[0001] Die vorliegende Erfindung liegt auf dem technischen Gebiet der Ladungssteuermittel
in Tonern und Entwicklern für elektrophotographische Aufzeichnungsverfahren, in Pulvern
und Pulverlacken zur Oberflächenbeschichtung, in Elektretmaterialien, insbesondere
in Elektretfasern, sowie in Trennvorgängen.
[0002] Bei elektrophotographischen Aufzeichnungsverfahren wird auf einem Photoleiter ein
"latentes Ladungsbild" erzeugt. Dieses "latente Ladungsbild" wird durch Aufbringen
eines elektrostatisch geladenen Toners entwickelt, der dann beispielsweise auf Papier,
Textilien, Folien oder Kunststoff übertragen und beispielsweise mittels Druck, Strahlung,
Hitze oder Lösungsmitteleinwirkung fixiert wird. Typische Toner sind Ein- oder Zweikomponentenpulvertoner
(auch Ein- oder Zweikomponentenentwickler genannt), darüberhinaus sind noch Spezialtoner,
wie z. B. Magnettoner, Flüssigtoner oder Polymerisationstoner im Einsatz. Unter Polymerisationstonern
sind solche Toner zu verstehen, die z. B. durch Suspensionspolymerisation (Kondensation)
oder Emulsionspolymerisation entstehen und zu verbesserten Teilcheneigenschaften des
Toners führen. Weiterhin sind auch solche Toner gemeint, die grundsätzlich in nicht-wäßrigen
Dispersionen erzeugt werden.
[0003] Ein Maß für die Tonerqualität ist seine spezifische Aufladung q/m (Ladung pro Masseeinheit).
Neben Vorzeichen und Höhe der elektrostatischen Aufladung ist vor allem das schnelle
Erreichen der gewünschten Ladungshöhe und die Konstanz dieser Ladung über einen längeren
Aktivierzeitraum hinweg ein entscheidendes Qualitätskriterium. Darüberhinaus ist die
Unempfindlichkeit des Toners gegen Klimaeinflüsse, wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit,
ein weiteres wichtiges Eignungskriterium.
[0004] Sowohl positiv als auch negativ aufladbare Toner finden Verwendung in Kopierern und
Laserdruckern in Abhängigkeit vom Verfahrens- und Gerätetyp.
[0005] Um elektrophotographische Toner oder Entwickler mit entweder positiver oder negativer
Aufladung zu erhalten, werden häufig Ladungssteuermittel zugesetzt. Da Tonerbindemittel
in der Regel eine starke Abhängigkeit der Aufladung von der Aktivierzeit aufweisen,
ist es Aufgabe eines Ladungssteuermittels, zum einen Vorzeichen und Höhe der Toneraufladung
einzustellen und zum anderen der Aufladungsdrift des Tonerbindemittels entgegenzuwirken
und für Konstanz der Toneraufladung zu sorgen.
[0006] Ladungssteuermittel, die nicht verhindern können, daß der Toner oder Entwickler bei
längerer Gebrauchsdauer eine hohe Ladungsdrift zeigt (Alterung), die sogar bewirken
kann, daß der Toner oder Entwickler eine Ladungsumkehr erfährt, sind daher für die
Praxis ungeeignet.
[0007] Während für Schwarztoner schwarze, blaue oder dunkle Ladungssteuermittel eingesetzt
werden können, sind für Farbtoner wegen der Coloristik Ladungssteuermittel ohne Eigenfarbe
erforderlich.
[0008] Bei Vollfarbtonern müssen die drei Toner Gelb, Cyan und Magenta neben den genau definierten
farblichen Anforderungen auch hinsichtlich ihrer triboelektrischen Eigenschaften exakt
aufeinander abgestimmt sein, da sie nacheinander im gleichen Gerät übertragen werden.
[0009] Von Farbmitteln ist bekannt, daß sie die triboelektrische Aufladung von Tonern teilweise
nachhaltig beeinflussen können. Wegen der unterschiedlichen triboelektrischen Effekte
von Farbmitteln und des daraus resultierenden teilweise sehr ausgeprägten Einflusses
auf die Toneraufladbarkeit ist es nicht möglich, die Farbmittel in eine einmal erstellte
Tonerbasisrezeptur einfach hinzuzufügen. Vielmehr kann es notwendig werden, für jedes
Farbmittel eine eigene Rezeptur zu erstellen, für welche Art und Menge des benötigten
Ladungssteuermittels speziell zugeschnitten werden.
[0010] Da dieses Vorgehen sehr aufwendig ist, sind hochwirksame farblose Ladungssteuermittel
erforderlich, die imstande sind, das unterschiedliche triboelektrische Verhalten verschiedener
Farbmittel zu kompensieren und dem Toner die gewünschte Aufladung zu verleihen. Auf
diese Art und Weise können triboelektrisch sehr unterschiedliche Farbmittel anhand
einer einmal erstellten Tonerbasisrezeptur mit ein und demselben Ladungssteuermittel
in den verschiedenen erforderlichen Tonern (Gelb, Cyan, Magenta und gegebenenfalls
Schwarz) eingesetzt werden.
[0011] Darüberhinaus ist für die Praxis wichtig, daß die Ladungssteuermittel eine ausreichende
Thermostabilität und eine gute Dispergierbarkeit besitzen. Typische Einarbeitungstemperaturen
für Ladungssteuermittel in die Tonerharze liegen bei Verwendung von Knetern oder Extrudern
zwischen 100°C und 200°C. Dementsprechend ist eine Thermostabilität von 200°C von
großem Vorteil. Wichtig ist auch, daß die Thermostabilität über einen längeren Zeitraum
(ca. 30 Minuten) und in verschiedenen Bindemittelsystemen gewährleistet ist. Dies
ist bedeutsam, da immer wieder auftretende Matrixeffekte zum frühzeitigen Zersetzen
des Ladungssteuermittels im Tonerharz führen, wodurch eine dunkelgelbe oder dunkelbraune
Färbung des Tonerharzes erfolgt und der Ladungssteuereffekt ganz oder teilweise verloren
geht. Typische Tonerbindemittel sind Polymerisations-, Polyadditions- und Polykondensationsharze
wie Styrol-, Styrolacrylat-, Styrolbutadien-, Acrylat-, Polyester-, Phenol-Epoxidharze,
sowie Cycloolefincopolymere, einzeln oder in Kombination, die noch weitere Inhaltsstoffe,
z. B. Farbmittel, wie Farbstoffe und Pigmente, Wachse oder Fließhilfsmittel, enthalten
können oder im Nachhinein zugesetzt bekommen können, wie hochdisperse Kieselsäuren.
[0012] Für eine gute Dispergierbarkeit ist es von großem Vorteil, wenn das Ladungssteuermittel
möglichst keine wachsartigen Eigenschaften, keine Klebrigkeit und einen Schmelz- oder
Erweichungspunkt von > 150 °C, besser > 200 °C, aufweist. Eine Klebrigkeit führt häufig
zu Problemen beim Zudosieren in die Tonerformulierung, und niedrige Schmelz- oder
Erweichungspunkte können dazu führen, daß beim Eindispergieren keine homogene Verteilung
erreicht wird, da sich das Material tröpfchenförmig im Trägermaterial zusammenschließt.
[0013] Außer in elektrophotographischen Tonern und Entwicklern können Ladungssteuermittel
auch zur Verbesserung der elektrostatischen Aufladung von Pulvern und Lacken, insbesondere
in triboelektrisch oder elektrokinetisch versprühten Pulverlacken, wie sie zur Oberflächenbeschichtung
von Gegenständen aus beispielsweise Metall, Holz, Kunststoff, Glas, Keramik, Beton,
Textilmaterial, Papier oder Kautschuk zur Anwendung kommen, eingesetzt werden. Die
Pulverlacktechnologie kommt beispielsweise beim Lackieren von Gegenständen, wie Gartenmöbeln,
Campingartikeln, Haushaltsgeräten, Fahrzeugteilen, Kühlschränken und Regalen, sowie
beim Lackieren von kompliziert geformten Werkstücken zur Anwendung. Der Pulverlack
oder das Pulver erhält seine elektrostatische Aufladung im allgemeinen nach einem
der beiden folgenden Verfahren:
Beim Corona-Verfahren wird der Pulverlack oder das Pulver an einer geladenen Corona
vorbeigeführt und hierbei aufgeladen, beim triboelektrischen oder elektrokinetischen
