[0001] Die Erfindung betrifft einen Haarersatzteil, bestehend aus wenigstens einer Lage
oder einem Bündel paralleler Haare, die an einem ihrer Enden miteinander verbunden
und mit einem thermoplastischen Kunststoff versehen sind.
[0002] Weiters betrifft die Erfindung ein Verfahren zur Applikation des Haarersatzteiles
am menschlichen Kopf, wobei der thermoplastische Kunststoff durch Wärmeeinwirkung
mit dem Eigenhaar verklebt wird.
[0003] Übliche Haarersatzteile (Toupets od. dgl.) bestehen aus einem textilen, eng- oder
weitmaschigen Flächengebilde oder einer dünnwandigen, der Kopfform angepaßten Schale,
an dem bzw. der Fremdhaare angebracht sind (vgl. DE 30 39 038 A1). Zur Applikation
eines derartigen Haarersatzteiles am Kopf gibt es mehrere Möglichkeiten.
[0004] Meist werden beidseitig klebende Pflaster verwendet, mit denen der Haarersatzteil
an die Kopfhaut angeklebt wird. Dabei ist nachteilig, daß der Haarersatzteil verrutschen
kann und daß er nicht dauerhaft mit dem Kopf verbunden ist. Es sind daher auch schon
"Verplombungen" mit Resthaarsträhnen vorgeschlagen worden (vgl. DE 24 40 709 A1).
Falls rund um den Kopf genügend Eigenhaare vorhanden sind, werden diese mit einem
oder mehreren um den Kopf gelegten Fäden verwebt, worauf der Haarersatzteil an diesen
Fäden angenäht wird (vgl. US 5 357 986 A). Der Nachteil dieses Verfahrens liegt darin,
daß bei Lösen einer Webstelle der Haarersatzteil abgenommen, die Fäden entfernt und
danach neu eingewebt werden müssen. Da die Eigenhaare wachsen, muß etwa alle 6 bis
8 Wochen dieser Vorgang auf jeden Fall durchgeführt werden, um den Haarersatzteil
wieder unverrückbar anzubringen. Dieser Vorgang bedeutet etwa zwei Stunden intensive
Arbeit.
[0005] Bekannt ist ferner ein Haarersatzteil in Form einer Lage paralleler Fremdhaarfilamente,
die an einem Ende mittels Kunststoffbändern zu einem Kunststoffstreifen mit einer
daran befestigten Reihe Haarfilamente verklebt sind. Dieser relativ kleine Haarersatzteil,
der als Toupet weder vorgesehen noch geeignet ist, wird durch Wärmeeinwirkung auf
den Kunststoff mit dem Eigenhaar verklebt (DE-GM 94 11 835 U1).
[0006] Das Ankleben von Fremdhaarsträhnen an Eigenhaarsträhnen mit thermoplastischem Kunststoff
ist in verschiedenen Varianten bekannt und z.B. den US-PSen 3 295 534, 3 727 619,
4 934 387 und 5 072 745 entnehmbar. Bei all diesen Verfahren ist nachteilig, daß ein
zweimaliges Aufschmelzen und Erstarren des Kunststoffes erforderlich ist und daß jeweils
nur einzelne Strähnen miteinander verbunden werden, wodurch sich ein sehr großer Zeitaufwand
ergibt.
[0007] Ziel der Erfindung ist die Beseitigung der angeführten Nachteile und die Schaffung
eines als Toupet geeigneten Haarersatzteiles sowie eines Verfahrens, mit denen die
Zeit und der Arbeitsaufwand sowohl zum dauerhaften und unverrückbaren Anbringen des
Haarersatzteiles am Kopf als auch zum Abnehmen vom Kopf beträchtlich verringert sind.
[0008] Das gesteckte Ziel wird einerseits mit einem Haarersatzteil der eingangs dargelegten
Art dadurch erreicht, daß erfindungsgemäß der thermoplastische Kunststoff zumindest
abschnittweise als Beschichtung auf einem Faden aufgebracht ist, der mit der Lage
bzw. dem Bündel Haare verbunden ist.
[0009] Auf diese Weise schafft die Erfindung einen auch als Toupet geeigneten Haarersatzteil,
der in wesentlich kürzerer Zeit als bisher, nämlich in etwa 20 Minuten sicher, dauerhaft
und verrückbar am menschlichen Kopf befestigt werden kann.
[0010] Anderseits wird das genannte Ziel mit einem Verfahren der eingangs angegebenen Art,
dadurch erreicht, daß erfindungsgemäß nach Aufsetzen des Haarersatzteiles auf den
Kopf und vor der Wärmeeinwirkung Eigenhaarsträhnen in vorbestimmten Abständen unter
den Faden gezogen oder um den Faden geschlungen werden.
[0011] Ein weiterer Effekt der Erfindung liegt darin, daß bei Nachwachsen der Haare das
Abnehmen des Haarersatzteiles in viel größeren Zeitabständen erfolgen kann, weil zwischenzeitlich
andere Haarsträhnen zwischen bestehenden Klebestellen angeordnet und mit dem Faden
verklebt werden können, ohne die vorher daran befestigten Eigenhaarsträhnen lösen
zu müssen. Soll der Haarersatzteil abgenommen werden, so werden die Klebestellen mit
einem Lösungsmittel gelöst, wodurch sich der Faden von den Eigenhaarsträhnen lösen
läßt. Vor einer neuerlichen Applikation des Haarersatzteiles wird zweckmäßigerweise
ein neuer Faden am Haarersatzteil angebracht.
[0012] In vorteilhafter Weiterbildung der Erfindung kann der Faden zur Gänze mit dem thermoplastischen
Kunststoff beschichtet sein.
