[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Abkühlung von Dispersionen und Flüssigkeiten,
die zunächst in einem Kessel desodoriert werden.
[0002] Es ist bekannt, Polymerdispersionen durch sogenannte Suspensions- oder Emulsionspolymerisationen
herzustellen. Die Produkte enthalten üblicherweise noch unerwünschte flüchtige organische
Komponenten, wie Restmonomere resultierend aus einem nicht vollständigen Umsatz, Verunreinigungen
aus den Einsatzstoffen, Zerfallsprodukte der Initiatoren oder niedermolekulare Produkte
aus Nebenreaktionen. Diese Verbindungen werden im folgenden mit dem Sammelbegriff
"Restflüchtige" bezeichnet. In der Entscheidung der Kommission 96/13/EG zur Festlegung
von Umweltkriterien für die Vergabe des EG-Umweltzeichens bei Innenfarben und -lacken
vom 15. Dezember 1995 werden diese Restflüchtigen in flüchtige organische Verbindungen
(VOC) und flüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe aufgeteilt. In beiden Fällen handelt
es sich um organische Verbindungen mit einem Siedepunkt (oder Siedebeginn) von höchstens
250°C bei normalen Druckbedingungen. Die flüchtigen aromatischen Kohlenwasserstoffe
weisen dabei mindestens einen aromatischen Kern in der Strukturformel auf. Der hier
verwendete Sammelbegriff "Restflüchtige" bezeichnet alle derartigen organischen Verbindungen
mit einem Siedepunkt (oder Siedebeginn) von höchstens 250°C.
[0003] Neben Dispersionen können auch Flüssigkeiten Restflüchtige enthalten. Beispielsweise
verbleibt beim Brechen einer durch Emulsionspolymerisation gebildeten Dispersion mit
einem Elektrolyten oder mit Säure zumindest ein Teil der Restflüchtigen in der Flüssigkeit
zurück, die sich von dem Polymerisat abscheidet. Die Restflüchtigen können bei einer
umweltgerechten Entsorgung solcher Flüssigkeiten problematisch sein. Außerdem sind
Restflüchtige bei vielen Anwendungen von Dispersionen oder Suspensionen, so zum Beispiel
im Lebensmittel- oder Kosmetikbereich oder bei Innenraumanwendungen unerwünscht, und
man ist bestrebt, diese möglichst vollständig zu entfernen.
[0004] Dispersionen oder Flüssigkeiten werden daher einer Behandlung unterzogen, die die
Restflüchtigen entfernt. Diese Behandlung wird als Desodorierung bezeichnet. Dazu
sind verschiedene Verfahren und Vorrichtungen bekannt: Neben chemischen Verfahren,
die jedoch meist nur die ungesättigten Verbindungen beeinflussen, sind dies überwiegend
Strippverfahren, bei denen ein Strippgas durch die Suspension oder Dispersion geleitet
wird. Als Strippgas kommen Luft, Stickstoff, überkritisches Kohlendioxid, Ozon oder
Wasserdampf zum Einsatz. Apparate, in denen die Suspension oder Dispersion mit dem
Strippgas behandelt wird, können unterschiedliche Formen aufweisen. In der einfachsten
Ausführung besteht der Apparat aus einem Behälter, der die Suspension oder Dispersion
aufnimmt, und durch den mittels Lanzen oder Ventile am Behälterboden das Strippgas
eingeleitet wird.
[0005] Die Messung des Gehalts an Restflüchtigen erfolgt dabei nach dem DRAFT International
Standard ISO/DIS 13741, Teil 1, durch Gaschromatographie. Sie werden in dieser Norm
als verbleibende Monomere und andere organische Komponenten bezeichnet. Als Beispiele
sind Acrylsäureester, wie n-Butylacrylat und Isobutylacrylat, Methacrylsäureester
wie Methylmethacrylat, Acrylnitril, Butadien, Styrol, Vinylacetat, Vinylchlorid, wie
auch Nebenprodukte, zum Beispiel Acetaldehyde und Ethylbenzol, angegeben. Ferner sind
Propionitril, Ethylacrylat und 4-Vinylcyclohexen aufgeführt.
[0006] Das gewünschte Maß einer Desodorierung, die Gründlichkeit der Entfernung von Restflüchtigen,
richtet sich nach der Anwendung und Qualität oder nach der Umweltkompatibilität der
entsprechenden Dispersionen oder Flüssigkeiten. Die für das Verfahren bevorzugten
Dispersionen und Flüssigkeiten sind nachstehend aufgeführt.
