Technisches Gebiet
[0001] Die Erfindung betrifft ein Kühlsystem für den Vorderkantenbereich einer hohlen Gasturbinenschaufel,
bei welcher sich ein Kanal innerhalb der verdickten Schaufelvorderkante vom Schaufelfuss
bis zur Schaufelspitze erstreckt, wobei der Kanal über eine Mehrzahl von in der Schaufelvorderkante
angebrachten Bohrungen mit einem von einem Kühlmittel längsdurchströmten Hauptkanal
kommuniziert.
Stand der Technik
[0002] Hohle, innengekühlte Turbinenschaufeln mit Flüssigkeit, Dampf oder Luft als Kühlmittel
sind hinlänglich bekannt. Ein Problem stellt insbesondere die Kühlung des Vorderkantenbereiches
von solchen Schaufeln dar.
[0003] Ein Kühlsystem der eingangs genannten Art ist bekannt aus der DE-A1 27 03 815. Die
dortige Schaufel weist im Vorderkantenbereich einen Hauptkanal auf, der durch einen
an den Innenwandungen der Schaufel abgestützen Einsatz gebildet wird. Der Vorderkantenabschnitt
ist verdickt ausgeführt und umschliesst einen Hohlraum. Der verdickte Abschnitt ist
sowohl mit dem Schaufelfuss als auch mit der Schaufeldeckplatte verbunden und dient
insbesondere der Torsionsversteifung. Der Hohlraum wird in seiner Höhe über mehrere
Bohrungen mit Kühlmittel angespeist aus dem längsdurchströmten Hauptkanal. Dabei werden
die Innenseiten der Vorderkante im Bereich des Hohlraumes prallgekühlt. Der Hohlraum
ist an der eigentlichen Vorderkante mit Durchgangslöchern zur Aussenwand versehen.
Das über die Durchgangslöcher in den Turbinenkanal austretende Kühlmittel bewirkt
damit eine Filmkühlung des Vorderkantenbereiches. Die Bohrungen vom Hauptkanal zum
Hohlraum sind so bemessen, dass in ihnen der für die anschliessende Filmkühlung erforderliche
Druckabfall verursacht wird.
Darstellung der Erfindung
[0004] Der vorliegenden Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Kühlsystem der eingangs
genannten Art zu schaffen, bei welchem die Vorderkante mit reiner Konvektionskühlung
ohne zusätzliche Filmkühlung beaufschlagt wird.
[0005] Erfindungsgemäss wird dies mit den kennzeichnenden Merkmalen des Patentanspruchs
1 erreicht.
[0006] Dadurch, dass der Kanal über der Schaufelhöhe längsdurchströmt ist und mit variablem
Querschnitt ausgebildet ist, hat man ein Mittel in der Hand, über die Wahl des Querschnittes
und die Anzahl und Dimensionierung der Bohrungen den Wärmeübergangskoefiizienten an
der Vorderkante in gewünschter Weise zu beeinflussen.
[0007] Im Falle von Schaufeln, die mit einer Deckplatte versehen sind, ist es zweckmässig,
wenn der Kanal an seinem oberen Ende in eine unterhalb der Deckplatte angebachte Kammer
übergeht, welche in Wirkverbindung steht mit einer Druckquelle, deren Druck niedriger
ist als der Druck im Hauptkanal.
Kurze Beschreibung der Zeichnung
[0008] In der Zeichnung ist ein Ausführungsbeispiel der Erfindung anhand einer innengekühlten
Gasturbinenschaufel vereinfacht dargestellt. Darin zeigen:
- Fig. 1
- eine Schaufel im Querschnitt;
- Fig. 2
- einen Längsschnitt durch den Vorderkantenbereich;
- Fig. 3
- den Vorderkantenbereich der Schaufel nach Fig. 1 am Schaufelfuss;
- Fig. 4
- die Vorderkante in mittlerer Schaufelhöhe;
- Fig. 5
- die Vorderkante an der Schaufelspitze.
[0009] Es sind nur die für das Verständnis der Erfindung wesentlichen Elemente gezeigt.
Die Strömungsrichtung der beteiligten Medien ist mit Pfeilen bezeichnet.
