[0001] Die Erfindung betrifft ein wäßriges Beschichtungsmittel, bestehend aus Hydroxylgruppen
aufweisenden Polyolen und blockierten Polyisocyanat-Vernetzern, das auf der zu beschichtenden
Oberfläche vorzugsweise pulverförmig auftrocknet und nach Einbrennen Lacke mit hoher
Wasser-, Chemikalien- und Lösemittelresistenz, insbesondere auf metallischen Substraten
ergibt, sowie ein Verfahren zur Herstellung des Beschichtungsmittels.
[0002] Wäßrige Polyurethandispersionen sind bekannt (vgl. z.B - Houben-Weyl, Methoden der
organischen Chemie, 4. Auflage, Band E20, S. 1659 (1987)). Für höhere Qualitätsanforderungen,
wie sie z.B. bei der Automobillackierung bestehen, zeigen aber nichtreaktive Polyurethane
verschiedene Schwächen. Wesentlicher Grund ist die fehlende Vernetzung zwischen den
filmbildenden Makromolekülen, die sich in abgeschwächter Wasser-, Chemikalien- und
Lösemittelbeständigkeit sowie geringwertigen mechanischen Eigenschaften äußern. Bessere
Eigenschaften liefern die neueren nachvernetzten Beschichtungssysteme, wie sie beispielsweise
durch Kombination von isocyanatreaktiven Harzen mit blockierten Polyisocyanatvernetzern
erhalten werden (vgl. J.W. Rosthauser, K. Nachtkamp in Advances in Urethane Science
and Technology, K.C. Frisch and D. Klempner, Editors, Vol
10, S. 121-162(1987)).
[0003] Als Harze werden Polyurethan-, Polyepoxid-, Polyester- oder Polyacrylatharze bzw.
Dispersionen eingesetzt, die über Hydroxylgruppen vernetzbar sind. Vernetzer sind
blockierte Polyisocyanate, die gegebenenfalls hydrophil modifiziert wurden. Solche
Systeme sind z.B. aus DE-A 4 213 527, EP-A 581 211, EP-A 427 028, US 4 543 144, DE-A
3 345 448 und DE-A 2 829 648 bekannt.
[0004] Die für Lack- und Beschichtungsanwendungen in Frage kommenden Systeme haben die Eigenschaft,
bereits bei Raumtemperatur gute Filmbildungseigenschaften zu zeigen. Ist diese Eigenschaft
nicht gegeben, so ergeben sich Filme mit insgesamt schlechtem Qualitätsniveau. Hier
sind insbesondere schlechterer Lackverlauf und geringerer Glanz zu nennen. Teilweise
wird auch die Filmbildung durch Zusatz von Löse- und Koaleszenzmitteln gefördert.
[0005] Die Applikation von Pulverlacken aus wäßriger Phase wird z.B. beschrieben in DE-A
19 523 084, DE-A 19 540 977, EP-A 652 264, EP-A 714 958 und WO 96/37561. Nachteilig
ist, daß sich bei der Herstellung an die Extrusion des Bindemittels ein Mahlvorgang
anschließt, der sehr aufwendig und mit hohen Kosten verbunden ist. Außerdem sind der
Feinteiligkeit der Pulver bei einem Mahlvorgang Grenzen gesetzt, was sich oft in einer
nicht ausreichenden Sedimentationsstabilität der damit hergestellten Pulver-Suspensionen
bemerkbar macht.
[0006] Wie jetzt überraschenderweise gefunden wurde, gelingt es, wertvolle lösemittelfreie,
pulverförmig auftrocknende, hitzehärtbare Lack-Dispersionen auf Basis von ausgewählten
Polyhydroxylkomponenten und blockierten Polyisocyanaten auf wirtschaftliche Weise
zu erhalten. Die dabei resultierenden Produkte stellen wertvolle einkomponentig zu
verarbeitende Beschichtungsmittel dar und ermöglichen die Herstellung von Beschichtungen
mit besonders hochwertigen Eigenschaften. Hervorzuheben ist, daß keine oder nur sehr
geringe Mengen an organischem Colösemittel in dem Beschichtungssystem vorhanden sind
und daß sehr gut verlaufende, hochglänzende Lackfilme mit sehr guten Wasser-, Lösemittel-
und Chemikalienbeständigkeiten erhalten werden.
[0007] Vorteilhaft ist weiterhin, daß, obwohl es sich um pulverförmig auftrocknende Bindemittel
handelt, erfindungsgemäß hergestellte Lacke auf bestehenden Naß-Lackieranlagen verarbeitet
werden können. Es werden dünnere Schichten mit gutem Verlauf als bei der herkömmlichen
Pulveriackiening erhalten und Reinigungsvorgänge sind verglichen mit der Pulverlackierung
durch Ausspritzen der Geräte und Kabinen vereinfacht. Auch im Vergleich zu lösemittelhaltigen
Lackierungen ist der Reinigungsaufwand geringer, weil keine Filmbildung bzw. im Vergleich
zu Zweikomponentenlacken keine Vernetzung bei Raumtemperatur auftritt.
[0008] Herkömmliche bekannte Wasserlacksysteme, die bereits bei Raumtemperatur filmbildend
sind, benötigen zu ihrer Herstellung entweder beträchtliche Mengen an nichtionischen
Emulgatoren oder weisen einen hohen Gehalt an Carboxylgruppen auf, die mit Ammoniak
oder Aminen neutralisiert sind (ionische Emulgatoren). Dies führt häufig zur Bildung
von Mikroblasen bei der Herstellung und Applikation der Lacke und ist darüber hinaus
auch der Grund für die oft schlechte Wasserbeständigkeit entsprechender Lackfilme.
Außerdem haben diese Lacksysteme oft nur ein enges Applikationsfenster (Bereich von
Temperatur und relativer Luftfeuchte bei der Anwendung) und zeigen deutliche Neigung
zur Blasenbildung (Kocherbildung). Dies ist bei vorzugsweise pulverförmig auftrocknenden
Bindemitteln deutlich günstiger. Die Oberflächeneigenschaften sind weniger von den
Klimabedingungen (Temperatur, rel. Luftfeuchte) während der Applikation abhängig.
Ferner können größere Schichtstärken ohne Kocherbildung, bedingt durch Verdunsten
des Wassers, erreicht werden.
[0009] Gegenstand der Erfindung ist ein wäßriges Beschichtungsmittel, hergestellt durch
Kombination
A) einer Polyolkomponente auf Basis von Polyesterpolyolen, Polyacrylatpolyolen und/oder
Polyesterpolyacrylatpolyolen mit einem Hydroxylgruppengehalt von 1,0 bis 6,0 Gew.-%,
einem Carboxylgruppengehalt von 0 bis 1,5 Gew.-%, einem gewichtsgemittelten Molekulargewicht
von 2000 bis 50000 und einer Glasübergangstemperatur ≥30°C,
B) einer Polyisocyanatkomponente mit blockierten Isocyanatgruppen auf Basis von (cyclo)aliphatischen
Polyisocyanaten mit einem Gehalt an blockierten Isocyanatgruppen von 10,0 bis 25,0
Gew.-%,
C) gegebenenfalls weiteren polyfunktionellen Polyolen,
D) gegebenenfalls weiteren Vernetzersubstanzen,
E) gegebenenfalls externen Emulgatoren und
F) gegebenenfalls üblichen Zusatzmitteln, wie z.B. Neutralisationsmittel, Katalysatoren,
Hilfsstoffe und/oder Additive, wie Entgasungsmittel, Verlaufsmittel, Radikalfänger,
Antioxidantien und/oder UV-Absorber, Verdicker, geringe Anteile an Lösemitteln und
Bioziden,
in wäßriger Dispersion entweder nach einem Direktdispergierverfahren oder nach dem
Phasenumkehrverfahren mittels einer Dispergiervorrichtung mit einer volumenbezogenen
Dispergierleistung von 1 x 10 bis 9,8 x 10000 W/cm
3.
[0010] Die erfindungsgemäßen Bindemittel haben in der Dispersion eine mittlere Teilchengröße
der Dispersionspartikel von 0,05 bis 10 µm, vorzugsweise 0,1 bis 5 µm, insbesondere
bei 0,15 bis 2,5 µm und besonders bevorzugt 0,2 bis 1,5 µm Teilchendurchmesser.