Flüssigkeiten
[0007] Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Flüssigkeiten können beliebige Flüssigkeiten
mit entfernbarem Gehalt an Restflüchtigen sein. Vorzugsweise werden wäßrige Lösungen
oder Flüssigkeiten mit einer hohen Viskosität eingesetzt. Beispiele derartiger Flüssigkeiten
können Lösungen sein, die nach Abtrennung des Polymerisats aus Supensions- oder Emulsionspolymerisationen
hervorgehen oder viskose Flüssigkeiten wie längerkettige Paraffine oder Glykole, die
unerwünschte flüchtige Komponenten enthalten, insbesondere dann, wenn diese als Lösungsmittel
dienen. Als weitere Beispiele können Polymerlösungen, insbesondere wäßrige Polymerlösungen,
aufgeführt werden. Diese enthalten nach der Herstellung im entsprechenden Lösungsmittel
häufig noch Restmonomere und andere Komponenten, die durch Desodorierung entfernt
werden können.
Dispersionen
[0008] Die im erfindungsgemäßen Verfahren eingesetzten Dispersionen können beliebige Dispersionen
sein, die entfernbare Gehalte an Restflüchtigen aufweisen. Beispiele derartiger Dispersionen
können Dispersionen von kontaminierten Erdböden, Dispersionen von anorganischen Teilchen,
Dispersionen von Biomolekülen und vorzugsweise Dispersionen von organischen Verbindungen,
insbesondere Polymerdispersionen sein. Die Dispersionen sind dabei vorzugsweise wäßrige
Dispersionen.
[0009] Die für das erfindungsgemäße Verfahren bevorzugt geeigneten wäßrigen Polymerisatdispersionen
sind fluide Systeme, die als disperse Phase im wäßrigen Dispergiermedium Polymerisatteilchen
in stabiler disperser Verteilung enthalten. Der Durchmesser der Polymerisatteilchen
liegt im allgemeinen hauptsächlich im Bereich von 0,01 bis 5 µm, häufig hauptsächlich
im Bereich von 0,01 bis 1 µm. Die Stabilität der dispersen Verteilung erstreckt sich
oft über einen Zeitraum von mindestens einem Monat, vielfach sogar über einen Zeitraum
von mindestens 6 Monaten.
[0010] Ebenso wie Polymerisatlösungen beim Verdampfen des Lösungsmittels, weisen wäßrige
Polymerisatdispersionen beim Verdampfen des wäßrigen Dispergiermediums die Eigenschaft
auf, Polymerisatfilme zu bilden, weshalb wäßrige Polymerisatdispersionen in vielfacher
Weise als Bindemittel, z.B. für Anstrichfarben oder Massen zum Beschichten von Leder,
Anwendung finden.
[0011] Prinzipiell unterscheidet man wäßrige Polymerisatdispersionen in wäßrige Sekundär-
und wäßrige Primärdispersionen. Die wäßrigen Sekundärdispersionen sind solche, bei
deren Herstellung das Polymerisat außerhalb des wäßrigen Dispergiermediums erzeugt
wird, zum Beispiel in Lösung eines geeigneten nicht-wäßrigen Lösungsmittels. Diese
Lösung wird anschließend in das wäßrige Dispergiermedium überführt und das Lösungsmittel
unter Dispergierung, in der Regel destillativ, abgetrennt. Demgegenüber handelt es
sich bei wäßrigen Primärdispersionen um solche, bei denen das Polymerisat unmittelbar
in disperser Verteilung im wäßrigen Dispergiermedium selbst erzeugt wird. Allen Herstellverfahren
ist im wesentlichen gemein, däß zum Aufbau des Polymerisats Monomere, die wenigstens
eine ethylenisch ungesättigte Gruppierung aufweisen, mitverwendet werden oder daß
der Polymeraufbau ausschließlich aus solchen Monomeren erfolgt.
[0012] Der Einbau solcher wenigstens eine ethylenisch ungesättigte Gruppierung aufweisender
Monomeren erfolgt üblicherweise durch initiierte Polyreaktion, wobei die Art und Weise
der angewandten Initiierung insbesondere von den gewünschten anwendungstechnischen
Eigenschaften des Zielproduktes bestimmt und diesen daher angepaßt wird. In Betracht
kommt beispielsweise eine ionische oder eine radikalische Initiierung. Der Einbau
kann aber auch durch katalytisch initiierte polymeranaloge Umsetzung erfolgen. Besonders
häufig wird die radikalische Initiierung angewandt, weshalb der Einbau von ethylenisch
ungesättigte Gruppierungen aufweisenden Monomeren im Fall von wäßrigen Primärdispersionen
in der Regel nach der Methode der radikalischen wäßrigen Emulsionspolymerisation und
im Fall von wäßrigen Sekundärdispersionen in der Regel nach der Methode der radikalischen
Lösungspolymerisation erfolgt.