Verfahren wird vom Prinzip der Reibungselektrizität Gebrauch gemacht.
[0014] Der Pulverlack oder das Pulver erhalten im Sprühgerät eine elektrostatische Aufladung,
die der Ladung des Reibungspartners, im allgemeinen ein Schlauch oder Sprührohr, beispielsweise
aus Polytetrafluorethylen, entgegengesetzt ist.
[0015] Auch eine Kombination von beiden Verfahren ist möglich. Als Pulverlackharze werden
typischerweise Epoxidharze, carboxyl- und hydroxylgruppenhaltige Polyesterharze, Polyurethan-
und Acrylharze zusammen mit den üblichen Härtern eingesetzt. Auch Kombinationen von
Harzen finden Verwendung. So werden beispielsweise häufig Epoxidharze in Kombination
mit carboxyl- und hydroxylgruppenhaltigen Polyesterharzen eingesetzt.
[0016] Typische Härterkomponenten für Epoxidharze sind beispielsweise Säureanhydride, Imidazole
sowie Dicyandiamid und deren Abkömmlinge. Für hydroxylgruppenhaltige Polyesterharze
sind typische Härterkomponenten beispielsweise Säureanhydride, verkappte Isocyanate,
Bisacylurethane, Phenolharze und Melaminharze. Für carboxylgruppenhaltige Polyesterharze
sind typische Härterkomponenten beispielsweise Triglycidylisocyanurate oder Epoxidharze.
In Acrylharzen kommen als typische Härterkomponenten beispielsweise Oxazoline, Isocyanate,
Triglycidylisocyanurate oder Dicarbonsäuren zur Anwendung.
[0017] Der Nachteil einer ungenügenden Aufladung ist vor allem bei triboelektrisch oder
elektrokinetisch versprühten Pulvern und Pulverlacken, die auf Basis von Polyesterharzen,
insbesondere carboxylgruppenhaltigen Polyestern, oder auf der Basis von sogenannten
Mischpulvern, auch Hybridpulver genannt, hergestellt worden sind, zu beobachten. Unter
Mischpulvern versteht man Pulverlacke, deren Harzbasis aus einer Kombination von Epoxidharz
und carboxylgruppenhaltigem Polyesterharz besteht. Die Mischpulver bilden die Basis
für die in der Praxis am häufigsten vertretenen Pulverlacke. Ungenügende Aufladung
der oben genannten Pulver und Pulverlacke führt dazu, daß Abscheidequote und Umgriff
am zu beschichtenden Werkstück ungenügend sind. Der Ausdruck "Umgriff" ist ein Maß
dafür, inwieweit sich ein Pulver oder Pulverlack am zu beschichtenden Werkstück auch
an Rückseiten, Hohlräumen, Spalten und vor allem an Innenkanten und -ecken abscheidet.
[0018] Darüber hinaus ist gefunden worden, daß Ladungssteuermittel das Aufladungs- sowie
das Ladungsstabilitätsverhalten von Elektretmaterialien, insbesondere Elektretfasern,
erheblich verbessern können (DE-A-43 21 289). Elektretfasern sind bisher hauptsächlich
im Zusammenhang mit dem Problem der Feinststaubfiltration beschrieben worden. Die
beschriebenen Filtermaterialien unterscheiden sich sowohl hinsichtlich der Materialien,
aus denen die Fasern bestehen als auch bezüglich der Art und Weise, wie die elektrostatische
Ladung auf die Fasern aufgebracht wird. Typische Elektretmaterialien basieren auf
Polyolefinen, halogenierten Polyolefinen, Polyacrylaten, Polyacrylnitrilen, Polystyrolen
oder Fluorpolymeren, wie beispielsweise Polyethylen, Polypropylen, Polytetrafluorethylen
und perfluoriertes Ethylen und Propylen, oder auf Polyestern, Polycarbonaten, Polyamiden,
Polyimiden, Polyetherketonen, auf Polyarylensulfiden, insbesondere Polyphenylensulfiden,
auf Polyacetalen, Celluloseestern, Polyalkylenterephthalaten sowie Mischungen daraus.
Elektretmaterialien, insbesondere Elektretfasern, können beispielsweise zur (Feinst-)Staubfiltration
eingesetzt werden. Die Elektretmaterialien können ihre Ladung auf unterschiedliche
Weise erhalten, nämlich durch Corona- oder Triboaufladung.
[0019] Weiterhin ist bekannt, daß Ladungssteuermittel in elektrostatischen Trennvorgängen,
insbesondere in Trennvorgängen von Polymeren verwendet werden können. So beschreiben
Y. Higashiyama et al. (J. Electrostatics 30, pp 203 - 212 (1993)) am Beispiel des
äußerlich aufgebrachten Ladungssteuermittels Trimethyl-phenyl-ammonium-tetraphenylborat,
wie Polymere für Recyclingzwecke voneinander getrennt werden können. Ohne Ladungssteuermittel
laden sich "Low Density Polyethylen (LDPE)" und "High Density Polyethylen" (HDPE)
reibungselektrisch weitestgehend ähnlich auf. Nach Ladungssteuermittelzugabe laden
sich LDPE stark positiv und HDPE stark negativ auf und lassen sich so gut trennen.
Neben der äußerlichen Aufbringung der Ladungssteuermittel kann auch grundsätzlich
an eine Einarbeitung derselben in das Polymer gedacht werden, um beispielsweise ein
Polymer innerhalb der triboelektrischen Spannungsreihe zu verschieben und eine entsprechende
Trennwirkung zu erhalten. Ebenso lassen sich auf diese Weise andere Polymere wie z.
B. Polypropylen (PP) und/oder Polyethylenterephthalat (PET) und/oder Polyvinylchlorid
(PVC) voneinander trennen.
[0020] Ebenso lassen sich auch z. B. Salzmineralien besonders gut selektiv trennen, wenn
ihnen zuvor ein Oberflächenzusatz zugegeben wurde (Oberflächenkonditionierung), der
die substratspezifische elektrostatische Aufladung verbessert (A. Singewald, L. Ernst,
Zeitschrift für Physikal. Chem. Neue Folge, Bd. 124, S. 223 - 248 (1981).
[0021] Weiterhin werden Ladungssteuermittel als "Electroconductivity Providing Agents" (ECPA)
(JP 05 163 449-A) in Tinten für Tintenstrahldrucker eingesetzt.
[0022] Ladungssteuermittel sind in der Literatur zahlreich bekannt. Allerdings weisen die
bisher bekannten Ladungssteuermittel eine Reihe von Nachteilen auf, die den Einsatz
in der Praxis stark einschränken oder gar unmöglich machen, wie z. B. Eigenfarbe,
Photo- oder Thermolabilität, geringe Stabilität im Tonerbindemittel, ungenügende Wirksamkeit
hinsichtlich des gewünschten Vorzeichens der Ladung (positive oder negative Aufladung),
Ladungshöhe oder Ladungskonstanz, Dispergierbarkeit.
[0023] Die Aufgabe der vorliegenden Erfindung war es daher, verbesserte, besonders wirksame
farblose Ladungssteuermittel zu finden. Neben dem schnellen Erreichen und der Konstanz
der Aufladung sollen die Verbindungen eine hohe Thermostabilität aufweisen. Weiterhin
sollten sie in verschiedenen praxisnahen Tonerbindemitteln wie Polyestern, Polystyrolacrylaten
oder Polystyrolbutadienen/Epoxidharzen sowie Cycloolefincopolymeren gut und unzersetzt
dispergierbar sein. Darüberhinaus sollten sie öko/toxikologisch unbedenklich, d. h.
ungiftig sowie schwermetallfrei sein. Weiterhin sollte ihre Wirkung weitgehend unabhängig
von der Harz/Carrier-Kombination sein, um eine breite Anwendung zu erschließen. Ebenso
sollten sie in gängigen Pulverlack-Bindemitteln und Elektretmaterialien wie z. B.
Polyester (PES), Epoxid, PES-Epoxyhybrid, Polyurethan, Acrylsystemen sowie Polypropylenen
gut und unzersetzt dispergierbar sein und zu keiner Verfärbung der Harze führen.
[0024] Überraschenderweise hat sich nun gezeigt, daß Inter-Polyelektrolyt-Komplexe (abgekürzt:
IPEC), häufig auch nur Polyelektrolyt-Komplexe genannt, gute Ladungssteuereigenschaften
und hohe Thermostabilität besitzen. Darüberhinaus sind diese Verbindungen vorzugsweise
ohne Eigenfarbe und lassen sich gut in üblichen Toner-, Pulverlack- und Elektretbindemitteln
dispergieren.
