[0001] Die vorliegende Erfindung betrifft Verfahren zur Bestimmung einer Betriebsgröße eines
Verbrennungsmotors.
[0002] Das Kraftstoff-Luft-Verhältnis eines Ottomotors muß bei Verwendung von Katalysatoren
für die Abgasnachbehandlung konstant auf dem Wert λ = 1 gehalten werden. Zu diesem
Zwecke wird das Kraftstoff-Luft-Verhältnis im Abgas über Lambda-Sonden gemessen.
[0003] Ionenstrommessungen an Zündkerzen eines Verbrennungsmotors sind bekannt. Herkömmlicherweise
werden derartige Messungen zur Erkennung von Zündaussetzern und klopfendem Motorbetrieb
verwendet.
[0004] Aus der DE 35 06 114 A1 ist ein Verfahren zur Steuerung einer Brennkraftmaschine
mit Erfassung von Ionenströmen bekannt. Hierbei wird in Abhängigkeit von dem ermittelten
Ionenstrom ein Meßspektrum berechnet und mit einem Bezugsspektrum auf einer Recheneinheit
verglichen, worauf in Abhängigkeit der ermittelten Abweichung eine Stellgröße der
Brennkraftmaschine gesteuert wird.
[0005] Aus der DE 40 37 943 A1 ist es bekannt, mittels einer Ionenstrommessung den Betriebszustand
einer Brennkraftmaschine zu steuern. Gegenstand dieser Druckschrift ist jedoch die
Vermeidung von Glühzündungen bzw. Motorklopfen.
[0006] Ferner ist aus der DE 42 39 592 A1 ein Klopfdetektor für eine Brennkraftmaschine
bekannt, welche den Ionenstrom über eine Zündspule zur Zeit der Verbrennung erfaßt,
und beurteilt ob oder ob nicht der Ionenstrom oberhalb eines vorbestimmten Pegels
nach einer vorbestimmten Zeit oder einem Kurbelwinkel seit der Zündung liegt. Diese
Vorrichtung wird ausschließlich zur Feststellung eines Klopfens verwendet.
[0007] Es ist ferner bekannt,aus der Amplitude des Ionenstromsignals ein Kraftstoff-Luft-Verhältnis
eines Verbrennungsmotors zu ermitteln. Hierbei stellt man jedoch fest, daß das Ionenstromsignal
starken zyklischen Schwankungen unterworfen ist, so daß eine Mittelung der Ionenstrommaxima
über eine große Anzahl von Zyklen durchgeführt werden muß, um die erforderliche Genauigkeit
der Lambda-Messung zu erzielen. Aufgrund der hierdurch entstehenden Fehler im instationären
Betrieb sind Verfahren dieser Art nicht serientauglich. Ferner ist die Ionenstromamplitude
von der verwendeten Kraftstoffsorte abhängig, so daß zur Bestimmung des tatsächlichen
Lambda-Wertes eine Erkennung der Kraftstoffsorte notwendig ist.
[0008] Aufgabe der Erfindung ist daher die Schaffung eines Verfahrens zur Bestimmung einer
Betriebsgröße eines Verbrennungsmotors, mit dem diese in einfacher Weise zuverlässig
ermittelt werden kann.
[0009] Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Verfahren zur Bestimmung einer Betriebsgröße
eines Verbrennungsmotors gemäß dem Patentanspruch 1 oder dem Patentanspruch 2.
[0010] Mit den erfindungsgemäßen Verfahren ist es möglich, die einzustellenden Betriebsgrößen
eines Verbrennungsmotors über relativ kurze Zyklen mit ausreichender Genauigkeit zu
ermitteln. Erfindungsgemäß wird eine Messung einer Anzahl von Zyklen des Ionenstromsignals
in Abhängigkeit von der Zeit durchgeführt. Durch Mittelung dieser Messungen können
Störeinflüsse, insbesondere Nebenmaxima im Ionenstromsignal, eliminiert und das eigentliche
Hauptmaximum und/oder der Zeitpunkt des Auftretens des Hauptmaximums bestimmt werden.