[0013] Die Polyreaktionsbedingungen werden so gewählt, daß die gewünschten Eigenschaften
des Polymers, wie Molekulargewicht, Molekulargewichtsverteilung und Verzweigungsgrad
erhalten werden. Zur raschen Reaktionsführung ist es in der Regel nicht sinnvoll,
die Reaktion bis zum vollständigen Umsatz durchzuführen. Deshalb weisen die nach der
Umsetzung erhaltenen wäßrigen Polymerdispersionen im Normalfall noch, insbesondere
ethylenisch ungesättigte, Monomere auf. Aufgrund der erhöhten Reaktionsfähigkeit der
ethylenisch ungesättigten Doppelbindung sind derartige Restmonomere, wie Acrylnitril
und Vinylacetat, toxikologisch nicht völlig unbedenklich und sollten daher aus der
Dispersion entfernt werden. Hierzu dient das vorliegende Verfahren. Das Verfahren
ist für alle in einem wäßrigen Medium dispergierten Polymerisate einsetzbar, unabhängig
von der Art der Polymere. Der Begriff "Polymerisat" umfaßt hier deshalb sowohl Polykondensate
wie Polyester, Polyaddukte wie Polyurethane und Polymerisate, die durch ionische oder
radikalische Polymerisation zugänglich sind. Mischvarianten der genannten Synthesen,
wie auch Copolymerisate ergeben ebenfalls erfindungsgemäß verwendbare Dispersionen.
[0014] Die Herstellung wäßriger Polymerisatdispersionen der vorgenannten verschiedenen Polymerisattypen
ist bekannt, zum Beispiel aus Encyclopedia of Polymer Science and Engineering, Volume
8, Seite 659ff (1987); D.C. Blackley, in High Polymer Latices, Volume 1, Seite 35ff
(1966); H. Warson, The Application of Synthetic Resin Emulsions, Seite 246ff, Kapitel
5 (1972); [Verlag?] D. Diederich, Chemie in unserer Zeit 24, Seite 135 bis 142 (1990);
Emulsion Polymerization, Interscience Publishers, New York (1965); DE-A 40 03 422
und Dispersionen synthetischer Hochpolymerer, F. Hölscher, Springer-Verlag, Berlin
(1969).
[0015] Als wenigstens eine monoethylenisch ungesättigte Gruppe aufweisende Monomere kommen
für das erfindungsgemäße Verfahren unter anderem insbesondere in einfacher Weise radikalisch
polymerisierbare Monomere in Betracht, wie die Olefine, zum Beispiel Ethylen, vinylaromatische
Monomere, wie Styrol, α-Methylstyrol, o-Chlorstyrol oder Vinyltoluole, Ester aus Vinylalkohol
und 1 bis 18 C-Atome aufweisenden Monocarbonsäuren, wie Vinylacetat, Vinylpropionat,
Vinyl-n-butyrat, Vinyllaurat, Vinylpivalat und Vinylstearat, sowie im Handel befindliche
Monomere VEOVA 9 bis 11 (VEOVA ist ein Handelsname der Shell und steht für Vinylester
von Carbonsäuren, die auch als Versatic® X-Säuren bezeichnet werden), Ester aus vorzugsweise
3 bis 6 C-Atome aufweisenden, α,β-mono-ethylenisch ungesättigten Mono- und Dicarbonsäuren,
wie Acrylsäure, Methacrylsäure, Maleinsäure, Fumarsäure und Itaconsäure, mit im allgemeinen
1 bis 12, vorzugsweise 1 bis 8 und insbesondere 1 bis 4 C-Atome aufweisenden Alkanolen,
wie Acrylsäure- und Methacrylsäuremethyl-, ethyl-, -n-butyl-, -iso-butyl-, -tert.-butyl-
und -2-ethylhexylester, Maleinsäuredimethylester oder Maleinsäure-n-butylester, Nitrile
α,β-monoethylenisch ungesättigter Carbonsäuren, wie Acrylnitril, sowie C
4-8-konjugierte Diene, wie 1,3-Butadien und Isopren. Die genannten Monomeren bilden im
Fall von ausschließlich durch radikalische wäßrige Emulsionspolymerisation erzeugten
wäßrigen Polymerisatdispersionen in der Regel die Hauptmonomeren, die bezogen auf
die Gesamtmenge der nach dem Verfahren der radikalischen wäßrigen zu polymerisierenden
Monomeren normalerweise einen Anteil von mehr als 50 Gew.-% auf sich vereinen. In
aller Regel weisen diese Monomeren in Wasser bei Normalbedingungen (25°C, 1 atm) lediglich
eine mäßige bis geringe Löslichkeit auf.