[0025] Unter IPEC werden im wesentlichen von ionischen Wechselwirkungen zusammengehaltene
(salzartige) Verbindungen aus einem anionischen Makromolekül (Polyanion) und einem
kationischen Makromolekül (Polykation) verstanden. Man kann zwischen stöchiometrischen
und nicht-stöchiometrischen Polyelektrolyt-Komplexen unterscheiden. Die erstgenannten
bestehen aus einem von 0,9 : 1,1 bis 1,1 : 0,9, beispielsweise bei etwa 1 : 1, liegenden
Molverhältnis von kationischen zu anionischen Gruppen im Sinne einer Polymersalz-Bildung,
während in den nicht-stöchiometrischen Polyelektrolyt-Komplexen nur ein Teil der ionischen
Gruppen der einen Polyelektrolyt-Komponente durch entgegengesetzt geladene Gruppen
der zweiten Komponente abgesättigt wird, der Rest wird durch niedermolekulare Ionen,
beispielsweise Metallkationen oder anorganische Anionen, neutralisiert. Die nicht-stöchiometrischen
IPEC entstehen bei Unterschuß der zur vorgelegten Lösung der einen Polymerkomponente
(Host-Polyelektrolyt) zugesetzten zweiten Komponente (Guest-Polyelektrolyt), d. h.
unter Bedingungen, bei denen ein Teil der ionischen Gruppen am Host-Makromolekül noch
durch niedermolekulare Gegenionen neutralisiert ist. Wasserlöslich sind solche IPEC
vor allem dann, wenn die zugesetzte zweite Komponente gegenüber der vorgelegten ersten
einen wesentlich niedrigeren Polymerisationsgrad aufweist und somit ein solches Makromolekül
der Zweitkomponente nur einen Teil der Polymerkette der anderen Komponente ladungsmäßig
absättigen kann.
[0026] IPEC sind an sich bekannt und beispielsweise beschrieben in:
V. A. Kabanov, "Basic Properties of Soluble Interpolyelectrolyte Complexes Applied
to Bioengineering and Cell Transformations", in: "Macromolecular Complexes in Chemistry
and Biology" ed. by P. Dubin, J. Bock, R. M. Davies, D. N. Schulz and C. Thies, Springer
Verlag, Berlin 1994; S. 152 ff.;
B. Philipp et al., "Polyelektrolyt-Komplexe - Bildungsweise, Struktur und Anwendungsmöglichkeiten"
Zeitschrift für Chemie, (22) 1982, Heft 1, S. 1 - 13.
[0027] IPEC finden Anwendung z. B. als Proteincarrier, synthetische Viren, zur Reinigung
oder zur Abtrennung von Proteinen, als Membranmaterialien, zur Beeinflussung von Enzymaktivitäten
mittels Komplexierung sowie zur Wirkstoffeinkapselung über komplexe Koazervation.
[0028] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist die Verwendung von Inter-Polyelektrolyt-Komplexen
als Ladungssteuermittel und Aufladungsverbesserer in elektrophotographischen Tonern
und Entwicklern, in triboelektrisch oder elektrokinetisch versprühbaren Pulvern und
Pulverlacken und in Elektretmaterialien.
[0029] Im Sinne der vorliegenden Erfindung können sowohl stöchiometrische als auch nicht-stöchiometrische
Polyelektrolyt-Komplexe eingesetzt werden. Bei den nicht-stöchiometrischen Komplexen
ist es vorteilhaft, wenn der Überschuß des längerkettigen Host-Polyelektrolyten mindestens
20 % beträgt, bezogen auf die Gesamtzahl der Ladungen des IPEC.
[0030] Die Herstellung der erfindungsgemäß eingesetzten IPEC kann entsprechend den Angaben
in der vorstehend genannten Literatur vorgenommen werden. IPEC können beispielsweise
durch Zusammengeben verdünnter, z. B. 0,01 bis 1 molarer, wäßriger Lösungen einer
Polybase und eine Polysäure, oder durch Zusammengeben verdünnter wäßriger Lösungen
der Salze einer Polysäure und Polybase mit ihren niedermolekularen Gegenionen bzw.
der freien Polybase, oder durch Anlagerung eines ionischen Monomers als niedermolekulares
Gegenion an ein entgegengesetzt geladenes Makroion und anschließende radikalische
Polymerisation des Monomers (Matrizenpolymerisation) hergestellt werden. Es ist vorteilhaft,
wenn die polyanionische und polykationische Komponente in wäßrigem Medium gelöst oder
suspendiert werden kann. Die Isolierung des IPEC erfolgt beispielsweise durch Ausfällen
aus wäßrigem Medium, Sprühtrocknung oder Eindampfen, bevorzugt durch Ausfällen.
[0031] Im Falle von aminogruppenhaltigen Polymeren kann es erforderlich sein, zur Erzeugung
des Polykations das Medium anzusäuern, beispielsweise im Falle von Chitosan.
Im Falle von carboxyl- oder sulfogruppenhaltigen Polymeren kann es erforderlich sein,
zur Erzeugung des Polyanions das Medium alkalisch zu stellen. Die erfindungsgemäß
eingesetzten IPEC können im wesentlichen aus synthetischen und/oder natürlichen Polyanionen
und aus synthetischen und/oder natürlichen Polykationen bestehen. Die Polyanionen
oder Polykationen können auch Derivate von Naturstoffen sein.
[0032] Beispiele für Polyanionen-bildende Verbindungen sind Poly(styrolsulfonsäure), Poly(acrylsäure),
Poly(methacrylsäure), Poly(maleinsäure), Poly(itaconsäure), Poly(vinylsulfat), Poly(vinylsulfonsäure),
Poly(vinylphosphat), Poly-(acrylsäure-co-maleinsäure), Poly(styrolsulfonsäure-co-maleinsäure),
Poly(ethylen-co-acrylsäure), Poly(phosphorsäure), Poly(kieselsäure), Hectorit, Bentonit,
Alginsäure, Pektinsäure, kappa-, lambda-, iota-Carrageenane, Xanthan, Gummi arabicum,
Dextransulfat, Carboxymethyldextran, Carboxymethyl-cellulose, Cellulosesulfat, Cellulosexanthogenat,
Stärkesulfat und -phosphat, Lignosulfonate, Gummi Karaya; Polygalakturonsäure, Polyglucuronsäure,
Polyguluronsäure, Polymannuronsäure und Mischpolymere hiervon; Chondroitin-Sulfat,
Heparin, Heparansulfat, Hyaluronsäure, Dermatansulfat, Keratansulfat;
Poly-(L)-Glutaminsäure, Poly-(L)-Asparaginsäure, saure Gelatine (A-Gelatine); Stärke-,
Amylose-, Amylopektin-, Cellulose-, Guaran-, Gummi arabicum-, Gummi Karaya-, Gummi
Guar-, Pullulan-, Xanthan-, Dextran-, Curdlan-, Gellan-, Carubin-, Agarose-, Chitin-,
Chitosan-Derivate mit folgenden funktionellen Gruppen in verschiedenen Substitutionsgraden:
Carboxymethyl- und Carboxyethyl-, Carboxypropyl-, 2-Carboxyvinyl-, 2-Hydroxy-3-carboxypropyl-,
1,3-Dicarboxy-isopropyl-, Sulfomethyl-, 2-Sulfoethyl-, 3-Sulfopropyl-, 4-Sulfobutyl-,
5-Sulfopentyl-, 2-Hydroxy-3-sulfopropyl-, 2,2-Disulfoethyl-, 2-Carboxy-2-sulfo-ethyl-,
Maleat-, Succinat-, Phthalat-, Glutarat-, aromatische und aliphatische Dicarboxylate-,
Xanthogenat-, Sulfat-, Phosphat-, 2,3-Dicarboxy-, N,N-Di-(phosphatomethyl)-aminoethyl-,
N-Alkyl-N-phosphatomethyl-aminoethyl-. Diese Derivate können daneben auch nichtionische
funktionelle Gruppen in verschiedenen Substitutionsgraden enthalten, wie z. B. Methyl-,
Ethyl-, Propyl-, Isopropyl-, 2-Hydroxyethyl-, 2-Hydroxypropyl-, 2-Hydroxybutyl-Gruppen
sowie Ester mit aliphatischen Carbonsäuren (C
2 bis C
18).
[0033] Die Molmasse der Polyanionen-bildenden Verbindungen kann in weiten Grenzen schwanken,
beispielsweise von M
w = 1000 g/mol bis M
w = 100 000 000 g/mol.
[0034] Beispiele für Polykationen-bildende Verbindungen sind Poly(alkylenimine), insbesondere
Poly(ethylenimin), Poly-(4-vinyl-pyridin), Poly(2-vinyl-pyridin), Poly(2-methyl-5-vinyl-pyridin),
Poly(4-vinyl-N-C
1-C
18-alkyl-pyridiniumsalz), Poly(2-vinyl-N-C
1-C
18-alkyl-pyridiniumsalz), Polyallylamin, Polyvinylamin, aminoacetylierter Polyvinylalkohol;
die in US-A-5,401,809 beschriebenen polymeren Ammoniumsalze, erhältlich durch Homopolymerisation
von Monomeren der Formel (I)

