablagerungen oder Böden enthalten
das gesamte, im ursprünglichen Erz vorhandene, stark radioaktive Radium und damit
das gesamte vorhandene kurzlebige Radionukleotid des Erzes (die Halbwertszeit des
Radiums 226 beträgt 1580 Jahre und die des Radons 222 3,8 Tage).
[0003] Von diesen Rückständen geht eine radioaktive Strahlung aus, die gleichzeitig immissions-
und emissionsgefährdend ist. Auf Grund der großen Mengen müssen die Umweltbeeinträchtigungen
so niedrig wie technisch möglich und wirtschaftlich vertretbar gehalten werden.
[0004] Bisher wurden als gängige Abschirmungs- und Sicherungsmittel Schwerbeton oder Blei
verwendet. Jedoch lassen sich solche Maßnahmen bei derartig großflächig geschütteten
Materialien technisch nur schwer realisieren. Außerdem sind sie wirtschaftlich gesehen
unter Berücksichtigung einer Kosten-Nutzen-Analyse nahezu unvertretbar.
[0005] Aus DE-OS 36 07 190 sind Strahlenschutzplarien aus Gips und einem Strahlen resorbierenden
Anteil von Barium oder Baryt bekannt. In Römpp
Chemielexikon, 9. Auflage, Thieme Verlag, 1989, Seite 347, ist die Verwendung von Bariumsulfat
oder Schwerspat (Baryt) in Verbindung mit Beton als Abschirmmaterial für Atomenergieanlagen
beschrieben. Jedoch eignen sich weder die Gipsstrahlenschutzplatten noch Barytbeton
für eine großflächige Sicherung und Abschirmung von radioaktiven Rückständen, beispielsweise
von Halden oder kontaminierten Flächen.
[0006] Da Ablagerungen von radioaktiv strahlenden Erzrückständen nicht nur durch die direkt
von ihnen ausgehenden radioaktiven Strahlungen, sondern auch durch Bodenabtrag infolge
von Erosion und Deflation sowie durch Sickerwasser zu einer Gefährdung der Umwelt
führen, müssen solche Böden einerseits gegen diese Strahlung abgeschirmt werden. Andererseits
müssen sie auch gegen Auswaschung und den Eintrag von Niederschlagswasser, um eine
Grundwasserverunreinigung zu vermeiden, sowie gegen Staubaustrag gesichert werden.
Sollen derartige Böden auf gesonderten Lagerflächen deponiert werden, müssen sie vorbehandelt
werden, so daß weder Staub noch Sickerwasser während der Behandlung, dem Transport
und der Ablagerung der Erzrückstände entstehen, noch eine größere Migration des radioaktiven
Edelgases Radon (Rn 222) erfolgen kann. Die Strahlenbelastung durch Radon und seine
Folgeprodukte macht mit ca. 50% den größten Anteil der natürlichen Strahlenexposition
des Menschen aus. Radon steht im Verdacht, bei höheren Konzentrationen Karzinome im
Bronchial- und Lungenbereich hervorzurufen.
[0007] In DE-PS 41 19 989 wird bereits der Vorschlag unterbreitet, auf Halde geschüttete
radioaktive Strahlung abgebende Erzabfälle, z.B. von der Uranerzgewinnung, mit einer
Materialschicht abzudecken, die in der Lage ist, die radioaktive Strahlung ganz oder
zumindest teilweise zu absorbieren. Hierbei müßte gemäß der Beschreibung von DE-PS
41 19 989 gewährleistet sein, daß die Materialschicht in der aufgebrachten Schichtdicke
erhalten bleibt, wozu eine lose aufgebrachte Schüttung nicht geeignet erscheint, da
die lose Schüttung abwandern würde. Um dieses Problem zu lösen und eine dauerhafte
und zusammenhängende Abschirmung/Abdeckung zu erhalten, wird in DE-PS 41 19 989 eine
Strahlenschutzmatte vorgeschlagen, die aus drei Schichten, einer Träger-, einer Deck-
und einer Abschirmschicht besteht, wobei die Abschirmschicht aus einem radioaktive
Strahlung abschirmenden Material, z.B. Bariumsufat, besteht, und alle drei Schichten
miteinander vernadelt sind. Nachteilig ist bei dieser Matte, daß die Vernadelung,
bei der das abschirmende Material in Spezialgewebe eingebettet wird, aufwendig ist.