[0016] Monomere, die unter den vorgenannten Bedingungen eine erhöhte Wasserlöslichkeit aufweisen,
sind beispielsweise α,β-monoethylenisch ungesättigte Mono- und Dicarbonsäuren und
deren Amide, wie Acrylsäure, Methacrylsäure, Maleinsäure, Fumarsäure, Itaconsäure,
Acrylamid und Methacrylamid, ferner Vinylsulfonsäure und deren wasserlösliche Salze,
sowie N-Vinylpyrrolidon.
[0017] Im Fall von ausschließlich durch radikalische wäßrige Emulsionspolymerisation erzeugten
wäßrigen Polymerisatdispersionen werden die vorgenannten, eine erhöhte Wasserlöslichkeit
aufweisenden Monomeren im Normalfall lediglich als modifizierende Monomere in Mengen,
bezogen auf die Gesamtmenge der zu polymerisierenden Monomeren, von weniger als 50
Gew.-%, in der Regel 0,5 bis 20, vorzugsweise 1 bis 10 Gew.-%, mit einpolymerisiert.
[0018] Monomere, die üblicherweise die innere Festigkeit der Verfilmungen der wäßrigen Polymerisatdispersionen
erhöhen, weisen normalerweise wenigstens eine Epoxy-, Hydroxy-, N-Methylol-, Carbonyl-
oder wenigstens zwei nicht konjugierte ethylenisch ungesättigte Doppelbindungen auf.
Als Beispiele kommen hierfür N-Alkylamide von 3 bis 10 C-Atome aufweisenden, α,β-monoethylenisch
ungesättigten Carbonsäuren sowie deren Ester mit 1 bis 4 C-Atome aufweisenden Alkenolen,
unter denen das N-Methylolacrylamid und das N-Methylolmethacrylamid besonders bevorzugt
sind, zwei Vinylreste aufweisende Monomere, zwei Vinylidenreste aufweisende Monomere
sowie zwei Alkenylreste aufweisende Monomere in Betracht.
[0019] Besonders vorteilhaft sind dabei die Di-Ester zweiwertiger Alkohole mit α,β-monoethylenisch
ungesättigten Monocarbonsäuren, unter denen die Acryl- und Methacrylsäure bevorzugt
sind. Beispiele für derartige zwei nicht konjugierte ethylenisch ungesättigte Doppelbindungen
aufweisende Monomere sind Alkylenglykolidacrylate und -dimethacrylate, wie Ethylenglykoldiacrylat,
1,3-Butylenglykoldiacrylat, 1,4-Butylenglykoldiacrylate sowie Propylenglykoldiacrylat,
Divinylbenzol, Vinylmethacrylat, Vinylacrylat, Allylmethacrylat, Allylacrylat, Diallylmaleat,
Diallylfumarat, Methylenbisacrylamid, Cyclopentadienylacrylat oder Triallylcyanurat.
In diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung sind auch die Methaycrylsäure- und
Acrylsäure-C
1-C
8-hydroxyalkylester, wie n-Hydroxyethyl-, n-Hydroxypropyl- oder n-Hydroxybutylacrylat
und -methacrylat sowie Verbindungen, wie Diacetonacrylamid und Acetylacetoxyethylacrylat
beziehungsweise -methacrylat, Ureidoethylmethacrylat und Acrylaidoglykolsäure. Die
vorgenannten Monomeren werden im Fall von ausschließlich nach der Methode der radikalischen
wäßrigen Emulsionspolymerisaten erzeugten wäßrigen Polymerisatdispersionen, bezogen
auf die Gesamtmenge der zu polymerisierenden Monomeren, meist in Mengen von 0,5 bis
10 Gew.-% mit einpolymerisiert.
[0020] Üblicherweise werden im Rahmen der radikalischen wäßrigen Emulsionspolymerisation
Dispergiermittel mitverwendet, die die Stabilität der erzeugten wäßrigen Polymerisatdispersion
gewährleisten.
[0021] Als solche kommen sowohl die zur Durchführung von radikalischen wäßrigen Emulsionspolymerisationen
üblicherweise eingesetzten Schutzkolloide als auch Emulgatoren in Betracht.