[0011] Gegenstand der Erfindung ist auch die Herstellung der erfindungsgemäßen Beschichtungsmittel,
dadurch gekennzeichnet, daß
A) eine Polyolkomponente auf Basis von Polyesterpolyolen, Polyacrylatpolyolen und/oder
Polyesterpolyacrylatpolyolen mit einem Hydroxylgruppengehalt von 1,0 bis 6,0 Gew.-%,
einem Carboxylgruppengehalt von 0 bis 1,5 Gew.-%, einem gewichtsgemittelten Molekulargewicht
von 2000 bis 50000 und einer Glasübergangstemperatur ≥30°C,
B) eine Polyisocyanatkomponente mit blockierten Isocyanatgruppen auf Basis von (cyclo)aliphatischen
Polyisocyanaten mit einem Gehalt an blockierten Isocyanatgruppen von 10,0 bis 25,0
Gew.-%,
C) gegebenenfalls weitere polyfunktionelle Polyole,
D) gegebenenfalls weitere Vernetzersubstanzen,
E) gegebenenfalls externe Emulgatoren und
F) gegebenenfalls übliche Zusatzmittel, wie z.B. Neutralisationsmittel, Katalysatoren,
Hilfsstoffe und/oder Additive, wie Entgasungsmittel, Verlaufsmittel, Radikalfänger,
Antioxidantien und/oder UV-Absorber, Verdicker, geringe Anteile an Lösemitteln und
Bioziden,
in wäßriger Dispersion entweder nach einem Direktdispergierverfahren oder nach dem
Phasenumkehrverfahren mittels einer Dispergiervorrichtung mit einer volumenbezogenen
Dispergierleistung von 1 x 10 bis 9,8 x 10000 W/cm
3 miteinander kombiniert werden.
[0012] Für die erfindungsgemäße Herstellung der vorzugsweise als Pulver auftrocknenden erfindungswesentlichen
Dispersionen durch Dispergierprozesse gelangen Dispergiervorrichtungen mit hoher volumenbezogener
Dispergierleistung, wie z.B. Druckentspannungshomogenisierdüsen, zur Anwendung.
[0013] Dispergiermaschinen sind z.B. aus Formation of Emulsions, in P. Beche, Encyclopedia
of Emulsion Technology, Vol. 1, New York, Basel, Decker 1983; bekannt, wurden aber
zur Herstellung von pulverförmig auftrocknenden wäßrigen Dispersionen bisher noch
nicht eingesetzt. Der Leistungsbereich der Dispergiermaschine beträgt erfindungsgemäß
1 x 10 bis 9,8 x 10000 W/cm
3, vorzugsweise 1 x 10 bis 1 x 10000 W/cm
3, besonders bevorzugt 1 x 10 bis 1 x 1000 W/cm
3.
[0014] Dispergiermaschinen werden nach der Größe der volumenbezogenen Leistung ausgewählt.
Zur Herstellung von feinteiligen Dispersionen (ca. 1 µm Teilchendurchmesser) sind
Dispergiermaschinen mit hohen volumenbezogenen Leistungen erforderlich, z.B. Hochdruckhomogenisatoren.
Mit Rotor/Stator-Maschinen lassen sich so feinteilige Dispersionen nicht mehr gut
herstellen. Bei dem in der EP-A 0 101 007 beschriebenen Strahldispergator handelt
es sich um eine spezielle Druckentspannungsdüse, die einen wesentlich höheren Wirkungsgrad
als Hochdruckhomogenisatoren hat. Schon bei 50 bar Homogenisierdruck werden mit dem
Strahldispergator Partikelgrößenverteilungen erreicht, für die man bei dem Hochdruckhomogenisator
200 bar benötigt.
[0015] Mit dem Strahldispergator als Dispergiervorrichtung lassen sich besonders vorteilhaft
feinteilige Dispersionen, sowohl kontinuierlich als auch diskontinuierlich herstellen.
[0016] Erfindungsgemäß kann auch die wäßrige Dispersion durch Phasenumkehr von einer Wasser-in-Öl
in eine Öl-in-Wasser-Emulsion überführt werden.
[0017] Die erfindungsgemäß hergestellten, erfindungswesentlichen wäßrigen Beschichtungsmittel
können zur Einbrennlackierung auf beliebigen, hitzeresistenten Substraten verwendet
werden, z.B. als Klarlack oder als pigmentierter Lack zur Herstellung von Einschicht-
und Mehrschichtlackierungen, z.B. auf dem Kraftfahrzeugsektor.
[0018] Die Polyolkomponente A) des erfindungswesentlichen Beschichtungsmittels besteht aus
a) 0 bis 100 Gew.-Teilen einer Polyesterkomponente, bestehend aus mindestens einem
Polyesterpolyol mit einer Hydroxylzahl von 20 bis 240 mg KOH/g bei einer Säurezahl
von <12 mg KOH/g und einer Glasübergangstemperatur von -40 bis +100°C,
b) 0 bis 15 Gew.-Teilen einer olefinisch ungesättigten Esterkomponente, bestehend
aus mindestens einem Maleinsäuredi(cyclo)alkylester mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen
im (Cyclo)alkylrest,
c) 0 bis 70 Gew.-Teilen (Cyclo)alkylester der Acryl- und/oder Methacrylsäure mit 1
bis 18 Kohlenstoffatomen im (Cyclo)alkylrest,
d) 0 bis 50 Gew.-Teilen aromatischen, olefinisch ungesättigten Monomeren,
e) 0 bis 50 Gew.-Teilen Hydroxyalkylester der Acryl- und/oder Methacrylsäure mit 2
bis 6 Kohlenstoffatomen im Hydroxyalkylrest und/oder deren Umsetzungsprodukte eines
maximalen Molekulargewichts von 500 mit ε-Caprolacton sowie Additionsprodukten von
Acryl- und/oder Methacrylsäure und Monoepoxidverbindungen, die auch während der radikalischen
Polymerisation in situ erzeugt werden können,
f) 0 bis 5 Gew.-Teilen olefinisch ungesättigten Carbonsäuren und
g) 0 bis 30 Gew.-Teilen weiteren copolymerisierbaren, olefinisch ungesättigten Verbindungen,
wobei die Summe der Gew.-Teile der Komponenten a) bis g) 100 ergibt.
[0019] Die Polyolkomponente A) weist einen Hydroxylgruppengehalt von 1 bis 6 Gew.-%, vorzugsweise
1,5 bis 5,5 Gew.-% und besonders bevorzugt 2 bis 5 Gew.-% auf. Der Gehalt an Carboxylgruppen
liegt bei 0 bis 1,5 Gew.-%, vorzugsweise 0,1 bis 1,4 Gew.-% und besonders bevorzugt
0,2 bis 1,3 Gew.-%. Das mittels Gelpermeationschromatographie bestimmbare Molekulargewicht
(Gewichtsmittel, Standard Polystyrol) liegt bei 2000 bis 50000, vorzugsweise 2500
bis 40000 und besonders bevorzugt 3000 bis 35000. Die Glasübergangstemperatur nach
der Differentialthermoanalyse (DTA) liegt bei ≥30°C, vorzugsweise bei 30 bis 100°C
und besonders bevorzugt bei 30 bis 80°C.
[0020] Bevorzugt besteht die Polyolkomponente A) aus
a) 0 bis 60 Gew.-Teilen einer Polyesterkomponente, bestehend aus mindestens einem
Polyesterpolyol mit einer Hydroxylzahl von 30 bis 200 mg KOH/g bei einer Säurezahl
von <10 mg KOH/g und einer Glasübergangstemperatur von -30 bis +70°C,
b) 0 bis 12,5 Gew.-Teilen einer olefinisch ungesättigten Esterkomponente, bestehend
aus mindestens einem Maleinsäuredi(cyclo)alkylester mit 1 bis 6 Kohlenstoffatomen
im (Cyclo)alkylrest,
c) 5 bis 65 Gew.-Teilen (Cyclo)alkylester der Acryl- und/oder Methacrylsäure mit 1
bis 12 Kohlenstoffatomen im (Cyclo)alkylrest,
d) 0 bis 45 Gew.-Teilen Styrol, α-Methylstyrol und/oder Vinyltoluol,
e) 5 bis 45 Gew.-Teilen Hydroxyalkylester der Acryl- und/oder Methacrylsäure mit 2
bis 4 Kohlenstoffatomen im Hydroxyalkylrest und/oder deren Umsetzungsprodukte eines
maximalen Molekulargewichts von 500 mit ε-Caprolacton sowie Additionsprodukten von
Acryl- und/oder Methacrylsäure und Monoepoxidverbindungen, die auch während der radikalischen
Polymerisation in situ erzeugt werden konnen,
f) 0 bis 4 Gew.-Teilen Acrylsäure, Methacrylsäure, Maleinsäure, Fumarsäure und/oder
Malein- bzw. Fumarsäurehalbester mit 1 bis 8 Kohlenstoffatomen im Alkoholrest,
g) 0 bis 25 Gew.-Teilen weiteren copolymerisierbaren, olefinisch ungesättigten Verbindungen,
wobei die Summe der Gew.-Teile der Komponenten a) bis g) 100 ergibt.
[0021] Besonders bevorzugt besteht die Komponente A) aus
a) 0 bis 40 Gew.-Teilen einer Polyesterkomponente, bestehend aus mindestens einem
Polyesterpolyol mit einer Hydroxylzahl von 40 bis 160 mg KOH/g bei einer Säurezahl
von <8 mg KOH/g und einer Glasübergangstemperatur von -30 bis +60°C,
b) 1 bis 10 Gew.-Teilen Maleinsäuredimethylester, Maleinsäurediethylester, Maleinsäuredibutylester
oder Gemische dieser Monomeren,
c) 10 bis 60 Gew.-Teilen (Cyclo)alkylester der Acryl- und/oder Methacrylsäure mit
1 bis 9 Kohlenstoffatomen in (Cyclo)alkylrest,
d) 5 bis 45 Gew.-Teilen Styrol,
e) 10 bis 42,5 Gew.-Teilen Hydroxyethylacrylat, Hydroxyethylmethacrylat, Hydroxypropylacrylat,
Hydroxypropylmethacrylat, Hydroxybutylacrylat und/oder Hydroxybutylmethacrylat und
f) 0,5 bis 4 Gew.-Teilen Acrylsäure und/oder Methacrylsäure,
wobei die Summe der Komponenten a) bis f) 100 ergibt.