Als Trägerschicht können Folien verwendet werden. Hierbei besteht jedoch die Gefahr,
daß diese, da sie einer erheblichen mechanischen Verletzungsgefahr ausgesetzt sind,
durch äußere Beanspruchung reißen, oder daß sie aufgrund von Alterungsprozessen ihre
Abdichtungsqualität verlieren, so daß dann das abschirmende Material über Leckagen
austreten kann und somit der notwendige Schutz auf Dauer nicht gegeben ist.
[0008] Würde man das die radioaktive Strahlung abschirmende Material in einer guten Kornabstufung
(Korncharakteristik) entsprechend der Figur oder einer Fuller-Kurve, z.B. mit einer
Kornabstufung von 0 bis 45 mm oder von 0 bis 100 mm, auf die radioaktiven Stoffe auftragen,
so besteht die Gefahr, daß vor allem bei Trockenheit und Verformungen durch die wirksame
Scherfestigkeit Risse und Spalten entstehen, die sich bei Überlagerung von Abdichtungsschichten
nicht selbstwirksam zusetzen. Ist mit einer Verformungsbeanspruchung, die Risse verursacht,
nicht zu rechnen, sind auch kornabgestufte Schüttungen mit stetig verlaufenden Körnungslinien,
weitgestuft nach DIN 18196, für derartige Abschirmungen geeignet.
[0009] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung bestand nun darin, ein Verfahren zu schaffen,
das die Nachteile des oben genannten Standes der Technik vermeidet und durch das radioaktive
Stoffe unter Verwendung wirtschaftlich vertretbarer, erdbautechnischer Maßnahmen großflächig
und auch bei Auftreten von Verformungen umweltverträglich abgelagert, gesichert und
abgeschirmt werden können.
[0010] Überraschenderweise wurde gefunden, daß sich dieses Problem dadurch lösen läßt und
entstehende Risse bei Verformungen sofort zugesetzt werden, wenn ein strahlungsabschirmendes
Material in grobkörnigerer Form verwendet wird und in dieses ein feinkörnigeres Material
eingemischt wird. Deshalb wird vorgeschlagen, die obengenannte Aufgabe dadurch zu
lösen, daß man die radioaktiven Stoffe mit einer Schutzschicht abdeckt, die aus grobkörnigem,
die Strahlung abschirmendem Material besteht, das mit einem feinkörnigeren, ggf. die
Strahlung abschirmendem, Material vermischt ist. Darüber ist gegebenenfalls eine Oberflächenabdichtung
oder Zwischenabdichtung aufzubringen.
[0011] Somit betrifft die Erfindung ein Verfahren gemäß Patentanspruch 1. Bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung sind in den Unteransprüchen definiert.
[0012] Die erfindungsgemäß zur Ablagerung geeigneten radioaktiven Stoffe unterliegen an
sich keiner besonderen Beschränkung. Insbesondere geeignet sind alle uran-, radium-
und/oder radonhaltigen Rückstandsmengen und Böden, wie sie bei der Uranaufbereitung
anfallen. Vorzugsweise handelt es sich hierbei um bindige, feinkörnige Böden oder
aufgemahlenes, zerkleinertes Erzgestein.
[0013] Grundsätzlich eignet sich als das grobkörnigere, die Strahlung abschirmende Material
jedes Material, das einen ausreichenden Wirkungsquerschnitt für die Abschirmung besitzt.
