[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Erstellung von Warnhinweisen für Fahrer
eines Kraftfahrzeugs unter Verwendung von Sensordaten aus wenigstens einem am Verkehr
teilnehmenden Kraftfahrzeug. Die Erfindung betrifft ferner ein Verkehrswarngerät für
ein Kraftfahrzeug zur Ausgabe von Warnhinweisen an den Fahrer.
[0002] Das heute praktizierte System der Durchsage von Verkehrsnachrichten ist nicht befriedigend,
weil eine erhebliche Zeit benötigt wird, bis relevante Verkehrsereignisse gemeldet
und dann über Rundfunk mitgeteilt werden, wobei viele Verkehrsteilnehmer die Durchsage
der Verkehrsmeldung verpassen, weil sie gerade zu diesem Zeitpunkt das Autoradio ausgeschaltet
oder einen Sender eingestellt haben, der keine Verkehrsnachrichten ausstrahlt.
[0003] Das letztgenannte Problem kann durch die Einrichtung eines Verkehrsfunkkanals behoben
werden, dessen jeweils letzte Verkehrsmeldungen in einem Speicher abgespeichert werden
und daher jederzeit abgehört werden können. Der Speicher ist dabei so organisiert,
daß neu ankommende Meldungen die ältesten abgespeicherten Meldungen aus dem Speicher
eliminieren (First-In-First-Out).
[0004] Es wird erwogen und an Versuchsstrecken erprobt, durch an den Straßen, insbesondere
Autobahnen, montierte Sensoren die mittlere Verkehrsdichte und -geschwindigkeit zu
detektieren und an eine Zentrale zu melden, die aus den detektierten Daten Verkehrsmeldungen
erstellt.
[0005] Ergänzend oder alternativ hierzu ist der Gedanke bekannt geworden, durch im Fahrzeug
installierte Verkehrstelematik-Endgeräte Position, Fahrgeschwindigkeit und -richtung
unmittelbar aus dem Verkehrsgeschehen zu melden (Mannesmann-Geschäftsbericht 1996,
veröffentlicht im Internet unter http://www.mannesmann.de./fakten/1996/forschung.htm#automotive).
Zur Positionsbestimmung wird dabei das satellitengestützte Global Positioning System
GPS und zur Informationsübermittlung an die Zentrale das flächende GSM-Mobilfunknetz
genutzt. Die Daten "Fahrgeschwindigkeit und -richtung" können auch aus den GPS-Signalen,
vorzugsweise aber aus der Sensierung der Lenkbewegung und aus dem Sensor für den Tachometer
oder den Radsensoren für ein Antiblockier-System (ABS) entnommen werden. Dieses FCD-Verfahren
(Floating-Car-Data-Verfahren) dient ausschließlich zur Feststellung von Verkehrsstaus
und zur Erzeugung von Staumeldungen sowie zur Ermittlung und Auswertung von Reisezeiten.
Damit eine entsprechende Stauwarnung von der Zentrale generiert und ausgesendet werden
kann, müssen zahlreiche aktuelle Daten von Verkehrsteilnehmern ausgewertet werden,
um mit einer nötigen Sicherheit auf das Vorliegen eines Staus schließen zu können.
Hierdurch wird auch beim FCD-Verfahren eine deutliche Reaktionszeit des Systems auftreten,
die zwischen dem Auftreten eines Staus und dem Generieren einer entsprechenden Stauwarnmeldung
vergeht. Während dieser Reaktionszeit wird der Stau durch weiter in das Staubgebiet
einfahrende Fahrzeuge vergrößert und die Gefahr von durch den Stau verursachten Unfällen,
insbesondere Auffahrunfällen, nicht beseitigt. Darüber hinaus werden in dem bekannten
Verfahren andere unfallträchtige Umstände nicht berücksichtigt, wie beispielsweise
lokale Glättestellen durch Glatteis, Ölspuren o.ä.
[0006] Der vorliegenden Erfindung liegt das Problem zugrunde, die Erstellung von Warnhinweisen
für den Fahrer eines Kraftfahrzeugs noch zu beschleunigen.
[0007] Zur Lösung dieses Problems ist das Verfahren der eingangs erwähnten Art erfindungsgemäß
dadurch gekennzeichnet, daß die Warnhinweise in dem Kraftfahrzeug selbst unter Auswertung
der bordeigenen Sensordaten erstellt und ausgegeben werden.
