[0001] Die Erfindung bezieht sich auf eine Kolbenbürette für eine Bürettenanordnung mit
einem Bürettenzylinder, der an einem Ende eine Ausflußöffnung besitzt und in dem ein
Kolben verschiebbar angeordnet ist.
[0002] Unter einer Bürette versteht man ein mit einer geeichten Skala versehenes, mit einem
Reagenz befüllbares transparentes Rohr mit einem Auslaß zum kontrollierten Abgeben
des Reagenz, das in der Maßanalyse zum volumetrischen Bestimmen von Stoffen dient.
Eine besondere Ausführungsform stellen die Kolbenbüretten dar, die hauptsächlich in
der analytischen Chemie zur Bestimmung unbekannter Stoffmengen in Proben mittels der
Titrimetrie oder in der Mikrobiologie bzw. Gentechnik verwendet werden. Sie stellen
ein hochpräziges Arbeitsmittel dar, so daß an die geometrische Ausbildung der Kolbenbürette,
insbesondere an den Innendurchmesser des Bürettenzylinders, hohe Anforderungen gestellt
werden.
[0003] Wahrend bei den klassischen Büretten das Reagenz vermittels der Schwerkraft aus einem
senkrecht stehenden, unten mit einem Hahn versehenen und mit dem Reagenz befüllten
Glasrohr ausgetragen wird, ist bei Kolbenbüretten das Glasrohr als Bürettenzylinder
ausgebildet, in welchem zum Fördern des Reagenz ein Kolben verschiebbar angeordnet
ist. Das dosierte Volumen wird durch den Verschiebeweg des Kolbens gemessen und angezeigt.
[0004] Derartige Kolbenbüretten sind gängiger Stand der Technik.
[0005] Die Fig. 6 zeigt das Prinzip einer derartigen Kolbenbürette. In einem als Zylinder
4 wirkenden, kalibrierten Glasrohr befindet sich ein Kolben 3, der manuell oder mittels
eines (nicht dargestellten) Motors auf- und abbewegt werden kann. Für den Betrieb
der bekannten Kolbenbürette sind zwei Ventile 1, 2 notwendig, wobei das Ventil 1 beim
Ansaugen des Reagenz in den Zylinder 4 öffnet und das Ventil 2 beim Ausstoßen des
Reagenz aus dem Zylinder öffnet. Im Ruhestand des Kolbens - und zwar in jeder beliebigen
Position zwischen oberem und unterem Endpunkt als Grenzen - sind beide Ventile geschlossen.
Die Lage der Ventile ist in Fig. 6 gekennzeichnet.
[0006] Bei einer Anwendung in der analytischen Chemie ist das Ansaugventil 1 über einen
Ansaugschlauch 6 mit einem Vorratsgefäß 7 verbunden, in dem sich ein Reagenz bekannter
Zusammensetzung und Konzentration befindet. Das Auslaßventil 2 ist über einen Dosierschlauch
5 mit einer Vorrichtung, in der Regel einer Titrierspitze, verbunden, die sich oberhalb
eines (nicht dargestellten) Vorlagegefäßes mit der unbekannten Lösung (Analysegefäß)
befindet.
[0007] Bei der Durchführung der Analyse wird durch eine Abwärtsbewegung des Kolbens 3 das
Reagenz aus dem Vorratsgefäß 7 angesaugt und nach Umschalten des Ventilsystems beim
Bewegen des Kolbens in die andere Richtung über die Titrierspitze in genauen Volumenschritten
in das Analysengefäß abgegeben. Die Analyse gilt als beendet, wenn die Reaktion im
Analysengefäß vollständig ist und dies mit Hilfe eines Sensors oder eines im Analysengefäß
erfolgten Farbumschlages festgestellt wurde. Die Menge der abgegebenen Reagenzlösung
wird an der Anzeige an der Kolbenbürette abgelesen oder aus der Anzahl der Volumenschritte
ermittelt und daraus das Analysenergebnis berechnet.