[0022] Geeignete Schutzkolloide sind beispielsweise Polyvinylalkohole, Cellulosederivate
oder Vinylpyrrolidon enthaltende Copolymerisate. Eine ausführliche Beschreibung weiterer
geeigneter Schutzkolloide findet sich in den Houben-Weyl, Methoden der organischen
Chemie, Band XIV/1, Makromolekulare Stoffe, Georg-Thieme-Verlag, Stuttgart, 1969,
Seite 411 bis 420. Selbstverständlich können auch Gemische aus Emulgatoren und/oder
Schutzkolloiden verwendet werden. Vorzugsweise werden als Dispergiermittel ausschließlich
Emulgatoren eingesetzt, deren relative Molekulargewichte im Unterschied zu den Schutzkolloiden
üblicherweise unter 1000 liegen. Sie können sowohl anionischer, kationischer oder
nichtionischer Natur sein. Selbstverständlich müssen im Falle der Verwendung von Gemischen
grenzflächenaktiver Substanzen die Einzelkomponenten miteinander verträglich sein,
was im Zweifelsfall an Hand weniger Vorversuche überprüft werden kann. Im allgemeinen
sind anionische Emulgatoren untereinander und mit nichtionischen Emulgatoren verträglich.
[0023] Gleiches gilt auch für kationische Emulgatoren, während anionische und kationische
Emulgatoren meistens miteinander unverträglich sind. Gebräuchliche Emulgatoren sind
zum Beispiel ethoxylierte Mono-, Di- und Tri-Alkylphenole (EO-Grad: 3 bis 100, Alkylrest
: C
4 bis C
12), ethoxylierte Fettalkohole (EO-Grad: 3 bis 100, Alkylrest: C
8 bis C
18), sowie Alkali- und Ammoniumsalze von Alkylsulfaten (Alkylrest: C
8 bis C
16), von Schwefelsäurehalbestern ethoxylierter Alkylphenole (EO-Grad: 3 bis 100, Alkylrest:
C
4 bis C
12), von Alkylsulfonsäuren (Alkylrest: C
12 bis C
18) und von Alkylarylsulfonsäuren (Alkylrest: C
9 bis C
18). Weitere geeignete Emulgatoren wie Sulfobernsteinsäureester finden sich in Houben-Weyl,
Methoden der organischen Chemie, Band XIV/1, Makromolekulare Stoffe, Georg-Thieme
Verlag, Stuttgart, 1961, Seiten 192 bis 208.
[0024] In der Regel beträgt die Menge an eingesetztem Dispergiermittel 0,5 bis 6, vorzugsweise
1 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das Gewicht der radikalisch zu polymerisierenden Monomeren.
[0025] Selbstverständlich eignen sich die vorgenannten Dispergiermittel ganz generell zur
Stabilisierung der erfindungsgemäßen Verfahrensprodukte. Die erfindungsgemäßen Verfahrensprodükte
umfassen aber auch wäßrige Polymerisatdispersionen von selbstemulgierenden Polymerisaten,
das heißt, von Polymerisaten, die ionische Gruppen aufweisen, die aufgrund der Abstoßung
von Ladungen gleichen Vorzeichens die Stabilisierung zu bewirken vermögen. Bevorzugt
weisen die erfindungsgemäßen unmittelbaren Verfahrensprodukte anionische Stabilisierung
(insbesondere anionische Dispergiermittel) auf.
Definition und Bestimmung relevanter Meßgrößen
Glasübergangstemperatur
[0026] Vorzugsweise wird die Glasübergangstemperatur aus der Temperaturabhängigkeit der
spezifischen Wärme in einer Differential-Thermoanalyse bestimmt (G. Goldbach in: Kunststoffe,
Ordnungszustände und Eigenschaften in: Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie,
Band 15, Seite 219 bis 222, Weinheim, 1980).
[0027] Die Glastemperatur von Copolymeren kann zudem aus den Glastemperaturen der jeweiligen
Homopolymeren, gewichtet nach den Massenbrüchen der Monomeren und den Ausdehnungskoeffizienten
der Polymeren, berechnet werden.
Mindestfilmbildetemperatur
[0028] Die Mindestfilmbildetemperatur des Polymeren ist die tiefste Temperatur, bei der
eine Dispersion nach Verdampfen des Wassers gerade noch einen zusammenhängenden Film
bildet. Sie liegt nahe bei der Glastemperatur des Polymeren (H. Gerrens in: Polymerisationstechnik
in: Ullmann Encyklopädie der technischen Chemie, Band 19, Seite 141, Weinheim, 1989).
[0029] Als Meßgerät dient eine Metallplatte, an der ein Temperaturgradient angelegt wird.
