[0001] Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Vermindern der Eluierbarkeit von Schwermetallen
aus im Flüssigkeitsbad von Naßentaschern oder Naßentschlackern abgekühlten Aschen
oder Schlacken oder Aschen oder Schlacken aus Entaschern oder Entschlackern von Anlagen
zur thermischen Abfallbehandlung.
[0002] Die Entsorgung von kommunalen und industriellen Abfällen in Anlagen zur thermischen
Abfallbehandlung mit dem Ziel der weitgehenden Zerstörung der im Abfall enthaltenen
organischen Verbindungen liefert neben gasförmigen Produkten und Filterstaub feste
Aschen oder Schlacken in einer Menge von 250 bis 350 kg je Tonne Abfall. Die Verbrennungs-
und Pyrolyserückstände in Form von Aschen oder Schlacken enthalten - in unterschiedlichen
Konzentrationen - eine Vielzahl von umweltrelevanten Einzelstoffen, die aufgrund unzureichender
Temperaturen bei der thermischen Behandlung oder zu geringer Verweilzeiten oder wegen
ihrer guten Löslichkeit in Wasser meist nur teilweise in die Asche- oder Schlackematrix
eingebunden sind. Hierzu gehören vor allem Metalle, insbesondere Schwermetalle, und
ihre Verbindungen, Reste von verschiedenen organischen Stoffen, anorganische Chloride
und Sulfate sowie Stickstoffverbindungen.
[0003] Für die weitere Verwendung solcher Aschen oder Schlacken, beispielsweise in der Baustoffindustrie
oder im Straßenbau, oder für die ordnungsgemäße und umweltverträgliche Deponierung
ist entscheidend, daß die Aschen oder Schlacken auch im Langzeitkontakt mit Böden,
Wasser und/oder Atmosphärilien lediglich Schadstoffe in solchen geringfügigen Mengen
freisetzen, die unterhalb der durch Erfahrungswerte festgelegten Standards und gesetzlichen
Richtlinien bleiben. Besondere Bedeutung kommt hierbei toxischen Schwermetallverbindungen
wie des Bleis, Zinks, Cadmiums, Kupfers und anderen Schwermetallen zu, die sich in
den Aschen oder Schlacken von Rückständen bei der thermischen Abfallbehandlung anreichern
und bei pH-Änderung des umgebenden Mediums, beispielsweise durch Kontakt mit Bodenwasser
oder Regenwasser, in nicht unerheblichem Umfang freigesetzt werden.
[0004] Für die Verminderung der Schwermetallmobilisierung aus Rückständen von Anlagen zur
thermischen Abfallbehandlung existieren grundsätzlich zwei unterschiedliche Strategien.
Zum einen wird versucht, einen möglichst großen Teil der Schwermetalle oder Schwermetallverbindungen
in verschiedenen der thermischen Abfallbehadlung nachgeschalteten Stufen, wie etwa
in Naßentaschern oder zusätzlichen Laugungsstufen, durch geeignete Extraktionsmittel
zu lösen und anschließend von der Feststoffmatrix abzutrennen.
[0005] So wird in DE 44 27 899 A1 ein Verfahren beschrieben, bei dem die Aschen oder die
aus ihnen durch Separierung abgetrennten schwermetallreichen Feinfraktionen mit verdünnter
Salzsäure gewaschen und die dabei entstehenden schwermetallhaltigen Lösungen vom festen
Rückstand getrennt und in geeigneter Weise weiter aufbereitet werden. Die Einstellung
von pH-Werten < 5 durch Säurezugabe zu der basisch reagierenden Schlacke erhöht -
wie beispielsweise in Gleis, M.; Hoffmann, G: Behandlungsverfahren zur Verbesserung
der Umweltverträglichkeit von Rückständen aus der Verbrennung von Hausmüll, Fortbildungszentrum
Gesundheits- und Umweltschutz Berlin (Hrsg.), Seminar Rückstände aus Abfallverbrenpungsanlagen
31 (1992) 43-61 beschrieben ist - die Löslichkeit der meisten Schwermetalle beträchtlich.
[0006] In EP 0 730 884 A1 wird demgegenüber vorgeschlagen, die schwermetallhaltigen Rückstände
mit wäßrigen Lösungen von Chelatkomplexbildnern, wie Gluconsäure, Melasse oder ähnlichen
Verbindungen mit mindestens zwei metall-koordinierenden Ankergruppen, zu extrahieren
und die Extrakte separat zu behandeln.
[0007] Die zweite Gruppe von bekannten Verfahren zur Verminderung der Elutionsneigung von
Schadstoffen aus Verbrennungsaschen schlägt die Behandlung der Aschen oder Schlacken
mit solchen chemischen Zusätzen vor, durch die die Löslichkeit von Schwermetallverbindungen
verringert oder die Mobilisierung von Schwermetallen aus den festen Rückständen verlangsamt
wird.