[0008] Bei den bekannten Bürettenanordnungen ist die Kolbenbürette fest in der Bürettenanordnung
integriert. Sie benötigen daher ein dem Bürettenzylinder über zwei Öffnungen vorgeschaltetes
relativ aufwendiges Ventilsystem, da die Richtigkeit der Volumenbestimmung maßgebend
von der Präzision abhängt, mit der das Ventilsystem arbeitet, insbesondere was etwaige
Leckagen sowie Totvolumina im Ventilsystem betrifft. Entscheidend für die Richtigkeit
und Genauigkeit der Volumenbestimmung ist ferner die hohe Konstanz des Innendurchmessers
über die Lange des Bürettenzylinders. Hierfür werden in der Regel speziell kalibrierte
Glasrohre eingesetzt, sogenannte Präzisions-Diluter, die in einem Heißformgebungsvorgang
auf einen präzisen Innendorn aufgeschrumpft werden. Die bekannten Bürettenzylinder
aus Glas sind daher neben dem Nachteil der Bruchempfindlichkeit sehr teuer und bedingen
dadurch eine Mehrfachverwendung mit der Notwendigkeit einer aufwendigen Reinigungsprozedur
beim Reagenzwechsel. Dabei müssen mit Nachteil das Ventilsystem, die Kolbenbürette,
die Ansaugleitung aus dem Reagenzgefäß und der Kolben gereinigt, getrocknet und zusammengebaut
werden.
[0009] Ferner wird ein separates Vorratsgefäß für das Reagenz benötigt, das über Verbindungsleitungen
mit dem Ventilsystem verbunden ist.
[0010] Es ist auch eine Dosiervorrichtung mit einem Kolben-/Zylindersystem bekannt (DE 43
10 808 A1), die zwar analog einer Bürette verwendet werden kann, aber keine Kolbenbürette
ist. Diese bekannte Dosiervorrichtung, die als vorgefüllte Einheit im Sinne eines
Einmalartikels ausgebildet sein kann, geht von auf übliche Weise hergestellten Glaszylindern
mit schwankenden Durchmessern von Zylinder zu Zylinder aus und berücksichtigt die
Durchmesserschwankungen dadurch, indem für jeden einzelnen Bürettenzylinder der Innendurchmesser
ermittelt und, vorzugsweise auf dem Dosierzylinder maschinenlesbar in Form eines Balkenkodes
gespeichert, d. h. markiert wird sowie beim Dosiervorgang bei der Berechnung des Dosierhubes
elektronisch berücksichtigt wird.
[0011] Diese bekannte Konzeption hat entscheidende prinzipielle Nachteile.
[0012] Es muß in einem aufwendigen Verfahren für jeden einzelnen Dosierzylinder der individuelle
Innendurchmesser gemessen und gespeichert bzw. markiert werden.
[0013] Durch die elektronische "Durchmesseraufbereitung" wird weiterhin ein Wechsel des
Dosierzylinders bei vorgefüllten Dosierzylindern erschwert. Es muß jeweils der neue
Durchmesser eingestellt werden, was Betätigungen an der elektronischen Dosier-Einheit
und damit entsprechend geschultes Personal notwendig macht.
[0014] Ein weiterer Nachteil des bekannten Dosierzylinders besteht darin, daß durchmesserangepaßte
Kolbenstopfen verwendet werden müssen, was einmal eine entsprechende Lagerhaltung
und Logistik und zum anderen einen "Suchvorgang" bei der Herstellung von vorgefüllten
Dosierzylindern notwendig macht. Würde man dies nicht tun, d. h. würde man nur mit
Stopfen eines vorgegebenen Durchmessers arbeiten, käme es zu mechanischen Problemen
bei Dosierzylindern mit engem Durchmesser, die im schlechtesten Fall dazu führen könnten,
daß die Reibkräfte zwischen Kolben und Zylinderinnenwand nicht mehr überwunden werden
können, zumal die vorgenannte Schrift zu Gleitmitteln keine Ausführungen macht.
[0015] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, die eingangs bezeichnete Kolbenbürette
so auszubilden, daß ihr Aufbau und ihre Handhabung wesentlich einfacher als im bekannten
Fall sind.
[0016] Die Lösung dieser Aufgabe gelingt gemaß der Erfindung mit einem Bürettenzylinder,
- der im Wege des Spritzgießens mit hoher Präzision und engtolerierten Maßen als Kunststoff-Spritzgußteil
ausgebildet ist, welcher zwischen 10 % und 100 % aus einem Cycloolefin-Copolymer (COC)
besteht,
- der als mit einer Reagenz vorgefüllte und lang lagerfähige selbständige Einheit ausgebildet
ist, die an der Bürettenanordnung wechselbar anbringbar ist,
- von dem ein, eine Ausflußöffnung vorgebendes Ende im Lagerungszustand mit einem abnehmbaren
Verschlußelement und im Anwendungsfall mit einem Anschlußstück eines Dosierschlauches
versehbar ist, und
- dessen anderes Ende mit einem Kolben verschließbar ist, der verschiebbar in dem Bürettenzylinder
aufgenommen ist.