Vorzugsweise werden Schwerspat (Bariumsulfat) und/oder Bleierz verwendet, wobei Schwerspat
am meisten bevorzugt ist. Erfindungsgemäß kann jedes beliebige Bariumsulfat verwendet
werden. Aus Kostengründen wird jedoch Bariumsulfat-haltiges, gebrochenes Roherz in
der Form, wie es direkt im Bergbau gewonnen wird, bevorzugt verwendet. Auch die erfindungsgemäß
geeigneten Bleierze unterliegen an sich keiner Beschränkung. Besonders geeignete Bleierze
sind Bleiglanz PbS, Anglesit PbSO
4, Weißbleierz PbCO
3, Grün-, Braun- oder Buntbleierz Pb
5(PO
4)Cl, Gelbbleierz Pb(MoO
4) und Bleihornerz Pb
2Cl
2(CO
3), wobei von diesen Materialien Bleiglanz (PbS) am meisten bevorzugt ist, da er das
weitaus wichtigste und am häufigsten vorkommende Bleierz ist.
[0014] Erfindungsgemäß. als feinkörnigere Komponente eignen sich sowohl Materialien mit
als auch solche ohne Strahlenschutzwirkung oder ein Gemisch davon, wobei das verwendete
Material in Abhängigkeit von der gewünschten Strahlenschutzwirkung ausgewählt wird.
Insbesondere geeignet sind als Materialien mit Schutzwirkung trockene Sande und Stäube
aus der Schwer-spataufbereitung und als Materialien ohne Schutzwirkung (natürliche)
trockene Sande und/oder (natürliches) aufbereitetes Felsbruchmaterial, bevorzugt in
Korn- oder Splitbruchgröße.
[0015] In einer bevorzugten Ausführungsform der Erfindung wird ein grobkörnigeres, die Strahlung
abschirmendes Material mit einem Korndurchmesser von 11 bis 200 mm, bevorzugt 63 bis
100 mm, besonders bevorzugt von 22 bis 63 mm, und eine feinkörnigere Komponente mit
einem Korndurchmesser von 0 bis 11 mm, bevorzugt von 0,0063 bis 2 mm, besonders bevorzugt
von 0,2 bis 0,63 mm, jeweils in guter Kornabstufung oder gemäß der Figur, verwendet.
[0016] Der am besten geeignete Anteil von grob- zu feinkörnigerer Komponente läßt sich durch
routinemäßige Versuche bestimmen. Gute Ergebnisse erzielt man mit 80 bis 40 Gewichts-%,
bevorzugt 70 bis 50 Gewichts-%, grobkörnigerer Komponente und 20 bis 60 Gewichts-
%, bevorzugt 30 bis 50 Gewichts-% feinkörnigerer Komponente, jeweils bezogen auf 100
Gewichts-% der Schutzschicht.
[0017] Erfindungsgemäß stellt man die Schutzschichten vorzugsweise her, indem man die grob-
und feinkörnigeren Komponenten vorher miteinander vermischt und dann aufträgt. Grundsätzlich
ist eine Verdichtung nicht unbedingt notwendig, da diese bei guter Vermischung und
durch das Ausbringen mit Erdbaugeräten schon eine mitteldichte Lagerung einnehmen.
Vorzugsweise, und insbesondere bei Aufbringen mehrerer Schichten übereinander, wird
nach dem Auftragen der (jeweiligen) Schicht mittels gängiger Verdichtungsgeräte, z.B.
Vibrationsglattmantelwalzen, auf ≥ 100% der Proctordichte verdichtet.
[0018] Je nach Strahlungsintensität trägt man Schichten mit einer Dicke von 5 bis 50 cm,
bevorzugt 15 bis 30 cm, auf. In Abhängigkeit von der gewünschten Abschirmung werden
eine oder mehrere Schichten aufgetragen. Die Schutzschicht(en) können trocken, erdfeucht
oder naß aufgetragen werden, bevorzugt werden sie erdfeucht aufgebracht.