worin die Reste R
1 bis R
12 unabhängig voneinander ein Wasserstoffatom, Hydroxyl, einen primären, sekundären
oder tertiären Aminorest, einen Cyano- oder Nitrorest oder einen geradkettigen oder
verzweigten, gesättigten oder ungesättigten C
1-C
18-Alkyl- oder C
1-C
18-Alkoxy-Rest bedeuten, und A
- ein Anion bedeutet;
die in US-A-5,500, 323 beschriebenen Polysulfondialkylammoniumsalze, erhältlich durch
Copolymerisation von Salzen vorstehend genannten Dialkylammonium-Komponenten der Formel
(I) mit Schwefeldioxid;
Poly-(L)-Lysin, Poly-(L)-Arginin, Poly(ornithin), basische Gelatine (B-Gelatine);
Chitosan; Chitosan mit verschiedenen Acetylierungsgraden;
Stärke-, Amylose-, Amylopektin-, Cellulose-, Guaran-, Gummi arabicum-, Gummi Karaya-,
Gummi Guar-, Dextran-, Pullulan-, Xanthan-, Curdlan-, Gellan-, Carubin-, Agarose-,
Chitin-, Chitosan-Derivate mit folgenden funktionellen Gruppen in verschiedenen Substitutionsgraden:
2-Aminoethyl-, 3-Aminopropyl-, 2-Dimethylaminoethyl-, 2-Diethylaminoethyl-, 2-Diisopropylaminoethyl-,
2-Dibutylaminoethyl-, 3-Diethylamino-2-hydroxypropyl-, N-Ethyl-N-methylaminoethyl-,
N-Ethyl-N-methylaminopropyl-, 2-Di-ethylhexyl-aminoethyl-, 2-Hydroxy-2-diethylaminoethyl-,
2-Hydroxy-3-trimethylammoniono-propyl-, 2-Hydroxy-3-triethyl-ammoniono-propyl-, 3-Trimethylammoniono-propyl-,
2-Hydroxy-3-pyridinium-propyl- sowie S,S-Dialkyl-thionium-alkyl; diese Derivate können
daneben auch nichtionische funktionelle Gruppen in verschiedenen Substitutionsgraden
enthalten, wie z. B. Methyl-, Ethyl-, Propyl-, Isopropyl-, 2-Hydroxymethyl-, 2-Hydroxypropyl-,
2-Hydroxybutyl-Gruppe sowie Ester mit aliphatischen Carbonsäuren (C2 bis C18);
weiterhin n,m-Ionene der Formel