[0022] Bei der Polyesterkomponente a) handelt es sich um mindestens einen hydroxyfunktionellen
Polyester mit einer Hydroxylzahl von 20 bis 240 mg KOH/g, vorzugsweise 30 bis 200
mg KOH/g und besonders bevorzugt 40 bis 160 mg KOH/g. Die Säurezahl liegt unter 12
mg KOH/g, vorzugsweise unter 10 mg KOH/g und besonders bevorzugt unter 8 mg KOH/g.
Die Glasübergangstemperatur der Polyesterkomponente a) liegt bei -40 bis +100°C, vorzugsweise
-30 bis +80°C und besonders bevorzugt -30 bis +60°C. Das aus der Stöchiometrie der
eingesetzten Ausgangsmaterialien berechenbare Molekulargewicht der Polyesterpolyole
liegt bei ca. 460 bis 11300 g/mol, vorzugsweise bei ca. 570 bis 7500 g/mol und besonders
bevorzugt bei ca. 700 bis 5700 g/mol. Bei der Herstellung der hydroxyfunktionellen
Polyester können insgesamt 6 Gruppen von Monomerbestandteilen zur Anwendung kommen:
1) (Cyclo)alkandiole (d.h. zweiwertige Alkohole mit (cyclo)aliphatisch gebundenen
Hydroxylgruppen) des Molekulargewichtsbereichs 62 bis 286, wie z.B. Ethandiol, 1,2-
und 1,3-Propandiol, 1,2-, 1,3- und 1,4-Butandiol, 1,5-Pentandiol, 1,6-Hexandiol, Neopentylglykol,
Cyclohexan-1,4-dimethanol, 1,2- und 1,4-Cyclohexandiol, 2-Ethyl-2-butyl-propandiol,
Ethersauerstoff enthaltende Diole, wie z.B. Diethylenglykol, Triethylenglykol, Tetraethylenglykol,
Dipropylenglykol, Tripropylenglykol, Polyethylen-, Polypropylen- oder Polybutylenglykole
mit einem maximalen Molekulargewicht von ca. 2000, vorzugsweise ca. 1000 und besonders
bevorzugt ca. 500. Umsetzungsprodukte der zuvor genannten Diole mit ε-Caprolacton
können ebenfalls als Diole zum Einsatz gelangen,
2) drei- und höherwertige Alkohole des Molekulargewichtsbereichs 92 bis 254, wie z.B.
Glycerin, Trimethylolpropan, Pentaerythrit, Dipentaerythrit und Sorbit, Umsetzungsprodukte
dieser Alkohole mit Ethylenoxid und/oder Propylenoxid bzw. mit ε-Caprolacton bis zu
einem maximalen Molekulargewicht von ca. 2000, vorzugsweise ca. 1000.
3) Monoalkohole wie z.B. Ethanol, 1- und 2-Propanol, 1- und 2-Butanol, 1-Hexanol,
Cyclohexanol und Benzylalkohol, Umsetzungsprodukte dieser Alkohole mit Ethylenoxid
und/oder Propylenoxid bzw. mit ε-Caprolacton bis zu einem maximalen Molekulargewicht
von ca. 2000, vorzugsweise ca. 1000 und besonders bevorzugt ca. 500.
4) Dicarbonsäuren des Molekulargewichtsbereichs 116 bis ca. 600 und/oder deren Anhydride,
wie z.B. Phthalsäure, Phthalsäureanhydrid, Isophthalsäure, Tetrahydrophthalsäure,
Tetrahydrophthalsäureanhydrid, Hexahydrophthalsäure, Hexahydrophthalsäureanhydrid,
Maleinsäureanhydrid, Fumarsäure, Bernsteinsäure, Bernsteinsäureanhydrid, Adipinsäure,
Dodecandisäure, hydrierte Dimerfettsäuren,
5) höherfunktionelle Carbonsäuren bzw. deren Anhydride wie z.B. Trimellithsäure und
Trimellithsäureanhydrid und
6) Monocarbonsäuren, wie z.B. Benzoesäure, Cyclohexancarbonsäure, 2-Ethylhexansäure,
Capronsäure, Caprylsäure, Caprinsäure, Laurinsäure, natürliche und synthetische Fettsäuren.
[0023] Bei der Herstellung der Polyester a) können jeweils beliebige Gemische der Monomerbestandteile
1) bis 6) zum Einsatz kommen, mit der Maßgabe, daß die Auswahl so erfolgt, daß die
resultierenden Polyester sowohl OH-Zahlen im Bereich von 20 bis 240 mg KOH/g bei Säurezahlen
von <12 mg KOH/g als auch Glasübergangstemperaturen von -40 bis +100°C aufweisen.
[0024] Diese Bedingung wird dann erfüllt, wenn bei der Herstellung der Polyester ein geeignetes
Verhältnis von

weichmachenden" Monomerbestandteilen, die zur Erniedrigung der Glasübergangstemperatur
der Polyester führen, zu

hartmachenden" Monomeren, die zur Erhöhung der Glasübergangstemperatur führen, zur
Anwendung kommt.
[0025] 
Weichmachende" Monomerbestandteile sind beispielsweise aliphatische Diole, wie z.B.
1,4-Butandiol, 1,5-Pentandiol und 1,6-Hexandiol oder aliphatische Dicarbonsäuren,
wie z.B. Adipinsäure oder Dodecandisäure.
[0026] 
Hartmachende" Monomerbestandteile sind beispielsweise cyclische aromatische Dicarbonsäuren,
wie z.B. Phthalsäure, Isophthalsäure und Terephthalsäure oder Diole, wie z.B. Cyclohexandiol-1,4,
Cyclohexan-1,4-dimethanol oder Neopentylglykol.
[0027] Die Herstellung der Polyester a) erfolgt in an sich bekannter Weise nach Methoden,
wie sie beispielsweise in

Ullmanns Encyclopädie der technischen Chemie", Verlag Chemie Weinheim, 4. Auflage
(1980), Band 19, Seiten 61 ff. oder H. Wagner und H.F. Sarx in

Lackkunstharze", Carl Hanser Verlag, München (1971), Seiten 86 bis 152, ausführlich
beschrieben sind. Die Veresterung erfolgt gegebenenfalls in Gegenwart einer katalytischen
Menge eines üblichen Veresterungskatalysators, wie beispielsweise Säuren wie z.B.
p-Toluolsulfonsäure, Basen, wie z.B. Lithiumhydroxid oder Übergangsmetallverbindungen,
wie z.B. Titantetrabutylat, bei ca. 80 bis 260°C, vorzugsweise 100 bis 240°C.
[0028] Die Veresterungsreaktion wird so lange durchgeführt, bis die angestrebten Werte für
die Hydroxyl- und Säurezahl erreicht sind. Das Molekulargewicht der Polyesterpolyole
kann aus der Stöchiometrie der Ausgangsmaterialien (unter Berücksichtigung der resultierenden
Hydroxyl- und Säurezahlen) berechnet werden.
[0029] Die Komponente b) besteht aus mindestens einem Maleinsäuredi(cyclo)alkylester mit
1 bis 12, vorzugsweise 1 bis 8 und besonders bevorzugt 1 bis 4 Kohlenstoffatomen im
(Cyclo)alkylrest. Geeignet sind z.B. Maleinsäuredimethylester, Maleinsäurediethylester,
Maleinsäuredi-n-butylester, Maleinsäuredi-2-ethylhexylester, Maleinsäuredi-n-decylester,
Maleinsäuredi-n-dodecylester und Maleinsäuredicyclohexylester.
[0030] Die Komponente c) besteht aus mindestens einem (Cyclo)alkylester der Acryl- und/oder
Methacrylsäure mit 1 bis 18, vorzugsweise 1 bis 12 und besonders bevorzugt 1 bis 9
Kohlenstoffatomen im (Cyclo)alkylrest, wie z.B. Methyl(meth)acrylat, Ethyl(meth)acrylat,
Propyl(meth)acrylat, Isopropyl(meth)acrylat, n-Butyl(meth)acrylat, Isobutyl(meth)acrylat,
tert.-Butyl(meth)acrylat, Cyclohexyl(meth)acrylat, 2-Ethylhexyl(meth)acrylat, Isobornyl(meth)acrylat,
3,3,5-Trimethylcyclohexyl(meth)acrylat, Stearyl(meth)acrylat und Benzyl(meth)acrylat.
[0031] Die Komponente d) besteht aus mindestens einem aromatischen, olefinisch ungesättigten
Monomeren, wie z.B. Styrol, α-Methylstyrol und Vinyltoluol. Styrol ist bevorzugt.