[0017] Durch diese Konzeption ist es erstmals auf wirtschaftliche Weise möglich, Bürettenzylinder
herzustellen, die einen präzisen Innendurchmesser aufweisen und der für alle nach
dem vorgegebenen Maß gefertigten Bürettenzylinder gleich ist. Diese so hergestellten
Bürettenzylinder haben daher von Zylinder zu Zylinder einen gleichbleibend konstanten
Durchmesser.
[0018] Die im Fall der DE 43 10 808 A 1 beschriebenen aufwendigen, die Herstellung der Dosierzylinder
verteuernden Maßnahmen, entfallen bei der Erfindung, da sozusagen durch den einfachen
Fertigungsprozeß selbst - das Spritzgießen - quasi "ab ovo" ein von Zylinder zu Zylinder
konstant bleibender Durchmesser vorgegeben wird. Die Kostensituation ist aber gerade
bei Einmalartikeln, um die es bei der Erfindung geht, ein wesentlicher Gesichtspunkt.
[0019] Der erfindungsgemäße Kunststoff-Bürettenzylinder ist kostengünstig mit hoher Präzision
herstellbar und eignet sich daher für eine einmalige Verwendung, so daß sämtliche
Reinigungsprozeduren entfallen. Für die unterschiedlichen Reagenzien werden unterschiedlich
vorgefüllte Bürettenzylinder mit unterschiedlichen Volumina als Lagerungsbehältnis
bereitgehalten.
[0020] Der erfindungsgemäße Kunststoff-Bürettenzylinder ist ferner bruchsicher auf einfache
Weise in die Standard-Bürettenanordnungen integrierbar und auf einfache Weise mit
engen Toleranzen herstellbar, insbesondere wenn er im Wege des Spritzgießens hergestellt
wird. Die Spritzgießform gibt die notwendigen engtolerierten Maße für den Bürettenzylinder
präzise vor. Die Auswahl des transparenten Kunststoff-Typs ermöglicht eine optische
Kontrolle des Inhaltes, Kontrolle von Luftblasen etc. Er kann dabei eingefärbt werden,
um Lichtschutz benötigende Reagenzien einsetzen zu können.
[0021] Der verwendete Kunststoff, der Cycloolefincopolymere (COC) enthält, ist sehr inert
gegenüber den üblichen Reagenzien, und er besitzt ferner eine sehr geringe Wasserdampfdurchlässigkeit,
wodurch eine relativ lange Lagerzeit des vorgefüllten Bürettenzylinders, solange er
als Lagerungsbehältnis dient, gegeben ist ohne daß sich die Konzentration des Reagenz
in unzulässiger Weise verändert. Durch seine Härte verhindert er auch eine mechanische
Deformation des Bürettenzylinders bei der Dosierung.
[0022] Durch den mit dem Reagenz, z.B. der Titrationslösung, bereits vorgefüllten Bürettenzylinder,
entfällt die Notwendigkeit, dem Bürettenzylinder ein Ventilsystem mit einem Vorratsgefäß
für das Reagenz vorzuschalten, wodurch auch der Bürettenzylinder keine Einlaßöffnung
mehr, sondern nur noch eine Auslaßöffnung für das vorgefüllte Reagenz aufweisen muß.
Der vorgefüllte Bürettenzylinder kann dabei mit Vorteil gleichzeitig als Lagerungsbehältnis
für das anzuwendende Reagenz dienen. Da sich die erfindungsgemäße Kolbenbürette einfach
und damit schnell, sowie sicher auf die Kolbenbürettenanordnung aufsetzen läßt, gewährleistet
die Erfindung auch einen schnellen und sicheren Betrieb der Anordnung, sowie die Umstellung
auf ein anderes Reagenz. Dabei erfolgt im Fall der Erfindung im Gegensatz zu der beschriebenen
Dosiereinheit nach der DE 43 10 808 A 1 der Wechsel der vorgefüllten Bürettenzylinder
rein mechanisch im Handbetrieb, ohne daß man auf weitere Bedingungen zu achten hätte,
da die Durchmesser der einzelnen vorgefüllten Bürettenzylinder bereits von der Herstellung
her konstant sind.