[0008] Es ist bekannt, daß amphotere Schwermetallhydroxide in pH-Bereichen zwischen 8 und
11 am wenigsten löslich sind. Da Müllverbrennungsaschen infolge ihres Gehalts an Calciumoxid
oder Calciumhydroxid bei Kontakt mit Wasser im allgemeinen stark basisch reagieren
(pH-Werte der gesättigten Lösungen zwischen 10 und 13), ist in EP 0 538 598 B1 vorgeschlagen
worden, den im Flüssigkeitsbad eines Entaschers abgekühlten Schlacken als chemische
Puffer wirkende Zusätze zuzuführen, durch die der pH-Wert der flüssigen Phasen auf
Werte zwischen 10,5 und 7 gestellt wird. Damit soll erreicht werden, daß die amphoteren
Schwermetallhydroxide oder -oxide wenigstens teilweise in schwerlösliche Carbonate
überführt werden, die vorzugsweise als Sediment abgeschieden werden. Als puffernde
Zusätze sind beispielsweise Schwefelsäure, vor allem Abfallschwefelsäure, Hydrogencarbonate,
Kohlendioxid, kohlendioxidhaltige Gase, gereinigtes Rauchgas mit 5 bis 15 Vol-% CO
2 und ähnliche Zusätze angewendet worden.
[0009] Ein ähnliches Verfahren wird auch in JP-A-56 067 572 beschrieben.
[0010] In DE 44 16 659 wird zudem vorgeschlagen, die die Baustoffeigenschaften von Schlacken
negativ beeinflussende Eluierbarkeit von Chloriden und Sulfaten durch Zusatz von 0,5
Gew-% Aluminiumhydroxid sowie Calciumoxid und/oder Calciumhydroxid zu vermindern.
[0011] Die bekannten Verfahren zur Verminderung der Schwermetallelution sind jedoch mit
erheblichen Nachteilen verbunden. So wurde gefunden, daß die saure Wäsche selbst bei
pH-Werten < 4 allenfalls zu einer teilweisen Extraktion der Schwermetalle führt, andererseits
aber die mechanischen Eigenschaften der Schlacken drastisch verschlechtert. Die Extraktion
mit Chelatkomplexbildnern vervrsacht zusätzliche Aufwendungen zur Aufarbeitung des
Extrakts und zur Rückgewinnung der Chelatliganden. Außerdem sind zusätzliche Waschstufen
erforderlich, weil andernfalls Kohlenstoffgehalt (TOC) und Glühverlust der Schlacken
unzulässig erhöht werden. Die pH-Wert-Regulierung zur Einstellung des dem Löslichkeitsminimum
entsprechenden optimalen pH-Wertes ist regelungstechnisch aufwendig, verläuft aufgrund
des stark heterogenen Charakters der Aschen oder Schlacken vielfach unvollständig
und bleibt in ihrer Wirkung auf die oberflächennahen Schichten begrenzt.
[0012] Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein einfaches und kostengünstiges Verfahren
zu entwickeln, das den Gehalt an eluierbaren Schwermetallverbindungen in Aschen oder
Schlacken deutlich vermindert und gleichzeitig die Wirksamkeit des Verfahrens wesentlich
verbessert.
[0013] Die Aufgabe wird erfindungsgemäß dadurch gelöst, daß die Aschen oder Schlacken in
Gegenwart einer wäßrigen Phase und/oder Wasserdampf einem erhöhten Druck ausgesetzt
werden. Weitere Vorteile und Einzelheiten sind in den Unteransprüchen angegeben.
[0014] Die verfahrensgemäße Behandlung führt - wie Untersuchungen gezeigt haben - dazu,
daß die Schwermetallverbindungen in weniger lösliche Feststoffphasen überführt und/oder
in weniger rasch mobilisierbare mineralische Matrizes eingebunden werden, so daß ihre
Verfügbarkeit entscheidend verringert wird. Das Ausmaß der Löslichkeitsverminderung
steigt sowohl mit dem angewandten Druck als auch mit der Dauer der Druckbehandlung.
Deutliche Verbesserungen der nach dem Standardverfahren DEV S4 erhaltenen Eluatwerte
für Schwermetalle werden bereits bei Druckstufen > 2 bar und bei Verveilzeiten von
10 bis 15 Minuten beobachtet.
[0015] In besonders bevorzugten Ausführungsvarianten des erfindungsgemäßen Verfahrens werden
Drücke von 5 bis 15 bar und Verweilzeiten von 15 bis 60 Minuten angewendet. Für das
erfindungsgemäße Verfahren ist weiterhin kennzeichnend, daß die Atmosphäre über dem
zu behandelnden Feststoffgemisch während der Druckbehandlung zumindest teilweise aus
Wasserdampf besteht. Es ist überraschend, daß bei Anwendung des erfindungsgemäßen
Verfahrens auch die Eluatwerte für Calciumsalze und Sulfate stark vermindert werden.