[0032] Die Komponente e) besteht aus mindestens einem Hydroxyalkylester der Acryl- und/oder
Methacrylsäure mit 2 bis 6 Kohlenstoffatomen im Hydroxyalkylrest und/oder deren Umsetzungsprodukte
eines maximalen Molekulargewichts von 500 mit ε-Caprolacton sowie Additionsprodukten
von Acryl- und/oder Methacrylsäure und Monoepoxidverbindungen, die auch während der
radikalischen Polymerisation in situ erzeugt werden können. Eingesetzt werden können
z.B. Hydroxyethyl(meth)acrylat, Hydroxypropyl(meth)acrylat (bei der Anlagerung von
Propylenoxid an (Meth)acrylsäure entstehendes Isonierengemisch), Hydroxybutyl(meth)acrylat,
Umsetzungsprodukte dieser Monomeren mit ε-Caprolacton bis zu einem maximalen Molekulargewicht
von 500. Der Begriff

Hydroxyalkylester" soll somit auch Estergruppen aufweisende Reste umfassen, wie sie
durch Anlagerung von ε-Caprolacton an einfache Hydroxyalkylester entstehen. Weiterhin
sind auch Umsetzungsprodukte von Acryl- und/oder Methacrylsäure mit Monoepoxidverbindungen,
die zusätzlich noch OH-Gruppen tragen können, als

Hydroxyalkylester der (Meth)acrylsäure" anzusehen und daher ebenfalls als Monomere
e) geeignet. Beispiele für geeignete Monoepoxide sind ®Cardura E10 (Shell), 2-Ethylhexylglycidylether
und Glycidol (1,2-Epoxy-3-propanol). Diese Umsetzungsprodukte können auch unter den
Reaktionsbedingungen der radikalischen Polymerisation in situ erzeugt werden.
[0033] Die Komponente f) bestellt aus mindestens einer olefinisch ungesättigten Carbonsäure,
wie z.B. Acrylsäure, Methacrylsäure, Maleinsäure, Fumarsäure, Maleinsäure- und/oder
Fumarsäurehalbester mit 1 bis 18 Kohlenstoffatomen im Alkoholrest, bevorzugt sind
Acryl- und Methacrylsäure.
[0034] Die Komponente g) besteht aus copolymerisierbaren, olefinisch ungesättigten Verbindungen,
die von den Verbindungsklassen der Komponenten a) bis f) verschieden sind, wie beispielsweise
α-Olefine, wie z.B. 1-Octen oder 1-Decen; Vinylester, wie z.B. Vinylacetat, Vinylpropionat,
Vinylbutyrat, ®VeoVa 9 und ®VeoVa 10 von Shell; andere Vinylverbindungen, wie z.B.
N-Vinylpyrrolidon, N-Vinylcaprolactam und N-Vinylcarbazol.
[0035] Die Herstellung der Polyolkomponente A) erfolgt durch radikalische Polymerisation
der Komponenten b) bis g) entweder in einem inerten organischen Lösemittel oder lösemittelfrei
in Substanz. Die Komponente a) wird, falls erforderlich, zweckmäßigerweise vorgelegt,
kann aber auch als Mischung mit den Monomerkomponenten b) bis g) bei der radikalischen
Polymerisation zum Einsatz kommen. Es ist aber auch möglich, die Komponente a) nach
der Polymerisation der Komponenten b) bis g) dem entstandenen fertigen Polymerisat
zuzumischen. Bei der Herstellung der Polyolkomponente A) können als Einsatzstoffe
a) bis g) innerhalb der oben angegebenen Mengenanteilsgrenzen jeweils beliebige Gemische
verwendet werden, mit der Maßgabe, daß diese Auswahl so erfolgt, daß die resultierenden
Polyolbindemittel Hydroxylzahlen und Glasübergangstemperaturen innerhalb der obengenannten
Bereiche aufweisen.
[0036] Diese für die erfindungsgemäße Verwendbarkeit der Polyole wesentliche Bedingungen
wird dann erfüllt, wenn bei der Herstellung der Copolymerisate ein geeignetes Verhältnis
von

weichmachenden" Monomeren, die zur Erniedrigung der Glasübergangstemperatur führen,
zu

hartmachenden" Monomeren, die zur Erhöhung der Glasübergangstemperatur führen, zur
Anwendung gelangt.
[0037] 
Weichmachende" Monomere sind beispielsweise Alkylester der Acrylsäure, wie z.B. Ethylacrylat,
n-Butylacrylat, Isobutylacrylat und 2-Ethylhexylacrylat.
[0038] 
Hartmachende" Monomere sind beispielsweise kurzkettige (Cyclo)alkylester der Methacrylsäure,
wie z.B. Methylmethacrylat, Ethylmethacrylat, Isopropylmethacrylat, Isobutylmethacrylat,
tert.-Butylmethacrylat, Cyclohexylmethacrylat, Neopentylmethacrylat, Isobornylmethacrylat
und 3,3,5-Trimethylcyclohexylmethacrylat; Vinylaromaten, wie z.B. Styrol, Vinyltoluol
und α-Methylstyrol.
[0039] Geeignete Initiatoren zur Durchführung der radikalischen Polymerisation sind übliche
Radikalstarter, wie z.B. aliphatische Azoverbindungen, wie Azodiisobuttersäurenitril,
Azo-bis-2-methylvaleronitril, 1,1'Azo-bis-1-cyclohexannitril und 2,2'-Azo-bis-isobuttersäurealkylester;
symmetrische Diacylperoxide, wie z.B. Acetyl-, Propionyl- oder Butyrylperoxid, mit
Brom-, Nitro-, Methyl- oder Methoxygruppen substituierte Benzoylperoxide, Laurylperoxide;
symmetrische Peroxydicarbonate, z.B. Diethyl-, Diisopropyl-, Dicyclohexyl- sowie Dibenzoylperoxydicarbonat;
tert.-Butylperoxy-2-ethylhexanoat, tert.-Butylperbenzoat; Hydroperoxide, wie beispielsweise
tert.-Butylhydroperoxid, Cumolhydroperoxid; Dialkylperoxide, wie Dicumylperoxid; tert.-Butylcumylperoxid,
Di-tert.-butylperoxid oder Di-tert.-amylperoxid.
[0040] Geeignete Lösemittel zur Herstellung der Polyolkomponente A) sind z.B. solche Lösemittel,
die nach dem Emulgierschritt durch Vakuumdestillation aus der wäßrigen Phase einer
Dispersion entfernt werden können und vorzugsweise gegenüber Isocyanatgruppen inert
sind. Beispielhaft genannt seien Ketone wie Aceton und Methylethylketon und Ester
wie Ethylacetat und Butylacetat.
[0041] Bei der Herstellung der Polyolbindemittel A) werden in einem Polymerisationsreaktor
ein Reaktionsmedium für die radikalische Polymerisation vorgelegt und auf die gewünschte
Polymerisationstemperatur aufgeheizt. Als Polymerisationsmedium kann z.B. ein Lösemittel
bzw. eine Mischung der oben angegebenen Lösemittel dienen, falls zur Verwendung vorgesehen
die Polyesterkomponente oder auch die Komponente b). Es ist auch möglich, beliebige
Kombinationen aus Lösemittel und den Komponenten a) und/ober b) als Reaktionsmedium
einzusetzen. Nachdem die gewünschte Polymerisationstemperatur erreicht ist, wird die
Monomermischung, bestehend aus den Komponenten c) bis g) und gegebenenfalls a) und/oder
b) sowie der Radikalinitiator, vorzugsweise gleichzeitig beginnend, dem Reaktionsmedium
zudosiert. Dabei werden die olefinisch ungesättigten Bestandteile der Monomermischung
radikalisch copolymerisiert, wobei gegebenenfalls eingesetzter Polyester a) durch
Pfropfreaktionen, die unter den Reaktionsbedingungen mehr oder weniger stattfinden
können, mit dem Copolymerisat chemisch verbunden werden kann. Die Polyesterkomponente
a) weist vorzugsweise keine ungesättigten Doppelbindungen auf Um jedoch spezielle
Produkteigenschaften zu erzielen, kann es aber auch angezeigt sein, Polyester einzusetzen,
die polymerisierbare Doppelbindungen aufweisen und somit Copolymerisationsreaktionen
bzw. Pfropfreaktionen eingehen können.
[0042] Die Polymerisationstemperatur liegt bei 80 bis 220°C, vorzugsweise bei 90 bis 200°C
und besonders bevorzugt bei 120 bis 180°C.
[0043] Zur Regelung des Molekulargewichtes der Polyolbindemittel können übliche Regler bei
der Durchführung der Polymeriation eingesetzt werden. Beispielhaft genannt seien als
Regler Mercaptane, wie z.B. tert.-Dodecylmercaptan, n-Dodecylmercaptan und Mercaptoethanol.
[0044] Im allgemeinen erfolgt die Polymerisation, insbesondere bei Mitverwendung von Lösemitteln
der oben angegebenen Art, in einem geschlossenen Druckpolymerisationsreaktor mit automatischer
Temperatursteuerung bei einem Druck von bis zu 20 bar. Bei lösemittelfreier Fahrweise
und Verwendung von hochsiedenden Monomerbestandteilen, die keinen Rückfluß unterhalb
der gewählten Polymerisationstemperatur hervorrufen, kann die Polymerisation auch
unter Atmosphärendruck durchgeführt werden.