[0008] In einer alternativen Lösungsvariante des erfindungsgemäßen Verfahrens findet eine
Übermittlung der jeweiligen Sensordaten von Fahrzeug zu Fahrzeug statt und werden
die Warnhinweise unter Auswertung der in anderen Fahrzeugen erstellten Sensordaten
und/oder der bordeigenen Sensordaten erstellt und ausgegeben.
[0009] Das erfindungsgemäße Verfahren in beiden Lösungsvarianten beruht auf der Erkenntnis,
daß in modernen Kraftfahrzeugen bereits so viele Sensoren zur Verfügung stehen oder
leicht realisierbar sind, deren Ausgangssignale für die Beurteilung verkehrsrelevanter
Situationen verwendbar sind, daß eine Auswertung im Fahrzeug zur Erstellung von relevanten
Warnhinweisen für den Fahrer möglich ist.
[0010] Beispiele für bereits in vielen Fahrzeugen vorhandene Sensoren dieser Art sind Temperatursensor
für die Außentemperatur` Schlupfsensor einer ABS-Steuerung oder einer Traktionsregelung,
Lichtschalter, Schalter der Warnblinkanlage, Crash-Sensor eines Airbags, Regen-/Feuchtigkeitssensor
einer Scheibenwischersteuerung usw.
[0011] Unter Ausnutzung der Sensorsignale des eigenen Fahrzeugs lassen sich bereits relevante
Warnhinweise erzeugen. Noch umfassendere Warnhinweise sind möglich, wenn Sensordaten
von Fahrzeug zu Fahrzeug übertragen bzw. ausgetauscht werden, so daß eine größere
Informationsbasis für die Erstellung von Warnhinweisen, insbesondere unter Berücksichtigung
des vorausfahrenden Verkehrs möglich ist.
[0012] Die Auswertung der Sensordaten, der bordeigenen und/oder der empfangenen Sensordaten,
kann vorzugsweise unter Einbeziehung anderweitig empfangener und abgespeicherter verkehrsrelevanter
Informationen vorgenommen werden. Solche anderweitigen Verkehrsinformationen können
beispielsweise über einen Verkehrsfunkkanal durch ein Autoradio empfangen und in einem
Speicher für aktuelle Verkehrsmeldungen abgelegt werden und ggf. auch von Fahrzeug
zu Fahrzeug weitergegeben werden.
[0013] Ein insbesondere für die Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 geeignetes Verkehrswarngerät
für ein Kraftfahrzeug zur Ausgabe von Warnhinweisen an den Fahrer ist erfindungsgemäß
gekennzeichnet durch eine Auswertungseinrichtung zur Auswertung von Sensordaten von
Kraftfahrzeugsensoren und zur Generierung und Ausgabe der Warnhinweise. Dabei sind
an die Auswertungseinrichtung vorzugsweise zahlreiche Sensoren des Kraftfahrzeugs
angeschlossen.
[0014] Besonders zweckmäßig ist es, wenn das Verkehrswarngerät ferner eine Empfangseinrichtung
zum Empfang von von anderen Kraftfahrzeugen ausgesandten Sensordaten aufweist, die
durch die Auswertungseinrichtung zur Bildung von Warnhinweisen vorzugsweise in Verbindung
mit den bordeigenen Sensordaten ausgewertet werden. Zweckmäßigerweise ist die Empfangseinrichtung
zugleich als Sendeeinrichtung zum Aussenden eigener Sensordaten an andere Fahrzeuge
eingerichtet.
[0015] Das Verkehrswarngerät weist ferner vorzugsweise eine an die Auswertungseinrichtung
angeschlossene Empfangseinrichtung für verkehrsrelevante Meldungen in mathematisch
auswertbarer Form auf, beispielsweise durch den Empfang von im Rundfunk übertragenen
Verkehrsmeldungen über einen separaten Verkehrsfunkkanal, die vorzugsweise in einem
bekannten Protokoll, beispielsweise dem Alert-C-Protokoll ausgesandt werden und dem-
gemäß im Empfänger auswertbar sind.
[0016] Es ist ohne weiteres klar, daß bei einem Datenaustausch von Sensordaten von Fahrzeug
zu Fahrzeug oder der Verwendung anderweitiger Verkehrsinformationen eine Information
über den Ort, auf den sich die Verkehrsinformation bzw. die Sensordaten beziehen,
implizit oder explizit übermittelt werden muß. Wird eine Fahrzeug-Fahrzeug-Kommunikation
nur mit einer kurzen Reichweite realisiert, ist die Ortsangabe möglicherweise entbehrlich.