Poly(anilin); Poly(pyrrol); Poly(viologene) der Formel

sowie Poly(amidoamine) auf Basis von Piperazin.
[0035] Die Molmasse der Polykationen-bildenden Verbindungen kann in weiten Grenzen schwanken,
beispielsweise von M
w = 500 g/mol bis 10
8 g/mol.
[0036] Weitere Beispiele für Polyelektrolyte (anionische oder kationische) sind Verbindungen
der allgemeinen Formel

mit
- n =
- 5 bis 5x105;
- R1 =
- H oder CH3;
- X =
- O oder NH;
- A =
- verzweigte oder lineare Alkylene (C1 bis C18) oder Arylene, z. B. Phenylen oder Naphthylen;
- Y =
- NR22, N⊕R23 mit R2 = C1-C8-Alkyl; SO3⊖, COO⊖, Phosphat; N⊕R32-A-COO⊖, N⊕R32-A-SO3⊖, N⊕R32-A-PO(OH)O⊖ mit R3 = C1-C8-Alkyl;
- Z =
- Anion, z. B. Halogenid, Methylsulfat, Sulfat, Phosphat; oder Kation, z. B. Metall-Kation
wie Na+ oder K+, oder quartäre Ammoniumverbindung;
sowie Copolymere, bestehend aus Monomeren der vorstehend genannten Verbindungen und
einem der nachfolgenden Monomere in unterschiedlicher Zusammensetzung: Acrylsäure,
Methacrylsäure, Acrylsäurealkyl(C
1-C
18)ester, Methacrylsäurealkyl(C
1-C
18)ester, Acrylsäureamid, Acrylnitril, Ethylen, Styrol, Butadien, Isopren, Vinylchlorid,
Propylen, Maleinsäureanhydrid, Maleinsäuremonoalkyl(C
1-C
18)- oder -dialkyl(C
1-C
18)ester, Alkyl(C
1-C
18)-vinylether, Vinylalkohol, Vinylacetat, Vinylimidazol, N-Vinyl-2-Caprolactam, N-Vinylpyrrolidon,
mono- oder di-alkyliertes (C
1-C
30)-N-Vinylpyrrolidon.
[0037] Besonders bevorzugt ist Chitosan, welches üblicherweise durch Behandlung von Chitin
mit konzentrierter Natronlauge unter Spaltung der N-Acetylbindung entsteht. Chitosan
mit freien Aminogruppen ist in Wasser nicht löslich. Durch Salzbildung mit Säuren
erhält man Chitosoniumsalze, die wasserlösliche kationische Polyelektrolyte darstellen.