[0045] Die nach dem beschriebenen Polymerisationsverfahren erhaltenen Polyolbindemittel
A) stellen wertvolle Bindemittelkomponenten zur Herstellung der erfindungsgemäßen
wäßrigen Pulversuspensionen dar und bilden den wesentlichen Polyolbestandteil, gegebenenfalls
neben weiteren Hydroxylgruppen aufweisenden Komponenten, wie z.B. anderen Polyestern,
Polyethern, Polyacrylaten, Polycarbonaten und/oder Polyurethanen, die in untergeordneten
Anteilen bei Bedarf neben der Polyolkomponente A) eingesetzt werden können.
[0046] Bei der Komponente B) handelt es sich hauptsächlich um blockierte (cyclo)aliphatische
Isocyanuratgruppen und gegebenenfalls Iminooxadiazindiongruppen und/oder Biuretgruppen
enthaltende, sowie gegebenenfalls Urethan- und/oder Allophanatgruppen aufweisende
Polyisocyanate Zur Herstellung der Polyisocyanate können die bekannten (cyclo)aliphatischen
Diisocyanate eingesetzt werden. Vorzugsweise finden Verwendung 1,6-Diisocyanatohexan
(HDI), 1-Isocyanato-3,3,5-trimethyl-5-isocyanatomethyl-cyclohexan (Isophorondiisocyanat,
IPDI), 2,4- und/oder 2,6-Diisocyanato-1-methyl-cyclohexan und 4,4'-Diisocyanatodicyclohexylmethan
(®Desmodur W, Bayer AG). Besonders bevorzugt werden zur Herstellung der Komponente
B) Isocyanuratgruppen bzw. Isocyanurat- und Iminooxadiazindiongruppen aufweisende
Polyisocyanate auf Basis von 1,6-Hexamethylendiisocyanat, Isophorondiisocyanat und
®Desmodur W eingesetzt.
[0047] Als weiteres höherfunktionelles Polyisocyanat, das außer den Isocyanatgruppen keine
fünktionellen Gruppierungen aufweist, kann 4-Isocyanatomethyl-octan-1,8-diisocyanat
zur Herstellung der Komponente B) eingesetzt werden.
[0048] Zur Herstellung der Polyisocyanatkomponente B) werden die obengenannten Polyisocyanate
mit üblichen Blochierungsmitteln in einer an sich bekannten Blockierungsreaktion blockiert
und gegebenenfalls hydrophil modifiziert.
[0049] Als Blockierungsmittel werden die bekannten monofünktionellen Blockierungsmittel
eingesetzt, wie z.B. Malonsäurediethylester, Acetessigester, ε-Caprolactam, Butanonoxim,
Cyclohexanonoxim, 1,2,4-Triazol, Dimethyl-1,2,4-triazol, 3,5-Dimethylpyrazol oder
Imidazol. Bevorzugt eingesetzt werden Blockierungsmittel, die im Temperaturbereich
bis 160°C, besonders bevorzugt bis 150°C abspalten. Bevorzugt sind Butanonoxim, Cyclohexanonoxim
und 3,5-Dimethylpyrazol, besonders bevorzugt ist 3,5-Dimethylpyrazol.
[0050] Falls die Polyisocyanatkomponente hydrophil modifiziert wird, geschieht dies nach
an sich bekannten Methoden, d.h. indem ein Teil der Isocyanatgruppen mit Hydroxycarbonsäuren,
z.B. 2,2-Dimethylolpropionsäure oder 3-Hydroxy-2,2-dimethylpropansäure (Hydroxypivalinsäure)
und/oder mit monofunktionellen Polyethern mit einem Gehalt an Ethylenoxid von mindestens
70 Gew.-%, umgesetzt wird.
[0051] Zur Herstellung der Vernetzerkomponente B) wird das Polyisocyanat nacheinander in
beliebiger Reihenfolge oder gleichzeitig mit dem Blockierungsmittel und/oder der Hydroxycarbonsäure
und/oder dem Polyether umgesetzt. Vorzugsweise werden die Polyisocyanate nicht hydrophiliert
sondern nur blockiert. Es kann hierbei sowohl ein geringer Überschuß als auch ein
geringer Unterschuß an Blockierungsmittel zum Einsatz gelangen. Es kann aber auch
weitergearbeitet werden, wenn noch kleine Anteile an nicht umgesetzten Isocyanatgruppen
im Reaktionsgemisch vorhanden sind. Die Umsetzungen erfolgen bei 0 bis 120°C, vorzugsweise
bei 20 bis 120°C, wobei besonders die Umsetzungen mit Hydroxycarbonsäuren unter milden
Bedingungen durchgeführt werden, um zu verhindern, daß auch die Carboxylgruppe mit
den Isocyanatgruppen reagiert.
[0052] Die Umsetzungen können lösemittelfrei oder in einem inerten Lösemittel durchgeführt
werden. Bevorzugt ist die Umsetzung in inerten Lösemitteln, wobei vorzugsweise die
zuvor genannten Lösemittel zur Anwendung gelangen, insbesondere Ethylacetat, Aceton
und Methylethylketon.
[0053] Nach beendeter Umsetzung erfolgt, falls eine Hydrophilierung mit einer Carbonsäure
stattgefünden hat, gegebenenfalls zumindests teilweise eine Neutralisation der eingebauten
Carboxylgruppen mit einem Neutralisationsmittel. Geeignete Neutralisationsmittel sind
Alkali- oder Erdalkalihydroxide, bevorzugt aber Ammoniak und Amine, wie z.B. Triethylamin,
Triethanolamin, N-Methylmorpholin, Triethanolamin und besonders bevorzugt N,N-Dimethylethanolamin.
Im allgemeinen werden die gegebenenfalls vorliegenden Carboxylgruppen zumindest zu
50% neutralisiert, wobei gegebenenfalls auch ein Überschuß an Neutralisationsmittel
zum Einsatz kommen kann.
[0054] Bei den gegebenenfalls zur Anwendung kommenden weiteren Polyolen C) handelt es sich
um Substanzen mit mindestens einer Hydroxylgruppe, wie z.B. die bei der Herstellung
der Polyesterpolyole schon beschriebenen niedermolekularen Alkohole, weiterhin Polyetheralkohole
mit 1 bis 6 Hydroxylendgruppen, Polyurethanpolyole mit mindestens einer Hydroxylendgruppe,
ε-Caprolactonpolyester mit mindestens einer Hydroxylendgruppe und/oder Carbonatgruppen
aufweisende Polyole mit mindestens einer Hydroxylendgruppe.
[0055] Bei der gegebenenfalls zum Einsatz kommenden zusätzlichen Vernetzerkomponente D)
handelt es sich uni Substanzen, die wie die Vernetzersubstanzen B) durch chemische
Reaktion mit den Hydroxylgruppen der Komponente A) zu einer Aushärtung der erfindungsgemäßen
Überzüge führen. Beispielhaft zu nennen sind Aminoplastharze, z.B. entsprechende Melamin-Derivate,
wie alkoxylierte Melaminharze oder Melamin-Formaldehyd-Kondensationsprodukte (z.B.
FR-A 943 411,

The Chemistry of Organic Filmformers", Seiten 235 bis 240, John Wiley & Sons Inc.,
New York 1974) und übliche Vernetzungsmittel, z.B. mit alkoholischen Hydroxylgruppen
reaktionsfähige Epoxide, Phenolplastharze, Resolharze, Harnstoffharze oder Guanidinharze
bzw. deren Gemische.
[0056] Zur Herstellung der erfindungsgemäßen Beschichtungsmittel werden die beschriebenen
Komponenten A), B) und gegebenenfalls C) bis F) miteinander gemischt, vorzugsweise
in Lösemitteln, die durch Vakuumdestillation aus der wäßrigen Phase einer Dispersion
entfernt werden können. Beispielhaft genannt seien Ketone wie Aceton und Methylethylketon
und Ester wie Ethylacetat und Butylacetat, bevorzugt sind Ethylacetat und Methylethylketon,
besonders bevorzugt ist Methylethylketon. Selbstverständlich können auch die Komponenten
A) und B) direkt in Lösung hergestellt werden und anschließend diese Lösungen vermischt
werden. Besonders bevorzugt werden die Komponenten A) und B) in Methylethylketon hergestellt
und dann vermischt.
[0057] In diese Lösung von A) und B) können, falls erforderlich und noch nicht vorher geschehen,
gegebenenfalls weitere polyfunktionelle Vernetzersubstanzen, Neutralisationsmittel,
geringe Menge externer Emulgatoren sowie weitere Hilfs- und Zusatzstoffe, wie z.B.