Dies läßt darauf schließen, daß im Verlauf der Behandlung die in den Aschen als Festphasen
vorliegenden Calciumoxide oder -hydroxide zumindest teilweise in Calciumsilicate,
stabilere CaO-Al
2O
3-SiO
2-Phasen oder ettringitartige Feststoffphasen umgewandelt werden, die einen Teil der
Schwermetalle einschließen und den Phasenbestand natürlicher Gesteine annähern. Wie
die Untersuchungen gezeigt haben, werden die mechanischen Eigenschaften der Aschen
oder Schlacken durch die Druckaufgabe nicht nachteilig beeinflußt. Es ist sogar ein
positiver Nebeneffekt der erfindungsgemäßen Lösung, daß im Ergebnis von Agglomerationsvorgängen
eine Kornvergröberung oder Verfestigung des behandelten Materials eintritt.
[0016] Die Erfindung wird nachstehend anhand eines Ausführungsbeispiels näher erläutert.
[0017] Etwa 1 kg Asche der Korngröße < 9,5 mm werden in einem Autoklaven vorgelegt und mit
Wasser so überschichtet, daß die Oberfläche der Asche gerade bedeckt ist (Volumen
des Wassers ca. 300 ml). Anschließend wird der Autoklav verschlossen. Dann wird der
Reaktormantel aufgeheizt, so daß Drücke von 5, 10 oder 13 bar aufgegeben werden. Die
Verveilzeit bei konstantem Druck beträgt für alle Versuche 120 min. Direkt nach der
Druckbehandlung werden die Aschen nach DEV S4 eluiert und die Eluate analysiert.
Ergebnistabelle:
[0018]
| |
Eluatwerte |
| Druck (bar] |
pH [-] |
Ca (mg/kg TS] |
Pb [mg/kg TS] |
Zn [mg/kg TS] |
| unbehandelt |
12,4 |
7.939 |
4,81 |
6,75 |
| 5 |
11,2 |
1.810 |
0,86 |
0,21 |
| 10 |
10,9 |
1.405 |
0,79 |
0,16 |
| 15 |
11,4 |
2.258 |
0,93 |
0,09 |
[0019] Die Ergebnisse der durchgeführten Versuche weisen aus, daß die Eluierbarkeit bestimmter
Schwermetalle eindrucksvoll gemindert wird. Die Untersuchung unbehandelter Asche zeigt
eine Blei-Konzentration im Eluat von 4,81 mg/kg Trockensubstanz. Bei der behandelten
Asche wird der Bleigehalt des Eluats auf Werte unterhalb von 1 mg/kg Trockensubstanz
reduziert. Noch deutlichere Reduktionen werden für das ebenfalls amphotere Schwermetall
Zink erhalten. Hier reduzieren sich die Eluatkonzentrationen von 6,75 mg/kg Trockensubstanz
auf Werte um 0,2 mg. Dies entspricht einer mittleren Reduktion von 93%.
[0020] Zur Ergänzung sind in der Ergebnistabelle die Intensität der Druckbehandlung, der
sich einstellende pH-Wert des Eluates und die Calcium-Konzentration aufgeführt. Mit
zunehmender Intensität der Druckbehandlung tritt eine zunehmende Reduktion der Eluatkonzentrationen
für Zink auf.
[0021] Die Reduktion der Bleikonzentrationen im Eluat hängt ebenfalls von der Behandlungsdauer
ab, wobei sich zusätzlich Störeinflüsse bemerkbar machen, die sich auch auf den pH-Wert
und die Calciumkonzentration im Eluat auswirken. Die Störeinflüsse sind auf natürliche
Schwankungen in der Zusammensetzung von Rostaschen zurvckzuführen. Die Versuchsergebnisse
weisen aus, daß die Reduktion der Bleieluatkonzentration im Mittel 82% beträgt.
[0022] Die Darstellung der Ergebnisse beschränkt sich, stellvertretend für die Stoffgruppe
der amphoteren Metalle, auf die beiden Schwermetalle Blei und Zink. Durch eine analoge
Behandlung von Verbrennungsrückständen werden die Eluatkonzentrationen auch anderer
amphoterer Metalle und deren Verbindungen wirkungsvoll gemindert.
1. Verfahren zum Vermindern der Eluierbarkeit von Schwermetallen aus im Flüssigkeitsbad
von Naßentaschern oder Naßentschlackern abgekühlten Aschen oder Schlacken oder Aschen
oder Schlacken aus Entaschern oder Entschlackern von Anlagen zur thermischen Abfallbehandlung,
dadurch gekennzeichnet, daß die Aschen oder Schlacken in Gegenwart einer wäßrigen
Phase und/oder Wasserdampf einem erhöhten Druck ausgesetzt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Aschen oder Schlacken bei
einem Druck von 2 bis 20 bar, vorzugsweise 5 bis 15 bar, und für einen Zeitraum von
5 bis 240 Minuten, vorzugsweise 15 bis 60 Minuten, behandelt werden.
3. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Gasphase
über den Aschen oder Schlacken während der Druckbehandlung in Sättigung an Wasserdampf
gehalten wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Druckbehandlung
bei Raumtemperatur oder bei Temperaturen bis maximal 200 °C vorgenommen wird.