[0019] In einer besonderen Ausgestaltung der Erfindung wird die Schutzschicht auf einem
reißfesten, dünnen Gewebe mit einer Zugkraft von 50 bis 200 kN/m
2, bevorzugt etwa 125 kN/m
2, und einer Bruchdehnung von 3 - 5%, sowie mit einer Maschenweite von < 6 mm, bevorzugt
< 3 mm, aufgelagert. Auf diese Weise wird bei Setzungs- und Schrumpfbewegungen der
abgelagerten radioaktiven Stoffe der Anteil der feirkörnigeren Komponente in der Schutzschicht
gehalten. Hierbei wurde festgestellt, daß selbst eine feinkörnige Komponente mit einem
Kornduchmesser < 0,0063 mm mit einem solchen Gewebe zurückgehalten wird, da sich die
gröberen Sandkörner in den Maschen verkeilen und dadurch die Maschen zusetzen und
durch die Sedimentation wieder Filterfestigkeit entsteht. Wegen der hohen Beständigkeit,
der geringen Dehnfahigkeit und der hohen Bruchkraft ist ein Gewebe aus Polyaramid
oder Karbon- oder Kohlenstoffsiliciumfaser aus PP, PE und HDPE und PVC besonders geeignet.
[0020] In einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung wird über die Strahlungsschutzschicht
eine Abdichtungsschicht aufgebracht. Erfindungsgemäß eignen sich hierzu alle an sich
bekannten Abdichtungssysteme, wie sie bevorzugt im Deponiebau üblich sind. Vorzugsweise
wird eine raumbeständige mineralische Abdichtungsschicht gewählt.
[0021] In einer anderen bevorzugten Ausführungsform der Erfindung integriert man die Abdichtungs-
und Strahlenschutzschicht in einer Schicht. Hierzu werden als strahlungsabschirmendes
Material die bereits oben genannten Materialien, insbesondere Schwerspat und/oder
Bleierz, mit einem Korndurchmesser von 0 bis 100 mm, bevorzugt 0 bis 63 mm, besonders
bevorzugt 0 bis 32 mm, mit einer guten Kornabstufung, und als feinkörnigere Komponente
feinstkörnige, bindige (feinkörnige) Zuschlagstoffe mit einem Korndurchmesser von
0 bis 2,0 mm, bevorzugt 0 bis 0,2 mm, besonders bevorzugt 0 bis 0,02 mm, jeweils mit
guter Kornabstufung, verwendet. Vorzugsweise handelt es sich bei den feinstkörnigen
Zuschlagstoffen um Tone, insbesondere gering quellfähige Tone, d.h. Tone mit geringem
Schrumpfverhalten an der Schrumpfgrenze ≤ 12 %, z.B. kaolinische Tone oder übliche
Mischtone, Schluff und/oder Klärschlamm, oder Asphalt. Bei Verwendung von Schluff
oder Klärschlamm, weniger bei Ton, ist es bevorzugt, Wasserglas einzumischen, so daß
sich im Bodenwasser eine 3-10%ige, bevorzugt eine 5-6%ige Wasserglaslösung bildet.
Die erfindungsgemäß geeigneten Mengen an den feinstkörnigen, bindigen Zuschlagstoffen
kann der Fachmann leicht durch die Ermittlung des Porengehaltes der gewählten Komponenten
für die Strahlungsabschirmung ermitteln. Hierbei sollte die Zugabe des bindigen Zuschlagstoffes
nur zur Porenraumausfüllung der Schutzschicht dienen und eine Übersättigung des Porenraumes
wegen der gestellten Aufgabe, eine Abschirmung zu erreichen, vermieden werden. Gute
Ergebnisse erzielt man bei Verwendung der Tone in einer Menge von 5 bis 15 Gewichts-
%, und bei Verwendung von Schluff und/oder Klärschlamm, ggf. mit Wasserglas, in einer
Menge von 7 bis 20 Gewichts-%, jeweils bezogen auf 100 Gewichts-% der Schutzschicht.