[0013] Von Vorteil ist weiters, wenn der Faden an einem Flächengebilde angebracht ist, weil
an diesem weitere Haare befestigt werden und ein dichterer Haarersatzteil hergestellt
werden kann.
[0014] Vorteilhafterweise ist das Flächengebilde ein textiles, vorzugsweise weitmaschiges
Flächengebilde, weil sich ein solches besonders gut der Kopfform anpaßt.
[0015] Bei Anwendung eines Flächengebildes ist weiters günstigt, wenn der Faden einen in
sich geschlossenen Ring bildet.
[0016] Vorteilhaft hiebei ist, wenn der Faden im Randbereich des Flächengebildes angeordnet
ist.
[0017] Günstig ist ferner, wenn der Faden mit dem Flächengebilde verwebt oder vernäht ist.
[0018] Zur Erzielung relativ großer Haarersatzteile können mehrere Lagen und/oder Bündel
Haare mit einem gemeinsamen Faden verbunden sein.
[0019] In vorteilhafter weiterer Ausgestaltung des erfindungsgemäßen Verfahrens können während
der Wärmeeinwirkung die Eigenhaarsträhnen zum Faden gezogen werden, wordurch die Eigenhaarsträhnen
zum Einsinken in den geschmolzenen Kunststoff gebracht und in denselben eingebettet
werden. Dies ergibt einen festeren Halt des Haarersatzteiles an den Eigenhaaren.
[0020] Die Erfindung wird im folgenden an Hand eines Ausführungsbeispieles näher erläutert,
das in der Zeichnung dargestellt ist.
[0021] Der Haarersatzteil bzw. das Toupet besteht aus einem weitmaschigen textilen Flächengebilde
1 bzw. aus einem Netz, an dem natürliche oder künstliche Haare 2 befestigt sind. Der
Rand des Flächengebildes 1 ist als engmaschiger Textilstreifen ausgebildet und mit
einem geschlossenen Faden 3 versehen, der angenäht, eingewebt oder angeklebt sein
kann. Der Faden 3 ist mit einem thermoplastischen Kunststoff beschichtet.
[0022] Wie erwähnt, kann anstelle des textilen Flächengebildes 1 eine harte, der Kopfform
angepaßte Schale vorgesehen sein.
[0023] Zur Applikation des Haarersatzteiles werden nach Aufsetzen des Haarersatzteiles auf
dem Kopf Eigenhaarsträhnen in vorbestimmten Abständen, etwa 1 bis 3cm, unter dem Faden
3 gezogen und/oder um den Faden 3 geschlungen, worauf er Faden 3 kurzzeitig auf die
Schmelztemperatur des thermoplastischen Kunststoffes erhitzt wird, wodurch die Eigenhaarsträhnen
mit dem Faden 3 verklebt werden. Vorteilhafterweise werden die Eigenhaarsträhnen zum
Faden 3 gezogen, wodurch sie in den geschmolzenen Kunststoff einsinken und nach Erstarren
des Kunststoffes in diesem eingebettet sind. Das Erhitzen erfolgt mit einem bekannten
zangenartigen Heizgerät.
[0024] Soll der Haarersatzteil vom Kopf abgenommen werden, so wird der thermoplastische
Kunststoff mit einem Lösungsmittel gelöst, worauf sich die Eigenhaarsträhnen vom Faden
3 lösen lassen.
1. Haarersatzteil, bestehend aus wenigstens einer Lage oder einem Bündel paralleler Haare,
die an einem ihrer Enden miteinander verbunden und mit einem thermoplastischen Kunststoff
versehen sind, dadurch gekennzeichnet, daß der thermoplastische Kunststoff zumindest
abschnittsweise als Beschichtung auf einem Faden (3) aufgebracht ist, der mit der
Lage bzw. dem Bündel Haare (2) verbunden ist.
2. Haarersatzteil nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Faden (3) zur Gänze
mit dem thermoplastischen Kunststoff beschichtet ist.
3. Haarersatzteil nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Faden (3) an
einem Flächengebilde (1) angebracht ist.
4. Haarersatzteil nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Flächengebilde
(1) ein textiles, vorzugsweise weitmaschiges Flächengebilde ist.
5. Haarersatzteil nach Anspruch 3 oder 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Faden (3) einen
in sich geschlossenen Ring bildet.
6. Haarersatzteil nach einem der Ansprüche 3 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß der Faden
(3) im Randbereich des Flächengebildes (1) angeordnet ist.
7. Haarersatzteil nach einem der Ansprüche 3 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Faden
(3) mit dem Flächengebilde (1) verwebt oder vernäht ist.
8. Haarersatzteil nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß mehrere
Lagen und/oder Bündel Haare (2) mit einem gemeinsamen Faden (3) verbunden sind.
9. Verfahren zur Applikation des Haarersatzteiles nach einem der Ansprüche 1 bis 8, am
menschlichen Kopf, wobei der thermoplastische Kunststoff durch Wärmeeinwirkung mit
dem Eigenhaar verklebt wird, dadurch gekennzeichnet, daß nach Aufsetzen des Haarersatzteiles
auf den Kopf und vor der Wärmeeinwirkung Eigenhaarsträhnen in vorbestimmten Abständen
unter den Faden gezogen oder um den Faden geschlungen werden.
10. Verfahren nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß während der Wärmeeinwirkung
die Eigenhaarsträhnen zum Faden gezogen werden, wodurch die Eigenhaarsträhnen zum
Einsinken in den geschmolzenen Kunststoff gebracht und in denselben eingebettet werden.