Auf der Grundlage dieser Daten lassen sich die jeweiligen Betriebsgrößen in einfacher
Weise ermitteln. Es ist insbesondere eine Lambda-Erkennung während eines Kaltstarts
möglich. Ein Verschleiß oder eine Alterung des Sensors, wie sie bei herkömmlichen
Lambda-Sonden auftraten, können nun ausgeschlossen werden. Mit den erfindungsgemäßen
Verfahren ist eine zyklusaufgelöste Bestimmung der genannten Betriebsgröße möglich.
Ferner ist eine Ermittlung der genannten Betriebsgrößen auch im Magerbetrieb des Motors
möglich.
[0011] Vorteilhafte Ausführungsformen sind Gegenstand der Unteransprüche.
[0012] Zweckmäßigerweise handelt es sich bei der zu bestimmenden Betriebsgröße um das Kraftstoff-Luft-Verhältnis
λ (Lambda-Verhältnis) des Verbrennungsmotors. Es wurde festgestellt, daß die Zeit
bis zum Erreichen des ersten Maximums I1max des Ionenstroms nicht von der Ionisierbarkeit
des Kraftstoffs, d.h. der Art des Kraftstoffs, sondern nur von der turbulenten Brenngeschwindigkeit
abhängt. Die turbulente Brenngeschwindigkeit ist ihrerseits abhängig von der laminaren
Brenngeschwindigkeit und der Turbulenzintensität. Die laminare Brenngeschwindigkeit
wird bestimmt durch das Kraftstoff-Luft-Verhältnis λ, den Restgasanteil, sowie Temperatur
und Druck des Gemisches im Zylinder. Da aus Ansaugdruck und Zündzeitpunkt die Temperatur
und der Druck bekannt sind, kann daher bei bekannter Abgasrückführrate das Kraftstoff-Luft-Verhältnis
λ ermittelt werden.
[0013] Es ist ebenfalls möglich, unter Berücksichtigung der oben erläuterten Abhängigkeiten
bei bekannten Kraftstoff-Luft-Verhältnis die Abgasrückführrate zu bestimmen.
[0014] Es ist bevorzugt, die erfindungsgemäßen Messungen an verschiedenen Zylindern bzw.
Zündkerzen durchzuführen. Hierdurch ist eine zylinderselektive Lambda-Erkennung bei
Mehrzylindermotoren in einfacher Weise durchführbar.
[0015] Die Erfindung wird nun anhand der beigefügten Zeichnung im einzelnen erläutert. In
dieser zeigt
Figur 1 den typischen Verlauf eines Ionenstromsignals, und
Figur 2 ein Blockschaltbild zur Erläuterung der erfindungsgemäßen Verfahren.
[0016] Wie in Figur 1 dargestellt, besitzt ein Ionenstromsignal an der Zündkerze einen charakteristischen
Verlauf, der zwei wesentliche Maxima enthält. Das erste Maximum I1max ensteht in der
Flammkernbildungsphase, in der die Flamme noch im Bereich der Zündkerze ist. Idealerweise
breitet sich die Flamme kugelförmig im Brennraum aus. Strömungen an der Zündkerze
und vor allem Turbulenzeinflüsse auf den Flammkern führen jedoch zu einer Zerklüftung
der Flamme. Das erste Maximum I1max des Ionenstromsignals ist daher nicht glatt, sondern
besitzt mehrere Nebenmaxima. Für eine Auswertung des ersten Maximums im Ionenstromsignal
ist es somit erforderlich, eine Mittelung über mehrere Zyklen bzw. über eine Anzahl
von Zündungen durchzuführen. Herkömmlicherweise wurde hierzu für jedes Ionenstromsignal,
d.h. bei jeder Zündung, das absolute Maximum ermittelt. Von den so ermittelten Werten
wurde der Mittelwert gebildet. Wegen der großen Schwankungsbeite der absoluten Maxima
muß hierbei die Mittelung der Ionenstrommaxima über eine sehr große Anzahl von Zyklen
durchgeführt werden, um die geforderte Genauigkeit der Lambda-Messung zu erreichen.