Im übrigen wird es zweckmäßig sein, eine Positionsangabe im Kraftfahrzeug zu generieren,
beispielsweise durch eine satellitgestützte Positionsbestimmung, wie sie insbesondere
in Kraftfahrzeug-Ortungssystemen enthalten ist. Vorzugsweise wird die Ortsangabe in
einem Lokalisationscode, wie er im Alert-C-Protokoll vorgesehen ist, übertragen und
ist dann mit den entsprechenden Lokalisationscodes in den Rundfunk-Verkehrsmeldungen
vergleichbar.
[0017] Die Ausgabe der Warnhinweise kann optisch und/oder akustisch, aber auch haptisch,
beispielsweise in Form von Vibrationen des Lenkrads, ausgegeben werden.
[0018] Die Erfindung soll im folgenden anhand eines in der Zeichnung schematisch dargestellten
Ausführungsbeispiels näher erläutert werden.
[0019] Gemäß der einzigen Figur gelangen Ausgangssignale von N-Sensoren 1 auf ein Schnittstellengerät
2, das ferner an einen Kraftfahrzeugbus 3 angeschlossen ist, auf dem ein Datenaustausch
zwischen Aktoren und Sensoren des Kraftfahrzeugs stattfindet und auf dem demzufolge
auch für die Verkehrslage relevante Informationen übertragen werden können, die von
dem Schnittstellengerät 2 erfaßt werden. Zusätzliche Informationen 4 können beispielsweise
aus einem GPS-Modul für die Positionsbestimmung sein. Die in das Schnittstellengerät
2 eingespeisten Sensordaten und Informationen gelangen auf eine Auswertungsstufe 5,
die mit vorgegebenen Algorithmen die Sensordaten der Sensoren 1 und die sonstigen
Informationen aus 3 und 4 auswertet und hieraus Warnhinweise geriert, die in einer
Ausgabeeinrichtung 6 akustisch mit einem Lautsprecher 7 und/oder optisch mit einer
Anzeigeeinrichtung 8 ausgegeben werden.
[0020] Über eine Antenne 9 und eine Empfangseinrichtung 10, die zugleich auch als Sendeeinrichtung
dient, werden Sensordaten anderer Fahrzeuge empfangen und der Auswertungseinrichtung
5 zugeleitet. Die empfangenen Sensordaten und sonstige empfangene Informationen 4
können in einem Speicher 11 abgelegt und dann zur weiteren Auswertung verwendet werden.
Die zusätzlichen Informationen 4 können über eine eigene Antenne oder auch über die
Antenne 9 empfangen werden, wenn diese als "Multisignal"-Antenne ausgebildet ist.
[0021] Ein Beispiel für eine erfindungsgemäße Auswertung und Generierung einer Warnmeldung
mit Hilfe der Sensordaten der bordeigenen Sensoren 1 kann sich daraus ergeben, daß
die Sensorsignale eines Außentemperatursensors, eines Regen-/Feuchtigkeitssensors
und eines Antriebsschlupfsensors ergeben, daß die Außentemperatur unter 0° C liegt,
daß es regnet und daß ein Antriebsschlupf auftritt. Hieraus kann das Warnsignal abgeleitet
werden, daß Straßenglätte vorliegt.
[0022] Eine Verknüpfung von Sensordaten eines vorausfahrenden Fahrzeugs und von bordeigenen
Sensordaten ermöglicht einen Warnhinweis beispielsweise im folgenden Fall:
[0023] Ein vorausfahrendes Fahrzeug befindet sich an einem Ort A und meldet die Sensordaten
über Niederschlag, Temperatur, Uhrzeit usw.
[0024] Das eigene Fahrzeug bewegt sich zu einem späteren Punkt auf den Ort A zu und detektiert
am eigenen Temperatursensor einen Abfall der Temperatur auf den Gefrierpunkt. Die
Auswertungseinrichtung 5 kann unter Verwendung der abgespeicherten Informationen über
den Ort A und die eigenen Sensordaten bei Annäherung an den Ort A die Warnmeldung
"Gefahr von Straßenglätte" ausgeben.