[0038] Die erfindungsgemäß verwendeten IPEC können genau auf das jeweilige Harz/Toner-System
abgestimmt werden. Hinzu kommt, daß die erfindungsgemäß eingesetzten Verbindungen
farblos und rieselfähig sind und hohe und besonders konstante Ladungssteuereigenschaften,
gute Thermostabilitäten und gute Dispergierbarkeiten besitzen. Ein weiterer technischer
Vorteil dieser Verbindungen liegt darin, daß sie sich gegenüber den unterschiedlichen
Bindemittelsystemen inert verhalten und somit vielfältig einsetzbar sind.
[0039] Dispergierung bedeutet die Verteilung eines Stoffes in einem anderen, im Sinne der
Erfindung die Verteilung eines Ladungssteuermittels im Tonerbindemittel, Pulverlackbindemittel
oder Elektretmaterial.
[0040] Es ist bekannt, daß kristalline Stoffe in ihrer gröbsten Form als Agglomerate vorliegen.
Um eine homogene Verteilung im Bindemittel zu erreichen, müssen diese durch den Dispergiervorgang
in kleinere Aggregate oder idealerweise in Primärteilchen zerteilt werden. Die Ladungssteuermittel-Partikel,
die nach der Dispergierung im Bindemittel vorliegen, sollten kleiner als 1 µm, vorzugsweise
kleiner als 0,5 µm, sein, wobei eine enge Teilchengrößen-Verteilung von Vorteil ist.
[0041] Für die Teilchengröße, definiert durch den d
50-Wert, finden sich stoffabhängig optimale Wirkbereiche. So sind beispielsweise grobe
Teilchen (∼ 1 mm) zum Teil gar nicht oder nur mit einem erheblichen Zeit- und Energieaufwand
dispergierbar, während sehr feine Teilchen im Submicron-Bereich ein erhöhtes sicherheitstechnisches
Risiko, wie die Möglichkeit der Staubexplosion, bergen.
[0042] Die Teilchengröße und Form wird entweder durch die Synthese und/oder Nachbehandlung
eingestellt und modifiziert. Häufig wird die geforderte Eigenschaft erst durch gezielte
Nachbehandlung wie Mahlung und/oder Trocknung möglich. Hierzu bieten sich verschiedene
Mahltechniken an. Vorteilhaft sind beispielsweise Luftstrahlmühlen, Schneidmühlen,
Hammermühlen, Perlmühlen sowie Prallmühlen.
[0043] Typischerweise handelt es sich bei den in der vorliegenden Erfindung erwähnten Bindemittelsystemen
um hydrophobe Materialien. Hohe Wassergehalte des Ladungssteuermittels können entweder
einer Benetzung entgegenstehen oder aber eine Dispergierung begünstigen (Flushen).
Daher ist der praktikable Feuchtegehalt stoffspezifisch.
[0044] Die erfindungsgemäßen Verbindungen sind durch folgende chemisch/physikalische Eigenschaften
gekennzeichnet:
[0045] Der Wassergehalt, nach der Karl-Fischer Methode bestimmt, liegt zwischen 0,1 % und
30 %, bevorzugt zwischen 1 und 25 % und besonders bevorzugt zwischen 1 und 20 %, wobei
das Wasser adsorbiert und/oder gebunden sein kann, und sich dessen Anteil durch Temperatureinwirkung
bis 200°C und Vakuum bis 10
-8 Torr oder durch Wasserzugabe einstellen läßt.
[0046] Die Teilchengröße, mittels lichtmikroskopischer Auswertung oder Laserlichtbeugung
bestimmt und definiert durch den d
50-Wert, liegt zwischen 0,01 µm und 1000 µm, bevorzugt zwischen 0,1 und 500 µm und ganz
besonders bevorzugt zwischen 0,5 und 400 µm.
[0047] Besonders vorteilhaft ist es, wenn durch die Mahlung eine enge Teilchengröße resultiert.
Bevorzugt ist ein Bereich Δ (d
95-d
50) von kleiner als 500 µm, insbesondere kleiner als 200 µm.
[0048] Die erfindungsgemäß verwendeten IPEC sind als farblose, gut dispergierbare Ladungssteuermittel
besonders für Bunttoner in Kombination mit Farbmitteln geeignet. Als Farbmittel kommen
in diesem Zusammenhang anorganische Pigmente, organische Farbstoffe, organische Buntpigmente,
aber auch weiße Farbmittel, wie TiO
2 oder BaSO
4, Perlglanzpigmente sowie Schwarzpigmente, basierend auf Ruß oder Eisenoxiden, in
Betracht.
[0049] Die erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen werden einzeln oder in Kombination miteinander
in einer Konzentration von 0,01 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise von 0,5 bis 20 Gew.-%,
besonders bevorzugt von 0,1 bis 5,0 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmischung, in das
Bindemittel des jeweiligen Toners, Entwicklers, Lacks, Pulverlacks, Elektretmaterials
oder des elektrostatisch zu trennenden Polymers, beispielsweise durch Extrudieren
oder Einkneten, eingearbeitet. Dabei können die erfindungsgemäß eingesetzten Verbindungen
als getrocknete und gemahlene Pulver, Dispersionen oder Lösungen, Preßkuchen, Masterbatches,
Präparationen, angeteigte Pasten, als auf geeignete Träger, wie z. B. Kieselgel, TiO
2, Al
2O
3, aus wäßriger oder nicht-wäßriger Lösung aufgezogene Verbindungen oder in sonstiger
Form zugegeben werden. Ebenso können die erfindungsgemäß verwendeten Verbindungen
grundsätzlich auch schon bei der Herstellung der jeweiligen Bindemittel zugegeben
werden, d. h. im Verlauf von deren Polymerisation, Polyaddition oder Polykondensation.
[0050] Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist auch ein elektrophotographischer Toner,
Pulver oder Pulverlack, enthaltend ein übliches Bindemittel, beispielsweise ein Styrol-,
Styrolacrylat-, Styrolbutadien-, Acrylat-, Urethan-, Acryl-, Polyester- oder Epoxidharz
oder eine Kombination der letzten beiden, und 0,01 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 0,5
bis 20 Gew.-%, besonders bevorzugt 0,1 bis 5 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht
des elektrophotographischen Toners, Pulvers oder Pulverlacks, mindestens eines Inter-Polyelektrolyt-Komplexes.
[0051] Bei elektrostatischen Trennvorgängen von Polymeren und insbesondere von (Salz-)Mineralien
können die IPEC auch in den oben angegebenen Mengen extern, d. h. auf die Oberfläche
des zu trennenden Gutes, aufgegeben werden.
Herstellungsbeispiele
[0052] Die * Mol-Angaben beziehen sich auf mittlere Ladungseinheiten, d. h. als "Monomereinheit"
werden solche Abschnitte betrachtet, die gerade eine Ladung tragen. Prozentangaben
sind Gewichtsprozente.
Herstellungsbeispiel 1
[0053] 20 g einer 25 %igen wässrigen Lösung von Poly(vinylsulfonsäure)Na-Salz (0.038 mol*,
mittlere Molmasse ca 100 000 g/mol) wurden mit 250 ml deionisiertem Wasser unter Rühren
verdünnt. Dann wurden bei Raumtemperatur ebenfalls unter Rühren 15.5 g einer 40 %igen
wässrigen Poly(diallyldimethylammoniumchlorid)-Lösung (0.038 mol*, mittlere Molmasse
ca. 70 000 g/mol) in 100 ml deionisiertem Wasser innerhalb von 10 Minuten zugetropft.
Es entstand ein leicht bräunlicher Niederschlag. Dieser wurde 1 Stunde nachgerührt,
abfiltriert, mehrmals mit deionisiertem Wasser nachgewaschen und anschließend 24 Stunden
bei 60 °C und 100 mbar getrocknet.
Ausbeute: 8.9 g (79 % der Theorie)
Herstellungsbeispiel 2:
[0054] 5 g (0.012 mol*) Diethylaminoethyl-Dextran (DEAE-Dextran) (DS = 0.63, mittlere Molmasse
ca. 500,000 g/mol) wurden bei Raumtemperatur in 250 ml deionisiertem Wasser gelöst.
Dann wurden unter Rühren 3.8 g (0.012 mol*) Carboxymethyl-cellulose (DS = 0.78, mittlere
Molmasse ca. 400 000 g/mol) innerhalb von 10 Minuten zugetropft. Der entstandene weiße
Niederschlag wurde 1 Stunde nachgerührt, dann abfiltriert, mit 500 ml deionisiertem
Wasser nachgewaschen und anschließend 24 Stunden bei 60 °C und 100 mbar getrocknet.
DTA: 204 °C (Zersetzungspunkt)

Herstellungsbeispiel 3: (Beispiel eines nichtstöchiometrischen IPECs)
[0055] 7,5 g (0.047 mol*) Chitosan (mittlere Molmasse ca. 400,000 g/mol) wurden in 500 ml
1 %iger Essigsäure gelöst und anschließend mit 1000 ml deionisiertem Wasser versetzt.
Danach wurden unter Rühren bei Raumtemperatur 4,4 g (0.047 mol*) Poly(acrylsäure),
Na-Salz (mittlere Molmasse ca. 30 000 g/mol) gelöst in 100 ml deionisiertem Wasser,
innerhalb von 10 Minuten zugetropft. Der entstandene weiße Niederschlag wurde eine
Stunde nachgerührt und anschließend über ein 250 µm-Sieb abfiltriert, nachgewaschen
und danach 24 Stunden bei 60 °C und 100 mbar getrocknet. Das Verhältnis von Chitosan
zu Poly(acrylsäure) wurde auf etwa 1 : 4 bestimmt.
Herstellungsbeispiel 4:
[0056] 5.0 g (0.116 mol*) Poly(ethylenimin), mittlere Molmasse ca. 750 000 g/mol, wurden
in 300 ml deionisiertem Wasser unter Zugabe von 20 ml 90 %iger Essigsäure unter Rühren
bei Raumtemperatur gelöst. Dann wurde ebenfalls unter Rühren eine Lösung von 21.1
g (0.116 mol*) Poly(styrolsulfonsäure)-Na-Salz, mittlere Molmasse ca. 70 000 g/mol,
in 250 ml deionisiertem Wasser innerhalb von 10 Minuten zugetropft. Gegen Ende des
Zutropfens wurden zur entstandenen weißen Suspension 200 ml deionisiertes Wasser zugegeben,
um diese zu verdünnen. Die Suspension wurde anschließend 1 Stunde nachgerührt, abfiltriert,
der weiße Niederschlag mit 500 ml deionisiertem Wasser nachgewaschen und danach 24
Stunden bei 60 °C und
100 mbar getrocknet.
Ausbeute: 21.9 g (76 % der Theorie)
Herstellungsbeispiele 5 - 18:
[0057] Die folgenden Herstellungsbeispiele wurden analog zu einem der oben beschriebenen
Herstellungsbeispiele, allerdings in anderen Mengenverhältnissen, hergestellt. Die
Mengen der zugegebenen Komponenten sind in Tabelle 1 zusammengefaßt.