Beobachtet wird, bei welcher Temperatur der Film beginnt, rissig zu werden (E. Penzel
in: Polyacryl- und Polymethacryl-Verbindungen in: Ullmanns Encyklopädie der technischen
Chemie, Band 19, Seite 17 bis 18, Weinheim, 1980).
[0030] Die Glasübergangstemperatur der im erfindungsgemäßen Verfahren als Dispersion bevorzugt
eingesetzten Acrylate liegt zwischen -62 und +6°C (siehe Tabelle 8 aus E. Penzel in:
Polyacryl- und Polymethacryl-Verbindungen in: Ullmanns Encyklopädie der technischen
Chemie, Band 19, Seite 17 bis 18, Weinheim, 1980). Die daraus resultierenden Mindestfilmbildtemperaturen
der Polymere in den Dispersionen liegen demnach oft weit unterhalb der erfindungsgemäß
bevorzugten Betriebstemperatur des Verfahrens. Die zu behandelnden Dispersionen sind
bei der Verfahrenstemperatur also oft weich und bilden leicht Filme.
Viskosität
[0031] Dispersionen zeigen ein breites Spektrum rheologischen Verhaltens. Das Fließverhalten
ist abhängig vom Feststoffgehalt, der Teilchengröße, der Teilchengrößenverteilung
und vom Hilfsstoffsystem, das bei der Herstellung eingesetzt wurde. Häufig beobachtete
Fließanomalien sind Strukturviskosität und Dilatanz.
[0032] Gemessen wird die Viskosität unter standardisierten Meßbedingungen in Kapillarviskosimeter,
Couetteviskosimeter oder Kegel-Platte-Viskosimeter (C. Gerth: Rheometrie, Ullmanns
Encyklopädie der technischen Chemie, Band 19, Seite 17 bis 18, Weinheim 1980).
[0033] Wäßrige Polymerdispersionen sind im allgemeinen sehr gute Filmbildner und neigen
bei Polymerisationstemperatur zur Hautbildung. Aus diesem Grunde müssen diese für
die Lagerung und den Transport auf Temperaturen kleiner als 35°C abgekühlt werden.
Deartige Dispersionen enthalten zwischen 30 und 80% Wasser und weisen somit eine hohe
Wärmekapazität auf, die meist über 3 kJ/kg K liegt. Diese haben je nach Anwendungsfall
eine Viskosität von ca. 20 mPas bis 10 Pas. Um eine solche Dispersion abzukühlen,
müssen demgemäß große Wärmemengen abgeführt werden.
[0034] Für niedrigviskose Dispersionen, die eine Viskosität kleiner als 100 mPas aufweisen,
ist die Abkühlung in der Regel problemlos. Derartige Dispersionen können mittels eines
Mantelbades noch im Herstellkessel abgekühlt werden oder beim Transfer des Produkts
in einen Einstellkessel oder Lagerbehälter. Hierzu dienen externe Wärmeübertrager,
durch die die Dispersionen auf die gewünschte Temperatur gebracht werden. Für höherviskose
Dispersionen ist diese indirekte Wärmeabfuhr jedoch aufwendig, da die Wärmedurchgangszahl
k
w Werte von unter 100 W/m
2 K annehmen kann. Dies führt zu entsprechend großen Wärmeübertragungsflächen oder
sehr langen Abkühlzeiten.
[0035] Da die Verdampfungsenthalpie von Wasser mit 2260 KJ/kg sehr hoch ist, kann sie dazu
genutzt werden, Dispersionen abzukühlen. Dazu wird die Dispersion in ein Vakuum eingebracht,
das unterhalb des Partialdruckes des Wassers liegt. Wasser verdampft und die Dispersion
kühlt dabei ab. Diese wird dabei um einige Prozente aufkonzentriert, was im allgemeinen
ein erwünschter Nebeneffekt ist. Diese Aufkonzentrierung wird in bekannter Weise auch
als Haupteffekt genutzt, indem die Dispersion in Zyklen aufgeheizt und ins Vakuum
entspannt wird, bis der gewünschte Feststoffgehalt erreicht ist (US-3,073,380).
[0036] Zur physikalischen Desodorierung durch Strippen mit Wasserdampf wird häufig eine
als Batch-Stripper bezeichnete Apparatur benutzt. Eine Ausführungsform und das entsprechende
Verfahren ist in der DE-A-1 248 943 beschrieben. Bei dem Verfahren fällt die Dispersion
oder Flüssigkeit nach dem Desodorierschritt in Abhängigkeit von den Produkteigenschaften
mit einer Temperatur von rund 60 bis 90°C an. Diese Dispersion oder Flüssigkeit kann
dann durch das sogenannte "Nachlaufenlassen" (Stehenlassen oder Rühren im Vakuum ohne
Dampfeinleitung) abgekühlt werden. In der Praxis verschmutzt jedoch beim Einsatz von
Dispersionen, die Polymer enthalten, die Apparatur während dieses Vorganges sehr stark.