[0023] Für oxidationsempfindliche Reagenzien, wie Thiosulfatlösungen, die durch Sauerstoff
während der Lagerung oxidiert werden könnten, werden gemäß einer weiteren Ausgestaltung
der Erfindung als Werkstoff für den Bürettenzylinder Kunststoffe verwendet, die aus
Polyethylennaphtylat (PEN), Polyethylenterephalat (PET) oder blends daraus bestehen.
[0024] Bei sehr empfindlichen Reagenzien ist die Kunststoffwandung des Bürettenzylinders
gemaß einer weiteren Ausgestaltung der Erfindung mit einer Sperrschicht, vorzugsweise
gegen Sauerstoff, versehen oder für die Lagerdauer eine Umverpackung (Beutel) aus
Aluminiumfolien oder speziellen Gasbarrierefolien vorzusehen.
[0025] Der Bürettenzylinder kann auch mehrlagig aus verschiedenen Kunststoffen aufgebaut
sein.
[0026] Der Bürettenzylinder kann gemäß einer Weiterbildung der Erfindung zur Erniedrigung
der Reibungskräfte bei der Bewegung des Kolbens mit einem Gleitmittel, wie Silikonöl,
versehen sein; dieser wird zweckmäßig schon bei der Formung des Bürenenzylinders im
Spritzgrußverfahren mit in die Kunststoffmasse eingebracht. Diese Gleitmittel unterstützen
im Fall der Erfindung neben dem harten Kunststoff COC das Ziel, eine mechanische Deformation
des Kunststoff-Büretenzylinders zu vermeiden, was noch in der beschriebenen DE 43
10 808 A 1 als wesentlicher Nachteil der bekannten Kunststoff-Dosierzylinder dargestellt
wird.
[0027] Die die einzige Auslaßöffung am Dosier-, insbesondere Bürettenzylinder verschließende
Verschlußkappe besteht insbesondere aus einem Elastomer, vorzugsweise aus Gummi wie
Halogenobutylkautschuk, Silikonelastomer oder thermoplastischen Elastomeren.
[0028] Der bewegliche Kolben besteht vorzugsweise aus einem steifen Kunststoff, wie z.B.
aus Fluoropolymeren, PTFE, ETFE, FEP oder anderen Kunststoffen mit einem niedrigen
Reibungskoeffizienten und hoher chemischer Beständigkeit. Ebenfalls können Elastomere
mit einer Fluoropolymerbeschichtung verwendet werden, für einfache Anwendungsfälle
sind auch übliche Kautschukmaterialien, z. B. Brom- oder Chlorobutylkautschuke einsetzbar.
[0029] Anhand von in den Zeichnungen dargestellten Ausführungsbeispielen wird die Erfindung
näher erläutert.
[0030] Es zeigen:
- Fig. 1
- einen Längsschnitt durch die erfindungsgemäße Kolbenbürette mit einer verriegelbaren
Kegelverbindung an der Ausflußöffnung,
- Fig. 2
- einen Längsschnitt durch eine Ausführungsform einer Abschlußkappe für die Kegelverbindung
nach Fig. 1,
- Fig. 3
- eine schematische Darstellung eines Dosierschlauches mit Titrierspitze und einem Anschluß
an die Kegelverbindung nach Fig. 1,
- Fig. 4
- einen Ausschnitt aus einem Längsschnitt des erfindungsgemäßen Bürettenzylinders mit
einer einfachen Kegelverbindung an seiner Ausflußöffnung.
- Fig. 5
- einen Ausschnitt aus einem Längsschnitt des Bürettenzylinders mit einem abgerundeten
Kopf und einer Elastomerkappe als Verschluß, und
- Fig. 6
- in einer schematischen Darstellung eine herkömmliche Bürettenanordnung.