[0058] In der nachfolgenden Tabelle 2 sind exemplarisch für die erfindungsgemäß eingesetzten
IPEC verschiedene analytische Daten anhand von vier dieser Verbindungen wiedergegeben.

Anwendungsbeispiele
[0059] In den nachfolgenden Anwendungsbeispielen kommen folgende Tonerbindemittel und Carrier
zum Einsatz:
Tonerbindemittel:
[0060]
- Harz 1:
- Styrol-Methacrylat-Copolymer 60:40
- Harz 2:
- Polyester auf Bisphenol-Basis (®Almacryl-Harz)
Carrier:
[0061]
- Carrier 1:
- Mit Styrol-Methacrylat-Copolymer beschichtete Magnetit-Teilchen der Größe 50 bis 200
µm (Schüttdichte 2,62 g/cm3) (FBM 100 A; Fa. Powder Techn.).
- Carrier 2:
- Mit Silikon beschichtete Ferrit-Teilchen der Größe 50 bis 100 µm (Schüttdichte 2,75
g/cm3) (FBM 96-110; Fa. Powder Techn.)
Anwendungsbeispiel 1 - 3 und 5 - 17
[0062] 1 Teil des jeweiligen IPEC wird mittels eines Kneters innerhalb von 45 Minuten in
99 Teile eines Tonerbindemittels (Styrol-Methacrylat-Copolymer 60 : 40, Harz 1, ®Dialec
S 309) homogen eingearbeitet. Anschließend wird auf einer Labor-Universalmühle gemahlen
und dann auf einem Zentrifugalsichter klassifiziert. Die gewünschte Teilchenfraktion
(4 bis 25 µm) wird mit einem Carrier (Carrier 1) aktiviert.
Anwendungsbeispiele 4 und 18
[0063] 1 Teil des jeweiligen IPEC wird mittels eines Kneters innerhalb von 45 Minuten in
99 Teile eines Tonerbindemittels (Polyester auf Biphenyl-Basis, Harz 2, ®Almacryl-Harz)
homogen eingearbeitet. Anschließend wird auf einer Labor-Universalmühle gemahlen und
dann auf einem Zentrifugalsichter klassifiziert. Die gewünschte Teilchenfraktion (4
bis 25 µm) wird mit Carrier 2 aktiviert.
Elektrostatische Prüfung:
[0064] Die Messung erfolgt an einem üblichen q/m-Meßstand. Durch Verwendung eines Siebes
mit einer Maschenweite von 50 µm wird sichergestellt, daß bei den Tonerausblasungen
kein Carrier mitgerissen wird. Die Messungen erfolgen bei 50 % relativer Luftfeuchte.
In Abhängigkeit von der Aktivierdauer werden die q/m-Werte (µC/g] gemessen. Die q/m-Werte
sind in Tabelle 3 angegeben. Die Mengen an IPEC betragen jeweils 1 Gew.-%.

Anwendungsbeispiele für triboelektrische Pulverlackversprühung:
Anwendungsbeispiel 19
[0065] 1 Teil der Verbindung aus dem Herstellungsbeispiel 6 wurde in 99 Teile eines Pulverlackbindemittels
(Harz 1) homogen eingearbeitet, wie für die Anwendungsbeispiele 1 bis 3 beschrieben.
Die Triboversprühung der Pulver(lacke) wurde mit einem Sprühgerät, beispielsweise
®Tribo Star der Firma Intec (Dortmund), mit einem Normsprührohr und einer Sterninnenstange
bei maximalem Pulverdurchsatz mit einem Sprühdruck von 3 und 5 bar durchgeführt. Der
zu besprühende Gegenstand wurde hierzu in einer Spritzkabine aufgehängt und aus ca.
20 cm Abstand direkt von vorne ohne weitere Bewegung des Sprühgerätes besprüht. Die
jeweilige Aufladung des versprühten Pulvers wurde anschließend mit einem "Meßgerät
zur Messung von triboelektrischer Ladung von Pulvern" der Firma Intec (Dortmund) gemessen.
Zur Messung wurde die Meßantenne des Meßgerätes direkt in die aus dem Sprühgerät austretende
Pulverwolke gehalten. Die aus der elektrostatischen Ladung von Pulverlack oder Pulver
sich ergebende Stromstärke wurde in µA angezeigt. Die Abscheidequote wurde anschließend
in % durch eine Differenzwiegung aus versprühtem und abgeschiedenem Pulverlack bestimmt.

Anwendungsbeispiel 20
[0066] Es wurde analog zum Anwendungsbeispiel 19 verfahren, wobei jedoch der IPEC aus dem
Herstellungsbeispiel 4 und Harz 2 verwendet wurden.