[0017] Erfindungsgemäß wird nun der Verlauf des Ionenstromsignals in Abhängigkeit von der
Zeit über den gesamten Bereich des ersten Maximums ermittelt. Die für mehrere Zündungen
derart ermittelten Signalverläufe werden anschließend gemittelt, wodurch sich ein
geglätteter, die Nebenmaxima eliminierender Signalverlauf ergibt, aus dem eine gemittelte
maximale Amplitude bzw. der Zeitpunkt der gemittelten maximalen Amplitude in einfacher
Weise ablesbar ist. Mit diesem Verfahren kann die für eine ausreichende Genauigkeit
notwendige Zyklenzahl gegenüber den herkömmlichen Verfahren stark vermindert werden.
Es wird davon ausgegangen, daß sich genügende Genauigkeiten der Lambda-Erkennung schon
bei einer Mittelung über 5 bis 20 Zyklen erreichen lassen.
[0018] Es wurde festgestellt, daß der Zeitpunkt der gemittelten maximalen Amplitude t1max
für die Bestimmung des Kraftstoff-Luft-Verhältnisses bzw. der Ahgasrückführrate ein
geeigneter Parameter ist, anhand dessen ausreichende Genauigkeiten für eine effektive
Steuerung des Verbrennungsmotors erzielbar sind.
[0019] Wie bereits erläutert, hängt die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Flamme, und damit
die Zeit zwischen Zündung und Erreichen des ersten Maximums t1max von der turbulenten
Brenngeschwindigkeit ab. Es ist, wie erläutert, aus t1max bei bekannter Abgasrückführrate
eine Bestimmung des Kraftstoff-Luft-Verhältnisses, oder bei bekanntem Kraftstoff-Luft-Verhältnis
eine Bestimmung der Abgasrückführrate möglich.
[0020] Die Zeit t1max bis zum Erreichen des ersten Maximums im Ionenstrom ist hingegen von
der Ionisierbarkeit des Kraftstoffes, welche von der Kraftstoffqualität bzw. Kraftstoffadditiven
beeinflußt wird, unabhängig. Die Amplitude des ersten Maximums I1max des Ionenstroms
hängt jedoch nicht nur vom Kraftfstoff-Luft-Verhältnis, sondern aufgrund unterschiedlicher
Ionisierbarkeiten verschiedener Kraftstoffe auch von der Kraftstoffqualität und Kraftstoffadditiven
ab.
[0021] Obwohl es ausreichend ist, zur Bestimmung der genannten Betriebsgrößen den Zeitpunkt
des gemittelten Signalmaximums festzustellen, erweist es sich als vorteilhaft, gleichzeitig
auch den tatsächlichen Wert des Maximums zu berechnen. Dieser Amplitudenwert ist zwar,
wie erläutert, abhängig von dem verwendeten Kraftstoff, doch kann unter Berücksichtigung
der maximalen Amplitude als auch des Zeitpunkts der maximalen Amplitude eine Steigung
des Ionenstromsignalverlaufs berechnet werden, aus welcher in besonders einfacher
Weise, insbesondere bei bekanntem Kraftstoff, das Kraftstoff-Luft-Verhältnis bzw.
die Abgasrückführrate berechnet werden kann. Auf der Grundlage des Signalmaximums
bzw. des maximalen Amplitudenwertes läßt sich, insbesondere unter Berücksichtigung
der ermittelten Steigung des Ionenstromsignals, auch die Kraftstoffqualität ermitteln.
Bei bekannter Kraftstoffqualität ist es auch möglich, lediglich aufgrund des Signalmaximums
des gemittelten Signalverlaufs die gewünschten Betriebsgrößen zu ermitteln.