Verdickungsmittel, Verlaufsmittel, Lichtschutzmittel und/oder Katalysatoren, eingebracht
werden. Danach erfolgt die Vermischung der organischen Lösung mit Wasser zur Herstellung
der wäßrigen Suspensionen. Dies geschieht entweder nach dem Direktdispergierverfahren,
wobei die organische Phase in die wäßrige Phase dispergiert wird, oder nach dein Phasenumkehrverfahren,
wobei eine zunächst vorliegende Wasser-in-Öl-Emulsion in eine Öl-in-Wasser-Emulsion
überführt wird unter Zuhilfenahme einer Dispergiervorrichtung mit hoher volumenbezogener
Dispergierleistung. Dabei kann es sich z.B. handeln um Käfigrührer, Dissolver, Rotor/Stator-Mischer,
Druckentspannungsdusen, bevorzugt Strahldispergatoren, wobei die volumenbezogene Dispergierleistung
für den Dispergierprozeß bei 1 x 10 bis 9,8 x 10000 W/cm
3, vorzugsweise 1 x 10 bis 1 x 10000 W/cm
3 und besonders bevorzugt 1 x 10 bis 1 x 1000 W/cm
3 liegt. Die mittlere Teilchengröße der Partikel der wäßrigen Dispersionen bzw. Suspensionen
liegt bei 0,05 bis 10 µm, vorzugsweise 0,1 bis 5 µ, insbesondere 0,15 bis 2,5 µm und
besonders bevorzugt 0,2 bis 1,5 µm.
[0058] Um spezielle Teilchengrößenverteilungen zu erhalten kann es sinnvoll bzw. vorteilhaft
sein, in mehreren Stufen bei definierter volumenbezogener Leistung zu dispergieren.
[0059] Es kann sich als vorteilhaft erweisen, vor dem Dispergiervorgang durch den Strahldispergator
erst eine Voremulsion mittels eines Rührers oder Dissolvers herzustellen und diese
Voremulsion dann dem Strahldispergator zuzuführen. Bei der Herstellung der Dispersionen
bzw. Emulsionen wird eine solche Menge Wasser verwendet, daß 20 bis 60 gew.-%ige,
vorzugsweise 30 bis 60 gew.-%ige und besonders bevorzugt 35 bis 60 gew.-%ige Dispersionen
bzw. Emulsionen der erfindungsgemäßen Beschichtungsmittel resultieren. Nach beendetei
Wasserzugabe wird das Lösemittel vorzugsweise im Vakuum destillativ entfernt.
[0060] Die Dispergierung kann in einem breiten Temperaturbereich sowohl bei tiefer Temperatur,
z.B. 0 bis 20°C, als auch bei höherer Temperatur bis deutlich oberhalb des Schmelzpunktes
der Polymermischung, z.B. 100 bis 150°C, erfolgen.
[0061] Grundsätzlich möglich wäre jedoch auch eine Vorgehensweise zur Herstellung der wäßrigen
Dispersionen bzw. Suspensionen, die darin besteht, freie Carboxyl- und Hydroxylgruppen
und blockierte Isocyanatgruppen aufweisende Mischungen von A) und B), gegebenenfalls
in Form einer organischen Lösung in einem der beispielhaft genannten Lösemittel, mit
einer wäßrigen Lösung eines Neutralisationsmittels der genannten Art zu vermischen,
so daß Neutralisation und Löse- bzw. Dispergiervorgang einstufig erfolgen.
[0062] Das Mischungsverhältnis der Polyhydroxylkomponente A) zu der blockierten Polyisocyanatkomponente
B) wird so gewählt, daß das Äquivalentverhältnis von blockierten Isocyanatgruppen
der Komponente B) zu alkoholischen Hydroxylgruppen der Komponente A) bei 0,5:1 bis
2:1 vorzugsweise bei 0,7:1 bis 1,5:1 und besonders bevorzugt bei 0,8:1 bis 1,2:1 liegt.
[0063] Weitere polyfünktionelle Hydroxylverbindungen C), polyfunktionelle Vernetzer D),
externe Emulgatoren E) und übliche Zusatzmittel F) können dem wäßrigen Bindemittelgemisch
aber auch den Einzelkomponenten A) und B) vor der Vereinigung bzw. schon bei der Herstellung
oder der Mischung aus A) und B) vor oder nach der Dispergierung zugegeben werden.
[0064] Die auf diese Weise hergestellten erfindungsgemäßen Überzugsmittel können nach an
sich bekannten Methoden, beispielsweise durch Spritzen, Streichen, Tauchen, Fluten,
Gießen oder mit Hilfe von Walzen oder Rakeln auf beliebige, hitzeresistente Substrate
ein- oder mehrschichtig appliziert werden.
[0065] Es werden Überzüge beispielsweise auf Metall, Kunststoft, Holz oder Glas durch Aushärten
der Beschichtung bei 80 bis 220°C, vorzugsweise bei 90 bis 180°C und besonders bevorzugt
bei 100 bis 160°C erhalten.
[0066] Die erfindungsgemäßen Bindemittel eignen sich vorzugsweise zur Herstellung von Überzügen
und Lackierungen auf gegebenenfalls zuvor grundierten und gegebenenfalls mit einer
Füller- und Basislackierung versehenen Stahlblechen oder anderen Metallblechen, wie
sie beispielsweise zur Herstellung von Fahrzeug- oder Flugzeugteilen, Maschinen, Fässern,
Verkleidungen oder Containern Verwendung finden. Die Lackfilme haben im allgemeinen
eine Trockenschichtdicke von 0,01 bis 0,3 mm.
[0067] Vorteilhaft im Vergleich zu Lösemittelsystemen ist der deutlich geringere Lösemittelgehalt
zu nennen. Im Vergleich zu herkömmlichen Wasserlacken ist der deutlich geringere Gehalt
an organischen Colösern und die größere Applikationssicherheit durch das größere Applikationsfenster
von Vorteil. Zusätzlich ist die wesentlich geringere Kocherneigung und bessere Ablaufstabilität
erwähnenswert.
[0068] Im Vergleich zu herkömmlichen Pulverlacken ist der gute Verlauf bei deutlich geringerer
Schichtstärke zu nennen, die Applikation auf bestehenden IK-Naßlack-Anlagen ist möglich,
die Anlagenreinigung ist einfacher, und es treten keine Störungen auf der Lackierstraße
durch vagabundierende Feinpulver auf.
Beispiele
Allgemeine Arbeitsvorschrift zur Herstellung eines Polyester-Polyacrylatpolyols bzw.
Polyacrylatpolyols
Polyolkomponente A)
[0069] In einem 10 l Edelstahldruckreaktor mit Rühr-, Kühl- und Heizvorrichtung sowie elektronischer
Temperatursteuerung wird Teil I vorgelegt und auf Reaktionstemperatur aufgeheizt.
Dann werden in den geschlossenen Reaktor gleichzeitig beginnend Teil II (Zugabe über
einen Zeitraum von insgesamt 3 Stunden) und Teil III (Zugabe über einen Zeitraum von
insgesamt 3,5 Stunden) bei nahezu konstanter Temperatur (± 2°C) des Reaktorinhalts
zudosiert. Nach Zugabe von Teil III wird 1 Stunde bei der Polymerisationstemperatur
nachgerürt. Dann wird die entstandene Harzlösung auf 30°C abgekühlt und filtriert.
[0070] Die Reaktionstemperaturen und die Zusammensetzungen der Teile I bis III sind in Tabelle
1 zusammen mit den Kenndaten der erhaltenen Produkte aufgeführt.
Ausgangsmaterial
[0071] Polyester: Polyesterpolyol der Hydroxylzahl 98 mg KOH/g und der Säurezahl 1,5 mg
KOH/g, hergestellt durch Umsetzung von 22,07 Gew.-Teilen 2-Ethylhexansäure, 30,29
Gew.-Teilen Trimethylolpropan, 12,67 Gew.-Teilen Neopentylglykol, 32,24 Gew.-Teilen
Hexahydrophthalsäureanhydrid und 12,29 Gew.-Teilen Adipinsäure.
Tabelle 1
Polyole A) der erfindungsgemäßen Beschichtungsmittel (Mengenangaben in g) |
Copolymerisat |
A1 |
A2 |
Teil 1 |
|
|
Methylethylketon |
2000 |
2000 |
Polyester |
568 |
- |
Maleinsäuredimethylester |
284 |
- |
Teil II |
|
|
Methylmethacrylat |
1136 |
1136 |
Styrol |
2037 |
1673 |
Hydroxyethylmethacrylat |
922 |
1735 |
Butylmethacrylat |
568 |
- |
Butylacrylat |
- |
852 |
Acrylsäure |
51 |
57 |
Teil III |
|
|
Di-tert.-butylperoxid |
114 |
227 |
Methylethylketon |
320 |
320 |
|
|
|
Polymerisationstemperatur |
160°C |
160°C |
|
|
|
Kenndaten |
|
|
Festgehalt (%) |
70 |
69,6 |
Viskosität bei 23°C, mPa.s |
1920 |
998 |
Säurezahl, mg KOH/g |
5,8 |
7,6 |
OH-Zahl, mg KOH/g |
57 |
92 |
Farbzahl, APHA |
40 |
31 |
Herstellung der Vernetzerkomponente B)
Polyisocyanat 1
[0072] In einem 2 l-Vierhalskolben mit Rührer, Gaseinleitungsrohr, Innenthermometer, Tropftrichter
und Rückflußkühler, werden 1332 g Isophorondiisocyanat (IPDI) unter Stickstoff vorgelegt
und auf 70°C erwärmt. Aus einem Tropftrichter werden innerhalb von 45 Minuten 15 ml
einer 5 gew.-%igen Lösung von 2-Hydroxypropyltrimethylammoniumhydroxid in 2-Ethyl-1,3-hexandiol/Methanol
(6:1 Gew.-Teile) langsam und gleichmäßig zugetropft. Hierbei steigt die Temperatur
auf 88°C (90°C sollten nicht überschritten werden, weil die Trimerisierung bei zu
hohen Temperaturen unspezifisch verläuft und zu höheren Viskositäten des Endprodukts
führt). Es wird nach Beendigung des Zutropfens so lange bei 80°C gerührt, bis die
Reaktionsmischung einen NCO-Gehalt von 30,6% erreicht hat. Dann stoppt man durch Zugabe
von 0,36 g (70 ppm molar) einer 25 %igen Lösung von Dibutylphosphat in IPDI ab. Ûberschüssiges
monomeres IPDI wird durch Dünnschichtdestillation entfernt. Man erhält ein nahezu
farbloses, klares Harz mit einer Ausbeute von 44%, das 70%ig in Methylethylketon gelöst
wird. Die Viskosität der Lösung bei 23°C liegt bei 300 mPa.s, der Isocyanatgehalt
beträgt 11,8% und der Gehalt an freiem, monomerem IPDI liegt bei 0,18%.