Weg zur Ausführung der Erfindung
[0010] Die in Fig. 1 dargestellte, gegossene Schaufel weist drei Innenkammern a, b, und
c auf, die von einem Kühlmittel, beispielsweise Luft, senkrecht zur Zeichnungsebene
durchströmt sind. Dabei werden die Innenseiten der die Schaufelkontur bildenden Wand
W - die aussen beidseitig von heissen Gasen umströmt ist - vom Kühlmittel umströmt
und geben ihre Wärme an das Kühlmittel ab. In der Regel sind zumindest in den zwei
vorderen Kammern a, b zahlreiche hier nicht gezeigte Hilfsmittel wie Leitrippen, Strömungskanäle,
Einsätze für Prallkühlung und dergleichen zur Verbesserung der Wandkühlung vorgesehen
sein können. Im Beispielsfall einer mit einer Deckplatte 11 versehenen Laufschaufel
zirkuliert das Kühlmittel in mehreren Zügen durch die Innenkammern a, b, und c und
kann z.B. über die nicht gezeigte Schaufelhinterkante in den Turbinenkanal abgeführt
werden.
[0011] In der Vorderkammer a gibt es den Problembereich der eigentlichen Vorderkante, die
von den heissen Gasen direkt angeströmt wird und deshalb einer besonders sorgfältigen
Kühlung bedarf.
[0012] Die Fig. 2 bis 5 zeigen das Kühlsystem für den Vorderkantenbereich einer hohlen Gasturbinenschaufel.
Vom Schaufelfuss 1 bis zur Schaufelspitze 2 erstreckt sich ein längsdurchströmter
Hauptkanal 3, welcher der Kammer a in Fig. 1 entspricht. Im Bereich des Schaufelblattes
4 ist dieser Kanal von den Innenwandungen der Vorderkante, der Saugseite 6 und der
Druckseite 7 sowie von einem die Druckseite mit der Saugseite verbindenden Steg 8
begrenzt.
[0013] Ein Kanal 10 erstreckt sich innerhalb der verdickten Schaufelvorderkante 5 vom Schaufelfuss
bis zur Schaufelspitze. Es versteht sich, dass dieser Kanal je nach Erfordernissen
nicht bis hin zum Schaufelfuss reichen muss. Sein unteres Ende könnte sich auch etwas
weiter radial aussen befinden und z.B. erst unterhalb mittlerer Blatthöhe einsetzen,
dort wo in der Regel die stärkste Wärmebelastung der Schaufel auftritt.
[0014] An der Schaufelspitze geht der Kanal 10 über in eine unterhalb der Deckplatte 11
verlaufenden Kammer 12. Diese Kammer reicht bis hin zur nicht dargestellten Schaufel-Hinterkante,
die zumindest im Kammerbereich gegen den durchströmten Gasturbinenkanal hin offen
ist. Der an der Schaufelhinterkante herrschende Druck, der auf jeden Fall kleiner
ist als der im längsdurchströmten Hauptkanal 3 herrschende Druck, ist demnach im Kanal
10 wirksam. Diese Druckdifferenz führt dazu, dass das sich im Kanal 10 befindende
Medium gegen die Hinterkante abströmt.
[0015] Es versteht sich, dass für diese treibende Druckdifferenz nicht unbedingt der Hinterkantendruck
an den Kanal 10 angelegt werden muss. So könnte die Kammer 12 auch in Wirkverbindung
stehen mit einer Wirbelkammer, wie sie in der Regel in den Labyrinthen oberhalb der
Deckplatte zwischen zwei Deckplattenzacken oder Dichtstreifen vorgesehen sind.
[0016] Der Kanal 10 kommuniziert über eine Mehrzahl von im Innenbereich der Schaufelvorderkante
angebrachten Bohrungen 9 mit dem vom Kühlmittel längsdurchströmten Hauptkanal 3. Die
treibende Druckdifferenz sorgt dafür, dass ein Teil des an der Vorderkante im Hauptkanal
3 entlang strömenden Mediums nunmehr über diese Bohrungen 9 in den Kanal 10 eintrömt
und dort als Prallstrahl auf die Kanal-Innenwandung auftrifft. In zunehmender Radialerstreckung
gelangt also immer mehr Kühlluft in den Kanal 10. Um einigermassen gleichmässige Metalltemperaturen
über der Höhe des Schaufelblattes zu erreichen, wird nunmehr eine Massnahme getroffen,
die eine zumindest annähernd gleichmässige Geschwindigkeit des abströmenden Kühlmittels
in Längsrichtung des Kanals 10 erlaubt. Hierzu wird der Kanal in radialer Richtung
erweitert.
[0017] Wie aus den Fig. 3, 4 und 5 erkennbar ist, wird der durchströmte Querschnitt vom
Schaufelfuss bis zur Schaufelspitze zunehmend grösser und zwar in Abhängigkeit von
den jeweils neu hinzukommenden Prallstrahlen. Je nach gewählter Teilung, Anzahl sowie
Dimensionierung der Bohrungen 9 kann die Querschnittszunahme somit entweder stetig
oder unstetig sein. Massgebend für die Art der Querschnittszunahme ist die Vorgabe,
dass in jedem Fall das Verhältnis Geschwindigkeit des jeweiligen Prallstrahles zur
Geschwindigkeit der Längsströmung im Kanal 10 gross sein soll. Damit wird verhindert,
dass die abströmende Luft die Wirkung der Prallstrahlen beeinträchtigt.