Die Dispersion verfilmt, bildet Häute, die zu einem Wandbelag anwachsen, der schließlich
abfällt und die Apparatur verstopfen kann. Dies führt zu häufigen und aufwendigen
Reinigungsarbeiten und damit zu Produktionsausfällen.
[0037] Auch beim Abkühlen mittels eines Mantelbades treten diese Probleme auf. Außerdem
sind insbesondere bei viskosen Dispersionen oder Flüssigkeiten bei der Abkühlung mittels
eines Mantelbades die Abkühlzeiten sehr lange.
[0038] Die Wirtschaftlichkeit des vorstehend beschriebenen Verfahrens wird durch die Dauer
des Abkühlvorgangs und beim Einsatz bestimmter Dispersionen auch durch die auftretende
Verschmutzung der Apparatur beeinflußt.
[0039] Der Erfindung lag die Aufgabe zugrunde, das vorstehend beschriebene Verfahren zur
Desodorierung so zu verbessern, daß
1. die Zeit der Abkühlung der Dispersion bzw. der Flüssigkeit im Anschluß an die Desodorierung
verkürzt wird,
2. bei polymerhaltigen Dispersionen während der Abkühlung keine Haut- oder Filmbildung
erfolgt, bei der die Apparatur verschmutz und/oder verstopft wird;
3. der appartive Aufwand dabei möglichst gering gehalten wird.
[0040] Die Lösung geht aus von einem Verfahren zur Abkühlung von Dispersionen oder Flüssigkeiten
im Anschluß an eine Desodorierung durch
a) Hindurchleiten von Wasserdampf durch die sich in einem Kessel befindende zu kühlende
Dispersion oder Flüssigkeit, welche dadurch aufschäumt,
b) Abführung des Schaums aus dem oberen Teil des Kessels über eine Düse in einen evakuierten
Abscheidebehälter, wobei der Schaum gebrochen wird,
c) Kondensierung des aus dem Schaum gebildeten Wasserdampfs in einem Wärmetauscher
und gleichzeitige Entfernung flüchtiger organischer Komponenten und
d) Rückführung des gebrochenen Schaums in den Kessel,
[0041] Durchführung der Schritte a) bis d) solange, bis die Dispersion oder Flüssigkeit
im gewünschten Maß desodoriert ist.
[0042] Das erfindungsgemäße Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß nach Beendigung der
Desodorierung (gemäß der Schritte a) bis d)) die heiße Dispersion oder Flüssigkeit
aus dem unteren Bereich des Kessels durch die Düse in den evakuierten Abscheidebehälter
abgeführt wird, so daß die Dispersion oder die Flüssigkeit abgekühlt wird, wobei die
Düse und der evakuierte Abscheidebehälter zuvor auch zur Durchführung der Stufe b)
verwendet wurden, daß der im Abscheidebehälter befindliche Wasserdampf an dem Wärmetauscher
kondensiert wird, der auch zuvor in Stufe c) eingesetzt wurde und daß die gekühlte
Dispersion oder Flüssigkeit vom Boden des Abscheidebehälters abgeführt wird.
[0043] Es wurde überraschenderweise gefunden, daß die verwendete Zuleitungsdüse in den evakuieten
Abscheidebehälter für zwei verschiedene Anwendungen geeignet ist:
- 1. Anwendung:
- Brechnung des Schaums (durch die abrupte Druckdifferenz) bei der Desodorierung und
- 2. Anwendung:
- Abkühlung der desodorierten Dispersion oder Flüssigkeit beim Transfer in den evakuierten
Abscheidebehälter.
[0044] Aus diesem Grund kann neben der Düse ein Großteil der Apparatur, und zwar der evakuierte
Abscheidebehälter, der Wärmetauscher und die Pumpe sowohl für das Desodorierverfahren,
als auch für das Abkühlverfahren verwendet werden. Dies reduziert den apparativen
Aufwand und verbessert die Wirtschaftlichkeit des Verfahrens.