1. Verwendung von Inter-Polyelektrolyt-Komplexen als Ladungssteuermittel und Aufladungsverbesserer
in elektrophotographischen Tonern und Entwicklern, in triboelektrisch oder elektrokinetisch
versprühbaren Pulvern und Pulverlacken und in Elektretmaterialien.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Inter-Polyelektrolyt-Komplex
im wesentlichen aus einer oder mehreren Polyanionen-bildenden Verbindung(en) und aus
einer oder mehreren Polykationen-bildenden Verbindung(en) besteht.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß das Molverhältnis von polymeren
kationischen zu polymeren anionischen Gruppen im Inter-Polyelektrolyt-Komplex 0,9
: 1,1 bis 1,1 : 0,9 ist.
4. Verwendung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Polyanionen-bildende(n)
Verbindung(en) Poly(styrolsulfonsäure), Poly(acrylsäure), Poly(methacrylsäure), Poly(maleinsäure),
Poly(itaconsäure), sulfatierter Poly(vinylalkohol), Poly(vinylsulfonsäure), Poly-(acrylsäure-co-maleinsäure),
Poly(styrolsulfonsäure-co-maleinsäure), Poly(ethylen-co-acrylsäure), Poly(phosphorsäure),
Poly(kieselsäure), Hectorit, Bentonit, Alginsäure, Pektinsäure, Carrageenan, Xanthan,
Gummi arabicum, Dextransulfat, Carboxymethyldextran, Carboxymethyl-cellulose, Cellulosesulfat,
Cellulosexanthogenat, Stärkesulfat, Stärkephosphat, Lignosulfonat, Gummi Karaya; Polygalakturonsäure,
Polyglucuronsäure, Polyguluronsäure, Polymannuronsaure, Chondroitin-Sulfat, Heparin,
Heparansulfat, Hyaluronsäure, Dermatansulfat, Keratansulfat, Poly-(L)-Glutaminsäure,
Poly-(L)-Asparaginsäure, saure Gelatine (A-Gelatine); Stärke-Amylose-, Amylopektin-,
Cellulose-, Guaran-, Gummi arabicum-, Gummi Karaya-, Gummi Guar-, Pullulan-, Xanthan-,
Dextran-, Curdlan-, Gellan-, Carubin-, Agarose-, Chitin- oder Chitosan-Derivate mit
folgenden funktionellen Gruppen:
Carboxymethyl-, Carboxyethyl-, Carboxypropyl-, 2-Carboxyvinyl-, 2-Hydroxy-3-carboxypropyl-,
1,3-Dicarboxy-isopropyl-, Sulfomethyl-, 2-Sulfoethyl-, 3-Sulfopropyl-, 4-Sulfobutyl-,
5-Sulfopentyl-, 2-Hydroxy- 3-sulfopropyl-, 2,2-Disulfoethyl-, 2-Carboxy- 2-sulfo-ethyl-,
Maleat-, Succinat-, Phthalat-, Glutarat-, aromatische und aliphatische Dicarboxylate-,
Xanthogenat-, Sulfat-, Phosphat-, 2,3-Dicarboxy-, N,N-Di-(phosphatomethyl)-aminoethyl-
und N-Alkyl-N-phosphatomethyl-aminoethyl,
sind.
5. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekennzeichnet,
daß die Polykationen-bildende(n) Verbindung(en) aus der Gruppe der Poly(alkylenimine);
Poly-(4-vinyl-pyridin); Poly(vinylamin); Poly(2-vinyl-pyridin), Poly(2-methyl-5-vinyl-pyridin),
Poly(4-vinyl-N-C
1-C
18-alkyl-pyridiniumsalz), Poly(2-vinyl-N-C
1-C
18-alkyl-pyridiniumsalz), Polyallylamin, aminoacetylierter Polyvinylalkohol; der polymeren
Ammoniumsalze, erhältlich durch Homopolymerisation von Monomeren der Formel (I)

worin die Reste R
1 bis R
12 unabhängig voneinander ein Wasserstoffatom, Hydroxyl, einen primären, sekundären
oder tertiären Aminorest, einen Cyano- oder Nitrorest oder einen geradkettigen oder
verzweigten, gesättigten oder ungesättigten C
1-C
18-Alkyl- oder C
1-C
18-Alkoxy-Rest bedeuten, und A
- ein Anion bedeutet;
der Polysulfondialkylammoniumsalze, erhältich durch Copolymerisation von Monomeren
der Formel (I) mit Schwefeldioxid;
Poly-(L)-Lysin, Poly-(L)-Arginin, Poly(ornithin), basische Gelatine (B-Gelatine);
Chitosan; Chitosan mit verschiedenen Acetylierungsgraden; Stärke-, Amylose-, Amylopektin-,
Cellulose-, Guaran-, Gummi arabicum-, Gummi Karaya-, Gummi Guar-, Dextran-, Pullulan-,
Xanthan-, Curdlan-, Gellan-, Carubin-, Agarose-, Chitin- oder Chitosan-Derivate mit
folgenden funktionellen Gruppen:
2-Aminoethyl-, 3-Aminopropyl-, 2-Dimethylaminoethyl-, 2-Diethyl-aminoethyl-, 2-Diisopropylaminoethyl-,
2-Dibutylaminoethyl-, 3-Diethylamino-2-hydroxypropyl-, N-Ethyl-N-methylaminoethyl-,
2-Di-ethylhexyl-aminoethyl-, 2-Hydroxy-2-Diethylaminoethyl-, 2-Hydroxy-3-trimethylammoniono-propyl-,
2-Hydroxy-3-trimethyl-ammoniono-propyl-, 3-Trimethylammoniono-propyl-, 2-Hydroxy-3-pyridinium-propyl-,
S,S-Dialkyl-thionium-alkyl;
n,m-Ionene der Formel

Poly(anilin); Poly(pyrrol); Poly(viologene) der Formel

sowie Poly(amidoamine) auf Basis von Piperazin ausgewählt sind.
6. Verwendung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß
der Inter-Polyelektrolyt-Komplex eine anionische und/oder kationische polymere Verbindung
der Formel

mit
n = 5 bis 5x105;
R1 = H oder CH3;
X = O oder NA;
A = verzweigte oder lineare Alkylene (C1 bis C18) oder Arylene, vorzugsweise Phenylen oder Naphthylen;
Y = NR22, N⊕R23 mit R2 = C1-C8-Alkyl; SO3⊖, COO⊖, Phosphat; N⊕R32-A-COO⊖, N⊕R32-A-SO3⊖, N⊕R32-A-PO(OH)O⊖ mit R3 = C1-C8-Alkyl;
Z = Anion, vorzugsweise Halogenid, Methylsulfat, Sulfat, Phosphat; oder Kation,
vorzugsweise Metall-Kation wie Na+ oder K+, oder quartäre Ammoniumverbindung;
enthält.
7. Verwendung nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
der Interpolyelektrolyt-Komplex im wesentlichen aus einer Polyanionen-bildenden Verbindung
aus der Gruppe Poly(styrolsulfonsäure), Poly(acrylsäure), Poly(methacrylsäure), Poly(vinylsulfonsäure),
Poly(acrylsäure-co-maleinsäure), Polyphosphorsäure, Hectorit, Poly(styrolsulfonsäure-co-maleinsäure),
Gummi arabicum, Carboxymethylcellulose, Xanthan, Carrageenan und Dextransulfat; und
aus einer Polykationen-bildenden Verbindung aus der Gruppe Poly(diallyldimethylammonium),
Chitosan, Diethylaminoethyldextran und Poly(ethylenimin) zusammengesetzt ist.
8. Verwendung nach einem oder mehreren der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet,
daß der Inter-Polyelektrolyt-Komplex in einer Konzentration von 0,01 bis 50 Gew.-%,
vorzugsweise 0,5 bis 20 Gew.-%, bezogen auf die Gesamtmischung, in das Bindemittel
des jeweiligen Toners, Entwicklers, Lacks, Pulverlacks oder Elektretmaterials eingearbeitet
wird.
9. Elektrophotographischer Toner, Pulver oder Pulverlack, enthaltend ein Styrol-, Styrolacrylat-,
Styrolbutadien-, Acrylat-, Urethan-, Acryl-, Polyester- oder Epoxid-Harz oder eine
Kombination der beiden letztgenannten, und 0,01 bis 50 Gew.-%, vorzugsweise 0,5 bis
20 Gew.-%, jeweils bezogen auf das Gesamtgewicht des elektrophotographischen Toners,
Pulvers oder Pulverlacks, mindestens eines Inter-Polyelektrolyt-Komplexes gemäß einem
der Ansprüche 1 bis 7.