[0031] Die Fig. 1 zeigt eine Kolbenbürette für eine Bürettenanordnung 10, bestehend aus
einem Bürettenzylinder 11, der an seinem oberen Ende eine Ausflußöffnung 12 mit einer
verriegelbaren Kegelverbindung 12a besitzt. Anstelle der Kegelverbindung sind auch
möglich eine Bajonettverbindung, Schraubverbindung, Preßkupplung, etc.. In dem Bürettenzylinder
11 ist ein Kolben 13 verschiebbar angeordnet, der zugleich die Funktion eines Verschlußstopfens
während der Lagerung der Kolbenbürette hat. Der Bürettenzylinder 11 ist mit einem
angeformten flanschartigen Ansatz 14 versehen und über diesen Flansch mit symbolisch
angedeuteten Befestigungsmitteln 15, die auf bekannte Weise realisiert werden können,
mit der Bürettenanordnung 10 verbunden. Anstelle des Flansches kann auch ein Außengewinde
zum Einschrauben des Bürettenzylinders oder auch ein glatter Zylinder, der in ein
Twist-lok oder ähnliches Bohrfutter etc. eingespannt wird, vorgesehen sein.
[0032] Innerhalb dieser Bürettenanordnung ist ein Antrieb 16 zum Bewegen des Kolbens 13
- symbolisch dargestellt - angeordnet.
[0033] Anstelle der motorischen Bewegung kann die Anordnung auch so getroffen werden, daß
der Kolben manuell bewegbar ist.
[0034] Der Bürenenzylinder 11 ist mit einer Reagenz 17 vorgefüllt, wobei der Zylinder auf
der einen Seite durch den Kolben 13 und auf der anderen Seite mit seiner Ausflußöffnung
12 mit einem Verschlußelement 18 gemäß Fig. 2 dicht verschlossen ist. Dieses Verschlußelement
18 ist mittels eines flanschartigen unteren Randes 18a, der auch nur teilweise peripher
ausgebildet sein kann, und als Außengewindegang fungiert, in die Kegelverbindung 12a
einschraubbar, wobei der Innenfortsatz 18b unmittelbar die Öffnung 12 abdichtet.
[0035] Diese so ausgebildeten Bürettenzylinder 11 werden nach ihrer Befüllung zunächst gelagert,
d.h. sie bilden unmittelbar zugleich auch das Lagerungsbehältnis für das zu verwendende
Reagenz und werden erst im Verwendungsfall mit der Bürettenanordnung verbunden, d.h.
auf ihr aufgesetzt. Danach wird die Verschlußkappe 18 abgenommen und der Dosierschlauch
19 gemäß Fig. 3 einschließlich seiner Titrierspitze 20 mit einem kappenartigen Kegelverbindungsanschluß
21, der ähnlich der Verschlußkappe nach Fig. 2 mit einem Außengewindegang 21a versehen
ist, auf die Kegelverbindung 12a aufgeschraubt. Danach ist die Kolbenbürette betriebsbereit.
[0036] Der Bürettenzylinder 11 besteht aus Kunststoff. Besondere Bedeutung hinsichtlich
der Langzeitlagerfähigkeit haben dabei die Kunststoffe, die überwiegend aus transparenten
Cycloolefincopolymeren (COC) bestehen, z.B. der Kunststoff TOPAS® -Typ 8007 der Firma
Hoechst AG, oder APEL® der Fa. Mitsui Petrochemical oder Zeonex® der Fa. Nippon Zeon.
[0037] Die Wandstärke des Bürettenzylinders beträgt vorzugsweise ca. 1 mm mit einer Toleranz
des inneren Durchmessers von weniger als 0,1 mm, was eine sehr hohe Dosiergenauigkeit
ergibt.
[0038] Die Verschlußkappe 18 nach Fig. 2 besteht vorzugsweise aus Halogenobutylkautschuk,
wobei auch andere geeignete Elastomere sowie thermoplastische Elastomere (TPE) verwendet
werden können.
[0039] Der Kolben 13 besteht vorzugsweise aus PTFE oder ebenfalls aus einem Halogenobutylkautschuk
oder TPE.
[0040] Für oxidationsempfindliche flüssige Reagenzien, z.B. Thiosulfatlösungen, die durch
Sauerstoff während der Lagerung oxidiert werden können, findet vorzugsweise ein Kunststoff
mit geringer Sauerstoffpermeation wie Polyvinylchlorid (PVC), Polyethylennaphtylat
(PEN) oder andere Polyester-Anwendung.
[0041] Bei sehr empfindlichen Reagenzien ist es zweckmäßig, auf den aus Kunststoff bestehenden
Bürettenzylinders 11, wie in Fig. 1 auszugsweise dargestellt, eine Sperrschicht 22
gegen Sauerstoff aufzubringen. Die Aufbringung einer derartigen Sperrschicht gehört
gemaß der DE 44 38 359A1 zum Stand der Technik.