[0045] Gemäß einer vorteilhaften Ausbildung der Erfindung wird die heiße Dispersion aus
dem Kessel mittels einer Pumpe abgepumpt und in ein Steigrohr zum Abscheidebehälter
geführt. Der Abscheidebehälter wird dabei vorteilhafterweise auf 30 bis 100 mbar abs.
vorzugsweise 50 mbar abs. evakuiert. Der sich am Boden des Abscheiders ansammelnde
Schaum wird mittels einer Pumpe in einen Produktbehälter gefördert. Der aus der Dispersion
gebildete Wasserdampf wird in einem Wärmeübertrager kondensiert. Das Vakuum im Abscheidebehälter
wird bevorzugt mit einer zweistufigen Wasserringpumpe erzeugt.
Polymer-Dispersionen werden im allgemeinen auf Temperaturen unter 35°C abgekühlt,
um einer späteren Filmbildung in dem Behälter 7 entgegenzuwirken. Beim dem Verfahren
kommen bevorzugt hochviskose Dispersionen oder Flüssigkeiten zum Einsatz.
[0046] Weitere Einzelheiten und Vorteile der Erfindung können dem in der Zeichnung dargestellten
Ausführungsbeispiel entnommen werden. Dort wird die heiße Dispersion oder Flüssigkeit
nach Desodorierung aus dem Kessel 1 mittels einer Pumpe 2 abgepumpt und über das Steigrohr
3 durch die Düse 5 zu dem auf 50 mbar (entsprechend 33°C) evakuierten Abscheidebehälter
4 geführt. Die gekühlte Dispersion oder Flussigkeit sammelt sich am Boden des Abscheiders
4, von wo diese mittels der Pumpe 6 in einen Behälter 7 für das Fertigprodukt gefördert
wird. Die gekühlte Dispersion oder Flüssigkeit sammelt sich am Boden des Abscheiders
4 von wo diese mittels der Pumpe 6 in einen Behälter 7 für das Fertigprodukt gefördert
wird. Der aus der Dispersion oder Flüssigkeit gebildete Wasserdampf wird in einem
Wärmetauscher 8 kondensiert und zurückgeführt. Das erforderliche Vakuum wird mit einer
zweistufigen Wasserrringpumpe 9 erzeugt.
1. Verfahren zur Abkühlung von Dispersionen oder Flüssigkeiten im Anschluß an eine Desodorierung
durch
a) Hindurchleiten von Wasserdampf durch die sich in einem Kessel (1) befindende zu
kühlende Dispersion oder Flüssigkeit, welche dadurch aufschäumt,
b) Abführung des Schaums aus dem oberen Teil des Kessels über eine Düse (5) in einen
evakuierten Abscheidebehälter (4), wobei der Schaum gebrochen wird,
c) Kondensierung des aus dem Schaum gebildeten Wasserdampfs in einem Wärmetauscher
(8) und gleichzeitige Entfernung flüchtiger organischer Komponenten und
d) Rückführung des gebrochenen Schaums in den Kessel (1),
Durchführung der Schritte a) bis d) solange, bis die Dispersion oder Flüssigkeit
im gewünschten Maß desodoriert ist,
dadurch gekennzeichnet, daß nach Beendigung der Desodorierung (gemäß der Schritte
a) bis d)) die heiße Dispersion oder Flüssigkeit aus dem unteren Bereich des Kessels
(1) durch die Düse (5) in den evakuierten Abscheidebehälter (4) abgeführt wird, so
daß die Dispersion oder die Flüssigkeit abgekühlt wird, wobei die Düse (5) und der
evakuierte Abscheidebehälter (4) zuvor auch zur Durchführung der Stufe b) verwendet
wurden, daß der im Abscheidebehälter (4) befindliche Wasserdampf an dem Wärmetauscher
(8) kondensiert wird, der auch zuvor in Stufe c) eingesetzt wurde und daß die gekühlte
Dispersion oder Flüssigkeit vom Boden des Abscheidebehälters (4) abgeführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die heiße Dispersion oder Flüssigkeit
aus dem Kessel (1) mittels einer Pumpe (2) abgepumpt und in einem Steigrohr zum Abscheidebehälter
(4) geführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß der Abscheidebehälter (4) auf
30 bis 100 mbar abs, vorzugsweise 50 mbar abs, evakuiert wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß das Vakuum
mit einer zweistufigen Wasserringpumpe (9) erzeugt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß der Wasserdampf
vom unteren Bereich des Kessels (1) in die Dispersion oder Flüssigkeit eingeleitet
wird.
6. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß die abgekühlte
Dispersion mit einer Pumpe (6) in einen Behälter (7) für das Fertigprodukt gefördert
wird.
7. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß hochviskose
Dispersionen oder Flüssigkeiten eingesetzt werden.