[0018] Wie aus Fig. 5 erkennbar, können im Spitzenbereich in einer gleichen Radialebene
mehrere Bohrungen 9 nebeneinander vorgesehen sein, um die Prallwirkung über einen
breiteren Bereich der Vorderkante auszuüben.
[0019] Versuche haben ergeben, dass mit der neuen Lösung der Wärmeübergangs-Koeffizient
bis zu 10x höher sein kann als in einem glatten ebenen Referenzkanal. Gegenüber dem
Dreieckskanal a ohne die neue Massnahme wird der Wärmeübergangs-Koeffizient demnach
noch höher sein. Dieser Umstand kann in gewissen Fällen einen Verzicht auf die bekannte
Filmkühlung in der Vorderkante mit entsprechendem Fluidverlust zur Folge haben.
[0020] Dieser erhöhte Wärmeübergangs-Koeffizient gilt für die eigentliche Nase, die konvektiv
durch Längs-und Prallströmung gekühlt ist. Ein erhöhter Wärmeübergangs-Koeffizient
wird jedoch auch im rückwärtigen Bereich der Vorderkante dadurch erzielt, dass das
Abströmen aus dem Kanal 3 in die Bohrungen 9 die Strömungsintensität in diesem Bereich
erhöht. Gegenüber dem glatten Dreieckskanal a ohne die neue Massnahme strömt erheblich
mehr Kühlmittel an der mit den Bohrungen versehenen Kanalwand entlang mit entsprechend
effektiverer Kühlung.
[0021] Bei einer allfälligen Beschädigung der Vorderkante durch auftreffende Fremdkörper
wird die Funktionsweise des Hauptkanals 3 nicht beeinträchtigt. In diesem Fall könnten
die beschädigten Teile über die angrenzenden Bohrungen 9 filmgekühlt werden.
[0022] Oberhalb der Kammer 12, deren Form z.B. der Schaufelprofilform entspricht, kann die
Innenwandung der Deckplatte vertippt sein. Mit dieser Massnahme könnte die abströmende
Luft auch noch zur Kühlung der Deckplatte beitragen.
Bezugszeichenliste
[0023]
- a, b, c
- Innenkammern der Schaufel
- W
- Schaufelwand
- 1
- Schaufelfuss
- 2
- Schaufelspitze
- 3
- längsdurchströmter Kanal
- 4
- Schaufelblatt
- 5
- Vorderkante
- 6
- Saugseite
- 7
- Druckseite
- 8
- Steg
- 9
- Bohrung
- 10
- Kanal
- 11
- Deckplatte
- 12
- Kammer
1. Kühlsystem für den Vorderkantenbereich einer hohlen Gasturbinenschaufel, bei welcher
sich ein Kanal (10) innerhalb der verdickten Schaufelvorderkante (5) vom Schaufelfuss
(1) bis zur Schaufelspitze (2) erstreckt, wobei der Kanal (10) über eine Mehrzahl
von in der Schaufelvorderkante angebrachten Bohrungen (9) mit einem von einem Kühlmittel
längsdurchströmten Hauptkanal (3) kommuniziert, dadurch gekennzeichnet, dass der Kanal
(10) über der Schaufelhöhe längsdurchströmt ist und mit variablem Querschnitt ausgebildet
ist.
2. Kühlsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Querschnitt des Kanals
(10) in Strömungsrichtung des Kühlmittels vom Schaufelfuss bis zur Schaufelspitze
stetig zunimmt.
3. Kühlsystem nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass der Hauptkanal (3) unmittelbar
von den Innenwandungen der Vorderkante (5), der Saugseite (6) und der Druckseite (7)
sowie von einem die Druckseite mit der Saugseite verbindenden Steg (8) begrenzt ist.
4. Kühlsystem nach Anspruch 1, bei welchem die Schaufeln mit einer Deckplatte (11) versehen
sind, dadurch gekennzeichnet, dass der Kanal (10) an seinem oberen Ende in eine unterhalb
der Deckplatte angebachte Kammer (12) übergeht, welche in Wirkverbindung steht mit
einer Druckquelle, deren Druck niedriger ist als der Druck im Hauptkanal
5. Kühlsystem nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, dass die Deckplatte (11) an ihrer
der Kammer (12) zugekehrten Seite verrippt ist.