Die Zuschlagstoffe werden mit dem abschirmenden Material, vorzugsweise vor dem Auftragen,
homogen vermischt, wobei Tone und Schluff trocken oder feucht eingesetzt werden können
und Klärschlamm vorzugsweise feucht mit 30 - 60 % Trockensubstanz (TS) eingesetzt
wird. Das Vermischen kann durch geeignete Baufräsen oder durch Zwangsmischverfahren
erfolgen. Bevorzugt wird das Material lagenweise in Schichtstärken von 5 bis 40 cm,
insbesondere von 10 bis 25 cm aufgetragen und mittels gängiger Verdichtungsgeräte
auf > 95% der Proctordichte verdichtet. Mit einer derartigen Schüttung werden Durchlässigkeitsbeiwerte
von 5 · 10
-10 bis 5 · 10
-11 m/s erreicht. Die Anzahl der Schichten und die Schichtstärken werden entsprechend
der gewünschten Abschirmwirkung gewählt. Der Vorteil dieser Schutzschicht liegt darin,
daß sie neben einer hohen Abschirmwirkung aufgrund der Verwendung von bindigen Zuschlagstoffen
gleichzeitig eine Abdichtungsschicht darstellt, so daß nurmehr in besonders gelagerten
Fällen eine zusätzliche mineralische Abdichtungsschicht erforderlich ist. Aus dem
Wasserbau, Brückenbau und dem Deponiebau sind auch Dichtungsschichten aus Asphalt
bekannt. Es besteht deshalb auch die Möglichkeit, je nach Aufgabenstellung, auch mit
Asphaltbeton als feinstkörngem, bindigem Zuschlagstoff integrierte Strahlungsschutz-
und Abdichtungsschichten gemäß der Erfindung zu erstellen.
[0022] Bei der erfindungsgemäß hergestellten Schutzschicht entstehen keine Risse bzw. werden
entstehende Risse selbstwirksam auch unter Abdichtungsschichten zugesetzt. Daneben
besitzt eine solche Schicht eine sehr gute Verdichtbarkeit, eine hohe Scherfestigkeit
mit einem Reibungswinkel von 35 bis 45°, vorzugsweise von 40°, und sie ist bei Böschungsneigungen
von 1:1,5 standsicher.
[0023] Somit genügt die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren hergestellte Schutzschicht
folgenden Anforderungen:
1. hohe Dichte mit ausreichendem Anteil an die Strahlung abschirmendem Material,
2. ausreichende Standsicherheit,
3. erdbautechnische Verarbeitbarkeit und
4. Verformbarkeit ohne Rißbildungen.
[0024] In einer weiteren vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung wird eine solche integrierte
Abdichtungs- und Schutzschicht gegenüber Beanspruchungen, wie Verformung, Zugbeanspruchungen
im Böschungsbereich bzw. Schrumpfverhalten bei wechselnden Wassergehalten durch unterschiedliche
Witterungsverhältnisse, weiter gegen Risse gesichert. Hierzu wird die integrierte
Schicht mit einem dünnen, reißfesten Gewebe mit Maschenweiten von etwa 3 mm bewehrt
und vollflächig mit einem Infiltrationsboden überschüttet, der in der Lage ist, bei
Einwirkung von Wasser bei entstehenden Rissen sofort in diese Risse zu fließen und
diese selbstwirksam wieder zuzusetzen. Als Infiltrationsboden eignet sich insbesondere
der in EP-B-0 404 999 beschriebene Fließboden der Klasse 2 (2) oder 2 (3) nach DIN
18300-2.2. Hierbei transportiert bei Rissen durch die Fließbodenschicht ablaufendes
Wasser, insbesondere Sickerwasser, Fießbodenmaterial in den Riß und setzt diesen zu,
so daß sozusagen eine Selbstreparatur der integrierten Schicht eintritt. Da in diesem
Fall die Abdichtung auch als Strahlenschutz wirksam sein soll, wird in einer bevorzugten
Ausgestaltung der Infiltrationsboden aus Schwerspatsand und -mehl hergestellt. Der
Korndurchmesser des Schwerspatsands unterliegt an sich keiner besonderen Beschränkung.