[0025] Die eigenen Sensordaten können wiederum auf andere Fahrzeuge übermittelt werden,
so daß diese ebenfalls eine Warnmeldung produzieren können. Einfacher kann es jedoch
sein, die bereits ausgewertete Warnmeldung unmittelbar zu übertragen, und zwar entweder
von Fahrzeug zu Fahrzeug oder von dem Fahrzeug zu einer Zentrale, die entsprechende
Warnhinweise an die an sie angeschlossenen Verkehrsteilnehmer ausgibt, beispielsweise
ein als Zentrale fungierender Service Provider an die Teilnehmer an einem Mobilfunknetz.
[0026] Insbesondere Wetterdaten, aber auch Informationen über bereits bestehende Verkehrsbehinderungen
können vorzugsweise als sonstige Informationen 4 empfangenen werden und in dem Speicher
11 abgelegt werden.
[0027] Ein weiteres Beispiel für die Kombination von Sensordaten eines vorausfahrenden Fahrzeugs
mit eigenen Sensordaten ergibt sich, wenn von einem vorausfahrenden Fahrzeug ein abruptes
Bremsmanöver gemeldet wird und die lokale Sensorauswertung einen Antriebsschlupf und
ggfs. durch Auswertung eines Tachosensors eine hohe Geschwindigkeit feststellt. In
diesem Fall wird als Warnhinweis durch die Ausgabevorrichtung 6 die Empfehlung einer
Geschwindigkeitsreduzierung ausgegeben.
[0028] Die genannten Beispiele zeigen, daß Gefahrenmeldungen ohne Zeitverzögerung im Fahrzeug
generiert und dem Fahrer ausgegeben werden. Dabei kann die Verknüpfung akuter Informationen
durch die lokalen Sensordaten mit einem vorher im Speicher 11 abgespeicherten Wissen
erfolgen und aus der Kombination neue Meldungen generiert werden, die dem Fahrer ausgegeben
und ggfs. auf andere Fahrzeuge oder eine Zentrale übertragen werden, damit schnelle
Warnhinweise auch den anderen Verkehrsteilnehmern zur Verfügung stehen.
1. Verfahren zur Erstellung von Warnhinweisen für Fahrer eines Kraftfahrzeuges unter
Verwendung von Sensordaten aus wenigstens einem am Verkehr teilnehmenden Fahrzeug,
dadurch gekennzeichnet, daß die Warnhinweise in dem Kraftfahrzeug selbst unter Auswertung der bordeigenen Sensordaten
erstellt und ausgegeben werden.
2. Verfahren zur Erstellung von Warnhinweisen für Fahrer eines Kraftfahrzeugs unter Verwendung
von Sensordaten aus wenigstens einem am Verkehr teilnehmenden Kraftfahrzeug, dadurch
gekennzeichnet, daß eine Übermittlung der jeweiligen Sensordaten von Fahrzeug zu Fahrzeug
vorgenommen wird und daß die Warnhinweise unter Auswertung der in anderen Fahrzeugen
erstellten Sensordaten und/oder der bordeigenen Sensordaten erstellt und ausgegeben
werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, daudrch gekennzeichnet, daß die Auswertung der Sensordaten
unter Einbeziehung anderweitig empfangener und abgespeicherter verkehrsrelevanter
Informationen vorgenommen wird.
4. Verkehrswarngerät für ein Kraftfahrzeug zur Ausgabe von Warnhinweisen an den Fahrer,
gekennzeichnet, durch eine Auswertungseinrichtung (5) zur Auswertung von Sensordaten
von Kraftfahrzeugsensoren (1) und zur Generierung und Ausgabe der Warnhinweise.
5. Verkehrswarngerät nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß an die Auswertungseinrichtung
(5) zahlreiche Sensoren (1) des Kraftfahrzeugs angeschlossen sind.
6. Verkehrswarngerät nach Anspruch 4 oder 5, gekennzeichnet, durch eine Empfangseinrichtung
(10) zum Empfang von von anderen Kraftfahrzeugen ausgesandten Sensordaten.
7. Verkehrswarngerät nach Anspruch 6, gekennzeichnet durch eine Sendeeinrichtung (10)
zum Aussenden eigener Sensordaten an andere Fahrzeuge.
8. Verkehrswarngerät nach einem der Ansprüche 4 bis 7, gekennzeichnet durch eine an die
Auswertungseinrichtung (5) angeschlossene Empfangseinrichtung für verkehrsrelevante
Meldungen in automatisch auswertbarer Form.