Polyisocyanat 2
[0073] ®Desmodur N 3300 (Bayer AG), Festgehalt: 100%; Viskosität bei 23°C: 3500 mPa.s; Isocyanatgehalt
21,8%.
Herstellung eines blockierten Polyisocyanats B1
[0074] 500 g Polyisocyanat 1 werden in einem 1 l-Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer
und Rückflußkühler vorgelegt und auf 60°C erwärmt. 134,8 g 3,5-Dimethylpyrazol werden
unter Rühren portionsweise zugegeben und dann so lange bei 60°C gerührt, bis im IR-Spektrum
keine Isocyanatbande mehr zu sehen ist.
Herstellung eines blockierten Polyisocyanats B2
[0075] 350 g Desmodur N 3300 werden in einem 1 l-Dreihalskolben mit Rührer, Innenthermometer
und Rückflußkühler mit 150 g Methylethylketon versetzt und unter Rühren auf 50°C aufgeheizt.
Dann werden 174,4 g 3,5-Dimethylpyrazol portionsweise zugegeben und bei 50°C so lange
gerührt, bis im IR-Spektrum keine Isocyanatbande mehr zu sehen ist.
Herstellung von vorzugsweise pulverförmig auftrocknenden wäßrigen Dispersionen
Dispersion 1
[0076] 701,6 g des Polyesterpolyacrylatpolyols A1 und 453,4 g des blockierten Polyisocyanats
B1 werden in 1464,4 g Methylethylketon (MEK) gelöst und mit 7,1 g des Neutralisationsmittels
Dimethylethanolamin versetzt. Anschließend werden folgende Additiv-Mengen zugegeben:
6,5 g Byk 348 (Verlaufsmittel, Fa. Byk-Chemie) und 10,5 g Emulgator WN (Emulgierhilfsmittel,
Fa. Bayer AG).
[0077] Aus 2654 g der Lösung aus Bindemittel, Neutralisationsmittel und Additive in MEK
wird durch intensives Vermischen mit 1613,2 g Wasser mittels eines Disssolvers eine
Wasser-in-Öl-Emulsion hergestellt, die anschließend durch Passage durch einen Strahldispergator
bei erhöhtem Druck (0,5 bar) gemäß EP 0 101 007 eine Phasenumkehr in eine Öl-in-Wasser-Emulsion
erfährt. Das MEK wird im Vakuum abdestilliert und mit 10,5 g Emulgator WN nachstabilisiert.
Es resultiert eine Polymerdispersion mit folgenden Kenndaten:
Auslaufzeit (ISO 4-Becher, 23°C): |
15 sec |
Festkörpergehalt: |
50 % |
mittlere Teilchengröße (Laser-Korrelation-Spektroskopie): |
0,90 µm |
Glasübergangstemperatur: |
62°C |
Dispersion 2
[0078] 1337,6 g des Polyacrylatpolyols A2 und 1051,9 g des blockierten Polyisocyanats B1
werden in 2033 g Methylethylketon (MEK) gelöst und mit 11,7 g des Neutralisationsmittels
Dimethylethanolamin versetzt. Anschließend werden folgende Additiv-Mengen zugegeben:
17,4 g Byk 348 (Verlaufsmittel, Fa. Byk-chemie) und 52,3 g Emulgator NP 30 (Emulgierhilfsmittel,
Fa. Bayer AG).
[0079] Aus 4000 g der Lösung aus Bindemittel, Neutralisationsmittel und Additive in MEK
wird durch intensives Vermischen mit 2154 g Wasser mittels eines Dissolvers eine Wasser-inÖl-Emulsion
hergestellt, die anschließend durch Passage durch einen Strahldispergator bei erhötem
Druck (1,0 bar) gemäß EP 0 101 007 eine Phasenumkehr in eine Öl-in-Wasseer-Emulsion
erfährt. Das MEK wird im Vakuum abdestilliert. Anschließend wird durch ein Filter
mit der Maschenweite 10 µm filtriert. Es resultiert eine Polymerdispersion mit folgenden
Kenndaten:
Auslaufzeit (ISO 4-Becher, 23°C): |
15 sec |
Festkörpergehalt: |
49,7 % |
mittlere Teilchengröße (Laser-Korrelation-Spektroskopie): |
0,51 µm |
Glasübergangstemperatur: |
56°C |
Dispersion 3
[0080] 1812 g des Polyacrylatpolyols A2, 911,4 g des blockierten Polyisocyanats B1 und 372,1
g des blockierten Polyisocyanats B2 werden in 2620 g Methylethylketon (MEK) gelöst
und mit 16,0 g, des Neutralisationsmittels Dimethylethanolamin versetzt. Anschließend
werden folgende Additiv-Mengen zugegeben: 22,4 g Byk 348 (Verlaufsmittel, Fa. Byk-Chemie)
und 67,4 g Emulgator WN (Emulgierhilfsmittel, Fa. Bayer AG).
[0081] Aus 5000 g der Lösung aus Bindemittel, Neutralisationsmittel und Additive in MEK
wird durch intensives Vermischen mit 2618 g Wasser mittels eines Dissolvers eine Wasser-in-Öl-Emulsion
hergestellt, die anschließend durch Passage durch einen Strahldispergator bei erhöhtem
Druck (1,0 bar) gemäß EP 0 101 007 eine Phasenumkehr in eine Öl-in-Wasser-Emulsion
erfährt. Das MEK wird im Vakuum abdestilliert. Anschließend wird durch ein Filter
mit der Maschenweite 10 µm filtriert. Es resultiert eine Polymerdispersion mit folgenden
Kenndaten:
Auslaufzeit (ISO 4-Becher, 23°C): |
15 sec |
Festkörpergehalt: |
50,6 % |
mittlere Teilchengröße (Laser-Korrelation-Spektroskopie): |
0,33 µm |
Glasübergangstemperatur: |
45°C |
Applikation und Eigenschaften
[0082] Es werden beispielhaft die Applikation und Filmeigenschaften von Klarlacken beschrieben.
[0083] Die Lackdispersionen 1 bis 3 werden mit folgenden Additiven versetzt und auf Applikationsviskosität
eingestellt:
Additiv |
Gew.-% fest auf fest |
Byk 348 (Verlaufsmittel der BYK-Chemie) |
1,5 |
Tinuvin 292 (Lichtschutzmittel der Ciba-Geigy, Basel, 50 %ig in Butyldiglykolacetat) |
1,0 |
Tinuvin 384 (UV-Absorber der Ciba-Geigy, Basel, 50 %ig in Butyldiglykolacetat) |
1,5 |
Borchigel LW 44 (Verdickungsmittel der Borchers GmbH, 10 %ig in Wasser) |
0,25 |
[0084] Werden die so formulierten Lackdispersionen 1 bis 3 auf eine Oberfläche appliziert
und bei Raumtemperatur getrocknet, so bildet sich eine pulverförmige Oberfläche, die
mit Wasser leicht zu entfernen ist.
[0085] Werden die wäßrigen Dispersionen unmittelbar nach der Applikation eingebrannt, so
entsteht ein hochglänzender Lackfilm mit gutem Lackverlauf und guten Beständigkeitseigenschaften
gegen Wasser, organische Lösemittel und Chemikalien.
[0086] Die Applikation der fertigen Klarlacke erfolgte mittels einer handelsüblichen Air-Mix-Spritzpistole
auf ein Blech, das mit einer wäßrigen kathodischen Tauchlackierung, einer wäßrigen
Füllerschicht und einer wäßrigen schwarzen Basislackschicht, wie sie bei der Autoerstlackierung
üblicherweise eingesetzt werden, vorbeschichtet war.