[0022] Gemäß dem weiteren erfindungsgemäßen Verfahren wird für eine Anzahl von Zündungen
jeweils der Zeitpunkt des Maximalwerts des Ionenstromsignals bestimmt. Anschließend
erfolgt eine Mittelung der für die jeweiligen Maxima ermittelten Zeitpunkte zum Erhalt
eines gemittelten Zeitpunktes. Auf der Grundlage dieses gemittelten Zeitpunktes ist
es, wie oben bereits erläutert, möglich, die fraglichen Betriebsgrößen mit ausreichender
Genauigkeit zu bestimmen. Auch durch dieses Verfahren lassen sich ausreichende Genauigkeiten
der Betriebsgrößen erreichen.
[0023] Es sei angemerkt, daß das im dargestellten Ionenstromsignal auftretende zweite Maximum
I2max durch eine Druckerhöhung im Zylinder aufgrund der Verbrennung entsteht. Die
Flamme hat sich hierbei von der Zündkerze gelöst, und die elektrische Leitfähigkeit
entsteht durch die Restionisierung des verbrannten Gemischs. Das zweite Maximum im
Ionenstromsignal ist glatt, da der Einfluß der Flammenentfaltung nicht mehr an der
Zündkerze wirksam ist. Das zweite Maximum I2max spielt jedoch im vorliegenden Zusammenhang
zur Bestimmung des Kraftstoff-Luft-Verhältnisses bzw. der übrigen genannten Betriebsgrößen
keine Rolle.
[0024] Eine Ausführungsmöglichkeit der erfindungsgemäßen Verfahren ist in Figur 2 dargestellt.
Hierbei wird das Ionenstromsignal über einen Analog-Digital-Wandler AD zeilenweise
in einen Zwischenspeicher Z geladen. Bei dem Zwischenspeicher handelt es sich vorzugsweise
um einen dynamischen Zwischenspeicher mit Schieberegisterfunktion für die jeweiligen
Ionenstromsignale In-In-k. Der Zwischenspeicher besteht aus insgesamt k Zeilen mit
first-in-first-out-Funktion (FIFO), in denen Ionenstromsignale abgespeichert sind.
Bevor das n-te Ionenstromsignal eingelesen wird, sind die zuvor eingelesenen Ionenstromsignale
um eine Zeile verschoben worden. Nach dem Einlesen des aktuellen Ionenstromsignals
wird spaltenweise ein gemitteltes Ionenstromsignal über k Zeilen berechnet. Dies ergibt
das gemittelte Ionenstromsignal der letzten k Zyklen. Aus diesem gemittelten Ionenstromsignal
erfolgt die Berechnung des Maximums I1max bzw. des Zeitpunkts dieses Maximums, t1max.
1. Verfahren zur Bestimmung einer Betriebsgröße eines Verbrennungsmotors mit folgenden
Schritten:
- Messung eines Ionenstromsignalverlaufs an einer Zündkerze des Verbrennungsmotors
für eine Anzahl von Zündungen jeweils in Abhängigkeit von der Zeit,
- Mittelung der jeweils gemessenen Signalverläufe zum Erhalt eines gemittelten Signalverlaufs,
- Ermittlung des Maximums und/oder des Zeitpunkts des Maximums des gemittelten Signalverlaufs,
- Berechnung dar Betriebsgröße auf der Grundlage des Maximums und/oder des Zeitpunkts
des Maximums des gemittelten Signalverlaufs.
2. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die zu bestimmende Betriebsgröße
das Kraftstoff-Luft-Verhältnis λ des Verbrennungsmotors ist.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die zu bestimmende
Betriebsgröße die Abgasrückführrate des Verbrennungsmotors ist.
4. Verfahren nach einem der vorstehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Messungen
an verschiedenen Zündkerzen bzw. Zylindern durchgeführt werden.