Als besonders geeignet hat sich jedoch ein Korndurchmesser von 0 bis 4 mm mit einer
guten Kornabstufung erwiesen. Die Menge an zuzusetzendem Schwerspatsand hängt von
der gewünschten Abschirmwirkung ab und läßt sich durch Versuche ermitteln. Bevorzugt
beträgt die Menge an Schwerspatsand 30 bis 100 Gewichts-% bezogen auf 100 Gewichts-%
Infiltrationsboden.
[0025] Das Verfahren der vorliegenden Erfindung ermöglicht es, allein mit erdbautechnischen
Maßnahmen wirksame Schutzschichten gegen Strahlungen herzustellen, die selbst bei
mechanischen Beanspruchungen eine hohe Sicherheit bieten und zudem unter dem Gesichtspunkt
einer Kosten-Nutzen-Analyse wirtschaftlich vertretbar sind. Die erfindungsgemäße Schutzschicht
bietet wirksamen Schutz gegen das Eindringen von Sickerwasser und verhindert darüberhinaus
das Entweichen von radioaktivem Gas (insbesondere Radon) in die Umgebung.
[0026] Damit eröffnet die Erfindung folgende Möglichkeiten:
- Abschirmung und Abdichtung von strahlenden Halden;
- Abdichtung und Überschüttung von strahlenden Schlammteichen, d.h. schlammig aussehenden
Strahlungsrückständen;
- Abdichtung und gleichzeitig Schutz von großflächig verstrahlten Geländebereichen mit
natürlichem Boden und der Möglichkeit einer nachfolgenden Rekultivierung durch Überschichtung;
- Neubau von Deponien für gering verstrahlte Materialien;
- Herstellung von sogenannten Abdichtungskörpern mit strahlendem Material zur Einlagerung
in einer Deponie.
[0027] Aufgrund steigender Sicherheitsanforderungen und zunehmender Akzeptanzprobleme in
der Bevölkerung könnte auch eine doppelte Sicherung, d.h. eine Strahlenschutzschicht
und eine integrierte mineralische Abdichtung mit Strahlung abschirmendem Material
(Bariumsulfat bzw. Bleierz) vorgesehen werden. Die Anzahl der Schichten hängt hierbei
von der mechanischen Beanspruchung und der geforderten Strahlenschutzabschirmung ab.
Bei den sogenannten Abdichtungskörpern wird strahlende Erde mit Schwerspat und/oder
Bleierz vermischt und anschließend mit Wasserglas vermischt. Das entstehende Gemisch
ist dicht und bremst die Strahlung in sich, so daß es in einer Deponie abgelagert
werden kann.
[0028] Die Erfindung wird anhand der folgenden Beispiele, die bevorzugte Ausführungsformen
der Erfindung darstellen, näher erläutert.
Beispiel 1
[0029] Auf aus dem Uranbergbau stammenden Erzrückständen mit einem Urangehalt von 1 bis
2 ‰ mit einer Strahlung von 270 bis 600 Bq wurde eine 20 cm hohe Schwerspatschicht
aufgebracht. Die Schwerspatschicht bestand aus Schwerspat mit einem Korndurchmesser
von 63 bis 100 mm, in die eine feinkörnigere Komponente aus Schwerspatsand mit einem
Korndurchmesser von 0,02 bis 0,63 mm eingebettet wurde. Bei dem Material handelte
es sich in beiden Fällen um einen gebrochenen Rohschwerspat mit einem Schwerspatgehalt
von ca. 60%. Die Strahlungsschutzschicht wurde mittels gängiger Verfahren mechanisch
verdichtet. Die Schüttung besaß die Eigenschaft der rissefreien Verformbarkeit.
[0030] Messungen über der Schutzschicht ergaben eine Strahlung von ca. 20 - 30 Bq, was in
etwa der Umgebungsstrahlung entspricht. Somit konnte keine meßbar gesundheitsschädigende
Strahlung festgestellt werden.