[0087] Nach der Applikation wird 2 Minuten bei Raumtemperatur abgelüftet, dann werden die
Bleche sofort bei 150°C 30 Minuten gehärtet. Die Lackeigenschaften des Klarlackfilms
auf Basis der Dispersionen 1 bis 3 sind in der nachfolgenden Tabelle 2 aufgeführt.
Klarlack auf Basis der Dispersion |
1 |
2 |
3 |
Schichtstärke, µm |
40 |
35 |
30 |
Pendeldämpfüng nach König, s |
223 |
216 |
204 |
Glanz, <20° |
91 |
84 |
86 |
Wasserbeständigkeit, 24 Stunden bei 23°C1) |
o.B. |
o.B. |
o.B. |
Anlösbarkeit2), |
Xylol |
0 |
0 |
0 |
1 Minute Einwirkung |
MPa |
0 |
0 |
0 |
|
Ethylacetat |
2 |
0 |
1 |
|
Aceton |
2 |
2 |
1 |
Chemikalienbeständigkeit3) Natronlauge, 1%ig |
50/50 |
60/60 |
51/60 |
Quellung/Anätzung, °C Schwefelsäure, 1 %ig |
44/48 |
51/60 |
48/51 |
1) oB. = ohne Befund |
2) 0 = bester Wert (ohne Befund), 5 = schlechtester Wert (Film aufgelöst) |
3) Gradientenofenmethode:
Die Lackoberfläche wird mit der angegebenen Substanz bei unterschiedlichen Temperaturen
im Gradientenofen (Fa. Byk-Gardner) 30 Minuten lang belastet. Die Lackoberfläche wird
danach gereinigt und anschließend visuell begutachtet. Die Beschädigung wird in °C
angegeben.
Erster Wert: Erste sichtbare Veränderung durch Anquellung.
Zweiter Wert: Erste sichtbare Veränderung durch Anätzung |
1. Wäßriges Beschichtungsmittel hergestellt durch Kombination
A) einer Polyolkomponente auf Basis von Polyesterpolyolen, Polyacrylatpolyolen und/oder
Polyesterpolyacrylatpolyolen mit einem Hydroxylgruppengehalt von 1,0 bis 6,0 Gew.-%,
einem Carboxylgruppengehalt von 0 bis 1,5 Gew.-%, einem gewichtsgemittelten Molekinlargewicht
von 2000 bis 50000 und einer Glasübergangstemperatur ≥30°C,
B) einer Polyisocyanatkomponente mit blockierten Isocyanatgruppen auf Basis von (cyclo)aliphatischen
Polyisocyanaten mit einem Gehalt an blockierten Isocyanatgruppen von 10,0 bis 25,0
Gew.-%,
C) gegebenenfalls weiteren polyfunktionellen Polyolen,
D) gegebenenfalls weiteren Vernetzersubstanzen,
E) gegebenenfalls externen Emulgatoren und
F) gegebenenfalls üblichen Zusatzmitteln, wie z.B. Neutralisationsmittel, Katalysatoren,
Hilfsstoffe und/oder Additive, wie Entgasungsmittel, Verlaufsmittel, Radikalfänger,
Antioxidantien und/oder UV-Absorber, Verdicker, geringe Anteile an Lösemitteln und
Bioziden,
in wäßriger Dispersion entweder nach einem Direktdispergierverfahren oder nach dem
Phasenumkehrverfahren mittels einer Dispergiervorrichtung mit einer volumenbezogenen
Dispergierleistung von 1 x 10 bis 9,8 x 10000 W/cm
3.
2. Beschichtungsmittel gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente A)
einen Hydroxylgruppengehalt von 1 bis 6 Gew.-%, einen Carboxylgruppengehalt von 0
bis 1,5 Gew.-%, ein gewichtsgemitteltes Molekulargewicht (Standard Polystyrol) von
2000 bis 50000 und eine Glasübergangstemperatur von ≥30°C aufweist und besteht aus
a) 0 bis 100 Gew.-Teilen einer Polyesterkomponente, bestehend aus mindestens einem
Polyesterpolyol mit einer Hydroxylzahl von 20 bis 240 mg KOH/g bei einer Säurezahl
von <12 mg KOH/g und einer Glasübergangstemperatur von -40 bis +80°C,
b) 0 bis 15 Gew.-Teilen einer olefinisch ungesättigten Esterkomponente, bestehend
aus mindestens einem Maleinsäuredi(cyclo)alkylester mit 1 bis 12 Kohlenstoffatomen
im (Cyclo)alkylrest,
c) 0 bis 70 Gew.-Teilen (Cyclo)alkylester der Acryl- und/oder Methacrylsäure mit 1
bis 18 Kohlenstoffatomen im (Cyclo)alkylrest,
d) 0 bis 50 Gew.-Teilen aromatischen, olefinisch ungesättigten Monomeren,
e) 0 bis 50 Gew.-Teilen Hydroxyalkylester der Acryl- und/oder Methacrylsäure mit 2
bis 6 Kohlenstoffatomen im Hydroxyalkylrest und/oder deren Umsetzungsprodukte eines
maximalen Molekulargewichts von 500 mit ε-Caprolacton sowie Additionsprodukten von
Acryl- und/oder Methacrylsäure und Monoepoxidverbindungen, die auch während der radikalischen
Polymerisation in situ erzeugt werden können,
f) 0 bis 5 Gew.-Teilen olefinisch ungesättigten Carbonsäuren und
g) 0 bis 30 Gew.-Teilen weiteren copolymerisierbaren, olefinisch ungesättigten Verbindungen,
wobei die Summe der Gew.-Teile der Komponenten a) bis g) 100 ergibt.
3. Beschichtungsmittel gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Komponente B)
besteht aus blockierten (cyclo)aliphatischen Isocyanuratgruppen und gegebenenfalls
Iminooxadiazindiongruppen und/oder Biuretgruppen enthaltenden, sowie gegebenenfalls
Urethan- und/oder Allophanatgruppen aufweisenden Polyisocyanaten.
4. Beschichtungsmittel gemäß Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß es bei Raumtemperatur
(23°C) pulverförmig auftrocknet.
5. Verfahren zur Herstellung der Bindemittel nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß die Kombination
A) einer Polyolkomponente auf Basis von Polyesterpolyolen, Polyacrylatpolyolen und/oder
Polyesterpolyacrylatpolyolen mit einem Hydroxylgruppengehalt von 1,0 bis 6,0 Gew.-%,
einem Carboxylgruppengehalt von 0 bis 1,5 Gew.-%, einem gewichtsgemittelten Molekulargewicht
von 2000 bis 50000 und einer Glasübergangstemperatur ≥30°C,
B) einer Polyisocyanatkomponente mit blockierten Isocyanatgruppen auf Basis von (cyclo)aliphatischen
Polyisocyanaten mit einem Gehalt an blockierten Isocyanatgruppen von 10,0 bis 25,0
Gew.-%,
C) gegebenenfalls weiteren polyfunktionellen Polyolen,
D) gegebenenfalls weiteren Vernetzersubstanzen,
E) gegebenenfalls externen Emulgatoren und
F) gegebenenfalls üblichen Zusatzmitteln, wie z.B. Neutralisationsmittel, Katalysatoren,
Hilfsstoffe und/oder Additive, wie Entgasungsmittel, Verlaufsmittel, Radikalfänger,
Antioxidantien und/oder UV-Absorber, Verdicker, geringe Anteile an Lösemitteln und
Bioziden,
in wäßriger Dispersion entweder nach einem Direktdispergierverfahren oder nach dem
Phasenumkehrverfahren mittels einer Dispergiervorrichtung mit einer volumenbezogenen
Dispergierleistung von 1 x 10 bis 9,8 x 10000 W/cm
3 durchgeführt wird.
6. Verfahren zur Herstellung des Beschichtungsmittels gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Dispergierschritt nach dem Direktdispergierverfahren erfolgt, wobei die organische
Phase in die wäßrige Phase dispergiert wird.
7. Verfahren zur Herstellung des Beschichtungsmittels gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Dispergierschritt nach dem Phasenumkehrverfahren erfolgt, wobei eine Wasser-in-Öl-Emulsion
in eine Öl-in-Wasser-Emulsion überführt wird.
8. Verfahren zur Herstellung des Beschichtungsmittels gemäß Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet,
daß der Dispergierschritt in einer Druckentspannungshomogenisierdüse erfolgt.
9. Verwendung der Beschichtungsmittel gemäß Anspruch 1 für die Herstellung von Einbrennlackierungen,
die im Temperaturbereich zwischen 80 und 220°C eingebrannt werden.
10. Verwendung der Beschichtungsmittel gemäß Anspruch 1 gegebenenfalls in pigmentfreier
Form als Klarlack für die Herstellung von Einschicht- oder Mehrschichtlackierungen.
11. Verwendung der Beschichtungsmittel gemäß Anspruch 1 für die Herstellung von Mehrschichtlackierungen
im Kraftfahrzeugbereich.
12. Beschichtungen, erhältlich durch Einbrennen der Beschichtungsmittel gemäß Anspruch
1.
13. Pulverförmig auftrocknende Beschichtungen, erhältlich durch Trocknung von Beschichtungsmitteln
gemäß Anspruch 1 bei Raumtemperatur.