[0042] Vorzugsweise wird der Bürettenzylinder 11 einschließlich des angeformten Flansches
14 im Wege des Spritzgießens hergestellt. Dabei kann ein Gleitmittel schon bei der
Formung des Bürettenzylinders mit in die Kunststoffmasse eingebracht werden.
[0043] In der Fig. 4 ist eine Variante für die Ausbildung des Kopfes des Bürettenzylinders
11 dargestellt. Anstelle der verriegelbaren Kegelverbindung 12a nach Fig. 1 ist gemäß
Fig. 4 eine nicht verriegelbare Kegelverbindung 12b vorgesehen, die, solange der Bürettenzylinder
als Lagerungsbehältnis fungiert, ebenfalls mit einer Elastomerkappe analog Fig. 2
verschließbar ist, wobei zum Anschluß des Dosierschlauches 19 derselbe Anschluß (siehe
Fig. 3 Element 21) verwendet werden kann.
[0044] In den Fig. 1 und 4 ist der Kopf des Bürettenzylinders 11 eckig ausgebildet. Es versteht
sich, daß er auch andere Formen haben kann, z. B. abgerundete Konturen mit einem spitz
zulaufenden konischen Anschluß. Eine solche Ausführungsform in Verbindung mit einer
Elastomerkappe 23 ist in der Fig. 5 dargestellt.
[0045] Der Bürettenzylinder kann auch die Konfiguration von genormten Fertigspritzen gemaß
DIN 13 098 haben.
[0046] Typische Füllvolumina der Bürettenzylinder liegen zwischen 2 ml und 100 ml, der Innendurchmesser
der Bürettenzylinder hängt von der jeweils geforderten Dosiergenauigkeit ab, er liegt
typischerweise im Bereich von ca. 4 mm bis ca. 26 mm.
[0047] Anstelle des trapezförmigen Verschlußelementes 18 nach Figur 2 können auch andere
Verschlußelemente, z.B. ein Knebelverschluß mit Sollbruchstelle, vorgesehen sein.
1. Kolbenbürette für eine Bürettenanordnung, mit einem Bürettenzylinder (11),
- der im Wege des Spritzgießens mit hoher Präzision und engtolerierten Maßen als Kunststoff-Spritzgußteil
ausgebildet ist, welcher zwischen 10 % und 100 % aus einem Cycloolefin-Copolymer (COC)
besteht,
- der als mit einer Reagenz (17) vorgefüllte und lang lagerfähige selbständige Einheit
ausgebildet ist, die an der Bürettenanordnung (10) wechselbar anbringbar ist,
- von dem ein, eine Ausflußöffnung (12) vorgebendes Ende im Lagerungszustand mit einem
abnehmbaren Verschlußelement (18, 23) und im Anwendungsfall mit einem Anschlußstück
(21) eines Dosierschlauches versehbar ist, und
- dessen anderes Ende mit einem Kolben (13) verschließbar ist, der verschiebbar in
dem Bürettenzylinder (11) aufgenommen ist.
2. Kolbenbürette nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß der Kunststoff ein Polyethylennaphtylat (PEN), Polyethylen oder Polypropylen
oder Propylen/Ethylen Copolymere oder ein Polyethylen/Polypropylenblend ist.
3. Kolbenbürette nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Kunststoffwandung des Büretten-Zylinders (11) mit einer Sperrschicht (22)
versehen ist.
4. Kolbenbürette nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Innenwand des Büretten-Zylinders (11) mit einem Gleitmittel versehen ist.
5. Kolbenbürette nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß das Gleitmittel Silikonöl ist.
6. Kolbenbürette nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß das Verschlußelement (18, 23) aus einem Elastomer, vorzugsweise aus Gummi, besteht.
7. Kolbenbürette nach einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß der Kolben (13) aus Fluoropolymeren oder Synthesekautschuken oder Naturkautschuken
oder mit Fluoropolymeren auflaminierten Kautschuken, Gummi oder Teflon besteht.
8. Kolbenbürette nach einem der Ansprüche 1 bis 7, dadurch gekennzeichnet, daß der Büretten-Zylinder (11) mehrlagig aus verschiedenen Kunststoffen aufgebaut
ist.