Beispiel 2
[0031] Auf die gleichen Erzrückstände wie in Beispiel 1 wurden zwei integrierte Schutz-
und Abdichtungsschichten von insgesamt 40 cm Dicke (je Schicht 20 cm Dicke) aufgebracht.
Jede integrierte Schicht bestand aus kornabgestuftem Rohschwerspat mit einem Korndurchmesser
von 0 bis 32 mm, in den Klärschlamm mit 35% Trockensubstanz eingemischt wurde. Der
Anteil an Rohschwerspat in der Mischung betrug 80 Gewichts-% bezogen auf 100 Gewichts-
% Schutz-/Abdichtungsschicht.
[0032] Messungen oberhalb der zweilagigen Schicht ergaben Strahlungen von ≤ 30 Bq. Somit
konnten keine Strahlungen gemessen werden, die oberhalb der Umgebungsstrahlung lagen.
Der Durchlässigkeitsbeiwert dieser Schicht lag nach dem Bauzustand bei k = 5,6 x 10
-10 m/sec, nach drei Monaten bei 2,3 x 10
-10 m/sec. Derartig kombinierte Schutz-und Abdichtungsschichten können als gasdicht betrachtet
werden.
[0033] Damit stellt die vorliegende Erfindung ein Verfahren zur Verfügung, das eine wirtschaftlich
vertretbare und erdbautechnisch gut handhabbare Sicherungstechnik zum Schutze von
radioaktiv kontaminierten Schüttungen oder Flächen darstellt.
1. Verfahren zur Ablagerung und Sicherung von radioaktiven Stoffen, insbesondere von
uran-, radium- und/oder radonhaltigen Erzrückständen, unter Verwendung von Strahlung
abschirmendem Material, dadurch gekennzeichnet, daß man auf die radioaktiven Stoffe
mindestens eine Schutzschicht aufbringt, die das die Strahlung abschirmende Material
in grobkörnigerer Form vermischt mit einer feinkörnigeren Komponente enthält, und
ggf. darüber mindestens eine Abdichtung aufbringt.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man ein die Strahlung abschirmendes
Material mit einem Korndurchmesser von 11 bis 200 mm und eine feinkörnigere Komponente
mit einem Korndurchmesser von 0 bis 11 mm verwendet.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß man als grob- und/oder
feinkörnigeres Material, Schwerspat und/oder Bleierze verwendet.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß man die Schutzschicht
in einer Dicke von 5 bis 50 cm aufbringt.
5. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Schutzschicht auf ≥ 100% der Proctordichte verdichtet.
6. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man
die Schutzschicht auf ein reißfestes Gewebe mit einer Maschenweite < 3 mm auflagert.
7. Verfahren nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß man
eine an sich bekannte Abdichtungsschicht auf die Schutzschicht aufbringt.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß man Schwerspat und/oder Bleierze
mit einem Korndurchmesser von 0 bis 100 mm und ein feinstkörniges abdichtendes Material
mit einem Korndurchmesser von 0 bis 2 mm oder Asphalt verwendet.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß man als abdichtendes Material
Tone und/oder, ggf. mit Wasserglas vermischten, Schluff und/oder Klärschlamm verwendet.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß das feinstkörnige abdichtende
Material in einer derartigen Menge zugegeben wird, daß eine Porenraumausfüllung der
Schutzschicht bewirkt und eine Übermischung der abdichtenden Komponente zur Porenraumversiegelung
vermieden wird.
11. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet, daß man die Schutzschicht
mit einer Dicke von 5 bis 30 cm aufbringt.
12. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 11, dadurch gekennzeichnet, daß man die Schutzschicht
auf 95 % der Proctordichte verdichtet.
13. Verfahren nach einem der Ansprüche 8 bis 12, dadurch gekennzeichnet, daß man die Schutzschicht
mit einem Gewebe bewehrt und mit einem Infiltrationsboden, der vorzugsweise Schwerspatsand
enthält, überdeckt.